Das DFB-Pokalfinale „Mach‘s noch einmal, Borussia!“ ’Dickes Ding’ mit Dickel Storck sollte spielen - doch der Mannschaftsrat überstimmte Horst Köppel „Das Finale und meine beiden Tore haben mein Leben verän- dert”, sagt Norbert Dickel. Aber wie war das nun wirklich 1989 in Berlin? Wilfried Witt- ke beschreibt die dramati- schen Stunden im BVB-Quar- tier, der Sportschule Wannsee. Dr.Rauball: „Dortmunder stehen wieder auf.” Noch eine Viertelstunde bis zum Anpfiff. Bei Borussias „Ich freue mich auf das Fina- Mannschafts-Aufstellung ste- le, so wie sich die ganze Regi- hen hinter der Nummer 9 on freut. Ich empfinde die noch zwei Namen: Norbert Di- Teilnahme am Endspiel als ckel (Stürmer) und Bernd Dank an alle, die Borussia Storck (Verteidiger). Nur weni- Dortmund das Jahr über un- ge Eingeweihte wissen, wer be- terstützt haben. Man kann ginnt. BVB-Trainer Horst Köp- hinfallen und sich blutige pel pokert mit dem Bremer Kol- Knie holen. Aber Dortmun- legen Otto Rehhagel und sagt: der stehen wieder auf.” „Der macht das ja vor jedem Dr.Reinhard Rauball, unbedeutenden Spiel.” Präsident des BVB Aber Köppel hat auch mit sich selbst gepokert. Nach dem Abschlusstraining im Olympia stadion wurde er mit der Frage Statistik gelöchert: „Kann Dickel spie- len?” Köppel wollte Zeit ge- Die längste Siegesserie in auf- winnen, noch eine Nacht da- einanderfolgenden Pokalspie- rüber schlafen. Um kurz nach len hält Fortuna Düsseldorf. zwei Uhr war er plötzlich hell- Zwischen dem 4. August 1978 wach. Nur noch 16 Stunden bis und dem 28. Februar 1981 ge- zum Anpfiff. Borussias Spiel langen der Fortuna 18 Siege in des Jahres. Der Fußball-Westen Folge; unter anderem wurde sie wartete auf das Wunder. Und wieder getroffen: „Nobby” Dickel jubelt nach seinem zweiten Streich. Im Hintergrund Michael dadurch 1979 und 1980 Pokal- Lusch und Werders Torhüter Oliver Reck. (Bild: Bodo Goeke) Entscheidung fiel nach sieger. Erst eine 2:1-Niederlage einer schlaflosen Nacht im Viertelfinale bei Hertha BSC Berlin beendete die Serie. Und für Horst Köppel per- Noch vor dem Frühstück fiel Es begann der Wettlauf ge- „Nobby” zu überzeugen. Der sönlich hatte es ja auch eine die Entscheidung: „Nobby, du gen die Zeit. Scheinbar aus- Trainer setzte sich über seine Die meisten Tore in einem Bedeutung. Sein Job war zwar fängst an.” Doch nun war sich sichtslos: Kraftmaschine, Ge- eigenen Bedenken hinweg. DFB-Pokalspiel erzielte Cars- nicht in Gefahr, aber der Mann der Stürmer nicht mehr sicher: wichte gehoben und gedrückt, Als Dickel dann ins Stadion ten Jancker in der Begegnung brauchte als Trainer einen Ti- „Ich habe kein gutes Gefühl.” um die schlappe Muskulatur zu kam, war er überwältigt von zwischen dem 1. FC Kaiserslau- tel. Bestätigung für gute Arbeit. Ein Wunder war es nicht. Im stärken. Manchmal hätte er am den vielen Fans, von der Be- tern und dem FC Schönberg 95 Mit Bielefeld nicht abgestie- Halbfinale gegen Stuttgart hat- liebsten ins Eisen gebissen. geisterung. Er brauchte irgend am 21.August 2004. Beim Wir wünschen allen gen, als Assistent von DFB- te sich Dickel noch einmal eine Reizstrom, Magerquark aufs einen Halt, sagte: „Ich musste 15:0-Sieg schoss der Angreifer, Teamchef Franz Beckenbauer Stunde gequält, bis der 2:0-Sieg Knie, wenn es wieder dick wur- jemandem ganz fest in die Au- Fußball-Fans viel Spaß bei der WM 1986 in Mexiko gesichert war. Dann ging de. Es gab Stunden, in denen gen schauen. Da stand unser beim Spiel. Vize-Weltmeister, in Uerdin- „Nobby” raus, hatte sich zwei „Nobby” einfach aufgeben Präsident Gerd Niebaum, der gen gefeuert. Da hat man Tage später am rechten Knie wollte: „Das schaffst du doch gibt dir Kraft. Doch dann habe schnell den Ruf weg: Der Köp- operieren lassen. nie.” Aber dann hat er sich wie- ich gemerkt: Der hat ja mit die- pel ist doch keiner. der zusammengerissen: „Die sen Gefühlen genau so zu Borussias Trainer wanderte ganze Saison warst du dabei. kämpfen wie ich.” in seinem Zimmer hin und her, Und jetzt sollst du den Höhe- Später, beim Warmlaufen, fand keinen Schlaf und erin- punkt verpassen?” hörte der Stürmer hinter sich nert sich: „Da machst du in der Zwei Tage vor dem Finale hat noch eine Stimme: „Der Köp- Bude Kilometer oder hockst Dickel zum ersten Mal leicht pel will doch wohl den Dickel BLICKPUNKT mal wieder auf der Bettkante, mit der Mannschaft trainiert. nicht spielen lassen - sieh doch zermarterst dir die Birne.” Mor- Aber jetzt erwartet man Taten. mal, wie komisch der läuft.” POKALFINALE gens um halb Sechs ist er dann Sich vor 76 000 Zuschauern im Nobby hat sich umgedreht. So- an den Schreibtisch, hat zwei Stadion, vor Millionen Men- was baut ja auch nicht gerade der damals für die Pfälzer Aufstellungen gekritzelt. Eine schen am Fernseher blamie- auf. Hinterher, als er die beiden stürmte, sechs Tore. mit Storck, eine mit Dickel. ren? Da kommen wieder Zwei- entscheidenden Tore gemacht Welche ist bloß die richtige? fel. Der Spielerrat mit Michael hatte und als Held gefeiert wur- Die erfolgreichsten Spieler im Köppels Gedanken:„Geht’s Zorc, „Teddy” de Beer und de, haben viele gesagt: „Das DFB-Pokal sind Oliver Kahn, mit Nobby in die Hose, bin ich Thomas Helmer war für Dickel. mit dem Dickel war ein dickes Bixente Lizarazu und Mehmet der Armleuchter. Dann sagen Präsident Gerd Niebaum und Ding - ein ganz großer Schach- Scholl, die mit dem FC Bayern sie: War doch klar - der Dickel Manager Klaus Gerster redeten zug von Köppel”. Der bemerk- München insgesamt fünf Titel hat nach seiner OP sechs Wo- „Nobby” Dickels Kuss auf sich in Gesprächen mit Köppel te nur: „So ein Quatsch. Das gewannen. Als einziger der drei chen nicht mehr gespielt.” die Trophäe.(Goeke) den Mund fusselig, um ihn von war eine Sternstunde.” stand Kahn auch in jedem der erfolgreich bestrittenen End- spiele auf dem Platz. Rekordtrainer sind Karl-Heinz Als Saftig an den Münzfernsprecher eilte... Feldkamp, Hennes Weisweiler, Udo Lattek sowie Otto Rehha- Dramatischer Start in Saison 1988/89: Die Mannschaft hatte plötzlich keinen Trainer gel, die je drei Titel gewannen. Vier Vereinen gelang es, drei Die Parallelen sind verblüf- ihn sofort abzuholen. „Das Ka- unterschrieb einen Zwei-Jah- Aber beständig blieb beim BVB Mal hintereinander das Finale fend: Auch in der Bundesliga- pitel BVB ist für mich erledigt”, res-Vertrag. nur die Unruhe. Erst im Win- zu erreichen:FC Schalke 04 Saison 1988/89, die am 24. Ju- zürnte Saftig, der die spätere Aber Verein und Mann- tertrainingslager, das Borussia (1935 bis 1937), Fortuna Düs- ni 1989 in Berlin einen krön- Pokalsieger-Mannschaft zu- schaft sollten nicht zur Ruhe in Katar aufgeschlagen hatte, seldorf (1977/78 bis 1979/80), enden Abschluss fand, schrieb sammengestellt hatte. Der lan- kommen. Ein Fehlstart ließ fanden sie einen gemeinsamen FC Bayern (1983/84 bis 1985/ der BVB reichlich Negativ- ge schwelende Streit zwischen Köppel gleich in den Fokus der Nenner. In der „Hospitality 86 und 1997/98 bis 1999/ Schlagzeilen. Kapitän Mill und Saftig war zu Kritik geraten, trauriger Höhe- Suite”, die Zeugwart „Bomber” 2000) sowie Werder Bremen einem Ende mit Schrecken ge- punkt war die 0:4-Niederlage Wiegand im noblen Sheraton (1988/89 bis 1990/91). Die Pannen begannen unmit- worden. Saftig hatte deshalb gegen den 1. FC Köln. Und von Doha bezogen hatte, wur- telbar vor der Fahrt ins Som- Präsident Niebaum aufgefor- Frank Mill hatte in einer Zei- de auch die „schmutzige Wä- Drei Drittligisten gelang bis- mertrainingslager. Die Mann- dert, Michael Zorc zum neuen tungskolumne geledert: „In sche” gewaschen, die Borussia her der Sprung ins Endspiel: schaft hatte sich mit Cheftrai- Spielführer zu ernennen. diesem Verein stimmt die gan- in der Herbstrunde getragen Hertha BSC II (1993) sowie ner Reinhard Saftig im Dort- Borussia reiste ohne Fußball- ze Richtung nicht.” Er musste hatte. Alles kam auf den Tisch: Energie Cottbus (1997) und munder Landhaus Dieckmann Lehrer ins Trainingslager. Eine eine Geldstrafe (5 000 DM) der Neid gegen Jung-Star An- dem 1. FC Union Berlin (2001). getroffen. Als Präsident Gerd Findungskommission, beste- zahlen,Mill wurde als Kapitän dreas Möller, Eigensinn und Niebaum das Team auf die hend aus Gerd Niebaum, Ma- abgesetzt und ihm die Freigabe Eskapaden des Frank Mill, Mi- Die höchste Niederlage eines neue Saison einzuschwören nager Klaus Gerster sowie dem erteilt. Als seinen Ersatz ver- chael Rummenigges mitunter Bundesligisten gegen ein Ama- gedachte und ankündigte, dass Mannschaftsrat (Zorc, Helmer, pflichtete der BVB im Winter zu große Klappe. teurteam musste die Mann- Frank Mill Mannschaftskapi- de Beer) einigte sich auf Horst den Dänen Marc Strudal. Das verbale Gewitter in der schaft von Eintracht Frankfurt tän bleibe, lief Saftig Sturm. Köppel als neuen Trainer. Der Mill lehnte indes Angebote Wüste reinigte die Luft.Die in der Saison 2000/01 einste- Weil es noch keine Handys ehemalige Assistent von DFB- von Werder Bremen und dem Cliquenwirtschaft wurde abge- cken. Die Hessen gingen da- gab, eilte er an den Münzfern- Teamchef Franz Beckenbauer 1. FC Köln ab, gelobte Besse- stellt und Schwarzgelb spielte mals gegen den VfB Stuttgart II sprecher hinter der Theke und wurde in einer Nacht- und Ne- rung und sprach sich mit Vor- im DFB-Pokal eine tolle Runde. mit sage und schreibe 1:6 un- forderte seine Frau Beatrix auf, belaktion verpflichtet. Köppel stand und Mannschaft aus. Wilfried Wittke ter..
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