Zur Mär Vom „Russischen Imperialismus“

Zur Mär Vom „Russischen Imperialismus“

17. Jahrgang, Nr. 210 Juli 2015 OT UCHS RTribüne für KommunistenF und Sozialisten in Deutschland Zur Mär vom „russischen Imperialismus“ ls Kanzlerin Merkel ihre Absicht bekannt- Doch nicht nur Spitzenpolitiker ausgewie- A gab, nur einen Tag nach der Siegesparade sen aggressiver und an der Seite der USA der sich zu den Traditionen der Sowjetarmee operierender NATO-Staaten vom Charakter bekennenden russischen Streitkräfte nach der BRD unterstellen heute dem Rußland Moskau zu reisen, um der Millionen Gefal- Putins und Lawrows imperialistische Attitü- lener zu gedenken, sprachen manche von den. Auch ehrenhafte Linke berufen sich auf Inhalt einer Mutprobe. Immerhin habe sich die in Lenin, um ihre These zu stützen, das heutige der DDR sozialisierte und später zur BRD- Rußland sei trotz der von Moskau verfolgten Seite Regierungschefin aufgestiegene Politike- Politik des Friedens und der Entspannung Mahnende Worte von Brecht, Grass und Lafontaine 2 rin im Unterschied zu ihren Amtskollegen ein imperialistischer Staat. Dabei lassen sie Hochkonjunktur der Geschichtsfälscher 3 in den anderen NATO-Staaten nicht weg- sich vor allem von der Tatsache leiten, daß Als meinen Freund die Wut packte ... 4 geduckt, meinten ihr wohlgesonnene Kom- unter dem nach Gorbatschows Scheitern ans Wer in Wahrheit für die deutsche Einheit kämpfte 5 mentatoren. Doch die Besitzerin der vielen Ruder gelangten Koma-Säufer Jelzin große Teile der sowjetischen Wirtschaft Die USA, ihr Führungsanspruch einem raffgierigen Clan bald zu und was dahintersteckt 6 Oligarchen aufsteigender Räuber Seitenwechsel 7 des Volkseigentums ausgeliefert Mordinstrumente für den NATO-Ring um Rußland 8 worden sind. Sie, die zuvor nicht Susann antwortet Jenia 9 selten selbst sowjetische Wirt- Rabeneltern als „Freiheitshelden“ 10 schaftskapitäne gewesen waren, Helden des Roten Oktober: rissen nicht nur Filetstücke der Industrie, vor allem rohstoffer- Feliks Dzierzynski und Joseph Gutsche 11 zeugende Betriebe an sich, son- Patrik Köbele sprach in Rostock 12 dern leiteten mit Hilfe Jelzins Sind die Würger der Griechen zu weit gegangen? 13 und seiner Kumpane auch die Auch ich entschuldige mich ... 14 konterrevolutionäre Wiederher- Eine „sozialdemokratische Partei besonderer Art“ 15 stellung kapitalistischer Macht- War das Volkseigentum ein „geschenkter Gaul“? 16 und Eigentumsverhältnisse ein. Dabei verblieb die größere Hälfte ■ Warum der VEB GRW Teltow mein Betrieb war Chinas Präsident Xi Jin-ping und Wladimir Putin bei der Betriebe in Staatshand. Doch Bericht eines Enteigneten RF-Extra I der Moskauer Ehrenparade zum 70. Jahrestag des dieser verlauste Kompradoren- ■ Der 2. Weltkrieg aus der Sieges der Roten Armee kapitalismus, dem Putin bereits Sicht eines polnischen Marxisten RF-Extra III Jacken hatte diesmal nicht die Farbe gewech- erste Grenzen zu setzen versuchte, dürfte Eine neue globalstrategische Allianz: BRICS 17 selt. Nach dem offiziellen Protokoll am Grab- wohl kaum die durch Lenin als „höchstes Sta- mal des Unbekannten Soldaten verlas sie im dium des Kapitalismus“ bezeichnete imperia- TTIP – Neue Würgeschlinge Made in U.S.A. 18 Beisein Wladimir Putins den ihr aufgegebe- listische Entwicklungsstufe verköpern. Die Wie Cameron die britischen Wähler nen Text in routinierter Holprigkeit, ohne komplizierte Dialektik der Situation besteht hinters Licht führte 19 auch nur eine Miene zu verziehen. Doch bei gerade darin, daß das heutige Rußland zwar Wie die einstige SFRJ ausgeschlachtet wurde 20 einem Wort, dessen Benutzung der Russisch- nicht sozialistisch ist, unter Putin aber in Slowakei: Vom Welpen zum Jungfuchs 21 Olympiade-Gewinnerin offenbar als Preis für außen- und sicherheitspolitischer Hinsicht Karin Leukefelds Analyse des Nahen und Mittleren die Genehmigung ihrer Extratour abverlangt das derzeit entscheidende Hindernis zur Ver- Ostens – Befund: Flächenbrand 22 worden war, zögerte Angela Merkel sekun- wirklichung der Weltherrschaftspläne der denlang. Dann bezichtigte sie Rußland, sich USA darstellt. Auschwitz war der Inbegriff des Faschismus 23 durch eine „verbrecherische Annexion“ die Übrigens sind auch jene nicht gut bera- Ein kluger Beitrag zur Verteidigung der Wahrheit 23 Krim einverleibt zu haben. Merkels Äuße- ten, welche das ebenfalls nicht sozialisti- Als mich die DDR nach Guinea schickte (Teil 3) 24 rung erfüllt den Straftatbestand der Verleum- sche China, wo kapitalistisches Eigentum Vor 70 Jahren wurde der Kulturbund gegründet dung. Denn bekanntlich erfolgte der Beitritt bekanntlich keine geringe Rolle spielt, als – Berichte aus Mecklenburg und Brandenburg 25 des urrussischen Gebiets, das der vormalige imperialistischen Staat bezeichnen. Die Warum der kleine Fuchs Reporter werden will 26 1. Sekretär des ZK der KP der Ukraine Nikita sich potentiell herausbildende strategi- Heinrich Vogelers wechselvoller Lebensweg 27 Chruschtschow 1954 ohne triftigen Grund sche Allianz Rußlands mit weiteren ehe- seiner Heimat zugeschlagen hatte, durch ein maligen Sowjetrepubliken, aber vor allem Gisela Steineckert: Hand aufs Herz 28 dem Völkerrecht entsprechendes Referen- Leserbriefe 29 dum. Fortsetzung auf Seite 2 Grafik des Monats 32 Seite 2 RotFuchs / Juli 2015 auch mit China, könnte das entscheidende aserbaidschanische, tadschikische und Viele Male habe ich seit den 50er Jahren auf Widerstandszentrum werden, das den kirgisische Einheiten über den Roten Platz dem weiten Areal mit Lenins Mausoleum Untergang großer Teile der Menschheit defilierten. Nicht unerwähnt lassen darf gestanden und an der Kremlmauer so man- in einem 3. Weltkrieg abzuwenden ver- man in diesem Zusammenhang, daß die For- ches Helden der Arbeiterbewegung gedacht. mag. Dabei sollte man keineswegs die Hal- mationen der russischen Teilstreitkräfte Dem folgten lange Jahre des Schmerzes um tung anderer BRICS-Staaten – nicht zuletzt unter den blau-weiß-roten Nationalfarben das dort wie bei uns Verlorene. Am 9. Mai Indiens – vergessen, dessen Soldaten bei wie den roten Truppenfahnen mit Hammer aber gab es gute Gründe, frei von Illusio- der grandiosen Parade am 9. Mai ebenso und Sichel aus sowjetischen Tagen an der nen wieder neuen Mut zu fassen. Frau Mer- wie Kontingente der chinesischen Volks- Ehrentribüne vorbeizogen. Eine Tatsache, kels skandalöser Auftritt in der Stadt an befreiungsarmee, serbische, mongolische, die für einen „imperialistischen Staat“ doch der Moskwa ist da nur Staub im Wind der belorussische, kasachische, armenische, wohl nicht alltäglich sein dürfte! Geschichte. Klaus Steiniger Mahnende Stimmen ihn anscheinend nur wenig. Der Hambur- ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizu- Brecht: Abgestumpftheit ger ist noch umringt von Ruinen, und doch stehen. Laßt uns das tausendmal Gesagte zögert er, die Hand gegen einen neuen Krieg immer wieder sagen, damit es nicht ein- bekämpfen! zu erheben. Die weltweiten Schrecken der mal zu wenig gesagt wurde! Laßt uns die vierziger Jahre scheinen vergessen. Der Warnungen erneuern, und wenn sie schon Das Gedächtnis der Mensch- Regen von gestern macht uns nicht naß, wie Asche in unserem Mund sind! Denn der heit für erduldete Leiden sagen viele. Menschheit drohen Kriege, gegen welche ist erstaunlich kurz. Ihre Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu die vergangenen wie armselige Versuche Vorstellungsgabe für kom- bekämpfen haben, ihr äußerster Grad ist der sind, und sie werden kommen ohne jeden mende Leiden ist fast noch Tod. Allzu viele kommen uns schon heute Zweifel, wenn denen, die sie in aller Öffent- geringer. Die Beschreibun- vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter lichkeit vorbereiten, nicht die Hände zer- gen, die der New Yorker sich haben, was sie vor sich haben, so wenig schlagen werden. von den Greueln der Atom- tun sie dagegen. – Und doch wird nichts (Zum Völkerkongreß für den Frieden, Wien, bombe erhielt, schreckten mich davon überzeugen, daß es aussichtslos Dezember 1952) „Wir steuern auf den dritten großen Krieg Grass rief die Europäer dazu auf, den russi- Grass: Putin verstehen! zu“, sagte der Literaturnobelpreisträger in schen Präsidenten Wladimir Putin zu verste- einem Interview der spanischen Zeitung „El hen und sich nicht so sehr von den Interessen In einem Interview kurz País“, das am 21. März in Lübeck geführt und der USA leiten zu lassen. Nach dem Zerfall vor seinem Tod zeigte am 14. April erstmals veröffentlicht wurde. der Sowjetunion seien „keine ernsthaften sich Günter Grass äußerst „Es gibt überall Krieg. Wir laufen Gefahr, die- Versuche“ unternommen worden, unter Ein- besorgt um die Zukunft selben Fehler wie früher zu machen. Ohne beziehung Rußlands eine neue Sicherheits- der Menschheit. Er warnte es zu merken, als wären wir Schlafwand- allianz zu gründen. Das sei ein Riesenfehler vor einem dritten Welt- ler, können wir in einen neuen Weltkrieg gewesen. „Der Ukraine wird ein Beitritt in krieg, sozialem Elend und gehen“, warnte er. Der Autor des Romans die EU und danach in die NATO versprochen. den Folgen des Klimawan- „Die Blechtrommel“ war am 13. April im Da ist es nur logisch, daß ein Land wie Ruß- dels. Alter von 87 Jahren gestorben. land nervös reagiert.“ Faschismus. „Sicherheit in Europa, auch das reklamieren auch wir Linke eine neue Ver- Lafontaine: ist die Lehre des Zweiten Weltkrieges, ist antwortung Deutschlands in der Welt.“ nicht gegen, sondern nur mit Rußland zu Allerdings begreife die Partei Die Linke Rußland gehört ins erreichen.“ diese Verantwortung anders als die herr- Europäische Haus „Aufgabe der Linken gerade an dem heuti- schenden Parteien. Lafontaine fügte hinzu: gen Tag ist es, auch in Erinnerung an die „Wir brauchen

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