Rudolfinum Jahrbuch Des Landesmuseums Für Kärnten 2017

Rudolfinum Jahrbuch Des Landesmuseums Für Kärnten 2017

© Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at RUDOLFINUM JAHRBUCH DES LANDESMUSEUMS FÜR KÄRNTEN 2017 S ONDERDRUCK KLAGENFURT 2018 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Eigentümer, Verleger und Herausgeber: Landesmuseum Kärnten Stv. wiss. Geschäftsführer: Dr. Christian Wieser Museumgasse 2 A-9021 Klagenfurt am Wörthersee Tel.: +43.(0)50.536-30599 E-Mail: [email protected] www.landesmuseum.ktn.gv.at Redaktion: Ute Brinckmann-Blaha, Christian Wieser Lektorat: Ute Brinckmann-Blaha FÜR FORM UND INHALT DER BEITRÄGE SIND DIE VERFASSER VERANTWORTLICH. Druck: PROPRINT.AT Druck- und Vermittlungs GmbH, Prof. Franz Spath-Ring 59/2, A-8042 Graz Layout & Satz: denk:werk, Hans Repnig, A-9071 Köttmannsdorf ISBN: 978-3-900575-68-7 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Archäologischer Park Magdalensberg Aufn. R. Bäck © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abteilungsbericht zur Provinzialrömischen Archäologie und Feldforschung mit der Außenstelle Archäologischer Park Magdalensberg LEITER: UNIV.-DOZ. DR. HEIMO DOLENZ © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 1b: NG 40 großflächige Ausbrüche der Mauerschale. Zustand vor der Restaurierung (K. Gruber, A. M. Mitterdorfer 2017) museums (Teurnia und Freilichtmuseum Maria Saal) mit laufenden Instandhaltungsarbeiten betraut. Für Restaurierungsarbeiten am antiken Mauerwerk wurde erstmals wieder seit 2012 ein Steinmaurer, Herr D. Walcher, saisonal angestellt. Im Berichtsjahr wurden nach Vorgabe des zivil- technischen Prüfgutachtens von Prof. DI P. Pabinger ausschließlich Konservierungsmaßnah- Abb. 1a: Raum E Südwestecke (K. Gruber, A. M. Mitterdorfer men am bereits 1948–1990 restaurierten Mauer- 2017) werk umgesetzt1 (Abb. 1a und 1b). Das aufgrund unsachgemäßer Lagerung in den Mangels wissenschaftlichen Personals (saisonale Jahren 2012–2016 Feuchtigkeitsschäden aufwei- wissenschaftliche und administrative Assistenz; sende Grabungsarchiv (grafische und fotografi- ehrenamtliche wissenschaftliche Mitarbeiter- sche Unikate der Grabungsjahre 1948–2011) Innen sowie FachstudentInnen) war die archäo- musste im Dienstgebäude selbst disloziert und logische Forschung am Magdalensberg weiter getrocknet werden. In Absprache mit der ausgesetzt. Zudem konnte eine detaillierte Über- Direktion fand im Berichtsjahr erstmals seit April prüfung der ausgestellten und am Ort deponier- 2011 wieder eine gutachterliche Befundung der ten Sammlungs- und Archivbestände mit Stand Standsicherheit der Mauern im Archäologischen April des Jahres 2012 im Hinblick auf Vollständig - Park Magdalensberg und im Amphitheater keit, Erhaltungszustand, konservatorisch und Virunum statt. Eine Gutachtenslegung über die sicherheitstechnisch ausreichende Verwahrungs- globale Standsicherheit der Ruinen und Museen, bedingun gen nur ansatzweise erfolgen. zu welcher im Jahr 2017 auch subgutachterliche Präzisionsvermessungen (in Raum M und Raum Drei saisonal beschäftigte Arbeiter (E. Anton, W. D) erforderlich waren, erfolgte mündlich. An Schnitzler, G. Stadio) waren überwiegend im zahlreichen im Hauptmuseum (Repräsentations - Archäologischen Park Magdalensberg, zeitweise haus) des Archäo logischen Parks Magdalensberg aber auch in anderen Außenstellen des Landes- ausgestellten Metallfunden wurden z. T. irrepara- 64 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2017 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 2: Planum Saalbau A und B Stand 2016 (H. Dolenz RÖ 39, 2016, Abb. 9) ble Korrosions schäden festgestellt und mussten Kooperation des Landesmuseums für Kärnten um gehend konservatorisch behandelt werden. mit dem Institut für Alte Geschichte, Altertums- Diese Schäden sind auf die unsachgemäße kunde und Archäologie der Alpen-Adria- Lagerung der Metallobjekte in den nicht klimati- Universität Klagenfurt a. W.2 und dem Förder - sierten Schauräumen während der Winterhalb- verein des Landesmuseums für Kärnten Rudol- jahre 2013–2015 und bis Februar 2016 zurückzu- finum statt. führen. Mit dem bisher ins das letzte Drittel des 4. Jahr- Die wissenschaftliche Forschungsarbeit blieb auf hunderts n. Chr. datierbaren, vorzugsweise aus mehrere Kooperationsprojekte beschränkt, die einer Doppelkirchenanlage und einem Wohn- nachfolgend vorberichtsartig charakterisiert und Verwaltungsbau bestehenden bischöflichen werden. Bautenkomplex in Virunum lässt sich ein rund 2,1 ha großes Bautenensemble fassen, durch wel- ARCHÄOLOGISCH-ALTERTUMSKUNDLICHE ches der zur Staatsreligion erhobene christliche UNTERSUCHUNGEN IM EPISKOPALEN BAU- Glaube erstmals auch baulich sichtbar, an mar- TENKOMPLEX DER NORISCHEN PROVINZ- kanter Stelle im Stadtbild der Provinzhauptstadt HAUPTSTADT VIRUNUM. Die Ausgrabungen im in Erscheinung trat. Darin wird mit großer Jahre 2017 im Saalbau B Wahrscheinlichkeit das spätantike sakrale und Die zweite Feldkampagne im Saalbau B der kommunale Zentrum Virunums zu lokalisieren bischöflichen Doppelkirche in Virunum fand als sein. PROVINZIALRÖMISCHE ARCHÄOLOGIE UND FELDFORSCHUNG 65 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 3: Überblick SO-Ecke Saalbau B/Fundamente der Klerusbank (H. Dolenz 2017) Die Ergebnisse der feldarchäologischen Arbeiten Die Bodeneingriffe beschränkten sich zunächst (2006–2015; Abb. 2) und die Revision publizier- auf den Südostteil des Saalbaus B. Die untersten ter sowie archivalischer Grabungsdokumenta - Steinlagen des bereits 2015 angeschnittenen in tionen des 19. und 20. Jahrhunderts zu Baube- den Saalbau B eingeschriebenen Presbyteriums funden in Virunum lassen im zentralen Sied- konnten dabei vollständig freigelegt werden lungs raum Binnennoricums in der zweiten Hälfte (Abb. 3). Die gleich nach dem Erscheinen der des 4. und ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Abhandlung zum Bischofssitz Virunum in der Chr. eine letzte urbane Bauperiode erkennen. Fachzeitschrift Römisches Österreich 39, 2016 aufgestellte These, es handle sich bei der sym- Bereits bei der Vorlage der als Doppel kir chen - metrisch halbkreisförmig in den Saalbau B einge- anlage gedeuteten Saalbauten A und B wurde schriebenen und als Klerusbank gedeuteten auf die erhaltungsbedingt diffizile stratigraphi- Steinmauer um eine Apsis5 erwies sich als irrig sche Situation der Bauabfolge hingewiesen, die (Abb. 3).6 Die erste Auswertung der 2017 gewon- sich aus dem Befund der Ausgrabungen 2015 nenen Befunde und Funde bestätigt die Ergeb- nicht zweifelsfrei erschließen ließ3. Aus diesem nisse der Kampagne 2015, wonach vom Vorhan- Grund wurde nach Vorgabe des genehmigten den sein eines großflächigen spätantiken Bau - Forschungsvorhabens für 2017 seitens der Ab - wer kes B auszugehen sei, dessen Bodenniveau teilung zwischen 28.07. und 22.08.2017 eine wei- mehr als einen halben Meter tiefer als das rekon- tere Grabungskampagne im Saalbau B (kleinerer struierte Bodenniveau der südlich anschließen- nördlicher Kirchenbau) durchgeführt4. den Apsiskirche A lag. Der Bodenhorizont in 66 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2017 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Abb. 4: Umzeichnung Schnittbefund Klerusbank-Ostmauer Saalbau B (H. Dolenz 2017; Grafik A. Kall) Saalbau B bestand aus einem verdichteten thex) des Saalbaus A und mehrperiodige kaiser- Lehm-Mörtelgemisch. Daran zog sowohl von der zeitliche Vorgängerbebauung im Insulaschema Innenseite der Ostmauer als auch von der östli- erfasst werden. chen Wandfläche der Klerusbank – und noch in situ erhalten – weißer Wandputz (Abb.4). Dem- INTERNATIONALER FACHKONGRESS 12.– zufolge liegt eine bauphasengleiche Nutzung 13.06.2017 MAGDALENSBERG ZUM THEMA: des 2015 und 2017 ergrabenen Bodenhorizontes Absolute und relative Chronologie der späten und des an Nord-, Ost- und Südmauer anhaften- Latènezeit im mittleren Donauraum den Wandputzes als Innenraum vor. Im Bereich Gemeinsam mit dem Naturhistorischen Museum der Ostmauer wurden aus der am Boden auflie- Wien, Projekt „Keltische Keramik in Nordost- genden Bruchstein-Mörtelgrießmatrix zahlreiche österreich“ (PD Dr. Maciej Karwowski) und der polychrome Wandmalereifragmente geborgen. Slowenischen Akademie der Wissenschaften, Eine stratigraphische Sondage jeweils an die Archäologisches Institut (Univ.-Prof. Dr. Dragan Ost- und Südmauer ließ ferner die mehrphasige Božič) veranstaltete die Abteilung die internatio- Nutzung seit der mittleren Kaiserzeit sowie die nale Tagung „Absolute und relative Chronologie Überlagerung einer älteren Baustruktur (Nord- der späten Latènezeit im mittleren Donau raum“, Südmauer) im Osten des Saalbaus B durch den welche vom 12.–13. Juni am Magdalensberg statt- vorgenannten Bodenhorizont befunden. fand. Der Kongress bot 25 Fach beiträge, die von 33 ForscherInnen aus neun Nationen vorgetra- Mangels Erhalt höher liegender Bau- oder gen und diskutiert wurden. Bodenhorizonte in Saalbau B ist insbesondere im Hinblick auf die 2015 im Fundamentbefund fest- Seitens der Abteilung konnte bei der Tagung der gestellte verbreiternde Überbauung der Ost - frührömisch norische Katastrophenbefund an mauer weiterhin nicht auszuschließen, dass es im der Glan bei St. Michael am Zollfeld (ASFINAG- Zuge des Anbaus der Apsiskirche A zur Grabungen) vorgestellt werden (s. u.). Die Publi- Anhebung des Bodenniveaus und einem Ausbau kation der Beiträge ist 2019 durch die OREA der in Saalbau B gekommen ist7. Österreichischen Akademie der Wissenschaften in englischer Sprache vorgesehen. Durch die Anlage einer weiteren Sondage konn- te die bislang nur auf Luftbildern ersichtliche Nordwestecke der westlichen Seitenhalle (Nar- PROVINZIALRÖMISCHE ARCHÄOLOGIE

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