INHALT Informationen für Deutschland und Europa 03.08

Aktuell

Abfall, Chemie & Emissionen 8 Globalisierung & Eine Welt 11 Klima & Energie 12 Konsum & Verbraucherschutz 16 Landwirtschaft & Gentechnik 17 Naturschutz & Biodiversität 19 Themen des Monats Stadt & Region 21 Tierschutz & Ethik 22 Umweltpolitik & Umweltrecht 23 Energiepolitik Verkehr & Tourismus 26 Wasser & Meere 27 Zertifikate sind geduldig RECS-Zertifikate können Atom- und Kohlestrom grün färben, aber auch echten Ökostrom zählen verbände Seite 2

Aus den Verbänden 30 Müllentsorgung Preise & Ausschreibungen 31 Etwas ist faul im Freistaat Sachsen Auch ohne den Müll von Neapels Straßen ist die sächsische Service Abfallpolitik eine anrüchige Sache Seite 4 Rezensionen 32 Internet 34 Biokraftstoffe Neu erschienen 35 Impressum 35 Pflanzensprit mit Ökolabel? Termine 36 Das Bundesagrarministerium lässt ein Nachhaltigkeitszertifikat für die Biomasseproduktion entwickeln Seite 6

Interview: Slowenien ANU-Informationsdienst 37 Qualitätssicherung: „Wir sind oft besser als die Regierung“ Schweiz bewertet Umweltbildung Slowenien hat die EU-Ratspräsidentschaft inne, aber für seine Umweltschützer nicht viel übrig Seite 25 Themen

Energiepolitik Zertifikate sind geduldig RECS-Zertifikate können Atom- und Kohlestrom grün färben, aber auch echten Ökostrom zählen

Das europaweite Zertifikatesystem RECS ist vom trockenen Technikbegriff zum kontroversen Medienthema geworden. Die Energiekonzerne deklarieren damit Strom aus ihren Kohle- und Atomkraftwerken zu Ökostrom um – so der Vorwurf. VerbraucherInnen sind verunsichert: Bringt der Wechsel zu einem Ökostromanbieter doch nichts für die Energiewende? Umweltverbände raten zu einem genauen Blick auf die Eigentumsverhältnisse.  VON ANKE SIEGERT, GRÜNE LIGA

Von Ökoschwindel und ins Netz eingespeist wurde. Wer ein Ökostrom hinaus würde zu dem gleichen und legaler Ökostromwäsche war die Rede. Zertifikat kauft, hat damit das Recht, die Ergebnis führen, liegt aber zurzeit noch in Die Stadtwerke Kassel, die ihre Energiever- entsprechende Menge eigenen Stroms als zu weiter Ferne. Der Grund: Die meisten sorgung komplett auf „Ökostrom“ umge- Ökostrom zu verkaufen. Durch die Zerti- Zertifikate werden in Skandinavien ge- stellt hatten, waren soeben noch hoch ge- fizierung soll sichergestellt werden, dass kauft. Ein Blick auf die Stromproduktion lobt worden. Aber dann stellte sich heraus, keine Doppelvermarktung von Ökostrom in Europa zeigt, dass es ein sehr großes dass sie lediglich sogenannte RECS-Zerti- stattfindet. Angebot an Wasserkraftstrom gibt und es fikate eingekauft hatten. Nun wurden sie Das Problem beginnt damit, dass der beim derzeitigen Anstieg der Ökostrom- in der gesamten deutschen Presse vom Begriff Ökostrom nicht geschützt ist. Wäh- nachfrage noch Jahrzehnte dauern wird, Spiegel bis zur kleinen Ökozeitung des Be- rend es den Energieriesen genügt, ihren so- bis die Nachfrage groß genug sein wird. trugs bezichtigt. Dabei ist das Problem mit genanntem Graustrom – meist Atom- und den Zertifikaten schon vor Jahren erkannt Kohlestrom – durch eingekaufte Zertifikate Atomausstieg selber machen und diskutiert worden. Damals erregte die zu „grünem“ Strom aufzuwerten, fordern Sache allerdings kein Aufsehen, denn Kli- die Umweltverbände einen tatsächlichen Im September 2006 entstand das bundes- mawandel und Ökostrom waren noch Umweltnutzen, nicht nur einen auf dem weite Bündnis Atomausstieg selber ma- nicht so sehr Gegenstand des öffentlichen Papier. Sie verlangen von den Ökostrom- chen (ASM). , WWF, BUND, Interesses. produzenten eine direkte Förderung er- NABU, Grüne Liga und andere Umwelt- neuerbarer Energien durch den Auf- und organisationen schlossen sich zusammen, Was RECS-Zertifikate garantieren und Ausbau von Anlagen zum Beispiel für um ein gemeinsames Ziel voranzutreiben. was nicht Wind- und Solarstrom, um dem Ausstieg Anlass für das breite Bündnis war die Auf- aus der Kohle- und Atomindus­trie näher kündigung des Atomkonsenses durch die Das Renewable Energy Certificates Sys­ zu kommen. Atomkraftwerksbetreiber RWE, Eon, Vat- tem, kurz RECS, ist ein europäisches Han­ tenfall und EnBW im Spätsommer 2006. delssystem für Ökostromzertifikate. In Nordeuropas Wasserkraft macht Um den Atomausstieg zu beschleunigen, Deutschland wurde die Trägerorganisation Zertifikate billig ruft ASM die BürgerInnen seitdem auf, unter anderem von den Energiekonzernen zu einem Ökostromanbieter zu wechseln, Eon, RWE und Vattenfall gegründet. Als Ein weiterer Mangel der RECS-Zertifikate damit Vattenfall, Eon & Co. die Gewinne Ziel wird angegeben, einen europaweiten ist ihr Preis. Sie werden für etwa 0,05 gekürzt werden. Bei der Auswahl der emp- Ökostromhandel zu ermöglichen und da- Cent pro Kilowattstunde und damit viel fohlenen Anbieter (siehe Kasten) hat ASM durch erneuerbare Energien zu fördern. zu billig angeboten. Erst das macht es für darauf geachtet, dass keine wirtschaftlichen Zurzeit darf in 15 Ländern mit RECS ge- die Kohle- und Atomkraftwerksbetreiber Verflechtungen mit der Atom- und Kohle- handelt werden. wirtschaftlich lukrativ, die Zertifikate zur lobby bestehen. Der Stromwechsel bringt RECS funktioniert so: Ökostromerzeu- Umdeklarierung von Graustrom zu Öko- so gleich einen zweifachen Umweltnutzen. ger erhalten Zertifikate pro Kilowattstun- strom zu „missbrauchen“. Nur wenn die Zum einen wird das Risiko eines Atomun- de produzierten Stroms. Diese Zertifikate RECS-Zertifikate so teuer wären, dass sich falls verringert und der radioaktive Abfall können sie frei handeln – der „ökolo- für die großen Konzerne auf längere Sicht reduziert, zum anderen wird das Klima gische Mehrwert“ des Stroms steckt im eher das tatsächliche Errichten und Betrei- geschützt, indem die CO2-Emissionen RECS-Zertifikat und ist unabhängig vom ben von Ökostromanlagen lohnen würde, aus der Verbrennung fossiler Energieträ- konventionellen Stromhandel. RECS zer- wäre dem Ausbau der erneuerbaren En- ger sinken. tifiziert also lediglich, dass eine bestimmte ergien gedient. Ein Anstieg der Nachfrage Michael Meyer, Kampagnen-Koordi- Menge Ökostrom tatsächlich produziert über das derzeit verfügbare Angebot an nator von Atomausstieg selber machen,

2 März 2008 umwelt aktuell Themen

sieht eines der stärksten Argumente für optimal, wenn sich die „echten Ökostrom- den Stromwechsel im politischen Ansatz anbieter“ von allen fragwürdigen Systemen Ökostromanbieter-Check von ASM: „Ökostromanbieter sind ein fernhielten. Leider haben fast alle Praktiken wichtiger politischer Faktor. Sie spre- ihr Für und Wider und zurzeit gibt es keine Die vier vom Aktionsbündnis „Atomausstieg chen mit, wenn es um Energierecht, um europaweite Alternative. selber machen“ benannten Ökostromanbieter Ökostromförderung und um andere ener- Elektrizitätswerke Schönau (EWS), Greenpeace giepolitische Fragen geht.“ Diese Position Mit RECS gegen das Erneuerbare- energy, Lichtblick und Naturstrom erfüllen die zu stärken sei uneingeschränkt sinnvoll, Energien-Gesetz folgenden Kriterien: so Meyer. „Wir müssen die Geldströme umleiten und die Machtstrukturen in der Interessant ist, dass RECS ursprünglich 1. Es besteht keine eigentumsrechtliche Energiewirtschaft verschieben – weg von von der Stromwirtschaft ins Leben geru- Verflechtung mit einem Stromanbieter, der der Atomwirtschaft.“ fen wurde, um das EEG zu verhindern. Das Atom- oder Kohlekraftwerke betreibt oder Wichtiges Kriterium für Verbrauche- rot-grüne Gesetz aus dem Jahr 2000 garan- mit Strom aus diesen Quellen handelt. rInnen ist auch, welche neuen Kraftwer- tiert den Anlagenbetreibern über einen ke der Ökostromanbieter mit ihrem Geld bestimmten Zeitraum einen festen Ver- 2. Ausschließlich „grüner Strom“ wird gelie- baut oder saniert. Denn nur mit neuen gütungssatz für den von ihnen erzeugten fert: Der Strom des Anbieters, wie er in der Wind-, Biomasse- und Wasserkraftwerken Ökostrom. Das EEG gilt als erfolgreichstes Strom­kennzeichnung anzugeben ist, muss lassen sich bestehende fossile Kapazitäten Instrument der deutschen Umweltpolitik mindestens zur Hälfte aus erneuerbaren verdrängen. Dabei muss der Neubau über und wurde bis heute von fast 50 Staaten in Energien stammen. Der Rest kann aus gasbe- das Maß an ohnehin stattfindender staat- seinen Grundzügen übernommen. Bis 2020 triebenen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen licher Förderung durch das Erneuerbare- soll der Anteil erneuerbarer Energien an kommen. Energien-Gesetz (EEG) hinausgehen. der deutschen Stromversorgung auf min- destens 20 Prozent ansteigen. 2007 waren 3. Alle StromkundInnen in Deutschland müs- Die Eigentumsverhältnisse entscheiden schon 14 Prozent erreicht. Auch wenn als sen zu diesem Anbieter wechseln können. Ziel von RECS ebenfalls die Förderung re- Dabei schließen die Ökostromanbieter generativer Energien angegeben wird, so XX www.atomausstieg-selber-machen.de Lichtblick und Elektrizitätswerke Schö- ist dies allein mit Zertifikaten nicht zu er- nau (EWS) die Verwendung von RECS- reichen. RECS-Zertifikate können das EEG Zertifikaten nicht aus. Jedoch nicht, um nicht ersetzen. Genau deshalb trommeln „gut“ noch „böse“. Was überwiegt, hängt Graustrom grün zu färben, sondern le- die Stromriesen gegen das EEG und für von seiner jeweiligen Verwendung ab. Wer diglich als technisches Nachweissystem, ein Zertifikatesystem. Unabhängig davon Ökostrom beziehen möchte, der einen tat- also als Register. EWS-Gründer Micha- wird aber eine gute und transparente euro- sächlichen Umweltnutzen leistet, sollte die el Sladek betont, dass RECS-Strom auf päische Stromkennzeichnung, bei der jede Kriterien beachten, die das ASM-Bündnis keinen Fall mit Ökostrom gleichgesetzt Kilowattstunde Strom einen Nachweis be- aufgestellt hat. Möchte man zwischen tat- werden dürfe. Ökostrom muss nach dem kommt, dringend gebraucht. sächlichem und angeblichem Ökostrom Verständnis von EWS deutlich mehr unterscheiden, führt der Blick auf die Zer- Nachweise erbringen als nur den, dass ir- Das Ziel ist die Energiewende tifikate nicht ans Ziel. Auch wenn einem gendwo Regenerativenergie in der gleichen die großen Energiekonzerne weismachen Menge ins Stromnetz eingespeist wurde. Was bleibt von der RECS-Debatte? Im möchten, dass allein die Verwendung von Atomausstieg selber machen legt keinen schlimmsten Fall wird der Atom- und RECS-Zertifikaten schon das Prädikat generellen Einspruch gegen die RECS- Kohlelobby ein Vorteil verschafft, da man- „Öko“ verdient. Zertifikate ein, da die ASM-Kriterien von che VerbraucherInnen durch die Medien- allen vier empfohlenen Ökostromanbie- schlacht so verunsichert sind, dass sie den Anke Siegert ist Biologin. Beim ostdeutschen Um- tern erfüllt werden. Sowohl Greenpeace Stromwechsel lieber bleiben lassen. Im be- weltnetzwerk Grüne Liga ist sie verantwortlich für energy und Naturstrom, die keine RECS- sten Fall machen sich Ökostromanbieter, bundesweite Öffentlichkeitsarbeit unter anderem Zertifikate verwenden, als auch Lichtblick Umweltverbände und kritische Stromkun- zu Energiethemen. und EWS werden von ASM als sichere dInnen noch einmal klar, was eigentlich Ökostromanbieter empfohlen. Abgese- das gemeinsame Ziel ist. Nämlich nicht, Kontakt: hen von einer möglichen Verwirrung der den einen oder anderen Ökostromanbieter Tel. +49 (0)30 / 2044-745, VerbraucherInnen ist dagegen auch nichts mit Schlagworten anzuschwärzen, sondern Fax -468, E-Mail: einzuwenden. Ein Wermutstropen bleibt die Energiewende voranzutreiben und 20, oeffentlichkeitsarbeit@ aber: Vattenfall, Eon und RWE sitzen im 50, ja 100 Prozent Ökostrom zu erreichen. grueneliga.de, RECS-Trägerverein. Allein deshalb wäre es Ein RECS-Zertifikat an sich ist also weder www.grueneliga.de

umwelt aktuell März 2008 3 Themen

Müllentsorgung Etwas ist faul im Freistaat Sachsen Auch ohne den Müll von Neapels Straßen ist die sächsische Abfallpolitik eine anrüchige Sache

Die Müllberge auf den Straßen von Neapel sorgten international für Schlagzeilen. Weniger bekannt ist, dass Sachsen schon länger italienische Siedlungsabfälle einführt, um seine überdimensionierten Behandlungsanlagen auszulasten. Damit wachsen auch die mit der Beseitigung verbundenen Umweltprobleme. Vor allem, wenn die Abfälle schlecht ver- packt gelagert werden, zu faulen beginnen und ganzen Dörfern den Atem nehmen.  VON MARIA ELANDER, DUH

Wenn es um Müll geht, und Verbundstoffen, die gezielt aussortiert stoff wird so wieder Müll. Damit nämlich wird man in Sachsen schnell nervös. Spa- werden. Aus der heizwertreichen Fraktion aus heizwertreichen Fraktionen verwert- ziergänger am Rande der Deponie Spröda kann in einem weiteren Produktionsschritt barer Ersatzbrennstoff werden kann, darf im Nordwesten des Freistaats werden, ein sogenannter Ersatzbrennstoff (EBS) die Qualität während der Zwischenlage- kaum dass sie einmal stehen bleiben, von werden, der einen höheren Brennwert als rung nicht leiden. Die Betreiber hofften, Wachleuten in Tarnhosen unmissver- das Ausgangsmaterial besitzt und deswe- dass das luftdichte Einpacken in Folie vor ständlich aufgefordert, die Umgebung der gen ein hochwertiger Brennstoff für die der Lagerung auf der Deponie ausreichen nicht einmal eingezäunten Deponie zu ver- Industrie ist. würde. Aber die verpackte heizwertrei- lassen. Die Aufpasser notieren auch die che Frak­tion aus der MBA in Cröbern ist Kennzeichen von Autos, die in eine nahe Einbahnstraße bei den Kreiswerken feucht und mit organischen Anhaftungen gelegene Nebenstraße der Bundesstraße wie Lebensmittelresten verunreinigt. Es 183a einbiegen, und ermitteln später den Soweit die Theorie. Alleiniger Abnehmer gärt daher in den intakten Ballen, Bak- Fahrzeughalter. Notfalls folgen sie Fahr- der heizwertreichen Fraktion der MBA terien und Pilze lösen anaerobe bioche- zeugen mit fremden Kennzeichen im Ge- Cröbern ist die Kreiswerke Delitzsch mische Prozesse aus. Als Folge dieser ländewagen. GmbH. Dieser Firma verdankt die Ab- Zersetzungsreaktionen bilden sich neben fallbehandlungsanlage ihre amtliche Zu- Abbauprodukten erhebliche Mengen an Aus Hausmüll wird „Ersatzbrennstoff“ lassung, denn die Kreiswerke wollen ent- Gasen, je nach Prozess beispielsweise Me- sprechend einer Annahmeregelung aus than und Kohlendioxid. Die luftdichten Dabei hat die Deponie Spröda seit 2006 den heizwertreichen Fraktionen EBS her- Ballenumhüllungen werden zunehmend eine ordentliche Zulassung: als Zwischen- stellen und beteuern, dass es ausreichend strapaziert und platzen schließlich durch lager für Abfallfraktionen aus der rund 50 Abnehmer dafür gebe. Zwischen der MBA den entstehenden Überdruck auf. In den Kilometer entfernten mechanisch-biolo- Cröbern und der Verarbeitung zu Ersatz- beschädigten Ballen geht die Zersetzung gischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) brennstoff sind jedoch Zwischenlager wie der heizwertreichen Fraktion durch aerobe in Cröbern. Die MBA betreibt der Zweck- die auf der Deponie Spröda zwischenge- Reaktionen weiter. Ein Teil der Ballen wird verband Abfallwirtschaft Westsachsen. schaltet, wo die heizwertreichen Frakti- auch schon beim Transport und vor allem Dort werden Siedlungsabfälle vorbehan- onen zwischengelagert werden dürfen. bei Ladevorgängen beschädigt. delt, wie es im Fachjargon heißt. Der Müll Allerdings war die Voraussetzung für die wird dazu erst zerkleinert und dann in so- Erteilung von Genehmigungen zur Zwi- In Spröda stinkt es genannte Fraktionen sortiert. Wertstoffe schenlagerung in Spröda die zeitnahe Ver- wie Metalle werden aussortiert, ebenso arbeitung und anschließende Verwertung Am 25. Januar versicherte der sächsische der Bioabfall mit geringem Heizwert, der von EBS in Heizkraftwerken beziehungs- Umweltminister Roland Wöller (CDU) biologisch behandelt und danach meist weise in Zement- oder Stahlwerken. Seit nach einer parlamentarischen Anfrage des deponiert wird. etwa zwei Jahren wurde jedoch der größte grünen Abgeordneten Johannes Lichdi im Bis zu 45 Prozent der Abfallmenge Teil der von den Kreiswerken Delitzsch aus Landtag, dass beschädigte Ballen im Zwi- haben jedoch einen so hohen Heizwert, Cröbern abgenommenen heizwertreichen schenlager Spröda bereits neu umwickelt dass sie fossile Brennstoffe in Stahl-, Ze- Fraktion in Kunststofffolie verpackt und seien. Doch von der Deutschen Umwelt- ment- oder Heizkraftwerken ersetzen in sogenannten Zwischenlagern als Ballen hilfe (DUH) am 31. Januar veröffentlichte können. Der Fachmann spricht von ther- gelagert – in Spröda sowie in Bitterfeld in Fotos aus dem Kurzzeitzwischenlager in mischer Verwertung des Mülls. Diese Sachsen-Anhalt und Senftenberg in Bran- Spröda widerlegen Wöllers Darstellung. (1) „heizwertreiche Fraktion“ im Müll besteht denburg. Die vier Tage zuvor aufgenommenen Bil- unter anderem aus Papier, Kunststoffen Aus einem potenziellen Sekundärroh- der zeigen, dass sich ein Großteil der Ballen

4 März 2008 umwelt aktuell Themen

in Auflösung befindet. Seitdem sind die be- August 2006 nehmen die Kreiswerke De- sich bereits im Jahr 2008 ein ausgeglichenes schädigten Ballen und die großen Mengen litzsch nach Aussagen des MBA-Betreibers Verhältnis zwischen Kapazität und Abfall­ an losem Material ungeschützt der Witte- in Cröbern vertragsgemäß die volle Menge aufkommen einpendeln wird. Gleichzeitig rung ausgesetzt. Die Zersetzungsprozesse heizwertreicher Fraktion ab: jährlich bis zu werden die Abfallmengen weiter zurückge- gehen ungehemmt weiter, was die in der 120.000 Tonnen. Medienberichten zufolge hen: von 18,1 Millionen Tonnen im Jahr Nachbarschaft lebenden Menschen bestä- räumen die Kreiswerke selbst ein, dass sie 2008 auf 16,8 Millionen Tonnen im Jahr tigen können: In Spröda stinkt es. nur einen sehr bescheidenen Teil der aus 2015. Trotzdem werden im großen Stil Die Veröffentlichung der DUH hat Cröbern übernommenen heizwertreichen noch immer weitere Müllverbrennungs- den Handlungsdruck für die sächsischen Fraktionen auch tatsächlich verarbeiten anlagen geplant und errichtet. Behörden und die Delitzscher Kreiswerke oder verarbeiten lassen. Im Jahr 2007 war gesteigert. Nur einen Tag später ordnete es nur ein knappes Viertel. Der Rest wurde Mülltourismus hat keine Zukunft das Regierungspräsidium Leipzig als zu- – und wird zum größten Teil auch heute ständige Behörde an, dass die widerrecht- noch – in weitere Zwischenlager verbracht, Die mechanisch-biologische Abfallbe- liche Lagerung aufgerissener Ballen mit vor allem auf eine Deponie bei Bitterfeld. handlungsanlage in Cröbern wurde für heizwertreichen Fraktionen auf der De- jährlich 300.000 Tonnen Müll geplant ponie Spröda beendet werden müsse. Be- Deponieverbot wird untergraben und genehmigt. Um die MBA wirtschaft- schädigte Ballen seien sofort abzutranspor- lich zu betreiben, muss sie gut ausgelastet tieren und zu verwerten. Seitdem ist man Seit dem 1. Juni 2005 dürfen keine unvor- sein. Deshalb wurden von Mai 2007 bis in Spröda nervöser geworden, wenn es um behandelten Siedlungsabfälle auf Deponien Ende Januar 2008 in Cröbern auch über die zwischengelagerten Ballen geht. mehr abgelagert werden. Wesentliches Ziel 70.000 Tonnen gemischte Siedlungsabfälle dieser europäischen Regelung war die aus privaten Haushalten in Italien behan- Unechte Zwischenlager, echte Gewinne Vermeidung von Abfällen, die deponiert delt. Solche Importe von Siedlungsabfällen werden müssen. Außerdem sollte damit zur Beseitigung bringen zwar für einzelne Die Realität hat die Kreiswerke De- erreicht werden, dass deutlich weniger Anlagenbetreiber große Gewinne, führen litzsch eingeholt. Die in Spröda seit 2006 Mengen an klimaschädlichen Deponiega- aber zur Verzögerung des Aufbaus von zwischengelagerten Mengen an heiz- sen – vor allem Methan – in die Atmosphä- angemessenen Behandlungskapazitäten im wertreicher Fraktion müssten schnellst- re gelangen. Wenn die heizwertreichen Herkunftsland und zu einer Verlagerung möglich abtransportiert werden. Doch Fraktionen aber nun kaum verwertet, der mit der Beseitigung verbundenen Um- wohin der Müll gebracht und wie er wei- sondern nur „zwischengelagert“ werden, weltauswirkungen. Diese Art des Mülltou- ter verwertet werden kann, bleibt offen. präsentiert sich ein altes Problem lediglich rismus darf es künftig nicht mehr geben. Denn so heizwertreich diese Fraktionen­ im neuen Gewand. Die liberal genehmi- Die zuständigen Landesbehörden können auch sind – ihre Weiterverarbeitung ko- gte Zwischenlagerung von Abfällen könnte ohne Begründung Importe von gemischten stet. Eine „ewige Zwischenlagerung“ bringt dann zum Schlupfloch für eine Rückkehr Siedlungsabfällen ablehnen. Sie müssten den Kreiswerken dagegen sogar noch rich- zur umweltbelastenden Deponierungspra- von dieser Möglichkeit nur konsequenter tig Geld ein. Der Bürgerverein Sauberes xis vergangener Zeiten werden. Gebrauch machen. Delitzscher Land e.V. hat ausgerechnet, dass die tatsächliche Verwertung der von Überkapazitäten nicht nur in Sachsen Anmerkungen den Kreiswerken vertragsgemäß übernom- menen heizwertreichen Fraktionen aus Am Beispiel Cröbern ist zu sehen, dass XX(1) www.kurzlink.de/deponiesproeda-duh XX(2) www.kurzlink.de/mbacroebern-bilanz der MBA Cröbern unter den vereinbarten regional zum Teil erhebliche Überkapa- Randbedingungen zum Verlustgeschäft zitäten in der Vorbehandlung von ge- werden muss. Werden die abgenommenen mischten Siedlungsabfällen vorhanden Maria Elander studierte Umweltpolitik und Physik und Mengen aber gar nicht zu EBS verarbeitet, sind, aber keine überzeugenden Konzepte arbeitete als Expertin für ökologische Industrie- sondern immer weiter „zwischengelagert“, für eine nachhaltige Verwertung der heiz- Standards im Umweltbundesamt. Seit 2007 leitet erzielen die Kreiswerke Umsatzerlöse, die wertreichen Fraktion existieren. Die Ten- sie den Bereich Kreislaufwirtschaft bei der gewinnträchtig verbucht werden können: denz zu Überkapazitäten in der Abfallbe- Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Berlin. Sie erhalten laut Bürgerverein 90 Euro pro handlung beschränkt sich aber nicht auf Tonne abgenommener heizwertreicher Sachsen. Branchenkenner warnen schon Kontakt: Fraktion und haben nur 36 Euro Zwi- seit Jahren vor Überkapazitäten in der Tel. +49 (0)30 / schenlagerkosten. (2) Abfallbehandlung in Deutschland. Der 2400867-41, Fax -19, Im Zwischenlager Spröda zeigt sich Bundesverband der deutschen Entsor- E-Mail: [email protected], jedoch nur ein Glied einer langen Kette gungswirtschaft hat im Juni 2007 Zahlen www.duh.de/ dubioser sächsischer Müllgeschäfte. Seit veröffentlicht, die prognostizieren, dass projekte.html

umwelt aktuell März 2008 5 Themen

Biokraftstoffe Pflanzensprit mit Ökolabel? Das Bundesagrarministerium lässt ein Nachhaltigkeitszertifikat für die Biomasseproduktion entwickeln

Vor einem Jahr hat die EU ehrgeizige Ziele zur Förderung von Biokraftstoffen beschlossen. Doch seit den Berichten über Regenwaldabholzung und Monokulturen fordern Umweltexperten die Einhaltung strenger ökologischer und sozialer Kriterien. Zu den Ländern, die ein Zertifizierungssystem erarbeiten, gehört jetzt auch Deutschland. Kürzlich startete eine Pilotphase. Das Modell dazu hat eine Consultingagentur entwickelt.  VON NICOLE PAUL, FNR

Biokraftstoffe zählen möglichst die gesamte Bio­mas­seproduk­ nun mit BMELV-Finanzierung eine zwei- zu den erneuerbaren Energien. Doch ist tion erfasst. Denn der Markt für Rohstoffe jährige Pilotphase, die zeigen soll, wie pra- die Energieerzeugung aus pflanzlichen wie Palm- und Sojaöl, die für Energie- und xistauglich der Ansatz ist. Rohstoffen seit geraumer Zeit Gegenstand Nahrungszwecke gleichermaßen geeignet Das meó-Modell ist so konzipiert, dass heftiger Diskussio­nen. Umweltgruppen in sind, wächst ständig. Wird er nur teilwei- es nach der Pilotphase sämtliche pflanz- Nord und Süd sprechen ihr die Nachhal- se kontrolliert, droht der nicht zertifizierte lichen Rohstoffe, Erzeugerländer und tigkeit ab – differenziert oder auch pau- Teil auf Regenwald- oder andere wertvolle Verwendungspfade einbeziehen kann. schal, teils mit sachlichen, teils mit emotio­ Flächen auszuweichen, womit nichts ge- Mit der EU, Argentinien, Brasilien, Indo- nalen Begründungen. Sowohl die EU- wonnen wäre. nesien und Malaysia sind schon jetzt fast Kommission als auch die Bundesregierung alle wichtigen Rohstoffproduzenten dabei. sehen in ihren aktuellen Gesetzesentwür- Nur ein umfassendes System hat Wirkung Die spätere Überführung in ein globales fen für die Förderung von Biokraftstoffen System gelingt jedoch nur, wenn auch die vor, dass die Nachhaltigkeit der Erzeugung 2007 hat das Kölner Unternehmen meó Nachfrageseite mitzieht, das heißt, wenn nachgewiesen sein muss. Consulting Team mit Förderung des Bun- verarbeitende Industrie und Politik welt- Einen solchen Nachweis könnten Zer- deslandwirtschaftsministeriums (BMELV) weit Nachhaltigkeit von den Lieferanten tifikate erbringen. Funktionierende Zer- ein Konzept für die Zertifizierung von Bi- einfordern und dies gesetzlich verankern. tifizierungssysteme gibt es bereits, etwa omasse zur Energieerzeugung entwickelt. Das Projektmanagement der Pilotphase im Kaffee- und Holzsektor. Dort ist ihr Damit soll die Einhaltung von Nachhaltig- liegt ebenfalls bei meó. Die Kölner betei- Einsatz jedoch freiwillig und deckt dem- keitskriterien vor allem bei der Biokraft- ligen Unternehmen aus Landwirtschaft, zufolge nur Teilmärkte ab. Hier dagegen stoffproduktion belastbar nachgewiesen Handel, Biokraftstoffindustrie, Automobil- soll ein Verfahren entwickelt werden, das werden können. Am 1. Februar startete und Mineralölindustrie sowie Forschungs-

Nachhaltigkeit B wie Biotechnologie Mehr Nahrungsmittel für Hungernde und bessere Medikamente? Oder unkontrollier- bare Gefahren für Mensch und Umwelt? Am Thema Biotechnologie in Landwirt- schaft und Medizin scheiden sich die Geister. Das Projekt »Konkrete Diskurse«

Julia Dietrich, Markus Kosuch, zeigt, wie sich Schüler(innen) und Studierende an der Diskussion beteiligen können, Lilian Marx-Stölting, Georg Mildenberger, Albrecht Müller, Benjamin Rampp, Thomas von Schell, Otto Seitz, indem sie Quellen sichten, das eigene Urteil schärfen und bioethischen Fragen mit A–Z Alexandra Tyroller, Lieske Voget Methoden der Theaterpädagogik nachgehen. Konkrete Diskurse J. Dietrich zur ethischen Konkrete Diskurse zur ethischen Urteilsbildung Urteilsbild Ein Leitfaden für Schule und Hochschule am Beispiel moderner Biotechnologien oekom verlag, München 2008, ca. 171 Seiten, 29,90 EUR, Ein Leitfaden für Schule und Hochschule am Beispiel moderner Biotechnologienung ISBN 978-3-86581-094-6 Erhältlich bei www.oekom.de [email protected] Fax +49/(0)81 91/970 00–405 Die guten Seiten der Zukunft

6 März 2008 umwelt aktuell Themen

und Umweltschutzeinrichtungen an dem XX „Hard IP“ ist das strengste Modell. IP Es beziehe nicht nur die meisten großen Projekt. Neben der Auswahl einer geeig- steht für Identity Preservation, deutsch Anbau- und Handelsländer mit ein, son- neten Zertifizierungsmethode steht auch Herkunftsnachweis. Das Zertifikat be- dern decke mit Soja, Zuckerrohr, Ölpal- der Nachweis der Treibhausgasemissio- gleitet die Biomasse von der Erzeugung men, Mais, Raps, Weizen und Zuckerrü- nen entlang der Wertschöpfungsketten auf bis zur Verwendung, die Rohstoffe dür- ben auch alle wichtigen Rohstoffe ab. Das der Agenda. Zudem sollen mit Hilfe eines fen ausschließlich getrennt von nicht System müsse so schnell wie möglich auf Metasystems andere Zertifizierungsansät- nachhaltig erzeugter Ware gelagert und die gesamte Agrar­rohstoffe verarbeitende ze und -systeme integriert werden. Damit gehandelt werden. Industrie übertragen werden. soll vermieden werden, dass Biomasseliefe- Welche der drei Methoden am praxis­ ranten die Anforderungen gleich mehrerer taug­lichs­ten ist, soll sich in der Pilotphase Nicole Paul ist Politologin und seit 2004 bei der kostenaufwendiger Zertifizierungsverfah- herausstellen. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe in Gülzow ren erfüllen müssen. Für Andreas Schütte, Geschäftsführer (Mecklenburg) in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. der Fachagentur Nachwachsende Rohstof- Drei verschiedene Ansätze fe (FNR), ist das gesamte méo-Vorhaben, Kontakt: das die FNR als Projektträger des Bundes- Tel. +49 (0)3843 / Als Zertifizierungsmethoden existieren landwirtschaftsministeriums betreut, der 6930-142, Fax -220 international drei relevante Ansätze: zurzeit am weitesten gediehene und kon- E-Mail: [email protected], XX Bei „Book & Claim“ sind die Zertifikate kreteste Ansatz zum Nachweis von Nach- www.nachwachsende- nicht an konkrete Biomasseströme ge- haltigkeit. Zugleich sei es sehr umfassend: rohstoffe.de koppelt. Stattdessen werden Agrar- betriebe für ihren umweltgerechten Anbau zertifiziert, sie verkaufen ihre Biomasse und ihre Zertifikate jedoch Rechtliche Grundlagen für die Zertifizierung von Biokraftstoffen auf zwei getrennten Märkten. Der Bio­ kraftstoffhersteller wiederum erwirbt Grundlage für die Biotreibstoff-Zertifizierung 1. Januar 2011 mindestens 40 Prozent betragen für die von ihm eingesetzte Biomasse sind mehrere Gesetzestexte und -entwürfe aus muss. Zudem werden Flächen definiert, die für die entsprechende Menge Zertifikate Brüssel und Berlin: die Biokraftstoffproduktion tabu sind. Die soge- über einen elektronischen Handels- nannte Schnittstelle, die die Nachhaltigkeit für platz. Die Biomasse selbst muss aber Auf EU-Ebene ist der Richtlinien-Entwurf der die gesamte Wertschöpfungskette belegen nicht aus dem zertifizierten Betrieb Europäischen Kommission zur Förderung erneu- muss, soll der Betrieb sein, der aus der einge- stammen. Dreh- und Angelpunkt ist die erbarer Energien vom Januar relevant, der neben setzten Biomasse Biokraftstoffe herstellt. Ist die- Nachfrage nach den Zertifikaten. Wird einem für alle EU-Mitgliedstaaten gleich hohen sem Betrieb eine Ölmühle vorgelagert, ist diese sie stimuliert, etwa durch die geplante verbindlichen Biokraftstoffanteil von zehn Pro- zusätzlich Schnittstelle. Schnittstellen müssen Nachhaltigkeitsverordnung in Deutsch- zent auch Aussagen zu dessen Nachhaltigkeit Mitglied in einem Zertifizierungssystem sein. land, steigt die Zahl der zertifizierten macht: So sollen nur Biokraftstoffe anrechenbar Betriebe und damit auch die nachhal- sein, die mindestens 35 Prozent Treibhausgase XX Entwurf: www.bmu.de/erneuerbare_ tige Produktion.­ Book & Claim gilt als gegenüber Mineralölprodukten einsparen und energien/downloads/doc/40712.php leicht installierbar, kostengünstig und nicht von wertvollen Flächen stammen. Als Zer- relativ betrugssicher. Ein derart prag- tifizierungsmethode favorisiert die Kommission Die deutsche Nachhaltigkeitsverordnung ist zur- matisches System könnte verhindern, die Massenbilanzmethode (Mass Balance), die zeit zur Notifizierung bei der EU-Kommission. dass bei einem geschätzten Nachfrage- 2010 und 2012 aber in der EU noch einmal zur Diese kann eine Anpassung der Verordnung volumen von 6 bis 7 Milliarden Litern Diskussion gestellt werden soll. fordern, wenn sie zu stark von ihren eigenen Biokraftstoff in Deutschland für 2015 Vorstellungen abweicht. der administrative Aufwand ausufert. XX Entwurf: www.ec.europa.eu/energy/ XX Die sogenannte Massenbilanzmethode climate_actions/doc/2008_res_directive_ In Europa arbeiten außerdem noch Großbri- (Mass Balance) koppelt die Nachhaltig- de.pdf tannien, die Schweiz und die Niederlande an keitsnachweise an physische Biomasse- Zertifizierungssystemen beziehungsweise an ströme. Es ist allerdings möglich, diese Im vergangenen Dezember legte die Bundes- rechtlichen Rahmenbedingungen dafür. beim Transport und auch bei der Lage- regierung einen Entwurf für eine Nachhaltig- rung mit nicht nachhaltig erzeugter Bi- keitsverordnung für Biokraftstoffe vor, die unter XX www.dft.gov.uk/pgr/roads/environment/ omasse zu mischen. Das Mischungsver- anderem vorschreibt, dass das Treibhausgasmin- rtfo hältnis muss entlang der Handelskette derungspotenzial mindestens 30 Prozent und ab XX http://cgse.epfl.ch/page65660.html erfasst und überprüft werden.

umwelt aktuell März 2008 7 Aktuell abfall, chemie & emissionen

mülls waren 2006 Nordrhein-Westfalen, das Bruttoinlandsprodukt der Union. Das ABFALL, CHEMIE & EMISSIONEN Niedersachsen, Ba­den-Württemberg und Verpackungsmüllaufkommen pro Kopf Sachsen. [io] variiert sehr stark zwischen den Mitglied- staaten. Spitzenreiter ist Italien mit 209 Abfallimporte steigen XX Umweltbundesamt, Dr. Joachim Wuttke, Dessau, Kilogramm, wohingegen die Slowakei und Tel. +49 (340) / 2103-3459, www.uba.de Litauen bei nur 69 Kilogramm liegen. Deutschland eine Einzig ihre selbst gesteckten Ziele für Sondermülldeponie? das Recycling von Verpackungsmüll hält die EU ein. So erreichte sie schon fast 2004 „„ Die Einfuhr von gefährlichem Son- Siedlungs- und Verpackungsabfälle ihre 55-Prozentquote für 2008. Hier gibt es dermüll nach Deutschland ist 2006 auf erneut große Unterschiede zwischen den 2,3 Millionen Tonnen angestiegen. Dem EU vermüllt weiter einzelnen Staaten. Während in Belgien um Umweltbundesamt (UBA) zufolge wächst „„ Die EU-Ziele zur Reduzierung von die 76 Prozent recycelt werden, sind es in die Menge seit 2001 kontinuierlich an. Als Siedlungs- und Verpackungsmüll wurden Zypern nur 22 Prozent. [io] gefährlicher Müll eingestuft werden zum nicht erreicht. Das geht aus im Januar ver- Beispiel Säuren, Quecksilber, Blei, Chemi- öffentlichten Analysen der Europäischen XX EEA, Kopenhagen, Tel. +45 (0)33 / 3671-00, kalien und Altöl. Nach Angaben des UBA Umweltagentur (EEA) hervor. Die durch- Fax -99, www.eea.eu wird der Sondermüll zum größten Teil schnittliche pro Kopf produzierte Menge weiterverarbeitet. Etwa 300.000 Tonnen an Siedlungsmüll in Westeuropa beträgt jährlich landeten jedoch unter der Erde in meist über 500 Kilogramm. Bis zum Jahr ehemaligen Stollen und Salzbergwerken, 2000 sollte sie eigentlich auf 300 kg/Kopf Klimaeffekte von Müll berichtete die Süddeutsche Zeitung Ende stabilisiert sein, so steht es im 5. Umweltak- Januar. tionsprogramm. Die neuen Mitgliedstaaten Steigende Abfallmengen Die Abfallimporte insgesamt belaufen produzieren weniger Siedlungsmüll, das schlecht fürs Klima sich laut UBA auf knapp 18 Millionen Müllaufkommen sinkt statistisch gesehen Tonnen, darunter hauptsächlich Stahl- sogar leicht. Vermutet wird allerdings, dass „„ Bis zum Jahr 2020 werden die EU- schrott. Der größte Anteil der etwa 5,6 dieses nur an der Art der Messung liegt, da BürgerInnen pro Kopf und Jahr rund 680 Millionen Tonnen genehmigungspflichti- viele Länder früher das Gewicht mit Hilfe Kilogramm Müll produzieren. Das hat gen Abfalls kam 2006 aus den Niederlan- des Volumens geschätzt haben. die Europäische Umweltagentur (EEA) in den, Irland und Italien nach Deutschland. Verpackungsmüll nimmt entgegen einer Studie berechnet. 1995 waren es noch Nicht­europäische Staaten lieferten etwa den Zielvorgaben der Verpackungsricht- 460, 2004 bereits 520 Kilogramm. Inner- 300.000 Tonnen. Die Bundesländer mit linie zu. Zwischen 1997 und 2004 wuchs halb der berechneten 25 Jahre entspricht der höchsten Abnahmequote des Sonder- das Verpackungsmüllvolumen rasanter als dies einem Anstieg von 25 Prozent. Dies ist

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8 März 2008 umwelt aktuell abfall, chemie & emissionen Aktuell

nicht nur ein Umwelt- und Platzproblem, Schiffsabwrackung um eine grundsätzliche Überarbeitung der sondern auch ein Klimafaktor. Die aus Richtlinie, andererseits um die Überprü- der Abfallwirtschaft resultierenden Treib- Neue internationale Norm fung und Bewertung der bisherigen Aus- hausgasemissionen betrugen im Jahr 2005 für Altschiffe nahmeregelungen geht. Insgesamt sind im immerhin etwa zwei Prozent der Gesamt- Anhang zur Richtlinie 29 Substanzen wie emissionen der EU. „„ Die Internationale Organisation für Blei oder Quecksilber und deren Verbin- Deponien emittieren beispielsweise Normung (ISO) hat eine neue Normense- dungen aufgelistet. Allerdings gibt es zahl- Methan, die Transporte von Abfällen er- rie für den Umgang mit Schrottschiffen reiche Ausnahmen für Produkte, bei denen zeugen CO2 und andere Treibhausgase. gestartet. Das „Schiffsrecyclingmanage- es nach Herstellerangaben „keine Alterna- Die Menge an deponierten Abfällen wird mentsystem ISO 30000“ soll den Schutz tiven“ gibt. In der neu vorgelegten Version allerdings in den nächsten Jahren abneh- der ArbeiterInnen und der Umwelt verbes- der Richtlinie soll es aber möglich sein, ein men. Wurden 2004 noch fast die Hälfte sern helfen. Das erste Dokument der Serie Totalverbot zu erreichen – mit einer ange- aller Abfälle deponiert, soll der Anteil bis ist bereits öffentlich zugänglich, weitere messenen Übergangsfrist, um Unterneh- 2020 auf voraussichtlich 35 Prozent sinken. sollen dieses Jahr folgen. Internationale men die Umstellung zu erleichtern. Es gibt 42 Prozent aller Abfälle dürften bis dahin Gültigkeit haben die Normen allerdings noch weitere politische Optionen, die die recycelt werden, etwa ein Viertel aller Ab- noch nicht. EU-Kommission vorgeschlagen hat, unter fälle wird im Jahr 2020 laut EEA verbrannt. Der Umweltausschuss des EU-Parla- anderem, künftig alles unter der EU-Che- Durch die veränderte EU-Abfallpolitik sei ments hat bei seiner Debatte im Januar mikalienverordnung REACH zu regeln. mit sinkenden Netto-Treibhausgasemissio­ über das von der EU vorgelegte Grünbuch Die Überprüfung der Richtlinie soll 2010 nen zu rechnen. In den späten 1980ern zum gleichen Thema Bedenken geäußert, abgeschlossen sein. Im Oktober wird eine entstanden durch die Siedlungsabfallwirt- dass die internationalen Verhandlungen Veröffentlichung zu den Ausnahmerege- schaft noch etwa 55 Millionen Tonnen im Schiffsrecycling nicht weit genug gin- lungen erwartet. CO2-Äquivalente pro Jahr. 2020 könnten gen. Die EU müsse angesichts der wach- Umweltverbände fordern eine Ver- es laut EEA nur noch 10 Millionen Tonnen senden Anzahl zu verschrottender Schiffe schärfung der Richtlinie und ein Ausnah- sein. Dies setze allerdings „Investitionen in selbst tätig werden. In den nächsten Jah- menverbot auch bei medizinischen Gerä- neue und verbesserte Abfallwirtschaftska- ren werde das Aufkommen alter Schiffe ten ab 2012. Darüber hinaus sollten durch pazitäten“ voraus, damit die Technik mit zur Abwrackung steigen, schon weil das die RoHS-Richtlinie weitere Substanzen den wachsenden Abfallbergen Schritt hal- Einhüllentankerverbot greife. verboten werden: alle bromierten Flamm- ten könne. Umwelt- und Menschenrechtsorgani- schutzmittel einschließlich deca-BDE, alle Umweltverbände kritisieren die Ten- sationen weisen seit Jahren auf die Gefah- Phthalate, PVC und Beryllium. Ein aus- denz, die wachsenden Müllberge zu ver- ren durch die unsachgemäße Entsorgung führlicher Kommentar der Verbände kann brennen und fordern strikte Maßnahmen alter Schiffe hin, da diese viele gefährliche im Internet heruntergeladen werden. [jg] zur Müllvermeidung. Auch die EEA-Studie Chemikalien enthalten. Meist werden Alt- kommt zum Schluss, dass es besser sei, Ab- schiffe in Drittweltländer verkauft. [jg] XX Europäisches Umweltbüro (EEB), Nathalie fälle zu vermeiden, um das Klima zu schüt- Cliquot, Tel. +32 (0)2 / 2891097, zen. „Abfallerzeugung ist per definitionem XX www.iso.org (News 17.01.2008) E-Mail: [email protected], ein Verlust von Ressourcen“ heißt es im XX www.europarl.eu www.eeb.org (Publications - ENGO comments) EEA-Briefing zum Thema. Angesichts der XX www.ec.europa.eu/environment/waste/ships XX http://rohs.exemptions.oeko.info steigenden Abfallmengen und der „derzeit nicht nachhaltigen Verbrauchs- und Pro- duktionsmuster“ dürfe sich Europa nicht „selbstzufrieden zurücklehnen“. Konsultation Elektrogeräte Schiffsemissionen Eine vom Forschungsinstitut Ökopol im Auftrag der EU-Kommission erarbei- Chemikalienverbot bald Vorschläge für weniger tete Studie hat zudem ergeben, dass klare ohne Ausnahme? Dreck aus Schiffen Recyclingziele für städtischen Müll in der gesamten EU bis zu 144 Millionen Tonnen „„ Die EU-Kommission überarbeitet „„ Ein Bericht der zwischenstaatlichen CO2 jährlich einsparen könnten. [jg] zurzeit die Richtlinie 2002/95/EG (RoHS- Gruppe für Klimaveränderungen (IPCC) Richtlinie), die den Gebrauch gefährlicher zeigt, dass die CO2-Schiffsemissionen im XX http://reports.eea.europa.eu/briefing_2008_1/de Chemikalien in Elektrogeräten reglemen- Jahr 2007 dreimal höher waren als ange- XX Studie: Climate Protection Potentials of EU tiert. Hierzu hat sie die Öffentlichkeit auf- nommen. Statt der geschätzten 400 Mil- Recycling Targets, gerufen, sich bis zum 1. April an Konsulta- lionen Tonnen CO2 seien 2007 rund 1,2 www.eeb.org/publication/general.htm tionen zu beteiligen, bei denen es einerseits Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre

umwelt aktuell März 2008 9 Aktuell abfall, chemie & emissionen

emittiert worden. Bisher ist die Schifffahrt Luftverschmutzung I Luftverschmutzung kann aber offenbar nicht in den EU-Klimaschutzmaßnahmen auch negative Auswirkungen auf die unter dem Kyoto-Protokoll einbezogen. Dicke Luft in Deutschland Fortpflanzung haben. ForscherInnen der Die Studie wurde während eines Treffens „„ Die Konzentration von Stickstoff- US-amerikanischen Hopkins University der Internationalen Schifffahrtsorgani- dioxiden und Feinstaub hat 2007 die in fanden heraus, dass Luftverschmutzung sation IMO veröffentlicht. Danach sind Deutschland vorgeschriebenen Grenzwerte zumindest bei Mäusen zu Veränderungen Schiffe für etwa 4,5 Prozent der globalen überschritten. Das hat das Umweltbundes- der Erbanlagen führen kann. Im Versuch Kohlenstoffdioxidemissionen verantwort- amt errechnet. Die Feinstaubwerte über- hatten die männlichen Mäuse zwei Drittel lich. Bis 2020 werden die Emissionen um stiegen bei 34 von 415 Messsstationen die mehr Mutationen im Sperma als gesunde 32 Prozent ansteigen, wird geschätzt. Höchstmarke für den Tagesmittelwert. Die Mäuse, berichteten sie im Wissenschafts- Auf dem IMO-Treffen Anfang Febru- Stickstoffdioxidwerte lagen sogar bei 50 magazin Nature. ar wurden außerdem Vorschläge für die Prozent aller Messstationen über dem ab Ultrafeine Staubteilchen, die sogenann- Reduktion der Luftverschmutzung durch 2010 vorgeschriebenem Maximum. Trotz ten Nanopartikel, gelten als besonders ge- Schiffe verabschiedet. Die Vorschläge wer- fehlender Sommersmogepisoden übertraf sundheitsgefährdend – allerdings auch als den Anfang April dem Umweltschutzaus- die Ozonkonzentration an 98 Prozent der wenig erforscht. Die Teilchen sind nicht schuss vorgelegt und sollen im Oktober von Messstationen den langfristigen Zielwert. nur extrem klein und könnten somit Aus- der IMO offiziell beschlossen werden. Der Als Hauptverursacher der zu hohen wirkungen auf Zellebene haben, sie haben zuständige technische Unterausschuss hat Luftbelastung werden Verbrennungspro- auch eine andere Oberfläche, fanden For- verschiedene Szenarien zur Reduktion von zesse zur Energiegewinnung, die Industrie scher am Berliner Fritz-Haber-Institut Schwefeloxiden betrachtet, über die der sowie der Verkehr genannt. [tt] heraus, die sich mit Nanorußpartikeln Umweltausschuss dann entscheiden soll. aus Dieselmotoren beschäftigten. Deren Es gibt drei Optionen, die sich auf welt- XX Bericht „Luftbelastungssituation in Deutschland“ Oberfläche bestehe aus vielen winzigen weite und regionale Maßnahmen beziehen. (PDF, 10 S., 509KB): www.umweltbundesamt.de/ Strukturen, die Sauerstoff enthielten, was Die ehrgeizigste würde dazu führen, dass luft/downloads/luftbelastung_2007.pdf wiederum den Verdacht erhärte, die Na- ab 2015 weltweit nur noch ein Schwefelge- nopartikel könnten schneller und heftiger halt von 0,5 Prozent im Treibstoff erlaubt reagieren. wäre. Die am wenigsten anspruchsvolle Nicht nur die Schadstoffe in der Au- hieße ein Grenzwert von drei Prozent ab Luftverschmutzung II ßenluft, auch die durch Bürogeräte wie 2012 weltweit und in ausgewiesenen Ge- Laserdrucker oder Kopierer emittierten bieten – eine Art Umweltzonen auf dem Neues Wissen erregt Schadstoffe in Innenräumen können die Meer – sehr viel strengere Regelungen. Besorgnis Gesundheit schädigen. Mitte Januar hat Außerdem verabschiedete der Unter- der Deutsche Bundestag über das Thema ausschuss Vorschläge für die Reduktion „„ Experten in den USA und in Deutsch- debattiert. Die ParlamentarierInnen dis- von Stickstoffoxiden durch motorenbezo- land haben in den letzten Wochen über kutierten über eine Studie des Bundesin- gene Maßnahmen. Es handelt sich dabei neue Erkenntnisse berichtet, welche Ge- stituts für Risikobewertung (BfR), die das um ein Dreiklassensystem für neue Mo- sundheitsgefahren von Partikeln in der „Feinstaubpotenzial“ von Laserdruckern toren, das zwischen 16 und 22 Prozent ab Atemluft ausgehen können. untersuchte. In der Studie ging es darum, 2011 und bis 80 Prozent ab 2016 einsparen Dass Luftverschmutzung die Anzahl Messverfahren für die Emissionen zu ent- soll. [jg] und Schwere von Herz-Kreislauf- und wickeln. Laut BfR konnten keine Erkran- Lungenkrankheiten beeinflusst, ist be- kungen nachgewiesen werden, die direkt XX www.kurzlink.de/imo-beschluss reits vielfach wissenschaftlich belegt. mit den Laserdruckern in Verbindung

»Plaza der Vielfalt« zur UN-Biodiversitätskonferenz Vom 27. bis 30. Mai 2008 veranstaltet die Projekte und Produkte vor. Ein hochkarätig DBU ein attraktives Ausstellungs- und besetztes Informations- und Diskussionsforum Veranstaltungsprogramm im Umfeld zur informiert über aktuelle Entwicklungen. Die Internationalen Konferenz über die biologische Veranstaltung fi ndet am Tagungsort der Vielfalt in Bonn. Über 150 Firmen, Verbände und Konferenz statt (Robert-Schuman-Platz). Forschungseinrichtungen stellen ihre neuesten Weitere Infos unter www.plaza-der-vielfalt.de

10 März 2008 umwelt aktuell abfall, chemie & emissionen | Globalisierung & Eine Welt Aktuell

gebracht werden konnten. Es gebe aber tigen im Haushalt verwendeten Produkten beiter würden nicht über Gesundheits- Irritationen der Haut und Schleimhäute. wie zum Beispiel Reinigungsmitteln oder risiken informiert, und Analysen zeigten Die Interessengemeinschaft Tonergeschä- Farben müssten zügig Regelungen getrof- die Verseuchung von Luft, Wasser und digter sieht das anders und dokumentiert fen werden. Generell unterstützt ECOS ein Boden. Eine Organisation vor Ort habe seit Jahren Fälle von gesundheitlichen Pro- schnelles Standardisierungsprogramm im von verdächtigen Todesfällen unter den blemen. Tonerpulver könne sogar krebser- Nanotechbereich. Wichtig sei dabei, die Areva-Arbeitern gesprochen, verursacht regendes Benzol und Schwermetalle ent- Definition für nanotechnologische Subs- durch radioaktiven Staub und kontami- halten. Eine systematische Untersuchung tanzen möglichst genau zu fassen. Denn niertes Grundwasser. Der Rohstoffkonzern möglicher Gesundheitsgefährdungen steht mit Größenunterschieden können sich die gewann den „Public Eye Swiss noch aus. [jg] toxikologischen Eigenschaften unterschei- Award“ für die Umweltverschmutzungen den. Dies müsse durch die Definition und und Gesundheitsschäden in seinen kolum- XX Johns Hopkins University, Jonathan Samet, USA, Klassifizierung entsprechend erfasst wer- bianischen Kohleminen. Zudem verhalte Tel +1 (0) 410 / 955-3286, www.jhsph.edu den können. [jg] sich das umsatzstärkste Schweizer Unter- XX Fritz-Haber-Institut, Dang Sheng Su, Berlin, nehmen gewerkschaftsfeindlich und sei Tel. +49 (0)30 / 8413 5406, XX Öko-Institut, ECOS-Expertin Katja Moch, Freiburg, intransparent, heißt es in der Begründung E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected], der Jury. XX Interessengemeinschaft Tonergeschädigter, www.ecostandard.org/position_papers.php Tatsächlich gewürdigt wurde dage- Hans-Joachim Stelting, Hamburg, Tel. +49 (0)40 / gen die Hess Natur Textilien GmbH aus 67998110, www.krank-durch-toner.de Deutschland, die faire Arbeits- und Han- delsbedingungen einhält und ökologische Produkte vertreibt. Ein gemeinsam mit der GLOBALISIERUNG & EINE WELT Hilfsorganisation Helvetas durchgeführtes Nanotechnologie Biobaumwoll-Projekt in Burkina Faso si- chert dort die Existenz zahlreicher Klein- Experten wollen strenge Negativpreis bäuerInnen und sorgt für eine nachhaltige Nano-Norm Bodenbewirtschaftung. Hess erhielt dafür Public Eye Award für Atom- den „Public Eye Positive Award“. „„ Im Rahmen der öffentlichen Konsul- und Rohstoffkonzerne Die Public Eye Awards wurden zum tation zur Nanotechnologie hat die für vierten Mal vergeben. Nominiert war unter umweltfreundliche Normen eintretende „„ Die Schweizer Nichtregierungsorga- anderem auch der deutsche Agrarchemie- Organisation ECOS (European Envi- nisation hat anläss- konzern Bayer CropScience. [mbu] ronmental Citizens für Standardization) lich des Weltwirtschaftsforums (WEF) im ein Positionspapier veröffentlicht. Darin Januar wieder Preise an die ihrer Ansicht XX www.publiceye.ch wird unter anderem gefordert, verpflich- nach verantwortungslosesten Unterneh- tende Risikobewertungen einzuführen, men der Welt vergeben. „Gewinner“ sind bevor Nanotechnologien angewandt wer- in diesem Jahr das Schweizer Rohstoffun- den. Diese Riskobewertungen sollten so ternehmen Glencore und der französische Umweltrangliste detailliert wie möglich ausfallen, damit Atomkonzern Areva. Die Nuklearfirma mögliche Umwelt- und Gesundheitsschä- erhielt zudem den neugeschaffenen Pub- Europäer und Costa Rica vorn den vermieden werden können. Darüber likums-Schmähpreis „Public Eye People‘s „„ 13 EU-Staaten haben es unter die bes- hinaus ist die Öffentlichkeit angemessen Award“, der per Internet-Abstimmung ten 20 auf der Länder-Umweltrangliste der zu beteiligen und sollte freien Zugang zu ermittelt wurde. Areva und Glencore US-amerikanischen Universitäten Colum- Umweltsicherheits- und Gesundheitsdaten stünden exemplarisch für all jene WEF- bia und Yale geschafft. Die Spitzengruppe haben. Produkte, die Nanotechnik enthal- Mitglieder und Großunternehmen, deren belegen die Schweiz, Norwegen, Finnland, ten, sollten nach Meinung der Umweltver- soziales und ökologisches Verhalten die Schweden und – als bestes Entwicklungs- bände gekennzeichnet werden. Schattenseiten einer auf Profit ausgerich- land – Costa Rica. Besonders bei der Verwendung von teten Globalisierung aufzeigten, erklärte Das Ranking misst den Zustand der Nanotechnologien in Lebensmitteln und Public Eye on Davos auf der gleichna- natürlichen Umwelt und die staatlichen Lebensmittelverpackungen sowie bei Kos- migen, von ihr traditionell organisierten Leistungen in der Umwelt- und Gesund- metika müsse es schnell verbindliche Rege- WEF-Gegenveranstaltung. heitspolitik. Sechs Kategorien wurden lungen und Normen geben, die die Sicher- Areva erhielt den „Public Eye Global bewertet: Luft, Gesundheit, Wasser, Ar- heit von VerbraucherInnen und den Schutz Award“ für seinen Uranabbau im Norden tenvielfalt, natürliche Ressourcen und der Umwelt gewährleisten. Auch bei sons- von Niger. Die afrikanischen Minenar- Klimawandel. Die skandinavischen Länder

umwelt aktuell März 2008 11 Aktuell Globalisierung & Eine Welt | klima & energie

profitierten deutlich von ihrer geringen verteilen sich die Anteile bei den nicht EU-Klimapaket II Bevölkerungsdichte, Costa Rica von dem vom ETS erfassten Emissionen sehr unter- immensen Artenreichtum in den Regen- schiedlich auf die einzelnen Mitgliedstaa- Emissionshandel mit immer wäldern. Die Forscher unterstrichen aber ten. Wirtschaftlich starke Länder müssen weniger heißer Luft auch, dass sämtliche Staaten in der Spit- deutlich mehr einsparen als ärmere. So zengruppe ein hohes Umweltbewusstsein sollen Luxemburg und Dänemark ihre „„ Ein wesentlicher Teil des europäischen in der Bevölkerung und eine aktive Um- Emissionen um 20 Prozent reduzieren, Klima- und Energiepakets (siehe Beitrag weltpolitik aufwiesen. während Bulgarien und Rumänien – aus- links) ist der Überarbeitungsvorschlag für Allerdings schnitten nicht alle europäi- gehend von einem viel niedrigeren Niveau das Emissionshandelssystem (ETS). Nach schen Staaten so gut ab. Einige EU-Staaten – etwa den gleichen Prozentsatz zulegen Ansicht von EU-Kommissionspräsident wie Belgien und die Niederlande schafften dürfen. Deutschland muss 14 Prozent an José Manuel Barroso hat sich das System es nicht einmal unter die vorderen 50. Ru- seinen Emissionen kürzen. zwar insgesamt bewährt, es seien aber ei- mänien kam nur auf Platz 83. Deutschland Grundlage für die Berechnungen ist das nige Änderungen für die dritte Verpflich- belegt Platz 13, was nach Ansicht der Au- Bruttoinlandsprodukt. Als neues Basisjahr tungsperiode ab 2013 notwendig. toren der Studie ein Beweis ist, dass auch gilt fortan 2005, wodurch Deutschland den So sollen die einzelnen Verpflichtungs­ dicht besiedelte Staaten gute Umweltleis- „Wiedervereinigungsbonus“ aus dem Zu- perioden auf sieben Jahre verlängert wer- tungen erzielen können. Grundsätzlich sammenbruch der Ost-Industrie verliert. den. Auch wird der Umfang des ETS auf fällt allerdings auf, dass die Europäer bei Insgesamt würden durch die notwendigen bisher nicht erfasste Branchen wie die Che- der staatlichen Umweltpolitik deutlich Maßnahmen bis 2020 Kosten in Höhe von mie- oder die Aluminiumindustrie sowie besser abschnitten als beim Zustand der 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts weitere Treibhausgase ausgedehnt. Klei- natürlichen Umwelt. [ms] entstehen, so die Kommission. Außerdem nere Emittenten, die im Jahr weniger als haben die EU-Beamten den bisherigen Be- 10.000 Tonnen CO2 emittieren, nehmen XX www.epi.yale.edu griff „Lastenverteilung“ (burden sharing) dagegen künftig nicht mehr am Handel aus ihrem Wortschatz gestrichen. Um die teil. Die Kommission schätzt, dass durch negative Konnotation des alten Begriffs zu diese Maßnahmen etwa fünf Prozent mehr überwinden, sprechen sie jetzt von „geteil- Emissionen durch das ETS erfasst werden ten Anstrengungen“ (effort sharing). als in den ersten beiden Verpflichungspe- KLIMA & ENERGIE Das Climate Action Network, größtes rioden. Außerdem soll das bisherige Prin- Netzwerk klimapolitischer Nichtregie- zip der Nationalen Allokationspläne abge- rungsorganisationen der Welt, kritisierte schafft und die Verteilung der Zertifikate EU-Klimapaket I den Kommissionsentwurf scharf. So gebe in Zukunft europaweit geregelt werden. es keinen effektiven Sanktionsmechanis- Besondere Aufmerksamkeit widmet Geteilte Anstrengungen zur mus, und die Staaten könnten zu viele der Kommissionsvorschlag der Vergabe Senkung der Emissionen Emissions­ zertifikate­ aus Drittländern der Emissionszertifikate. Insgesamt stehen hinzukaufen, wofür noch kein wirksames nach ihren Berechnungen im Jahr 2020 „„ Ende Januar hat die EU-Kommission Kontrollverfahren existiere. Vor allem aber 1.720 Millionen Tonnen Treibhausgase im einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, wie sei das Gesamtziel von 20 Prozent Emis­ ETS zur Verfügung, die dann vollständig die Mitgliedstaaten das vor einem Jahr sionsreduktion zu niedrig, um die Erd­ versteigert werden sollen. Wann die einzel- vereinbarte Ziel erreichen können, die er­wärmung auf maximal zwei Grad zu nen Sektoren allerdings zur Versteigerung Treib­haus­gasemissionen bis zum Jahr begrenzen – was das offizielle Ziel der übergehen müssen, unterscheidet sich 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 zu EU ist. Vor dem Hintergrund, dass die deutlich. Die Stromunternehmen sollen senken. Da die Emissionen bis 2005 nur Staats- und Regierungschefs bei den Kli- bereits ab 2013 alle Zertifikate ersteigern um etwa sechs Prozent gesunken sind, maverhandlungen auf Bali im Dezember müssen, andere Bereiche beginnen mit 20 fehlen noch 14 Prozent. Diese Reduktion einen Zielkorridor von 25 bis 40 Prozent Prozent und steigern sich bis 2020 auf 100 soll nach Vorstellung der Kommission auf für die Industriestaaten beschlossen haben, Prozent. Energieintensive Industrien wie zwei Wegen erreicht werden: Die Sektoren, seien 20 Prozent völlig unzureichend, so etwa der Stahlsektor erhalten sämtliche die in das Emissionshandelssystem (ETS) das Klimanetzwerk. Auch das Bundesum- Zertifikate zunächst sogar kostenlos. Die einbezogen sind, müssen ihre Emissionen weltministerium ist dieser Ansicht. Andere Gefahr, dass diese Unternehmen aus der um 21 Prozent reduzieren, alle anderen wie EU-Staaten sind dagegen skeptisch. [ms] EU abwanderten, sei sonst zu groß, be- etwa der Verkehr oder die Haushalte um gründete die Kommission diese Entschei- zehn Prozent. XX Klima- und Energiepaket der EU-Kommission: dung. Erst wenn auf internationaler Ebene Während das ETS europaweit organi- www.kurzlink.de/klimapaket1 ein neuer Klimaschutzvertrag geschlossen siert werden soll (siehe folgender Beitrag), XX Climate Action Network: www.climnet.org werde, könne man sehen, wie mit diesen

12 März 2008 umwelt aktuell klima & energie Aktuell

Unternehmen zu verfahren sei. Das wird Quellen beziehen. Deutschland soll sich EU-Klimapaket IV voraussichtlich im Jahr 2010 der Fall sein. von derzeit sechs auf 18 Prozent steigern. Die Einnahmen aus dem Zertifika- Wie ein Land das Ziel erreichen will – ob EU-Beihilfen für tehandel werden den Mitgliedstaaten zur es also eher auf Windkraft, Biomasse oder CO2‑Endlagersuche Verfügung stehen. Die Kommission möch- einen anderen Energieträger setzt –, kann te allerdings vorschreiben, dass mindestens es allerdings selbst entscheiden. Es muss „„ Mit einem Bündel von Vorschlägen will 20 Prozent in den Ausbau der erneuerbaren seine Pläne aber in einem Nationalen Ak- die Europäische Kommission der Techno- Energien investiert werden müssen – was tionsplan (NAP) festhalten. logie der CO2-Abscheidung und -speiche- die Finanzminister der Mitgliedstaaten so- Von der Idee, einen umfangreichen rung (CCS), dem vierten Teil des Klima- fort zurückwiesen. Außerdem sollen zehn Handel mit Zertifikaten zu etablieren, wie und Energiepakets (siehe vorhergehende Prozent der Einnahmen von den reicheren von Teilen der Industrie gefordert, hat sich Beiträge), zum Durchbruch verhelfen. So zu den ärmeren Mitgliedstaaten umverteilt die Kommission im letzten Moment ver- plant die Kommission, bis zum Jahr 2015 werden. abschiedet. Zwar sollen einzelne Länder ein Dutzend Demonstrationsprojekte zu Umweltverbände begrüßten den Vor- nach wie vor die Möglichkeit haben, aus fördern. Gleichzeitig hat sie die Regelungen schlag als Schritt in die richtige Richtung anderen Ländern sogenannte Herkunfts- für staatliche Beihilfen geändert, sodass die und lobten vor allem die deutlich zuneh- nachweise zu erwerben (siehe Artikel S. 2), Mitgliedstaaten zukünftig CCS-Projekte mende Versteigerung der Zertifikate, be- das System soll aber nicht verpflichtend finanziell unterstützen können. Von be- mängelten aber die Ausnahmen für ener- sein. Im Vorfeld der Veröffentlichung sonderer Bedeutung ist die Entscheidung, gieintensive Industrien. Der Verband der des Entwurfs sah sich die Kommission Emissionen, die aus Kraftwerken mit CCS- Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft speziell in diesem Punkt heftiger Kritik Technologie stammen, künftig als „nicht warnte dagegen, eine Versteigerung der von einigen Mitgliedstaaten – allen voran ausgestoßen“ zu werten. Damit sparen Zertifikate werde den Strom um 25 Pro- Deutschland und Spanien – ausgesetzt, sich die Kraftwerksbetreiber den Kauf der zent verteuern. die um die Wirksamkeit ihrer Systeme entsprechenden Zertifikate im Rahmen des der Einspeisevergütung fürchteten. Mit Emissionshandels. XX Klima- und Energiepaket der EU-Kommission: dem jetzigen Vorschlag der Kommission Das größte Problem der neuen Tech- www.kurzlink.de/klimapaket2 könne zumindest die Bundesregierung nologie – abgesehen von den ungeklärten XX Climate Action Network: www.climnet.org aber gut leben, kommentierte Franzjosef Langzeitrisiken – sind bisher die hohen XX Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirt- Schafhausen vom Bundesumweltministe- Kosten. Mehrere ambitionierte Pilotpro- schaft: www.vik.de rium den Entwurf. jekte in Norwegen und den USA wurden An einem weiteren umstrittenen Punkt bereits aus Kostengründen gestoppt (siehe hielt die Kommission dagegen fest: Der S. 13). Doch wenn die Maßnahmen greifen Anteil der Biokraftstoffe am gesamten und zusätzlich der Emissionshandel den EU-Klimapaket III Kraftstoffverbrauch soll bis zum Jahr 2020 Preis für Verschmutzungszertifikate in die auf zehn Prozent erhöht werden. Umwelt- Höhe treibt, müsste die CCS-Technologie Unterschiedliche Ausbauziele und Entwicklungsverbände kritisierten, in 10 bis 15 Jahren wirtschaftlich sein, für erneuerbare Energien dass die Gewinnung von Autotreibstoffen­ schätzt die Kommission. Im Jahr 2030 soll aus dem Anbau von Ölpalmen, Soja oder CCS dann bereits 15 Prozent der gesamten „„ Um das beschlossene europäische Ziel Mais nicht nur ineffizient sei, sondern vor CO2-Reduktion der EU einbringen. von 20 Prozent erneuerbaren Energien am allem in Entwicklungsländern gravierende Beobachter verfolgen die Entwicklun- Gesamtenergieverbrauch bis 2020 zu errei- soziale und ökologische Schäden verursa- gen bei CCS mit deutlich mehr Skepsis als chen, will die EU-Kommission verbindli- che. Die Kommission ging immerhin in- die EU-Kommission, die die Technologie che Ziele für die einzelnen Mitgliedstaaten soweit auf die Bedenken ein, dass sie nun als unumschränkt positive Entwicklung festschreiben. Dies ist Teil des Klima- und lediglich solche Biokraftstoffe anerkennen feiert. So begrüßte das Europäische Um- Energiepakets, das die Kommission Ende will, die mindestens 35 Prozent Emissio- weltbüro (EEB) zwar, dass ein klarer recht- Januar vorgelegt hat (siehe vorhergehende nen einsparen und bestimmten Nachhal- licher Rahmen für CCS geschaffen werden Beiträge). tigkeitskriterien entsprechen (siehe Artikel soll. Auch erkannte der Dachverband an, Dabei gehen die konkreten Zahlen weit S. 6). Aus Sicht von Umweltverbänden sind dass CCS möglicherweise positive Effekte auseinander: Während Belgien, Ungarn diese Kriterien allerdings viel zu schwach. im Klimaschutz bewirken könne. Er mach- oder Luxemburg lediglich 13 beziehungs- Sie fordern nach wie vor ein Moratorium te aber gleichzeitig darauf aufmerksam, weise 11 Prozent neue Regenerativkapazi- für den Ausbau. [ms] dass Kohlekraftwerke mit CCS-Techno- täten aufbauen müssen, soll das Wasser- logie bis zu einem Viertel mehr Energie kraftland Schweden im Jahr 2020 knapp XX Klima- und Energiepaket der EU-Kommission: verbrauchen als herkömmliche Kraftwer- die Hälfte seiner Energie aus erneuerbaren www.kurzlink.de/klimapaket3 ke. Auch gebe es nach wie vor ungelöste

umwelt aktuell März 2008 13 Aktuell klima & energie

Fragen bei der Lagerung des CO2, die mit Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der ökologischen und Sicherheitsrisiken ein- Naturschutzbund (NABU). hergingen. Andere Organisationen lehnen Der CO2-Grenzwert von 120 Gramm CCS vollständig ab, weil sie die Risiken pro Kilometer müsse sogar schon 2012 für unkalkulierbar halten oder befürch- gelten, forderte VCD-Experte Gerd Lott- ten, dass die Energieversorgung damit für siepen. Die drei Verbände verlangten eine viele Jahrzehnte auf fossile Energieträger langfristige Strategie zur Reduzierung des Zeitschrift für festgelegt würde. Experten des Umwelt- Spritverbrauchs: Bis 2020 solle die EU ökologische Landwirtschaft bundesamtes halten zudem ein langsames beschließen, dass Pkw nur noch durch- Entweichen von CO2 aus den unterirdi- schnittlich 80 Gramm CO2 pro Kilometer Schwerpunkt in Heft 145 schen Lagerstätten für möglich. [ms] emittieren dürfen. Derzeit sind 160 Gramm der Durchschnitt. Die Umweltorganisatio- XX Klima- und Energiepaket der EU-Kommission: nen kritisierten auch die Bundesregierung, Klimaschutz www.kurzlink.de/klimapaket4 die sich ihrer Meinung nach den Interessen und Öko-Landbau XX www.eeb.org der deutschen Autohersteller gebeugt hat. XX www.de.wikipedia.org/wiki/CO2-Abscheidung Der Gesetzentwurf für die neuen EU- Vorteile des Öko-Landbaus für das Klima weiten Grenzwerte soll im kommenden Jahr verabschiedet werden. [mbu] Vorteile der Öko-Rinderhaltung

Biogas als Beitrag zum Klimaschutz? Verkehr und Klima XX VCD, Berlin, Tel. +49 (0)30 / 280351-0, Fax 10, E-Mail: [email protected], www.vcd.org Große schnelle Autos haben XX www.duh.de/verkehr_luftreinhaltung.html Freunde im EU-Parlament XX EU-Gesetzgebungsverfahren: Themen in Heft 145 www.kurzlink.de/mitentscheidung aus Forschung, Praxis und Beratung „„ Die Abgeordneten des Europaparla- ments haben Mitte Januar die ehrgeizigen Schadnester in Getreide Klimaschutzbemühungen der EU-Kom- Energieeffizienz Zielvorgaben für die Tiergesundheit mission ausgebremst. Eine Mehrheit sprach sich dafür aus, die schärferen Grenzwerte Tierhaltungsverfahren im Vergleich Strengere Vorgaben für für den CO2-Ausstoß von Autos erst 2015 Die Bio-Branche in Japan einzuführen. Der Wunschtermin der EU- Gebäude geplant Kommission ist 2012. Herausgeber:Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL) | Der Vorschlag des Parlaments sieht vor, „„ Die EU-Kommission hat erste Ideen für Erscheinungsweise:vier Ausgaben pro Jahr | dass Neuwagen dann bis zu 125 Gramm die in diesem Jahr geplante Überarbeitung Einzelhefte:9,90 EUR (zzgl.Porto) | Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen der Gebäuderichtlinie vorgelegt. Während Abo (zzgl.Versand):Privatbezieher 29,– EUR | Firmen/Organisationen 45,– EUR | ermäßigt 20,– EUR dürfen. Die Kommission wollte diesen der „Woche der nachhaltigen Energie“ Wert auf 120 Gramm senken. Die Grünen Ende Januar in Brüssel sagte ein Sprecher im Europaparlament kritisierten die Ent- der Generaldirektion Energie, dass die schließung. Ihrer Einschätzung nach ist es Grundprinzipien der Richtlinie zwar er- Bestellen Sie jetzt Ihr Probeabo* technisch längst möglich, umwelteffizien- halten bleiben sollten, man aber eine Reihe (zwei Ausgaben für nur 7,95 Euro) bei: te und spritsparende Autos zu bauen. Der von Ergänzungen und Verschärfungen in [email protected] oder oekom verlag | Gesetzentwurf für die neuen Grenzwerte Betracht ziehe. Waltherstraße 29 | D-80337 München | Fax +49/(0)89/544184-49| www.oekom.de soll 2009 verabschiedet werden. So sollen weiterhin die Mitgliedstaaten Aus Sicht von Umweltverbänden müss- die Effizienzstandards setzen, die Kom- * Sie erhalten ein vergünstigtes 1/2008 D 7343 F | ISSN 1015-2423 | Heft 145 (36. Jg.) | EUR 9,90 sen die Vorgaben der EU-Kommission mission will aber europaweit einheitliche Probeabo,beginnend mit der aktuellen Ausgabe.Wenn Ihnen Schwerpunkt dagegen noch deutlich verschärft werden, Mindeststandards festschreiben, um damit Ökologie & Landbau gefällt und Klimaschutz und Öko-Landbau damit der Straßenverkehr spürbar etwas in allen Ländern Fortschritte zu garantie- Sie nicht bis spätestens 10 Tage Themen nach Erhalt des zweiten Heftes Schadnester in Getreide zum Klimaschutz beiträgt. So sollten neue ren. Derzeit diskutiert die Kommission Zielvorgaben für die Tiergesundheit schriftlich kündigen,erhalten Tierhaltungsverfahren im Vergleich Autos überhaupt nicht mehr zugelassen noch, nach welchen Kriterien diese Min- Die Bio-Branche Sie Ökologie & Landbau automa- in Japan

tisch im regulären Abonnement. Foto:Schweisfurth-Stiftung werden, wenn sie die ab 2015 festgelegten deststandards festgesetzt werden sollen. Kohlendioxid-Obergrenzen überschrei- Möglich wären etwa Obergrenzen für den ten, forderten Ende Januar in Berlin der Energieverbrauch pro Quadratmeter oder Verkehrsclub Deutschland (VCD), die auch spezifische Anforderungen an einzel-

14 März 2008 umwelt aktuell klima & energie Aktuell

ne Komponenten wie Fenster oder Dächer. wieder fallen gelassen – zu groß war der Hermesbürgschaften Weiterhin soll der derzeitige Grenzwert Widerstand aus der Bevölkerung. von 1.000 Quadratmetern, bis zu dem ein Ausweichmöglichkeiten scheinen die Exporte sollen nachhaltiger Gebäude bisher nicht von der Richtlinie Unternehmen im europäischen Ausland werden erfasst wird, abgesenkt werden. Wie weit, zu suchen. So plant der Energiekonzern verriet die Kommission allerdings noch RWE ein 1.600-Megawatt-Kohlekraftwerk „„ Die Organisation für wirtschaftliche nicht. [ms] in Athen. Auftraggeber ist der griechische Zusammenarbeit in Europa (OECD) hat Energiekonzern DEI. Bei dem Kraftwerk Nachhaltigkeitskriterien für die Vergabe XX Informationen zur Gebäuderichtlinie: handelt es sich offenbar um dieselben von Exportkrediten und -bürgschaften be- www.kurzlink.de/GebaeudeRL Pläne, die RWE im saarländischen Ensdorf schlossen. Die Richtlinien sollen garantie- hatte verwirklichen wollen. Die Ensdorfer ren, dass Exportkreditagenturen, die Geld Bürger hatten sich Ende letzten Jahres an Regierungen aus Entwicklungsländern mit deutlicher Mehrheit gegen ein neues verleihen, damit nicht den eigenen Nach- Emissionshandel Kraftwerk in der Region ausgesprochen haltigkeitszielen widersprechen. Hinsicht- und die Pläne damit gestoppt. Aber auch lich der einzelnen Bestimmungen verweist Zuteilung für deutsche in Athen gab es massive Anwohnerproteste die OECD auf bestehende Abkommen der Anlagen gegen das Kraftwerk. Anfang Februar kam Weltbank und des Internationalen Wäh- es dabei zu gewalttätigen Auseinanderset- rungsfonds. [ms] „„ Die Deutsche Emissionshandelsstelle zungen zwischen Polizei und Demonstran- (DEHSt) beim Umweltbundesamt hat die tInnen. In Deutschland und Griechenland XX www.kurzlink.de/oecdstandards Zuteilung von CO2-Emis­sions­zertifikaten stehen die Kohlekraftwerke mit den höchs- auf die einzelnen Anlagen in Deutschland ten Emissionen in Europa. [ms] für die Verpflichtungsperio­ de­ 2008 bis 2012 abgeschlossen. Damit erhalten 1.625 XX Geplante Kohlekraftwerke in Deutschland: Fossile Energieträger Anlagen gut 451 Millionen Emissionsbe- www.bund.net/klima rechtigungen. Das sind etwas weniger als Rückschlag für die 453 Millionen Tonnen, die die EU- CO2‑Speicherung Kommission Deutschland zugestanden hatte. 29 Anlagen werden zum ersten Mal Chemikalien und Klimaschutz „„ Eine Warnung der norwegischen Si- vom Emissionshandel erfasst, bei 427 An- cherheitsbehörde für den Ölsektor (PSA) lagen mussten die beantragten Zertifikate Gesetz gegen fluorierte hat massive Irritationen über die Zukunft gekürzt werden. In der Handelsperiode Klimagase auf dem Weg der CO2-Abscheidungs und -speiche- 2008 bis 2012 erhalten die Anlagenbetrei- rungstechnologie (CCS) hervorgerufen. ber die Berechtigungen noch umsonst. Ab „„ Die neue Chemikalien-Klimaschutz- Die CCS-Technologie könne deutliche 2013 sieht die Kommission eine zuneh- verordnung der Bundesregierung ist dem Sicherheitsrisiken mit sich bringen, so die mende Versteigerung vor (siehe vorher- Parlament zugeleitet worden. Die Chem- PSA in einer umfassenden Studie. Sowohl gehenden Beitrag). [ms] KlimaschutzV (Drucksache 16/7604) ist toxische als auch Korrosionseffekte des Teil des Klimaschutzpakets, das die Bun- CO2 in gasförmiger, flüssiger oder fester XX www.dehst.de desregierung im letzten Dezember vorge- Form seien noch nicht ausreichend un- legt hat. Der Gesetzesvorschlag soll dem tersucht. Auswirkungen auf die Gesund- Schutz des Klimas vor Veränderungen heit von Menschen und die Umwelt seien durch den Eintrag bestimmter fluorier- möglich. Energieversorgung ter Treibhausgase dienen. Damit soll die Die Studie erreichte vor allem des- Zahl von bestimmten unter das Kyoto- halb eine so hohe Aufmerksamkeit, weil Kampf um Kohle Protokoll fallenden Emissionen verringert Norwegen unumstrittener Vorreiter für „„ Der Streit um die Zukunft der Kohle- werden. Die Regelung soll Grenzwerte und CCS ist. Bereits seit zehn Jahren gibt es energie in Deutschland spitzt sich immer Prüfpflichten, aber auch Rücknahme- und Versuchsanlagen. Die norwegische Regie- weiter zu. Mittlerweile haben sich an fast Rückgewinnungsvorschriften beim Um- rung will mit Hilfe von CCS bis zum Jahr allen Standorten für die mehr als 20 geplan- gang mit fluorierten Treibhausgasen an- 2020 ihre CO2-Emissionen um die Hälfte ten neuen Kraftwerke Bürgerinitiativen ge- passen. [jg] reduzieren. Damit hat sie sich die weltweit gründet, um eben diese zu verhindern. In ehrgeizigsten Ziele gesetzt. Köln, Bremen Herne, Krefeld, Querschied XX Verordnung (PDF): Im Unterschied zu den meisten ande- und Ensdorf wurden die Pläne mittlerweile www.kurzlink.de/ChemKlimaschutzV ren Staaten (siehe S. 13) herrscht im Ölför-

umwelt aktuell März 2008 15 Aktuell klima & energie | Konsum & Verbraucherschutz

derland Norwegen allgemeiner Konsens, gemeine Etikettierung und jene für die die Packungsvorderseite – ähnlich dem dass die CCS-Technologie ein zentraler Kennzeichnung nährwertbezogener An- britischen „Ampelsystem“ – festgelegt Bestandteil im Kampf gegen den Klima- gaben. VerbraucherInnen sollen sich da- habe. [mbu] wandel sein müsse. Sowohl die rot-grüne durch leichter für ein gesünderes Produkt Regierung als auch die größte norwegische entscheiden können. Die neue Richtlinie XX EU-Kommission, Gesundheit und Verbraucher­ Umweltorganisation Bellona sind CCS-Be- verpflichtet die Industrie zu einer klaren, schutz, Brüssel, www.ec.europa.eu/dgs/health_ fürworter. Daher versuchte auch Bellona verständlichen Etikettierung, die nicht ir- consumer/index_de.htm die Bedeutung der Studie herunterzuspie- reführend sein darf. XX BEUC, Brüssel, Tel. +32 (0)2 / 7431590, len. Der Bericht würde keine Neuigkeiten Auf der Packungsvorderseite müssen E-Mail: [email protected], www.beuc.eu enthalten, sondern lediglich den weiteren laut dem Entwurf die Kalorienzufuhr, der Ausbau der Technologie gefährden. [ms] Gehalt an Gesamtfett, gesättigten Fett- säuren, Kohlenhydraten, Zucker und Salz XX Studie: www.kurzlink.de/studiepsa abgedruckt sein. Das Etikett muss lesbar Produktsicherheit sein, eine Schriftgröße von mindestens drei Millimetern ist vorgeschrieben. Die Ver- Immer mehr Produktrückrufe packungsrückseite muss die empfohlene „„ Die Zahl der bei der Europäischen Tagesmenge enthalten sowie den geschätz- Kommission gemeldeten gefährlichen und KONSUM & VERBRAUCHERSCHUTZ ten durchschnittlichen Energiebedarf für zurückgerufenen Produkte ist in den ver- Männer und Frauen zwischen 19 und 50 gangenen vier Jahren immens gestiegen. Jahren. Für Kinder sind allerdings keine Das geht aus Daten der EU-Kommission Lebensmittelkenzeichnung Angaben vorgeschrieben. hervor, die eine Münchener Kanzlei ana- Die europäische Vereinigung der Er- lysiert hat. Die Kommission veröffentlichte Fett und Zucker müssen vorne nährungsindustrie (CIAA) kritisierte den die Zahlen angesichts der zahlreichen Pro- auf die Packung Richtlinienvorschlag, weil er den Wett- duktrückrufe und Sicherheitswarnungen bewerb im Binnenmarkt schwäche, die im vergangenen Sommer, die vor allem „„ Die Europäische Kommission hat Ende Verbraucher verwirre und bei kleinen chinesische Produkte betrafen. Januar neue Regeln für die Kennzeich- Packungen nicht praktikabel sei. Dagegen 2004 wurde die europäische Produktsi- nung von verarbeiteten Lebensmitteln lobte der Europäische Verbraucherver- cherheitsrichtlinie (European Product Sa- vorgeschlagen. Für Fleisch und Gemüse band (BEUC) die geplanten Regelungen als fety Directive) EU-weit in einzelstaatliches gelten sie nicht. Der entsprechende Richt- wichtigen Beitrag gegen die Fettleibigkeit. Recht umgesetzt. Neben Maßnahmen, die linienentwurf kombiniert zwei frühere Bedauerlich sei jedoch, dass die Kommis­ verhindern sollen, dass gefährliche Pro- Verordnungen: die Regelung für die all- sion keine EU-weite Farbensymbolik für dukte auf den Markt kommen, sieht die

Nachhaltigkeit S wie Stromsparen Die deutschen Haushalte verbrauchen immer mehr Strom – über 27 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland gehen auf ihre Kosten. Damit sind sie der zweit- größte Verbraucher nach der Industrie. Dieses Buch gibt einen Überblick über Verbrauchstrends, Einsparpotenziale und Steuerungsinstrumente und bietet Lö- A–Z sungen, wie der Stromverbrauch in Haushalten dauerhaft gesenkt werden kann. C. Fischer (Hrsg.) Strom sparen im Haushalt Trends, Einsparpotenziale und neue Instrumente für eine nachhaltige Energiewirtschaft oekom verlag, München 2008 210 Seiten, 39,90 EUR, ISBN 978-3-86581-084-7 Erhältlich bei www.oekom.de [email protected] Fax +49/(0)81 91/970 00–405 Die guten Seiten der Zukunft

16 März 2008 umwelt aktuell Konsum & Verbraucherschutz | landwirtschaft & gentechnik Aktuell

Richtlinie auch vor, die Verantwortlichen im Europaparlament. Hersteller dürften ren. Ein Vorschlag von EU-Agrarkom- zu bestrafen. Die Richtlinie betrifft Her- Schwermetalle zwar nur verwenden, wenn missarin Mariann Fischer Boel sieht vor, steller, Vertriebshändler und Einzelhänd- es keine Alternative gebe, hieß es bei der Betrieben, die jährlich mehr als 100.000 ler zahlreicher Produkte wie zum Beispiel Europäischen Verbraucherorganisation Euro aus dem Gemeinschaftstopf bekom- Kraftfahrzeuge oder Boote, aber auch Kos- (BEUC). Das Vorhandensein von Alter- men, künftig weniger Geld zu zahlen. metika, Spielzeug und Elektroartikel. Die nativen werde aber gar nicht überprüft. Bundeslandwirtschaftsminister Horst Anzahl der veröffentlichten Produktrück- Für BEUC geht der Gesetzesvorschlag Seehofer ist gegen die Kürzung der Beihil- rufe ist maßgeblich auf die neuen Produkt- nicht weit genug. So fehle beispielsweise fen, weil dies seiner Ansicht nach die Groß- sicherheitsvorschriften für einen stärkeren eine schwarze Liste mit mängelbehafteten betriebe in Ostdeutschland besonders hart Verbraucherschutz zurückzuführen. Spielzeugprodukten im Entwurf. Mit der träfe. Umweltorganisationen und ökologi- Spielwaren und Kinderausstattungsar- Richtlinie befassen sich nun EU-Minister- sche Erzeugerverbände unterstützen hin- tikel waren mit 22 Prozent des Gesamtan- rat und Parlament. [mbu] gegen die Kommissionspläne: Die frei wer- teils die Produkte, vor denen am häufigsten denden Gelder aus den Direktzahlungen aus Sicherheitsgründen gewarnt wurde. Es XX BEUC, Brüssel, Tel. +32 (0)2 / 7431590, kämen sowohl kleineren Höfen als auch folgten Elektrogeräte mit einem Anteil von E-Mail: [email protected], www.beuc.eu der Umwelt zugute. Bis Ende des Jahres 15 Prozent und Kraftfahrzeuge mit einem XX EU-Kommission, Verbraucherpolitik, Brüssel, sollen nach dem Willen der Kommission Anteil von zehn Prozent. [mbu] www.ec.europa.eu/consumers/index_de.htm die Pläne verabschiedet sein. [mbu] XX EU-Gesetzgebungsverfahren: XX Kanzlei Lovells, München, Tel. +49 (0)89 / www.kurzlink.de/mitentscheidung XX EU-Kommission, Landwirtschaft, Brüssel, 29012-0, www.lovells.com www.ec.europa.eu/agriculture/index_de.htm

Schadstoffe in Spielzeug LANDWIRTSCHAFT & GENTECHNIK Nahrungsmittelzulassung Puppen und Teddys ohne Neuartige Lebensmittel sollen Blei und Quecksilber EU-Agrarreform zentral genehmigt werden

„„ Kinderspielsachen in Europa sollen Agrarzahlungen aus Brüssel „„ Sogenannte neuartige Lebensmittel sicherer werden. Ein Gesetzentwurf der werden vereinfacht sollen nach dem Willen der Europäischen EU-Kommission von Ende Januar verbie- Kommission künftig zentral geprüft und tet gefährliche Chemikalien und Schwer- „„ Zwar haben sich die EU-Agrarminister dann gegebenenfalls für die Verbrauche- metalle in Puppen, Teddybären, Autos und Ende Januar in Brüssel darauf verständigt, rInnen in allen Mitgliedstaaten zugelassen anderem Spielzeug. Auch die Regeln für dass die Landwirte künftig die Agrarzu- werden. Damit solle die Markteinführung Kleinteile, die Kinder verschlucken könn- schüsse der Gemeinschaft mit weniger bü- solcher Lebensmittel beschleunigt werden. ten, wurden verschärft. rokratischem Aufwand erhalten. Aber der Das sieht ein Verordnungsentwurf vor, Nach dem Vorschlag von EU-Indus- Streit um die Reform der Gemeinsamen den die Kommission im Januar in Brüssel triekommissar Günter Verheugen darf Agrarpolitik (GAP) geht weiter. Künftig veröffentlichte. Spielzeug keine Chemikalien mehr bein- werden bei geringfügigen Verstößen gegen Bisher waren die Mitgliedstaaten selbst halten, die Krebs erregen, Allergien aus- die Vorschriften nicht mehr automatisch dafür zuständig, zu überprüfen, ob neuar- lösen, und das Erbgut und die Fortpflan- die Beihilfen gekürzt. Bußgelder von weni- tige Lebensmittel auf den Markt dürfen. zung schädigen können. Ausnahmen sind ger als 100 Euro werden nicht mehr erho- Nach der neuen Verordnung soll dies Batterien, Mikrochips oder andere Teile ben. Auch die Regelung, dass Bauern ihr die Europäische Behörde für Lebensmit- im Kuscheltier oder Spielgerät, mit denen Land mindestens zehn Monate besessen telsicherheit (EFSA) übernehmen. Die die Kinder nicht in Kontakt kommen. Für haben müssen, bevor sie Anspruch auf Mitgliedstaaten hätten dann nur noch die Schwermetalle wie Blei und Quecksilber Subventionen haben, wird abgeschafft. Möglichkeit, den Verkauf bereits zuge- sollen Grenzwerte festgelegt werden, die Direktzahlungen erhalten Landwirte, lassener Lebensmittel zu stoppen, wenn ein Gesundheitsrisiko ausschließen. Laut wenn sie EU-weite Standards bei Umwelt- diese ihrer Ansicht nach gefährlich sein Verheugen ist ein völliges Verbot von schutz, Lebens- und Futtermittelsicherheit, können. Schwermetallen nicht möglich. tierischer Gesundheit und Tierschutz ein- Als neuartig definiert die EU-Kom- Diese Ausnahme sei ein unnötiges Zu- halten. Die EU-Kommission will mit der mission solche Lebensmittel, die vor 1997 geständnis an die Industrie, kritisierten GAP-Reform die bisherigen Agrarsubven- nicht nennenswert in der EU konsumiert Verbraucherverbände sowie die Grünen tionen für Großbetriebe deutlich reduzie- wurden. Der Kommission zufolge betrifft

umwelt aktuell März 2008 17 Aktuell landwirtschaft & gentechnik

dies zum einen pflanzliche und tierische Gentechnikrecht Nachhaltigkeit Nahrungsmittel, die in nicht herkömmli- chen Zuchtverfahren hergestellt wurden – Deutschland hat ein neues hierunter fällt die Gentechnik. Außerdem Gentechnikgesetz Lebensmittel, die durch neuartige Produk- tionsverfahren modifiziert wurden, zum „„ Nachdem im Januar die Bundesregie- A–Z Beispiel mittels Nanotechnologie. Weite- rung grünes Licht für ein neues Gentech- re Beispiele sind Pflanzenalgen, fungizide nikgesetz gegeben hatte, haben Ende des

Henry Wüstemann Mikroorganismen sowie Nahrungsmittel Monats der Bundestag und im Februar

, Stefan Mann mit veränderter Aufbaustruktur. Auch auch der Bundesrat der Novelle zuge- Multifunktionalitä, Klaus Müller (H cholesterinreduzierte Nahrung, bei denen stimmt. Letzte Änderungswünsche CDU- Von der Wohlfahrtsökonomie zu neuen Ufern Öle und Milchprodukte mit Chemikalien geführter Bundesländer bei den Kenn- angereichert wurden, gehört zu den neu- zeichnungsregeln fanden im Bundesrat artigen Lebensmitteln. [mbu] keine Mehrheit. Das neue Gesetz macht genauere Vor- XX www.ec.europa.eu/food/food/biotechnology/ gaben für die Kennzeichnung von Lebens- novelfood mitteln. Das Label „Ohne Gentechnik“ soll sicherstellen, dass VerbraucherInnen gezielt gentechnikfreie Lebensmittel aus- wählen können. Eier, Fleisch- und Milch- Deutsch-französischer Umweltgipfel produkte erhalten die Kennzeichnung nur, wenn die Tiere nicht mit gentechnisch ver- Für transparente änderten Pflanzen gefüttert wurden. Gentech-Zulassung Für den Anbau von Genmais gilt künf- M wie tig ein Mindestabstand von 150 Metern zu „„ Bundesumweltminister Sigmar Gabriel Feldern mit konventionellen Sorten und multifunktionale und sein französischer Kollege Jean-Louis von 300 Metern zu Ökomais. Benachbarte Landwirtschaft Borloo haben an die Europäische Behörde Landwirte können die Abstände aber nach für Lebensmittelsicherheit (EFSA) appel- Absprache unterschreiten. Der Gentech- Die Landwirtschaft erfüllt viele Funktionen: liert, die Stellungnahmen der EU-Mitglied- Bauer muss seinen Nachbarn allerdings Schafe etwa liefern nicht nur Milch, Wolle und staaten zur Zulassung genmodifizierter über Rechtsfolgen aufklären und die Fleisch; sie erfreuen auch Touristen und festi- Produkte stärker zu berücksichtigen als Vereinbarung veröffentlichen. Auch das gen den Deich, der vor der nächsten Sturmflut schützt. In diesem Buch erfahren Sie, warum bisher. Die von den Ländern erhobenen Standortregister bleibt öffentlich. die klassischen ökonomischen Theorien in der Einwände und Fragen müssten gründlich Umwelt- und Verbraucherschützer Landwirtschaft nicht mehr greifen und wa- geprüft und beantwortet werden. Beide hatten Lob und Kritik für die Novelle. So rum neben den üblichen Agrarprodukten Minister setzen sich dafür ein, das Zulas- sehen alle großen Umweltverbände sowie auch nicht-marktfähige Leistungen der Land- wirte subventioniert werden sollten. sungsverfahren transparenter zu gestalten die Verbraucherzentralen die Kennzeich- und die wissenschaftliche Basis zu verbes- nung positiv, da nun auch gentechnikfreie H. Wüstemann, S. Mann, K. Müller (Hrsg.) sern. Dies hatten die meisten europäischen Futtermittel zum Zuge kommen. Der Multifunktionalität Umweltminister und auch die EU-Kom- Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft Von der Wohlfahrtsökonomie zu neuen Ufern oekom verlag, München 2007, 300 Seiten mission allerdings bereits im vergangenen (BÖLW) kritisierte jedoch, das neue Gesetz 34,80 EUR, ISBN 978-3-86581-055-7 Jahr verlangt. biete keinen ausreichenden Schutz für eine Auf der Tagesordnung des deutsch- Lebensmittelerzeugung ohne Gentechnik. Erhältlich bei französischen Umweltrats im Februar Für die Abstandsregelung forderten die www.oekom.de in Goslar standen auch das Klima- und Verbände Nachbesserungen. Der Deutsche [email protected] Energiepaket, das die EU-Kommission Bauernverband rät vom Gentech-Anbau Fax +49/(0)81 91/970 00–405 im Januar verabschiedet hatte, sowie die ab, weil er Haftungsrisiken befürchtet. Reduzierung der CO2-Emissionen von [mbu] Autos und die UN-Biodiversitätskonferenz im Mai in Bonn. [mbu] XX Gesetz: www.bundesrecht.juris.de/gentg XX BUND, Heike Moldenhauer, Berlin, Tel. +49 (0)30 / XX Bundesumweltministerium, Berlin, 275864-456, www.gentechnikfreie-regionen.de Die guten Seiten der Zukunft Tel. +49 (0)1888 / 3052010, www.bmu.de XX www.boelw.de, www.vzbv.de

18 März 2008 umwelt aktuell landwirtschaft & gentechnik | naturschutz & biodiversität Aktuell

Monsanto-Mais Genfood-Einfuhren takt für die Arbeit deutscher Nichtregie- rungsorganisationen, die Druck bis zur Frankreich verbietet Genmais, EU will illegalen Genreis aus UN-Konferenz im Mai machen wollen. Seehofer laviert weiter China abfangen Deutschland als Gastgeberland wird hier eine besondere Verantwortung zugemes- „„ Die Regierung in Paris hat im Februar „„ Die Europäische Kommission will Pro- sen. verboten, die Genmaissorte MON810 der dukte aus China, die mit gentechnisch ver- Die Organisationen stellten auf der US-Firma Monsanto auf französischen ändertem Reis hergestellt wurden, künftig Veranstaltung ihre vier Kernforderungen Feldern zu pflanzen. Eine EU-Schutzklau- kontrollieren, bevor sie eine Einfuhrerlaub- vor: sel macht einen solchen nationalen Allein- nis erhalten. Auf allen Waren müsse nach- XX „Ausbeutung verhindern.“ Die wichti- gang möglich: Mitgliedstaaten dürfen ein gewiesen sein, dass sie frei von der in der gen Naturgebiete der Welt sollen sofort zeitweises oder vollständiges Verbot von EU nicht zugelassenen Bt63-Varianz sind, unter Schutz gestellt und damit gerettet Anbau und Import gentechnisch veränder- heißt es in einem Kommissionsbeschluss werden. ter Organismen verhängen. vom Februar. Erst mit diesem Nachweis XX „Reichtum verpflichtet.“ Der Schutz der In Deutschland forderte daraufhin der würden sie künftig auf dem europäischen biologischen Vielfalt soll als Zukunfts- BUND Bundesagrarminister Horst Seeho- Markt zugelassen. 2006 und 2007 waren aufgabe anerkannt und entsprechend fer auf, ebenfalls den Anbau von MON810 immer wieder chinesische Reislieferungen finanziert werden. zu verbieten. Seehofer solle sich auch in in die EU gelangt, die gentechnisch verun- XX „Ärmere Staaten fair beteiligen.“ Reiche Brüssel dafür einsetzen, dass MON810 reinigt waren. und arme Länder sollen den Schatz der nicht wieder in der EU zugelassen werde. Bei Gensoja und -baumwolle konnte Natur gemeinsam und verantwortlich Die Genehmigung war im Frühjahr 2007 sich ein Expertengremium der EU-Län- verwalten. abgelaufen. Monsanto legte inzwischen der nicht auf ein Votum einigen, ob diese XX „Agro-Industrie stoppen.“ Die Vielfalt den für die Zulassung erforderlichen Mo- Sorten in der EU zugelassen werden sollen in der Landwirtschaft soll erhalten und nitoringplan vor, entschieden wurde aber oder nicht. Darüber werden nun die zu- gefördert werden. noch nichts. ständigen Minister entscheiden. [mbu] Auch die Europäische Union war durch Im vergangenen Herbst hatte Seehofer einen Sprecher vertreten. Die EU hat sich erstmals Bedenken gegen den Anbau des XX EU-Kommission, Lebensmittelsicherheit/Gentech­ verpflichtet, bis 2010 den Rückgang der Monsanto-Genmaises geäußert. Der Mi- nik, Brüssel, www.ec.europa.eu/food/food/ Artenvielfalt deutlich zu reduzieren. Der nister berief sich dabei auf Untersuchun- biotechnology/gmfood/index_en.htm slowenische Umweltminister Mitja Bri- gen des Bundesamtes für Verbraucher- celj stellte die Pläne der derzeitigen EU- schutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Präsidentschaft seines Landes im Bereich vom Frühjahr. Die Behörde warnte damals Biodiversität vor. Man wolle Klima- und vor MON810 als „Risikokultur“. Das Gift, Biodiversitätsschutz zusammendenken, das die Pflanze vor dem Schädling Mais- NATURSCHUTZ & Biodiversität sich für eine EU-Position für ein globales zünsler, einem Schmetterling, schützen Finanzierungssystem und für ein nachhal- soll, schädige auch andere Insekten, zum tiges Forstmanagement und -monitoring Beispiel Wespen, Ameisen oder Spinnen, Biodiversitätsgipfel einsetzen sowie den Privatsektor stärker die „eine große Rolle bei der natürlichen einbeziehen, sagte Bricelj. Das einzurich- Schädlingsbekämpfung spielen“. Seitdem Verbände fordern Fairness tende globale Schutzgebietsnetz müsse gilt ein Handelsverbot für den Genmais. und Verantwortung auch Meeresschutzgebiete enthalten. Um Angebaut werden soll MON810 in die- Biodiversität wirklich zu schützen, müss- sem Jahr auf über 4.000 Hektar heimischer „„ Am 7. und 8. Februar fand in Berlin das ten alle Ebenen – lokale, regionale wie in- Ackerfläche an mehr als 250 Standorten. internationale Dialogforum „100 Tage bis ternationale – verantwortlich zusammen- Die meisten Felder liegen in Brandenburg zur UN-Konferenz über die biologische arbeiten. und Sachsen. In der EU stoppten bereits Vielfalt“ statt. Hundert Tage vor dem Bio- Organisiert wurde das Treffen vom fünf Mitgliedstaaten den Anbau des po- diversitätsgipfel in Bonn markierten die Deutschen Naturschutzring (DNR) und tenziell gefährlichen Genmaises. Neben rund 200 TeilnehmerInnen aus Verbän- dem Forum Umwelt und Entwicklung. Frankreich sind dies Griechenland, Ös- den, Politik und Presse sowie der Gene- [Bettina Lange] terreich, Polen und Ungarn. [mbu] ralsekretär der Biodiversitätskonvention (CBD) Ahmed Djoghlaf ihre Eckpunkte XX Forum Umwelt und Entwicklung, Günter Mitla- XX BUND, Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer, für eine erfolgreiche Vertragsstaatenkon- cher, NGO-Koordination CBD, Tel. +49 (0)228 / Berlin, Tel. +49 (0)30 / 275864-456, ferenz. 92399353, E-Mail: [email protected] www.gentechnikfreie-regionen.de Das Dialogforum bildete den Auf- XX www.biodiv-network.de

umwelt aktuell März 2008 19 Aktuell naturschutz & biodiversität

Neobiota-Datenbank der wärmeliebenden Arten überproportio­ wärtig schon vom Verlust an Biodiversi- nal fördern. Daher gelte es den zufälligen tät betroffen sind, wohingegen 70 Prozent Daisie kennt alle Aliens Import etwa durch Ballastwasser von davon ausgehen, dass sie oder ihre Kinder „„ Ende Januar ist im slowenischen Por- Schiffen oder in Holzverpackungen ein- die Folgen künftig zu spüren bekommen toroz die erste Datenbank über gebiets- zudämmen. werden. fremde Arten, sogenannte Neobiota, in Eu- Der Umgang mit Neobiota und spezi- Trotz aller Besorgnis wissen in Europa ropa vorgestellt worden. „Delivering Alien ell mit invasiven Arten wird auch auf der nur die wenigsten über das Kernstück des Invasive Species Inventories for Europe“ UN-Biodiversitätskonferenz im Mai in europäischen Naturschutzes Bescheid: das (Daisie) heißt das Internetportal mit der Bonn verhandelt. Aktuelle Entwicklun- Natura-2000-Netz. Dieses EU-weite Netz- Zusammenstellung von über 10.000 ge- gen von invasiven Arten in Deutschland werk von Naturschutzgebieten für Europas bietsfremden Arten, von denen über 1.700 und deren Bezug zur UN-Konferenz soll wertvollste Lebensräume und am stärksten in Deutschland vorkommen. Zehn Prozent ein DNR-Workshop am 9. April in Bonn gefährdete Arten deckt mittlerweile etwa von ihnen gehören zu den invasiven Arten, beleuchten. [bv] 20 Prozent der gesamten Fläche der EU ab. die einen wirtschaftlichen Schaden anrich- 80 Prozent der Befragten hatten noch nie ten oder die Biodiversität bedrohen. Inva- XX Daisie: www.europe-aliens.org etwas davon gehört, und von denen, die sionen durch gebietsfremde Arten gehören XX Workshop: www.biodiv-network.de davon gehört hatten, wussten nur wenige, mittlerweile zu den größten ökologischen worum es sich genau handelt. [bv] und ökonomischen Bedrohungen weltweit. Sie können neue Krankheiten übertragen, XX www.kurzlink.de/eurobarometer_biodiv Ökosysteme und die Biodiversität verän- Eurobarometer-Umfrage dern, Kulturlandschaften zerstören, den Wert von Land und Wasser für mensch- EuropäerInnen besorgt um liche Aktivitäten reduzieren oder andere biologische Vielfalt Waldzustandsbericht 2007 sozio-ökonomische Auswirkungen auf die Menschen haben. Die Daisie-Webseite „„ Eine Eurobarometer-Umfrage hat ge- Krank, kränker, deutscher soll helfen, mit Informationen über inva- zeigt, dass die Europäerinnen und Euro- Wald sive Arten diesen Herausforderungen zu päer sehr beunruhigt über das Aussterben begegnen. von Tier- und Pflanzenarten sowie die „„ Über 70 Prozent des deutschen Waldes Die meisten eingeschleppten Arten ge- Verschlechterung des Zustands von natür- sind als krank einzustufen. Dies berichtet langen auf dem Land- oder Seeweg nach lichen Lebensräumen und Ökosystemen die Bundesregierung im Waldzustands- Europa wie die bis zu einem Meter große, sind. 90 Prozent der Befragten halten laut bericht für das Jahr 2007. Ein Viertel aller giftige Riesenqualle Rhopilema nomadica, der Umfrage den Verlust an biologischer Bäume gilt als deutlich geschädigt. Ihnen die Ende der 1970er-Jahre über den Suez- Vielfalt für ein schwerwiegendes Problem. fehlt mindestens ein Viertel der üblichen kanal ins Mittelmeer einwanderte. Heute Der Erhalt der Biodiversität ist für 93 Pro- Blatt- und Nadelmasse, so die Definition treiben oft über hundert Kilometer lange zent der EuropäerInnen eine moralische in dem im Januar veröffentlichten Bericht. Schwärme im östlichen Mittelmeer und Verpflichtung. Den BürgerInnen ist auch Besonders betroffen sind die Bestände von fügen Schwimmern Verletzungen zu. 2001 bewusst, dass ihr Wohlergehen und ihre Buchen und Eichen, die zu 85 Prozent als mussten israelische Behörden Tonnen Lebensqualität von der Biodiversität ab- „sichtbar krank“ klassifiziert wurden. Im dieser Quallen aus den Kühlbecken des hängen, und drei Viertel von ihnen glau- Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl Kraftwerks Hadera entfernen. Die Aktion ben, dass der Verlust an Biodiversität ne- der Bäume mit deutlichen Schäden stark kostete 50.000 Dollar. gative wirtschaftliche Folgen haben kann. erhöht. Hessen verzeichnete einen An- Auch der globale Flugverkehr sorgt Zwei Drittel der Befragten erklärten, sie stieg geschädigter Fichten um 10 Prozent. dafür, dass immer häufiger fremde Tiere würden bereits persönliche Anstrengun- In Sachsen kletterte die Gesamtzahl der einwandern. Ein Teil der Spezies wurde zu- gen zum Schutz der Biodiversität unter- mit deutlichen Schäden dokumentierten fällig eingeschleppt, mehr als 6.000 Arten nehmen, während ein Drittel angab, gern Eichen von 29 auf 42 Prozent. Das ist ein wurden dagegen absichtlich nach Europa mehr tun zu wollen. Zuwachs von einem Drittel. Als Haupt- gebracht – wie der zur Bekämpfung von In Griechenland, Portugal und Ru- verursacher der Waldschäden werden Blattläusen importierte Harlekin-Marien- mänien ist die Besorgnis am stärksten. Verkehr, industrielle Landwirtschaft sowie käfer, der mittlerweile eine Vorliebe für Dennoch machen sich die EuropäerInnen die hohen Emissionen von giftigen Stick- Weintrauben entwickelt und sich extrem weniger Sorgen über den Verlust in ihrem oxiden und Ammoniak genannt. vermehrt hat. eigenen Land als über den weltweiten Ver- Umweltverbände forderten eine wald- Der Klimawandel wird nach Ansicht lust an Biodiversität. Nur ein Fünftel der verträglichere Agrar-, Verkehrs- und Ener- von Experten in Zukunft eine Ausbreitung Befragten ist der Ansicht, dass sie gegen- giepolitik. Der BUND kritisierte auch die

20 März 2008 umwelt aktuell Naturschutz & biodiversität | Stadt & Region Aktuell

unzureichende Beachtung von Sturm-, und Tierarten zu dokumentieren. Neben Kommunen sollten sich lieber auf die Hitze-, Trockenheits- und Insektenschä- der Hauptveranstaltung im Nationalpark Innenentwicklung der Städte konzent- den. Außerdem fehlten in dem Bericht Bayerischer Wald sind zahlreiche, von rieren und Freiflächen nutzen, heißt es viele Schäden, die gar nicht sichtbar seien. Privatpersonen organisierte Begleitaktio- in der Difu-Studie mit dem Titel „Neue Wenn etwa kranke Bäume durch neue er- nen geplant. Formuliertes Ziel des Tages Baugebiete: Gewinn oder Verlust für die setzt würden, so der BUND, fielen sie aus ist ein Beitrag zum Erhalt und zur Doku- Gemeindekasse?“. Das könne sowohl der Statistik. Viele Bäume erreichten ihr mentation der Pflanzen- und Tierwelt. Der Kosten sparen als auch Versiegelung und natürliches Alter nicht mehr. [tt] GEO-Tag gilt inzwischen als größte Feld- Zersiedelung verhindern. Rund 113 Hektar forschungsaktion in Mitteleuropa. Es gibt Freifläche werden derzeit in Deutschland XX Waldzustandsbericht: www.nw-fva.de auch eine internationale Partneraktion, pro Tag in Siedlungs- und Verkehrsflächen XX BUND, Waldexperte László Maráz, München, dieses Jahr im Biosphärenreservat Kruger umgewandelt. Die Bundesregierung will E‑Mail: [email protected] to Canyons in Südafrika. [io] Flächenverbrauch bis 2020 auf 30 Hektar pro Tag begrenzen. [jg] XX Anmeldung: GEO-Tag der Artenvielfalt, Tom Mül- ler, Hamburg, Tel. +49 (0)40 / 3703-2732, XX Difu, Michael Reidenbach, Berlin, Tel. +49 (0)30 / EU Forest Focus Fax -172732, E-Mail: [email protected], 39001-295, E-Mail: [email protected], Waldmonitoring soll Klima www.geo.de/artenvielfalt www.difu.de berücksichtigen

„„ Waldmonitoring soll in der EU um die BürgermeisterInnen-Konvent Bereiche Klimawandel und Biodiversität Stadt & Region erweitert werden, meint die EU-Kommis- Städte wollen mehr für Klima sion in einem im Februar veröffentlichten tun als EU verlangt Bericht. Der Bericht bewertet die Umset- Zersiedelung zung des Forest-Focus-Programms aus „„ Die EU-Kommission will gemeinsam dem Jahr 2003, das bis 2006 lief und nicht Neue Baugebiete leeren die mit BürgermeisterInnen aus ganz Eu- verlängert oder ersetzt wurde. Die EU-Ge- Gemeindekassen ropa mehr für den Klimaschutz tun und meinschaftsmaßnahme Forest Focus zielt hat deshalb einen „Konvent“ initiiert. Die auf ein europaweit harmonisiertes, um- „„ In der Hoffnung auf lohnende Steuer- Mitglieder des Konvents verpflichten sich fassendes und breit angelegtes Langzeit- einnahmen weisen Gemeinden gern neue förmlich, bei der Reduzierung ihrer CO2- monitoring der europäischen Waldöko- Baugebiete aus. Eine „fiskalische Wir- Emissionen durch höhere Energieeffizienz systeme ab. Im Mittelpunkt stehen dabei kungsanalyse von Wohn- und Gewerbe- und die Nutzung erneuerbarer Energien der Schutz gegen Luftverschmutzung und gebieten“ des Deutschen Instituts für Ur- über die Ziele der EU hinauszugehen. Die die Verhütung von Waldbränden. Bisher banistik (Difu), die vom Bundesamt für teilnehmenden Städte und Regionen wol- existiert kein einheitliches europäisches Naturschutz finanziert wurde, zeigt aber, len ihre CO2-Emissionen bis 2020 durch Waldmonitoringsystem. [bv] dass die Folgekosten oft größer sind als Aktionspläne für nachhaltige Energie um die Einnahmen durch den kommunalen mehr als 20 Prozent senken. Nahezu 100 XX Bericht: www.kurzlink.de/com_2008_6 Finanzausgleich. Letzterer ist die Vertei- Städte in ganz Europa, darunter 15 Haupt- XX Forest Focus: www.kurzlink.de/forest-focus lung von Landesmitteln an die Kommu- städte, haben bereits ihre Unterstützung nen und die Umverteilung von Mitteln für den Konvent bekundet. In Deutsch- zwischen den Kommunen. Gemeinden land wollen unter anderem Bonn, Berlin, in Wachstumsregionen am Rande größe- Heidelberg und München teilnehmen. Die Tag der Artenvielfalt rer Städte hätten der Studie zufolge beim Städte sind aufgerufen, konkrete Projek- Wohnungsbau höhere Gesamtfolgekos- te mit messbaren Ergebnissen zu starten. Suchen für den Artenschutz ten für innere und äußere Erschließung Die BürgerInnen sollen mit regelmäßigen „„ „Artenvielfalt in Schutzgebieten“ ist sowie soziale Infrastruktur zu tragen als Berichten, die von unabhängigen Dritten das diesjährige Motto des GEO-Tages der die zusätzlichen Einnahmen ausgleichen überwacht werden können, über die Fort- Artenvielfalt. Zum zehnten Mal ruft das würden. Auch für die Ausweisung neuer schritte ihrer jeweiligen Städte unterrichtet Wissenschaftsmagazin am 14. Juni sowohl Gewerbegebiete ergebe sich oft eine nega- werden. [jg] Experten als auch Schulklassen und Laien tive Bilanz. Besonders innerkommunale auf, innerhalb von 24 Stunden in einem Wanderungen – also der Umzug innerhalb XX EU-Kommission, Brüssel, Tel. +32 (2) / 2988150, selbst abgesteckten Gebiet alle Pflanzen- des Gebietes – zahlten sich nicht aus. www.europa.eu/rapid (IP/08/103)

umwelt aktuell März 2008 21 Aktuell Stadt & Region | Tierschutz & Ethik

Delfintherapie Nachhaltigkeit Tierschutz & Ethik Neues Wundermittel bringt Geld für Delfinarien Irreführende Werbung Anbindehaltung ist nicht „„ Die internationale Wal- und Delfin- A–Z schutzorganisation WDCS hat eine Stu- „artgerecht“ die zu den Folgen von sogenannten Delf- intherapien erstellt. Die Faktensammlung „„ Der Deutsche Tierschutzbund hat analysiert die Therapieform und ihre „Ri- einen Erfolg im Kampf gegen irreführen- siken und Nebenwirkungen“ . Dazu gehö- de Werbung erreicht. Die Molkerei Wei- ren laut WDCS auch Gesundheitsrisiken henstephan, die zum Müllermilch-Kon- für Mensch und Tier und die vermehrte zern gehört, hatte über mehrere Monate Entnahme von Delfinen aus der freien für „Milch aus artgerechter Tierhaltung“ Wildbahn. „Hinter der oft als Wunderthe- geworben. Wie der Tierschutzbund he- rapie für behinderte Kinder dargestellten rausfand, stammt die Milch jedoch von Methode verbirgt sich meist wenig mehr Kühen, die ganzjährig in Anbindehaltung als das kommerzielle Interesse von Del- leben und nie zum Grasen auf die Weide finarien“, sagte der WDCS-Experte Dr. kommen. Diese Form der Tierhaltung Karsten Brensing. Wissenschaftlich halt- sei zwar erlaubt, aber in keiner Weise bare Beweise, dass die Therapie mit den artgerecht. Nachdem Gesprächsangebo- durch „Flipper“ berühmt gewordenen te des Tierschutzbundes an die Molkerei Sympathieträgern besser als andere The- nicht zum Erfolg führten, hatte die Tier- rapien wirkten, gebe es bisher nicht. Die wie schutzorganisation die „Irreführung der WDCS zeigte sich über die Ausweitung G Verbraucher“ öffentlich gemacht und ein von Fangaktionen besorgt, die auch mit gutes Gewissen, Verfahren wegen unlauteren Wettbewerbs der starken Zunahme von Einrichtungen gute Gewinne angestrengt. für Delfintherapien zu tun hätten. So habe Der Protest der Tierschützer war nun die türkische Regierung im November den »Gute« Unternehmen bieten heute nicht mehr insofern erfolgreich, dass die Molkerei im Fang von 23 Delfinen mit der Nutzung für nur hochwertige Produkte an, sie handeln Fernsehen nicht mehr mit dem Begriff therapeutische Zwecke begründet. [mb] auch sozial und ökologisch verantwortungs- „artgerechte Tierhaltung“ werben wird voll. Weil es die Kundinnen und Kunden so XX wollen. und der Slogan nicht mehr auf jeder Milch- WDCS, Dr. Karsten Brensing, Berlin, Doch ist »Corporate Social Responsibility« nur verpackung erscheint. Allerdings droht Tel. + 49 (0)30 / 39828583, www.wdcs.de eine Modewelle, die in schlechten Zeiten Müllermilch weiter mit Klagen. XX Studie: www.wdcs-de.org/docs/DAT-Report.pdf abflaut, oder ein für das Überleben von XX Unternehmen notwendiger, langfristiger Umwelt- und Tierschutzorganisationen Hintergrund: www.wdcs-de.org/docs/Wildfang_ Trend? sowie Bio-Anbauverbände kritisieren seit von_Delfinen_fuer_Delfinarien.pdf langem, dass die konventionelle Ernäh- M. Müller, S. Schaltegger (Hrsg.) Corporate Social Responsibility rungswirtschaft in ihrer Werbung Slogans Trend oder Modeerscheinung? und Bilder benutzt, die mit den tatsächli- oekom verlag, München 2007, 262 Seiten 34,80 EUR, ISBN 978-3-86581-053-3 chen Produktions­ bedingungen­ wenig oder Seevogel-Rettungsaktionen nichts zu tun haben. Der Tierschutzbund setzt nun auf die Retten oder erlösen? „ Erhältlich bei Kundinnen und Kunden: „Solange weder „ Mit Öl verschmutzte Seevögel an der www.oekom.de von Seiten der Landwirte noch von Mol- Nordseeküste haben Diskussionen zwi- [email protected] kereien oder Politik glaubwürdige Schritte schen Tier- und Umweltschützern über die Fax +49/(0)81 91/970 00–405 unternommen werden, um die Anbinde- richtige Vorgehensweise wieder aufleben haltung abzuschaffen, ist es besonders lassen. Seit Beginn der ersten Februarwo- wichtig, bessere Tierschutzstandards auch che 2007 wurden zahlreiche ölverschmierte über den Einkauf durchzusetzen.“ [mb] Trauerenten an die schleswig-holsteinische Küste gespült. Ursache war nach Angaben XX Deutscher Tierschutzbund, Bonn, Tel. +49 (0)228 / des Deutschen Tierschutzbundes schweres Die guten Seiten der Zukunft 60496-0, Fax -41, www.tierschutzbund.de Heizöl, das sowohl Ladung als auch Treib-

22 März 2008 umwelt aktuell Tierschutz & Ethik | umweltpolitik & umweltrecht Aktuell

stoff eines Schiffes gewesen sein könne. und Informationen sollen EU-weit gespei- Bürokratieabbau Immer wieder führten illegale Tankreini- chert werden. Die bessere Vernetzung soll gungen zu erheblichen Umweltverschmut- nicht nur Entscheidungsträgern als Hilfe EU-Gesetze: Schon 5.000 zungen, so der Tierschutzbund. dienen, sondern auch für EU-BürgerInnen Seiten wegrationalisiert Die Zahl der freiwilligen HelferInnen eine Informationsquelle zu Umweltprob- zur Rettung der Tiere war groß. Viele von lemen darstellen. Das neue System soll „„ Die EU-Kommission hat ihren zweiten ihnen nahmen lange Reisewege auf sich die Arbeit vereinfachen und gleichzeitig Fortschrittsbericht zum Bürokratieabbau oder beantragten Urlaub. Die Seevogelret- Dopplungen und Kosten der Datenaus- („Better Regulation Initiative“) vorgelegt. tungsstation Weidefeld in Kappeln nahm wertung senken. Seit dem Jahr 2005 seien demnach bereits zahlreiche Vögel auf, um sie zu stabilisieren Im Laufe des Jahres will die Kommis- 300 Bestimmungen oder 5.000 Seiten Ge- und zu reinigen. Der Deutsche Tierschutz- sion ihre Pläne konkretisieren. Klar ist setzestext gestrichen worden, weil sie als bund rief zu Spenden auf. Allerdings gab es jetzt schon, dass von der EU entwickelte überflüssig, doppelt oder schädlich ange- auch Kritik. Nach Ansicht des Bündnisses integrierte Informationssysteme, wie die sehen wurden. Das entspricht etwa fünf zur Rettung verölter Vögel, Pro Bird, kön- Inspire-Richtlinie, mit Bestandteil des Prozent des gesamten EU-Gesetzeswerkes nen nur die eigenen Spezialeinrichtungen neuen Systems sein sollen. [io] („acquis communautaire“). Laut Kommis- die notwendigen Standards beim Tier-, sion haben die europäischen Unternehmen Arbeits- und Gesundheitsschutz gewähr- XX www.kurzlink.de/seis-start dadurch im vergangenen Jahr 500 Millio- leisten. Die Schutzstation Wattenmeer nen Euro Verwaltungskosten gespart. verwies wiederum auf Studien, wonach oh- Ein Beispiel für eine Vereinfachungs- nehin nur ein bis fünf Prozent der gesäu- maßnahme ist die Zusammenfassung von berten Vögel das folgende Jahr überleben. Vernachlässigte Medienthemen unterschiedlichen Bestimmungen zur „in- WWF-Experte Hans-Ulrich Rösner sprach nerstaatlichen Beförderung gefährlicher von einer Verlängerung der Qualen für die Umwelt kommt zu kurz Güter“ in einer einzigen Richtlinie. Ur- Vögel. Auch Greenpeace sieht den Kampf „„ Die Initiative Nachrichtenaufklärung sprünglich gab es für die Verkehrsträger um restriktivere Vorschriften für Seeschif- (INA) hat im Februar ihre Top-Liste der Straße, Schiene und Binnenschiff jeweils fe und deren Durchsetzung als wirksamer von den Medien vernachlässigten The- unterschiedliche Bestimmungen sowie an. Schärfere Kontrollen und ein Verbot men des Jahres 2007 bekannt gegeben. einzelstaatliche Ausnahmen. Durch die von Tankerrouten durch ökologisch sen- Trotz hoher Brisanz gebe es immer wie- Integration der verschiedenen Rechtsakte sible Meeresabschnitte fordern aber auch der Nachrichten, die bei der Berichter- konnte das Amtsblatt um rund 2.000 Sei- die Tierschutzorganisationen.­ [tt, mb] stattung kaum vorkämen, so die INA. Der ten verringert werden. Umweltbereich stellt allein vier von acht Die Better-Regulation-Initiative wurde XX Schutzstation Wattenmeer, Rendsburg, kaum beachteten Themen: Die Gefähr- vor drei Jahren von Industriekommissar Tel. +49 (0)4331 / 23622, Fax 252460, dung der menschlichen Fruchtbarkeit Günter Verheugen gestartet. Sie hat zum www.schutzstation-wattenmeer.de durch gesundheitsgefährdende Stoffe in Ziel, bis 2012 den Verwaltungsaufwand XX www.tierschutzzentrum-weidefeld.de Kosmetika oder Lacken, die Aufhebung für Unternehmen um 25 Prozent zu redu- XX www.wwf.de/regionen/wattenmeer des Baumschutzes in deutschen Städten, zieren. Dafür werden die Vorschriften in die Pläne für neue Atomkraftwerke in der 13 Schwerpunktbereichen auf mögliche Schweiz sowie die Finanzierung schad- Vereinfachungsmaßnahmen durchsucht. stoffintensiver Goldförderung durch die Aus Umweltsicht sind vor allem Vorschrif- WestLB. Weitere vernachlässigte Themen ten im Abfallbereich sowie die Richtlinie Umweltpolitik & umweltrecht waren deutsche Kriegsverbrechen in Afri- zur Integrierten Vermeidung und Ver- ka und Geheimabsprachen in der Mobil- minderung von Umweltverschmutzung funkbranche. Auch die Behinderung von (IPPC) betroffen. Umweltinformationssystem Ombudsstellen und ganz allgemein der Umweltverbände begrüßen zwar den Qualitätsverlust im Journalismus sind für Gedanken, die Verwaltung zu vereinfa- Datendschungel bald die INA wichtige Fragen, über die kaum chen, warnen jedoch davor, wichtige Vor- gelichtet? berichtet wird. schriften zum Schutz von Umwelt und Die Initiative Nachrichtenaufklärung Gesundheit abzubauen. Auch fürchten „„ Mit dem Gemeinsamen Europäischen wurde 1997 in Siegen gegründet und ist sie, dass die Initiative neue Gesetze verhin- Umweltsystem (SEIS) plant die Kommis- ein Projekt der Universitäten Dortmund, dern könnte – unter dem Vorwand, dass sion die gegenwärtigen Datenflüsse in Bonn und Darmstadt. [jg] dadurch neue Bürokratie entstünde. eine einzige, besser verknüpfte Plattform Um den Prozess zu beschleunigen, hat zu ermöglichen. Umweltrelevante Daten XX www.nachrichtenaufklaerung.de Verheugen im Herbst 2007 eine spezielle

umwelt aktuell März 2008 23 Aktuell umweltpolitik & umweltrecht

Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau ein- Konsultation Umwelthaftung gesetzt, die von dem ehemaligen bayeri- schen Ministerpräsidenten Edmund Stoi­ Ihre Meinung zum Run auf Verursacherprinzip nicht ber geleitet wird. Die 15-köpfige Gruppe Rohstoffe ist gefragt ausreichend integriert hat erst einmal getagt und zunächst ihre Arbeit organisiert. Die Umweltverbände „„ Die EU-Kommission hat die Öffent- „„ Mehr als die Hälfte aller EU-Staaten vertritt darin John Hontelez vom Europä- lichkeit eingeladen, ihre Meinung zum hat das Verursacherprinzip immer noch ischen Umweltbüro (EEB) . [ms] Thema nicht-energetische Rohstoffe zu nicht in die nationale Gesetzgebung zur äußern. Bei der Konsultation, die noch Umwelthaftung integriert. Das kritisierte XX Zwischenbericht der EU-Kommission zu „Better bis zum 24. März läuft, geht es vor allem die EU-Kommission Mitte Februar im Regulation“: www.kurzlink.de/better_reg um die Frage, wie in einer globalisierten Umweltinformationsdienst ENDS Euro- XX Hintergrundstudie der DNR EU-Koordination: Wirtschaft die europäischen Unternehmen pe Daily. Obwohl die Frist zur Umsetzung www.eu-koordination.de/PDF/Fink_ sicheren und kostengünstigen Zugang zu bereits im April letzten Jahres verstrichen BetterRegulation_final.pdf Rohstoffen erhalten können. Ein Diskus- ist, hätten bisher erst 11 von 27 Staaten sionspapier der Kommission schlägt eine dafür gesorgt, dass die Umwelthaftungs- integrierte Perspektive vor, die unter ande- Richtlinie im eigenen Land ins Rechtssys- rem handels-, entwicklungs-, umwelt- und tem integriert würde. Es könne keine Rede Eurobarometer industriepolitische Aspekte berücksichti- davon sein, dass das EU-Recht in allen gen soll. [ms] Ländern harmonisiert umgesetzt würde. Umwelt ist für Deutsche Einige Staaten gingen über die Vorschrif- zweitwichtigstes Thema XX www.kurzlink.de/rawmaterials-consult ten hinaus, andere machten Gebrauch von Ausnahmeregelungen, berichtete ein „„ Umweltschutz und Energiefragen bele- Kommissionssprecher. [jg] gen in Deutschland mit 39 und 38 Prozent Zustimmung die Plätze zwei und drei der Ombudsmann wichtigsten Politikfelder der Europäischen Union. Das ist ein Ergebnis des letzten Eu- Lob fürs Einmischen EU-Kommission robarometers, einer repräsentativen Um- „„ Der Bürgerbeauftragte der EU, der so- frage zu Europathemen. Etwas wichtiger genannte Ombudsmann, hat die Nichtre- Schwerpunkte für 2009 ist den deutschen BürgerInnen nur der gierungsorganisationen (NGOs) für ihre „„ Als einen ihrer Arbeitsschwerpunkte Kampf gegen Kriminalität mit 40 Prozent Arbeit gelobt. Auch grüne Aktive hätten für das Jahr 2009 hat die EU-Kommission Zustimmung. Der Umweltschutz ist den mitgeholfen, Missstände bei den EU-Ins- den Klimawandel und eine nachhaltige Deutschen damit wichtiger als dem EU- titutionen aufzudecken, sagte P. Nikiforos Entwicklung für Europa benannt. Da im Durchschnitt (33 Prozent). Diamandouros. So beschwerten sich zwei nächsten Jahr sowohl das EU-Parlament Die Zustimmung zur EU-Mitgliedschaft polnische NGOs über die Europäische neu gewählt als auch die Kommission neu Deutschlands hat den höchsten Stand seit Investi­tions­bank, die bei flutbedingten Sa- besetzt werden, plant sie keine großen Ge- Jahren erreicht, nämlich 67 Prozent. Aller- nierungsarbeiten 2001 in Polen die Richt- setzesinitiativen mehr. Gleichwohl sollen dings setzen nur 46 Prozent der Befragten linie zur Umweltverträglichkeitsprüfung laufende Prozesse forciert und einige neue Vertrauen in die EU-Kommission. Höchs- verletzt habe. In einem anderen Fall hatte Debatten angestoßen werden. tes Vertrauen genießt bei den Deutschen Greenpeace den „Austausch von Arbeits- Im Bereich Klima und Energie will die immer noch der Europäische Gerichtshof plätzen“ zwischen der EU-Kommission Kommission „Europas Übergang zu einer (EuGH) mit 68 Prozent. Im Vergleich dazu und Lobbyisten der Chemieindustrie kri- kohlenstoffarmen und ressourceneffizi- liegt die EU im Gesamtdurchschnitt mit tisiert. Dies hatte ein Sprecher der Kom- enten Ökonomie“ beschleunigen. Dafür der Hälfte aller Stimmen weit darunter. Al- mission „unbegründet und unfair“ ge- sollen die im Klima- und Energiepaket lerdings fühlen sich alle EU-BürgerInnen nannt. Greenpeace beschwerte sich beim vom Januar enthaltenen Vorschläge (siehe nicht ausreichend in europäische Angele- Ombudsmann. Dieser unterstrich die S. 12–14) umgesetzt werden. Im Effizienz- genheiten eingebunden. Nur 28 Prozent Bedeutung von Transparenz bei Lobby- bereich sollen Vorschläge zur Kennzeich- der Deutschen und 20 Prozent der Euro- aktivitäten – auch wenn er in diesem Fall nung von Reifen sowie für Maßnahmen päerInnen sehen sich beteiligt. [jg] „keine schlechte Verwaltungspraxis“ bei zur Beleuchtung vorgelegt werden. der Kommission feststellen konnte. [jg] Weiterhin will die Kommission eine XX Eurobarometer, deutsche Teilauswertungen: Strategie für den Ostseeraum sowie einen XX www.ec.europa.eu/deutschland/documentation/ XX www.ombudsman.eu/release/ Fahrplan für die Umsetzung der EU-Nach- polls/index_de.htm (Herbst 2007) de/2008-01-24.htm haltigkeitsstrategie präsentieren. Als weite-

24 März 2008 umwelt aktuell umweltpolitik & umweltrecht Aktuell

„Wir können viele Sachen besser als die Regierung – das wird aber nicht wahrgenommen“

Slowenien ist ein kleines Land mit noch kleineren Umweltverbänden. Es ist der erste der neuen osteuropäischen EU-Mitglied- staaten, der die Europäische Ratspräsidentschaft innehat. Die Agraringenieurin Anamarija Slabe vom Institute for Sustainable Development in Ljubljana berichtet von den Tücken der Umweltarbeit in Zeiten des slowenischen Vorsitzes.

umwelt aktuell: Wir treffen uns hier auf einer wir eng kooperieren. Zum Beispiel sollte das Thema Was wird sich nach dem Ende der slowenischen Konferenz zu grünen Wirtschaftschancen. Ist das Boden noch einmal aufgegriffen werden, da es im Ratspräsidentschaft ändern? Thema Wälder und Wirtschaft aus Umweltsicht Dezember im EU-Umweltministerrat gescheitert ist. Positiv ist, dass wir jetzt viel über die EU und das po- vordringlich? Wir wünschen uns viel – auch internationale – Un- litische Entscheidungssystem in allen Bereichen und Anamarija Slabe: Ich freue mich sehr, dass das slo- terstützung für die Bodenschutzrichtlinie und beim über die Bürger generell lernen. Der Umweltsektor in wenische Umweltministerium die Waldbiodiversität Thema Gentechnik. Slowenien ist sehr schwach ausgeprägt. Umweltthe- als Hauptthema der Ratspräsidentschaft gewählt hat. men werden zwar allgemein immer wichtiger – auch Slowenien ist über 60 Prozent mit naturnah bewirt- Was bedeutet die Ratspräsidentschaft für slowe- in den Augen der Bürger. Wir fürchten aber, dass wir schafteten Wäldern bedeckt. Ein Drittel der Landesflä- nische Nichtregierungsorganisationen? nicht das leisten können, was in diesem Bereich nötig che sind europäische Natura-2000-Schutzgebiete, die Wir sehen die EU-Ratspräsidentschaft als Chance! wäre, da die Anforderungen einfach zu groß sind. In meisten davon sind Wälder. Insofern ist das Thema Die Regierung bindet vielleicht die NGOs nun ein den NGOs gibt es nur sehr wenige fest angestellte gut gewählt und deshalb haben wir Mitte Februar bisschen mehr ein. Es gibt in Slowenien etwa 100 MitarbeiterInnen. Slowenien nutzt die Möglichkeiten, auch die internationale Konferenz „Forst und Holz – Umwelt-NGOs, die mehr oder weniger aktiv sind. die NGOs bieten, fast gar nicht. NGOs können viele Grüne Wirtschaftschancen“ in Ljubljana organisiert. Die meisten sind aber sehr klein und lokal und sehr Sachen günstiger und besser machen als die Regie- spezialisiert. Die wenigsten arbeiten auf EU-Ebene. Es rung. Das wird aber von der Regierung nicht wahrge- Was sind für Sie die wichtigsten Ergebnisse der gibt nur sieben NGOs, die in europäischen Netzwerken nommen. Wahrscheinlich werden wir alle nach der Konferenz? aktiv sind und im Bereich Klima, Energie, Verkehr und Ratspräsidentschaft etwas erschöpft sein, aber das ist Wir haben ein paar sehr gute Beispiele für nachhal- Biodiversität arbeiten. Die sind dafür sehr engagiert. normal. Wir hoffen, dass Slowenien die zehn grünen tige und innovative Holznutzung zeigen können und Unsere Kooperation läuft gut, wir haben gemeinsame Prüfsteine des EEB meistert, aber das wissen wir erst die Teilnehmer angeregt, etwas in dieser Richtung Interessen und eine ähnliche Arbeitsweise. Fünf der im Sommer. Wir werden zumindest unseren Beitrag auch in Slowenien zu unternehmen. So konnten wir NGOs sitzen zusammen im Umweltzentrum, einem dazu leisten, die Regierung an ihre umweltpolitischen durch die Präsentation einer Firma, die in Österreich gemeinsamen Gebäude in Ljubljana. Solche Konfe- Pflichten zu erinnern. Holzhäuser in innovativer Bauweise produziert, einige renzen wie diese sind eine gute Gelegenheit zusam- [Interview: Bjela Vossen] Teilnehmer motivieren, sich weiter mit dem Thema zu menzuarbeiten. beschäftigen, und wir planen nun eine Exkursion zu Anamarija Slabe arbeitet für das Institute for diesem Betrieb in Österreich. Innovative Technologien Das hört sich nach einem gut eingespielten Team Sustainable Development (ISD) in Ljubljana, sind wichtig für eine nachhaltige Entwicklung, und es an. Gibt es auch Probleme? das sie 1995 mitgegründet hat. Das ISD hat ist eine Aufgabe unseres Instituts solche Technolo- Das größte Problem ist der Mangel an finanziellen in und für Slowenien erste Standards für gien und Methoden zu vermitteln und zu verbreiten. Mitteln, nicht nur während der Präsidentschaft, son- Ökolandbau entwickelt, den ersten Entwurf Weil Wald für Slowenien so wichtig ist, sollten alle dern generell. Es gibt keine finanzielle Unterstützung der Biolandbauregeln vorbereitet und den Unternehmen, die sich mit Holz und Wald befassen, durch das slowenische Umweltministerium während Biobauernverband organisiert. Es führt diesen auch nachhaltig und die Ökosysteme schonend der Präsidentschaft und sonst auch nicht viel. Ohne Beratungen für die Umstellung auf nutzen. Das ist gut für die Biodiversität, die Umwelt das Geld aus dem deutschen Umweltministerium Ökolandbau durch und forscht zu und Ökonomie des Landes. für unser gemeinsames Business-and- Biodiversity- Ökolandwirtschaftspolitik und zum Projekt hätten wir diese Konferenz gar nicht organi- Ökolebensmittelmarkt. Wie geht es weiter bis Mitte des Jahres? sieren können. In der Zeit der Vorbereitung auf den Biodiverstität, Landwirtschaft sowie Klima und En- EU-Beitritt gab es noch mehr finanzielle Unterstüt- Kontakt: Institut za trajnostni razvoj – ergie sind wichtige Themen auf der Agenda. Unser zungsprogramme für NGOs, die sind dann aber 2004 Institute for Sustainable Development (ISD) Institut arbeitet da besonders an den Schnittstel- weggefallen. Das ist ziemlich schlimm, da die An- Tel. +386 (0)1 / lenthemen wie Gentechnik, Agrokraftstoffe und Kli- forderungen größer, die Geldbeschaffungsmöglich- 439465, mawirkungen auf die Artenvielfalt. Beim informellen keiten aber geringer geworden sind. Momentan zahlt E-Mail: EU-Umweltministertreffen im April in Brdo möchten das Umweltministerium immerhin für insgesamt acht [email protected], wir, dass einige Themen auf die Tagesordnung kom- Monate die Miete für das Umweltzentrum. Eine lang- www.itr.si, men. Die sind auch in den „Zehn grünen Prüfsteinen“ fristige finanzielle Planung ist so aber natürlich nicht www.business- des Europäischen Umweltbüros aufgeführt, mit dem möglich. biodiversity.eu

umwelt aktuell März 2008 25 Aktuell Umweltpolitik & umweltrecht | verkehr & tourismus

re vorrangige Aufgaben für 2009 nennt sie Müllentsorgung größte Teil der externen Kosten im Ver- die Umsetzung der Aktionspläne zum Er- kehr zuzurechnen. Es werden aber auch halt der biologischen Vielfalt, zur Nutzung EU-Verfahren gegen Bonn andere externe Kosten und andere Ver- marktwirtschaftlicher Instrumente im „„ Öffentliche Aufträge müssen in Euro- kehrsträger berücksichtigt, beispielsweise Sinne der Umwelt sowie zur nachhaltigen pa transparent ausgeschrieben werden. Ob die Kosten der Luftverschmutzung durch Konsum- und Produktionsmuster. Aus dies bei der Entsorgung von Biomüll in einen Lkw in einem Ballungsgebiet. umweltpolitischer Sicht dürften zudem die der Stadt Bonn ordnungsgemäß geschah, Das Handbuch wurde von verschiede- Überprüfung des Haushalts, die Initiative bezweifelt die EU-Kommission und hat nen Forschungseinrichtungen aus mehre- zum Bürokratieabbau sowie die Lissabon- deshalb ein Vertragsverletzungsverfahren ren Ländern zusammengestellt. Eine förm- Strategie für mehr Wachstum und Be- eingeleitet. 1997 hatte die Stadt mit einer liche Mitteilung der Kommission zu den schäftigung interessant werden. [ms] Firma vereinbart, ihren Hausmüll in deren externen Kosten ist für Juni 2008 geplant. Müllverbrennungsanlage zu entsorgen. [mbu] XX Arbeitsprogramm der EU-Kommission für 2009: Dafür sollte die Firma den Bonner Biomüll www.kurzlink.de/arbprogr2009 in einer Kompostierungsanlage entsorgen. XX Handbuch Download (PDF, 336 S., 4,5 MB): Der Vertrag sollte 28 Jahre gelten. Ein Kon- www.kurzlink.de/handbook-excost kurrent beschwerte sich und nun hat sich die EU-Kommission des Falles angenom- Staatliche Beihilfen men. Wegen der möglichen Vertragsver- letzung soll die Bundesregierung jetzt eine Lärm und Gesundheit Mehr Geld für grüne Stellungnahme abgeben. Wenn Bonn nicht Unternehmen rechtmäßig gehandelt hat, könnten hohe Straßen- und Fluglärm Schadensersatzforderungen auf Deutsch- erhöhen den Blutdruck „„ Die EU-Kommission hat ihre Leitlinien land zukommen. [jg] zu staatlichen Umweltschutzbeihilfen für „„ Wissenschaftler haben bestätigt, dass Unternehmen überarbeitet. Wichtigste mit steigender Lärmbelastung auch der Neuerung: Die Staaten können jetzt pro- Blutdruck steigt. Einer internationalen zentual mehr Beihilfen zahlen. So wurden Studie zufolge, die im Januar veröffent- die „Beihilfehöchstintensitäten“ für Groß- Verkehr & Tourismus licht wurde, haben Menschen, die häufig unternehmen von bisher 30 bis 40 Pro- Nachtfluglärm ausgesetzt sind, signifikant zent auf 50 bis 60 Prozent des geplanten höhere Blutdruckwerte als jene, die in ru- Investitionsvolumens angehoben. Kleine Externe Verkehrskosten higeren Wohngebieten leben. Ein Anstieg Unternehmen können bis zu 80 Prozent des nächtlichen Fluglärmpegels um zehn staatliche Förderung erhalten. Erfolgt die Handbuch zum Handeln für Dezibel im Schallpegelbereich zwischen Beihilfevergabe im Rahmen von Ausschrei- mehr Kostenwahrheit 30 und 60 Dezibel erhöht das Risiko für bungen, sind künftig sogar 100 Prozent zu- Bluthochdruck um etwa 14 Prozent, und lässig. Auch über die existierenden Nor- „„ Seit Januar kann sich die Europäische zwar gleichermaßen bei Frauen wie bei men hinausgehende Öko-Innovationen Kommission bei ihren Bemühungen zur Männern. sollen mehr erhalten. Einberechnung der externen Kosten aller An der europäischen Studie, an der Es gibt dazu neue Bestimmungen in Verkehrsträger in die Preise für Ver- auch das deutsche Umweltbundesamt den Leitlinien, etwa zu Beihilfen für Um- kehrsdienstleistungen und bei der Über- (UBA) mitwirkte, nahmen rund 5.000 weltstudien, Fernwärme oder Abfallbe- arbeitung der Wegekostenrichtlinie auf ein Anwohnerinnen und Anwohner der Flug- wirtschaftung. Einige Arten von Umwelt- neues Handbuch stützen. Das im Auftrag häfen Amsterdam, Athen, Berlin, London, beihilfen müssen überhaupt nicht mehr der Kommission erstellte Buch gibt einen Mailand und Stockholm teil. Die Forscher bei der Kommission angemeldet werden, Überblick über den Stand der Technik für ermittelten die Wirkungen des Flug- und wenn sie einen bestimmten Betrag nicht die Veranschlagung externer Kosten. Straßenverkehrslärms auf die Gesundheit, überschreiten. Das soll Bürokratie sparen. Außerdem sind darin Verfahren für vor allem auf den Blutdruck. Auch langfristige Steuerermäßigungen­ für die Schätzung und Bezifferung der ex- Grundlage für die Untersuchung des umweltfreundliche Unternehmen sollen ternen Kosten von Verkehrsaktivitäten Fluglärms waren die Flugbewegungen und möglich sein, sofern „notwendig und ver- zusammengefasst. Schwerpunkte liegen Flugzeugdaten. Die nächtliche Fluglärmbe- hältnismäßig“. [jg] auf Luftverschmutzung, Lärm, Klimaver- lastung der Testpersonen lag zwischen 30 änderungen, Verkehrsüberlastungen und und 60 Dezibel. Zum Vergleich umfassten XX EU-Kommission, Brüssel, Tel. +32 (0)2 / 2988150, Unfällen im Straßenverkehr. Den Autoren die Stichproben auch Personen, die keinen www.europa.eu/rapid (IP/08/80, MEMO/08/31) zufolge ist dem Straßenverkehr der weitaus wesentlichen Lärmbelastungen ausgesetzt

26 März 2008 umwelt aktuell Verkehr & tourismus Aktuell

waren. Einflüsse durch soziodemografi- Luftqualität zulässige jährliche Limit für NO2 mehr als sche Merkmale wie Alter und Schulbildung ein Viertel. Bessere Werte im Vergleichs- oder bestimmte Risikomerkmale – etwa Verkehr macht Atmen in zeitraum stellte die Studie lediglich für Rauchen, Übergewicht, körperliche Ak- Europa riskanter Schwefeldioxid (SO2) fest. Hier wurden tivität – wurden durch die Auswahl der 2005 pro Tag, pro Jahr und im Winter we- Probanden weitgehend ausgeschlossen. „„ Die Luftqualität in der EU hat sich zwi- niger Überschreitungen der Konzentration Die subjektive Einschätzung der Lärm- schen 2001 und 2005 deutlich verschlech- gemessen als vier Jahre zuvor. Einbezogen situation der Befragten zeigte zudem einen tert. Einer Studie des Europäischen Zen- in die Studie waren alle EU-Staaten außer deutlichen Zusammenhang zwischen der trums für Luft und Klimawandel (ETC) Bulgarien und Rumänien. Lärmbelästigung des Flug- oder Straßen- zufolge überschritt 2005 vor allem die Hauptverantwortlich für die schlechte- verkehrslärms und dem Schallpegel außer- Konzentration von Feinstaubpartikeln in re Luftqualität ist laut Studie der Verkehr. halb der Wohnungen: Je höher die Schall- der Größe bis zehn Mikrometer­ (PM10), Mehr als 70 Prozent der NO2-Überschrei- belastung, desto höher die Belästigung der Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon die er- tungen, über die Hälfte der höheren PM10- Menschen durch den Lärm. Die Forscher laubten Grenzwerte in erheblichem Maß. Werte und 20 Prozent der gesteigerten stellten fest, dass sich die Menschen bei Die jüngsten Daten, die Ende Januar ver- Ozonkonzentration seien auf den regiona- gleicher Schallbelastung durch Fluglärm öffentlicht wurden, haben die Experten len Verkehr zurückzuführen. Für Schwe- stärker gestört fühlen, als aus früheren mit Messwerten aus dem Jahr 2001 ver- feldioxid hingegen seien hauptsächlich Untersuchungen bekannt war. [mbu] glichen. die Industrie und die Energieerzeugung So wurden die täglichen Obergrenzen verantwortlich, schreiben die Autoren. XX UBA, Dessau, Tel. +49 (0)340 / 21030, für PM10-Feinstaub in 44 Prozent der un- [mbu] E-Mail: [email protected], www.uba.de tersuchten Zonen nicht eingehalten. Die XX Studie: www.ehponline.org/docs/2007/10775/ gesundheitlich bedenkliche Schwelle für XX Studie (PDF, 100 S., 2,5 MB): abstract.html Ozon überschritt ein Drittel der Zonen, das www.kurzlink.de/etcacc-2007

ie Ressourcen- und Energieeffi zienz sollte mit dem DZiel einer nachhaltigen Entwicklung im Zentrum einer „dritten industriellen Revolution“ stehen. Diese Studie zeigt Wege zur Optimierung des recht- lichen Instrumentariums zur Schonung der natürlichen Ressourcen auf. Leitbilder hierfür sind neben der NEUERSCHEINUNG Reduzierung des Ressourceneinsatzes vor allem die Steigerung der Ressourceneffi zienz. Ansatzpunkte sind insbesondere die bislang wenig untersuchten Phasen des Stoffstroms.

Grundlagen der Weiterentwicklung von rechtlichen Instrumenten zur Ressourcenschonung Herausgegeben vom Umweltbundesamt Von Prof. Dr. Alexander Roßnagel und PD Dr. Joachim Sanden Unter Mitarbeit von Ass.iur. Steffen Benz, LL.M., Ref. iur. Verena Stein, LL.M., Univ. Kassel, Fach- gebiet Öffentliches Recht mit dem Schwerpunkt Recht der Technik und der Umwelt ES 2007, 175 Seiten, Euro (D) 34,80. erich schmidt verlag ISBN 978 3 503 10661 5 Postfach 304240 • 10724 Berlin Berichte des Umweltbundesamtes, Band 2/07 Fax 030/25 00 85 275 E-Mail: [email protected] Bestellmöglichkeit online unter www.ESV.info www.ESV.info/978 3 503 10661 5 www.UMWELTdigital.de

umwelt aktuell März 2008 27 Aktuell Verkehr & Tourismus | wasser & meere

ÖPNV nische Reeder, dessen Verwalter und die Das Baukonsortium Nord Stream besteht Zertifizierungsgesellschaft RINA wurden aus den deutschen Firmen BASF und Eon, Wie Bus und Bahn attraktiver für mitschuldig am Untergang des ver- der niederländischen Gasunie und der für Jugendliche werden wahrlosten Schiffes erklärt. Alle zusammen russischen Gazprom, die mit 51 Prozent müssen außerdem 192 Millionen Euro Hauptak­tio­när ist. Aufsichtsratsvorsitzen- „„ Vor zwei Jahren hat die Naturfreunde- Schadenersatz zahlen. Der tatsächliche der des Konsortiums ist der deutsche Ex- jugend Deutschlands eine Imagekampagne Schaden war allerdings ungleich größer: Bundeskanzler Gerhard Schröder. für den öffentlichen Personennahverkehr Im Dezember 1999 hatten 30.000 Tonnen Mehrere Ostseeanrainer haben schon (ÖPNV) gestartet. Dabei arbeitete sie mit Schweröl die Atlantikküste auf einer Länge seit Längerem schwere Bedenken gegen dem Rhein-Main-Verkehrsverbund zu- von 400 Kilometern verschmutzt. Zehn- die Gaspipeline. Mitte Februar wies die sammen und realisierte unter anderem die tausende Wasservögel gingen zugrunde, schwedische Regierung den Bauantrag als Webseite www.mainmove.de. Die Resul- die Tourismuseinnahmen stagnierten. ungenügend zurück. Es fehlten Angaben tate der Kampagne und der Kooperation Mit Total ist erstmals ein Unternehmen für eine Umweltprüfung sowie eine Prü- wurden nun in einer Broschüre zusam- für eine Umweltkatastrophe und nicht fung alternativer Streckenführungen ein- mengefasst. nur für den materiellen oder moralischen schließlich einer Variante an Land. Die vom Bundesumweltministerium Schaden verurteilt worden. Der Konzern Auf Drängen einer Gruppe von Euro- geförderte Broschüre enthält Hintergrund- will gegen das Urteil in Berufung gehen. paparlamentariern hat die EU-Kommis- artikel über Jugendmobilität und über An- [jg] sion für den 6. März eine Sondersitzung sätze zur Imageverbesserung des ÖPNV. einberufen. Im Sommer soll ein Bericht Im Kapitel „Ideenbörse“ werden Beispiele XX www.euractiv.com/de/umwelt/article-169634 zum Thema im EU-Parlament behandelt guter Praxis aus Verbänden, Verkehrs- werden. Berichterstatter ist der national- verbünden und -betrieben vorgestellt. Die konservative Abgeordnete Marcin Libicki Autoren präsentieren außerdem die neue aus Polen. [jg, mb] Internetseite www.youthmove.de, auf der Ostseepipeline Jugendliche Tipps und Tricks zur Nutzung XX www.europarl.eu (Ausschüsse – PETI) von öffentlichen Verkehrsmitteln sowie EU-Toleranz für Gasleitung im XX www.de.wikipedia.org/wiki/Ostseepipeline ein Glossar mit wichtigen Begriffen fin- Meer schwindet den. Das Heft ist gegen eine Schutzgebühr von 2,50 Euro bei der Naturfreundejugend „„ Die umstrittene Ostseepipeline erhält erhältlich. [mbu] in der EU immer mehr Gegenwind. Der EU-Fischereipolitik I Petitionsausschuss­ des Europaparlaments XX Naturfreundejugend, Remagen, Tel. +49 (0)2228 / führte Ende Januar eine Anhörung über Sarkozy fischt im nationalen 9415-0, Fax -22, www.naturfreundejugend.de die geplante Gasleitung von Russland Becken nach Deutschland durch, auf der zahl- reiche ungeklärte Probleme zur Sprache „„ Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy kamen. EU-Umweltkommissar Stavros hat den Fischern seines Landes verspro- Dimas sagte, die Genehmigung für das chen, sich während der kommenden fran- Wasser & Meere Milliardenprojekt werde nur erteilt, wenn zösischen EU-Ratspräsidentschaft für die sich alle beteiligten Staaten an europäische Abschaffung der Fischfangquoten einzu- und internationale Umweltgesetze hielten. setzen. Der Staatschef nannte die Fischerei Erika-Prozess Umweltverträglichkeitsprüfungen seien al- der rund 8.000 Schiffe der französischen lerdings Sache der Mitgliedstaaten. Polni- Fangflotte einen „Teil der nationalen Iden- Total muss büßen sche und litauische AktivistInnen protes- tität“. „„ Mehr als acht Jahre nach dem Unter- tierten mit 28.000 Unterschriften gegen die Die Europäische Union legt jedes Jahr gang der „Erika“ ist der Ölkonzern Total erwarteten hohen Umweltrisiken. Fangquoten für die Mitgliedstaaten fest. der mangelnden Vorsicht für schuldig be- Die 1.200 Kilometer lange Pipeline Diese seien Jahr für Jahr viel zu hoch, kriti- funden worden. Nach dem Urteil des Pa- soll ab 2010 Gas in großen Mengen direkt sieren UmweltschützerInnen (umwelt ak- riser Strafgerichts vom 16. Januar ist das von Russland nach Deutschland beför- tuell 02.08, S. 27). Frankreich übernimmt Unternehmen mitverantwortlich für die dern. Die beiden Länder profitieren nach turnusgemäß vom 1. Juli an für ein halbes Ölkatastrophe, die nach dem Schiffbruch Ansicht anderer Ostseestaaten als einzi- Jahr den Vorsitz über die EU-Ratspräsi- des Tankers 1999 die Bretagne heimsuchte. ge von dem Projekt. Die geplante Route dentschaft. [jg] Total muss die Höchststrafe von 375.000 durchquert aber auch die Hoheitsgebiete Euro Bußgeld bezahlen. Auch der italie- von Finnland, Schweden und Dänemark. XX www.kurzlink.de/surpecheur

28 März 2008 umwelt aktuell wasser & meere Aktuell

EU-Fischereipolitik II Meeressäuger Klimawandel Kontrollen ineffizient Brüssel will Walfang stoppen Meeresspiegelanstieg kann „„ Über eine grundlegende Reform der „„ Zwar hat die EU noch keine gemeinsa- sehr schnell gehen EU-Fischereiwirtschaft haben Mitte Febru­ me Haltung entwickelt, doch äußerte die ar die EU-Fischereiminister diskutiert. Be- Europäische Kommission Mitte Febru­ar „„ Eine Gruppe von Wissenschaftlern der sonders die mangelnden Kontrollen bei der Kritik am japanischen Walfang zu „wissen- Universitäten Tübingen, Southampton, Einhaltung der Fangquoten seien ein Pro- schaftlichen Zwecken“. Umweltkommissar Cambridge und New York hat historische blem. Die grenzüberschreitende Zusam- Stavros Dimas forderte die EU-Staaten auf, Phasen von Klimaerwärmung und Mee- menarbeit bei der Schiffskontrolle müsse eine gemeinsame Position zu finden. Bis resspiegelanstiegen untersucht. Sie fanden verstärkt werden, ebenso die Bewertung zum Treffen der Internationalen Walfang- heraus, dass es bereits Zeiten gab, in denen der von den Mitgliedstaaten festgelegten kommission im Juni müsse die Kommis­ der Meeresspiegel rasant anstieg: um 1,60 Strafen bei Übertretung der Regelungen. sion ein Mandat haben, um für die Ge- Meter innerhalb von 100 Jahren. Dies war Das zurzeit existierende Kontrollsystem meinschaft verhandeln zu können. Wan- zwar vor rund 120.000 Jahren, aber die sei „ineffizient, zu teuer, kompliziert und dernde Walarten nur in EU-Gewässern zu Resultate zeigen erstmals, wie schnell der erfülle nicht die Erwartungen“, so der zu- schützen sei nicht genug. Umweltschützer Meeresspiegel den Höchststand erreichte. ständige slowenische Minister Iztok Jarc. hatten im Januar mehrere Tage lang eine Dieser lag rund sechs Meter über dem heu- Die EU-Kommission soll in der zweiten japanische Walfangflotte blockiert. [jg] tigen Niveau. 1,60 Meter in 100 Jahren sind Jahreshälfte einen Gesetzesvorschlag für etwa das Doppelte des vom Weltklimarat eine Neuregelung der Kontrolle der Ge- XX Sea Shepherd Conservation Society, Washington, IPCC geschätzten Maximums. Die For- meinsamen Fischereipolitik vorlegen. Bei Tel. +1 (0)360 / 3705650, www.seashepherd.org scher sehen in dem Wert einen Anhalts- besagtem Treffen wurde über einen Ent- XX Greenpeace Japan, Junichi Sato, Walprojekt, punkt für den möglichen Extremfall. Die wurf („non-paper“) diskutiert. Tokyo, Tel. +81 (0)80 / 50882990 Gruppe vermutet, dass im IPCC-Bericht Außerdem war ein neues Fischereiab- der Einfluss dynamischer Eisschichtenpro- kommen mit Mauretanien Thema. [jg] zesse nicht berücksichtigt wurde. [jg]

XX Slowenische EU-Ratspräsidentschaft: Evolution im Meer XX Studie: www.nature.com/ngeo/journal/v1/n1/ www.eu2008.si Die Stärksten werden full/ngeo.2007.28.html gefressen

Chemikalienbelastung „„ Die industrielle Ausbeutung der Fisch- Artenschutz bestände könnte langfristig zu einer Ver- Sonnencremes lösen änderung des Erbgutes führen, warnt eine Deutsch-tschechisches Korallensterben aus internationale Gruppe von Wissenschaft- Otterprojekt lerInnen im Fachmagazin Science. Die „„ Nur zehn Mikroliter Sonnencreme Fische, die die Fischerei überleben, seien „„ Um die Vernetzung von Lebensräu- auf einen Liter Meerwasser können dazu meist kleiner als ihre Artgenossen, die auf men geht es beim Projekt „Otterbahnen führen, dass innerhalb von nur vier Tagen den Tellern landen, und erzeugen kleine- nach Oberfranken“, das Mitte Februar eine Korallenbleiche einsetzt. Das ergab re Nachkommen. Durch die Veränderung begonnen hat. Das Projekt soll mit Hilfe eine Untersuchung von Meeresbiologen der Körpergröße könnten sich auch Nah- von Lebensraumkorridoren in grenzüber- der Polytechnischen Universität von An- rungsketten und andere ökologische Pro- schreitender Zusammenarbeit ermögli- cona (Italien), die im Wissenschaftsmaga- zesse verändern. Damit greife die industri- chen, dass Fischotter aus Tschechien über zon Environmental Health Perspectives elle Fischerei in die Evolution ein. Auch die Oberfranken nach Luxemburg und Belgi- veröffentlicht wurde. Offenbar läuft eine Fischbetriebe machten weniger Gewinn, en gelangen können. In Tschechien gibt es virale Infektion auf dem Umweg über die wenn die Fische immer kleiner würden. im Unterschied zu Deutschland noch eine in Symbiose mit den Korallen lebenden Die Forschergruppe spricht sich deshalb stabile Population. Der Otter gilt dem Pro- Algen. Besonders problematisch seien für einen „evolutionsbiologischen Ansatz jekt als Symbol für grenzüberschreitenden Salze und Ester der Zimtsäure, ein Benzo- für das Fischereimanagement“ aus. [jg] Gewässerschutz. Die Deutsche Bundesstif- phenon und ein Kampferderivat sowie das tung Umwelt finanziert das Projekt mit Konservierungsmittel Paraben. [jg] XX Leibniz-Institut, Prof. Dr. Robert Arlinghaus, 120.000 Euro. [jg] Berlin, Tel. +49 (0)30 / 64181-653, Fax -750, XX www.pressetext.de/pte.mc?pte=080131003 www.adaptfish.igb-berlin.de XX www.otterfranken.de

umwelt aktuell März 2008 29 verbände Aus den Verbänden

Umweltgutachterausschuss Biodiversitätsgipfel Aus den verbänden Verbändevertreter berufen „Plaza der Vielfalt“ „„ Im Januar sind sechs Vertreter des DNR „„ Während der UN-Konferenz zur bio­ Klima-Allianz und seiner Mitgliedsverbände BUND, logischen Vielfalt organisiert die Deutsche NABU und BBU vom Bundesumweltmini- Bundesstiftung Umwelt (DBU) vom 27. bis Erste Gewerkschaft ist sterium in den Umweltgutachterausschuss 30. Mai ein Ausstellungs- und Veranstal- Mitglied im Bündnis (UGA) berufen worden. Bis Ende 2010 wer- tungsprogramm auf dem Bonner Robert- den sie vor allem weiter am europäischen Schuman-Platz in der Nähe des Tagungs- „„ Die Industriegewerkschaft Bauen- Umweltmanagement- und Auditsystem ortes. Etwa 160 Verbände – darunter auch Agrar-Umwelt (IG BAU) ist im Februar EMAS arbeiten. Als UGA-Mitglieder für der Deutsche Naturschutzring sowie das als erste Gewerkschaft der Klima-Allianz die Verbände sind jetzt Wolfgang Guhle Forum Umwelt und Entwicklung –, Fir- beigetreten. Sie wolle als Motor in der Bau- (BBU), Ludwig Glatzner (BUND) und Jens men und Forschungsstätten aus dem In- und Agrarwirtschaft wirken, um den Kli- Pape (NABU) berufen, zu stellvertretenden und Ausland stellen neue Projekte und mawandel aufzuhalten, teilte die IG BAU Mitgliedern Bernd Schott (BUND), Ed- Produkte vor, die zum Erhalt der Arten- mit. Die Branchengewerkschaft, die rund mund A. Spindler (DNR) und Hans Ewers vielfalt beitragen sollen. Ein Diskussions- 350.000 ArbeitnehmerInnen vertritt, geht (NABU). Wolfgang Guhle vom Bundes- und Informationsforum behandelt aktuelle mit gutem Beispiel voran und wechselt mit verband Bürgerinitiativen Umweltschutz Entwicklungen. Jeder der vier Tage steht ihren rund 100 Standorten bundesweit zu ist auch wieder einer der vier stellvertre- unter einem eigenen Themenschwerpunkt. einem Ökostromanbieter. Außerdem will tenden UGA-Vorsitzenden. Insgesamt sollen etwa 20 einstündige Ver- sie ihre Mitglieder für den Klimaschutz Zum Umweltgutachterausschuss zäh- anstaltungen stattfinden. Sie befassen sich sensibilisieren. len bundesweit 50 ExpertInnen aus den mit Themen wie Klimawandel, Biotreib- Die Klima-Allianz wurde im April Bundes- und Landesverwaltungen, aus stoffe, Nahrungsmittelsicherheit oder der 2007 gegründet. Dem Bündnis gehören Unternehmen und deren Verbänden, aus Bedeutung von Biodiversität für Forschung fast 100 Umweltorganisationen, Kirchen Gewerkschaften und von Umweltverbän- und Wirtschaft. Außerdem stellt die DBU und gesellschaftlich engagierte Grup- den. Zu den Aufgaben des UGA gehören interaktive Ausstellungen zu Naturschutz pen an. Mit dabei sind alle großen Um- Qualitätsvorgaben für Umweltgutachter, und Bionik mit Führungen auch für Schü- weltverbände, darunter der DNR und die Förderung des EMAS-Systems sowie ler vor. [mb] viele seiner Mitglieder, viele Nord-Süd- die Beratung des Umweltministeriums in Organisationen sowie Attac. [jg] Umweltmanagementfragen. [mb] XX www.plaza-der-vielfalt.de XX DBU, Martin Schulte, Osnabrück, Tel. +49 (0)541 / XX www.ig-bau.de XX UGA, Berlin, Tel. +49 (0)30 / 297732-30, Fax -39, 9633940, E-Mail: [email protected], XX www.die-klima-allianz.de www.uga.de www.dbu.de

Nachhaltigkeit S wie soziales Engagement Acht Monate lang reisten Jan, Tim und Matti durch Asien, Afrika und Lateiname- rika. Sie trafen 33 »Sozialunternehmer« – Menschen, die nicht tatenlos zusehen, wenn etwas schief läuft, sondern auf eigene Faust gesellschaftliche Probleme bekämpfen. Die drei Studenten porträtieren diese »Sozialunternehmer« und ihre Pro- A–Z jekte und geben konkrete Tipps, wie andere junge Menschen aktiv werden können. J. Holzapfel, T. Lehmann, M. Spiecker Expedition Welt Vom Abenteuer, sich zu engagieren oekom verlag, München 2008, 304 Seiten, 16,90 EUR ISBN 978-3-86581-089-2

Erhältlich bei www.oekom.de [email protected] Fax +49/(0)81 91/970 00–405 Die guten Seiten der Zukunft

30 März 2008 umwelt aktuell Preise & Ausschreibungen verbände

ausgelobt. Mit einer Dokumentation ihres Energiewende-Projekte Preise & Ausschreibungen Projekts nehmen die Kinder und Jugend- lichen am Wettbewerb teil und können Europäischer und Deutscher Sachpreise gewinnen. Hauptgewinn ist Solarpreis 2008 Jugendumweltwettbewerb I eine einwöchige Donau-Schlauchbootfahrt im kommenden Sommer. Wer sich im In- „„ Eurosolar, die Europäische Vereini- Die Vielfalt der Natur ternet anmeldet, bekommt ein kostenloses gung für Erneuerbare Energien, hat die entdecken Starterset zugeschickt. Einsendeschluss ist diesjährigen Deutschen und Europäischen der 1. Juni. [jg] Solarpreise ausgeschrieben. Preiswürdig „„ Einen Schüler- und Jugendwettbewerb sind „herausragende innovative und kre- haben die Zeitschrift National Geographic, XX Wettbewerb: www.triologisch.de ative Leistungen für die Verbreitung Er- der Kinderfernsehsender Nick und die XX Ansprechpartner: BUNDjugend, Martin Malkmus, neuerbarer Energien“. Es können sich so- Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) Berlin, Tel. +49 (0)30 / 27586583, wohl Kommunen als auch Unternehmen, ausgeschrieben. Wer zwischen zehn und E-Mail: [email protected] Vereine, Medien und Bildungsorganisa- vierzehn Jahre alt ist und sich für die Natur tionen beteiligen. Einen Sonderpreis gibt einsetzt, kann sich beteiligen. Gefragt sind es für Einzelpersonen. Eurosolar verleiht Engagement und neue Ideen – egal ob na- seit 1994 Solarpreise. Europaweit wurden turwissenschaftliche, künstlerische oder Trophée de femmes bisher rund 300 PreisträgerInnen ausge- Aktionsideen. Eine Reihe von Vereinen, zeichnet. Naturschutzgruppen und Umweltbil- Frauen an die Naturmacht! Bis zum 31. Juli können Bewerbungen dungszentren haben zugesagt die jungen „„ Seit 2004 zeichnet die Umweltstif- und Vorschläge eingereicht werden. [jg] Aktiven zu unterstützen. tung Fondation Yves Rocher jährlich drei Für den allgemeinen Wettbewerb läuft Frauen aus, die sich im Umwelt- und Na- XX Eurosolar, Bonn, Tel. +49 (0)228 / 362373, die Bewerbungsfrist bis zum 19. Oktober. turschutz außerordentlich engagiert haben. Fax 361279, E-Mail: [email protected], Wer seine Ideen schon im Mai auf der UN- Dies geschieht in mehreren Ländern. In www.eurosolar.org Konferenz für biologische Vielfalt in Bonn Deutschland wählte die Stiftung zusam- präsentieren will, muss dagegen schnell men mit den Zeitschriften Natur+Kosmos sein und sie schon bis zum 16. März ein- und Für Sie sowie dem Institut de France reichen. [jg] aus über 60 Bewerberinnen drei Frauen für Didacta 2008 den mit insgesamt 18.000 Euro dotierten XX Wettbewerb: Preis aus. Auf Platz eins kam die Gründe- DNR auf der Bildungsmesse www.entdecke-die-vielfalt-der-natur.de rin des Netzwerks „Living Lakes“, Marion „„ Auf der Bildungsmesse „didacta“ vom XX Ansprechpartnerin: DBU, Zentrum für Umwelt- Hammerl vom Global Nature Fund. Als 19. bis 23. Februar in Stuttgart hat der kommunikation, Vera Pfister, Osnabrück, Erste ermöglichte sie einen weltweiten Deutsche Naturschutzring (DNR) wieder Tel. +49 (0)541 / 96339-32, Fax -90, Austausch unter Umweltorganisationen­ einen Sonderstand für seine Mitgliedsver- E-Mail: [email protected] über Probleme der Seen. Mittlerweile ge- bände angeboten. Gemeinsam mit dem hören weltweit 45 Seenpartner dem Netz- NABU Baden-Württemberg und der Ar- werk an. beitsgemeinschaft Natur- und Umwelt- Zweitplatzierte wurde Eva-Maria Epple bildung (ANU) stellte der DNR Projekte Jugendumweltwettbewerb II vom Fachverband Fußverkehr (FUSS) mit zu den Themen Umweltbildung, Nach- ihrem Projekt „20 grüne Hauptwege in Ber- haltigkeitsstrategie, Geschlechtergerech- TRIOlogisch die Umwelt lin“. Die 20 Spazierwege sollen ganz Berlin tigkeit und Biodiversität vor. Außerdem retten miteinander verbinden und so eine „grüne informierte der Dachverband über die Alternative“ zum Autoverkehr bieten. Arbeit seiner EU-Koordination sowie des „„ Die BUNDjugend ruft junge Menschen Der Naturhof Faßmannsreuther Erde Forums Umwelt und Entwicklung. Der zwischen 11 und 15 Jahren auf, sich am ist das Projekt der dritten Gewinnerin In- DNR zog eine positive Bilanz der Messe Umweltwettbewerb TRIOlogisch! zu betei- grid Schaller. Sie will damit das Bewusst- und hofft nun auf eine Teilnahme bei der ligen. Unter dem Motto „Entdecken, Mot- sein im Umgang mit der Natur fördern. didacta 2009 mit möglichst vielen seiner zen, besser Machen“ können Projekte aus Neben einem Informations- und Veran- Mitgliedsverbände. [mb] den Bereichen Natur- und Umweltschutz staltungsgebäude wachsen in einem Schul- sowie Projekte für eine gerechtere Gesell- garten 200 heimische Kräuterarten. [io] XX DNR, Bildungsexperte Klaus Hübner, Hilpolt­ schaft vorgeschlagen werden. Für grenzü- stein/Mfr., Tel. +49 (0)9174 / 477540, E-Mail: berschreitende Vorhaben sind Zusatzpreise XX www.yves-rocher-fondation.org [email protected], www.lbv.de/umweltbildung

umwelt aktuell März 2008 31 Service Rezensionen

Natureroberung deutscher Landschaften Baumwolle globalisiert Rezensionen In die Vergangeneheit zurückversetzt würden wir ver- Mit Spitzen gegen die Weltbank und blüfft feststellen, dass wir unsere eigene Heimat nicht Vorortrecherchen entführt der Ro- wiedererkennen. Die Menschheit hat die Naturlandschaft mancier Orsenna die LeserInnen auf immer wieder verändert. Dabei wohnt dieser auch ohne eine Weltreise. Seine Gespräche mit unser Zutun eine enorme Dynamik inne. Betroffenen öffnen den Blick.

„„ Deutschland hat die nordwestdeutsche Moorkolonisation „„ Der bekannte viel erlebt: Herr­ sowie die Umgestaltung des von Hitler französische Ro­ scher kamen und eroberten „Lebensraumes im Osten“. Be­ mancier Erik Or­ gingen, Revolutio­ ginnen und enden lässt er seine Ausfüh­ senna „erweitert nen und Kriege rungen im Oderbruch, das Friedrich der das Feld der Litera­ erschütterten das Große trockenlegen ließ und welches 1997 tur“ – so kündigte Land. Doch „wel­ vom Hochwasser heimgesucht wurde. Hier Le Figaro dieses che umstürzenden im Herzen Europas wird die Zwiespältig­ Buch an. Und tat­ Ereignisse der keit des menschlichen Schaffens besonders sächlich stellt es Krieg auch bringen deutlich. Die Umgestaltung der versumpf­ einen neuen lite­ würde, die natürliche Landschaft (…) war ten Flusslandschaft entzog der Fischerei rarischen Ansatz immer da, beruhigend unveränderlich. ihre Grundlage. Die Verkürzung des Fluss­ dar, so etwas wie einen polit-analytischen Nur dass sie tatsächlich alles andere als laufs erhöhte die Fließgeschwindigkeit, die Reisebericht in Romanform. Dabei ist die unveränderlich war. Ein Deutscher, der an das träge dahinfließende Wasser ange­ Reise dem Thema untergeordnet, anders aus dem Jahr (…) 1940 in das Jahr 1750 passten Fischarten blieben aus. An Land als in den klassischen Reiseberichten, in zurückversetzt worden wäre, hätte zu sei­ veränderte die Absenkung des Grundwas­ denen die Orte die Themen definieren. ner Verblüffung festgestellt, wie anders serspiegels den Lebensraum dramatisch Orsenna, Mitglied der traditionsrei­ die „natürliche“ Landschaft aussah (…)“. und führte zum Aussterben so mancher chen Académie Française, berichtet von Würde man ihn in die Zeit weit vor homo Pflanzenart. Demgegenüber stehen die einer Weltreise – einer Weltreise zu den sapiens zurückversetzen, würde er seine Ausrottung der Malaria sowie die Schaf­ Orten der Baumwollproduktion und -ver­ Heimat nicht wiedererkennen. Doch die fung einer produktiven Agrarlandschaft. arbeitung. Der mehrfach preisgekrönte Naturgeschichte von Beginn an aufzurol­ Sie gab weit mehr Menschen ein Auskom­ Autor zeigt dabei sehr spielerisch und gut len ist nicht das Anliegen von David Black­ men als es die Fischerei jemals vermochte lesbar, was Globalisierung bedeutet und bourn. Betrachtet werden lediglich die letz­ – freilich um den Preis episodisch auftre­ welche Auswirkungen sie hat. Überhaupt ten 250 Jahre. Im Stile eines Erzählers lässt tender, katastrophaler Hochwässer. Selbst­ liest sich das Buch – was dem Autor hoch der Historiker uns „erleben“, wie unsere verständlich vergisst Blackbourn auch anzurechnen ist – trotz relativ anspruchs­ Vorfahren die Landschaft verändert haben, nicht zu thematisieren, dass die Meliora­ voller politischer Analyse sehr flüssig und indem sie Sümpfe trockenlegten, Flüsse tion des deutsch-polnischen Grenzlandes spannend, ist also durchaus als Bettlektüre begradigten und Staudämme errichteten. kein gewaltfreies Unternehmen war. Auch geeignet. Keiner dieser Eingriffe war zum jeweiligen wenn der Alte Fritz im Triumphgefühl des Orsennas Reise führt ihn zu fünf neu­ Zeitpunkt etwas wirklich Neues. Neu war Erfolges von einer „friedlichen Eroberung“ ralgischen Punkten des globalisierten jedoch das Ausmaß, mit dem der moderne sprach, gab es viele Zeitgenossen, die das Baumwoll-Business: nach Mali, Brasilien, Mensch sich seit dem 18. Jahrhundert die Projekt als einen „in der Stille geführten China, Ägypten, Usbekistan und in die Natur untertan machte. Siebenjährigen Krieg“ betrachteten. USA. Orsenna berichtet von seinen Ge­ Inhaltlich könnte man das Buch als eine In der Summe ist es genau diese Dar­ sprächen mit verschiedenen Protagonis­ Geschichte des modernen Wasserbaus stellung des Themas in all ihren Facetten, ten des Baumwolldramas: mit Farmern, bezeichnen, in der Gesamtbetrachtung die beeindruckt. Keine einseitigen Ankla­ Textilproduzenten, Händlern, Lobbyisten. wäre diese Einstufung jedoch zu profan. gen, keine Verherrlichung der Technik, Ergänzt wird das Ganze durch scharfsin­ Was der Harvard-Dozent vorgelegt hat, nur profunde Erzählkunst. Prädikat: le­ nige Beobachtungen seines Gegenstands: ist vielmehr ein wortgewaltiges Potpourri senswert! [Christoph Hirsch] was uns Geographie, Geschichte und Zeit­ aus Natur-, Sozial- und Geistesgeschich­ geschichte über das große Geschäft mit der te. Mit einer akribischen­ Liebe zum De­ XX Blackbourn, D.: Die Eroberung der Natur. Baumwolle verraten. tail, mit einer Fülle von Querverweisen Eine Geschichte der deutschen Landschaft. Dennoch bleibt Orsenna – aus politik­ zur Kulturgeschichte beschreibt er unter DVA, München 2007, 592 S., 39,95 €, wissenschaftlicher Sicht – oft zu sehr an anderem die Tulla’sche Rheinkorrektur, ISBN 978-3-421-05958-1 der Oberfläche, kratzt die Probleme nur

32 März 2008 umwelt aktuell Rezensionen Service

an, statt sie in ihrer Tiefe zu erforschen. richtig einzuordnen. Dann ist es auch kein in Brüssel wirklich fallen, dem sei die Lek­ Aber letztlich ist das auch nicht sein An­ Problem, dass deutlich mehr als 90 Prozent türe wärmstens ans Herz gelegt. liegen – und der Grund dafür, warum das der Lobbyisten wirtschaftliche Interessen [Markus Steigenberger] Buch es schaffen könnte, auch politisch vertreten – so zumindest die Theorie. weniger vorgebildete Menschen mit der Den Blick auf die Praxis wagen Steffen XX Dagger, S; Kambeck, M. (Hrsg.): Politikberatung Globalisierung und ihren Auswirkungen Dagger und Michael Kambeck in ihrem und Lobbying in Brüssel. Verlag für Sozialwissen- bekannt zu machen. Sammelband, in dessen Titel sie bezeich­ schaften, Wiesbaden 2007, 272 S., 24,90 €, Insgesamt also mehr ein kritischer nenderweise den Begriff Politikberatung ISBN 978-3-531-15388-9 Reisebericht als der Versuch einer um­ dem Begriff Lobbying voranstellen. Zwar fassenden Analyse von Strukturen und gibt das Buch auf die Frage, wann Bera­ Triebkräften – aber gerade deswegen sehr tung aufhört und wann Lobbying anfängt, lesenswert. Orsennas Kritik an der Globa­ auch keine abschließende Antwort. Doch Ohne Moos was los? lisierung ist substanziell, nur eben mehr eine Reihe von Hinweisen erhält der Leser „„ Das leidige Thema Geld macht kleinen praktisch begründet. Sie zeigt sich an schö­ durchaus. So vergleicht etwa Silvana Nichtregierungsorganisationen (NGOs) nen kleinen Spitzen etwa gegen die Welt­ Koch-Mehrin die Brüsseler mit der Berli­ häufig zu schaffen. An Ideen mangelt es bank („Vielleicht ist auch eine einzige Bank ner Szene und denkt über den „Glamour- nicht, nur die finanziellen Grundlagen für die ganze Welt keine besonders gute Effekt“ nach. Jochen Grünhage gewährt fehlen. Michael Zschiesche vom Unabhän­ Idee“) oder auch einfach an Untertiteln Einblicke in das wohl undurchsichtigste gigen Institut für Umweltfragen beschäf­ wie „Die Vereinigten Staaten. Lang lebe Gremium der EU, den Ausschuss der tigt sich in seinem Handbuch „Ohne Moos die Lobby!“ [Philipp Steuer] Ständigen Vertreter. Und Hajo Friedrich was los?“ mit Fragen von Fundraising und äußert einige kritische Gedanken über die Organisationsentwicklung besonders in XX Orsenna, E.: Weiße Plantagen – Eine Reise durch Rolle seiner eigenen Zunft, der Medien. kleineren Umweltorganisationen. Kleinere die globalisierte Welt. C.H. Beck, München 2007, Viel ist die Rede von Loyalitäten, Lösungs­ NGOs haben häufig kein Startkapital, das 288 S., 18,90 €, ISBN 978-3-406-55917-4 orientierung und Spezialistentum, mal sie für die Einwerbung weiterer Finanzen sehr abstrakt, dann wieder anhand konkre­ einsetzen könnten. Und so münden die ter Beispiele aus den letzten Jahren. Viele beschriebenen Praxiserfahrungen in Vor­ Artikel sind erfreulich offen und geben schläge, die mit nicht allzu großem finan­ Lobbyierst du noch oder tatsächlich interessante Einblicke, andere ziellem Aufwand umsetzbar sind. Da ein berätst du schon? scheinen eher gefangen in der Kommuni­ „ernsthaftes Fundraising immer Verände­ kationsstrategie ihrer Produzenten. Dabei rung bedeutet“, werden auch Konzeptge­ „„ Cocktail-Aben- ist das Spektrum der AutorInnen so breit rüste mitgeliefert, wie der Anfang dieser de, halbseidene wie die Brüsseler Politikszene: aktive und Veränderung – beispielsweise eine Tages­ Wahrheiten, dubio­ ehemalige MitarbeiterInnen des Apparates, klausur zum Thema Fundraising – ausse­ se Geldtransfers – Parlamentarier, Umwelt- und Sozialakti­ hen kann. Checklisten, typische „NGO- in Deutschland hat visten, Wissenschaftlerinnen, Journalisten Fallen“ wie mangelnde Konfliktfähigkeit der Beruf des Lob­ und Vertreter der Mitgliedstaaten blicken oder schwache Führung, aber auch die byisten etwas leicht aus ihrer jeweiligen Sicht auf den Brüsseler Warnung davor, sich selbst nur als „Un­ Anrüchiges. Nicht Lobbydschungel. ternehmen“ zu sehen, finden sich ebenfalls so in Brüssel. Dort Dementsprechend leidet das Buch auch in dem gut 140 Seiten starken Handbuch. gehört der Lobby­ unter dem typischen Charme eines Sam­ Zwar oft speziell auf die Situation in ost­ ist nicht nur zum alltäglichen Bild auf melbandes – diversen Wiederholungen, deutschen Vereinen bezogen, lassen sich den Behördenfluren, was bei geschätzten qualitativ unterschiedlichen Beiträgen und die Beispiele und Ratschläge dennoch auf 15.000–20.000 hauptamtlichen Lobbyisten der enormen Bandbreite von individuel­ andere Organisationen übertragen. Ein kein Wunder ist, er ist auch ein etablierter len Erfahrungsberichten bis hin zu fakten­ Buch aus der Innensicht kleinerer Ver­ und wichtiger Teil des europäischen Poli­ orien­tierten Sachdarstellungen. Die große bände, das den Finger auf offene Wunden tikprozesses. Denn die MitarbeiterInnen Bandbreite unterschiedlicher Sichtweisen legt und gleichzeitig praktische Lösungs­ der EU-Kommission und die Abgeordne­ nimmt man aber eher als Gewinn denn vorschläge parat hält. [Juliane Grüning] ten des Parlaments sind auf Stellungnah­ als Last wahr. Und dass die Herausgeber men, Briefe und persönliche Mitteilungen die Texte nach drei zentralen Perspekti­ XX Zschiesche, M.: Ohne Moos was los? Fundraising angewiesen, die sie von den unterschied­ ven gegliedert haben, dient als ordnendes und Organisationsentwicklung am Beispiel lichen gesellschaftlichen Gruppen und aus Element. kleinerer Umwelt-NGOs. Unabhängiges Institut den verschiedenen Ländern erhalten. Die Fazit: Wer ein Gefühl dafür bekommen für Umweltfragen, Berlin 2007, 143 S., 12,– €, Kunst ist lediglich, diese Informationen möchte, wie die politische Entscheidungen ISBN 978-3-935563-15-4

umwelt aktuell März 2008 33 Service Internet

Klimafolgen im Netz europäischer Umweltagenturen Nachhaltigkeitsforschung internet Überblick „„ Die Europäische Umweltagentur (EPA) „„ Ein von der EU-Kommission betrie­ „„ Eine neue In­ will mit einer neuen Internetseite die Zu­ benes Portal bietet Informationen zu den ternetseite der sammenarbeit im Netzwerk der verschie­ europäischen Forschungsanstrengungen Working Group denen europäischen Umweltagenturen zur nachhaltigen Entwicklung. Auf der on Climate Change und vergleichbaren Instsitutionen un­ Webseite findet man Dokumente und and Developement tereinander verstärken. Neben aktuellen Veröffentlichungen zum Thema sowie bietet eine Über­ Neuigkeiten aus den jeweiligen Ämtern Informationen zu Initiativen, Projekten sicht zu regionalen Klimaberichten. Das oder Agenturen gibt es auch Berichte und und Terminen. Ein großer Bereich ist dem aus Umwelt- und Entwicklungsorganisa­ Erklärungen zu Konferenzen. [io] Siebten Forschungsrahmenprogramm ge­ tionen bestehende Netzwerk „Up in the widmet. [io] smoke“ hat bereits den fünften Bericht XX http://epanet.ew.eea.europa.eu über die Auswirkungen des Klimawan­ XX www.ec.europa.eu/research/sd dels veröffentlicht. Nachdem bisher Afrika und Lateinamerika im Blickpunkt standen, REACH-Informationsportal handelt der fünfte Report von den Klima­ „„ Über das Informationsportal des Um- Stand der UN-Millenniumsziele folgen in Asien und der Pazifikregion.­ [io] weltbundesamtes (UBA) zur EU-Chemi­ „„ Die Vereinten Nationen haben zusam­ kalienverordnung REACH können sich men mit den Betreibern der Internetsuch­ XX www.upinsmokecoalition.org BesucherInnen einen detaillierten Über­ maschine Google und dem Netzwerkaus­ blick über die Gesetzeslage verschaffen. rüster Cisco eine Internetseite entwickelt, Neben einem Online-Lernprogramm, das die über den neuesten Stand der UN- Newsletter zu Klimafolgen und Anpassung mit vertonten Präsentationen über die Millenniumsziele Bericht erstatten soll. „„ Das Kompetenzzentrum Klimafolgen Verordnung aufklärt, findet man auch den Sie richtet sich an Politiker und Journali­ und Anpassung (KomPass) beim Umwelt­ vollständigen Gesetzestext und Angaben zu stinnen genauso wie an Studierende und bundesamt informiert etwa vierteljährlich aktuellen Ereignissen und Veranstaltungen andere Interessierte. BesucherInnen der über Entwicklungen, Projekte und Ini­tia­ im Bereich REACH. Die UBA-Seite ver­ Seite erhalten hier Informationen über die tiven­ im Bereich der deutschen Anpas­ weist auch auf die Seiten der zuständigen neuesten Entwicklungen in den einzelnen sungsstrategie. Auch soll generell über Behörden, etwa des Bundesinstituts für Ri­ Staaten, zu denen es überdies eine steck­ den Klimawandel und die Folgen sowie die sikobewertung und des REACH-Helpdesk, briefartige Beschreibung gibt. Darüber hi­ Anpassung an Klimaänderungen weltweit das VerbraucherInnen als nationale Aus­ naus bieten interaktive Weltkarten einen berichtet werden. [io] kunftsstelle zur Verordnung dienen soll. Überblick zur Umsetzung einiger Millen­ [io] niumsziele. So kann man beispielsweise die XX www.anpassung.net/newsletter jeweilige Quote der unterernährten Kinder XX www.reach-info.de unter fünf Jahren vergleichen. Auch der Prozentsatz der Frauen in Parlamenten ist Klimalügen unter der Lupe angegeben. Die Webseite ist in englischer „„ Der „Klima-Lügendetektor“ nimmt seit „Nachhaltige“ Studiengänge Sprache gehalten. [io] Kurzem PR-Strategien unter die Lupe, bei „„ Die Freie Universität Berlin hat im denen behauptet wird, dass sich die Urhe­ Auftrag des Bundesministeriums für XX www.mdgmonitor.org berInnen für den Klimaschutz einsetzen. Bildung und Forschung einen Leitfaden Zeitungsanzeigen, Politikerreden oder entwickelt, der über Studienangebote im Lobbyisten-Statements werden auf ihren Bereich Nachhaltigkeit informiert. Über Konsumismus ist kein Schicksal Wahrheitsgehalt geprüft – und gegebenen­ 300 Master- sowie Bachelorstudiengänge „„ Woher kommen eigentlich die vielen falls richtiggestellt oder um verschwiegene mit unterschiedlichen Schwerpunkten in Dinge im Supermarkt? Und was passiert Informationen ergänzt. Getragen wird das der ganzen Bundesrepublik werden prä­ damit, wenn sie gekauft, benutzt und weg­ Projekt vom Greenpeace Magazin und von sentiert. Die zum Leitfaden gehörende geworfen werden? In “The story of stuff” wir-klimaretter.de, einem unabhängigen Homepage ermöglicht mit ihrer Suchfunk­ zeigt US-Ökoaktivistin Annie Leonard den Internetportal zum Klimaschutz. Bei der tion ein einfaches und praktisches Auffin­ ganzen Kreislauf vom Rohstoff bis zum Entlarvung von Klimalügnern setzen die den. Auch Forschungseinrichtungen sind Müll. Mit der 20-Minuten-Animation von Initiatoren auch auf die Unterstützung aufgelistet und können zum Beispiel nach Free Range Studios (Meatrix, StoreWars) durch ihre LeserInnen. [jg] dem Ortsnamen sortiert werden. [io] macht auch Englisch lernen Spaß. [mb]

XX www.klima-luegendetektor.de XX www.leitfaden-nachhaltigkeit.de XX www.storyofstuff.com

34 März 2008 umwelt aktuell Neu erschienen Service

XX AgrarBündnis e.V. XX Grimm, H. U: Katzen würden Mäuse kaufen. neu erschienen (Hrsg.): Der kritische Schwarzbuch Tierfutter. Paul Zsolnay, Wien Impressum Agrarbericht 2008. 2007, 208 S. 17,90 €, ISBN 978-3-552-06049-4 umwelt aktuell März 2008 Landwirtschaft als ISSN 1865-3901 Energieproduzent. XX Hees, W.; Müller, O.; Schüth, M.: Volle Tanks AbL, Hamm 2008, – leere Teller. Der Preis für Agrokraftstoffe: 304 S., 19,80 €, ISBN Hunger, Vertreibung, Umweltzerstörung. Herausgeber: Deutscher Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutz- 978-3-930413-33-1 Lambertus, Freiburg 2007, 192 S., 25,– €, verbände (DNR) e.V., Am Michaelshof 8–10, ISBN 978-3-7841-1791-1 D-53177 Bonn, Tel. +49 (0)228 / 3590-05, Fax -96, XX Ahlhorn, F. et al. (Hrsg.): Zukunfts-Bilder. E­‑Mail: [email protected], www.dnr.de Die niedersächsische Küste im Jahr 2050. XX Hoering U.: Agrar-Kolonialismus in Afrika. Eine Verlag: oekom verlag, Gesellschaft für ökologische­ Isensee, Oldenburg 2007, 48 S., 9,80 €, ISBN andere Landwirtschaft ist möglich. VSA-Verlag Kommunikation mbH, Waltherstraße­ 29, 978-3-89995-476-0 Hamburg 2007, 164 S., 12,80 €, D-80337 München, Tel. +49 (0)89 / 544184-0, Fax -49, ISBN 978-3-89965-248-2 E-Mail: [email protected], www.oekom.de Gesellschafter und Anteile: Jacob Radloff, Felda- XX Amelung, N.; Mayer-Scholl, B.; Schäfer, M.; fing, 77 %, Christoph von Braun, München, 23 % XX Weber, J. (Hrsg.): Einstieg in Nachhaltige Ent- Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Chefredaktion: Helga Inden-Heinrich (Deutschland, wicklung. Peter Lang, Frankfurt am Main 2008, Landwirtschaft (Hrsg.): Biogaserzeugung im verantw.), Markus Steigenberger (Europa und Inter­ 289 S., 39,– €, ISBN 978-3-631-54436-5 ökologischen Landbau. Ergebnisse des KTBL- nationales, verantw.), Adressen siehe Redaktion Fachgesprächs am 5. und 6. April 2006. Redaktion: Juliane Grüning [jg], Matthias Bauer [mb], XX Barth, M.: Gestaltungskompetenz durch Neue Darmstadt 2007, 56 S., 9,50 €, Markus Steigenberger [ms], Marion Busch [mbu], Medien? Die Rolle des Lernens mit Neuen Me- ISBN 978-3-939371-32-8 Bjela Vossen [bv] Kontakt: umwelt aktuell, Marienstraße 19–20, D-10117 dien in der Bildung für eine nachhaltige Ent- Berlin, Tel. +49 (0)30 / 6781775-82, -81, Fax -80, XX wicklung. Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin Le Monde Diplomatique (Hrsg.): Atlas der Glo- E-Mail: [email protected], www.dnr.de/publikationen 2007, 240 S., 39,– €, ISBN 978-3-8305-1483-1 balisierung spezial – Klima. 96 S., 2008, 10,– €, Redaktionelle Mitarbeit: Isabel Oettinger [io], ISBN 978-3-937683-16-4 Tim Treibmann [tt] XX Brandt, A.; Bothmer W.v., Mangels, C.: Garten- Grafik/DTP: Matthias Bauer, Juliane Grüning Netze Deutschland. Entwicklung – Vernetzung XX Limberg, A.: Das Plankton-Manifest. Wie ein Anzeigen: oekom verlag, Stefanie Gritsch, – Vermarktung historischer Gärten. Hinstorff, neuer Rohstoff die Welt verändern wird. Edi- Tel. +49 (0)89 / 544184-25, E-Mail: [email protected] Druck: Kessler Druck + Medien GmbH & Co. KG, Rostock 2007, 103 S., 19,90 €, tion Zaunkönig, Hamburg 2007, 176 S., 16,90 €, D-86399 Bobingen. Druck auf 100 % Altpapier ISBN 978-3-356-01221-7 ISBN 978-3-00-023243-5 Erscheinungsweise: monatlich am Monatsanfang Redaktionsschluss: 10. des vorhergehenden Monats XX Brune, W.: Weltsicht nach vorn. Eine ökono- XX Ott, H. E.; Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Wege Abonnements/Bestellungen/Probeabos: mische Sicht auf die Entwicklung der Welt aus der Klimafalle. oekom, München 2008, Rhenus Medien Logistik, Landsberg, Tel. +49 (0)8191 / – vom Boden der Physik. VWBL, Leipzig 2008, 232 S., 19,90 €, ISBN 978-3-86581-088-5 97000-378, Fax -103, E-Mail: [email protected] 268 S., 17,95 €, ISBN 978-3-937350-18-9 Titelfoto: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt XX Pearce, F.: Die Erde früher und heute. Bilder Die Redaktion behält sich Kürzung und Bearbeitung XX DNR (Hrsg.): „Business and Biodiversity“. eines dramatischen Wandels. Fackelträger, Köln von Beiträgen vor und haftet nicht für unverlangt Artenschutz durch Wirtschaftsunternehmen 2008, 290 S., 39,95 €, ISBN 978-3-7716-4349-2 eingesandtes Material. Namentlich gezeichnete Beiträge zwischen Grünfärberei und Glaubwürdigkeit. geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion/des Herausgebers wieder. Berlin 2007, 28 S., kostenlos. Download (PDF): XX Pomrehn, W.: Heiße Zeiten. Wie der Klimawan- www.eu-koordination.de/?page=52 del gestoppt werden kann. Papyrossa, Köln Dieses Projekt wird finanziell vom Bundesumweltminis- 2007, 236 S., 16,90 €, ISBN 978-3-89438-371-8 terium gefördert.­ Die Förderer übernehmen keine Ge- währ für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit XX Erdmann, K.-H.; Schell, C.: Natur zwischen Wan- der Angaben sowie für die Beachtung der Rechte Dritter. XX del und Veränderung. Ursache, Wirkungen, Walk, H.: Partizipative Governance. Betei- Die geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht Konsequenzen. Springer, Berlin 2008, 233 S., ligungsformen und Beteiligungsrechte im mit denen der Förderer übereinstimmen. 49,95 €, ISBN 978-3-540-41126-0 Mehrebenensystem der Klimapolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, Dieser Ausgabe liegt ein Werbebeileger des BUND bei. XX EU-Kommission (Hrsg.): Neue Fonds, bessere 39,90 €, ISBN 978-3-531-15524-1 Regeln. Übersicht der neuen Finanzregeln und Fördermittel-Möglichkeiten für den XX Winiwarter, V.; Knoll, M.: Umweltgeschichte. Zeitraum 2007–2013. Amt für amtliche Veröf- Eine Einführung. UTB, Köln 2007, 368 S. 17,90 €, fentlichungen der Europäischen Gemeinschaften, ISBN 978-3-8252-2521-6 Luxemburg 2007, ISBN 978-92-79-05619-2

umwelt aktuell März 2008 35 Service Termine

März Cornelia Rösler, Köln, Tel. +49 (0)221 / 340308-18, Termine Fax -28, E-Mail: [email protected], Nachhaltigkeit 06.03., Berlin (D) www.difu.de/seminare/seminarliste Europäische Agrarpolitik fair 09.04., Bonn (D) gestalten. Tagung Biologische Globalisierung durch invasive Arten? XX Brot für die Welt, Die Situation in Deutschland und der Bezug zur A–Z Stuttgart, 9. UN-Konferenz über die biologische Vielfalt 2008 Tel. +49 (0)711 / 2159-741, Fax -8741, E-Mail: in Bonn. Workshop [email protected], www.abl-ev.de XX DNR/Forum Umwelt & Entwicklung, Tel. +49 (0)228 / 92399353, Fax +49 (0)228 / 359096, E-Mail: 11.–14.03., Berlin (D) [email protected], www.biodiv-network.de 7. Internationale Konferenz Solarenergie in Architektur und Stadtplanung 10./11.04., Ebrach/Steigerwald (D) XX Eurosolar, Bonn, Tel. +49 (0)228 / 36-2373, Fax Naturerbe Buchenwälder. Tagung -1279, E-Mail: [email protected], www.eurosolar.de XX Bund Naturschutz in Bayern, Ursula Erlwein- Blassl, Tel. +49 (0) 911 / 8187821, Fax 969568, 20.–22.03., Dresden (D) E-Mail: [email protected], Demografischer Wandel – Verkehrsrückgang als www.dnr.de/termine Chance. Kongress XX Umkehr e.V., Stefan Lieb, Berlin, Tel. +49 (0)30 / 16.–18.04., Darmstadt (D) 4927-473, Fax -972, E-Mail: [email protected], Ökologisch verträglicher Schutz vor www.umkehr.de Hochwasserschäden. Planung, Bewertung und Kommunikation. Internationale Fachkonferenz 28.–30.03., Tutzing (D) XX nofdp, TU Darmstadt, Axel Winterscheid, Psychologie der Nachhaltigkeit. Tagung Tel. +49 (0)6151 / 162043, Fax 163243, B wie XX Evangelische Akademie Tutzing, Susanna Satzger, E-Mail: [email protected], Tel. +49 (0)8158 / 251126, Fax +49 (0)8158 / www.nofdp.net Bäume der Erkenntnis

996426, E-Mail: [email protected], In einer globalisierten Welt, in der sich die www.ev-akademie-tutzing.de 17./18.04., Leipzig (D) Wirtschaftswege immer mehr vernetzen, kann Auf dem Weg zu einem Umweltgesetzbuch nach es schnell passieren, dass eine Schwarz- der Föderalismusreform. Tagung waldtanne als japanischer Sushi-Untersetzer April endet oder man auf dem heiligen Baum der XX Universität Leipzig, Katja Rath, Mayas sein Gemüse hackt. 02.–04.04. Essen (D) Tel. +49 (0)341 / 235-1693, Fax -1836, In diesem Arbeitsbuch erzählen Eiche, Teak Wasser- und Abfallwirtschaft im Zeichen des E-Mail: [email protected], www.ufz.de/ugb-tagung und Kokospalme von ihrer Reise um den Klimawandels. Tagung Globus. Eine Fundgrube für Lehrerinnen, Umweltbildner und alle Baumfans. XX Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und 18.–20.04., Wartburg bei Eisenach/Thür. (D) Siedlungsabfallwirtschaft der RWTH Aachen, Dr. Tag der Regionen 2008. Klimaschutz durch kurze K. Geißler, M. Hirschmann Verena Kölling, Tel. +49 (0)241 / 80-25214, Fax Wege Mit 18 Bäumen um die Welt Ein Arbeitsbuch für Umweltbildung und XX -22970, E-Mail: [email protected], Tag der Regionen, Brigitte Hilcher, Borgentreich, Globales Lernen www.essenertagung.de Tel. +49 (0)5643 / 948-537, Fax -803, oekom verlag, München 2007, 112 Seiten E-Mail: [email protected], 34,80 EUR, ISBN 978-3-86581-066-3 03./04.04., Dresden (D) www.tag-der-regionen.de

MeetBike. World European Conference on Bicycle Erhältlich bei Transport & Networking. Konferenz 24.–26.04., Berlin (D) www.oekom.de XX TU Dresden, Marzena Schöne, Tel. +49 (0)351 / Qualifizierung von Ehrenamts-und [email protected] 46334126, E-Mail: [email protected], FreiwilligenkoordinatorInnen. Seminarprojekt Fax +49/(0)81 91/970 00–405 www.meetbike.org XX Naturschutzbund, Ralf Schulte, Tel. +49 (0)30 / 284984-1131, Fax -3131, 07./08.04., Kaiserlautern (D) E-Mail: [email protected], www.mitarbeit.de Deutscher Fachkongress der kommunalen Energiebeauftragten Die guten Seiten der Zukunft XX Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), Dipl.-Ing. Weitere Termine: www.dnr.de/terminlinks

36 März 2008 umwelt aktuell ANU-Informationsdienst Umweltbildung Nr. 188 | www.umweltbildung.de

Qualitätssicherung getragene Netzwerke und Coaching. Nicht gewünscht hingegen sei eine externe Kon- trolle. Auch gegenüber einer Zertifizierung Schweiz bewertet Umweltbildung herrsche große Skepsis. Vorgestellt wurden auf der Tagung auch Qualitätssicherung und -entwicklung sind auch in der Schweizer Natur- und Um- Praxisbeispiele außerschulischer Lernorte. weltbildung keine Fremdworte. Welche Chancen und Probleme damit verbunden Im Naturlehrgebiet Ettiswil im Kanton Lu- sind, diskutierten Fachleute im Januar auf einer Tagung in Wädenswil bei Zürich. zern wird zum Beispiel großer Wert auf die individuelle Vorbereitung jeder einzelnen Qualitätsentwicklung wird auch in der tung der SUB, begründete auf der Tagung Exkursion gelegt. Die Reaktionen der Teil- Umweltbildung immer wichtiger. Sie trägt den hohen Stellenwert von Qualitätssi- nehmenden werden für die Nachbereitung dazu bei, dass Lernziele erreicht werden cherung (QS) und Qualitätsentwicklung dokumentiert. Gleiches tut auch die Ruck- und Angebote langfristig marktfähig blei- (QE) in der Natur- und Umweltbildung sackschule im Kanton Zürich. Hier kann ben. Doch die vorhandenen Instrumente mit der Notwendigkeit, einerseits den Nut- das Feedback der Teilnehmenden sogar sind komplex und facettenreich, ebenso zerInnen von Umweltbildungsangeboten zur Anpassung des Kurskonzeptes füh- die Wege zu ihrer Umsetzung. Das zeigte eine gewisse Sicherheit über deren Qualität ren. In der Wildparkschule Langenberg die Tagung „Qualitätsentwicklung in der zu vermitteln und andererseits die anbie- bei Zürich finden regelmäßig Beratungen Natur- und Umweltbildung“ in Wädens- tenden Organisationen zu Verbesserungen und Intervisionen statt, wobei die Erleb- wil im Kanton Zürich, organisiert von der anzuregen. Dabei sei ein Gespräch oft hilf- nisse einzelner Mitarbeiter als Fallbeispiele Zürcher Hochschule für Angewandte Wis- reicher als eine große Fragebogenaktion. von der Gruppe besprochen werden. senschaften (ZHAW), der Stiftung Silviva Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die für Umweltbildung und Wald und der Stif- in Schulen eingesetzten Methoden oft nur Checkliste zur Qualitätsentwicklung tung Umweltbildung Schweiz (SUB). wenig zur Verbesserung des Unterrichts Barbara Sintzel von der Stiftung Silviva Rolf Jucker, Mitglied der Geschäftslei- beigetragen hätten, so Jucker. stellte ein im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) erarbeitetes Instru- Lieber Weiterbildung als externe Kontrolle ment zur Qualitätsentwicklung vor. Eine Was in der Natur- und Umweltbildung Checkliste nennt sechs Hauptbereiche: In- Die Stiftung SUB unter Qualität eigentlich zu verstehen ist, stitution, Entwicklung und Grobplanung, zeigte Bruno Scheidegger von der ZHAW Feinplanung, Durchführung, Beurteilung, Die Stiftung Umweltbildung Schweiz (SUB) auf. Besonders wichtig seien eine hohe Reflexion, Weiterentwicklung. Die Liste wurde von Bund, Kantonen und Gemeinden Kundenzufriedenheit, die Wirtschaftlich- umfasst 35 Teilbereiche, die Aussagen über sowie Organisationen der Bildung und des keit des Angebots, zielgruppenspezifische die Qualität von Organisationen ermögli- Umweltschutzes gegründet, um die Umwelt- Bildungsziele sowie realistische Zielset- chen. Das Instrument eignet sich laut Sint- bildung in der Schweiz und in Liechtenstein zu zungen, die regelmäßig überprüft und an- zel zur Erstellung einer Ist-Analyse und fördern, auszubauen und in den vorhandenen gepasst werden. hilft den Qualitätsentwicklungsprozess zu Strukturen zu verankern. Darüber hinaus soll Scheideggers Kollegin Sandra Wilhelm strukturieren und zu planen. Die Liste soll die Stiftung die Zusammenarbeit zwischen präsentierte die Ergebnisse einer im Auf- aufgrund von Erfahrungen und Rückmel- den Akteuren, mit dem Ausland und mit ver- trag der SUB erarbeiteten Studie über die dungen weiterentwickelt werden. wandten Gebieten verstärken, neue Ansätze Umsetzung von QS und QE in außerschu- Als Prozessbeobachter nahm Peter entwickeln und den Zugang zu den Ressour- lischen Lernorten in der Schweiz. Sie hatte Lehmann von der Stiftung Sanu teil. Seine cen erleichtern. mit Leitfadeninterviews VertreterInnen Thesen sorgten für lebhafte Diskus­sio­nen. von 15 Bildungseinrichtungen befragt. Lehmann zufolge findet bei vielen Schwei- Auf ihrem Internetportal präsentiert die SUB Dabei fand sie heraus, dass mit zuneh- zer Einrichtungen derzeit ein Prozess des eine Gesamtsicht der Akteure, Angebote und mender Größe der Organisation sich die Umdenkens statt: weg vom besserwisse- Informationen zur Umweltbildung in der Instrumente von informellen Befragungen rischen Appell umweltbewusster zu leben, Schweiz. Die Seiten enthalten auch Nachrich- (Feedback) über den Einsatz von Fra- hin zum kundenorientierten Marketing. ten, Informationen zur Aus- und Weiterbil- gebögen hin zu eigentlichen QE-Prozessen dung von LehrerInnen sowie eine umfang- bewegen. Wilhelm stellte einen Bedarf an Weitere Schritte reiche Linksammlung auch zur Bildung für Professionalisierung fest, der allerdings zu Der Schweizer Interessenverband für Erle- nachhaltige Entwicklung (BNE). keiner wesentlichen Mehrbelastung füh- ben und Bildung in der Natur will Anfang ren dürfe. Als geeignete Maßnahmen zur März auf seiner Generalversammlung ein www.umweltbildung.ch Weiterentwicklung nannte sie Kriterien- offenes Forum zum Thema Qualitäts- kataloge, Weiterbildung, partnerschaftlich entwicklung durchführen und dabei die

umwelt aktuell März 2008 37 ANU-Informationsdienst Umweltbildung Nr. 188 | www.umweltbildung.de

Ergebnisse der Tagung nutzen. Für den neues Logo ein und gab ihrer Internetsei- 1.100 Teilnehmer aus gesellschaftlichen Herbst ist eine weitere Tagung geplant. te ein neues Gesicht. Highlight des gerade Randgruppen (Langzeitarbeitslose, Mi- Parallel dazu will die Stiftung SUB mit erschienenen Jahresprogramms ist unter granten, verhaltensoriginäre Kinder, psy- VertreterInnen des staatlichen Bildungs- dem Motto „Natürlich wild!“ eine Exkur- chisch Erkrankte) beteiligt. Ziel war die Er- systems sowie des Interessenverbandes sion im Mai nach Ostpolen. „Kochen wie arbeitung von Umweltbildungsangeboten qualitative Kriterien für außerschulische Ötzi“, „Prima Klima in der Biosphäre“ und für Menschen, die sozial benachteiligt oder Angebote erarbeiten. Angebote, die diese „Welt entdecken – Zusammenhänge be- ins gesellschaftliche Abseits geraten sind. Kriterien erfüllen, sollen dann in der Da- greifen“ sind nur drei von vielen Angebo- Dazu wurden auch Wege der aufsuchenden tenbank „Institutionen und Angebote“ ten, die sich in erster Linie an Lehrkräfte, Umweltbildung in sozialen Brennpunkten im Internet entsprechend gekennzeichnet ErzieherInnen und Weiterbildner an den erstmals eröffnet. Eine ausführliche Do- werden. [Christoph Frommherz] außerschulischen Lernorten richten. kumentation von Thomas Kappauf kann gegen 5 Euro angefordert werden. ZZ Stiftung Umweltbildung Schweiz (SUB), Zofingen, ZZ Akademie für Natur und Umwelt, Hamburger Tel. +41 (0)62 / 7468120, Chaussee 25, 24220 Flintbek, Tel. +49 (0)4347 / ZZ www.lbv-lindenhof.de E-Mail: [email protected], 704780, E-Mail: [email protected], www.umweltbildung.ch www.afnu.schleswig-holstein.de ZZ www.silviva.ch Rucksackschule im Naturpark Thüringer Wald ZZ www.sanu.ch Wer auf einer Wanderung entlang eines Hamburger Umweltzentrum wird gedachten oder tatsächlich vorhandenen Erlebnispark Lehrpfades oder eines gewöhnlichen Wan- Die Stadt Hamburg baut das Umwelt- derweges im Thüringer Wald die Natur Aus ANU und Umweltzentren zentrum Karlshöhe zu einem attraktiven besonders intensiv erleben möchte, kann Besucherzentrum mit gesamtstädtischer das Umweltbildungsangebot „Rucksack- ANU Hamburg startet Mazedonienprojekt Bedeutung aus. Rund 4,6 Millionen Euro schule“ buchen. Dann bekommt er oder Das kleine Balkanland Mazedonien ist stehen für die Modernisierung des ehe- sie einen Rucksack mit Arbeitsblättern, seit Jahrtausenden ein Schmelztiegel der maligen Stallgebäudes zur Verfügung, Aufgabenstellungen, Arbeitsgeräten und Kulturen und daher auch ein Zentrum weitere 0,9 Millionen Euro steuert die Nachschlagewerken, die beim Entdecken großer Artenvielfalt in Europa. Mit ihrem Deutsche Bundessstiftung Umwelt (DBU) und Bestimmen von Pflanzen, Tieren oder im März gestarteten Projekt „Learning für eine Erlebnisausstellung bei. Themen- Gesteinen helfen. Allein oder mit Betreuer partnership – von Region zu Region“ will schwerpunkte sind Natur, Energie und geht es dann hinaus. Mitgegeben wird auch die ANU Hamburg den fachlichen Aus- Klimaschutz. In Zukunft können Kinder spezielles Kartenmaterial, in dem Wege- tausch zwischen UmweltpädagogInnen und Familien sowohl in der Ausstellung verlauf und Stationen eingezeichnet sind. aus beiden Ländern fördern und neue als auch im Außengelände erleben, wie Bildungsprojekte zu Nachhaltigkeit und es die Natur schafft, Energie einzuspa- ZZ www.sei-gmbh.com (Thüringer Wald – biologischer Vielfalt anstoßen. Im Mai ren und nachhaltig mit den Ressourcen Lehrerdialog – Umweltbildung) wird zunächst eine Besuchergruppe vom umzugehen. Damit sind die neun Hektar Balkan verschiedene Umweltbildungsein- Restflächen des ehemaligen Staatsguts für richtungen in der Hansestadt besuchen. die Natur- und Umweltbildung auf Dauer Im Oktober findet der Gegenbesuch einer gesichert. Die ANU Hamburg hat den schwerpunkt: Hamburger Gruppe statt. Prozess begleitet und wirkt auch bei der Umweltbildung International weiteren Gestaltung mit. ZZ ANU Hamburg, Projektleiterin Heike Markus- Europäische Umweltbildungskonferenz Michalczyk, Tel. +49 (0)40 / 7121510, E-Mail: ZZ www.hamburger-umweltzentrum.de Vom 6. bis 9. März findet in der malte- [email protected], sischen Hauptstadt Valletta die 10. Konfe- www.naturundumwelt.info renz für Umweltbildung in Europa (CEEE) LBV‑Station in Bayreuth zeigt Strategien zur statt. Zu der Konferenz mit dem Titel milieuspezifischen Umweltbildung „Thinking and acting outside the box“ wer- Umweltakademie Schleswig-Holstein mit Das Projekt „Regenbogen – soziale den wie immer Umweltbildungsakteure neuer Adresse Integration neuer Zielgruppen in die Um- aus nationalen und lokalen Regierungen, Zum Jahreswechsel ist die Akademie für weltbildung“ ist im November 2007 als of- Universitäten und NGOs eingeladen. Ver- Natur und Umwelt des Landes Schleswig- fizielles UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet anstalter sind die European Foundation for Holstein von Neumünster nach Flintbek worden. An dem Projekt der LBV-Um- Education and Sustainable Development bei Kiel umgezogen. Zugleich führte sie ein weltstation Lindenhof in Bayreuth waren (ESD-Net) und die Universität von Malta.

38 März 2008 umwelt aktuell ANU-Informationsdienst Umweltbildung Nr. 188 | www.umweltbildung.de

Inhaltliche Schwerpunkte sind nachhaltige Europapolitik verstehen Pisa-Studie bestätigt deutschen Schülern Entwicklung, Klimawandel, Biodiversität Die Naturfreundejugend Deutschlands hohe Umweltkompetenz und Armutsbekämpfung. Außerdem wer- hat gemeinsam mit dem Deutschen Bun­ Deutsche SchülerInnen liegen nach den die Aktivitäten der neu gegründeten desjugendring eine Broschüre mit dem einem im Dezember veröffentlichten Er- Stiftung European ESD-Net vorgestellt. Titel „Europasprech“ erarbeitet. Kernstück gebnis der Pisa-Studie 2006 mit ihrer Um- ist ein Glossar, das Fachbegriffe der Euro- weltkompetenz weit über dem weltweiten ZZ www.european-esd.net päischen Union, der europäischen Jugend- Durchschnitt. Bei den im Test abgefragten politik und der Europapolitik erläutert. Umweltthemen zeigten die Jugendlichen Weitere Informationen dazu finden sich eine hervorragende technische und natur- EU-Bildungsprogramme aus einer Hand auch auf einer eigenen Internetseite. wissenschaftliche Problemlösungskom- Die bisherigen EU-Bildungsprogramme petenz. Umweltminister Sigmar Gabriel Comenius (Schulbildung), Erasmus ZZ www.europasprech.de gratulierte. (Hochschulbildung), Leonardo da Vinci (berufliche Aus- und Weiterbildung) und ZZ www.bmu.de/publikationen/bildungsservice/ Grundtvig (Erwachsenenbildung) sind Bildungslandkarte Österreich klimaschutz/doc/39312.php 2007 in dem „Programm für lebenslanges Wer wissen will, wer sich wo in Öster- Lernen 2007–2013“ zusammengefasst reich für Umweltbildung und BNE enga- worden. In diesem Zeitraum werden mit giert, findet alles Wesentliche auf dieser Kids for Future einem Budget von fast sieben Milliarden Karte im Internet. Derzeit sind fast 200 Eine japanische Webseite gibt Kindern Euro die allgemeine und berufliche Bil- Organisationen­ und Schulen eingetra- und Jugendlichen Tipps in englischer dung, der Austausch von Lehrenden und gen, dazu rund 100 Projekte und über 400 Sprache, wie sie ihre eigene Zukunft mitge- Lernenden aller Altersstufen, die Zusam- Hinweise auf Materialien und Workshops. stalten können. Auf etwas textlastigen Sei- menarbeit der Bildungseinrichtungen und Darüber hinaus können unter der Bezeich- ten werden nachhaltige Ideen verbreitet, das Entstehen eines gemeinsamen europä- nung „Bildungswellen“ viele Institutionen, beispielsweise, dass eine Stadt auch ohne ischen Hochschulraums gefördert. Akteure und Projekte auch akustisch als Autos funktioniert, man statt Produkten Podcast (Internet-Hördatei) abgerufen auch nur die Funktionen kaufen könnte ZZ Programm 2007–2013(PDF, 24 S., 2 MB): und sogar abonniert werden. Für Interes- und man naturbewusste Firmen bevorzu- www.ec.europa.eu/deutschland/pdf/eu_ sierte gibt es Anleitungen zum Erstellen gen sollte. nachrichten/eu-themenheft-20-web.pdf eigener Podcast-Beiträge. ZZ www.kidsforfuture.net ZZ www.umweltbildung.at (Bildungslandkarte) BNE in den EU-Bildungsprogrammen Anne Busch vom Institut für Umwelt- World Habitat Society fördert Umweltbildung kommunikation an der Universität Lü- Neues aus der Umweltbildung in der Schweiz Wissenschaftler und Studierende der neburg hat eine „Bestandsaufnahme zum Die Dezemberausgabe des Rundbriefs Universität Paderborn haben den Verein Stellenwert der Bildung für nachhaltige umweltbildung.ch stellt die Bildungsarbeit World Habitat Society e.V. ins Leben ge- Entwicklung in den EU-Bildungspro- im Biosphärenreservat Entlebuch bei Lu- rufen, der sich weltweit für die Erhaltung grammen“ vorgenommen. In der Stu- zern vor, wo ein Bildungsforum die Ak- natürlicher Ökosysteme sowie deren nach- die untersuchte sie, in welchem Umfang tivitäten der Bio­sphärenschule, Zentren haltige Nutzung einsetzt. Neben Natur- Projekte zur Bildung für nachhaltige Ent- und Lehrpfade koordiniert und Lernma- schutzprojekten und Forschungsvorhaben wicklung (BNE) dort gefördert wurden. terialien für Schulen zur Verfügung stellt. stehen auch die Förderung von sanftem Zwar ließen sich in allen untersuchten Der Februar-Rundbrief ist dem Thema Tourismus, Naturerleben und Umwelt- EU-Programmen Best-Practice-Beispiele „Werte und Umweltbildung“ gewidmet. bildung in Ostwestfalen-Lippe auf dem für BNE finden. Doch im Vergleich zum Neben einem Grundsatzartikel zur Ethik Programm. So hat der Verein zwei GPS- Gesamtvolumen ist der Anteil der Projekte beleuchten Interviews mit den Umwelt- gestützte Erlebnispfade realisiert. Besucher eher gering. Eine Schwierigkeit für die Be- pädagogen Michael Kalff aus Deutschland können Natur und Kultur im Naturpark standsaufnahme war die unsystematische und Mohamed Thaleb aus der Schweiz das Eggegebirge und südlicher Teutoburger Projektdokumentation, denn bislang gibt Thema. Weitere Beiträge behandeln die Wald mit Hilfe des satellitengestützten es keine gemeinsame Datenbank, die eine Erd-Charta, interaktives Theater sowie Orientierungssystems entdecken. Eine Suche nach thematischen oder inhaltlichen BNE im Berufsbild von LehrerInnen. Broschüre und ein Newsletter stehen als Schwerpunkten erlaubt. Download im Internet bereit. ZZ www.umweltbildung.ch (Produkte – ZZ www.kurzlink.de/comenius-bne InfoDienst – Rundbrief) ZZ www.world-habitat-society.org/de

umwelt aktuell März 2008 39 ANU-Informationsdienst Umweltbildung Nr. 188 | www.umweltbildung.de

Leverkusens Partnerstädte kooperieren bei der Umweltbildung Weiterbildung Umweltbildung-Terminkalender Im Rahmen eines trinationalen Projekts fördert die EU den Umweltbildungsaus- Natur- und Umweltfachfrau/-mann Weitere aktuelle Termine: www.umweltbildung.de. tausch zwischen der Stadt Leverkusen und Die Schweizer Bildungsstiftung Sanu Stellen Sie Ihre Termine dort selbst kostenlos ein! ihren Partnerstädten Racibórz (Ratibor) bietet seit 18 Jahren einen Lehrgang vor- in Polen und Villeneuve-d´Ascq in Fran- wiegend für Nicht-AkademikerInnen mit 06.03.2008, Schwerin (D) kreich. Geplant sind Lehrerfortbildungen Berufserfahrung und ehrenamtlichem Der Letzte macht das Licht aus! Kann „Energiespa- zur Nutzung außerschulischer Lernorte Bezug zum Natur- und Umweltschutz an. ren“ spannend sein? wie dem NaturGut Ophoven sowie ein Die Teilnehmenden erwerben dabei Kom- ZZ www.anu-hamburg.de Austausch im Vorschulbereich und zwi- petenzen, um verantwortliches Manage- schen Schülergruppen. ment von Firmen, Gemeinden, Städten 06./07.03.2008, Schneverdingen/Nds. (D) und Verbänden zu übernehmen. Anmel- Projektmanagement für Bildungseinrichtungen ZZ www.naturgut-ophoven.de deschluss ist der 31. März. ZZ www.nna.de

ZZ www.umweltfachleute.ch 06./07.03.2008, Pullach (D) Afrika in Unesco-Schulen ZZ www.sanu.ch Umweltbildung und Medienarbeit Auf ihrer 41. Jahrestagung 2006 stellten ZZ www.naturerlebniszentrum.org die Unesco-Projekt-Schulen das Thema „Afrika – der vergessene Kontinent“ in 06.–08.03.2008, Laufen/Bayern (D) den Mittelpunkt. Die wichtigsten Referate Verschiedenes Tanz den Apokalypso?! – Gedanken zur Endzeit- behandelten Politik, Wirtschaft, den sozi- stimmung mit Musik und Exkursion alen Wandel und die afrikanische Kultur. Aktionstage zur UN-Dekade im September ZZ www.anl.bayern.de Vorgestellt wurden auch Unterrichtspro- Die Deutsche Unesco-Kommission hat jekte in Schulen. In dem weltweiten Schul- nach Hamburg, Heidelberg und Neumarkt 07.03.2008, Berlin (D) netzwerk der Unesco arbeiten rund 190 in der Oberpfalz auch Bonn als „Stadt der Energiesparmesse für Schulen deutsche Schulen mit. Das komplette Heft Weltdekade BNE“ ausgezeichnet. Gewür- ZZ www.schule-energie-bildung.de „forum“ 1–2/2007 kann aus dem Internet digt wurden insbesondere die internatio- heruntergeladen werden. nalen Aktivitäten zur BNE, beispielsweise 10.03.2008, Wien (A) die Biodiversitätskonferenz im Mai. Zu- Treffpunkt Nachhaltigkeit: Methodenwerkstatt ZZ www.ups-schulen.de/zeitschrift.php gleich ruft die Unesco bundesweit auf, sich zur Bildung für nachhaltige Entwicklung an den BNE-Aktionstagen vom 19. bis 28. ZZ www.umweltbildung.at September zu beteiligen. Ein Anmelde- Mit 18 Bäumen um die Welt forular findet sich im Internet, Meldefrist 11.03.2008, Kiel (D) Katja Geißler und Markus Hirschmann ist der 31. März. Kooperation von Offenen Ganztagsschulen mit nehmen uns mit auf eine Bildungsreise in außerschulischen Partnern Sachen Umwelt und Entwicklung. Sie führt ZZ www.bne-portal.de ZZ www.afnu.schleswig-holstein.de uns ins Land des Baobab, des Mahagoni- baumes oder der Eiche. Zu jeder Baumart 28.–30.03.2008, Annaberg/Sachsen (D) werden Geschichte und Geschichten über Impressum Didaktisch-pädagogische Methoden für eine Kultur und Wechselbeziehungen zwischen gelungene Naturführung. Deutsch-tschechische Mensch und Natur erzählt. Das Buch ist Herausgeber Seminarreihe faktenreiches Lehr- und unterhaltsames ZZ www.gueg.eu Lesebuch zugleich und soll dazu anregen, über Bedeutung und Nutzung natürlicher 01./02.04.2008, Hankensbüttel/Nds. (D) Ressourcen nachzudenken. Eine beilie- Angebotsoptimierung in Bildungseinrichtungen. Redaktion Seminar gende CD enthält zusätzliche Beschrei- Jürgen Forkel-Schubert (verantwortlich), bungen, Bestimmungshilfen, Aufgaben [email protected]; ZZ http://cms.otterzentrum.de und Spielanleitungen. Birgit Paulsen, Webmaster, [email protected] ANU-Bundesverband Deutschland e.V., 02.04.2008, Wuppertal (D) ZZ Geißler, K.; Hirschmann, M.: Mit 18 Bäumen um Philipp-August-Schleißner-Weg 2, D-63452 Hanau, 11. Waldpädagogisches Forum NRW: Globaler Tel. +49 (0)6181 / 1804778, bundes­[email protected], die Welt, oekom, München 2007, 128 S., CD-ROM, Wald- und Klimawandel www.umweltbildung.de 34,80 €, ISBN 978-3-86581-066-3 ZZ www.nua.nrw.de

40 März 2008 umwelt aktuell