Datum: 30.11.2019

Die Baustellen Medienart: Print 8135 Langnau a. Albis Medientyp: Fachpresse 043/ 377 89 04 Auflage: 14'000 Seite: 126 Auftrag: 1015977 Referenz: 75630345 https://fachkom.ch/ Erscheinungsweise: monatlich Fläche: 33'103 mm² Themen-Nr.: 278.013 Ausschnitt Seite: 1/2 Im Idyll wird ein Haus verschoben Im Graubündner Kleinstort sind vor wenigen Wochen die Vorbereitungsarbeiten zur Verschiebung eines historisch wertvollen Gebäudes angelaufen. Die Kritik an der Verschiebung aber ebbt nicht ab. Text: Beat Matter Bis Ende 2015 war Mulegns mit weniger alsde denkmalpflegerische Wichtigkeit erlangt. 30 Einwohnern die kleinste Gemeinde desAuch deshalb entspann sich in den vergan- Kantons Graubündens. Seither bildet dergenen Monaten eine erstaunlich angeregte Ort zusammen mit , , Marmo-Diskussion um das Gebäude. rera, Riom-Parsonz, , , SurVerkehr soll verflüssigt werden und Tinizong-Rona die neue Gemeinde Sur-Die enge Führung der Julierstrasse durch ses. Aus den Brosamen ist die flächenmäs-den Ort und an der «Weissen Villa» vorbei sig zweitgrösste Gemeinde Graubündensgehört zu den prägenden Merkmalen der und hinter Glarus Süd die drittgrösste derJulierstrecke, die im Bundesinventar der his- ganzen Schweiz entstanden. torischen Verkehrswege der Schweiz als Dieses Mulegns dürfte zahlreichen winter- national bedeutend bewertet wird. Seit rund sportorientierten Schweizern bekannt sein, 20 Jahren aber wird im Ort und im Kanton ohne dass sie es wirklich kennen. Das Ört- darüber diskutiert und gestritten, wie der chen liegt zwischen Savognin und Bivio an Verkehr durch Mulegns verflüssigt werden der Julierstrasse, kurz bevor sich diese mit könnte. Zunächst plante der Kanton den den letzten Kurven zum -Stausee Rückbau des auffälligen Gebäudes. Letzten hochwindet. Auch die zügigste Strassenrou- Herbst kam die Idee auf, zur Strasse hin ei- te vom Mittelland nach St. Moritz und Sama- nen Teil des Gebäudes zu amputieren, um den führt an Mulegns vorbei. Entsprechend den Flaschenhals für den Verkehr zu verbrei- hoch sind die Durchfahrtszahlen. tern. Seit Frühling aber etablierte sich der Mulegns brennt sich deshalb im Gedächtnis von der Kulturstiftung Origen angestossene von Autofahrern fest, weil sich die im Kleinst- Vorschlag, die «Weisse Villa» zu verschie- ort verengte Julierstrasse in einem eng ge- ben. Das Vorhaben fand Zustimmung und führten S an den paar Häusern vorbei- Unterstützung beim Kanton, mehreren Ge- schlängelt. Am schmalsten ist die Durchfahrt meinden sowie verschiedenen privaten För- bei der «Weissen Villa». Das stattliche weis- derern. Im September 2019 starteten die se Haus stammt aus dem Jahr 1856 und Vorbereitungsarbeiten für die Verschiebung. wurde im Auftrag eines Bündner Auswande- Im Herbst 2020 soll sich das Gebäude ef- rers erstellt, der in Frankreich als Zuckerbä- fektiv auf den Weg machen. cker zu Vermögen kam und sich in einem repräsentativen Bau in Mulegns zur Ruhe Aufflammen der Diskussion setzen wollte. Als erhaltener Altbau, aber Obwohl die Vorarbeiten zur Verschiebungs- auch als Zeuge einer prägenden Emigrati- aktion vor ein paar Wochen angelaufen sind, onsgeschichte des Kantons hat das Gebäu-

ARGUS DATA INSIGHTS® Schweiz AG | Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich T +41 44 388 82 00 | E [email protected] | www.argusdatainsights.ch Datum: 30.11.2019

Die Baustellen Medienart: Print 8135 Langnau a. Albis Medientyp: Fachpresse 043/ 377 89 04 Auflage: 14'000 Seite: 126 Auftrag: 1015977 Referenz: 75630345 https://fachkom.ch/ Erscheinungsweise: monatlich Fläche: 33'103 mm² Themen-Nr.: 278.013 Ausschnitt Seite: 2/2

intensivierte sich jüngst die Diskussion für oder wider Verschiebung von Neuem. Es melden sich Architekturjournalisten sowie Planer und Heimatschützer öffentlich und vornehmlich kritisch zu Wort und sorgen da- für, dass die «Weisse Villa» im kleinen Bünd- ner Ort landesweit zum Begriff und deren Verschiebung negativ bewertet wird. Vor gut sieben Jahren wurde in Zürich-Oerli- kon das MFO-Gebäude verschoben, um dem Ausbau des Bahnhofs Platz zu machen. MitderÜbertragungderArbeitenim Schweizer Fernsehen wurde die Verschie- bung zum landesweit bewunderten Happe- ning, in welchem die Baubranche glänzen konnte. Findet derselbe zupackende Hei- matschutz im idyllischen Bergland und im Kontext mit einer Strasse statt, fällt die Beur- teilung kurioserweise ganz anders aus.

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