Von der Institution zur Nonprofit-Organisation – Reform der evangelischen Kirche in Deutschland unter der Leitidee der Nonprofit-Governance Vom Fachbereich Sozialwissenschaften der Technischen Universität Kaiserslautern zur Verleihung des akademischen Grades Doktor der Philosophie (Dr. phil.) genehmigte D i s s e r t a t i o n vorgelegt von Manager für Kultur- und Nonprofit-Organisationen (M.A.) Dipl.-Übersetzerin (FH) Martina Pauly aus Wuppertal Tag der mündlichen Prüfung: 17. November 2017 Dekanin: Prof. Dr. Shanley Allen Vorsitzender: JProf. Dr. Jochen Mayerl Gutachter: 1. Prof. Dr. Wolfgang Neuser 2. apl. Prof. Dr. Christian Koch D 386 2017 Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windräder. (Chinesisches Sprichwort) 2 INHALTSVERZEICHNIS 1. FORSCHUNGSLAGE, -DESIGN UND METHODENWAHL 8 1.1 FORSCHUNGSLAGE 8 1.2 FORSCHUNGSDESIGN 12 1.3 METHODENWAHL 14 2. DER INSTITUTIONELLE PROTESTANTISUMUS IN SEINER DIMENSION ALS VERFASSUNGSKIRCHE, RELIGIONSGEMEINSCHAFT UND NONPROFIT-ORGANISATION 19 2.1 KIRCHE UNTER DEM SCHUTZ DER VERFASSUNG 19 2.1.1 NEUANFANG NACH 1945 20 2.1.2 VERTRAGSSTAATSKIRCHENRECHT 22 2.1.3 BEZIEHUNGSREGELUNG DURCH EINFACHE GESETZGEBUNG 23 2.1.4 SELBSTBESTIMMUNGSRECHT DER KIRCHEN 23 2.1.5 KIRCHE ALS KÖRPERSCHAFT DES ÖFFENTLICHEN RECHTS 26 2.1.6 RECHTE DER KIRCHE ALS ÖFFENTLICH-RECHTLICHE KÖRPERSCHAFT 29 2.1.7 RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN MIT PRIVATRECHTLICHEM RECHTSSTATUS 31 2.1.8 KIRCHENMITGLIEDSCHAFT UND KIRCHENSTEUER 31 2.2 THEOLOGISCHES SELBSTVERSTÄNDNIS DER EKD-KIRCHEN 34 2.2.1 DER EKD-DACHVERBAND 36 2.2.2 AUFGABEN 38 2.2.3 HISTORISCHER EXKURS 40 2.3 DIE KIRCHE UND DER ORGANISATIONSBEGRIFF 41 2.3.1 HAUPTMERKMALE DER NONPROFIT-ORGANISATION 41 2.3.2 KIRCHE ALS NONPROFIT-ORGANISATION 43 2.3.3 HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE KIRCHE ALS NONPROFIT-ORGANISATION 46 2.3.4 SIND LUHMANNS ORGANISATIONALE BEOBACHTUNGEN FÜR DIE KIRCHE NÜTZLICH? 48 2.3.5 DIE UNORGANISIERBARKEIT DES GLAUBENS – THEOLOGISCHE KRITIK AM KIRCHLICHEN ORGANISATIONSBEGRIFF 53 2.4 FAZIT 56 3. DER JÜNGSTE REFORMANSATZ KIRCHE DER FREIHEIT DER EKD 57 3.1 VORGESCHICHTE 58 3.2 VORÜBERLEGUNGEN 59 3.3 HAUPTKAPITEL 1 – CHANCEN UND HERAUSFORDERUNGEN 60 3.4 HAUPTKAPITEL 2 – AUSGANGSPUNKTE NÖTIGER VERÄNDERUNGEN 65 3.5 HAUPTKAPITEL 3 – PERSPEKTIVEN DER EVANGELISCHEN KIRCHE IM JAHRE 2030 66 3.5.1 DIE 12 REFORMATORISCHEN LEUCHTFEUER 68 3.5.1.1 LEUCHTFEUER 1 – 3 69 3.5.1.2. LEUCHTFEUER 4 – 6 70 3.5.1.3. LEUCHTFEUER 7 – 9 71 3.5.1.4. LEUCHTFEUER 10 – 12 73 3.6 STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DES EKD-REFORMPAPIERS 75 3.6.1 STÄRKEN 75 3.6.2 SCHWÄCHEN 78 3.7 IMPLEMENTIERUNGSPROZESS BIS HEUTE 80 3.8 WURDEN DIE ZIELE DES EKD-REFORMPAPIERS BISLANG ERREICHT? 84 3.8.1 ZIELVORGABE AUßENORIENTIERUNG STATT SELBSTGENÜGSAMKEIT AM BEISPIEL DES VERHÄLTNISSES VON THEOLOGIE UND ÖKONOMIE 86 3.8.2 ZIELVORGABE BEWEGLICHKEIT IN DEN FORMEN STATT KLAMMERN AN STRUKTUREN AM BEISPIEL DER INHOMOGENITÄT UND HOMOGENITÄT LANDESKIRCHLICHER LEITUNGS- UND VERWALTUNGSSTRUKTUREN 92 3.8.3 ZIELVORGABE WACHSEN GEGEN DEN TREND 96 3.8.4 EKD-REFORM - LETZTER STAND 97 3 3.9 DAS REFORMATIONSJUBILÄUM 2017 UND SEINE BEDEUTUNG FÜR DIE EKD-REFORM 99 3.10 FAZIT 101 4. AKTUELLE HERAUSFORDERUNGEN AN DIE EKD-KIRCHEN UND LÖSUNGSANSÄTZE DER CHURCH OF ENGLAND 104 4.1 HERAUSFORDERUNGEN IM BINNENVERHÄLTNIS 104 4.1.1 ENTWICKLUNG DER MITGLIEDSCHAFTSZAHLEN UND -STRUKTUR 104 4.1.2 CHURCH OF ENGLAND – EVANGELISIEREN ODER STERBEN 108 4.1.2.1 POST-CHRISTIANISCHER ZWANG ZUR ERNEUERUNG 112 4.1.3 FINANZSITUATION UND KIRCHENSTEUER 115 4.1.4 CHURCH OF ENGLAND: NEUE ANTWORTEN AUF FINANZIERUNGSFRAGEN 118 4.1.5 PERSONALSTRUKTUR INNERHALB DER EVANGELISCHEN KIRCHE 120 4.1.5.1 HAUPTAMTLICHE MITARBEITER: MÄNNLICHE DOMINANZ IN LEITUNGSPOSITIONEN 120 4.1.5.2 EHRENAMTLICHE MITARBEITER 123 4.1.6 KIRCHENBEAMTENTUM 125 4.1.7 CHURCH OF ENGLAND: NEUE BESCHÄFTIGUNGSFORMEN FÜR GEISTLICHE 127 4.1.8 KIRCHLICHES DIENST- UND ARBEITSRECHT MIT KONFLIKTPOTENZIAL 128 4.1.9 IMMOBILIENSITUATION DER KIRCHE 131 4.2 STRUKTURELLE HERAUSFORDERUNGEN 133 4.2.1 20FACHE LANDESKIRCHENSTRUKTUREN 133 4.2.2 DIE VERWALTUNGEN DER 20 LANDESKIRCHEN 134 4.2.3 AUTONOMIEVERLUST DER BASIS INFOLGE INSTITUTIONELLER PROFESSIONALISIERUNG AM BEISPIEL DER EVANGELISCHEN KIRCHE IM RHEINLAND 137 4.3 GESELLSCHAFTLICHE HERAUSFORDERUNGEN 139 4.3.1 SÄKULARISIERUNG ALS EMANZIPIERUNG VON DER RELIGION 139 4.3.2 CHURCH OF ENGLAND: BEKEHRUNGSERFAHRUNG ALS PRIMÄRES ORDINATIONSKRITERIUM 141 4.3.3 INDIVIDUALISIERUNG 143 4.3.4 PLURALISIERUNG DER LEBENSSTILE ALS FORTENTWICKLUNG DES MASSENGESCHÄFTS 146 4.3.5 WANDEL SOZIALER BEZIEHUNGSFORMEN 148 4.3.6 ERLEBNISGESELLSCHAFT 152 4.3.7 MOBILITÄT DER GESELLSCHAFT 154 4.3.8 IMAGEPROBLEM DER KIRCHEN IN DER MEDIALEN ÖFFENTLICHKEIT 157 4.4 FAZIT 162 5. MÖGLICHE REFORMANSÄTZE FÜR DIE EVANGELISCHE KIRCHE UNTER DER LEITIDEE DER NONPROFIT-GOVERNANCE 165 5.1 NONPROFIT-GOVERNANCE FÜR EINE EFFEKTIVE FÜHRUNG UND KONTROLLE 165 5.1.1 CHECKS AND BALANCES: GEWALTENTEILUNG & EINGRIFFSRECHTE 169 5.1.2 ZUSAMMENSETZUNG DER LEITUNGSORGANE 173 5.1.3 FESTLEGUNG KLARER AUFGABENPROFILE UND HANDLUNGSKOMPETENZEN 176 5.1.4 FESTLEGUNGEN ZUM RISIKOMANAGEMENT 178 5.1.5 UMGANG MIT INTERESSENKONFLIKTEN 181 5.1.5.1 STAKEHOLDER-RELATIONSHIP-MANAGEMENT 181 5.1.5.2 PARTIZIPATION 184 5.1.5.3 EHRENAMTSMANAGEMENT 185 5.1.6 TRANSPARENZ DES KIRCHLICHEN ORGANISATIONSHANDELNS 187 5.1.7 BERÜCKSICHTIGUNG DER REGELN ZUR RECHNUNGSLEGUNG UND ABSCHLUSSPRÜFUNG 190 5.1.8 LEISTUNGSKATALOG 192 5.1.9 KONTRAKTMANAGEMENT 195 5.1.10 DOPPIK IN FORM DES NEUEN KIRCHLICHEN FINANZWESENS (NKF) 197 5.1.11 QUALITÄTSMANAGEMENT 200 5.1.11.1 RISIKEN DES QUALITÄTSMANAGEMENTS (NACH HERMANN HILL) 204 5.1.12 KIRCHEN-CONTROLLING 206 5.1.13 FAZIT 210 4 5.2 KIRCHLICHES NONPROFIT-MARKETING FÜR EINE STÄRKERE MARKT- UND MITGLIEDERORIENTIERUNG 212 5.2.1 MARKETING-GRUNDSÄTZE FÜR NONPROFIT-ORGANISATIONEN (NACH BRUHN) 213 5.2.2 DER NONPROFIT-MARKETINGPROZESS 215 5.2.3 ANALYSEPHASE – WO STEHT DIE EVANGELISCHE KIRCHE HEUTE? 218 5.2.4 BEISPIELHAFTE SWOT-ANALYSE DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN DEUTSCHLAND 221 5.2.5 STRATEGISCHE UNTERNEHMENSPLANUNG IM KIRCHLICHEN KONTEXT 225 5.2.6 MISSION – EIN THEOLOGISCHER AUFTRAG ALS BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE HANDLUNGSAUFFORDERUNG 226 5.2.7 STRATEGISCHES ORGANISATIONSZIEL NACH DEM SMART-PRINZIP 228 5.2.8 NEUE FUNKTIONALE ORGANISATIONSMATRIX VERSUS TRADITIONELLEM PAROCHIALPRINZIP 230 5.2.9 EVANGELISCHE CORPORATE IDENTITY 234 5.2.10 CORPORATE DESIGN IM ZEICHEN DES KREUZES 238 5.2.11 DIE KOMMUNIKATIONSPOLITIK IM NONPROFIT-MARKETING 240 5.2.12 KOMMUNIKATION UND KIRCHE 242 5.2.13 KIRCHLICHE KOMMUNIKATIONSKAMPAGNEN 245 5.2.14 EVANGELISCH ALS MARKE 248 5.3 DIE MENSCHLICHE SEITE DES CHANGE MANAGEMENTS 252 6. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK 256 LITERATURVERZEICHNIS 263 ANHANG 280 5 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Überblick über Größe, Bekenntnis und Gebietsstruktur der EKD- Gliedkirchen 92 Abbildung 2: Vorgeschlagene Systematik für einen Leistungskatalog des kirchlichen operativen Geschäfts 192 Abbildung 3: Managementprozess im Nonprofit-Marketing (nach Bruhn) 217 Abbildung 4: Vereinfachtes Beispiel einer SWOT-Matrix für die Organisation evangelische Kirche 221 Abbildung 5: Beispielhafte Organisationsmatrix der evangelischen Kirche nach Kerngeschäftsfeldern auf der Grundlage der vier kirchlichen Grundvollzüge Martyria, Leiturgia, Koinonia und Diakonia 231 Abbildung 6: Die Logos der 20 EKD-Landeskirchen 239 Abkürzungsverzeichnis Abs. – Absatz ACK – Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen AGG – Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz Art. – Artikel AZ – Aktenzeichen BAT-KF - Bundesangestellten-Tarifvertrag in kirchlicher Fassung BGB – Bürgerliches Gesetzbuch BKI - Bürokratiekostenindex BVerfGE –Bundesverfassungsgerichtliche Entscheidung CB – Corporate Behavior CC – Corporate Communication CD – Corporate Design CI – Corporate Identity EKBO – Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz EKD – Evangelische Kirche in Deutschland EKHN – Evangelische Kirche in Hessen-Nassau EKIBA – Evangelische Kirche in Baden EKiR – Evangelische Kirche im Rheinland EKKW – Evangelische Kirche in Kurhessen-Waldeck EKMD – Evangelische Kirche in Mitteldeutschland 6 EKvW – Evangelische Kirche von Westfalen EuGH – Europäischer Gerichtshof EVLKS – Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe FIS – Fachinformationssystem Kirchenrecht FOWID – Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland GEKE – Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GG – Grundgesetz HGB – Handelsgesetzbuch i.S.v. – im Sinne von i.V.m. – in Verbindung mit KGSt – Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung KiBa – Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland KMU – Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD NKF – Neues Kirchliches Finanzwesen NPO – Nonprofit-Organisation NSM – Neues Steuerungsmodell ORA – Oberrechnungsamt der EKD ÖRK – Ökumenischer Rat der Kirchen StGB – Strafgesetzgebung UEK – Union evangelischer Kirchen VELK – Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirchen VENRO – Verband Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungs-Organisationen WPO – Wirtschaftsprüfungsordnung WRV – Weimarer Reichsverfassung z.B. – zum Beispiel 7 1. FORSCHUNGSLAGE, -DESIGN UND METHODENWAHL 1.1 Forschungslage Der institutionelle Protestantismus in Deutschland weist heute, 500 Jahre nach Luthers Thesenanschlag eine besondere Paradoxie auf. Die evangelische Kirche in Gestalt ihres Dachverbands EKD und der ihr zugehörigen 20 Gliedkirchen hat einen großen gesellschaftspolitischen Einfluss und ist finanziell so stark wie in keinem anderen euro- päischen Land. Ihre politische Macht und wirtschaftliche Finanzpotenz stehen aller- dings
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