
Rundbrief zu Weihnachten 2014 Rogier van der Weyden, Der Middelburger Altar (Detail) um 1445 - Gemäldegalerie SMPK Liebe Freunde des Eurythmeum CH Im Übergang von Michaeli zum Advent stehen wir in einer Zeit der Auseinandersetzung mit der Welt, die in den wunderschönen herbstlichen Tagen ihr warmes goldenes Licht verströmt und doch am Welken und Sterben ist. Innerlich können wir in den Oktober-, November- und Dezemberwo- chen einen echten Kontrapunkt zur Natur erleben: In der Natur ist Erntezeit. Reich werden wir beschenkt mit Gemüse und Früchten. Innerlich ist Auf- bruchszeit. Am Eurythmeum CH hat ein Studienjahr begonnen, das noch jung ist. Die Studie- renden und auch die Lehrenden arbeiten nach der Sommerpause mit neuen, jungen Idealen. Neue Themengebiete werden eingeführt, die Studierenden beinahe täglich an Neues herangeführt und herausgefordert, sich damit zu verbinden, an sich zu arbeiten und eigene Hindernisse zu über- winden. An seine Grenzen zu stossen und die Konfrontation mit Hindernissen auszuhalten, gelingt nur mit einer unbedingten Zuversicht in das Zukünftige. Es ist eine Kraft der Seele, die auch Hoffnung ge- nannt werden kann. Die Seelenkraft der Hoffnung, der Zuversicht ist wie ein Werkzeug, mit dem wir in der Eurythmie an unserem physischen Leib arbeiten. „Unser zentraler Wesenskern ist um- hüllt von dem Glaubens- oder Astralleib, von dem Liebe- oder Ätherleib und von dem Hoffnungs- oder physischen Leib“, so Rudolf Steiner in einem Vortrag vom 2. Dezember 1911 in Nürnberg (GA 130). Glaube, Liebe und Hoffnung sind uns heute seelische Inhalte, Empfindungen. Einst aber waren sie die Grundmotive, aus denen das physische Dasein des Menschen erschaffen wurde. Die Zuversicht für die Zukunft gab dem physischen Leib Dichte und Halt, schon ganz im Urbeginn auf dem alten Saturn. So ist der physische Leib auch ein Hoffnungsleib und es gibt in der Euryth- mie Übungen, um diesen Hoffnungsleib zu stärken. Der in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gefallene Mensch sucht nur den Tod und das Ende. Die Überwindung dessen geschieht durch die Kraft der Hoffnung. Mit jedem Laut, mit jedem Ton können wir uns in der Eurythmie willentlich mit den Werdekräften verbinden. Die seelischen Tugenden von Glaube, Liebe, Hoffnung sind gewal- tige Kräfte, die in der Eurythmie durch Tätigkeit aus der Abstraktheit erlöst werden können. Im Kopfe Glaubenskraft Im Herzen Liebesmacht Im vollen Menschen starkes Hoffen Hält und trägt das Leben. Rudolf Steiner Das Kollegium des Eurythmeum CH möchte Ihnen eine schöne Advents- und Weihnachtszeit wünschen. Viel Freude beim Lesen dieses Rundbriefes und einen herzlichen Dank an Sie, liebe Leser und Leserinnen, dass wir in Ihnen Freunde des Eurythmeum CH gefunden haben. Für das Kollegium Ulla Hess, Dozentin am Eurythmeum CH Als Kollegium bedanken wir uns ganz herzlich bei all den Mitarbeitern, die zur Zeit unsere Arbeit mit und für die Studierenden unterstützen. Unser Dank geht an: Dragan Senfner: Aushilfe als Eurythmiedozent Felicitas Rufer-Ganz: Aushilfe als Eurythmiedozentin Barbara Stuten: Sprachgestaltungsunterricht/künstlerisches Sprechen für das Ensemble Wilburg Keller-Roth: Eurythmische Menschenkunde Margrit Hitsch: Unterricht in Hygienischer Eurythmie Susanne Wessel: Musiktheorie und Singen Hristo Kazakov: Pianist des Ensembles und des Toneurythmieunterrichtes Sara Kazakov und Simonetta Soffientini: Spielerinnen für den Toneurythmieunterricht Doris Bianchi: Die Seele des Sekretariats Salome Dietrich: Die Hausmeisterin Thomas Sutter: Beleuchter und Vereinsmitglied Beat Hersperger: Präsident des Vereins und Hüter aller finanziellen Angelegenheiten Ingrid Everwijn, Frauke Grahl, Ulla Hess, Eduardo Torres ***** Lebenslauf von Elisabeth von Stockar Am 8. November 2014 ist die langjährige Leiterin der Eurythmieschule Elena Zuccoli über die Schwelle gegangen. Gerne möchten wir Ihnen den Lebenslauf, den Elisabeth von Stockar selber geschrieben hat, in diesem Rundbrief zur Kenntnis bringen. „Es schneite, als ich am 26. November 1919 in Wernigerode im Harz zur Welt kam. Ich erschien etwas zu früh und war noch am ganzen Körper behaart, aber die Härchen verschwanden bald. Die Erdennahrung, die Muttermilch, konnte ich erst richtig aufnehmen, nachdem die Hebamme diesem Prozess mit ein paar Tropfen Rotwein zu Hilfe kam. Die ersten 7 Jahre erinnere ich nur sehr lückenhaft. Sie waren durch mehrere Ortswechsel etwas unruhig. Meine Mutter war alleinerziehend. Der Vater war eigene Wege gegangen. Mit meiner Mutter verband mich durch mein ganzes Leben ein besonderes inniges Verhältnis. Die Fähigkeiten des Staunens und der Begeisterung für alles Schöne konnte ich aufnehmen. Ein unendlicher Dank wird in mir immer lebendig sein für die Liebe und das Verstehen, das sie meinem diesmaligen Schicksal einverwoben hat. Als ich 7 Jahre alt wurde, zogen wir nach Hamburg, weil dort eine Waldorfschule war. Die Schule wurde zu meiner gelieb- ten Heimat, und der erste grosse Kummer traf mich, als in meinem 11. Schuljahr die Schule aus politischen Gründen schliessen musste. Meine Liebe galt schon von frühester Kindheit an der Euryth- mie, der ich mit ca. 5 Jahren in der Kinder-Eurythmie begeg- nete. Nach der Schulschliessung, ich war 17 Jahr alt, konnte ich für 1 Jahr in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft bei M.U. Schwarz in Worpswede die Arbeit mit der Erde kennenlernen – Gemüse- und Obstbau, Stalldienst, Kühe melken, Kompost zubereiten usw. – alles eine herrliche Vorbereitung für das Eurythmiestudium, das ich dann, 18- jährig in Hamburg bei der russischen Eurythmistin Olga Samyslowa begann. Bei ihr lernte ich ganz einzutauchen in das künstlerische Element der Eurythmie. Aber ich musste mir daneben in Büroarbeit das Geld verdienen, 8 Stunden täglich, und am Abend kam der leuchtende Teil des Tages mit der Eurythmie. Als ich nach 3 Jahren nach Stuttgart ging, um bei Else Klink noch 1 Jahr weiterzulernen, wurde bereits nach 6 Wochen die Eurythmie verboten (Pfingsten 1941). So machte ich in Heidelberg eine Massage-Ausbildung und arbeitete anschliessend in Stuttgart, zuerst in einer Arztpraxis und dann im Reservelazarett bis Mai 1945. Nach dem Krieg, als die eurythmische Arbeit wieder möglich wurde, konnte ich nach ½ Jahr bei Else Klink weiter lernen, um dann in Hamburg an der neu wieder beginnenden Waldorfschule Eu- rythmie zu unterrichten. Die Arbeit mit den Kindern war herrlich, ich liebte alles, Kinder und Kolle- gium, von ganzem Herzen, aber meine ganze Sehnsucht zog mich nach Dornach, wo ich schon mit 15 bis 18 Jahren jeweils Ostern mit meiner geliebten Mutter sein konnte. Nach 10-jähriger Schularbeit in Hamburg erfüllte sich mein grosser Lebenswunsch. Ich wurde ge- fragt für die Mitarbeit an der Goetheanum-Bühne in Dornach. Während 7 Jahren, ab 1949, war ich in jeden Sommerferien in Dornach und durfte jeweils in den grossen Eurythmie-Aufführungen zur Sommertagung mitmachen. So kam ich Ostern 1956 in eine schon vertraute Bühnengemeinschaft in die Eurythmie-Gruppe von Frau Zuccoli, Gritli Eckinger, Ida Schweigler und Rie Lewerenz, die alle noch die Arbeit mit Rudolf Steiner erlebt hatten. Und ich konnte durch diese Eurythmistinnen, zu denen auch Frau Dubach und Friedel Thomas gehörten, unendlich vieles lernen. Sie wirkten als inspirierende Vorbilder und Bildner für uns Jüngere und Suchende. Eine herrliche, schöpferische Zeit mit dem Erarbeiten vielfältigster eurythmischer Aufgaben erlebte ich hier über 30 Jahre. Bald ergab sich auch gleichzeitig die Aufgabe, in der Eurythmieschule mitzuarbeiten. Diese Auf- gabe war wie ein Weiterreichen des grossen Geschenkes, was mich mit der Eurythmie bis heute durch mein ganzes Leben begleitet. Mein immerwährender Dank gehört dem Schöpfer der Eurythmie, dieser geistigsten, modernsten und zukünftigsten Kunst, gehört Rudolf Steiner. In der Anthroposophie und der Eurythmie konnte mein diesmaliges Erdenleben seinen innersten Sinn finden und erfüllen. Dornach, im Frühjahr 2005 Elisabeth von Stockar ***** Eine neue Mitarbeiterin Ich bin in Esslingen am Neckar (Süddeutschland) geboren und aufgewachsen. Nach der Ausbildung im Waldorf-Erzieherseminar in Kassel (heute: „Rudolf-Steiner- Institut“) leitete ich fünf Jahre den Waldorfkindergarten Schopfheim (D). Auf einer Kindergartentagung im Goetheanum entdeckte ich die Liebe zur Eu- rythmie und begann, berufsbegleitend (in Kurs E) am Eurythmeum CH (ehemals „Lea van der Pals“) mit der Eurythmieausbildung, welche ich im Sommer 1996 abschloss. Anschliessend durfte ich einige Jahre im Eurythmie-Ensemble bei Beatrice Schüp- bach mitwirken und viel Bereicherndes aufnehmen, wofür ich ihr heute noch sehr dankbar bin. Meine weitere berufliche Tätigkeit führte mich zur Musik, mit der ich mich sehr verbunden fühle. Das Studium der elementaren Musikpädagogik, das Ergänzungsstudium Musiktheorie, die Ausbildung in Kin- derchorleitung und das Gesangsstudium mit Lehr- und Konzertdiplom ermöglichen mir, mich auf verschiede- nen Musikberufsfeldern zu bewegen: Ich bin als Konzertsängerin tätig, unterrichte Musik und Bewegung in einer Primarschule in Basel, leite drei Kinderchöre und unterrichte Stimmbildung an der Musikschule Reinach, Musik und Chor an der AfaP (Aka- demie für anthroposophische Pädagogik) in Dornach. Ich unterrichte das Fach Stimmbildung in der CAS Aus- bildung für Kinderchorleitung an der Musikhochschule Zürich und seit September diesen Jahres die Mu- siktheorie und den Singunterricht am Eurythmeum CH. Die Musiktheorie soll - im Hinblick auf meinen Unterricht am Eurythmeum CH - keine „graue Theorie“ bleiben, sondern mit Leben durchdrungen sein,
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages12 Page
-
File Size-