Medien & Zeit 1/1989.Pdf

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Forum für historische Kommunikationsforschung ZEIT Die weiße Weste Zum René-Marcic-Preis 1988/89 Die umstrittenen Preisträger Alfons Dalma — Ilse Leitenberger — Viktor Reimann „Sätze, die uns ins Tiefste erschreckt haben“ Ein Gespräch mit Hilde Spiel 1/89 Jahrgang 4 Medieninhaber und Herausgeber: Verein „Arbeitskreis für historische Kommunikationsforschung (AHK)“, 1014 Wien, Postfach 208; Inhalt Vorstand des AHK: Dr. Wolfgang Duchkowitsch (Obmann), DDr. Oliver Rathkolb (Obmann-Stv.), Dr. Fritz Hausjell (Geschäftsführer), Dr. Peter Editorial.................................................................. 1 Malina (Geschäftsführer-Stv.), Dr. Hannes Haas (Kassier), Dr. Theodor Venus (Kassier-Stv.), Margit Steiger (Schriftführerin), Die weiße Weste. Zum René-Marcic-Preis Dr. Rudolf Holzer (Schriftführer-Stv.), Dr. Peter Lüftenegger, 1988/89 der Salzburger Landesregierung. Margit Suppan, Dr. Hannes Zimmermann Gert Kerschbaumer............................................... 2 Korrespondenten: „Das waren Sätze, die uns wirklich ins Tiefste Dr. Hans Bohrmann (Dortmund), Dr. Hermann Haarmann (Ber­ lin), Dr. Robert Knight (London), Dr. Arnulf Kutsch (Münster), erschreckt haben.“ Dr. Edmund Schulz (Leipzig) Ein Gespräch mit der Publizistin Hilde Spiel über das Bedenkjahr 1988 und den umstrittenen René- Redaktion: Vorstand des „Arbeitskreises für historische Kommunikationsfor­ Marcic-Preis für Publizistik. schung (AHK)“; redaktionelle Leitung dieses Heftes: DDr. Oliver Fritz H ausjell........................................................ 13 Rathkolb, Margit Steiger und Dr. Hannes Zimmermann „Was unsere Zeit vor allem braucht, ist Geist der Lektorat: Versöhnung, der Volksgemeinschaft.“ Ein Bei­ Eva Wasmuht trag zur Biographie des Journalisten Alfons Hersteller: Dalma. Texteingabe: Dr. Ulrike Horak Fritz Hausjell/ Oliver Rathkolb............................ 18 Satz: Fa. Adolf Holzhauscns Nfg., 1070 Wien, Kandlgasse 19—21 Layout: Dr. Fritz Hausjell und Eva Wasmuht „Wieder Fuß fassen, nicht gefragt werden, Druck: HTU-Wirtschaftsbetriebe Ges. m. b. H., 1040 Wien, schweigen dürfen.“ Ilse Leitenberger. Ein öster­ Gußhausstr. 27—29 reichischer Lebenslauf. Erscheinungsweise: Peter Malina........................................................... 26 MEDIEN & ZEIT erscheint vierteljährlich Viktor Reimanns Publizistik zwischen 1945 und Bezugsbedingungen: 1955. Einzelheft (exkl. Versand): öS 45.— Oliver Rathkolb..................................................... 35 Jahresabonnement: Österreich (inkl. Versand): öS 150.— Rezensionen........................................................... 39 Ausland (inkl. Versand auf Landweg): öS 215.— Studentenjahresabonnement: Österreich (inkl. Versand): öS 110.— Ausland (inkl. Versand auf Landweg): öS 175.— Bestellungen an MEDIEN & ZEIT, 1014 Wien, Postfach 208, oder über den gutsortierten Buch- und Zeitschriftenhandel ISSN 0259-7446 Bankverbindungen: Creditanstalt-Bankverein, Konto-Nr. 0120-03513/00 österreichische Länderbank, Konto-Nr. 257-107-907/00 österreichische Postsparkasse (PSK), Konto-Nr. 7510.438 Gefördert vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung. Wien Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Autoren dieser Ausgabe Grundlegende Richtung: MEDIEN & ZEIT ist eine wissenschaftli­ che Fachzeitschrift für historische Kommunikationsforschung. Sie Dr. Fritz HAUSJELL (1959), Vertragsassistent am Institut für will Forum für eine kritische und interdisziplinär ausgerichtete Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Univer­ Auseinandersetzung über Methoden und Probleme der Kommuni­ sität Wien kationsgeschichte sein. Mag. Dr. Gert KERSCHBAUMER (1945), Lehrer an der Medieninhaber und Herausgeber: Verein „Arbeitskreis für histori­ Höheren Technischen Lehranstalt Hallein und Lehrbeauf­ sche Kommunikationsforschung (AHK)“, 1014 Wien, Postfach tragter am Institut für Germanistik der Universität Salz­ 208; burg Vorstand des AHK: Dr. Wolfgang Duchkowitsch (Obmann), DDr. Dr. Peter MALINA (1941), Lehrbeauftragter und Leiter der Oliver Rathkolb (Obmann-Stv.), Dr. Fritz Hausjell (Geschäftsfüh­ Fachbibliothek am Institut für Zeitgeschichte der Universi­ rer), Dr. Peter Malina (Geschäftsführer-Stv.), Dr. Hannes Haas tät Wien (Kassier), Dr. Theodor Venus (Kassier-Stv.), Margit Steiger DDr. Oliver RATHKOLB (1955), Mitarbeiter des Ludwig- (Schriftführerin), Dr. Rudolf Holzer (Schriftführer-Stv.), Dr. Peter Boltzmann-lnstituts für Geschichte der Gesellschaftswis­ Lüftenegger, Margit Suppan, Dr. Hannes Zimmermann senschaften Wien Medien & Zeit 1 /89 tion der Frontsoldaten. Sie verwendeten dabei Argu­ mente und Sprachmuster, die von den Editorial Nationalsozialisten kreiert oder übernommen worden waren. Und zeitweise setzten sie sich auch für eine Hatte Medien & Zeit mit früheren Ausgaben „Vierte Partei“, eine Partei der ehemaligen NSDAP- eindeutige inhaltliche Schwerpunkte — mit histori­ Mitglieder, ein. Plötzlich waren nicht mehr die Opfer scher Zentrierung — gesetzt, so beschlossen die des Nationalsozialismus die echten Märtyrer, sondern Herausgeber, sich mit dieser Nummer einmal höchst die Opfer des Bombenkrieges. Aktuellem und Gesellschaftspolitischem zu widmen: Sicherlich wäre es völlig falsch, den Salzburger Wir bringen Profile der umstrittenen* Dr.-René- Nachrichten und ihrer politischen Linie blankenNeo- Maröic-Preisträger der Jahre 1988/89: Alfons Dalma, nazismus in den Jahren 1946/47 bis 1955 zu attestie­ Ilse Leitenberger und Viktor Reimann. ren. Dazu waren die Beteiligten zu intelligent. Und Um allen Mißverständnissen vorzubeugen: Da­ zum Teil akzeptierten sie auch Fakten der Nach­ bei geht es keinesfalls um eine Neuauflage politischer kriegsaufklärung wie etwa das Ausmaß des Holocaust Schuldzuweisung oder Inquisition. Ziel ist vielmehr und die Kriegsverbrechen der Nationalsozialisten. eine umfassende Zusammenstellung jener publizisti­ Aber all diese Greuel wurden von ihrer gesellschaftli­ schen Öffentlichkeit in den ersten Nachkriegsjahren chen Basis — und diese war nun einmal die Akzeptanz der Zweiten Republik, die die Genannten vermittelt des Nationalsozialismus durch breite Schichten der haben. Denn um diese hätten sich die drei Preisträger Bevölkerung in Deutschland und Österreich — ab­ — so die inhaltliche Begründung der Jury unter dem strahiert. Vorsitz von Gerd Bacher — in höchstem Maße Gerd Bacher meinte vor kurzem im Vorwort zum verdient gemacht. zweiten Band von Portisch/Riffs Österreich //, daß Nicht zufällig, sondern mit Absicht wurde vom sich der Nachkriegsjournalismus mit den Fragen des Juryvorsitzenden Gerd Bacher, einem bewußten An­ Nationalsozialismus und dessen Bewältigung in der gehörigen der Kriegsgeneration, mit dieser Wahl der Nachkriegszeit genügend auseinandergesetzt habe. Preisträger Ende 1988 ein Kontrapunkt zum Bedenk­ Genau diese These Bachers, die auch zur Folge hatte, jahr („1938“) gesetzt. Einen Schlußstrich wollten die daß er seine ehemaligen Redaktionskollegen für die­ nunmehr ausgezeichneten Mitglieder der Nachkriegs­ sen Preis vorschlug, wird von den Autoren des redaktion der Salzburger Nachrichten unter ihrem vorliegenden Heftes aufgrund eben dieser Publizistik Chefredakteur, dem ehemaligen KZ-Häftling Gustav bestritten. Hunderte von Artikeln der Preisträger A. Canaval, ziehen, einen Schlußstrich unter die wurden analysiert und mit einer Reihe von Dokumen­ Beschäftigung mit der nationalsozialistischen „Ära“, ten aus der NS- und Nachkriegszeit zu Analysen der mit den Greueln des Zweiten Weltkrieges als Folge Art und Weise der Vergangenheitsbewältigung zu­ der deutsch-österreichischen Aggression, mit dem sammengestellt. Holocaust. Nicht diese Vergangenheit sollte kritisch Das Ergebnis dieser Bemühungen wird manche hinterfragt werden, sondern jene, die das Regime nicht zufriedenstellen: Dalma, Leitenberger und Rei­ mitgetragen hatten — dazu gehörten nun einmal die mann haben sich einen Preis, der den Namen René Mitglieder der NSDAP, sollten ohne viel Diskussion MarCic trägt, eigentlich im wahrsten Sinn des Wortes in das politische Leben der jungen Zweiten Republik „verdient“ . Und in dieser Hinsicht war auch das integriert werden. Wobei in Kauf genommen wurde, Engagement Bachers als Jury Vorsitzender stringent. daß damit die Tradierung zahlreicher Vorurteile Maréic, der in der Geschichte der Rechtswissenschaft faschistischer Prägung stattfand. als Vertreter eines liberalen katholischen Naturrechts Dalma, Leitenberger, Reimann und auch Bacher aufscheint und sich in vielen Fragen der Rechtsreform „lernten österreichisch“ in der Salzburger Nachrich- auf der Seite der Fortschrittlichen befand nicht zu ten-Redaktion unter Canaval. Doch dieses „österrei­ Unrecht stellten sich engagierte Sozialisten wie Gün­ chisch Lernen“ bedeutete, nur die Nachkriegsfolgen ther Nenning oder Herbert Moritz in den sechziger aufzuzeigen — ohne die eigentlichen Ursachen zu Jahren hinter ihn —, war in den ersten Jahren nach analysieren, ln concreto war dies eine permanente 1945 in Fragen der Vergangenheitsaufarbeitung auf Kampagne gegen die Entnazifizierungsgesetzgebung, der Seite jener zu finden, die sie verhindern wollten. Er ein Einsatz für die Aufdeckung der Kriegsverbrechen hat dabei auch nicht auf verdeckte ideologische der Alliierten und ein Bemühen um Rehabilitierung Untergriffe verzichtet, wie beispielsweise in seiner des Militarismus unter dem Deckmantel der Integra- Auseinandersetzung mit Peter de Mendelssohn deut­ lich wurde (siehe dazu das Gespräch mit Hilde Spiel in Vgl. Profil 46/1988 und 2/1989 (sowie Leserbriefe dazu in diesem Heft). Profil 52/1988 und 4/1989) und Medien

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