Zur Geschichte Von Gelände Und Umfeld Der Johannes Kepler Universität Linz, Unter Besonderer Berücksichtigung Der NS-Zeit Im Raum Auhof – Dornach

Zur Geschichte Von Gelände Und Umfeld Der Johannes Kepler Universität Linz, Unter Besonderer Berücksichtigung Der NS-Zeit Im Raum Auhof – Dornach

Hermann Rafetseder Zur Geschichte von Gelände und Umfeld der Johannes Kepler Universität Linz, unter besonderer Berücksichtigung der NS-Zeit im Raum Auhof – Dornach Ein Beitrag zum 50-Jahr-Jubiläum der Johannes Kepler Universität Linz Linz 2016 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung ..................................................................................................................................... 4 1. Zur Geschichte von Schloss Auhof bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ................................... 5 2. Schloss Auhof und die anderen Liegenschaften des späteren JKU-Geländes von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1900 .............................................................................. 9 3. Auhof und die Starhembergs von 1900 bis 1937 ........................................................................ 13 4. Liegenschaften im JKU-Bereich zur NS-Zeit im Spiegel von Grundbuch und Kaufverträgen ............................................................................................................................ 18 5. Der „Pleschingerhof“ – „Arisierung“ und späteres JKU-Gelände? ........................................ 23 6. Planungen und Aktionen von SS und Heer im Raum Auhof, Konflikte mit anderen Instanzen ................................................................................................... 28 7. Die ehemalige Parzelle 762/3 im Südwesten des späteren JKU-Geländes, ein zentrales Element der Heeresplanungen.............................................................................. 36 8. Das Heeresstandortlazarett, Planungen an drei Schauplätzen ............................................... 39 9. Der Schlossteich im Rahmen der Heeresplanungen, oder: Wer hat „im Auhof“ das Sagen? ................................................................................................... 48 10. Schloss Auhof bzw. Starhemberg-Besitz in der NS-Zeit.......................................................... 50 11. Die drei Lager im JKU-Bereich im Spiegel der Lagerlisten ..................................................... 55 12. „Gemeinschaftslager der DAF“, „Gemeinschaftslager des Heeres Auhof“, „Gelände der Heeresbauleitung“ ................................................................................................. 59 13. Der Autobus-Wendeplatz beim „Gefangenen-Lager“ Auhof als wichtiges Element Auhofer Lagergeschichte ...................................................................... 63 14. Das DAF- bzw. Heereslager Auhof samt „Gefangenen-Lager“ im Kontext des Linzer Kriegsgefangenen-Einsatzes der NS-Zeit ............................................................... 66 15. Umsiedlerlager Auhof der Volksdeutschen Mittelstelle – nicht nur UmsiedlerInnen ......... 73 16. Städtisches Arbeiterlager Dornach .............................................................................................. 80 17. Auhof und Dornach während des Luftkriegs .............................................................................. 89 18. Der Streit um die Starhemberg-Besitzungen nach 1945 .......................................................... 93 19. Andere Liegenschaften im JKU-Umfeld von 1945 bis zur Hochschul-Gründung ................ 98 20. Von der Hochschulgründung zu den heutigen JKU-Liegenschaften ................................... 102 Verzeichnis abgekürzt zitierter Literatur und Quellen sowie sonstiger Abkürzungen ............ 105 Abbildungen............................................................................................................................................. 110 Zum Autor ................................................................................................................................................. 115 3 Zusammenfassung Nach einer Schlacht von 1809 erlangte das Gebiet rund um Schloss Auhof in der NS-Zeit neuerlich militärische Bedeutung: Auf von der Schlossliegenschaft abgetrennten und zwangsweise verkauften Starhemberg-Gründen sowie Gebieten vieler anderer BesitzerInnen wurde mit dem Bau einer Kaserne für die SS begonnen. Die verkaufte das Gelände noch im Herbst 1938 an das Heer. Auf den Ankauf des Schlosses (erst unter kommissarischer Verwaltung, dann im Besitz des Reichsgaus Oberdonau) verzichtete die Wehrmacht jedoch. Für den Bau jener Infanteriekaserne des Heeres gab es im heutigen Science Park-Bereich das „Gemeinschaftslager der Deutschen Arbeitsfront Auhof“ bzw. „Gemeinschaftslager des Heeres Auhof“, dessen Stempel bloß auf „Heeresbauamt Linz, Neubauleitung Auhof“ lautete, Sollbelegstand 1943: 500 Personen. Dort lebten auch Kriegsgefangene in einem eigenen „Gefangenenlager“-Bereich. In diesem Bereich starb am 2. März 1941 der französische Landwirt Alphonse Gaudin. Zumindest für Jänner 1942 sind dort auch sowjetrussische Kriegsgefangene nachweisbar. Zwei weitere Lager der NS-Zeit überschnitten sich am Rande mit späterem JKU-Gelände: Um die Jahreswende 1940/41 entstand, direkt an den heutigen südlichen Parkplatz angrenzend, das „Umsiedlerlager Auhof der Volksdeutschen Mittelstelle“, das in Wahrheit aber bald multifunktional wurde. Dort wohnten neben „Volksdeutschen“ auch viele italienische Arbeiter, dann auch Zwangsarbeiter wie der Ende 1944 gestorbene Russe Nikolai Portnenko, aber auch Zwangsarbeiterinnen wie die Ukrainerin Anna Semenjuk. Sie arbeitete allerdings im benachbarten Lager Dornach als Küchenhilfe. Das 1941/42 südwestlich des späteren JKU-Bereichs entstandene „Städtische Arbeiterlager Dornach“ hatte 1943 einen Sollbelegstand von 2.500 Personen. 1944/45 waren das bereits überwiegend Zwangsarbeiter, auch einzelne Zwangsarbeiterinnen, die in der dortigen Lager- Infrastruktur arbeiteten, wie etwa die polnische „Bedienerin“ Anna Badowska. Hier waren auch etwa für die Baufirma Mayreder & Kraus arbeitende Franzosen untergebracht. Ab Dezember 1938 (Vorkaufsrecht schon Juli 1938) gehörte dem Heer eine Parzelle an der heutigen Südwestecke des JKU-Geländes. Das war Platzreservierung für eine anfangs riesige Artilleriekasernen-Planung, die erst extrem verkleinert, dann aber nie konkreter wurde. Jene Reservierungs-Parzelle wurde 1943 an die Stadt Linz verkauft. Alternativ dazu waren größere Artilleriebereiche nordöstlich von Schloss Auhof und östlich der Infanteriekaserne vorgesehen, was aber auch immer eher vage blieb. Sehr konkret geplant wurde ein Heeresstandortlazarett westlich von Schloss Auhof, als Heeresspital für eine Linzer Friedensgarnison von 10.000 Mann. Die langgestreckten Trakte wären genau im späteren JKU-Bereich gewesen. Im April 1942 beschwerte sich Hitler über die Art der Planungen: „… daß man heute nicht mehr so baue“. Vermeintlich fixe Grunderwerbungen samt Baubeginn sollten daraufhin „vermutlich nach Kriegsende“ erfolgen. Diese Planung verlief im Sande, irrlichterte aber noch im Februar 1945 in den Akten herum. 1943/44 war als Alternative ein gemeinsames Standortlazarett von Heer und Luftwaffe im Südwesten von Linz im Gespräch. Dazu gab es dann ebenso wenig genauere Planungen wie für eine andere Idee Hitlers: Der wünschte sich 1941/43 zusätzlich zum neu geplanten Linzer Krankenhaus „Süd“ (als Neubau des Allgemeinen städtischen Krankenhauses) ein „städtisches Krankenhaus Nord“. Dieses war erst mit 500, dann nur mehr mit 250 Betten direkt westlich neben dem Heeresstandortlazarett vorgesehen und hätte ebenfalls heutiges JKU-Gelände betroffen. 4 1. Zur Geschichte von Schloss Auhof bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Der „hof dacz Aw“ wird in einer Urkunde von 1350 erstmals erwähnt, anfangs anscheinend noch eher als bäuerliches Anwesen bzw. Gutshof.1 Noch im 14. Jahrhundert wird daraus ein adeliger Sitz. Der lag bis ins 15. Jahrhundert noch knapp an einem schiffbaren Donau-Arm, der das heutige Science Park-Gelände anscheinend berührte.2 Die Erstnennung als eindeutig adeliger Sitz bzw. „gesazz“ 1386 erfolgte anlässlich einer Verpfändung. Das war noch 1966 Anlass für offenen Antisemitismus: Der in der NS-Zeit-Verantwortliche für die Linzer „Judenmatrikel“ sowie „Fremdstämmigen- und Mischlingskartei (Juden, Zigeuner, Neger, Mongolen)“ nannte in der Linzer Hochschul-Eröffnungsschrift als Anlass für jene Verpfändung von 1386 bedrückende „Judenschulden“.3 Das nunmehrige Schloss hieß im 16. Jahrhundert noch abwechselnd „Au“ und „Auhof“, letztere Benennung setzte sich erst im 18. Jahrhundert durch. Zeitweise unterschied man „Au“ als Schloss vom dazugehörigen Meierhof Auhof. Dessen ursprüngliche Lage ist nicht ganz sicher oder wechselte vielleicht. Zumindest um 1628/1639 lag er im Rahmen eines geschlossenen Baukomplexes, „nächst dem Stock“, also nahe beim noch bestehenden südlichen Wohntrakt (heute Rektorat). Jener Meierhof war laut Dehio „vermutlich“ Vorläuferbau des im 17. Jahrhunderts errichteten Wirtschaftstraktes, der 1905 zum jetzigen Osttrakt umgestaltet wurde.4 Eventuell war der Meierhof aber auch im Westteil des Komplexes, räumlich verbunden mit der Schlossbrauerei, also im Bereich des jetzigen Mensagebäudes. Jene Brauerei hatte um 1750 das Monopol auf Bier in allen sechzehn Gasthäusern Urfahrs. Jenes „herrschaftliche Bräuhaus“ plus 48 Joch „Meirhofsgründen“ wurden etwa laut einer Kundmachung von 1848 „an den Meistbietenden“ verpachtet.5 Diese Brauerei war noch laut einem Landtafel-Schematismus von 1896 ein wichtiger Teil der Liegenschaft Schloss Auhof.6 Etwa in den 1630er-Jahren entstand auch eine große Kapelle, westlich (aber nach Norden versetzt) am erhaltenen Südtrakt angebaut. Laut Pillwein wurden dort ab 1728 Messen gelesen, laut der Beschreibung von 1628/1639 aber schon seit damals.7 Die Kapelle wurde

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