4 Aktuelle Nutzung 4.1 Siedlung Und Verkehr

4 Aktuelle Nutzung 4.1 Siedlung Und Verkehr

Pflege- und Entwicklungsplan Naturschutzgroßprojekt Pfrunger-Burgweiler Ried 52 4 Aktuelle Nutzung 4.1 Siedlung und Verkehr Größere Siedlungen wurden bei der Abgrenzung des Projektgebietes ausgenommen. Im Projektgebiet befinden sich somit nur noch vereinzelte Kleinsiedlungen bzw. Einzelge- höfte. In den Randbereichen des Projektgebiets verlaufen die asphaltierte Landesstraße von Wilhelmsdorf nach Riedhausen (L288), die asphaltierten Kreisstraßen von Pfrungen nach Waldbeuren (K8272) und von Waldbeuren nach Burgweiler (K8246) sowie die as- phaltierten landwirtschaftlichen Wege zwischen Burgweiler und Dichtenhausen sowie zwischen Nassach und Guggenhausen. Das Projektkerngebiet wird durch die asphaltierte Kreisstraße K7964 von Pfrungen nach Riedhausen in zwei Teile durchschnitten (für den Schwerlastverkehr gesperrt, teilweise Geschwindigkeitsbegrenzung). Von Wilhelmsdorf führt ein asphaltierter Weg mit Ge- schwindigkeitsbegrenzung über den Lindenhof zur K7964. Der landwirtschaftliche Weg von der Laubbacher Mühle Richtung Burgweiler zur Tiefenbachbrücke und weiter bis Ostrach ist ebenfalls asphaltiert. 4.2 Nutzung und Biotopstruktur Die aktuelle Nutzung und Biotopstruktur ist in Plan 4 anhand des Biotoptypenschlüssel der Baden-Württembergischen Naturschutzverwaltung (LfU 2001) dargestellt. Für das Übrige Projektgebiet wurde von LÖDERBUSCH und BROZIO in 2003 und 2004 eine ent- sprechende Kartierung durchgeführt. Für das Projektkerngebiet wurden die Vegetati- onseinheiten von WAGNER & WAGNER (1996) entsprechend zugeordnet. Zunächst fällt auf, dass Ackerflächen nahezu ausschließlich auf mineralische Randlagen im Übrigen Projektgebiet sowie auf einzelne mineralische Rücken im Projektkerngebiet begrenzt sind. Darin kommt eine Abgrenzung des Projektgebietes zum Ausdruck, die ei- nerseits Teile des unterirdischen Einzugsgebiets einbezieht und andererseits sich oft an rückwärtigen, linearen Strukturen wie Straßen orientiert. Den breiten Rand des Beckens nimmt der Biotoptyp „Fettwiesen mittlerer Standorte“ ein, der sich immer wieder bis in zentrale Bereiche vorschiebt. Hierin kommt die starke grün- landwirtschaftliche Nutzung vor allem der flachgründigen Anmoor- und stark entwässer- ten Niedermoorböden zum Ausdruck. Mit rund 30 % im Projektkerngebiet und rund 60 % im Übrigen Projektgebiet nimmt dieser Biotoptyp die größten Flächenanteile ein (Tab. 20). Hierin sind allerdings auch Brachestadien dieses Biotoptyps enthalten. Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Landentwicklung Dr. Kapfer Gartenstr. 3 78532 Tuttlingen Pflege- und Entwicklungsplan Naturschutzgroßprojekt Pfrunger-Burgweiler Ried 53 Im Zentrum des Projektgebietes stehen als größere zusammen hängende Flächen die Moorwälder und sonstigen, locker mit Gehölzen bestandenen Biotope der Hochmoore (Großer Trauben, Tisch) und Hochmoor-Reste (Spöcker Fohren, Hochmoorrest Linden- hof und Eulenbruck). Sie nehmen rund 10 % des Projektgebietes ein, wobei sie aus- schließlich auf das Projektkerngebiet konzentriert sind. „Übergangsmoor-Fenster“ sind für fast alle noch vergleichsweise großflächig erhaltenen Hochmoore typisch (Großer Trauben, Tisch, Eulenbruck). Große Flächenanteile nehmen auch (meist stark verbuschte) Heidestadien abgetorfter und entwässerter Hoch- und Übergangsmoore (Durchströmungsmoore), vor allem im Gebiet Schnöden und Großer Tauben – Torfstiche ein (rund 7 % der Projektgebietsflä- che, wiederum ausschließlich im Projektkerngebiet). Nasswiesen (inkl. ihrer Brachestadien) sind vor allem rund um den Großen Trauben und den Tisch, in quelligen Bereichen entlang von Bächen sowie in ehemals kleinbäuerli- chen Torfstichgebieten wie der Riedhauser Viehweide, dem Eulenbruck und dem Brach- ried als „Flickerlteppich“ in einer Vielzahl von kleinflächigen Vorkommen verbreitet (4,5 % der Fläche des Projektgebietes; fast ausschließlich in der Kernzone). Die noch vor Jahrzehnten häufigen Biotoptypen Kleinseggen-Ried und Pfeifengras- Streuwiese nehmen nur mehr marginale Flächenanteil ein und sind auf sehr wenige Vor- kommen beschränkt. Als verhältnismäßig große Fremdkörper fallen die Torfstichseen im südlichen Teil des Gebietes Großer Trauben-Torfstiche auf. Ebenfalls relativ große, aber wenige Vorkom- men besitzen die Biotoptypen der Waldbestände auf Anmoor und Mineralboden (z. B. Hornung, Etterschen). Eine Zusammenstellung der Flächenanteile der einzelnen Biotoptypen gibt Tab. 20. Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Landentwicklung Dr. Kapfer Gartenstr. 3 78532 Tuttlingen Pflege- und Entwicklungsplan Naturschutzgroßprojekt Pfrunger-Burgweiler Ried 54 Tab. 20 Flächenanteile der einzelnen Biotoptypen Biotoptyp Projektkern- Übriges Pro- Projektgebiet gebiet jektgebiet gesamt Fließgewässer (Bach, Graben) 0,44 0,70 0,57 Anthropogenes Stillgewässer im Moor (insb. Torfstich) 4,42 0,20 2,29 Natürliches Hochmoor 4,72 2,33 Natürliches Übergangs- oder Zwischenmoor 0,67 0,33 Heidestadium eines Moors 13,73 6,79 Kleinseggen-Ried basenarmer Standorte 0,20 0,10 Waldsimsen-Sumpf 1,32 0,65 Pfeifengras-Streuwiese (einschließlich Bra- chestadium) 0,48 0,24 Nasswiese (inkl. Nasswiesenbrache) 8,39 0,79 4,55 Fettwiese mittlerer Standorte 31,05 62,62 47,01 Tauch- oder Schwimmblattvegetation der Stillgewässer 0,16 0,08 Röhricht 0,69 0,41 0,55 Schneiden-Ried 0,01 0,01 Sumpfseggen-Ried 0,23 0,11 Sonstiges Großseggen-Ried 1,64 0,15 0,88 Saumvegetation, Dominanzbestände, Hoch- stauden- und Schlagfluren, Ruderalvegetation 1,57 0,57 1,06 Dominanzbestand (Brennnessel/ Neophyten) 0,04 0,02 Hochstaudenflur quelliger oder sumpfiger Standorte 0,18 0,34 0,26 Äcker, Sonderkulturen und Feldgärten 0,54 19,59 10,17 Feldgehölze und Feldhecken 1,13 0,57 Gebüsch mittlerer Standorte 0,01 0,01 Gebüsch feuchter Standorte 0,73 0,37 Allee oder Baumreihe 0,07 0,03 Moorkiefern-Moorwald 5,51 2,72 Waldkiefern-Moorwald 3,71 1,83 Rauschbeeren-Fichten-Moorrandwald 4,91 2,43 Schwarzerlen-Bruchwald 0,15 0,07 Birken-Bruchwald 5,28 0,02 2,62 Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Wald 0,57 0,28 Laubbaum-Bestand (Laubbaumanteil über 90%) 1,66 3,58 2,63 Nadelbaum-Bestand (Nadelbaumanteil über 90 %) 6,11 5,85 5,98 Biotoptypen der Siedlungs- und Infrastruktur- flächen 0,05 1,07 0,56 Straße, Weg oder Platz 1,60 2,12 1,86 Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Landentwicklung Dr. Kapfer Gartenstr. 3 78532 Tuttlingen Pflege- und Entwicklungsplan Naturschutzgroßprojekt Pfrunger-Burgweiler Ried 55 4.3 Landwirtschaft Im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes für das Pfrunger-Burgweiler Ried sollen auch Leitbilder und Maßnahmenvorschläge für Teile des Projektgebietes entwickelt wer- den, die weiterhin einer Nutzung im weitesten Sinne unterliegen sollen. Hierbei kommt der Landwirtschaft als größtem Bewirtschafter von Teilflächen eine besondere Bedeu- tung zu, da auch zukünftig bestimmte räumliche Zielsetzungen des Naturschutzes nur bei einem entsprechenden Engagement von landwirtschaftlichen Betriebsinhabern er- reichbar sein werden. Als Grundlage für eine entsprechende Partnerschaft zwischen Na- turschutz und Landwirtschaft wurde eine flächen- und betriebsbezogene Erhebung der landwirtschaftlichen Verhältnisse im Planungsgebiet durchgeführt. Durch eine Überblicksbefragung bei den Ämtern für Landwirtschaft, Landschafts- und Bodenkultur sowie bei den einzelnen Ortsobmännern des Bauernverbandes („Gewährsleute“) in den Riedanliegergemeinden wur- den die im Planungsgebiet wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betriebe erfragt. Anschließend wurden die- se Betriebe aufgesucht und anhand von Ortho-Luftbildern mit überlagerter Flurkarte und eines detaillierten Gesprächsleitfadens zu den von ihnen bewirtschafteten bzw. gepflegten Flächen im Planungsgebiet sowie Art und Umfang ihres Betriebes in Einzelgesprächen befragt. Die Befragung fand in der Zeit von November 2003 bis Januar 2004 statt. Als Referenzjahr für die Flächenbewirtschaftung wurde die Vegetationsperiode 2003 festgelegt. Hinsichtlich der Art und Weise der Bewirtschaftung wurden durchschnittliche Verhältnisse der letzten 3-5 Jahre erfragt, da die Vegetationsperiode 2003 bezüglich der Witterung außerordentlich warm und niederschlagsarm war. Die Auswertung der Daten erfolgt anonym ohne direkten Betriebsbezug. Durch die Befragung der Gewährsleute sowie während der Befragung der Betriebsleiter konnten insgesamt Wirtschafts- bzw. Pflegeflächen im Projektgebiet von 71 landwirtschaftlichen Betrieben identifiziert werden. Davon wurden 51 Betriebsleiter aufgesucht und befragt. Nach Abzug von Betrieben, die in Aufgabe begriffen sind, verblieben somit 48 landwirtschaftliche Betriebe, deren Daten detaillierter erhoben und ausgewertet weden konnten. Die genaue Zahl der im Projektgebiet wirtschaftenden Betriebe konnte im Rahmen der be- grenzten Beauftragung nicht vollständig erhoben werden. Es kann jedoch aufgrund des hohen Anteils der durch die Befragung erfassten landwirtschaftlich genutzten Fläche (s.u.) davon ausgegangen werden, dass das befragte Kollektiv die Verhältnisse der landwirtschaftlichen Nutzung im Projektgebiet sehr gut abbildet. 4.3.1 Flächenbewirtschaftung Das gesamte Planungsgebiet weist eine Größe von rund 2940 ha auf. Davon sind ver- mutlich rund 57 % potentiell landwirtschaftlich nutzbar (1680 ha). Durch die Befragung konnten Angaben über die Bewirtschaftung bzw. Pflege von Flächen im Gesamtum- fang von rund 1.560 ha im Projektgebiet gewonnen werden. Anhand von Ortho-Luftbildern wurde darüber hinaus die restliche, potentiell landwirtschaftlich genutzte Fläche abgeschätzt (nicht verbuschte und nicht eindeutig anderweitig genutzte Flächen). Diese umfasst rund 150 ha, so dass durch die Befragung

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