Andreas Brämer: Leistung Und Gegenleistung

Andreas Brämer: Leistung Und Gegenleistung

Andreas Brämer Leistung und Gegenleistung Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden Für die Stiftung Institut für die Geschichte der deutschen Juden herausgegeben von Stefanie Schüler-Springorum und Andreas Brämer Bd. XXX Andreas Brämer Leistung und Gegenleistung Zur Geschichte jüdischer Religions- und Elementarlehrer in Preußen 1823/24 bis 1872 WALLSTEIN VERLAG Gedruckt mit Unterstützung der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © Wallstein Verlag, Göttingen 2006 www.wallstein-verlag.de Vom Verlag gesetzt aus der Adobe Garamond Umschlaggestaltung: Basta Werbeagentur, Steffi Riemann unter Verwendung des Gemäldes »Der Cheder – Die jüdische Elementarschule« (1878) von Moritz Oppenheim Druck: Hubert & Co, Göttingen ISBN-13: 978-3-8353-0031-6 ISBN-10: 3-8353-0031-8 4 Inhalt Vorwort.............................. 9 Einleitung . 11 1. Vorspann: Maskilim und Melammdim. An der Schwelle zu einer neuen Zeit (1778-1823/4)................. 39 Die rechtliche Stellung jüdischer Lehrer vor 1812 ........ 42 Maskilim ............................ 47 Melammdim .......................... 56 2. »…, so wird der wohlthätige Erfolg dieser Anordnungen unfehlbar in kurzer Zeit sich erweisen« – Rechtsgeschichtliche Entwicklungen bis zum Kaiserreich . 83 Nach dem Märzedikt von 1812 ................. 84 Lehrerprüfungen – Die Ministerialerlasse 1823/1824 und ihre Folgen . 90 Verfügungen zur Regelung der Anstellungsverhältnisse jüdischer Lehrer (1827-1847) .................. 110 Legislative Entwicklungen 1847-1871 .............. 122 Die Rechtsentwicklung – quantitative und qualitative Aspekte . 132 Exkurs: Die rechtliche Situation jüdischer Lehrkräfte in den neuen Provinzen . 137 3. »… daß die unseren Lehrern bisher gebotene Bildung immerhin eine mangelhafte genannt zu werden verdient« – Der fachliche Qualifikationserwerb . 155 Ausbildungswege für jüdische Lehrer . 161 Frühe Seminarprojekte I – Das Seminar zur Bildung künftiger Rabbiner und Jugendlehrer in Berlin (1825-1831)...169 Frühe Seminarprojekte II – die Vereinsschule in Münster (gegr. 1825)........................... 177 Frühe Seminarprojekte III – Die Gründung des jüdischen Schullehrer-Seminariums in Berlin (1840)............ 183 Berlin und Münster – Die jüdischen Lehrerbildungs- anstalten gegen Mitte des Jahrhunderts . 191 5 Die Lehrerabteilung am Jüdisch-Theologischen Seminar (JTS) in Breslau (1856-1867) .................. 203 Die Lehrerbildungsanstalt des Talmud-Tora-Instituts der jüdischen Gemeinde zu Berlin (gegr. 1859)......... 208 Jüdische Seminare in den neuen Provinzen – Hannover (gegr. 1848), Kassel (gegr. 1825), Bad Ems (1847/51-1868)....217 Die Entwicklung bis zum Beginn des Kaiserreichs (1871/72)..226 Die seminarische Vorbereitung auf das Kultusamt . 234 Die jüdischen Seminare – eine Einschätzung . 242 4. »[…] in pecuniärer Beziehung leider fast Proletarier, doch Gottlob geistig emanzipirt« – Zur ökonomischen und sozialen Lage . 245 Verfahrensmuster bei der Stellenbesetzung . 248 Ökonomische Aspekte der Berufsgeschichte . 264 Lehrergehälter im Vergleich . 266 Schulgeld, Verpflegung und Unterkunft . 287 Nebenbeschäftigungen . 301 Nebentätigkeiten . 316 Besitztümer. 320 Sekurität . 322 Berufliche Stellung, Standesethos und soziale Verortung. 332 5. »Vergesellschaftung – Vereinigung – Verbindung – ist die Parole des Tages« – Die berufliche Selbstorganisation. 365 Die Anfänge – Die Vorgeschichte des Israelitischen Lehrer- vereins für Westphalen und Rheinprovinz (1845-1856)...... 369 Jüdische Lehrerpresse – Die Gründung des Israelitischen Lehrers (1861).......................... 380 Unterstützungskassen – Der Weg zur Achawa (gegr. 1864)...388 Entwicklungen bis 1871/72 ................... 407 Gescheiterte Vereinsgründungen (1853-1859)......... 408 In den neuen Provinzen – Hannover, Hessen-Nassau, Hessen-Kassel . 410 Die Situation der Achawa um 1871/72 ............ 416 Der ›Israelitische Lehrer‹ und das gescheiterte Projekt eines deutsch-jüdischen Lehrervereins (1869-1872)...... 418 Kollektive Bestrebungen – ein Fazit . 423 6 Zur Berufsgeschichte zwischen 1824 und 1872 – Schlussbemerkungen und Ausblick . 425 Anhang . 443 Anmerkung zur Transkription . 443 Abkürzungen . 444 Tabellen . 445 Unpublizierte Quellen . 486 Archiv der Stiftung »Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum« (CJA).................. 486 Geheimes Staatsarchiv, Berlin (GStA PK)........... 493 Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem (CAHJP)...................... 499 Archiv des Leo Baeck Institute, New York (ALBI)......500 Literatur . 501 1. Gedruckte Quellen. 501 2. Sekundärliteratur . 516 Verzeichnis der Tabellen. 538 7 8 Vorwort Diese Monographie enthält den Ertrag mehrjähriger Arbeit und gibt da- mit zugleich indirekte biographische Hinweise auf ihren Verfasser und dessen bisherigen Werdegang. An dieser Stelle seien noch einige Fakten ergänzt, die zur Erläuterung des Entstehungszusammenhangs dienen mögen. Das Buch, eine überarbeitete Fassung meiner im Februar 2004 am Historischen Seminar der Universität Hamburg eingereichten Habilita- tionsschrift, präsentiert die Ergebnisse von Forschungen, deren Anfänge bis in das Jahr 1999 zurückreichen. Mit der Geschichte jüdischer Lehrer habe ich mich einem Thema zugewandt, auf dessen historiographische Relevanz mich der langjährige Rektor der Hochschule für Jüdische Stu- dien in Heidelberg, Julius Carlebach sel. A., bereits Anfang der neunziger Jahre aufmerksam gemacht hatte, als wir uns in gemeinsamen Projekten mit den Rabbinern – einer weiteren wichtigen Berufsgruppe im Umfeld der jüdischen Gemeinden – beschäftigten. Meine bisherige wissenschaft- liche Neugier als Judaist und Historiker gilt demnach vorwiegend einem Themenkomplex, den ich unter dem Oberbegriff ›Jüdische Geschichte von innen‹ zusammenfassen möchte. Zwar trage ich als Autor die alleinige Verantwortung für die vorliegen- de Veröffentlichung, doch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ver- schiedene Personen und Institutionen meine wissenschaftliche Tätigkeit begleitet und nach Kräften unterstützt haben. Am Anfang wie am Ende des Entstehungszeitraums steht jeweils eine Fördereinrichtung. Die Deut- sche Forschungsgemeinschaft hat mir 1999 eine großzügige Sachbeihilfe gewährt, durch die ich ausgedehnte Streifzüge durch Archive und Biblio- theken im In- und Ausland unternehmen konnte. Die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius hat durch einen Zuschuss in erheblicher Höhe die Drucklegung der Studie ermöglicht. Beiden Institutionen sei an die- ser Stelle aufrichtig gedankt. Auch das von der Freien und Hansestadt getragene Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Hamburg, an dem ich seit 1997 tätig bin und in dessen Publikationsreihe der Band er- scheint, hat bedeutenden Anteil an der Fertigstellung der Studie. Den Kolleginnen Stefanie Schüler-Springorum, Beate Meyer, Ina Lorenz, Alice Jankowski und Roswitha Jentzsch danke ich für ihren Beitrag zur Schaf- fung eines fruchtbaren Arbeitsklimas. Besonderer Dank geht an Kirsten Heinsohn für eine kritische Durchsicht des Manuskripts sowie an Dag- mar Wienrich für das zuverlässige Lektorat. Auch auf meinen Forschungsreisen habe ich vielfältige Unterstützung erfahren. Dankbarkeit schulde ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 9 vorwort des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz (Berlin), des Archivs an der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, der Central Archives for the History of the Jewish People (Jerusalem), der National Library (Jerusalem) sowie des Leo Baeck Institute in New York, die durch ihre Hilfsbereitschaft meine Arbeit maßgeblich befördert haben. Danken will ich auch den KollegInnen Andreas Gotzmann, Louise Hecht, Rainer Hering, Klaus Herrmann, Arno Herzig, Klaus Hödl, Tal Ilan, Michael A. Meyer, Manfred Jehle, Robert Liberles, Michael Nagel, Esther Schmidt, Johannes Valentin Schwarz und Carsten Wilke für die Bereitstellung wichtiger Texte und Materialien oder die Gewährung wertvoller Hilfestellungen im Verlaufe des Projekts. Frank Golczewski, der als Vorsitzender der Habilitationskommission zu einem verzöge- rungsfreien und positiven Abschluss des Verfahrens beigetragen hat, gilt ebenfalls mein herzlicher Dank. Gedankt sei ferner Hajo Gevers vom Wallstein Verlag für die sorgsame Betreuung des Manuskripts. Keine Worte reichen aus, um meinen Dank gegenüber meiner Frau Elisabeth und unserem Sohn Frederic Mauritz auszudrücken. Beide haben mir immer wieder vor Augen geführt, dass es auch ein Leben außerhalb der Forschung gibt. Leider hat mein Vater Karl-Heinz Brämer das fertige Buch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Seinem Andenken ist diese Publikation gewid- met. Hamburg, im Januar 2006 Andreas Brämer 10 Einleitung Eine detaillierte Bestandsaufnahme der jüngeren Literatur zur neuzeit- lichen Entwicklung der jüdischen Minderheit in Deutschland liegt seit nunmehr über zehn Jahren vor. Ihre Verfasserin, die Historikerin Trude Maurer, verzeichnet darin intensive Forschungsbemühungen in fast allen Bereichen des Fachs. Schlussfolgerungen, die deutsch-jüdische Historio- graphie habe ihr Soll nunmehr erfüllt, will sie indes nicht gezogen wissen. Ganz im Gegenteil: Maurer breitet ein ganzes Bündel von unbehandel- ten Themen und Fragestellungen aus, von denen ein Teil zwar zwischen- zeitlich bereits zum Gegenstand eingehender Betrachtungen gemacht worden ist, deren Mehrzahl indes

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