Triumph Tragik

Triumph Tragik

8. August Sport 2021 am Wochenende Triumph In seinem letzten großen Rennen gelingt Ronald Rauhe (re.) mit dem Olympiasieg im Kajak-Vierer der glänzende Abschluss seiner über 20 Jahre währenden Laufbahn. Tragik Speerwurf-Ass Johannes Vetter war auf Gold fixiert wie kein anderer deutscher Leichtathlet, wird aber nur Neunter. Der große Dominator rutscht im wahrsten Sinne des Wortes aus. Foto: imago images/Bildbyran/JOEL MARKLUND via www.imago-images.de MARKLUND images/Bildbyran/JOEL imago Foto: Nr. SPORT S877tè0, . Au0ust Medaille für Klosterhalfen in weiter Ferne Über 10 000 Meter bleibt die 24-Jährige knapp über ihrem deutschen Rekord und landet auf dem achten Platz. onstanze Klosterhalfen musste sich in den Katakomben des Olympiasta- Kdions völlig entkräftet auf den Boden setzen – und wenig später unter Tränen den Medien-Marathon nach ihrem achten Platz über 10 000 Meter abbrechen. „Ich bin ganz schön erschöpft und mir ist kalt“, sagte die 24-Jährige und fügte hinzu: „Ich bin sehr dankbar, dass ich hier stehen darf, und für al- le, die mich hierher gebracht haben.“ Dann brach ihre Stimme. In 31:01,97 Minuten war Klosterhalfen in einem harten Rennen nur 26 Hundertstelse- kunden über ihrem Ende Februar in Austin/ Texas aufgestellten deutschen Rekord ge- blieben – und am Ende doch völlig chancen- los im Kampf um die Medaillen. Olympiasie- gerin wurde Sifan Hassan aus den Niederlan- den in 29:55,32 Minuten, die zuvor bereits Gold über 5000 Meter und Bronze über 1500 Meter gewonnen hatte. Silber ging an Kalk- idan Gezahegne aus Bahrain (29:56,18), Bronze gewann Weltrekordlerin Letesenbet Gidey aus Äthiopien (30:01,72). Fokus auf Paris 2024 Nach etwa einem Drittel des Rennens bildete sich eine 15-köpfige Spitzengruppe, an de- ren Ende sich Klosterhalfen aufhielt. Als Gi- dey wenig später an der Spitze das Tempo anzog, entstand sofort eine große Lücke, die nicht mehr zu schließen war. Schon früh wa- Auf dem Boden der Tatsachen: Der Speerwerfer Johannes Vetter verpasst die große Chance, als eindeutig stärkster Athlet im Feld Gold zu holen. Foto: imago/Rafal Oleksiewicz ren alle Hoffnungen auf eine Medaille dahin. „Es war ganz schön heiß, aber es war auch richtig drückend. Und irgendwann wurde mir kalt“, sagte Klosterhalfen. Mit Edelmetall gerechnet hatte sie wegen Mehr als nur ein Ausrutscher der Probleme in dieser Saison ohnehin nicht. Wegen eines Belastungssyndroms im Be- Gold-Favorit Johannes Vetter ist im Speerwerfen schon nach drei Versuchen raus – der 28 Jahre alte Offenburger wird nur Neunter und hadert cken hatte sie in diesem Jahr länger ausset- zen müssen. Spätestens in Paris 2024 möch- mit dem Belag im Olympiastadion von Tokio. te sie dann im Medaillenkampf mitmischen: „Der achte Platz ist nicht mein Anspruch. Bei Von Jochen Klingovsky selbst ungültig. Und musste danach um den legt, um schnelle Läuferinnen und Läufer ist Vetter ziemlich angegriffen. Was auch nur acht Wochen Training scheint es mir Verbleib im Wettbewerb bangen. Letztlich noch schneller zu machen. Es gab etliche kein Wunder ist. nicht ganz utopisch, dass ich da hinkommen er finnische Journalist, der in der ging es nicht gut aus. Kurz vor Ende der drit- Welt- und Olympische Rekorde – und Kla- Der Speerwerfer hat die große Chance kann, wo ich schon einmal war.“ dpa Mixed Zone in den Katakomben des ten Runde überholten ihn zwei Konkurren- gen von Johannes Vetter: „Für einen Werfer verpasst, als eindeutig stärkster Athlet im DOlympiastadions auf Johannes Vetter ten, Vetter war nur noch Neunter – und raus! wie mich, der hart stemmt, ist dieser Belag Feld Gold zu holen. Das geht mit 87,58 Me- wartet, kennt sich aus im Speerwerfen. Und Was hinterher zu einer interessanten Auf- tödlich.“ In der Tat ist der Offenburger ein tern an den Inder Neeraj Chopra, dahinter macht sich auch sonst Gedanken über den arbeitung führte. In der Mixed Zone. Muskelpaket, das eine enorme Dynamik folgen die beiden Tschechen Jakub Vadlejch deutschen Sport. Ob dies, was soeben pas- entwickelt. Wenn er kurz vor dem Abwurf (86,67) und Vitezslav Vesely (85,44). Der siert sei, das größte Negativerlebnis für das Johannes Vetter keinen Grund, sein linkes Bein in den Boden rammt, ent- Mainzer Überraschungs-Vierte Julian We- Team D bei diesen Sommerspielen gewesen an sich selbst zu zweifeln, stehen dabei Kräfte von bis zu einer Tonne. ber (85,30) verpasst das Podest nur um 14 sei, möchte er wissen. Die Antwort ist ziem- seine Form oder Vorbereitung In Tokio fühlte er sich wie ein Autofahrer bei Zentimeter. „Die meisten meiner Konkur- lich einfach: Ja! Zehn Minuten später Aquaplaning, der versucht, seine Geschwin- renten stemmen nicht so krass über die Fer- zu hinterfragen. kommt der Topfavorit, der nach drei Versu- digkeit zu kontrollieren und doch an der se, sind deshalb in ihren Weiten auf so einem chen als Neunter ausgeschieden ist. Und Mauer landet. Boden weniger limitiert als ich“, sagt Vetter sagt: „Es ist zum Kotzen, machtlos zu sein.“ Dort angekommen, sieht Johannes Vet- „Ich muss nach dem Anlauf plötzlich ab- und schüttelt frustriert den Kopf. „Was hier 19 Wettkämpfe in Serie hat Vetter (28) ter keinen Grund, an sich selbst zu zweifeln, bremsen, damit ich vom Bein aus die Energie geworfen wurde, sind für mich ja normaler- vor Tokio gewonnen, er ist der einzige 90- seine Form oder Vorbereitung zu hinterfra- in die Schulter bekomme“, sagt er, und der weise keine Weiten.“ Konstanze Klosterhalfen Foto: dpa/Oliver Weiken Meter-Werfer in diesem Jahr – er war der si- gen, die Schuld bei ihm selbst zu suchen. Für Ärger in seiner Stimme ist deutlich zu ver- Umso ärgerlicher ist das Ergebnis, das für cherste Gold-Tipp in der deutschen Olym- ihn ist klar, warum er gescheitert ist, mit sei- nehmen, „hier auf dem Boden, der nur eine die Nummer eins der Welt (Saisonbestleis- pia-Mannschaft. Und dann kam alles doch ner Leistung hat das nichts zu tun. „Ich habe dünne Oberschicht hat und darunter Luftlö- tung: 96,29 Meter) mehr bedeutet als einen ganz anders. Der Offenburger, der schon in mir nix vorzuwerfen“, sagt er, „normaler- cher wie bei einer Bienenwabe, habe ich kei- Ausrutscher. Es ist eine herbe Niederlage, der Qualifikation Probleme mit dem Boden- weise bin ich keiner, der nach Ausreden nen Halt gefunden, bin stattdessen 30 Zen- die so schnell nicht zu korrigieren ist: „Jetzt belag in der neuen Arena gehabt hatte, sucht. Aber auf diesem Belag kann ich nicht timeter gerutscht. Da bricht dann das Sys- muss ich eben drei Jahre auf die nächsten Platz zehn schaffte im ersten Versuch nur 82,52 Meter. viel machen.“ tem komplett in sich zusammen. Es ist ein Olympischen Spiele warten.“ Auch der fin- Vor dem zweiten Wurf rutschte er am Ende Der Boden, das ist in der zweiten Olym- Wunder, dass ich nach dem zweiten Versuch nische Kollege hat angekündigt, 2024 in Pa- für Jungfleisch des Anlaufs weg, den dritten machte er pia-Woche deutlich geworden, wurde ver- gesund geblieben bin.“ Körperlich. Mental ris wieder vor Ort zu sein. Die Stuttgarter Hochspringerin überfliegt 1,93 Meter. Russin Lasizkene wird Olympiasiegerin. Eine schmale Frau mit einem großen Kämpferherz ie russische Hochspringerin Marija Lasizkene hat zum Abschluss der Beim olympischen Marathon in Eluid Kipchoge stöhnte: „Wir werden alle in „Alle Drei haben sich für diese wirklich sehr, DWettkämpfe im Olympiastadion von der gleichen Bratpfanne schmoren.“ sehr schwierigen Bedingungen hervorra- Tokio das einzige Gold für die Leichtathleten Sapporo wird die gebürtige „Es war unglaublich warm“, sagte Melat gend geschlagen“, betonte Dörre-Heinig. unter neutraler Flagge gewonnen. Die 28 Äthiopierin Melat Kejeta Sechste Kejeta nach der Lauf-Tortur erschöpft. Mor- „Ich ziehe den Hut.“ Jahre alte Weltmeisterin setzte sich am und ist nicht nur deshalb eine gens um sechs Uhr war es 29 Grad Celsius Den Durchbruch in die Weltelite schaffte Samstag mit 2,04 Meter durch. Marie-Lau- heiß bei 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Außer- Kejeta bei der Halbmarathon-WM 2020 und rence Jungfleisch vom VfB Stuttgart belegte Gewinnerin. dem plagten sie während des Rennens Ma- bewies mit einer Zeit von 65:18 Minuten, mit übersprungenen 1,93 Metern den zehn- genprobleme, die sie ebenso wie die Hitze welches Potenzial sie auf der kompletten ten Rang. m Ziel riss sie die Arme wie eine Siegerin niederkämpfe. „Ich habe geträumt, als Kind Marathondistanz haben könnte. Die gebürti- Lasizkene gehört nach dem Bann für die hoch. Am Ende ist Melat Kejeta Olympia- bei Olympia dabei zu sein“, sagte Melat Keje- ge Äthiopierin ist Angehörige der Volksgrup- Russen wegen des Dopingskandals zum an- ISechste im Frauen-Marathon in Sapporo ta, die 30 Kilometer in der Spitzengruppe pe der Oromo, die in ihrer alten Heimat ver- erkannten Team neutraler Athleten. Den und auch eine Gewinnerin geworden. Aus mithalten konnte und feststellte: „Ich habe folgt wird. Auch sie musste um ihr Leben zweiten Platz belegte die Australierin Nicola ihrer Heimat Äthiopien musste die 28-Jähri- meinen Traum erfüllt und bin sehr, sehr zu- fürchten und entschloss sich nach einem McDermott mit 2,02 Metern vor der Ukraine- ge als Teenager flüchten, um ihr Leben zu frieden.“ Wettkampf in Italien 2013, nicht mehr nach rin Jaroslawa Mahutschich (2,01). retten. 13 Jahre später ist sie im deutschen Vielleicht ist das nur der Anlauf für Grö- Äthiopien zurückzukehren. „Ich bin sehr froh, ins Finale gekommen Nationaltrikot in der absoluten Weltspitze ßeres in drei Jahren bei den Sommerspielen Sie fand schließlich in Kassel ein neues zu sein. Ich habe einen ganz neuen Anlauf angekommen. „Mein Ziel war, eine Medaille in Paris gewesen. 33 Jahre ist es her, dass Kat- Zuhause und eine neue sportliche Chance. und musste reinkommen. Ich bin froh, dass zu bekommen für Deutschland“, sagte Melat rin Dörre-Heinig 1988 in Seoul Bronze ge- Seitdem ist ihr Ansporn, „eine Medaille für es einigermaßen funktioniert hat“, sagte die Kejeta und entschuldigte sich, dass es nicht wann, 1996 wurde sie in Atlanta Vierte.

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