Wege Und Strassen

Wege Und Strassen

Horgner Jahrheft 2014 Wege und Strassen Horgner Jahrheft 2014 Inhalt Wege und Strassen Seite Vorwort 3 TheoLeuthold Vom Säumerweg zur modernen Strasse4 Hans-UlrichSchiedt Die Wanderwege 14 StefanJucker-Joos Die Waldstrassen 18 RuediFluri Die Seestrasse – einst und heute 22 HansBurch Strassenbau und Strassenbeleuchtung 30 NorbertBürge Strassennamen und Hausnummern 38 AlbertCaflisch Der Kreisverkehr 42 JamesJ.Frei Horgen im Jahr 2013 48 Chronik,BevölkerungsstatistikundSportlerehrungen MarianneSidlerundAlbertCaflisch Bibliografie, Bildnachweis und Impressum 56 Vorwort LiebeLeserinnen,liebeLeser Das Jahrheft 2014 – eine weitere Möglichkeit, um der Gemeinde HorgenundihrenBesonderheitenaufdieSpurzukommen. WegeundStrassenerhaltenwohlnebendenordentlichenBezeich- nungenauchimmerwiederSchimpfnamen,wennsieihrenursprüngli- chenDienstwegenBauarbeiten,Sanierungsmassnahmenoderanderen Eingriffennichtversehenkönnen,unddiesistindenletztenJahrenund MonateninHorgenwiederholtvorgekommen,undeswirdnocheinige Zeitsobleiben. WegeundStrassensindmehralsnurInfrastruktureinrichtungen.Sie geben Hinweise und Anhaltspunkte über Lebensweisen und Gewohn- heitenvonfrüherenGenerationen.AufderGyger-Kartefindenwiruns mitdenOrts-undFlurnamendurchauszurecht–dasStrassennetzaber hatkaumetwasmitunsererheutigenNetzlösungzutun.VonderSee- undZugerstrasseisterstab1830/46dieRede.Geschmunzelthabeich überdenBericht,dassselbsteinGerichtsurteilbestätigte,wennsichdie Strasse in unbrauchbarem Zustand befindet, «nötigenfalls neben der Strassezufahren»–keineEmpfehlungfürdieheutigeZeit! Die verschiedenen Strassenkategorien werden detailliert beschrie- ben.DabeigehtundgingeswenigerumdieBezeichnungalsdarum,wer für die Kosten aufzukommen hat. Der Saumweg und die Sust haben Horgen zu Wohlstand und Bedeutung verholfen, und plötzlich ist der WegüberdenGotthardviaRichterswil–Sattel–Brunnenwirtschaftlicher undHorgensSaumweghatausgedient.Soschnellkannesgehen. BeidenGeburtstagsbesuchenunsererälterenJubilarinnenundJubi- laren höre ich oft, dass die «Bsetzi-» oder Pflastersteine nicht nur für elegante Schuhe, sondern auch für den Rollator ungeeignet seien. Ein ThemasindimvorliegendenJahrheftauchdieHorgnerStrassennamen. Dieeinenlassensichleichterklären–anderekönnenauchnachlängeren Recherchennichteindeutighergeleitetwerden. AlleWegeführennachRom,heissteinbekanntesSprichwort.Aber wirbrauchennichtnachRomzublicken,denndasGuteliegtsonah. SiewerdenesbeiderLektüreentdecken! TheoLeuthold Gemeindepräsident 3 Vom Säumerweg zur modernen Strasse Hans-Ulrich Schiedt Gyger-Karte, 1667. In seiner 1667 entstan denen Karte des Kantons Zürich zeigt Hans Conrad Gyger für das Gebiet der Gemeinde Horgen mehrere Strassenzüge: eine Strasse dem See entlang, eine Strasse von Horgen nach Sihlbrugg – Gyger zeigt die obere Strasse –, von der bei Wüeribach noch eine Strasse über Morschwand nach Sihlwald abzweigt, die Strasse von Horgen über Bocken und Arn Richtung Schindel legi, Sattel und Einsiedeln und eine Strasse, die aus Richtung Zürich bei Wüeribach direkt in die Strasse auf dem Horgenberg mündet. 4 Die Siedlungen, die Verkehrsnetze und die weiteren Raumnutzungen entstanden seit jeher in einem engen Zusammenhang zueinander. Die SiedlungenunddieWegegehörenzudenältestenRaumstrukturenüber- haupt.WerdieGeschichtederSiedlungenundihrerWirtschaftkennt, hatdamitschoneinewichtigeBasisfürdasVerständnisdesWegnetzes, und wer die Geschichte der Wege und der Verkehrsbedingungen auf diesenkennt,kanndieSiedlungs-undRaumnutzungsstrukturenbesser verstehen. DieWegehattenindervormodernenZeitverschiedeneFunktionen alsLandstrassen,alsKirch-undLeichenwege,alsMühlenwege,alsWege zumSteinbruch,aufdieAllmend,zudenverschiedenenSondernutzungs- flächen,alsHolz-,Flur-,Heu-,Feld-,Tränk-oderalseinfacheNachbar- schaftswege.InSeenähewarenWegezudenSchiffstellenvorhanden.Der SeewarindasdichteNetzderlokalenKommunikationeneinbezogen. AufdenLandstrassenwarenverschiedeneVerkehrsfunktionen,dielo- kale Erschliessung des Umlandes, der lokale oder regionale Marktweg undauchdieüberregionalenVerbindungenvereint.ImZusammenhang mitderFunktionundderBedeutungderWegestandenoftauchBestim- mungenüberdieWegbegrenzungen,überZäune,Hecken,Gatteroder seitlicheGräben. Die Horgner Landstrassen VielederwichtigenHauptstrassen–besserwürdemanfürdieZeitvor 1830vonHauptwegensprechen–lassensichbisinsSpätmittelalterzu- rückverfolgen,manchevonihnenentstandendamals.ImSpätmittelalter kameszueinemBevölkerungswachstumunddamitzueinerAusdehnung und intensiveren Nutzung des Kulturraums sowie, ebenfalls als Folge davon,zueinerVerdichtungderVerkehrsnetze.AbdemSpätmittelalter sindauchfürHorgensolcheWegezubelegen.Fürdiewichtigstenre- gionalen und überregionalen Verbindungen sind Landstrassen über­­lie- fert. Der Begriff Landstrasse bezog sich damals nicht auf Land im Gegensatz zur Stadt, sondern auf Land als räumlich-herrschaftlicher Zu­­sam­­menhang der im Spätmittelalter aufkommenden Territorialherr- schaften. Für die Horgner Landstrassen und den Transitverkehr auf diesen wurde die Stadtzürcher Herrschaft bestimmend. Die Mitte des 15.JahrhundertsfürHorgenerlassenenobrigkeitlichenZoll-undSust- ordnungenwarenElementedavon. Der erste Nachweis einer Landstrasse betrifft die Landverbindung entlangdesZürichsees.DiesewarzwarwichtigfürdieGemeinden,aber fürdenübergeordnetenTransitverkehrhattesieimVergleichzumSeeweg nurkomplementäre,wenigerwichtigeFunktioneninne.AlsHauptver- 5 Vom Säumerweg zur modernen Strasse bindungderSiedlungenentlangdesSeesistsieseitdemspäten13.Jahr- hundertindenQuellenzufassen,diesieoftmalsalsLandstrasse,aber auchalsHeerwegoderHeerstrassenachweisen.InderGemeindeHorgen istihrVerlaufnochfürdenBereichderAltenLandstrasse,derNeudorf- strasse, dem Käpfnerweg und dem Pappelweg erhalten. Diese Strasse wurde im Rahmen allgemeiner Strassenverbesserungen in der zweiten Hälftedes18.Jahrhunderts–imKantonBernbautemandamalsschon die Chausseen – so ausgebaut, dass man nun nicht mehr nur mit den kleinenzweirädrigenGabelfuhrwerken,sondernauchmitgrösserenvier- rädrigenDeichselfuhrwerkenverkehrenkonnte. DiefrühestegesicherteErwähnungeinerHorgnerLandstrassevon HorgennachZugstammtausdemJahr1385.DamalswurdedieSihl- brückeineinerUrkundeerwähnt.1620beschriebJohannesHallerdiese in einem Kommentar zur ersten Karte des Kantons Zürich von Hans ConradGygeralseine«mëchtigeLandtstraasz,vonHorgen,nachSihl- brugg,undIndasLanndumZugundLutzern».Daswarjedochnurdie eineRichtungundFunktion,diederHorgnerSaumwegmitderalterna- tiven Route von Zürich über den Albis nach Luzern teilte. Ebenfalls wichtig–indenfrüherenJahrhundertensogarwichtiger–wardieFunk- tiondesHorgnerSaumwegsalsZürcherZugangzumGotthardpass.Die BedeutungdesVerkehrswegsselbstundvonHorgenalswichtigemEtap- penortandiesemgehtschonausdenTatsachenhervor,dassfürdasJahr 1452inHorgeneineobrigkeitlicherlasseneSustordnungundseit1528 dieErhebungeinesZollessowieeinSustgebäudenachgewiesenwerden kann. DerSaumwegverliefimSiedlungsgebietvonHorgenvonderSustan derKirchevorbeizumBergliundvondortüberEbnet,dieHorgnerEgg, denBergweiher,denHofGrindelnachWydenbach.Daswardiesoge- nannteuntereStrasse,dieheutealsSaumwegnachZugausgeschildertist. InWydenbachvereinigtesiesichmiteinemebenfallswichtigenWeg,der auchalsdieobereStrasseüberliefertist. Während die grossen Steigungen bei Horgen und südwestlich der Höhiinverschiedenen,sehrlokalenVariantendesAufstiegsüberwunden wurden,dieinsaisonaler,funktionalerundverkehrstechnischerNutzung ausdifferenziertwaren,habensichindieserVerbindungüberdenHorgen- bergzweieigentlicheLinienführungenherausgebildet.FürdenHorgen- bergliegteinersterexpliziterNachweiseiner«obernstrassenfürHorgen herab» aus dem Jahre 1422 vor, was implizit auch schon die Existenz einerunterenStrassemiteinschliesst. Esistnichtklar,welchederbeidenLinienführungendieältereist.Die Quellevon1422,dieeinenNutzungsstreitüberliefertundbezüglichder oberen Strasse festhält: «es waz aber nit der recht weg», lässt darauf schliessen,dassdamalsdieunterediebedeutendere,allgemeinzunut- 6 Vom Säumerweg zur modernen Strasse zende Strasse gewesen war. Im Zinsbuch der Gemeinde Hirzel aus demJahr1513wurdedieobereStrassejedochauchalsLandstrasseer- wähnt.DarinwardasGutEschtürliverzeichnet,das«stoszteinsytander oberlandstrasz».WichtigeweiterelinienbestimmendeOrtefürdieobere Strasse waren die Weiler und Höfe Morschwand, Wüeribach, Bruppa- cher,ZimmerbergundHöhi. Wegzustände und Transportbedingungen Wienunhattemansicheinesolche«mëchtigeLandtstraasz»inihrem VerlaufundinihremZustandvorzustellen? AusdenüberliefertenVerläufendieserdreiLandstrassenkannschon einmaleinwichtigesMerkmaldervormodernenStrassenundWegeüber- hauptabgelesenwerden:dieSteigungenwurdenmöglichstdirektüber- wundenunddieoftsumpfigenEbenenaneinermöglichstschmalenStelle durchquert.WodieLandstrassenebenausführten,wiebeispielsweisedie StrassedemZürichseeentlang,verliefensiewomöglichleichterhöht, entlangderAbhänge.AuchdieserFallkanninHorgenmitdemVerlauf deraltenLandstrasseentlangdesZürichseesabgelesenwerden. Wo grössere Höhendifferenzen überwunden werden mussten wie überdenHorgenbergundHirzel,erlaubtendieZuständederWegefür denüberregionalenVerkehrkaumetwasanderesalsdenTransportder WarenmitSaumtieren.Seit1534hattederRatvonZürich,entgegenden ProtestenderSäumer,danndochauchhierdenWagenverkehrgestattet. Dasbedeutetezunächsteinmal,dassdieStrassenundWegenochmehr strapaziertwurden.Zudemmusstensielängerfristigauchverbreitertund verstärktwerden.1674wardieStrassedannaberinsounbrauchbarem Zustand,dassderRatvonZürichunddieObervögteMännervonHor- gen,Hirzel,KäpfnachundOberriedenzurInstandsetzungaufboten.Das hatteinderRegelimRahmendessogenanntenGemeinwerchsoderaber

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