Gericht Entscheidungsdatum Geschäftszahl Spruch Text

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31.01.2019 Gericht BVwG Entscheidungsdatum 31.01.2019 Geschäftszahl W151 2122191-2 Spruch W151 2122191-1/40E W151 2122191-2/3E IM NAMEN DER REPUBLIK! A) Das Bundesverwaltungsgericht hat durch die Richterin Dr. Doris KOHL, MCJ über die Beschwerde von XXXX , geb. XXXX , StA. Afghanistan, vertreten durch RA Dr. Mario ZÜGER, Seilergasse 16, 1010 Wien, gegen den Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl Regionaldirektion Niederösterreich, vom 23.01.2019, Zl. XXXX , wegen §§ 8, 9, 10,57 AsylG 2005, § 9 BFA-VG und §§ 46, 52, 55 FPG zu Recht erkannt: I. Der Beschwerde wird gemäß § 28 Abs. 1 und Abs. 2 VwGVG stattgegeben. Die Spruchpunkte I. und II. sowie IV. bis VII. des angefochtenen Bescheides werden ersatzlos behoben. II. Spruchpunkt III. des angefochtenen Bescheides wird dahingehend abgeändert, dass dem Antrag vom 19.12.2018 auf Verlängerung der befristeten Aufenthaltsberechtigung gemäß § 8 Abs. 4 AsylG 2005 stattgegeben und XXXX eine befristete Aufenthaltsberechtigung als subsidiär Schutzberechtigter bis zum 01.02.2021 erteilt wird. B) Das Bundesverwaltungsgericht hat durch die Richterin Dr. Doris KOHL, MCJ über die Beschwerde von XXXX , geb. XXXX , StA. Afghanistan, vertreten durch RA Dr. Mario ZÜGER, Seilergasse 16, 1010 Wien, gegen Spruchpunkt I. des Bescheides des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl Regionaldirektion Niederösterreich, vom 01.02.2016, Zl. XXXX , wegen § 3 AsylG 2005 beschlossen: Das Verfahren wird gemäß § 28 Abs. 1, 31 Abs. 1 VwGVG eingestellt. C) Die Revision ist gemäß Art 133 Abs. 4 B-VG jeweils nicht zulässig. Text ENTSCHEIDUNGSGRÜNDE: I. Verfahrensgang 1. Der Beschwerdeführer (oder BF) stellte am 30.11.2014 einen Antrag auf internationalen Schutz. www.ris.bka.gv.at Seite 1 von 57 Bundesverwaltungsgericht 31.01.2019 2. Mit Bescheid des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl, Regionaldirektion Niederösterreich (in der Folge BFA), vom 01.02.2016, Zl. XXXX wurde der Antrag auf internationalen Schutz in Spruchpunkt I. gemäß § 3 Abs. 1 iVm § 2 Abs. 1 Z 13 AsylG hinsichtlich der Zuerkennung des Status des Asylberechtigten abgewiesen. In Spruchpunkt II. wurde ihm gem. § 8 Abs. 1 AsylG der Status des subsidiär Schutzberechtigen zuerkannt und eine Aufenthaltsberechtigung bis zum 01.02.2017 erteilt. 3. Gegen Spruchpunkt I des Bescheides wurde fristgerecht Beschwerde erhoben. 4. Die Beschwerdevorlage langte am 26.02.2016 beim Bundesverwaltungsgericht ein. 5. Zur ersten mündlichen Verhandlung am 11.01.2018 erschien der BF nicht, in Folge wurde das Verfahren wurde am 12.01.2018 eingestellt und auf Antrag wiedereröffnet. Am 30.08.2018 und 18.12.2018 fanden am Bundesverwaltungsgericht mündliche Verhandlungen statt. In der Verhandlung vom 18.12.2018 war der BF durch einen Rechtsanwalt vertreten und zog nach eingehender rechtlicher Beratung mit diesem die Beschwerde zurück. 6. Im Verfahren betreffend die Verlängerung der befristeten Aufenthaltsberechtigung stellte der BF am 10.01.2017 einen Antrag auf Verlängerung der beristeten Aufenthaltsberechtigung gemäß § 8 AsylG. 7. Mit Bescheid des BFA vom 09.02.2017, Zl. XXXX wurde die befristete Aufenthaltsberechtigung gemäß § 8 Abs. 4 AsylG 2005 bis zum 01.02.2019 erteilt. 8. Am 21.01.2019 führte das BFA eine niederschriftliche Einvernahme durch. 9. Mit Bescheid vom 23.01.2019, Zl. XXXX , wurde der Status des subsidiär Schutzberechtigten gemäß § 9 Abs. 1 AsylG von Amts wegen aberkannt (Spruchpunkt I.) und dem BF die Aufenthaltsberechtigung als subsidiär Schutzberechtigten gemäß § 9 Abs. 4 AsylG entzogen (Spruchpunkt II). Unter Spruchpunkt III. wurde der Antrag vom 19.12.2018 auf Verlängerung der befristeten Aufenthaltsberechtigung gemäß § 8 Abs. 4 AsylG abgewiesen, ein Aufenthaltstitel aus berücksichtigungswürdigen Gründen gemäß § 57 nicht erteilt (Spruchpunkt IV.) und eine Rückkehrentscheidung gemäß § 52 Abs. 2 Z 2 FPG erlassen (Spruchpunkt V.). Unter den Spruchpunkten VI. und VII. wurde gemäß § 52 Abs. 9 FPG die Zulässigkeit der Abschiebung gemäß § 46 FPG erklärt und einer Frist zur freiwilligen Ausreise von 2 Wochen gewährt. 10. Gegen diesen Bescheid wurde fristgerecht Beschwerde erhoben und der Bescheid in allen Spruchpunkten angefochten. 11. Am 30.01.2019 wurde die Beschwerde gegen den Bescheid der belangten Behörde vom 23.01.2019 dem Bundesverwaltungsgericht vorgelegt. II. Das Bundesverwaltungsgericht hat erwogen: 1. Feststellungen: Aufgrund des rechtlichen und sachlichen Zusammenhanges der Verfahren W151 2122191-1/41E und W151 2122191-2/3E waren diese zu verbinden. 1.1. Zu Person des Beschwerdeführers Der Beschwerdeführer ist afghanischer Staatsangehöriger, führt den Namen XXXX , geb. XXXX , gehört der Volksgruppe der Paschtunen an und ist sunnitischer Moslem. Seine Muttersprache ist Paschtu, er kann ein wenig lesen und schreiben in Paschtu. Der BF gab ursprünglich an, am XXXX geboren zu sein, dies wurde aufgrund des Altersgutachtens korrigiert auf den XXXX . Der BF hat dieses festgestellte Datum akzeptiert und nicht bekämpft. Der BF stammt aus der Provinz Kunar, Distrikt Zahrkahno, Dorf XXXX . Er hat in XXXX 3 Jahre eine Madrassa besucht. Er hat keine Berufsausbildung. Der BF ist seit 10.05.2014 in Afghanistan verheiratet und hat keine Kinder. www.ris.bka.gv.at Seite 2 von 57 Bundesverwaltungsgericht 31.01.2019 In Afghanistan hat er mit seiner Mutter, Großmutter, Tante väterlicherseits und seinen beiden jüngeren Brüdern und seiner Frau in einem Haus gewohnt. Seine Mutter, einer seiner Brüder, sowie ein Cousin kamen bei einer Sprengstofffalle ums Leben. Die Frau des BF ist nach diesem Vorfall zu ihren ebenfalls in XXXX wohnhaften Eltern gezogen. Mit dieser hatte er zuletzt Ende 2017 oder Anfang 2018 Kontakt. Ein Onkel väterlicherseits lebt in Österreich. Die Familie wurde von einem Onkel versorgt, der einen Autohandel betrieben hat und Geld besaß versorgt. Die finanzielle Lage nach dem Tod des Vaters war schlecht. Der BF wurde mit Urteil des LG XXXX vom 26.08.2017, Zl. XXXX wegen des Vergehens der beharrlichen Verfolgung gemäß § 107a Abs. 1 StGB zur einer Freiheitsstrafe von 3 Monaten, bedingt, 3 Jahre Probezeit verurteilt. Der BF arbeitete in einem Zeitraum von 29.03.2018 bis 21.12.2018 bei der XXXX als Bodenlegerhelfer. Der BF ist gesund und nimmt keine Medikamente. Der BF reiste illegal in das Bundesgebiet ein und stellte am 30.11.2014 einen Antrag auf internationalen Schutz. Mit Bescheid der belangten Behörde vom 01.02.2016, Zl. XXXX , wurde dem BF der Status eines subsidiär Schutzberechtigten in Bezug auf seinen Herkunftsstaat Afghanistan zuerkannt. Ihm wurde eine befristete Aufenthaltsberechtigung als subsidiär Schutzberechtigter bis zum 01.02.2017 erteilt. Am 10.01.2017 stellte der Beschwerdeführer beim BFA einen Antrag auf Verlängerung der befristeten Aufenthaltsberechtigung, welche mit Bescheid der belangten Behörde bis zum 01.02.2019 erteilt wurde. Mit Bescheid der belangten Behörde vom 23.01.2019 wurde dem BF der Status eines subsidiär Schutzberechtigten aberkannt. Unter Berücksichtigung der individuellen Situation des BF und der Sicherheits- und Versorgungslage in Afghanistan, gab es seit der Zuerkennung des Status des subsidiär Schutzberechtigten mit Bescheid der belangten Behörde vom 01.02.2016 keine wesentlichen und nachhaltigen Veränderungen der subjektiven und objektiven Umstände, die damals bereits zur Gewährung subsidiären Schutzes geführt haben. Der BF verfügt auch weiterhin über kein familiäres und soziales Netzwerk in Afghanistan und ist die Herkunftsprovinz des BF weiterhin als volativ und nicht ausreichend sicher anzusehen. Im Verfahren W151 2122191-1/41E hat der BF seine Beschwerde bezüglich § 3 AsylG 2005 zurückgezogen. Dieses Verfahren war daher einzustellen. 1.2. Zur Lage in Afghanistan Dem Verfahren vor dem Bundesverwaltungsgericht wurden zugrunde gelegt: a) nachstehende Länderberichte über die Lage/Sicherheitslage in Afghanistan, Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl, Länderinformationsblatt der Staatendokumentation, Afghanistan, Wien vom 29.06.2018 (Gesamtaktualisierung), inkl. Aktualisierung (eingefügte Kurzinformation) vom 08.01.2019 - (auszugsweise werden nur die für die Beschwerdeführer relevanten Stellen angeführt) b) Zu den UNHCR-Richtlinien zur Feststellung des Internationalen Schutzbedarfs afghanischer Asylsuchsuchender des hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) vom 30. August 2018 sowie den dazugehörigen Begleitbrief: • Abrufbar unter: http://www.refworld.org c) EASO Juni 2018 1. Neueste Ereignisse - Integrierte Kurzinformationen www.ris.bka.gv.at Seite 3 von 57 Bundesverwaltungsgericht 31.01.2019 KI vom 8.1.2019, Anschlag in Kabul und Verschiebung der Präsidentschaftswahl (relevant für Abschnitt 2/Politische Lage und Abschnitt 3/Sicherheitslage) Anschlag auf Regierungsgebäude in Kabul Am 24.12.2018 detonierte vor dem Ministerium für öffentliches Bauwesen im Osten Kabuls (PD 16) eine Autobombe; daraufhin stürmten Angreifer das nahe gelegene Gebäude des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Märtyrer und Behinderte und beschossen weitere Regierungseinrichtungen in der Umgebung (ORF 24.12.2018; vgl. ZO 24.12.2018, Tolonews 25.12.2018). Nach einem mehrstündigen Gefecht zwischen den afghanischen Sicherheitskräften und den Angreifern konnten diese besiegt werden. Quellen zufolge kamen ca. 43 Menschen ums Leben (AJ 25.12.2018; vgl. Tolonews 25.12.2018, NYT 24.12.2018). Bisher bekannte sich keine Gruppierung zum Anschlag (Tolonews 25.12.2018; vgl. AJ 25.12.2018). Problematische Stimmenauszählung nach Parlamentswahlen und Verschiebung der Präsidentschaftswahl Am 6.12.2018 erklärte die afghanische Wahlbeschwerdekommission

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