Quartäre Vereisungen in Den Lothringischen Vogesen: Anzahl, Ausdehnung Und Alter

Quartäre Vereisungen in Den Lothringischen Vogesen: Anzahl, Ausdehnung Und Alter

17—36 Eiszeitalter u. Gegenwart 38 Hannover 1988 7 Abb. Quartäre Vereisungen in den lothringischen Vogesen: Anzahl, Ausdehnung und Alter JEAN-CLAUDE FLAGEOLLET *) Ice-marginal features, moraine, glaciofluvial sedimentation, glaciolacustrine sedimentation, periglacial environment, fluviolacustrine sedimentation, stratigtaphy, lithofacies France, Vosges Mountains Kurzfassung: Die abschließende Auswertung det Arbeiten que les Vosges moyennes lorraines ont connu au moins trois zut Aufnahme der Geologischen Karte 1 : 50.000 det Voge­ glaciations successives. sen (Blätter BRUYERES und EPINAL) hat bestätigt, daß der Les limites de chacune de ces glaciations, principalement mittlere Teil der westlichen Vogesen von zumindest drei auf­ Celles de la troisieme, sont precisees dans les vallees de la einanderfolgenden Vereisungen betroffen war. Moselle, de l'Ognon et de la Moselotte, ainsi que dans le Vor allem die Randlagen der dritten Vereisung sind in den secteur du Tholy. Tälern von Mosel, Ognon und Moselotte und im Gebiet um En se referant aux chronologies etablies ä la Grande Pile Le Tholy nachgewiesen. et aux Echets, nous sommes fondes ä donner un age pleni- Unter Bezug auf die für Grand Pile und Les Echets aufge­ glaciaire du Würm ä la troisieme glaciation dans le bassin de stellten Stratigraphien kann man die dritte Vereisung des la Moselle et, pat consequent, ä placet les deux ptecedentes Moselbeckens dem Würm-Hochglazial zuordnen. Daraus er­ au Mindel et au Riss. gibt sich mindel- bzw. rißzeitliches Altet für die voraus­ gehenden Vereisungen. 0. Einführung [Quaternary Glaciations in the Vosges in Lorraine: Im Vergleich mit der bescheidenen Größe der Vogesen Times of Occurence and Extent] gibt es eine beachtliche Zahl von Autoren und Arbei­ ten, die sich mit der Frage quartärer Vereisungen in Abstract: At the conclusions of the investigations made in view to work out the last geological maps at 1 / 50 000 scale in diesem Raum beschäftigen (FLAGEOLLET: 1984). Man the Vosges (sheets BRUYERES, EPINAL) one can confirm that hat zwar bereits einen gewissen Kenntnisstand er­ the middle western Vosges were affected by at least three suc­ reicht, es bleiben aber noch eine ganze Reihe von Dis­ cessive glaciations. kussionspunkten sowie Unterschieden oder gegenläu­ The boundaries of each, mainly those of the third one, are figen Meinungen in der Interpretation bestehen. Dies classified in the Moselle, Ognon and Moselotte valleys, as gilt insbesondere für die Bereiche, die am stärksten well as in the Le Tholy area. von Forschern unterschiedlicher Nationalität und unterschiedlicher Schulen untersucht worden sind, In reference to the chronologies drawn up at La Grande Pile and les Echets, we are allowed to give an age Würm-Pleni- wobei das eine möglicherweise das andere erklärt. Für glacial to the third glaciation in the Moselle basin and, there­ die Vogesen nördlich des Col de Bonhomme wie auch fore, an age Mindel and an age Riss to the previous ones. für die elsässische Abdachung der mittleren und süd­ lichen Vogesen fehlen derartige Kontroversen oder sind zumindest weniger heftig. Im Gegensatz dazu [Glaciations quaternaires dans les Vosges waren sie in den letzten zwanzig Jahren für den lorraines: Nombre, extensions et ages] Bereich der mittleren und südlichen Vogesen westlich einer Linie Ballon d'Alsace/Col de Bonhomme sehr Resume: A la fin des recherches que nous avons effectuees pour dresser les dernieres cartes geologiques ä 1/50000 des lebhaft. Syntheseversuche, die für die Ausarbeitung Vosges (feuilles BRUYERES, EPINAL) nous pouvons confirmer der Geologischen Karte von Frankreich 1:250.000 unternommen wurden, stoßen sich an unterschied­ lichen Interpretationen hinsichtlich der Zahl der *) Anschrift des Autors: Prof. Dr. J.-C. FLAGEOLLET, Vereisungen, ihrer jeweiligen Ausdehnung und ihrer Centre de Recherches en Geographie Physique de l'Environ- Stellung innerhalb der Quartärstratigraphie. ment, Universite de CAEN —14032 CAEN Cedex. France. 18 JEAN-CLAUDE FLAGEOLLET Damit beauftragt, in Zusammenarbeit mit P. L. VIN­ die Hauptzeugen der Ausdehnung des oder der ersten CENT quartäre Bildungen in verschiedenen Teilen des Eisvorstöße in diesem Teil der Vogesen. Dazu treten Moselbeckens für die Geologische Karte von Frank­ Sedimente, die heute als zerschnittene Terrassen reich 1: 50.000 aufzunehmen — für Lothringen die unterhalb von Epinal gefunden werden. Blätter Nancy, Toul und Briey, für die Vogesen die Blätter Munster und Gerardmer p. p., Remiremont, 1.1. Es gab wenigstens eine ältere Vereisung (W) Bruyeres und Epinal — oblag mir eine zweifache Auf­ gabe, wie sie für Kartierungen dieses Maßstabs 1.1. Im Westen ist ihre Ausdehnung vom Raum üblich ist: Plombieres-les-Bains bis Epinal und vom Gebiet um Die Aufnahme aller Ablagerungen nach Lage und Epinal bis Corcieux bestimmbar. Nach den Ver­ Umfang einerseits und die Herstellung von Zusam­ eisungsspuren hatten die Gletscher niemals den Hang menhängen mit Befunden benachbarter Kartenblät­ überfahren (Steilstufe zusammengesetzt aus Bruch­ ter andererseits. Bei diesem häufig heiklen, jedoch wänden und Bruchlinienstufen), der südlich des Hor­ stets anregenden Unterfangen wird die Forschern ver­ stes von Epinal endet und sich entlang einer Linie traute Versuchung gebremst, einen Nachweis auf ge­ Urimenil, Lamenil und Charmois devant Bruyeres er­ rade ihrer Deutlichkeit wegen ausgewählte Bildungen streckt. Abgesehen von den fluviatilen Sedimenten zu stützen und dabei die problematischen beiseite zu und den Terrassen X und Y (s. u.) wurden auf dem lassen, was aber hieße, einige in begrenzten Bereichen Horst selbst keinerlei kaltzeitliche Sedimente gefun­ gewonnene Schlußfolgerungen zu generalisieren. den. Es scheint deshalb, daß dieser zu keiner Zeit von den quartären Gletschern bedeckt oder erreicht wur­ Ausgehend von Beobachtungen und kartographi­ de. Jedoch wurden die Granitblöcke, die in den schen Aufnahmen zwischen Remiremont und Epinal Schotterdecken von Epinal beobachtet wutden, mit wird im folgenden zunächst die Frage nach der Zahl der Ausdehnung eines Gletschers bis an die Stelle der der Vereisungen diskutiert. Die Frage nach der Aus­ heutigen Stadt in Verbindung gebracht (SERET 1967: dehnung der letzten Vereisung und ihrer Spätphasen 418—458). Andererseits hätten bei tektonischer He­ wird anhand dreier Stellen erörtert: Dem Tal der bung des Horstes und durch die starke Eintiefung der Cleurie und den oberen Talabschnitten von Ognon, Nebenbäche des linken und rechten Moselufers in den Moselotte und Vologne. Der dritte Abschnitt behan­ Horst die auf dem Horst abgelagerten Moränen ent­ delt das Problem des Alters der Vereisungen durch fernt werden können. Für diese Hypothese spricht das Vergleich der morphologischen Befunde mit den Pol­ völlige Fehlen alt-W-zeitlicher Schüttungen zwischen lenanalysen aus dem Torfmoor von Grand Pile. Dinoze und Epinal. M. E. bleibt die Ungewißheit be­ stehen, aber aus drei Gründen ist die erste Annahme die wahrscheinlichere. 1. Existenz und Randlagen mindestens dreier aufeinanderfolgender Vereisungen Die alten Sedimente des Bois de la Voivre unmittel­ zwischen Remiremont und Epinal (Abb. 1) bar am Horstrand haben nicht die Merkmale einer Eisrand-Ablagerung. Es wäre überraschend, hätte die Erratische Kristallinblöcke, im wesentlichen Granite, Erosion alle Reste glazialer Ablagerungen einschließ­ die auf den Sandsteinplateaus liegen, und ein unzu­ lich erratischer Blöcke entfernt. Die Granite des sammenhängendes Pflaster von Moränenresten sind Horstes von Epinal sind zu Wollsäcken verwittert Abb. 1: Quartäre Bildungen im Moseltal zwischen Remitemont und Epinal und ihr Altet. RG Vereisungsspuren W Ältere Vereisung GF Undiffetenzierte glaziale Bildungen Wl, W2 Erste und zweite ältere Vereisung oder M Moräne Stadien 1 und 2 der älteten Veteisung (Wx) MT End- oder Stirnmoräne W—X Ältere odet „mittlere" Vereisung GL Glazio-lakustrine Bildung X „Mittlere" Vereisung (wahrscheinlich Riß) FG Fluvio-glaziale Bildung s. s. XI, X2 Stadien der mittleren Vereisung (innerhalb der letzten Veteisung) X—Y Mittlere oder jüngere Vereisung Sandel Y Jüngere Vereisung (Würm) FL Fluvio-lakustrine Bildung Yl Ablagerungen des Hauptvotstoßes F Fluviatile Schüttung im eistandnahen und Y2, Y3 Erosionsterrassen in den Schüttungen von Y1 im periglazialen Bereich Z Holozän 1 Torf 2 Störung, Verwerfung 3 Höhenlinien im Abstand von 50 m 20 JEAN-CLAUDE FLAGEOLLET und die, die in den Sedimenten von Epinal einge­ höhergelegene Terrassen zerschnitten. Diese Sedi­ schlossen sind, können von den benachbarten Hängen mente sind von mächtigen Lehmen bedeckt. Wir stammen. konnten das Material an zwei Stellen beobachten: Im Moment möchte ich also eher annehmen, daß die — Im Straßenanschnitt der Ostumgehung von Epi­ älteren Gletscher gegen den Horst gestoßen sind, nal, im Bois de la Voivre: Die lehmige Überdek- ohne ihn zu bedecken und ohne tiefer in ihn einzu­ kung war hier in ihrer ganzen Mächtigkeit auf dringen. 200 m Länge aufgeschlossen. — Im Anschnitt der Verbindungsstraße zwischen Bois l'Abbe und Chavelot westlich von Epinal. 1.2. Gab es zwei Stadien einer einzigen älteren Vereisung oder zwei ältere Vereisungen? Ausgehend von ihrer flächenhaften Ausdehnung ist mit einem beträchtlichen Volumen dieser älteren Diese Frage stellt sich, wenn man die Verbreitung der Sedimente zu rechnen. In wesentlich höherem Anteil Ablagerungen zum einen innerhalb der äußersten, als den von SERET (1967: 450) angegebenen 0,1% oben beschriebenen Eisrandlage, zum anderen unter­ kommen Granit- und Gneisgerölle der

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