DAS DEUTSCHE NACHRICHTEN-MAGAZIN Hausmitteilung 12. Juli 2004 Betr.: Karamanlis, Iran, Woodward ie Griechen gelten als ein gastfreundliches Volk. Aber was die SPIEGEL-Redak- Dteure Manfred Ertel, Hans Hoyng und Hans-Jürgen Schlamp vergangene Woche in Athen erlebten, ging noch bei weitem darüber hinaus: „Die Leute sind völlig los- gelöst“, so Ertel, „im Augenblick werden alle Deutschen als Ehrengriechen behandelt.“ Und das liegt an Fußballtrainer Otto Reh- hagel, der mit den griechischen Kickern Europameister wurde. Auch Ministerprä- sident Konstantinos Karamanlis setzte angesichts des überraschenden Erfolgs sei- ner Mannschaft neue Prioritäten: Zuerst kommt der Fußball und dann der Fußball. Ein geplantes Gespräch mit dem SPIEGEL wurde verschoben – schließlich gab es die große Siegesfeier im alten Olympiastadion. Tags darauf mussten sich die Journalisten GEORGE IKONOMOPOULOS noch einmal gedulden: Karamanlis emp- Ertel, Hoyng, Karamanlis, Schlamp fing die Fußballer samt Trainer in seinen Amtsräumen. Den SPIEGEL-Leuten zeigte er stolz seinen EM-Ball mit Autogrammen: „Da hat Otto Rehhagel unterschrieben.“ Vorher stand Karamanlis Rede und Antwort über, natürlich, Fußball, die bevorstehenden Olympischen Spiele und die Rolle Grie- chenlands in der EU: „Wir brauchen ein stärkeres Europa“ (Seite 88). ür ausländische Journalisten ist die Arbeit in Iran nicht unkompliziert – das erfuhr FSPIEGEL-Reporterin Susanne Koelbl jüngst: „Staatliche Stellen möchten zu gern Einfluss auf die Berichterstattung nehmen und auch die Auswahl der Gesprächs- partner mitbestimmen.“ Dafür zuständig ist das Ministerium für Kultur und islami- sche Führung, auf dessen Unterstützung Koelbl, 38, jedoch gern verzichtet hätte. Sie wollte sich nämlich unter Jugendlichen um- sehen, die nicht unbedingt den sittenstrengen Vorgaben der Tugendwächter gehorchen: Sie gehen auf Partys, tanzen, flirten und trinken Alkohol. „Für ihre nächtlichen Vergnügen ris- R. MARO / VERSION R. MARO kieren die Szenegänger Peitschenhiebe und Koelbl (2. v. l.), iranische Studenten Geldstrafen“, so Koelbl, „das nehmen jedoch immer mehr junge Iraner in Kauf.“ Nach dem umstrittenen Sieg der konservativen Mullahs bei der vergangenen Parlamentswahl hätten sich auch viele Studenten von der Politik abgewandt: „Frustriert warten sie dar- auf, dass irgendetwas geschieht, was die Verhältnisse in Iran ändert“ (Seite 84). enige Wochen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 begannen Wim Auftrag von US-Präsident George W. Bush die geheimen Vorbereitungen für einen Krieg gegen den Irak. Der geplante Feldzug war unter den Regierungsmitglie- dern umstritten: Falken und Tauben fochten erbittert miteinander um die richtige Stra- tegie. Im Kabinett habe in dieser Frage regelrechte „Feindschaft“ ge- herrscht, sagt der amerikanische Starreporter Bob Woodward im SPIEGEL-Gespräch mit Stefan Aust und Gerhard Spörl (Seite 94). In seinem neuen Buch schildert Woodward, wie sich die Kriegsbefür- worter letztlich durchsetzen konnten. Er sprach mit den wichtigsten Akteuren, wertete geheime Protokolle aus und sichtete Mitschriften von informellen Besprechungen. Woodwards Arbeit („Der Angriff. Plan of Attack“) ist jetzt als SPIEGEL-Buch bei der DVA erschienen. Im Internet: www.spiegel.de der spiegel 29/2004 3 InIn diesem diesem Heft Heft Titel Am 20. Juli 1944 schlug der Staatsstreich gegen Hitler fehl – 60 Jahre danach sind die Verschwörer weithin respektiert ............................ 32 Die Linken kommen Seiten 20, 30 Hitlers Hauptquartier „Wolfschanze“, der Ort In der SPD brodelt es: Die des Attentats, ist heute ein Touristenmagnet ......... 42 Umfragewerte stürzen auf SPIEGEL-Gespräch mit dem Historiker Stephan Malinowski über das prekäre Verhältnis den historischen Tiefstand des deutschen Adels zum Nationalsozialismus ...... 46 von 23 Prozent; die Gewerk- schaften, einst wichtigste Ver- Deutschland bündete, wenden sich von Panorama: Attraktiver Job für Ehefrau von den Sozialdemokraten ab – Ver.di-Chef Bsirske / CSU fordert drastisch hin zur neuen Wahlinitiative, höhere Jahresarbeitszeiten / Rechnungshöfe die sie heimlich zu ihrer Polit- rügen Verschwendung von Rundfunkgebühren ...... 15 Vertretung ausbauen. Gefahr Sozialdemokraten: Die neue linke droht Rot-Grün aus der SPD- Konkurrenz wird massiv von Fraktion: Einige Abgeordnete den Gewerkschaften unterstützt ............................ 20 Klaus Ernst, Kopf des linken Aufbruchs, liebäugeln bereits mit einem kämpft gern gegen Mächtige ................................. 22 MARCO-URBAN.DE Wechsel. Wackelt nun die IG-Metall-Boss Jürgen Peters propagiert Schröder, Gewerkschafter Sommer, Peters Mehrheit im Bundestag? eine neue Bürgerbewegung ................................... 24 Außenpolitik: Rot-grüner Einsatz für den Sudan .. 25 Interview mit Außenminister Joschka Fischer über die Verantwortung der Weltgemeinschaft ..... 26 Union: Die Renaissance der Sozialpolitik ............. 28 Bert Rürups Kopfpauschalen-Modell ..................... 29 Operation Sudan Seite 25 Umfrage: Kanzler im Rekordtief .......................... 30 Prominente: Schulden belasten das Immobilien- Joschka Fischer betätigt Vermögen des verstorbenen Ignatz Bubis ............. 50 sich einmal mehr als Frie- Ausländer: Wie der Bestseller-Autor densstifter: Im Sudan will Wladimir Kaminer mit dem deutschen der Außenminister verhin- Einbürgerungsrecht kämpft ................................... 52 dern, dass der dortige Bür- Glaube: Streit um Kommerz entzweit gerkrieg eskaliert. So kann Klöster und Orden ................................................ 54 Kriminalität: Einer Deutschen droht im Rot-Grün die Bundesrepu- Sultanat Oman die Todesstrafe .............................. 56 blik auch als Kandidaten Rechtsextremisten: Arier-Zucht auf für den Uno-Sicherheitsrat niedersächsischem Gutshof? ................................. 63 im Gespräch halten – und EVELYN HOCKSTEIN / POLARIS / STUDIO X / POLARIS STUDIO HOCKSTEIN EVELYN von der trüben Innenpoli- MARCO-URBAN.DE Wirtschaft tik ablenken. Sudanesen, Fischer Trends: Cordes wird Mercedes-Chef / LTU lockt mit Luxus / Poullain attackiert Deutsche-Bank-Manager ....................................... 64 Energie: Deutschland und Russland vereinbaren eine strategische Partnerschaft .......... 66 Interview mit E.on-Chef Wulf Bernotat über Hinrichtung nach Familiendrama? Seite 56 den Deal mit Gazprom .......................................... 68 Autoindustrie: VW muss drastisch sparen ........... 70 Im arabischen Sultanat Oman droht der jungen Deutschen Dana Gerlich die Hin- Staatsschulden: Beim Verkauf richtung. Sie soll in einem Familiendrama um eine unerwünschte Liebe und Sei- der Russland-Schulden zahlt Hans Eichel drauf .... 72 tensprünge Killer auf ihren Vater angesetzt haben. Doch die Anklage hat Lücken. Beschäftigung: Womit Arbeitslose künftig rechnen müssen ........................................ 74 Manager: Der neue Siemens-Chef ist ein harter Sanierer ................................................ 78 Ausland Promi-Andrang bei Fernsehsendern Seite 148 Panorama: Privates Foltergefängnis in Afghanistan / Südafrika – neue Drehscheibe des Deutschlands Programm-Ma- Menschenhandels / Saudi-Arabiens Außenminister cher setzen nach dem Retro- setzt auf Europa .................................................... 81 und Superstar-Hype jetzt auf Iran: Teherans Jugend kehrt den religiösen Prominente als Talk-Mas- Hardlinern den Rücken ......................................... 84 ter. Hobby-Moderatoren wie Griechenland: SPIEGEL-Gespräch mit Boris Becker, Thomas Anders Premierminister Konstantinos Karamanlis über die Fußball-Europameisterschaft und oder Giulia Siegel müssen Athens Rolle in der EU ......................................... 88 ihren Job nur oberflächlich Frankreich: Der höfliche Massenmörder beherrschen. Sie sollen für von Sautou ............................................................ 90 Pressewirbel sorgen. Bei den USA: Demokrat Kerry kürt den Südstaatler Sendern stapeln sich die An- Edwards zum Vize ................................................. 92 fragen weiterer Stars. Irak-Krieg: SPIEGEL-Gespräch mit Enthüllungsjournalist Bob Woodward über die Vorgeschichte des amerikanischen TV-Show mit Siegel Feldzugs und Bushs fehlende Selbstzweifel ........... 94 6 Gesellschaft Szene: Hamburger Ausstellung über Obdachlose / Designer-Regenmessgerät ................ 98 Eine Meldung und ihre Geschichte ...................... 101 Nahost-Konflikt: Der palästinensische Gouverneur von Betlehem ................................... 102 Ortstermin: Ex-Bundesbankchef Welteke – der erste Auftritt nach dem Rücktritt .................. 107 Sport Motorradrennen: Auch auf Yamaha spielt Valentino Rossi mit den Konkurrenten ................ 108 Dressurreiten: Interview mit Vizeweltmeisterin Lisa Wilcox über Zickenkriege, Zuchthengste und die Olympia-Chancen ihres US-Teams .......... 112 Junges Paar in Teheran, religiöser Führer Chamenei / AP (R.) SALEMI (L.); VAHID / VERSION R. MARO Kultur Szene: Frank Schätzing zum Erfolg seines Tiefsee-Thrillers / Die legendäre Malerin Frida Kahlo im Trachtenlook................... 115 Iran: Rebellion gegen die Mullahs Seite 84 Zeitgeist: Immer mehr Hobbyforscher und Autoren sichern die Spuren ihrer Vorfahren ........ 118 Drogen, Prostitution, Aids – seit dem umstrittenen Sieg der Konservativen bei der Theater: Dritte-Welt-Andacht mit Parlamentswahl wendet sich Irans Jugend vollends von der Politik ab und betäubt Peter Brook in Duisburg ...................................... 121 sich nach dem Vorbild des verderbten Westens.
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