Adelige Über Sich Selbst Westfälische Quellen Und Archivpublikationen Band 29 LWL-Archivamt Für Westfalen

Adelige Über Sich Selbst Westfälische Quellen Und Archivpublikationen Band 29 LWL-Archivamt Für Westfalen

Adelige über sich selbst Westfälische Quellen und Archivpublikationen Band 29 LWL-Archivamt für Westfalen Gunnar Teske (Hg.) Adelige über sich selbst Selbstzeugnisse in nordwestdeutschen und niederländischen Adelsarchiven Münster 2015 Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier © 2015 Landschaftsverband Westfalen-Lippe, LWL-Archivamt für Westfalen Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Die Vergütungsansprüche des § 54 Abs. 2 UrhG werden durch die Verwertungs- gesellschaft Wort wahrgenommen. Titelbildnachweise: Titelseite Schreibkalender des Clamor Eberhard von dem Bussche, 1627–1665. Archiv Hünnefeld, Niedersächs. Landesarchiv Osnabrück, Dep. 24 b, II, Nr. 224 ff. Rückseite Seite aus dem Tagebuch der Helene Gräfin von Plettenberg-Lenhausen, 1897. Archiv Hovestadt, N 7. Gestaltung: Markus Bomholt, Münster Satz: Markus Schmitz, Büro für typographische Dienstleistungen, Altenberge Druck und Verarbeitung: Lonnemann GmbH, Selm ISSN 0946-0594 ISBN 978-3-936258-22-6 Inhaltsverzeichnis Vorwort 7 Arianne Baggerman und Rudolf Dekker Selbstzeugnisse, eine Literaturgattung des Adels? 11 Bastian Gillner Leerstellen in der Selbstbeschreibung. Konfession in adeligen Selbstzeugnissen aus Westfalen, dem Rheinland und den Niederlanden 21 Antje Diener-Staeckling Das Haus- und Familienbuch eines adeligen Kaufmanns. Das Memorial des Dirk Heereman von Zuydtwyck (1637–1678) im historischen Kontext 41 Stephanie Haberer Die Schreibkalender des Clamor Eberhard von dem Bussche zu Hünnefeld (1611–1666) – ein Selbstzeugnis aus dem Osnabrücker Land 63 Wendy Landewé Mit dem Kaiser ins Exil. Die Tagebücher von Sigurd von Ilsemann (1884–1952) 89 Elisabeth Schläwe Kavalierstouren aus dem rheinischen Adel in die Niederlande – ein Beispiel aus dem Geschlecht Wolff Metternich 101 Gerd Dethlefs Die Tagebücher des Franz Anton von Landsberg (1656–1727) von seiner Kavalierstour und seinen Feldzügen 1675–1711 121 Jacques van Rensch Die Aufzeichnungen Jost Maximilians von Bronckhorst, Graf zu Gronsveld, im Dreißigjährigen Krieg. Entwicklung eines Selbstzeugnisses von einer Rechtfertigungsschrift zur Buchveröffentlichung 147 Sheila Patel Tagebuch und Schreibpraxis: Schreibmotive der Gräfin Maria Esterházy-Galántha (1809–1861) 159 Katrin Brüntrup Von der Comtesse zur Ehefrau. Die Stellung einer adeligen Frau innerhalb ihrer Familie anhand des Tagebuches der Helene Gräfin von Plettenberg-Lenhausen 167 Yme Kuiper „Unsere Welt gibt es nicht mehr.“ Erzählung (narrative) und Selbstbild in den Familienerinnerungen der adeligen Witwe Jeanne van Andringa de Kempenaer (1858–1927) 195 Autorenverzeichnis 207 Vorwort Adelige über sich selbst. Selbstzeugnisse in nordwestdeutschen und niederländischen Adelsarchiven. 3. deutsch-niederländisches Symposium zur Adelsgeschichte, Münster, 6.–7. Juni 2013 von Gunnar Teske Am Donnerstag, dem 6. Juni, und am Freitag, dem 7. Juni 2013, führte der Deutsch- niederländische Arbeitskreis für Adelsgeschichte, eine Gruppe von Archivaren und Historikern aus Nordwestdeutschland und den Niederlanden, die sich mit Adels- geschichte befassen, sein drittes Symposium durch. Es wurde gefördert durch die Vereinigten Westfälischen Adelsarchive e. V. und die Stichting Werkgroep Adels- geschiedenis. Gewidmet war das Symposium einer besonderen Quellengruppe, den Selbst- zeugnissen oder auf Niederländisch den Egodocumenten. Darunter werden Texte verstanden, in denen nach einer Definition von Rudolf Dekker „de auteur spreekt over eigen handelen en gevoelens of over zaken die hem perzoonlijk bezighouden“ (1988) und deren wichtigstes Kriterium nach Benigna von Krusenstjern die „Selbst- thematisierung“ des Autors ist (1994). Ort der Veranstaltung war der barocke Fest- saal des Erbdrostenhofes in Münster. Das Symposium gliederte sich in vier Sektio- nen: Nach einer Einführung in die Bedeutung von adeligen Selbstzeugnissen wur- den in den ersten beiden Arbeitssitzungen Selbstzeugnisse über Haus und Familie vorgestellt, während sich die dritte Sektion Selbstzeugnissen auf Reisen und im Feld widmete; die letzte Sektion war schließlich für Selbstzeugnisse weiblicher Autoren im 19. und 20. Jahrhundert vorgesehen. Rudolf Dekker, Leiter einer Forschungsgruppe über Selbstzeugnisse am Huizinga Institute, Research School for Cultural History (Amsterdam), plädierte dafür, die tra- ditonelle Sichtweise, nach der Selbstzeugnisse auf die Emanzipation des Bürger- tums seit der Renaissance zurückgeht, zu erweitern, zumal wenn man Randerschei- nungen von Selbstzeugnissen wie Eintragungen in Kalendern oder Necrologen be- rücksichtigt. Sie zeichneten sich vor allem durch eine enge Bindung an die Familie aus und seien deshalb oft weniger Ausdruck von Individualität als von Familien- identität. Die Sektion zu Selbstzeugnissen über Haus und Familie eröffnete Bastian Gillner, Referent am Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt. Rheinland, mit einem Refe- rat über Konfession in adeligen Selbstzeugnissen. Er stellte fest, dass sich in Tage- 7 büchern und Autobiographien zwar religiöse, aber selten konfessionelle Äußerun- gen fänden, und selbst in solchen Fällen werde kein Absolutheitsanspruch erhoben. Die Gründe dafür sah Gillner zum einen darin, dass Konfessionsfragen die adeligen Lebenswelten gefährdet hätten, ohne eine angemessen Identifikationsmöglichkeit zu bieten, und zum anderen darin, dass ständische Selbstwahrnehmung sich stärker über Religion als über Konfession definiert habe. Mit dem „Memorial“ des Dirk Heereman van Zuydtwyck stellt Antje Diener- Staeckling, Referentin am LWL-Archivamt für Westfalen, das Hausbuch eines Ams- terdamer Patriziers vor, der erfolgreicher Kaufmann ist, die Herrlichkeit Zuydtwyck erwirbt und sogar in den Adel aufsteigt. Er hatte mit seinem Hausbuch, in das er familiäre Ereignisse und alles, was den Wohlstand der Familie dokumentierte, eintrug, ein „kulturelles Gedächtnismonument“ für seine Familie gestiftet, wobei der Adel praktisch keine Rolle spielte. Dieser Beitrag ist nachträglich in den Band aufgenommen worden. Zum Abschluss der Sektion berichtete Stephanie Haberer, Referentin am Landes- archiv Niedersachen, Standort Hannover, über das Projekt zur Edition der 22 Schreib- kalender in Quartformat von Clamor Eberhard von dem Bussche zu Hünnefeld (1611–1666) im Osnabrücker Land. Dieser hat zwischen 1626 und 1665 in diese Kalender mit wachsender Ausführlichkeit persönliche Notizen in einem weiten in- haltlichen Spektrum eingetragen. Die Edition des Textes soll um weiter Quellen wie das Testament ergänzt werden. In einem öffentlichen Abendvortrag stellte Wendy Landewé, Konservatorin am Museum Haus Doorn, Sigurd von Ilsemann, Flügeladjutant Kaiser Wilhelms II., und seine Tagebücher vor. Mit Beginn des niederländischen Exils habe dieser allein des- halb Tagebuch geführt, um eine Dokumentation der Ereignisse und Verhältnisse um die Person des Monarchen zu schaffen. Das Privatleben des Tagebuchschreibers selbst spiele hingegen keine Rolle darin. Die Sektion zu adeligen Selbstzeugnissen auf Reisen und im Feld eröffnete Eli- sabeth Schläwe, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Frühe Neuzeit an der Universität Köln, mit Kavalierstouren von Mitgliedern der Familie Wolff-Metternich zur Gracht in die Niederlande. Im Mittelpunkt stand die Kavalierstour von Franz Josef Wolff Metternich (1710 –1741). Sie ist durch den Schreibkalender der Mutter und die Rechnungen belegt, aus denen die vielseitigen Interessen der Reisenden am Nach- barland hervorgehen. Ein ganzes Spektrum unterschiedlicher Typen weisen die Tagebücher auf, die Franz Anton von Landsberg (1656 –1727) auf verschiedenen Reisen geführt hat, wie Gerd Dethlefs, Referent am LWL-Museum für Kunst und Kultur, in seinem Bei- trag zeigte. Auf der Kavalierstour sollten sie dem Vater Rechenschaft über die Reise 8 ablegen, während der Kriegszüge sollten sie ein Netzwerk im Dienst der Familie und des Landesherrn dokumentieren, und auf einer Besichtigungs- und Einkaufstour durch die Niederlande wurden sie zu Zeugnissen eines Kulturtransfers. Die gebun- dene Form, in der sie erhalten sind, mache sie schließlich zu Monumenten der Fa- miliengeschichte. Ein Selbstzeugnis ganz anderer Art stellen die Aufzeichnungen von Jost Maxi- milian von Bronckhorst Graf zu Gronsveld aus dem Dreißigjährigen Krieg dar, wie Jacques van Rensch, Leiter des Regionaal Historisch Centrum Limburg in Maastricht, zeigte. Bisher galten sie aufgrund des Abdrucks in der Kompilation „Der ernewerte Teutsche Florus“ 1647 als Kriegserinnerungen. In Wahrheit seien sie zur Rechtfer- tigung und zur Wiederherstellung von Ruf und Ehre nach der Entlassung aufgrund militärischen Misserfolgs verfasst worden. In der letzten Sektion zu Tagebüchern von Frauen im 19. und frühen 20. Jahr- hundert berichtete Sheila Patel aus ihrer Dissertation über weibliche Schreibpraxis. Anhand der verschiedenen Tagebücher von Gräfin Maria Esterházy-Galántha, geb. Plettenberg-Mietingen (1809 –1861), zeigte sie die Motivationen der Autorin auf, die vom Ausdruck geheimer Gedanken und Gefühle über das Festhalten von Merk- würdigkeiten bis zum Schreiben um seiner selbst willen reichten. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte Katrin Brüntrup, die aufgrund von Tagebuch- einträgen den Eintritt einer jungen adeligen Frau in die Gesellschaft durch die Ehe- schließung beschrieb. Grundlage waren die

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