QUEERZEIT

DIE ZEITSCHRIFT DES LSVD SACHSEN-ANHALT WINTER 2020

Queer & Staat TITELTHEMA S.3-28 691307 ISSN: 2700-6913 772700 9 INHALTSVERZEICHNIS

LSBTIQ* Editorial:Leuchtturm Stonewall in Sachsen-Anhalt – Aufstand 0403 DiskriminierungForderungen der in CSD´sden Streitkräften in Sachsen-Anhalt 0607 CSD 2018 in Halle & 08 Vorgestellt! - QueerBW 11 GOQUEER gewinnt 13 Queerzeit Interview Es war Einmal... Inklusivität und Vielfalt bei der Landespolizei 14 Vereinte Schwulenbewegung brachte Unrechts-ParagraphLSBTI* in Polizei und Justiz175 zu Fall 2014 COME IN Weekly (April - Juli) 18 Es war Einmal: Harvey Milk 22 Lambdas "Erstes Mal" 25 Beschwert euch doch endlich mal! 26 Andere Länder, Andere Queere Verbände: TheQueer Proud & Trans Trust Life - Manchester, Support UK 26 LSVDDas LSVD-Beratungsprojekt Veranstaltungen 2018 stellt sich vor! 2730 Endlichlsbti* blog den Mut… 28 BananaWinter 2020 Serienabend 3429 HomosexualitätSelbst.verständlich und Vielfalt!Islam 30 FachtagRegenbogenkompetenz zur Vorurteilskriminalität für die Republik 4031 UmgangWEEKLY mitRückschau sexueller 2020 Vielfalt in der sozialen Arbeit 4432 Weihnachtscafé 33 Zeitstrahl LSVD (Teil 2) Landesverfassung:Eine kleine Reise durch LSVD 30 legt Jahre Gesetzentwurf LSVD vor 3450 GOQUEEER auf dem CSD Köln 37 lsbti* infoguide kompakt 54 Terminübersicht 39 Terminübersicht 58 VORWORT

arbeiter*innen gerät, ist wenig verwunderlich, Liebe Leser*innen, denn der Staat ist mit ca. 4,6 Millionen Arbeit- nehmer*innen der größte Arbeitgeber der Bun- irgendwie denken die meisten von uns an desrepublik. Arbeitgeber ist er übrigens auch CSD und persönliche Freiheit, wenn es um für LSBTIQ*. das Thema LSBTIQ* geht. Dabei findet all das innerhalb eines ordnenden Konstrukts statt, Auch als Arbeitgeber ist der Staat sehr viel- welches unser aller Zusammenleben regelt. schichtig. Manche Bereiche sind gar als ma- Der Staat mit seiner breiten Verwaltung spielt chistische Männerdomäne und für LSBTIQ* im Bewusstsein von LSBTIQ*-Zugehörigen aber als wenig empfehlenswerter Arbeitsplatz ver- meist erst dann eine Rolle, wenn sie selbst von schrien, wie beispielsweise die Polizei und die Verwaltungshandeln betroffen sind. In diesen Bundeswehr. Anscheinend passiert hier aber Fällen spüren wir ihn ganz unmittelbar. Dies seit geraumer Zeit etwas - und das wollten wir allein ist jedoch noch keine LSBTIQ*-Spezifik. uns näher anschauen.

Verwaltungshandeln ist sehr vielschichtig. Es Dazu haben wir Menschen gefragt, die in die- kann sich positiv auf seine Adressat*innen aus- sen Verwaltungsorganisationen tätig sind und wirken, beispielsweise bei der Begründung einer sich aus ihrer Beschäftigung heraus für LSB- Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partner*in- TIQ*-Rechte stark machen, die sich auf vielfäl- nen, aber auch negativ, wenn zum Beispiel die tige Art und Weise für Akzeptanz von LSBTIQ* Steuererklärung nicht fristgemäß abgegeben am Arbeitsplatz einsetzen und Mitarbeitende wurde. Unabhängig von diesen Anlässen bleibt im öffentlichen Dienst für die Problematik von mitunter ein fader Beigeschmack für LSBTIQ*, Diskriminierung sensibilisieren. nämlich mindestens, wenn rechtliche Vorgaben zur Gleichstellung von LSBTIQ* (noch) nicht um- Wie ihr Engagement aussieht und welche Erfah- gesetzt wurden oder man an ein*e Sachbearbei- rungen sie machen, liest du im vorliegenden Heft. ter*in gerät, dem/der die nötige Sensibilität für eigenes diskriminierendes Agieren im Namen Viel Spaß dabei! des Staates völlig abgeht. Dass man gar nicht so selten an derartig themenfremde und wenig Eure QUEERZEIT Redaktion zur Selbstreflexion neigende Verwaltungsmit-

QUEERZEIT QUEERZEIT DIE ZEITSCHRIFT DES LSVD SACHSEN­ANHALT HERBST 2020 ALTE AUSGABEN DIE ZEITSCHRIFT DES LSVD SACHSEN-ANHALT SOMMER 2020 NOCHMAL 30 JAHRE FR RESPEKT NACHLESEN? TITELTHEMA S.3-16

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LSBTIQ*-LEUCHTTURM IN SACHSEN-ANHALT Fortschreibung des kommunalen Aktionsplans für Geschlechtervielfalt und gegen Homo- und Transphobie in der Landeshauptstadt Magdeburg

Wenn es um Maßnahmen und politische Ent- Leider ist es häufig bittere Wahrheit, dass die scheidungen für die Akzeptanz und Gleichbe- Kommunen das Heft des Handels in Sachen rechtigung von Lesben, Schwulen, queeren, bi-, Akzeptanz und Gleichstellung von LSBTIQ* trans*- intergeschlechtlichen Menschen (LSB- und gegen Homo- und Transphobie nicht bei TIQ*) geht, schauen die meisten unserer Com- sich selbst sehen, sondern das Thema beim munity stets Richtung Bund und Land. Völlig Land oder bei anderen belassen. außer Acht gelassen wird in diesem Zusam- Ja, es ist gut und ein starkes Signal, wenn menhang meist die Politik unseres gemeinsa- sich Landrät*innen, Bürgermeister*innen und men Europas. Mag Europa für viele vielleicht Gleichstellungsbeauftragte mit Transparen- fern wirken. Aber wie steht es mit den Orten, ten vor den Rathäusern beim Internationalen in denen wir leben? Warum schauen wir nicht Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie auf die Möglichkeiten der kommunalen Selbst- solidarisch erklären und klar machen: „LSB- verwaltungen? Können Sie nicht sogar der TI*-Rechte sind Menschenrechte!“ – wie zum Schlüssel für mehr gelebte Akzeptanz sein? 17. Mai 2020 in Kooperation mit der LSB-

04 | QUEERZEIT TI*-Landeskoordinierungsstelle Sachsen-An- Magdeburg für Geschlechtervielfalt und halt Nord und dem LSVD geschehen. gegen Homo- und Transphobie. Er wurde Aber neben symbolischen Aktionen muss auch federführend durch das Amt für Gleichstel- nachhaltiges, aktives Handeln erfolgen. Aber lungsfragen in Zusammenarbeit mit LSB- hier stehen die meisten Landkreise, Städte und TIQ*-Verbänden- und Strukturen erarbeitet, Gemeinden bisher weit hinter ihren Möglich- umgesetzt und erfährt ab 2021 eine Fort- keiten. Begründet wird dies nicht selten mit schreibung. Aussagen wie: „kein Geld“ Bisher gab es 4 Handlungsfelder im Akti- „kein Personal“ onsplan, die ab 2021 fortgeführt werden: „bei uns keine Probleme“ Handlungsfeld 1: „sehen keinen Handlungsbedarf“ Aufklärungs- und Bildungsarbeit „keine sichtbare Community in der Fläche“ etc. Handlungsfeld 2: Beratungs- und Unterstützungsangebote Das muss und darf nicht so bleiben! Handlungsfeld 3: Öffentlichkeitsarbeit Fakt ist: Handlungsfeld 4: • LSBTIQ*-Menschen leben überall Netzwerkarbeit • Handlungsbedarf für mehr Akzeptanz gibt es an jedem Ort Die weiterführenden Maßnahmen reichen • LSBTIQ*-Netzwerkstrukturen haben von Fortbildungen und Informationsveran- wir in ganz Sachsen-Anhalt staltungen für Schulsozialarbeiter*innen, • für Geld und Personal müssen Kommu- Kita-Fachkräfte, Fachkräfte aus der Ver- nen streiten waltung und freien Trägern der Kinder- und • viele Maßnahmen kosten kein Geld Jugendhilfe, Beratung und Unterstützung von geflüchteten LSBTIQ*, Erziehungsbera- Wie die Kommunen Sachsen-Anhalts in Sa- tung im Kontext von LSBTIQ*, Erinnerung an chen Akzeptanz von LSBTIQ* über sich hinaus- homosexuelle NS-Opfer, Unterstützung des wachsen können zeigt die Landeshauptstadt CSD in Magdeburg bis hin zu Öffentlichkeits- Magdeburg als leuchtendes Vorbild. arbeit zur Sichtbarmachung von Diversität und Kooperation der Stadt mit der neuen Magdeburgs Selbstverpflichtung (hauptamtlichen) Ansprechperson für die für Geschlechtervielfalt und Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuel- gegen Homo- und Transphobie len, Transgendern, Transidenten und inter- Mit Bestätigung durch den Stadtrat am geschlechtlichen Menschen in der Polizei 14.09.2017 gibt es in Ergänzung zum LSBT- Sachsen-Anhalt (kurz AP LSBTTI) für Akti- TI*-Aktionsprogramm der Landesregierung vitäten gegen homo- und transphobe Dis- seit 2017 einen umfangreichen kommu- kriminierung und Gewalt. nalen Aktionsplan der Landeshauptstadt

QUEERZEIT | 05 Neu hinzugefügt wurde für die Fortschreibung men der Altenpflege zur Thematik ab 2021 das Handlungsfeld 5: Alter, Pflege • Einbringung des Themas LSBTIQ* und Alter und Behinderung und Pflege in den Seniorenbeirat • Beachtlich sind die allgemeinen Schluss- Die Erweiterung um das Handlungsfeld 5 war folgerungen der Landeshauptstadt Mag- ein großes Anliegen des LSVD Sachsen-An- deburg in Bezug auf die Notwendigkeit der halt, der sich schon seit Jahren für eine kul- Maßnahmen zur Fortschreibung des städ- tursensible Versorgung, Pflege und Begleitung tischen Aktionsplans. Diese lauten: von LSBTIQ* im Alter stark gemacht hat. Die • Beratungs- und Unterstützungsantebote Interessen von älteren Lesben und Schwulen sind umfangreicher und zielgruppenspe- sind in allen Bereichen der Senior*innenpoli- zifischer geworden tik und der Altenhilfe zu berücksichtigen. Ent- • Fachkräfteschulungen müssen arbeitskon- sprechende Formulierungen befanden sich textbezogen fortgeführt werden stets auch in den jährlichen Forderungen zum • höherer und professionalisierter Bedarf der Christopher Street Day (CSD) an die Landes- Unterstützung von LSBTIQ* mit internatio- hauptstadt Magdeburg, die im Kern auf das nalem Hintergrund ist gegeben Engagement von Martin Pfarr zurückgingen. • kontinuierlicher und bedarfsgerechter Aus- Er war Mitbegründer des LSVD und bis zu sei- bau von Elternberatung ist erforderlich nem Tod am 21.12.2015 langjähriges Mitglied • Angebote müssen verstetigt und transpa- im Landes- und Bundesvorstand. renter werden • Öffentlichkeitsarbeit muss verstärkt werden Konkrete Maßnahmen im Handlungsfeld 5 • Das Thema LSBTIQ* und Alter, Pflege und „Alter, Pflege und Behinderung“ sind: Behinderung muss in den Focus gerückt • Berücksichtigung der Thematik im Rahmen werden der Arbeit der Fachberatungsstelle Frauen mit Behinderungen und ProMann sowie in Fazit: Nicht nur Geld allein, sondern der Wille Einrichtungen der Behindertenhilfe für Verbesserung zur Akzeptanz von LSBTIQ* • Thematisierung der Lebenssituation von LSB- ist maßgeblich. Der Aktionsplan der Landes- TIQ* in der AG Menschen mit Behinderungen hauptstadt Magdeburg ist mit allen Details • Berücksichtigung der Thematik LSBTIQ* in erhältlich bei: Landeshauptstadt Magdeburg, der Infrastrukturplanung zum seniorenpo- Amt für Gleichstellungsfragen litischen Konzept für die Stadt • Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen der Altenservicezentren für die spezifischen Mathias Fangohr (Dipl. Soz. Päd.) Belange von Lesben, Schwulen und Trans* LSBTI*-LKS Sachsen-Anhalt Nord im Rahmen der stadtteilbezogenen Arbeits- gruppen und Ableitung von Maßnahmen • Durchführung von Fortbildungen für Lehr- kräfte in der Aus- und Fortbildung im Rah-

06 | QUEERZEIT © LIGHTFIELD STUDIOS / stock.adobe.com © LIGHTFIELD

DISKRIMINIERUNG IN DEN STREITKRÄFTEN Rehabilitierung und Entschädigung queerer Soldat*innen geplant

Über Jahrzehnte wurde Soldat*innen mit „ho- damit rechnen, aufgrund ihrer sexuellen Ori- mosexuellen Neigungen“ die Dienstfähigkeit entierung drangsaliert, degradiert oder entlas- und die Eignung als Vorgesetze abgesprochen. sen zu werden. In der Bundesrepublik wurde In der Folge kam es zu Ausmusterungen, trup- diese Praxis vom BMVg ausdrücklich befür- pendienstgerichtlichen Verurteilungen, Entlas- wortet und von der Rechtsprechung lange sungen und Degradierungen. Die institutionelle gebilligt. Homosexualität galt als schwerer Diskriminierung endete erst 2.000, als das Bun- Makel, homosexuelle Soldat*innen als Sicher- desverteidigungsministerium (BMVg) seinen heitsrisiko. Bei homosexuellen Vorgesetz- diskriminierenden Erlass zur Personalführung ten wurde ein Autoritätsverlust und damit aufhob. Nun hat die Bundesregierung einen eine Gefährdung der Disziplin der Truppe be- Gesetzentwurf vorgelegt, der die Betroffenen fürchtet. Eine im September vorgestellte, vom rehabilitieren und entschädigen soll. BMVg in Auftrag gegebene Studie zum Um- gang der Bundeswehr mit Homosexualität Institutionelle legt auf 400 Seiten erstmals umfassend die Diskriminierung homo- und erlittenen Diskriminierungen offen. bisexueller Soldat*innen Soldat*innen der Bundeswehr und der Natio- nalen Volksarmee mussten über Jahrzehnte

QUEERZEIT | 07 Verurteilung den, da diese als schuldhafte Dienstpflichtver- durch Truppendienstgerichte letzung betrachtet wurden. Die Zahl der auf Einvernehmliche homosexuelle Handlungen diese Weise Entlassenen war nach Einschät- waren bis in die späten 1960er Jahre sowohl zung des Autors der Studie weitaus höher als in der Bundesrepublik als auch in der DDR die Zahl der durch ein wehrdienstgerichtliches strafbar. Bis 1994 unterlagen homosexuelle Urteil aus dem Dienstverhältnis entfernten Handlungen in der alten Bundesrepublik einem Soldat*innen. Daneben stehen die ungezähl- höheren Schutzalter als heterosexuelle Hand- ten Fälle, in denen die Bundeswehrangehöri- lungen. Für Soldat*innen folgte auf eine straf- gen selbst ihre Entlassung beantragt haben, rechtliche Verurteilung durch die ordentlichen nachdem ihre Homosexualität bekannt wurde. Gerichte in der Regel zusätzlich eine Anschul- digung durch den Wehrdisziplinaranwalt und Dienstunfähigkeit und eine Verurteilung durch ein Truppendienstge- Nichteignung als Vorgesetzte richt. Bis in die späten 1960er Jahre bedeutete In den ersten beiden Jahrzenten nach Grün- dies in der Regel die Entlassung aus den Streit- dung der Bundeswehr galten Homosexuelle kräften. Die Betroffenen verloren nicht nur ih- pauschal als dienstunfähig und wurden aus- ren Beruf und ihr soziales Umfeld, sie erfuhren gemustert. Erst ab 1979 galten homosexuelle nach Rückkehr an ihren Heimatort häufig auch Wehrpflichtige als grundsätzlich dienstfähig. gesellschaftliche Stigmatisierung und Aus- Eine Laufbahn als Offizier oder Berufssoldat grenzung. Auch nach der Entkriminalisierung war jedoch bis zur Jahrtausendwende wei- der sogenannten „einfachen Homosexualität“ terhin nicht möglich. Homo- und bisexuelle Ende der 1960er wurden einvernehmliche ho- Soldat*innen wurden selbst bei besten Beurtei- mosexuelle Handlungen durch die Truppen- lungen weder zu Berufssoldat*innen ernannt dienstgerichte weiterhin disziplinarrechtlich noch weiterverpflichtet. Für Offiziere und Un- geahndet, selbst wenn sie nicht nach § 175 teroffiziere, die sich zu ihrer Homosexualität StGB bzw. § 151 StGB-DDR strafbar waren. Die bekannten, war die Entlassung im vereinfach- Folgen waren Entlassungen, Degradierungen ten Verfahren wegen „Nichteignung“ die Regel. und anderen Benachteiligungen. Dies wurde durch das BMVg selbst angewie- sen. In einem Erlass zur Personalführung aus Entlassungen dem Jahr 1984, der bis ins Jahr 2000 wirksam im vereinfachten Verfahren war, wurde Soldat*innen mit „homosexuellen Häufig kam es jedoch gar nicht erst zu einem Neigungen“ die Eignung zur Offizierslaufbahn wehrdienstgerichtlichen Verfahren. Das Solda- pauschal abgesprochen. Wer nicht direkt ent- tengesetz erlaubte nämlich in den ersten vier lassen wurde, musste damit rechnen, nicht Dienstjahren die fristlose Entlassung von Sol- mehr befördert oder mit höherwertigen Auf- dat*innen in einem vereinfachten Verfahren. gaben betraut zu werden. Ein Offizier oder Soldat*innen konnten wegen homosexueller Unteroffizier mit „homosexuellen Neigungen“ Handlungen auch ohne Verurteilung durch ein könne, so heißt es in dem Erlass, nicht in ei- Truppendienstgericht fristlos entlassen wer- ner Dienststellung als unmittelbarer Vorge-

08 | QUEERZEIT setzter in der Truppe (z.B. als Gruppenführer, rechtliche Verhältnis hinaus negativ auf die Zugführer, Kompaniechef oder Kommandeur) rechtliche und gesellschaftliche Stellung von verbleiben. Weiterhin könne er wegen homo- Homo- und Bisexuellen aus. Sie legitimierte sexueller Handlungen entlassen oder aus dem die Diskriminierung von Homosexuellen staat- Dienst entfernt oder in eine frühere Laufbahn lich. Sie ist damit mitverantwortlich für die bis zurückgeführt werden. heute spürbaren Schädigungen von LSBTI.

Das BMVg hob diesen Erlass erst am 3. Juli Gesetzentwurf zur Rehabilitierung 2000 auf und ersetzte ihn durch eine Führungs- homosexueller Soldat*innen hilfe für Vorgesetzte zum Umgang mit Sexua- Im Oktober legte das BMVg einen Entwurf für lität. In dieser wird erstmalig ausdrücklich auf ein Gesetz zur Rehabilitierung homosexueller das Verbot von Diskriminierungen wegen se- Soldat*innen vor, zu dem der LSVD im Rahmen xueller Orientierungen hingewiesen und „Tole- der Verbändebeteiligung Stellung nahm. Im ranz gegenüber anderen nicht strafbewehrten November beschloss die Bundesregierung sexuellen Orientierungen, dementsprechend auf Basis des Entwurfs des BMVg und der auch für gleichgeschlechtlich veranlagte Sol- Verbändebeteiligung ihren Gesetzesentwurf. datinnen und Soldaten“ gefordert. Vorgesehen sind die Rehabilitierung der be- troffenen Soldat*innen und Reservist*innen Folgen der jahrzehntelangen sowie Entschädigungsansprüche. Zu begrü- institutionellen Diskriminierung ßen ist, dass der Entwurf der Bundesregierung Die individuellen Auswirkungen der systemati- im Gegensatz zum Entwurf des BMVg auch schen Diskriminierung homo- und bisexueller die Rehabilitierung von Betroffenen vorsieht, Soldat*innen in der Bundeswehr und der Nati- die aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität onalen Volksarmee waren traumatisierend und diskriminiert worden sind. Das war eine der nicht selten existentiell. Soldat*innen wurden Forderungen des LSVD. aufgrund ihrer sexuellen Orientierung drangsa- liert, degradiert oder aus dem Dienst entlassen, Durch das Gesetz sollen alle vor dem 3. Juli und das mit staatlichem Segen. Homo- und 2000 ergangenen wehrdienstgerichtlichen Ur- Bisexuellen war allein aufgrund ihrer sexuel- teile aufgehoben werden, soweit sie einver- len Orientierung über Jahrzehnte ein ganzer nehmliche homosexuelle Handlungen zum Berufszweig verschlossen. Soldat*innen, die Gegenstand haben. Auch hier wurde eine LS- sich unter Verleugnung ihrer sexuellen Orien- VD-Forderung umgesetzt: Der Entwurf des tierung für eine Laufbahn bei den Streitkräften BMVg sah die Urteilsaufhebung nur dann entschieden, litten unter der ständigen Angst vor, wenn die Verurteilung allein auf einer vor Entdeckung und vor den daraus folgenden nach dem früheren § 175 StGB bzw. § 151 drastischen Disziplinarmaßnahmen, die in der StGB-DDR strafbaren homosexuellen Hand- Regel das Ende ihrer beruflichen Laufbahn be- lung beruhte. Paradoxerweise wäre damit eine deuteten. Die diskriminierende Haltung der Rehabilitierung nicht möglich gewesen, wenn Bundeswehr strahlte weit über das dienst- Betroffene wegen nicht strafbarer homose-

QUEERZEIT | 09 xueller Handlungen truppendienstgerichtlich wurden, ist längst überfällig. Die Gesetzesin- verurteilt worden sind. Auch wäre eine Reha- itiative ist daher grundsätzlich zu begrüßen. bilitierung unmöglich gewesen, wenn in dem Die Entschädigung darf allerdings nicht nur aufzuhebenden Urteil neben der homosexu- symbolisch sein, sondern muss einen wirksa- ellen Handlung weitere Dienstvergehen ab- men finanziellen Ausgleich für die vom Staat geurteilt wurden. Dies hätte zu untragbaren, verursachten Schäden bieten. Die Degradie- willkürlichen Ergebnissen geführt. rung oder Entlassung aus dem Dienst hat Men- schen nicht nur entwürdigt, sondern oft ihre Durch das Gesetz sollen zudem Betroffene Berufsbiografien zerstört. Sie wirken sich bis rehabilitiert werden, die vor dem 3. Juli 2000 heute negativ auf ihr Leben aus, beispielsweise wegen einvernehmlicher homosexueller Hand- durch niedrigere Rentenzahlungen. Außerdem lungen, ihrer sexuelle Orientierung oder ihrer fehlt eine Regelung zur kollektiven Entschä- geschlechtlichen Identität dienstrechtlich be- digung, die der Aufarbeitung des Unrechts, nachteiligt wurden. Auf Antrag wird eine Re- weiterer Forschung zu LSBTI in der Bundes- habilitierungsbescheinigung ausgestellt, in wehr und der Nationalen Volksarmee sowie der festgestellt wird, dass die dienstrechtli- der Bildungsarbeit dienen soll. che Benachteiligung Unrecht war. Wer auf- grund der Diskriminierung einen Dienstgrad Der LSVD wird den Gesetzgebungsprozess verloren hat, soll beantragen können, diesen daher weiterhin kritisch begleiten und darauf wieder führen zu dürfen. hinwirken, dass eine möglichst umfassende Rehabilitierung des erfahrenen Unrechts ge- Betroffene sollen auf Antrag für jedes aufge- leistet wird. hobene wehrdienstgerichtliche Urteil pauschal 3.000 Euro und für andere dienstrechtliche Be- Sarah Ponti nachteiligungen einmalig 3.000 Euro erhalten. LSVD-Grundsatzreferentin Die Bundesregierung ist unserer Forderung nach höheren Entschädigungen teilweise ent- gegengekommen, indem sie die vom BMVg vorgesehene Deckelung der Entschädigungs- ansprüche auf 6.000 Euro aufgegeben hat. Der Anspruch auf Entschädigung muss innerhalb einer Fünf-Jahresfrist ab Inkrafttreten des Ge- setzes gestellt werden.

Fazit Eine umfassende Rehabilitierung und Ent- schädigung von Bundeswehrangehörigen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ge- schlechtlichen Identität staatlich diskriminiert

10 | QUEERZEIT © QueerBw e.V.

VORGESTELLT!

QueerBw ist die Interessenvertretung quee- malen Vereinsgründung. Diese wäre mit der rer Angehöriger der Bundeswehr. Seit 2002 schriftlichen Nennung von Namen einherge- setzen wir uns für Gleichberechtigung und gangen. Das Risiko dafür die eigene Karriere ein offenes Klima innerhalb der Bundeswehr zu opfern war zu groß. ein. Der Verein ist bundesweit tätig und hat aktuell 300 Mitglieder. Nachdem 1999 ein Offizier nach seinem Ou- ting zwangsversetzt wurde, klagte er vor dem Den Grundstein unserer Arbeit legte der „Bundes- Bundesverfassungsgericht. Wenige Tage be- weite Arbeitskreis Schuler Soldaten“. Während in vor eine Frist zur Stellungnahme der Bun- Deutschland gegen Ende des 20. Jahrhunderts desregierung im Jahr 2000 auslief, beging die gesellschaftliche Entwicklung weiter voran- Rudolph Scharping, damals Verteidigungs- schritt, wurde noch 1984 ein Erlass in der Bundes- minister, die Kehrtwende. Er untersagte wehr veröffentlicht, der homosexuellen Soldaten Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orien- generell die Führungsfähigkeit absprach. tierung. Am 03.07.2000 wurde der damalige Erlass außer Kraft gesetzt. Das grundlegende In den 90er Jahren gründetet schwule Solda- Ziel von BASS war erreicht. Nachdem BASS ten den BASS. Jedoch kam es nie zu einer for- seine Tätigkeit einstellte, gründete sich im

QUEERZEIT | 11 © QueerBw e.V.

Jahr 2002 der „Arbeitskreis Homosexuel- Ein wichtiger Meilenstein der Vereinsarbeit ler Angehöriger der Bundeswehr e.V.“. Eine war der Workshop „sexuelle Orientierung und erste Änderung ist leicht zu erkennen. Seit Identität in der Bundeswehr“ 2017. Auf die- 2001 dürfen Frauen in den Streitkräften die- sem gab es das erste klare Bekenntnis der nen. Auch diese Öffnung musste juristisch politischen Führung zu Vielfalt und Toleranz. erkämpft werden. In den letzten Jahren konnten wichtige Er- folge in unserer Arbeit erreicht werden. Der Seit 2002 setzt sich der „AHsAB“ für Gleich- generelle Ausschluss von HIV-Positiven wurde berechtigung und gegen Vorurteile ein. Wir abgeschafft. Gemeinsam mit dem Ministe- kämpfen gegen Stigmata von HIV-positiven rium konnte der „Leitfaden zum Umgang mit Soldat*innen, beraten Betroffene nach Diskrimi- Transgeschlechtlichkeit“ erstellt werden. Die nierungserlebnissen und unterstützen Dienst- PreP gibt es auch in der Bundeswehr kosten- stellen bei der Aus-, Fort- und Weiterbildung. frei über unsere truppenärztliche Versorgung. Wir stehen in engen Austausch mit der militä- Auch unser thematischer Bereich ist in den rischen und politischen Führung, den verschie- Jahren gewachsen. Neben der sexuellen Ori- denen Ansprechstellen und Führungskräften in entierung bieten wir eine Ansprechstelle für der Truppe. Dadurch können wir unsere The- die selbstempfundene geschlechtliche Iden- men und Ziele an die Entscheidungsträger tität. Mit Anastasia Biefang als Ansprech- richten und wichtige Verbesserungen im Um- person können wir aus eigenen Erfahrungen gang mit Queers erreichen. berichten und beraten. Gemeinsam mit wei- teren Mitgliedern stehen wir im engen Aus- Eine unserer Gründungsforderungen konnten tausch mit dem Ministerium sowie den wir 2020 der Ministerin persönlich vorstellen. entsprechenden Fachstellen um eine wei- Die Rehabilitierung und Entschädigung diskri- tere Verbesserung des Umgangs mit der ge- minierter Soldaten. Annegret Kramp-Karren- schlechtlichen Identität zu erreichen. bauer griff unsere Forderung auf. Im Namen

12 | QUEERZEIT des Bundesverteidigungsministeriums ent- Neben der Umsetzung des „SoldRehaHomG“, schuldigte Sie sich bei den Betroffenen. Die des Rehabilitierungsgesetzes, sind wir davon geforderte Rehabilitierung befindet sich aktu- überzeugt, dass der respektvolle Umgang ein ell im Gesetzgebungsverfahren. Gemeinsam wichtiger Grundsatz unserer Gesellschaft ist. mit vielen Vereinen und Organisationen, wie Daher fordern wir eine verpflichtende Ausbil- der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, der dung für alle Angehörigen der Bundeswehr DGTI, der Bundesinteressenvertretung Schwu- zum Umgang mit Vielfalt. Nur so kann die ler Senioren und dem LSVD kämpfen wir für Bundeswehr einen offenen und toleranten eine vollumfängliche Rehabilitierung und echte Umgang miteinander garantieren und sich Entschädigung. als zukunftsfähiger Arbeitgeber zeigen.

Um den anhaltenden gesellschaftlichen Wan- Zudem kämpfen wir für eine Verbesserung der del auch selbst Rechnung zu tragen, haben transmedizinischen Versorgung, eine Berück- wir 2020 unseren Vereinsnamen geändert. sichtigung des dritten Geschlechtseintrags in Unsere 300 Mitglieder sind eine „bunte Mi- den Vorschriften und ein gemeinsames Diver- schung“ von hetero- bis homosexuell - von sity-Management in der Bundeswehr. cis über inter bis trans*. Dies wollten wir mit unserem neuen Namen zeigen. Anstatt ei- QueerBw ist gemeinnützig und mildtätig. Wir ner langen Abkürzung mit vielen Buchsta- organisieren unsere Arbeit aus der Tatkraft ben verbindet uns „Queer“ alle gemeinsam. unserer Mitglieder sowie Spenden. Ihr habt Es ist wichtig zu zeigen, was wir gemeinsam Lust uns zu unterstützen? Alle Infos gibts on- haben und nicht was uns trennt. Die queere line (AHsAB-ev.de / QueerBw.de) oder per Te- Geschichte, ist eine von gegenseitiger Hilfe lefon. Wir freuen uns auf euer Engagement. - auch ohne eigenen Nutzen, von Solidarität und Gemeinschaft. Wir sind „alle Farben des Sven Bäring Regenbogens“. Wir sind QueerBw! Vorsitzender QueerBw rückblick 2020 31. dezEMBER 18.OO uHR tv & oNLINE

Di QUEERE SENDUNG AUS MAGDEBURG QUEERZEIT INTERVIEW Inklusivität und Vielfalt bei der Landespolizei Sachsen-Anhalt – Ansprechperson LSBTTI vorgestellt

Jahrelang haben sich die LSBTIQ*-Verbände, Dienstposten, wie es ihn in Sachsen-Anhalt allen voran der LSVD-Sachsen-Anhalt, für die zuvor noch nie gegeben hat. Es handelt sich Schaffung einer hauptamtlichen Stelle für um die (hauptamtliche) Ansprechperson für die Belange von LSBTI* bei der Polizei ein- die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexu- gesetzt. Nachdem es die Forderung in den ellen, Transgendern, Transidenten und inter- Koalitionsvertrag der Landesregierung von geschlechtlichen Menschen in der Polizei 2016 geschafft hatte, war lange nicht klar, ob Sachsen-Anhalt, kurz AP LSBTTI. Queerzeit die Schaffung einer solchen Stelle tatsäch- interviewte dazu Polizeihauptkommissarin lich erfolgen würde. Nun ist es vollbracht. Ab Grit Merker. sofort verfügt die Landespolizei über einen

14 | QUEERZEIT LSBTIQ*-Verbänden und den Kolleg*innen. Da QUEERZEIT ist es gut, dass das Netzwerk der nebenamtli- Als bisher eine von mehreren Ansprech- chen AgLs, die es nach wie vor in den Behör- personen für gleichgeschlechtliche Le- den und an der Fachhochschule Polizei (FH bensweisen bei der Polizei Sachsen-An- Pol) gibt, erhalten bleibt und wir die Themen halt kennen wir dich bereits viele Jahre. gemeinsam angehen können. Nun bist du als erste AP LSBTTI bei der Polizei unseres Landes tätig. Aus wel- chen Gründen hast du dich entschie- den, dich hauptamtlich mit dieser Arbeit QUEERZEIT auseinandersetzen zu wollen? Welche Reaktionen begegnen dir von den Kolleg*innen auf diese Arbeit?

Teilen der LSBTIQ*-Community bin ich aus meiner vorherigen Tätigkeit als AgL´in im Ne- Als bekannt wurde, dass ich die AP LSBTTI benamt bekannt. Daher höre ich immer wie- besetzen würde, hat sich mein engstes Ar- der Klagen über das Aufeinandertreffen mit beitsumfeld für mich gefreut. Dennoch konn- Polizeibeamt*innen. Kürzlich hat mir eine ten viele nicht verstehen, warum ich für eine Trans*frau erzählt, Polizeibeamte hätten sich solche Stelle die Leitung der Pressestelle der während einer Kontrolle lautstark zu ihrer Iden- Polizeiinspektion Zentrale Dienste Sachsen-An- tität ausgetauscht, und zwar mittels „Was ist halt aufzugeben bereit bin. An der Stelle bin ich das denn?“. Da hat Polizei absolut Nachhol- aber Idealistin: Ich möchte, dass sich im Bereich bedarf. Viele Polizeibeamt*innen sind z. B. LSBTTI etwas bewegt. handlungsunsicher oder reflektieren nicht, wie negativ ihr Verhalten auf LSBTI-Menschen Die Einrichtung des Dienstpostens hat teils wirkt. Hier muss aufgeklärt und nachgesteu- natürlich für einige Irritation und auch Unver- ert werden. Andererseits habe ich auch erlebt, ständnis gesorgt. Zum einen können sich we- dass Leute positiv überrascht sind, wenn sie nige vorstellen, was man in diesem Themenfeld mit ihrem Anliegen ernst genommen und un- arbeiten kann, um ein Hauptamt auszufüllen. terstützt werden. Das motiviert mich. Es gibt aber auch Äußerungen, die einem sol- chen Dienstposten die Wichtigkeit absprechen, Generell sind mir viele Problematiken und The- oder ihn als nicht prioritär vor anderen Aufga- men rund um LSBTTI und Polizei bekannt. benfeldern bewerten. Sie begründen dies oft Daraus habe ich bestimmte Vorstellungen ent- mit Personalmangel. Ich finde es schade, dass wickelt, die ich umgesetzt sehen möchte. Nun so gedacht wird. Ein offener Austausch kann die Möglichkeit zu haben, dieses Arbeitsfeld aber meines Erachtens dazu beitragen, das Ver- für die Polizei Sachsen-Anhalt weiterzuent- ständnis für die Tätigkeit und die gegenseitigen wickeln, ist eine tolle Chance – auch für die Bedarfe zu verbessern. Auch das sehe ich als Institution Polizei. Ich habe einiges vor und Teil der Aufgabe an. Und dann gibt’s natürlich freue mich auch auf die Zusammenarbeit mit auch jene, die sich für ausreichend tolerant hal-

QUEERZEIT | 15 ten, um dann bei der nächsten Zigarettenpause Gleichzeitig sollen die Kolleg*innen themenspe- wieder Witze zu reißen. zifisch umfassende Handlungssicherheit erfah- ren, sei es bei einer Identitätsfeststellung oder Die Polizei versteht sich als Dienstleister an der körperlichen Durchsuchung von Trans*perso- Gesellschaft, und zwar ausnahmslos für alle ge- nen, oder bei der Einstufung von homosexuel- sellschaftlichen Gruppen in immer gleicher und len-/trans*feindlichen Straftaten als „Politisch hoher Qualität. Dazu gehört auch, entsprechen- motivierte Kriminalität“ (PMK). Ein unsensibler des Fachwissen in der Polizei vorzuhalten, um Umgang mit Opfern solcher Straftaten durch diesem Anspruch gerecht werden zu können. Äußerungen wie „Sie müssen ja aber auch zu- Besonders hinsichtlich des polizeilichen Um- geben, dass Sie ziemlich auffällig gekleidet gangs in Bezug auf die sexuelle Orientierung sind“ ist wenig professionell. Das muss Polizei oder geschlechtlichen Identität sehe ich mich einfach besser machen! Trotz allem wird eine auch als Dienstleisterin für die Kolleg*innen. Hauptaufgabe darin bestehen, LSBTI*-Zuge- Beides sind oft keine Themen, denen man im hörigen bewusst zu machen, wie wichtig die täglichen Dienst und damit routiniert begegnet. Anzeigenerstattung ist. In die Erhöhung der Anzeigenbereitschaft wird einiges investiert werden müssen. QUEERZEIT Du hast schon einiges angesprochen. QUEERZEIT Welchen weiteren Aufgaben wirst du Warum siehst du in der Erhöhung der dich als AP LSBTTI widmen? Anzeigenbereitschaft einen so wich- tigen Faktor und warum wird so oft keine Anzeige erstattet?

Für die AgL existiert bereits eine Arbeitsgrund- lage, auf die für die Entwicklung einer Aufga- benbeschreibung zurückgegriffen wird. Das ist Viele trauen sich nicht zur Polizei zu gehen, reizvoll und herausfordernd zugleich, diesen weil sie Angst haben, sich outen zu müssen, Dienstposten frei nach den Bedarfen entwickeln nicht ernst genommen zu werden oder wei- zu können. Perspektivisch soll polizeiintern flä- tere Diskriminierung durch Polizeibeamt*in- chendeckend ein Klima bestehen, das es jede*r nen zu erleben. Die Anzeigenbereitschaft ist ermöglicht, einfach man selbst zu sein, ohne aber Voraussetzung dafür, dass diese Perso- sich verstecken zu müssen oder Mobbing zu nen zu ihrem Recht und Strafverschärfungs- erfahren. Homophobe Witze oder Ansagen wie gründe zum Tragen kommen können. Letztlich „Mit der Schwuchtel fahre ich nicht auf Streife!“ geht es um die Wahrung des Rechtsstaates (ist mir tatsächlich berichtet worden) darf es in und vor allem der freiheitlich demokratischen der Polizei einfach nicht geben. Das liegt auch Grundordnung. Präventive Ansätze spielen im Interesse des Dienstherrn und ist aus mei- ebenfalls eine Rolle. Dafür benötigen wir aber ner Sicht eine Führungsaufgabe. eine Statistik, die die Realität möglichst gut abbildet. Da sind wir wieder bei der Statis-

16 | QUEERZEIT tik über Politisch motivierte Kriminalität, in getätigt, es habe sich um eine LSBTTI-feindliche der sich auch das Thema Hasskriminalität Straftat gehandelt. Zwar ist in diesem Fall die gegen LSBTTI wiederfindet. Studien zufolge Relevanz erkannt worden, die zur Einordnung als liegt die Dunkelziffer bei über 90 Prozent. Da „Politisch motivierte Kriminalität“ führte, doch müssen wir wirklich besser werden. Die Ge- die anschließende Pressemitteilung des Poli- samtproblematik Hasskriminalität/vorurteils- zeireviers enthielt keinen Hinweis auf das Tat- motivierte Kriminalität oder gruppenbezogene motiv. Über soziale Medien ist dieser Fall in der Menschenfeindlichkeit ist aber sehr komplex. LSBTTI-Community bekannt und vielfach geteilt worden. Es entstand der Eindruck struktureller Die Ursachen für die vermutete hohe Dunkel- Homophobie durch Unsichtbarmachung. Dies ziffer sind vielfältig, aber auch an den vielen führt zum Vertrauensverlust einer nach wie vor Ebenen der Vorgangsbearbeitung zu finden. marginalisierten gesellschaftlichen Gruppe, die Das fängt bei der Anzeigenerstattung an, etwas mehr als andere auf den Schutz durch die zieht sich über das gesamte polizeiliche/ Polizei angewiesen sein dürfte. staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfah- ren bis hin zur Urteilsfindung. Letztlich geht Dennoch möchte ich erwähnen, dass es auch es aber um ein realitätsnahes Lagebild, um positive Beispiele im polizeilichen Umgang mit das Erkennen demokratiefeindlicher Akti- LSBTI*-Personen gibt. Gerade in Ausbildungsse- vitäten, um den Schutz gesellschaftlicher minaren bei den jungen Polizeianwärter*innen Minderheiten und um respektvollen Umgang erlebe ich häufig, dass Vorurteile gegen LSBTTI mit ihnen. weniger das Problem sind als eher Unsicherhei- ten über die richtige Vorgehensweise in diesen nicht alltäglichen Fällen. QUEERZEIT Kannst du das Problem ein bisschen verdeutlichen? QUEERZEIT Das klingt nach viel Arbeit. Was hast du dir für den Start vorgenommen?

Ich möchte mal ein Beispiel anführen, bei dem die AgL eng mit der Community zusammenge- arbeitet haben. Hieran ist gut erkennbar, wie Un- Gemeinsam mit dem Netzwerk der weiterhin tä- wissenheit von handelnden Polizeibeamt*innen tigen AgL habe ich vor, das bisherige Arbeitsfeld über interne Organisationsabläufe wirken kann. zu intensivieren und auszubauen. Dazu muss Kurz zum Sachverhalt: Ein schwules Paar war an die Bekanntheit der AgL gesteigert werden. Per- einer Haltestelle zunächst homophob beleidigt spektivisch soll die LSBTIQ*-Community uns als („Seid ihr schwul oder was? Schämt euch!“), da- Ansprechpersonen anerkennen und auf unser raufhin geschlagen und beraubt worden. Bei der Angebot zurückgreifen. Für die erste Zeit er- Anzeigenerstattung haben beide die Aussage warte ich aber viel konzeptionelle Arbeit und solche im Bereich Vernetzung – vor allem mit

QUEERZEIT | 17 Verbänden, worüber die Queer-Community gut zu verringern und gleichzeitig die Handlungs- zu erreichen ist. sicherheit im Umgang mit Personen aus dem LSBTTI-Umfeld zu steigern ist nicht utopisch.

QUEERZEIT QUEERZEIT Wünschst du dir etwas für die Polizei? Hab vielen Dank für das Gespräch. Wir wün- schen dir viel Erfolg für deine Tätigkeit als AP LSBTTI.

Für die nahe Zukunft würde mich freuen, wenn wir allgemein in der Polizei eine gewisse Feh- lerkultur etablieren und sachorientierte Kritik zulassen. Da wünsche ich mir tatsächlich mehr Mut, Kritik als Chance zu begreifen, das eigene Handeln zu überdenken, zu verbessern und ein- fach noch professioneller im Beruf zu werden. Sicher wird es immer Vorurteile geben, aber sie

Ihr seid durch eine LSBTIQ*-feindliche Straftat geschädigt worden? Ihr habt schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht oder Angst davor? Ihr möchtet Unterstützung oder habt Fragen? Sprecht mich an.

Grit Merker Ansprechperson LSBTTI  [email protected] 0391PHONE - 50 75 838 Mobile 0151 - 55 00 35 82 Dienstag 20-22 Uhr Otto-von-Guericke-Str. 41 39104 Magdeburg

Life Support

DAS QUEERE ANTI-GEWALT- & ANTI-DISKRIMINIERUNGS-PROJEKT

Projekt des LSVD Sachsen-Anhalt, gefördert vom Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. LSBTI* IN POLIZEI UND JUSTIZ

Ja natürlich gibt es uns bei der Polizei und in genug sein. Ausgrenzungen, Diskriminierun- der Justiz, wie in allen anderen Berufsgrup- gen und berufliche Benachteiligungen von pen auch. Das ist nichts Besonderes. Wir sind LSBTI*, die leider immer noch auf der Tages- ganz normale Polizei- und Justizbedienstete, ordnung stehen, sind nicht länger hinnehmbar, nicht mehr und nicht weniger. Nicht besser auch wenn sich das gesellschaftliche Bild in und ganz bestimmt nicht schlecht. den letzten Jahren zum positiven geändert hat. Vielmehr muss es eine Selbstverständlichkeit Dennoch haben unsere Erfahrungen gezeigt, sein, dass uns von der Gesellschaft, deren dass die Gruppe von LSBTI* einer besonde- gleichberechtigter Teil wir sind, alle Menschen- ren Problematik ausgesetzt ist, da sie noch und Bürgerrechte zugestanden werden. Aktu- immer nicht in das vorhandene Bild von Poli- ell kämpfen wir u.a. gegen diskriminierende zei und Justiz zu passen scheint. Immer noch und stigmatisierende Einstellungsvorsetzun- sind wir Diskriminierungen und Stigmatisierun- gen im Bereich HIV und der Thematik Trans*. gen ausgesetzt. Aufklärung tut immer noch Aktuelle Fälle zeigen uns, dass wir in diesem Not und da wollen wir mit unserem Netzwerk, Bereich, noch viel zu tun haben. dem Verein lesbischer und schwuler Polizei- bediensteter in -, ansetzen. Unseren Landesverband Berlin-Brandenburg Bei unseren Kolleginnen und Kollegen und in gibt es mittlerweile seit 25 Jahren. Polizei- der Bevölkerung allgemein. bedienstete haben 1995 den Homosexuel- len Arbeitskreis Polizei (HAPol e.V.) in Berlin Wir wollen Akzeptanz … eine menschliche Ei- und Brandenburg gegründet. Hieraus ent- genschaft, die es nun einmal gibt und schon stand dann das bundesweite Netzwerk für immer gab. Deshalb kann Toleranz uns nicht LSBTI* in Polizei und Justiz. Als Dachver- band entwickelte sich Vels- Pol Deutschland in dem sich die verschiedenen Landesver- bände angegliedert haben, so auch unser Landesverband. In unserem Landesverband sind Kolleginnen und Kollegen der Landespolizeien , Bran- denburgs und der Bundespo- lizei und seit 2013 auch der Justiz und des Strafvollzugs organisiert.

20 | QUEERZEIT Hier nun ein kleiner Überblick unserer umfang- • das Vorleben von Toleranz und Akzeptanz reichen Arbeitsfelder und Schwerpunkte, die im Innen- und Außenverhältnis wir alle ehrenamtlich bewältigen. • •vertrauensbildende Maßnahmen in der Zu- sammenarbeit mit weiteren Institutionen Wir bekämpfen Vorurteile innerhalb und au- ßerhalb der Polizei und Justiz durch Wir • Ausbildungs- und Fortbildungsveranstal- • organisieren regionale Treffen und Frei- tungen oder als Referenten zeitaktivitäten • Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen • nehmen an den jährlichen VelsPol-Bundes- mit Infoständen seminaren teil • Beratung von Behörden • arbeiten mit den Gewerkschaften zusammen • Mitwirkung bei Untersuchungen und wis- • organisieren Gedenkveranstaltungen senschaftlichen Erhebungen • informieren bei öffentlichen Veranstaltun- • Netzwerkarbeit gen in Berlin und Brandenburg • vernetzen uns auf europäischer Ebene mit der Wir unterstützen LSBTI* in Polizei und Jus- European LGBT Police Association (EGPA) tiz u.a. durch • Gespräche und Erfahrungsaustausch Dies ist nur ein kleiner Überblick über unser • Intervention bei Behörden Schwerpunkte und Aufgabenfelder. Wer un- • interne Öffentlichkeitsarbeit sere Arbeit unterstützen oder auch Mitglied in • Informationen bei Benachteiligungen, Dis- unserem Netzwerk werden möchte kann sich kriminierungen und Stigmatisierungen direkt an unseren Landesverband wenden. • Zusammenarbeit mit den Ansprechperso- nen für LSBTI* in der Polizei Hier unsere Kontaktdaten VelsPol Berlin-Brandenburg e.V. Wir unterstützen Opfer von homo- und trans- Netzwerk für LSBTI* in Polizei und Justiz phober Gewalt u.a. durch Postfach 311543 • Informationen über Anzeigenerstattung 10645 Berlin und Verfahrensablauf [email protected] • Informationen über Möglichkeiten der Op- www.velspol-bb.de ferentschädigung • Vermittlung an die Ansprechpersonen in der Polizei und der Staatsanwaltschaft Marco Klingberg • Zusammenarbeit mit Opferhilfeeinrichtungen Polizeioberkommissar Vorsitzender VelsPol Berlin-Brandenburg e.V. Wir fördern das Ansehen der Polizei und der Justiz in der Öffentlichkeit u.a. durch • öffentliches Auftreten und Einstehen für unsere Lebensweise

QUEERZEIT | 21 jährige Freundin zu heiraten, die lesbisch war. Das hätte ihm die Möglichkeit geboten, seine es war sexuelle Orientierung vor seiner Familie und der Gesellschaft zu verstecken. Er verwarf den Gedanken und ging eine neue Beziehung mit EINMAL Craig Rodwell ein, der Mitglied der Mattachine Society, einer Schwulenorganisation war. Als TEIL 4 Rodwell Gewalt gegen die Polizei befürwortete, beendete Milk auch diese Beziehung wieder.

Milk war 33 Jahre alt, als er sich in John McKin- ley verliebte. Gleichzeitig fand er eine neue An- HARVEY MILK stellung als Analytiker bei einer Investmentfirma. Die Beziehung war durch McKinleys manisch-de- Harvey Bernard Milk kam am 22. Mai 1930 in pressive Erkrankung geprägt und dauerte nicht Woodmere im Nassau County in New York zur lange. Als auch diese Beziehung beendet war, Welt. Er war Politiker der demokratischen Par- nahm Milk zum ersten Mal das Ziel ins Visier, tei und Bürgerrechtler der Schwulen- und Les- Bürgermeister von San Francisco zu werden. benbewegung. Er gilt als erster offen schwuler Politiker der USA. Bevor wir auf die politische Karriere von Milk eingehen, machen wir einen kurzen Exkurs zur Seine Eltern waren aus Litauen eingewanderte Lebenssituation der Homosexuellen in den fromme Juden. Ihnen gegenüber verschwieg USA in den 60er und 70er Jahren. Dabei ist es er seine Homosexualität, die er schon in jun- wichtig zu wissen, dass in den USA homose- gen Jahren auslebte. xuelle Handlungen bis in die späten 70er unter Strafe standen. Selbst der orale Verkehr zwi- Nach seinem Highschool Abschluss studierte schen gleichgeschlechtlichen Partnern wurde Milk am staatlichen College in Albany das Leh- als Sexualstraftat behandelt. reramt mit dem Hauptfach Mathematik und dem Nebenfach Geschichte. Nebenbei schrieb In Gay Bars fanden häufig Polizeirazzien statt, er für die Collegezeitung. Nach dem Studium bei denen Gäste verhaftet und ihre Personalien diente er den US-Marines als Taucher. Danach registriert wurden. Weiter führten homosexu- arbeitete er an einer Highschool als Lehrer. Dort elle Handlungen regelmäßig zu fristlosen Kün- lernte er auch seinen langjährigen Partner Joe digungen von Wohnungen. Aus diesem Grund Campbell kennen. Nachdem ihn die Arbeit als zogen sich viele Homosexuelle nachts in die Lehrer zu langweilen anfing, nahm er eine Stelle Parks zurück, um dort Sex zu haben. als Versicherungsstatistiker an. Nach sieben Jahren trennte er sich von Durch diese Diskriminierung begannen sich Campbell und dachte darüber nach, eine lang- die Schwulen zu organisieren. Organisatio-

22 | QUEERZEIT © KOKUYO / CC BY-SA 4.0 / wikimedia.org / CC BY-SA © KOKUYO nen wie die Society for Individual Rights (kurz breiten Bevölkerung warben. SIR) oder der Alice B. Toklas Memorial De- Zurück zu Milk. Ungefähr im Jahr 1970 lernte er mocratic Club (kurz Alice) wurden gegrün- seinen neuen Lebenspartner Joseph Scott Smith det. Währenddessen nahmen immer mehr an der U-Bahn-Station Christopher Street kennen. Kongressabgeordnete Homosexuelle als po- Zur gleichen Zeit verlor er seine Stelle bei einer tentielle Wähler*innen wahr. Und führende Ak- Bank und nachdem er einige Zeit von Arbeits- tivisten drängten an die Öffentlichkeit und in losenunterstützung gelebt hatte, eröffnete er die Politik, wo sie um die Unterstützung der ein Fotogeschäft.

QUEERZEIT | 23 Milk begann sich immer mehr für Politik zu Milk gelang es außerdem stets, sich geschickt interessieren. Er befand eine Kandidatur als in den Medien zu positionieren. Politiker für das beste Mittel, um die Schwulen- bewegung einen Schritt weiter zu bringen. Er Doch trotz all der Anstrengungen sicherte sich bat den Alice B. Toklas Memorial Democratic Milk auch im zweiten Anlauf keinen Sitz im Club um Unterstützung bei der Kandidatur. Stadtrat. Er erreichte Platz sieben bei sechs Dieser lehnte aber ab, weil Milk bisher keine zu vergebenden Sitzen. Verdienste in der Tagespolitik erworben hatte. 1976 entschied sich Milk dafür, für das ka- Unterstützung fand Milk aber in der schwulen lifornische Unterhaus zu kandidieren. Dafür Community seines Stadtbezirkes. Außerdem gab er seinen Platz als Mitglied im Berufungs- brachte Milk auch andere Interessengruppen hin- ausschuss für Lizenzen auf. Seine Entschei- ter sich. Etwa indem er sich für die Bierfahrer der dungen hatte aber auch noch einen anderen Stadt einsetzte, die zu dieser Zeit gerade streik- Grund, den er nur seinem Lebenspartner Scott ten. Er sorgte dafür, dass Barbesitzer das Bier der Smith mitteilte: Er fürchtete, gesundheitlich bestreikten Brauereien boykottierten. Gleichzeitig nicht mehr bis zu den nächsten Stadtratswah- schloss er mit den Vertretern der Transportge- len durchzuhalten. werkschaften einen Deal ab, in dem festgehalten war, dass mehr Schwule einen Job als Bierfahrer Sein Gegner bei den Wahlen war Art Agnos ein erhielten. Seine Anstrengungen waren allerdings demokratischer Politiker. Hinter vorgehalte- umsonst. Er landete bei den Stadtratswahlen auf ner Hand war bekannt, dass sich die Politiker Platz 10 von 32 und erhielt keinen Sitz. Durch die längst auf Agnos geeinigt hatten. Aber Milk Niederlage erkannte er, dass er auch konservative akzeptierte diese Bevorzugung nicht. Wähler hinter sich bringen musste. Bald schnitt er sich die Haare kurz, hörte auf Marihuana zu Milk verlor auch diese Wahl. Agnos Unter- rauchen und versprach, nie mehr in eine Schwu- stützung unter den Afroamerikanern und La- lensauna zu gehen. tinos war zu stark. Während den Wahlen erhielt Milk mehrere Morddrohungen, die schließlich In den folgenden Jahren organisierte er meh- wohl auch dazu führten, dass er und sein Le- rer Straßenfeste wie die Castro Street Fair. Au- benspartner Smith sich trennten. ßerdem erweiterte er sein Motto von »Schwule wählen schwul« zu »Schwule kaufen schwul« Wenig später errang Milk doch noch einen Sitz und sicherte sich dadurch die Stimmen der im Stadtrat. Unter anderem deswegen, weil das Einzelhändler. Wahlrecht geändert hatte. Die Kandidaten tra- ten nun nicht mehr für die einzelnen Bezirke an, Zu den Unterstützern seiner zweiten Kandi- sondern für das gesamte Stadtgebiet. datur zählten verschiedene Gewerkschaften 1978 starb Harvey Milk eines gewaltsamen To- wie die Hoch- und Tiefbaufacharbeitergewerk- des. Er und der damalige Bürgermeister von San schaften, dazu kamen die Ortsgruppe der Bier- Francisco Georg Mascone wurden vom ehemali- fahrer und die Gewerkschaft der Feuerwehr. gen Stadtrat Dan White im Rathaus erschossen.

24 | QUEERZEIT White war zuerst frustriert aus der Politik zu- Dan White verbrachte nur fünf Jahre in Haft. rückgetreten. Dann änderte er seine Meinung Im Alter von 39 Jahren beging er Selbstmord. und wollte seinen Sitz im Stadtrat zurück. Bür- Harvey Milk wurde im San Francisco Colum- germeister Mascone verweigerte die Bitte, was barium beigesetzt. Neben zahlreichen anderen nach geltendem Recht richtig war. White ge- Ehrungen zeichnete ihn Barack Obama 2009 riet in Rage und erschoss nicht nur Moscone, mit der Medal of Freedom aus. sondern auch Milk. Lewin Dietrich White wurde zu sieben Jahren Gefängnis we- gen Totschlags verurteilt. Dieses milde Urteil führte zu heftigen Protesten der Gay-Com- munity. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei, die darin gipfelten, dass die Polizei das vorwiegend von Schwulen und Lesben bewohnte Castro Viertel stürmte und Einrich- tungsgegenstände zahlreicher Schwulenbars zerstörte.

der queere Jugendtreff in Magdeburg Montags 17-21 Uhr Otto-von-Guericke-Str. 41, Magdeburg

Projekt des LSVD Sachsen-Anhalt, gefördert vom Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. © leremy / stock.adobe.com

BESCHWERT EUCH DOCH ENDLICH MAL!

Was ist jetzt mit Deutschland und seinen WAS IST DA NUN WIEDER LSBTI*? Wie ernst sind wir dem Staat? – fra- DAS PROBLEM, LIEBE POLIZEI? gen wir uns spätestens nach dem homophoben Seit der Entkriminalisierung durch Streichung Hassdelikt in Dresden. Bereits Anfang Oktober des § 175 StGB hatten wir doch das Gefühl, war ein schwules Paar von einem Attentäter alles wird nun gut für uns Schwule, Lesben, niedergestochen worden. Thomas L. verstarb Bi*, Trans*, Inter*, Queers*. Rechtlich ging es im Krankenhaus an den Folgen der Tat, sein ja auch gut voran, wenn auch erst ziemlich Mann überlebt schwer verletzt. schleppend. Gut, wir mussten uns den Fort- schritt oft gerichtlich erstreiten, immer wie- Zwei Wochen später wird aus Ermittler*innen- der politische Verbündete suchen und sie in kreisen inoffiziell bekannt, der Täter soll Jagd auf die Pflicht nehmen. Es war nicht so, dass uns Homosexuelle gemacht haben. Aber nach außen die Eheöffnung, die Entschädigung der nach kommuniziert die Behörde das Tatmotiv nicht. § 175 StGB Verurteilten, die Änderung des Personenstandsrechts oder die Ergänzung Aufschrei. Kritik am Agieren der Polizeibe- der Landesverfassung um das Merkmal „se- hörde. Zurecht. xuelle Identität“ hinterhergeworfen wurden. Lange war nicht klar, ob diese Entscheidun- gen jemals fallen würden.

26 | QUEERZEIT Und doch haben wir mittlerweile einen rechtli- Gesicht zeigen.“ und weiter „Wie wollen wir chen Stand an Gleichstellung vorzuweisen, der eine demokratische Gesellschaft gegenüber historisch seines Gleichen sucht (wenn man den zerstörerischen Angriffen rechter Einpeit- mal vom Abstammungsrecht absieht). Viele scher verteidigen, wenn in den Reihen des Mi- Firmen unterstützen seit Jahren die Christo- nisteriums deren Argumente geteilt werden?“ pher Street Day-Events und geben Diversity Da bleibt einem doch glatt die Spucke weg. zur Unternehmensagenda aus. Es gibt sogar Offenbar wird die Umsetzung der Gleichstel- ein Aktionsprogramm LSBTTI der Landesre- lungspolitik massiv gestört, wenn Frau Blum- gierung, in dem Maßnahmen zur Akzeptanzer- tritt sogar vorschlägt, man möge Expert*innen höhung für die zuständigen Ministerien und hinzuziehen, um „zu verhindern, dass die Ge- deren nachgeordnete Verwaltung vorgegeben ringschätzung der Gleichstellungspolitik und sind. Auch solche, die die Polizei in die Lage der Arbeit der Leitstelle ihr Zerstörungswerk versetzen sollen, einen besseren Umgang mit fortsetzen kann.“ Was für ein unglaublicher Gewalt gegen LSBTTI an den Tag zu legen. Angriff auf – letztlich auch uns betreffende – Wir können uns also nicht beschweren, oder? Gleichstellungsarbeit. Da stellt sich die Frage, Oder doch? Denn regelmäßig drängt sich der mit welcher Motivation die Maßnahmen des Verdacht auf, die vielen guten Entscheidun- Aktionsprogramms in den einzelnen Verwal- gen, die auf politischer Ebene durchgefochten tungsgliederungen angegangen, mit welchem wurden, kommen im Verwaltungsapparat nicht Qualitätsstand sie abgeschlossen wurden und vollständig an. Als wenn auf jeder Hierarchiee- wie und ob es überhaupt eine Fortführung in bene etwas verloren geht und der kleinste Ver- der nächsten Legislaturperiode geben wird. waltungsbeamte am Ende der Kette so wenig Das Innenministerium hat derweil andere Information erhält, dass schon das Wissen Sorgen. Antisemitismus in der Landesbereit- um die Existenz von Schwulen und Lesben schaftspolizei führte zur sofortigen Einset- als Leistung zu bewerten ist. Bewusste Steu- zung eines Extremismusbeauftragten, einer erung oder gar Verhinderungstaktik? Sonderkommission und nach anfänglicher Ich will es nicht glauben. Weigerung dann doch zu dem Anschluss an eine Studie zu institutionellem Antisemitis- Manchmal sickern auch unmöglichste Infor- mus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mationen durch, wie letztens aus dem Mi- in der Polizei. Es gibt jetzt auch Schulungen nisterium für Justiz und Gleichstellung. So zur Stärkung der interkulturellen Kompetenz stellte die scheidende Landesbeauftragte , wie jüngst in der Pressemitteilung des Mi- für Frauen und Gleichstellung, Andrea Blum- nisteriums zu lesen war. Alles absolut richtig, tritt in ihrer Abschiedsmail fest: „Leider muss und immerhin ein Eingeständnis, dass es wohl ich nun kurz vor dem Ende meiner Arbeitszeit doch keine Einzelfälle sind. Homo- und Trans*- mit großer Bestürzung zur Kenntnis nehmen, phobie wird allerdings nach wie vor nicht als dass der Hass und die Verachtung für gleich- drängendes Problem (mit-)betrachtet. Dabei stellungspolitisches Arbeiten auch in diesem haben wir es doch mit demselben Phänomen Haus angekommen sind und ihr widerliches zu tun. Es heißt schlicht Menschenverachtung.

QUEERZEIT | 27 Egal auf welchem Merkmal basierend. wuchtel.“, „Sowas wie dich gehört vergast.“? Ich Da schließt sich der Kreis zum Ausgangspunkt. weiß – zuerst ist man geschockt, und morgen ist Der Terrorakt in Dresden und das verschwiegene es dann nur noch halb so schlimm. Da nehme Motiv der Tat. Letztes hatten wir in Magdeburg ich mich nicht aus. Aber es ist falsch. auch schon. Ein schwules Paar wird an einer Stra- Es ist falsch, weil wir ein Problem negieren, für das ßenbahnhaltestelle erst homophob beleidigt und wir nicht verantwortlich sind, uns aber in beson- anschließend geschlagen. Sie melden es exakt derem Maße betrifft. Es ist falsch, weil der Staat so der Polizei, aber in der Pressemitteilung des so nicht auf die Idee kommt, uns schützen zu Reviers ist vom Motiv nichts zu lesen. Haben wir müssen vor dem Hass auf uns als gesellschaft- gar eine institutionelle Homo-/Trans*phobie in liche Gruppe. Es ist falsch, weil wir auf das Recht der Verwaltung von Sachsen-Anhalt? verzichten, was uns der Staat durch Verfassung Ganz unmöglich scheint dies nicht. und Gesetzte zusteht. Warum verhalten wir uns aber so? Warum zei- Aber nun mal „Butter bei die Fische“. Wir sind gen wir nicht jeden kleinen homo-/trans*phoben ja nicht ganz unschuldig an der Situation. Wir Shit an und beschweren uns anschließend, wenn – damit meine ich uns alle. Alle, die sich zur so- die Anzeige nicht in der Statistik über Hasskri- genannten „Queer-Community“ zählen. Die poli- minalität gelandet ist? Das ist heute so einfach: tische Gleichstellung haben wir weitestgehend online! Warum werden wir nicht laut, wenn die erwirkt. Haben uns dahintergeklemmt, Mehrhei- Verwaltung über viele Jahre nicht schafft, sich ten gesucht. Warum ist uns aber egal, wie die gesetzlichen Änderungen anzupassen und dem- Verwaltung mit uns umgeht? Wir haben in Sach- entsprechend zu handeln? Warum erhöhen wir sen-Anhalt genügend Fälle, wo LSBTI*-Zugehö- nicht dauerhaft den Druck auf staatliche Struk- rige von Verwaltungsmitarbeitenden diskriminiert turen? Einmal nach einer Schreckenstat auf die werden. Sei es bei kommunalen Ämtern oder Straße zu gehen, um zu demonstrieren – wie nach in Landesbehörden. Wir bestehen nicht darauf, Orlando oder jetzt in Dresden - ist gut, reicht aber diese Fälle zu dokumentieren. Ergo existieren sie nicht. Es ist einfach nicht nachhaltig. nicht. Ist es uns egal? Manchmal denke ich, wir interessieren uns nicht Besonders fatal liegt die Sache im Bereich der mehr ausreichend für unsere Mitmenschen und Hasskriminalität. Denn nach offizieller Lesart Probleme werden erst dann wichtig, wenn man gibt es keine Hasskriminalität gegen LSBTI* in selbst unmittelbar betroffen ist. Sachsen-Anhalt. Weder in der Statistik der Po- Ich will es nicht glauben. lizei, noch in denen bei den Verbänden tauchen entsprechend viele Fälle auf, als dass der Druck Eins aber ist Fakt: Wir selbst müssen anerken- so hoch sein könnte, dass Staat dagegen vorgeht nen, dass wir uns in unserer politischen Arbeit der und uns schützt. Vergangenheit zu wenig diesem Thema gewid- Den politischen Gegner freuts derweil. met haben. Das sollten wir gemeinsam ändern. Mal ehrlich: Wer von uns zeigt denn an, wenn es mal wieder hieß: „Scheiß Lesbe.“, „Dreckssch- Maggie Gruber

28 | QUEERZEIT Anbindung Life Support

QUEER & TRANS LIFE SUPPORT Das LSVD-Beratungsprojekt stellt sich vor!

Das Beratungsprojekt des LSVD wurde bereits Kooperationspartner unserer Beratung in den 1990er Jahren ins Leben gerufen. Da- sind zum Beispiel: mals noch als „schwules Überfalltelefon“ ge- • mobile Opferberatung von Miteinander e.V. startet, ist unser Beratungsangebot nun sehr und andere Opferhilfestrukturen viel umfangreicher. • Ansprechperson bei der Polizei Sachsen Anhalt für LSBTTI Hauptaugenmerk liegt weiterhin die klassi- • städtische Einrichtungen, z.B. Gleichstel- sche Beratung - diese muss natürlich nicht lungsamt, Jugendamt, Sozialamt, persönlich stattfinden, gerade in der aktuellen Ausländerbehörde Corona-Pandemie-Zeit sind auch Beratungen • Antidiskriminierungsstelle des Landes per Chat möglich. Das Überfalltelefon ist nach Sachsen Anhalt wie vor im Angebot inbegriffen. • Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Die Themen der Beratung sind so vielseitig wie Kinder- und Jugendhilfe (KgKJh) unsere Klient*innen. Der zentrale Kern unseres • Trans*-inter*-aktiv Mitteldeutschand (TIAM e.V.) Beratungsangebotes ist neben Vermittlung an • AIDS-Hilfen in Sachsen Anhalt Fachstellen und Facheinrichtungen die Hilfe • LGBTIQ* Communityverbände in Sachsen-Anhalt zur Selbsthilfe. • und viele mehr

30 | QUEERZEIT Hier auf dem Foto bei einer Fortbildung in der Stiftung Akademie Waldschlösschen bei Göttingen. Zu sehen sind von links nach rechts: Andrea, Lilli, Mathias & Theo

Das Beratungsteam besteht derzeit aus fünf ehrenamtlich Helfenden mit verschiedenen sich aber auch Angehörige wie Eltern oder Erfahrungen und Expertisen. andere Bezugspersonen bei uns melden, um Informationen oder Unterstützung zu erhalten. Was erwartet Hilfesuchende wenn sie zu uns kommen? Folgende Themen sind u.a. Bestand- Wir bieten eine geschützte, vorurteilsfreie, teil unseres Beratungsangebotes: respektvolle und vertrauensvolle Beratungs- - Coming Out atmosphäre. Dabei garantieren wir Verschwie- - Diskriminierung und Gewalt genheit und Anonymität. Grundsätzlich leisten - Leben mit HIV/AIDS und Hepatitis wir Unterstützung, geben Empfehlungen und - Psychische Gesundheit Hilfestellungen oder hören auch einfach nur - trans* und inter* mal zu. Jede Person entscheidet natürlich - queere Refugees grundsätzlich selbst, ob sie ein Angebot an- - Kontakt und Begegnung nehmen möchte. u.v.m.

Wer kann sich bei uns melden? In der letzten Zeit ist besonders zu beobach- Das Beratungsangebot richtet sich haupt- ten, dass gerade im Bereich trans* der Bedarf sächlich an Menschen, die Hilfe bei konkre- nach Informationen, Austausch und Beratung ten Problemen oder Konflikten haben, oder immer weiter ansteigt. die bezüglich ihrer Sexualität oder Lebenssi- tuation Klarheit benötigen. Genauso können

QUEERZEIT | 31 20-22 Uhr Es kommen nicht nur Anfragen von Life Support Betroffenen, sondern auch von bei- spielweise Schulsozialarbeiter*innen, Lehrer*innen und Eltern/Angehöri- gen. Um diesem Bedarf gerecht zu werden streben wir an, im kommenden Jahr ein regelmäßiges Angebot zum Aus- tausch von Eltern und Angehörigen STOP mit Trans*kindern etablieren. Das Ziel HASS & GEWALT ist die Stärkung des sozialen Umfel- des von Transpersonen, damit nicht GEGEN LGBT* Betroffene informierter und reflektier- ter, unkompliziert und vorurteilsfrei mit Trans*menschen umgehen kön- - nen. Ein erster Termin ist im Frühjahr S LT 2021 angedacht. Diesen werden wir 0391 / 19 228 auch per Whatsapp @ rechtzeitig ankündigen. [email protected]  lsvd-lsa.de/support

Der Bereich „Diskriminierung und Ge- Ein roekt des LSD Sasen-nalt gefrdert vom walt“ ist ein Bereich, den wir in Zu- Ministerium für usti und leistellung des Landes Sasen-nalt kunft noch stärker beleuchten wollen. So geht Mitte Dezember eine Web- site online, auf der man Diskriminie- rungsvorfälle oder Gewalttaten gegen LSBTIQ* Gefördert durch: melden kann. Nach dem Ausfüllen eines Frage- bogens öffnet sich ein Fenster, mit der Empfeh- lung, den Vorfall direkt online bei der Polizei zur Anzeige zu bringen. Damit soll erreicht werden, das Anzeigenverhalten zu verbessern. Das Ziel ist, Vorfälle von krimineller Diskriminierung und Gewalt gegen LSBTIQ* nicht im Dunkeln zu belassen, sondern sichtbar zu machen. Nur so kann die Politik zum Handeln bewegt werden und nicht leugnen, dass es derartige Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen in unserer Gesellschaft gibt.

Theo Dohmen & Lilli Köhler

32 | QUEERZEIT Wohnprojekt für ältere homosexuelle Menschen 20-22 Uhr Life Support

STOP HASS & GEWALT GEGEN LGBT*

- S LT Im Zuge eines Projekts der Hochschule Magdeburg-Stendal planen wir eine 0391 / 19 228 auch per Whatsapp Wohnform für ältere homosexuelle Menschen. @ [email protected] Wir empfinden diese Veränderung als wichtig und möchten daher  lsvd-lsa.de/support herausfinden, ob auch in Magdeburg ein Bedarf an einem solchen Projekt besteht. Ein roekt des LSD Sasen-nalt gefrdert vom Ministerium für usti und leistellung des Landes Sasen-nalt In vielen deutschen Städten bilden sich Wohnformen für ältere Menschen die sich nicht/ oder nicht zwingend als heterosexuell einordnen. Ziel dieser Wohnform ist es, einen Ort zu schaffen der wertungsfrei, tolerant und frei von Diskriminierung ist.

Aus diesem Grund suchen wir ältere Menschen, die bereit wären ein Interview mit uns zu führen und uns Wünsche, Vorstellungen oder auch Bedenken mitzuteilen. Die Interviews werden anonymisiert und unterliegen natürlich den Regelungen des Datenschutzes.

Über Ihr Interesse wären wir äußerst dankbar!

Kontakt: Maya Planer, Kim Domnick & Maria-Sophie Flohr

Melden Sie sich gern bei folgender E-Mail Adresse: [email protected] oder rufen Sie uns an unter: 0151/65145906 lsbti* blog

WINTER 2020 Geschrieben von Mathias Fangohr Erstmals wird es in Sachsen- Magdeburg verpflichtet sich zur Anhalt eine „Zentrale Melde- gendergerechten Sprache im stelle für die Registrierung von Schriftverkehr LSBTI*- Diskriminierung und Der Stadtrat der Landeshauptstadt Magdeburg Gewalt“ geben. beschloss am 20.02.2020 die Einführung einer Das Projekt der LSBTI*-Landeskoordinierungs- gendergerechten Sprache im Schriftverkehr. Künf- stelle Sachsen-Anhalt Nord startet noch im tig soll in Emails, Hausmitteilungen und Briefen Dezember 2020 online auf einer speziell dafür die gendergerechte Sprache umgesetzt werden, eingerichteten Website und enthält einen an- aber auch in allen Formularen, Drucksachen und onymen Online-Fragebogen für Beschwerden in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. und Meldungen von Vorfällen, die im Zusam- Um diesen Stadtratsbeschluss mit Leben zu menhang mit Homo-, Bi-, Inter- und Transpho- füllen, erarbeitete das Amt für Gleichstellungs- bie bzw. -feindlichkeit stehen. Im besonderen fragen für die gesamte Verwaltung und Eigen- Focus steht hier auch die Aufklärung zur Er- betriebe der Stadt einen „Leitfaden für eine höhung der Anzeigenbereitschaft. Hass, Ge- gendergerechte Sprache im Schriftverkehr, in walt und Diskriminierung gegen LSBTIQ* Veröffentlichungen und Formularen in der Lan- findet meist im Verborgenen statt. Um dage- deshauptstadt Magdeburg“ mit konkreten Hilfen gen vorgehen zu können, müssen die Vorfälle für sprachliche Formulierungen und Bezeichnun- sichtbar gemacht werden. Die Seite wird auch gen, der im Oktober 2020 fertiggestellt wurde. Informationen zum Opferschutz, Opferhilfen, Präventions-maßnahmen und Kooperationen Die Leitlinien orientieren sich an die folgenden beinhalten und durch eine intensive Öffent- sechs Kriterien des Rates für deutsche Recht- lichkeitsarbeit begleitet. Sie wird gefördert schreibung als Grundlage für „Geschlechter- vom Ministerium für Justiz- und Gleichstel- gerechte Schreibung“: lung des Landes Sachsen-Anhalt und erstellt Geschlechtergerechte Texte sollen in Kooperation mit der Ansprechperson für • sachlich korrekt sein, die Belange von LSBTTI bei der Polizei Sach- • verständlich und lesbar sein, sen-Anhalt (AP LSBTTI). • vorlesbar sein (mit Blick auf die Altersent- wicklung der Bevölkerung und die Tendenz in den Medien, Texte in vorlesbarer Form zur Ver-

QUEERZEIT | 35 Opferhilfe: Antrag auf Entschädigung stellen - noch bis 21. Juli 2022 möglich Wurden Sie in der DDR oder Bundesrepub- lik wegen Homosexualität verfolgt, verurteilt oder waren Sie in Untersuchungshaft oder in sonstiger Unterbringung?

Die LSBTI*-Landeskoordinierungsstelle Sach- sen-Anhalt Nord bietet individuelle Beratung und Hilfe bei der Stellung eines Antrages auf Entschädigung. Häufig wissen Betroffene noch immer nicht, dass sie auch ohne Verur- teilung Anspruch auf Entschädigung haben. Die Beratung erfolgt durch Dipl. Sozialpäda- goge Mathias Fangohr und in Kooperation mit Verfolgt nach der Rechtsberatung des LSVD-Bundesverban- § 151 Strafgesetzbuch-DDR? des und bietet umfassende Informationen so- wie konkrete und vertrauliche Hilfestellung zur Beantragen Sie eine Entschädigung. Geltendmachung eines möglichen Entschädi- Wir helfen Ihnen gerne vertrauensvoll weiter. gungsanspruchs. © BMJV Die Beratung ist kostenlos und erfolgt unab- fügung zu stellen), hängig von einer Mitgliedschaft im LSVD. Wir • Rechtssicherheit und Eindeutigkeit gewährleisten, geben die Informationen, die wir von Ihnen er- • übertragbar sein, im Hinblick auf deutsch- halten, nicht ohne Ihr Einverständnis weiter. sprachige Länder mit mehreren Amts- und Minderheitssprachen Die Beratung kann telefonisch, persönlich und • für die Lesenden bzw. Hörenden die Möglichkeit auch per Email erfolgen. Im Falle einer per- zur Konzentration auf die wesentlichen Sach- sönlichen Beratung wird um Terminvereinba- verhalte und Kerninformationen sicherstellen rung gebeten, um ausreichend Beratungszeit zu ermöglichen. Dabei ist jeweils auf die unterschiedlichen Ziel- gruppen und Funktionen von Texten zu achten. Hintergrund zum Gesetz und zur Richtlinie: Somit ist die Landeshauptstadt Magdeburg Am 22. Juli 2017 ist das Gesetz zur strafrechtli- Sachsen-Anhalts erste Kommune mit ei- chen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 ner gendergerechten Sprache im gesamten wegen einvernehmlicher homosexueller Hand- schriftlichen Verwaltungshandeln. lungen verurteilten Personen (StrRehaHomG) und zur Änderung des Einkommensteuerge-

36 | QUEERZEIT setzes in Kraft getreten (BGBl. 2017 I S. 2443). Verbotsvorschriften ein Ermittlungsverfahren Das strafrechtliche Verbot einvernehmlicher eingeleitet wurde, die aufgrund dessen eine homosexueller Handlungen und die daraus Freiheitsentziehung (Untersuchungshaft) erlit- resultierende Strafverfolgung von der nach ten haben oder die im Zusammenhang mit den 1945 nach §175 StGB verurteilten Männer vormals geltenden Verboten einvernehmlicher und nach § 151 StGB DDR verurteilten Männer homosexueller Handlungen unter sonstigen und Frauen sind nach heutigem Verständnis außergewöhnlich negativen Beeinträchtigun- in besonderem Maße grundrechts- und men- gen, etwa beruflicher, wirtschaftlicher oder ge- schenrechtswidrig. sundheitlicher Art, zu leiden hatten. Der LSVD hatte Jahrzehnte für die Rehabili- Ziel des Gesetzes ist es, den Betroffenen den tierung und Entschädigung der Opfer dieses Strafmakel zu nehmen, mit dem sie bisher we- Unrechts gekämpft. gen einer solchen Verurteilung leben mussten (BR-Drucksache 262/17). Sachsen-Anhalts neue Das Gesetz Landesopferbeauftragte – • hebt strafrechtliche Urteile und gerichtliche gut für LSBTIQ*? Unterbringungsanordnungen auf, die we- gen einvernehmlicher homosexueller Hand­ lungen aufgrund der (alten Fassungen der) §§ 175, 175a StGB bzw. des § 151 StGB- DDR ergangen sind, • regelt die Beantragung einer Rehabilitie- rungsbescheinigung bei der zuständigen Staatsanwaltschaft, • regelt die Entschädigung durch das Bun- desamt für Justiz für eine Verurteilung oder Unterbringungsanordnung und gegebenen- falls eine Freiheitsentziehung und • regelt die Tilgung der Eintragung im Bun- deszentralregister (BZR). © MS LSA

Am 12.03.2019 hat das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz bekannt gegeben, dass nun über eine Richtlinie auch Dr. Gabriele Theren ist die erste Landesopfer- weitere Fälle entschädigt werden können, die beauftragte Sachsen-Anhalts. Gemäß Vorstel- vom StrRehaHomG nicht erfasst werden, weil lung auf der landeseigenen Internetseite www. keine strafrechtliche Verurteilung erfolgte. Da- opferschutz.sachsen-anhalt.de wurde sie am nach können nun auch Personen entschädigt 28.07.2020 vom Kabinett benannt und wird werden, gegen die aufgrund der genannten wie folgt beschrieben:

QUEERZEIT | 37 Dr. Gabriele Theren wurde 1955 in Geilenkir- Was ist von der Landesopferbeauftragten chen, Kreis Heinsberg, geboren. Sie wohnt aus LSBTIQ*-Perspektive zu erwarten? seit 1993 in Gommern. Die promovierte Ju- Die Frage lässt sich leicht beantworten. Als ristin arbeitet seit 1991 im Ministerium für ehrenamtliche Landesopferbeauftragte hat Gesundheit und Soziales des Landes Sach- sie nur beschränkte Befugnisse und Zustän- sen-Anhalt. Seit 2012 ist sie Leiterin der digkeiten. Zunächst ist sie lediglich in zwei Abteilung für Soziales und Arbeitsschutz. Bereichen Ansprechperson: Als ausgebildete Mediatorin ist sie ehren- a) Unterstützung für Betroffene und deren amtliches Vorstandsmitglied des Landes- Angehörige bei Fällen von Terrorismus und verbandes Mediation Sachsen-Anhalt e.V. b) bei sonstigen auf Straftaten beruhenden Sie wirkte über viele Jahre als ehrenamtli- Großschadensereignissen che Richterin am Bundessozialgericht und ehrenamtliche Richterin am Oberverwal- Wünschenswert wäre gewesen, die Stelle tungsgericht Sachsen-Anhalt. als hautamtliche Stelle verankert zu sehen. Dann wäre es auch möglich gewesen Ihre Aufgaben und Funktionen Kompetenzen und Zuständigkeiten vollum- Die ehrenamtliche Landesopferbeauftragte fänglich im Bereich von Opferschutz und ist für Betroffene und deren Angehörige in Opferhilfe zu sehen. Statt dessen findet u.a. Fällen von Terrorismus und sonstigen auf der wichtige Bereich des Opferschutzes und Straftaten beruhenden Großschadensereig- der Hilfen für Opfer von vorurteilsmotivier- nisse im Rahmen ihrer Zuständigkeit An- ten Straftaten bzw. menschenverachtende sprechpartnerin. Sie vernetzt die Akteure Hasskriminalität wie bspw. Diskriminierun- im Hilfesystem und unterstützt dadurch die gen und Gewalttaten aufgrund der sexuel- Geschädigten und deren Angehörige. Sie len und geschlechtlichen Identität wieder ist dem Ministerium für Justiz und Gleich- einmal keine Beachtung. Hier wurde eine stellung zugeordnet. große Chance vertan.

Die Landesopferbeauftragte wird bei Ge- Mehr Infos unter: setzesvorlagen, Verordnungen, Kabinetts- opferhilfe.sachsen-anhalt.de vorlagen und Petitionen, die Fragen der Betroffenen und deren Angehörige in Fällen von Terrorismus und sonstigen auf Strafta- ten beruhenden Großschadensereignissen betreffen, beteiligt. Sie arbeitet eng mit dem Opferbeauftragten des Bundes zusammen.

38 | QUEERZEIT Frohe Weihnachten

Landeskoordinierungsstelle Sachsen-Anhalt Nord SELBST.VERSTÄNDLICH VIELFALT! Regenbogenkompetenz für die Republik

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) startet Das Kompetenznetzwerk gemeinsam mit der Akademie Waldschlösschen, Seit Januar 2020 gibt es jedoch das Kompe- dem Bundesverband Trans* und Intersexuelle tenznetzwerk „Selbst.verständlich Vielfalt“. Menschen e.V. ein bundesweit einmaliges Kom- Der neue Zusammenschluss der queeren petenznetzwerk. Gemeinsam wollen die Ver- Community wird im Rahmen des Bundespro- bände LSBTIQ*-Feindlichkeit entgegenwirken und gramms „Demokratie leben!“ vom Bundesmi- die Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher nisterium für Familie, Senioren, Frauen und Selbstbestimmung und Vielfalt im gesellschaft- Jugend (BMFSFJ) gefördert. Gemeinsam mit lichen Mainstream verankern. unserem Netzwerk wollen wir als LSVD mit der Akademie Waldschlösschen, dem Bundesver- Diskriminierung und abwertende Einstellun- band Trans* und Intersexuelle Menschen e.V. gen gegenüber Lesben, Schwulen, Bisexuellen, nicht nur außerhalb und innerhalb der Commu- trans*, intergeschlechtlichen und queeren Men- nity das Wissen um den professionellen und schen (LSBTIQ*) sind auch heute tief in unserer diskriminierungsfreien Umgang mit Themen Gesellschaft verwurzelt. Religiös-fundamentalis- der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt er- tische, rechtsextreme und rechtspopulistische höhen, sondern wir wollen auch die Fachkräfte Kräfte kämpfen voller Hass darum, LSBTIQ* der Wohlfahrtspflege in diesem Themenfeld gleiche Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten weiter professionalisieren. Durch den Aufbau vorzuenthalten und sie wieder aus dem öffentli- zivilgesellschaftlicher Allianzen sollen demo- chen Leben zu drängen. In Schulen und anderen kratische Strukturen gestärkt, die Akzeptanz Bildungseinrichtungen sind vielfältige Lebens- von LSBTIQ* gefördert und die Gesellschaft weisen und Identitäten abseits von Heterosexu- gegen grassierende menschenfeindliche Ideo- alität und Cisgeschlechtlichkeit in den wenigsten logien von Rechtspopulist*innen, Rechtsextre- Klassen ein Thema. Auch in den Regelstrukturen men und religiösen Fundamentalisten*innen von Wohlfahrtsverbänden und freien Träger*in- immunisiert werden. nen, die besonders auch in der Kinder- und Ju- gendhilfe aktiv sind, tun sich Fachkräfte noch Die Verankerung der Regenbogenkompetenz immer schwer damit, sexuelle und geschlecht- im gesellschaftlichen Mainstream - dieser liche Vielfalt als Querschnittsthema ihres pro- Mammutaufgabe widmet sich auch der LSVD fessionellen Handelns mitzudenken. Oft fehlt mit den weiterentwickelten Regenbogenparla- es an Fachwissen, nicht selten an Sensibilität. menten, der Konzeption kreativer Bildungsma- Das sind nur einige Faktoren, die dazu führen, terialien sowie mit den Vielfaltswerkstätten. dass die völlige gesellschaftliche Akzeptanz von LSBTIQ* noch heute Utopie statt Realität ist.

40 | QUEERZEIT Vielfaltswerkstätten entwickeln So wollen wir dem Rechtsruck und der LSB- Bildungsformate TIQ*-Feindlichkeit kreativ entgegenwirken und Die Förderung des professionellen und diskri- auch Fachkräfte ermutigen, sich hier deutlich minierungsfreien Umgangs mit Themen der und selbstbewusst zu positionieren. Eine zen- sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in der trale Rolle spielt dabei die Entwicklung einer Kinder- und Jugendhilfe steht beim LSVD-Pro- eigenen Haltung, die LSBTIQ* als selbstver- jektteil des Kompetenznetzwerkes im Fokus. ständlichen Teil der Gesellschaft mitdenkt und Dazu entwickeln wir als LSVD handpraktisches vor allem auch berücksichtigt. Bildungsmaterial für Multiplikator*innen und Lehrkräfte. Bestehende Ansätze im Umgang Darüber hinaus wollen wir gemeinsam mit mit rechtspopulistischen Akteur*innen und diesen Fachkräften und unseren Netzwerk- religiösen Fundamentalist*innen aus dem partner*innen eine Allianz der Demokratiever- vergangenen Projekt „Miteinander stärken“ teidiger*innen aufbauen. Dabei ermutigen wir werden wir weiterdenken. In unseren Vielfalts- nicht nur zivilgesellschaftliche Organisationen werkstätten entwickeln wir zusammen mit zu einem bewussten Umgang mit menschen- Bildungsexpert*innen kreative Formate, um feindlichen Einstellungen, sondern werben Fachkräfte nachhaltig zu qualifizieren. auch für ein solidarisches Miteinander der https://www.lsvd.de/de/ct/3650 Organisationen. Wir sind selbstbewusst. Wir Die positiven Erfahrungen, die wir mit unserer sind vielfältig. Diese klaren Botschaften wol- virtuellen Veranstaltungsreihe sammeln konn- len wir nicht nur in allen Ecken der Republik ten, werden wir für die folgenden Parlamente vermitteln, sondern auch im virtuellen Raum nutzen. So wollen wir auch 2021 stärker auf streuen. Hybrid-Veranstaltungen setzen, die die Vorteile einer Präsenzveranstaltung mit der Reichweite Regenbogenparlamente 2.0 eines virtuellen Formats kombinieren. Ab 2022 wollen wir mit unserer „Vielfalts-Box“ und den Das „Regenbogenparlament“ hat sich seit darin enthaltenen Materialien Fachkräften der seinem Auftakt an der Humboldt-Universität Kinder- und Jugendhilfe sowie Bildner*innen zu Berlin 2018 zum bundesweit einmaligen den Rücken stärken und sie für das Thema Leuchtturm-Forum zum Thema „Regenbogen- Regenbogenkompetenz in ihrer praktischen kompetenz“ entwickelt. Im Herbst 2020 sollte Arbeit fit machen. Mehr zum Projekt des LSVD eigentlich das vierte dieser Foren in Frankfurt und dem gesamten Kompetenznetzwerk er- am Main stattfinden. Die steigenden Infekti- fahrt ihr hier: onszahlen von COVID-19 zwangen uns jedoch, www.selbstverstaendlich-vielfalt.de neue Wege zu gehen und das Format zu den virtuellen Rainbow-Weeks umzugestalten. Ansprechpersonen für das Projekt sind: Jürgen Rausch Mit großem Erfolg. Mehr als 200 Teilnehmende [email protected] aus ganz Deutschland und den Nachbarlän- dern haben in den unterschiedlichen Webtalks René Mertens diskutiert und Ideen ausgetauscht. Zur Eröff- [email protected] nung begrüßte Bundesministerin Franziska Giffey (BMFSFJ) die Teilnehmenden. Die an- schließenden Webtalks zu Themen wie „Les- bische Sichtbarkeit in der Mädchen*arbeit“, „Regenbogenkompetenz in der Volkshoch- schule“ oder „Familienvielfalt wertschätzen“ lieferten spannende Impulse und berichteten den Fachkräften von Beispielen guter Praxis und auch von Herausforderungen. Die Doku- mentation des virtuellen Regenbogenparla- ments ist schon jetzt online, die gedruckte Fassung wird ab Januar 2021 verfügbar sein und kann unter: [email protected] be- stellt werden. Hier geht es zur Online-Doku- mentation mit den Mitschnitten der Webtalks:

42 | QUEERZEIT Queere Artikel fürs Ohr JEDEN DIENSTAG EINE NEUE FOLGE

IM PODCAST FEED VON GOQUEER

HÖREN & ABONNIEREN

Projekt des LSVD Sachsen-Anhalt, gefördert vom Ministerium für Justiz und Gleichstellung des QUEERZEITLandes Sachsen-Anhalt. | 43 RÜCKSCHAU 2020 Februar 2020 war ein turbulentes Jahr, Dass Diskriminierung auch im Jahr 2020 nicht das mehr Downs als Ups hatte. abnimmt, hatte uns in den Wintermonaten Pandemie, politische Rechts- eine Geschichte einer jungen Familie aus dem rücke und ein generell unsi- Raum Aschaffenburg gezeigt: Das lesbische Ehepaar Yasemine und Evelyn Arslan wollte cheres Klima für alle, die nicht mit ihren beiden Kleinkindern in eine größere weiß, cishet und/oder ohne Wohnung ziehen – nur um vom Vermieter auf- Be_hinderung bzw. psychische grund seiner “religiösen” Ansichten abgelehnt Belastungen waren. zu werden. Die Geschichte machte alsbald auf Facebook die Runde, sodass auch die lokale Um auf das letzte Jahr mit re- Presse auf die Diskriminierung aufmerksam genbogenfarbener Linse zu wurde. Trotz des Stresses und der Sorgen, bei schauen, ist hier der Jahres- der vorhandenen Wohnungsknappheit keine rückblick der WEEKLY. Fangen passende Wohnung zu finden, hatte die Ge- schichte zumindest für das Ehepaar Arslan ein wir gleich an! gutes Ende: die beiden hatten schlussendlich noch eine Wohnung gefunden.

Januar März Anfang des Jahres gab es an der Universi- Seit März gibt es in Düsseldorf einen Erin- tät Freiburg (Schweiz) einen mittelschweren nerungsort für LSBT. Zu Beginn des Monats Skandal: einer der dort referierenden Dozen- wurde verkündet, dass der Kölner Künstler tinnen hatte Werbung für eine sogenannte Claus Richter den Wettbewerb um das Pro- “Homo-Heilung” gemacht. Offenbar hatte sie jekt gewonnen hatte. Die Skulptur, die aus auch Adressen von “Therapiezentren” ver- “zwei scheinbar männlich und zwei scheinbar teilt, in denen Homosexuelle “umgepolt” wer- weiblichen” Figuren besteht, soll als Mahn- den könne. Der Studierendenschaft passte mal für die im Nationalsozialismus verfolg- das gar nicht und nach lautstarken Protes- ten Homosexuellen, aber auch der aktiven ten hatte sich die Universität von der Dozen- Erinnerung dienen. tin getrennt. Das komplette Gegenteil zum Erinnerungsort war Mitte März in Russland passiert: In der da- mals neuen russischen Verfassung wurde die

44 | QUEERZEIT Im April kehrte The L Word nach 10 Jahren mit neuen Folgen bei sky

© SHOWTIME ins Fernsehen zurück.

Ehe erstmals als Bündnis zwischen Mann und Anschließend an die Geschichte vom Februar Frau festgeschrieben. Auch wenn es gleich- hat der Europäische Gerichtshof ebenfalls im geschlechtlichen Paaren bereits vorher schon April entschieden, dass sich Arbeitgeber:innen nicht möglich war, in Russland zu heiraten oder nicht negativ über die sexuell-romantische eine Lebenspartnerschaft einzugehen, so war Identität möglicher Kandidat:innen äußern dies nochmals ein besonders heftiger Schlag darf. Fallen jedoch queerfeindliche Äußerung gegen russische gleichgeschlechtliche Paare. – wie in diesem Fall, in dem ein italienischer Rechtsanwalt in einer Radiosendung äußerte, er würde keine Homosexuellen in seiner Kanz- April lei einstellen – kann die betroffene Einrichtung Die etwas älteren Leser:innen unter euch wer- auf Schadensersatz verklagt werden. den sich vielleicht noch an “The L Word – Wenn Frauen Frauen lieben” erinnern können. Seit Unabhängig von Rechtssprechungen hielt seit dem 15. April konnte man im Pay-TV das Spin- Mitte März die ganze Welt den Atem an, denn die Off “The L Word: Generation Q” im O-Ton oder Pandemie um CoVid-19 (im Volksmund Coron- mit deutscher Synchronisation erleben. In Se- avirus genannt) legte die komplette Welt lahm. rie geht es um den Hauptcast, dessen Leben Mit Ausgangsbeschränkungen versuchte viele sich seit der Ausstrahlung der ursprünglichen Länder, den unbekannten Virus einzudämmen. Serie massiv verändert hat.

QUEERZEIT | 45 © flickr.com / CC BY 2.0 / Arno Mikkor (EU2017EE) / CC © flickr.com

Angespannt war die Situation Ende April auch und gesund zur Welt gebracht. Vor allem das in Marokko. Dort wurden zahlreiche Nutzer:in- kolumbische Paar, das aus dem trans Model nen – ausgelöst von einer trans Influencerin, Danna Sultana und ihrem Ehemann Esteban die sich homofeindlich auf ihrer Instagram- Landrau besteht – hat mit ihrer Präsenz auf seite geäußert hat - von queeren Dating-Apps Instagram für queere Sichtbarkeit gesorgt. bloßgestellt und gedoxxt . Da in Marokko Ho- In Ungarn sieht es gerade für unsere inter* und mosexualität weiterhin strafbar ist, waren die trans* Geschwister düster aus, denn die un- Zwangsoutings der vielen verschiedenen Nut- garische Regierung hat Ende Mai ein Gesetz zer:innen der Dating-Apps lebensgefährlich: verabschiedet, das die Personenstandsän- viele Nutzer:innen wurden obdachlos, leben derung von trans* und inter* Menschen ver- in Angst um ihre körperliche, finanzielle und weigert. Doch nicht nur das: in Zukunft werde psychische Gesundheit oder wurden in den nicht mehr das “Geschlecht” in ungarischen Selbstmord getrieben. Personalausweisen festgehalten, sondern das “biologische Geschlecht” oder “Geschlecht Mai zur Geburt”. Nach einem nervenzerreibenden April mach- ten im Mai freudige Nachrichten die Runde: Ähnliche Probleme gibt es mittlerweile auch Sowohl in Kolumbien als auch in Vietnam hatte für abinäre Personen in Deutschland, denn zwei trans Paare Kinder bekommen. In beiden nach Verabschiedung des Gesetzes zum “Drit- Fällen hatten die Väter die Kinder ausgetragen ten Geschlecht” hatten vor allem agender, abi-

46 | QUEERZEIT näre und sich divers identifizierende Personen auf den Geschlechtseintrag beim Personal- – unabhängig einer eigenen Intergeschlecht- ausweis verzichten wolle. Ziel sei es, "dort lichkeit – den PStG 45b zur Änderung und wo es möglich ist, die unnötige Registrierung Streichung des Personenstandeintrages ge- des Geschlechts zu begrenzen". Die Nieder- nutzt. Dies sei jedoch laut des Bundesgerichts- länder_innen sollen in Zukunft auch die Mög- hofes nicht rechtens: “Personen mit lediglich lichkeit haben, den Geschlechtseintrag offen empfundener Intersexualität seien vom Ge- oder durch ein „X“ ersetzen zu lassen. setz zum Dritten Geschlecht nicht erfasst” und müssen den langwierigen Weg des TSG durch- Zusätzlich dazu wurde, ebenfalls in den Nie- laufen. Unabhängig davon, ob es moralisch derlanden, das Merkmal „sexuelle Orientie- in Ordnung ist, PstG 45b für die Streichung rung“ mit in den Diskriminierungsschutz der des Personenstandeintrages zu nutzen, wenn Verfassung aufgenommen. eins nicht inter ist, zeugt es nicht unbedingt von Wissen und Verständnis für die Materie, Im Juli hatte Montenegro außerdem für die abinär-sein als “gefühlte Intergeschlechtlich- Legalisierung von gleichgeschlechtlichen ein- keit” zu bezeichnen. getragenen Lebenspartnerschaften gestimmt und war somit das erste europäisches Land Juni außerhalb der EU, das zumindest eine einge- In Berlin dürfen öffentliche Gebäude künftig tragene Partnerschaft für gleichgeschlechtli- zum Christopher Street Day (CSD) die Regen- che Paare öffnete. bogenfahne ohne gesonderten Antrag hissen. Die Regelung gilt für alle Dienststellen und August sonstige Einrichtungen des Landes Berlin und Im August haben zwei US-Gerichte zugunsten der seiner Aufsicht unterstehenden Körper- von trans Kläger:innen entschieden. schaften, Anstalten und Stiftungen des öf- fentlichen Rechts. Im ersten Fall ging es um den 19-jährigen Drew Adams, der seine damalige Highschool ver- Nicht ganz so positiv ist die Rückmeldung zum klagt hatte, weil sie ihm den Zugang zur Män- jährlichen Gedenken an queere Opfer des Na- nertoilette verweigerte. In Idaho wurde unter tionalsozialismus: im wird es 2021 anderem ein Gesetz gestoppt, dass es trans keine offizielle Gedenkstunde geben. Damit Personen verboten hätte, das Geschlecht in sind diverse Landtage wie Baden-Württem- der Geburtsurkunde anpassen zu lassen. Das berg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Thü- gleiche Gericht hatte bereits 2018 eine ähnli- ringen oder Rheinland-Pfalz dem deutschen che Regelung in Idaho gestoppt. Bundestag um einiges voraus. Ebenfalls Klage eingereicht hatte die ehema- Juli lige Unteroffizierin Byun Hee-soo beim Bezirks- Anfang Juli hatte die niederländische Regie- gericht Daejeon eingereicht. Grund dafür war rung bekannt gegeben, dass sie ab 2024/2025 Hee-soos Entlassung, die nach einer medizini-

QUEERZEIT | 47 schen Pflichtuntersuchung und der Einstufung offengelassen oder gestrichen werden. In- einer „geistigen Behinderung dritten Grades“ tergeschlechtlichen Personen, die nicht als folgte. Grund der diskriminierenden Einstu- weiblich oder männlich registriert wurden, kön- fung war Hee-soos chirurgische Transition. nen ihren Eintrag künftig ändern lassen. Alle In Südafrika ist es seit August außerdem anderen, die den Geschlechtseintrag ändern ebenfalls nicht mehr erlaubt, sich gegen die lassen wollen, müssen ein Gutachten über Trauung von gleichgeschlechtlichen Paare zu eine körperliche "Variante der Geschlechts- wehren. Vorher war dies unter der Nennung entwicklung" vorlegen. „des Verstoßs gegen den persönlichen Glau- ben“ erlaubt. Ähnlich wie auch das Attest in Deutschland kritisiert wird, wurde das Gutachten von Akti- September vist:innen unter Beschuss genommen. Inter- Neues gab es im Frühherbst auch von unse- geschlechtliche Personen würden dadurch ren Nachbar:innen in Österreich. weiterhin pathologisiert werden und der Schritt zur Selbstbestimmung bleibe in weiter Ferne. Hier ist es nun seit Mitte Sep- tember möglich, neben den Positive Neuerungen gibt es auch in Japan, denn Geschlechtseinträgen Japan Airlines wird künftig eine geschlechtsneu- weiblich und männlich trale Anrede für Passagier:innen nutzen. Damit auch die Kategorien folgen sie australischen Fluggesellschaften inter oder divers zu wie Quantas und Air Canada und sind au- wählen. Ebenso ßerdem Vorreiter*innen im asiatischen kann der Ge- Raum. Doch nicht nur das: JAL bietet schlechts- außerdem Vergünstigungen für gleich- eintrag geschlechtliche Ehepaare und deren Familien an und ist damit dem Land Ja- pan um ein vieles voraus. Oktober in den Kongress gewählt und haben somit die In Belgien ist Anfang des Monats die erste homofeindliche Konkurrenz um Ruben Diaz trans Person ins Ministerium eingezogen. Sr. geschlagen. Petra De Sutter ist Gynäkologin, Professorin und Politikerin und wird zudem als stellver- Die EU arbeitet außerdem aktuell an einem tretende Premierministerin agieren. De Sut- Konzept, mit dem queere Personen besser ter ist damit die älteste trans Politikerin, die geschützt werden sollen: Es sollen Maßnah- aktuell im Amt ist. men gegen Diskriminierung ergriffen werden, u.a. sollen Konversionstherapien verboten, Leider gab es ebenso eine traurige Nachricht Operationen an intergeschlechtlichen Kindern im Oktober: In Dresden wurde ein Mann er- verboten und queerfeindliche Hassrede als stochen sowie sein Lebenspartner schwer Verbrechen im EU-Recht verankert werden. verletzt. Grund dafür waren, laut LSVD, ho- Rechte von Regenbogenfamilien sollen the- mofeindliche Motive. Doch genau diese ver- oretisch gestärkt werden. Jedoch wird dies schweigen die sächsischen Behörden. aufgrund der fehlenden Zustimmung von Staa- ten wie Ungarn oder Polen vermutlich nicht November durchgesetzt werden können. Die Fotoausstellung "Queer im Museum - Les- ben, Schwule und trans* Personen in Meck- Das war ein kleiner Teil des queeren 2020. lenburgs Landesgeschichte" ist im November Die WEEKLY meldet sich auch 2021 mit den online gegangen. In zehn digitalen Räumen neuesten Themen aus der queere Commu- werden Themen wie "heimliche Ehen" bis hin nity zurück. zu den ersten öffentlich sichtbaren Treffpunk- ten für lesbische Frauen nach 1990 berichtet. Übrigens: Die Ausstellung basiert auf einem mehrjähri- Wer Lust hast, sich an der WEEKLY zu betei- gen Projekt, an dem viele Menschen mitgear- ligen, kann sich gern über die Mailadresse beitet haben. Einige der Inhalte sind seit Juni [email protected] melden. Gesucht werden 2020 fester Bestandteil der landeskundlichen Blogger_innen, die zu unterschiedlichen The- Dauerausstellung der Stiftung Mecklenburg in men der queeren Kultur Beiträge schreiben Schwerin. möchten!

Positives ließ sich auch in den USA vermel- Min. den: Nicht nur wurde Trump nach vier Hor- rorjahren endlich abgewählt, nein! Es wurden ebenso elf queere Menschen in den Senat ge- wählt. Sarah McBride aus Delaware ist u.a. die erste trans Frau, die einen Senatorinnen-Pos- ten übernehmen wird. Ebenso wurden zwei Schwarze schwule Männer im Staat New York

QUEERZEIT | 49 ZEITSTRAHL LSVD (TEIL 2) Eine kleine Reise durch 30 Jahre LSVD

10.11.2000  Der Bundes­tag beschließt das Lebens­ partnerschaftsgesetz. Zehn Jahre zäher Überzeu- gungsarbeit des LSVD haben sich gelohnt.

2000  17.07.2002 Das Bundes­ver­fas­sungs­gericht stellt fest, dass das Lebens­partner­ schafts­gesetz mit dem Grund­­­gesetz ver­einbar ist und weist die Ver­ fassungs­klagen der Bundesländer Bayern, Sachsen und Thüringen zu- rück; es folgt damit in weiten Teilen der Argumentation des LSVD.

2002

15.09.2002 Der LSVD startet das Projekt „Re- genbogenfamilien“ zur Beratung von lesbischen Müttern, schwulen Vätern und ihren Kindern sowie von Lesben und Schwulen mit Kinderwunsch. *

50 | QUEERZEIT 14.12.2000 Auf Initiative des LSVD empfängt Johannes Rau als erster Bundesprä- sident eine Delegation lesbischer Bürgerinnen und schwuler Bürger.

 © wikimedia.org / CC BY-SA 3.0 / Johannes Liebmann

 2001 01.01.2001 Die Jugendgruppe COME IN, gegründet 03.05.2001 1995 bei der Caritas Magdeburg, findet Die Initiative „Der homosexuellen NS-Opfer ihre neue Heimat beim gedenken“ und der LSVD treten mit dem LSVD Sachsen-Anhalt Aufruf „Ein Denkmal für die im Nationalso- zialismus verfolgten Homosexuellen“ an die Öffentlichkeit.

01.08.2001 Das Lebens­partnerschafts­ge­setz tritt in Kraft.

QUEERZEIT | 51 2003 12.12.2003 Der Bundes­tag beschließt gegen die Stimmen der CDU/CSU, in Berlin ein nationales Denkmal für die im Nationalsozi- alismus verfolgten Homosexuellen zu errichten. 

10.05.2007 Der LSVD gründet die Hirschfeld-­Eddy- Stiftung für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender. 2007

10.05.2007 Der LSVD startet eine Kampagne zur Ergänzung von Artikel 3 Grundgesetz um das Merkmal der sexuellen Identität. Sie wird in den kommenden Jahren als Aktion 3+ bekannt

FORTSETZUNG FOLGT

52 | QUEERZEIT 01.01.2005 Das Überarbeitungsgesetz zum Lebens­ partnerschaftsgesetz tritt in Kraft. Es beinhaltet auch die Stiefkindadoption    sowie die Hinterbliebenenversorgung in der gesetzlichen Rente. ADOPTION 2005

28.02.2005 Der LSVD und seine Bündnisorgani- sationen starten die Aktion 1:1 zur vollen rechtlichen Gleichstellung ein- getragener Lebenspartnerschaften. 12.12.2006 Schritt für Schritt gelingt es in den Der LSVD erhält offiziellen Beraterstatus folgenden Jahren, in den Parlamen- beim Wirtschafts- und Sozialausschuss ten und vor Gericht weitere Rechte zu der Vereinten Nationen (ECOSOC). erkämpfen.

2006

18.08.2006 10.2005 Das Allgemeine Gleichstellungsgesetz Der LSVD Sachsen-Anhalt und die tritt in Kraft. Trotz heftiger Widerstände Heinrich-Böll-Stiftung veranstalten die aus Wirtschaft und Politik ist es gelun- Tagung „Lesben und Schwule in der gen, den Diskriminierungsschutz für DDR“. Die Ergebnisse werden in einem Lesben und Schwule sowohl im arbeits- Sammelband veröffentlicht. rechtlichen wie im zivilrechtlichen Teil des Gesetzes zu verankern. § book

QUEERZEIT | 53 lsbti* infoguide kompakt

Fraktion DIE LINKE Eva von Angern (MdL) Politik, Sprecherin für Gleichstel- lungspolitik und LSBTTI Fraktionen & Parteien Domplatz 6-9, 39104 Magdeburg PHONE0391-5605007 / 5605003 Ministerium für Justiz und Gleichstellung  [email protected] des Landes Sachsen-Anhalt Leitstelle für Frauen- und Gleichstellungs- SPD-Fraktion politik, Aktionsprogramm für Akzeptanz Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen (MdL) von LSBTTI, Referentin: Dr. Bettina Götze Sprecherin für Gleichstellung Domplatz 2-4, 39104 Magdeburg Domplatz 6-9, 39104 Magdeburg PHONE0391-567 6135 PHONE0391-5603112  [email protected]  angela.kolb-janssen@ spd.lt.sachsen-anhalt.de

Landtagsfraktionen Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN CDU-Fraktion Sebastian Striegel (MdL) Jens Kolze (MdL) Sprecher für Lesben- und Schwulenpolitik Vorsitzender Arbeitsgruppe Recht, Domplatz 6-9, 39104 Magdeburg Verfassung und Gleichstellung PHONE0391-5604000 Domplatz 6-9, 39104 Magdeburg  sebastian.striegel@ PHONE0391-5602009 gruene.lt.sachsen-anhalt.de  [email protected]

54 | QUEERZEIT Parteien Polizeiliche SPDqueer Sachsen-Anhalt Arbeitsgemeinschaft der SPD für Ansprechpersonen Gleichstellung und Akzeptanz für LSBTTI* c/o Landesgeschäftsstelle SPD Sachsen-Anhalt Polizeiinspektion Zentrale Bürgelstraße 1, 39104 Magdeburg Dienste Sachsen-Anhalt August-Bebel-Damm 19 Landesfachgruppe QueerGrün 39126 Magdeburg von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Grit Merker Sachsen-Anhalt Ansprechperson für LSBTTI c/o Landesgeschäftsstelle BÜNDNIS90/ PHONE0391 5075 838 DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt  [email protected]. Otto-von-Guericke-Str. 65,  [email protected] 39104 Magdeburg

Liberale Schwule und Lesben AgL in der Polizei (LiSL) Mitteldeutschland Polizeiinspektion Magdeburg c/o FDP Halle, Polizeirevier Magdeburg Leipziger Straße 46, 06108 Halle (Saale) Stefan Baumann  [email protected][email protected]

Polizeirevier Harz Ivonne Kersten PHONE 03941-674 842  [email protected]

Polizeiinspektion Zentrale Dienste Sachsen-Anhalt Landesbereitschaftspolizei Thomas Leyh PHONE0391-810 2720  [email protected]

Fachhochschule Polizei Frank Oßwald Tel.: 03473-960 223 E-Mail: [email protected]

QUEERZEIT | 55 Staatsanwaltschaften

Ansprechpersonen für gleichgeschlechtli- che Lebensweisen bei Opfern homophober Hasskriminalität

Dessau-Roßlau Herr Staatsanwalt Jörg Blasczyk PHONE0340 2020  [email protected]

Halle (auch für Zweigstelle Naumburg) Frau Staatsanwältin Dörte Dreier PHONE0345 2200  [email protected]

Halberstadt Frau Staatsanwältin Eva Vogel PHONE 03941 58380  [email protected]

Magdeburg den kompletten Frau Staatsanwältin Angelika Lux PHONE0391 6060  [email protected] lsbti* Stendal Frau Staatsanwältin Dagmar Regel PHONE03931 580  [email protected] infoguide

könnt ihr kostenlos anfordern unter [email protected]

56 | QUEERZEIT Landeskoordinierungsstelle Sachsen-Anhalt Nord

Fachstelle für Fragen zur sexuellen und geschlechtlichen Identität

 Bürozeiten: Mo: 10 bis 18 Uhr H ac Di: 17 bis 19 Uhr s aße den kompletten Änderungen bei Auswärtsterminen e ß Be vorbehalten. Sprechzeiten außerhalb a hg   t ra dieser Zeiten sind nach Vereinbarung S ße - e  möglich.   lsbti* r  u K G ep  Ansprechpartner: - s a n ße  Mathias Fangohr - o  g infoguide t O We   Adresse:  E  in e Otto-von-Guericke-Str. 41 n r St B

könnt ihr kostenlos 39104 Magdeburg aße e anfordern unter PHONE 0391 / 40 03 51 33

[email protected]

  f   r a ß [email protected]  www.lsvd-lsa.de/lsbti-lks  h  e a b   p ß B s  a a a  H  z s   e  ß b a e e  aß L t   Ein Projekt des LSVD Sachsen-Anhalt e.V., gefördert durch  St  c   g das Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt al e H H TERMINÜBERSICHT Regelmäßige Termine

MAGDEBURG

LSVD Sachsen-Anhalt e.V. 17:00 Uhr Mo Otto-von-Guericke-Straße 41 Jugendtreff COME IN (U28) 39104 Magdeburg 20:00 - 22:00 Uhr Di Queer&Trans Life Support (Beratung) © Hanker - Stock.Adobe.com phone 0391/54 32 569 Whatsapp & Überfalltelefon 0391/192 28 19:00 - 22:00 Uhr MI globe www.lsvd-lsa.de Offener Treff im Regenbogencafé

19:00 - 22:00 Uhr Allgemein: [email protected] Fr Rainbow Connection Beratung: [email protected] Meeting Point For Queer Internationals And Friends Rainbow Connection: [email protected]

LSBTI*-Landeskoordinierungsstelle Mo 10:00 - 18:00 Uhr Sachsen-Anhalt Nord Bürozeit Otto-von-Guericke-Straße 41 39104 Magdeburg Di 17:00 - 19:00 Uhr Bürozeit

 Dipl. Soz. Päd. Mathias Fangohr Änderungen bei Auswärtsterminen vorbehalten. phone 0391 / 40 03 51 33 Sprechzeiten außerhalb dieser Zeiten sind nach Vereinbarung möglich. a [email protected] globe www.lsvd-lsa.de/lsbti-lks

58 | QUEERZEIT Zentrum für sexuelle Gesundheit Mo 11:00 - 20:00 Uhr AIDS-Hilfe Sachsen-Anhalt Nord e.V. Beratungszeit & Testzeit

Am Polderdeich 57 Do 11:00 - 20:00 Uhr 39124 Magdeburg Beratungszeit & Testzeit Fr 09:00 - 13:00 Uhr phone 0391/53 67 69-0 Beratungszeit globe www.aidshilfesachsenanhaltnord.de 16:00 - 18:00 Uhr a [email protected] 3. Fr Trans*Treff

BOYS ́n`BEATS - Club für Gays & Friends Liebknechtstraße 89 Termine im Internet: 39110 Magdeburg www.boysnbeats.de

phone 0170/ 200 72 46 a [email protected]

Caritasverband für 14:00 - 18:00 Uhr das Bistum Magdeburg e.V. Beratungsstelle für gleichge- Beratungsstelle der Caritas für gleichgeschlechtliche Lebensweisen Do schlechtlich lebende Männer und AIDS-Beratung, Prävention und Aufklärung Frauen, AIDS-Beratung, Diktaturfol- Karl-Schmidt-Str. 5c genberatung 39104 Magdeburg Ansprechpartner: Dipl. Soz. Arb. (FH) Hans-Peter Schulze phone 0391/520 94 02 a [email protected]

CSD Magdeburg e.V. 19:00 Uhr 1. Di Pimp your Pride Breiter Weg 20 im Monat 39104 Magdeburg Plane den CSD Magdeburg mit! 3. Di 19:00 Uhr phone 0151/ 59 45 00 01 im Monat Queer-Treff a [email protected] globe www.csdmagdeburg.de

QUEERZEIT | 59 DykeAndGay – LesBiSchwules Referat 19:30 Uhr Do Stammtisch im Wohnheim 1, Hohepfortestr. 40 Regenbogencafé 39106 Magdeburg erster 15:30 Uhr So / Sonntagstreff a [email protected] Monat globe www.dykeandgay.de

Frauenzentrum Courage Mo 10:00 - 16:00 Uhr c/o Volksbad Buckau Öffnungszeit DI 10:00 - 19:00 Uhr Karl-Schmidt-Str. 56 Öffnungszeit 39104 Magdeburg MI 14:00 - 19:00 Uhr Öffnungszeit phone 0391/ 404 80 89 Do 10:00 - 20:00 Uhr a Öffnungszeit [email protected] 18:00 Uhr globe www.courageimvolksbad.de Beratung für lesbische Mädchen & Frauen 1. Mo 16:30 – 18:30 Uhr Monat Rechtsberatung für Frauen

LSBTIQ*-Elternstammtisch Magdeburg Termine erfragen per Telefon oder Email. im FIB – Familieninformationsbüro Krügerbrücke 2 39104 Magdeburg

phone 0391/ 59 80 27 01 & -00 a [email protected]

Entscheidungsfreiraum Magdeburg 2. & 4. So im Monat um 16:15 Uhr Selbsthilfe-Gruppe für trans*- und LSVD Sachsen-Anhalt, Regenbogencafé nonbinary Personen a [email protected] Eine Gruppen-Chat-Aufnahme ist auf Anfrage möglich

60 | QUEERZEIT L-Stammtisch für ab 19:30 Uhr lesbische & bisexuelle Frauen Treff in in jeder geraden Woche, Mo Alex Magdeburg, für Treffpunkt den QR-Code nutzen Ulrichplatz 2, 39104 Magdeburg

Offene Sportgruppe Magdeburg 20:00 - 22:00 Uhr Der Sportclub für schwule Freunde und Freunde in Mo Schwimm- & Saunatreff Magdeburg und Umgebung Elb-Schwimm-Halle, Virchowstr. 9 globe www.sportgruppemd.de

QueerDenken Referat Magdeburg ab 19:00 Uhr Queerer Studierendentreff (c/o StuRa HS Magdeburg) Di Hohepfortestr. 40, Breitscheidstraße 2, Haus 11 Keller Wohnheim 1 39114 Magdeburg a [email protected]

Trans-Inter-Aktiv in Mitteldeutschland e.V. Zukunft gestalten - geschlechtliche Vielfalt (er)leben Geschäftsstelle Sachsen-Anhalt Olvenstedter Straße 60, 39108 Magdeburg Judith Linde-Kleiner a [email protected] phone 0176 / 62 98 53 07

Daria Majewski a [email protected] phone 0176 / 62 62 36 46

QUEERZEIT | 61 HALLE

Regenbogenbrunch Sa: 11:00 - 14:30 Uhr AIDS-Hilfe Halle / Sachsen-Anhalt Süd e.V. © pure-life-pictures - Stock.Adobe.com Leipziger Straße 32 Mo, Fr: 10:00 - 13:00 Uhr Beratungsstelle 14:00 - 16:00 Uhr 06108 Halle Di, Do: 14:00 - 19:00 Uhr

phone Positiventreffen Jeden 2. Mi 0345/ 58 212 70 18:00 - 20:00 Uhr a [email protected] HIV- & Syphilis- Jeden 1. & 3. Do globe www.halle.aidshilfe.de Schnelltest 18:00 - 20:00 Uhr

BBZ „lebensart“ e.V. Fachzentrum für Mo 12:00 – 18:00 Uhr Beratungsstelle für geschlecht- geschlechtlich-sexuelle Identität lich-sexuelle Identität

Beesener Str. 6 18:00 Uhr 06110 Halle Jugendgruppe Queerulanten Di- Fr nach Terminvereinbarung phone Beratungsstelle für geschlechtlich- 0345/ 202 33 85 sexuelle Identität a [email protected] 19:00 Uhr globe www.bbz-lebensart.de 1. Mi im Monat Queer + Glauben Halle (Saale) Laurentius-Gemeinde, Breite Str. 29

2. Di 19:00 Uhr im Monat Gruppe: Trans* und Inter*

2 & 4. Fr 19:00 Uhr im Monat Treff: Queer Club

3. Fr 19:00 Uhr im Monat Karaokeabend

3. Sa 19:00 Uhr im Monat Gruppe: Cross-Dreams-Halle

62 | QUEERZEIT Frauenzentrum Weiberwirtschaft/ Di 10:00 - 15:00 Uhr Dornrosa e.V. Frauencafé und Galerie 12:00 - 16:00 Uhr Karl-Liebknecht-Str. 34 Do Frauencafé und Galerie 06114 Halle (Saale) 19.30 Uhr Miss Klang (Chorproben) phone 0345/ 202 43 31 Fr 12:00 - 16:00 Uhr a [email protected] Offenes Café 18:30 Uhr globe www.dornrosa.de Jeden 2. Di Lesben Stammtisch Halle 15:00 – 17:00 Uhr Jeden 2. Mi Familienrechtsberatung 15:00 - 17:00 Uhr Jeden 3.Do Sozialrechtsberatung

Jugendnetzwerk Lambda Mitteldeutschland e.V.

Große Klausstraße 11 06108 Halle (Saale) phone 0151/ 50 86 19 34 globe www.lambda-mdl.de

LSBTI*-Landeskoordinierungsstelle Mo 11:00 - 17:00 Uhr Sachsen-Anhalt Süd Sprechzeit Beesener Str. 6 06110 Halle Sprechzeiten außerhalb dieser Zeiten nach Vereinbarung.  Ants Kiel phone 0345/ 202 33 85 a [email protected]

QUEERZEIT | 63 QUE(E)R_EINSTEIGEN Genauere Informationen zu den Veranstaltungen Arbeitskreis des Studierendenrates unter http://bit.ly/queerevents der MLU Halle-Wittenberg c/o Studierendenrat Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Universitätsplatz 7 06099 Halle (Saale)

a [email protected] globe www.queereinsteigen.wordpress.com

Saaleperlen e. V. - Trainingszeiten für Volleyball, Badminton & Erster Hallescher schwul-lesbischer Sportverein Tanzen siehe Internet: www.saaleperlen.de Burgstraße 56 06114 Halle (Saale)

phone 0345/ 445 48 27 a [email protected] globe www.courageimvolksbad.de

DESSAU

Schwuler Stammtisch Dessau

Do 20:00 Uhr / Mattoff © stock.adobe.com im Merci, Am Lustgarten 6-8 06844 Dessau

64 | QUEERZEIT ILSENBURG/QUEDLINBURG

Er gehört zu mir e.V. 2. Di 19:00 - 21:00 Uhr Pulvermühle 5 Vereinsabend Uhr im Kulturzentrum © stock.adobe.com / Ulf © stock.adobe.com 38871 Ilsenburg Reichenstraße, Reichenstr. 1, 06484 Quedlinburg phone 0176/ 20 26 79 14 a [email protected] globe www.ergehoertzumir.de

WITTENBERG

Jugendgruppe „Queerbeet“ 2 x Monat Sa: Nachbarschaftstreff Wittenberg West: JNW Lambda Mitteldeutschland e.V. 14:00 - Dessauer Straße 255, 06886 Lutherstadt Wittenberg 17:00 Uhr a genauen Termin [email protected] siehe Webseite globe www.lambda-mdl.de

QUEERZEIT | 65 LSVD Mitgliedschaft Der LSVD hat viel bewirkt, aber das allein genügt nicht. Der Lesben- und Schwulenverband braucht tatkräftige Un- terstützung. Noch mehr könnte schon erreicht sein, wenn sich mehr beteiligten. Aus diesem Grund ist eine Mit- gliedschaft im LSVD sinnvoll und wichtig! Aktive Mitarbeit und eine Mitgliedschaft stärkt unseren Verband und hilft, unsere Ziele durchzusetzen.

Mitgliedsantrag sowie weitere Infos: www.lsvd-lsa.de/mitgliedschaft/

66 | QUEERZEIT IMPRESSUM

HERAUSGEGEBER & REDAKTION LSVD Sachsen-Anhalt e.V. Otto-von-Guericke-Straße 41 39104 Magdeburg Tel.: 0391 543 25 69/ Fax: 0391 581 97 62

COVER Dominc Liebschwager

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Korrekturen und Ergänzungen bitte mitteilen an: [email protected]

Namentlich gezeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Alle Angaben sind sorgfältig recherchiert. Dennoch erfolgen diese, mit Ausnahme der Veranstaltungen des LSVD, ohne Gewähr. Die Rechte an den Texten liegen beim Herausgegeber.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Helene ZeisigHelene Zeisig

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Gelesen von Elijah A. Chain im Podcast-Feed von GOQUEER