Das Jura-Profil (Ober-Bajocium Bis Mittel-Kimmeridge) Des Erdgasgrabens Oberbauerschaft (Wiehengebirge, Nordwestdeutschland) •

Das Jura-Profil (Ober-Bajocium Bis Mittel-Kimmeridge) Des Erdgasgrabens Oberbauerschaft (Wiehengebirge, Nordwestdeutschland) •

Osnabrücker Naturwissenschaftliche Mitteilungen Band 20/21, S. 181-204, 1995 Das Jura-Profil (Ober-Bajocium bis Mittel-Kimmeridge) des Erdgasgrabens Oberbauerschaft (Wiehengebirge, Nordwestdeutschland) Norbert Schult, Matthias Metz & Horst Klassen Kurzfassung: Im Herbst 1992 entstand südöstlich von Preußisch Oldendorf bei den Erdarbeiten zum Bau einer Erdgasfernleitung für kurze Zeit ein neuer Aufschluß im Wiehengebirge. Die damals freige- legten Schichten des Dogger und Malm vom oberen Bajocium bis hin zum tiefen Mittleren Kimmeridge werden beschrieben. Abstract: In autumn 1992 during the construction of the natural gas pipeline east of Preußisch Olden- dorf a new exposure was created for a short time. This publication gives a lithological description of the Dogger and Malm sediments from the Upper-Bajocium to the lower part of the Middle-Kimme- ridge. Key words: pipeline ditch, lithostratigraphy, biostratigraphy, Northwest Germany Autoren: N. Schult, Lessingstraße 17, 0-32825 BIomberg M. Metz, Ahler Straße 121, 0-32257 Bünde Dr. H. Klassen, Am Pingelstrang 64, 0-49134 Wallenhorst 1 Einleitung Im Herbst 1992 wurde im Wiehengebirge östlich von Osnabrück (Abb. 1) zwischen den Ortschaften Preußisch Oldendorf und Lübbecke, südlich von Holzhausen und nördlich von Oberbauerschaft, ein Teilstück der Erdgasfernleitung Emden - Kassel - Ludwigshafen verlegt. In einem SSE-NNW verlaufenden Graben sind die Gesteine des Wiehengebirges kurzzeitig aufgeschlossen gewesen. Dieses Profil wird im Folgenden unter dem Namen Oberbauerschaft be- Hannover schrieben (GK 25, BI. 3717 Kirchlengern • (Quernheim), von R: 34 71 050 H: 5792350 • bis R: 34 70 550 H: 57 93 550). Aufge- Münster schlossen waren die Gesteine des mittleren Jura (Dogger), vom obersten Bajocium bis Abb.1 Lage des Arbeitsgebietes 181 Norbert Schult, Matthias Metz & Horst Klassen Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 20/21 1995 zum oberen Jura (Malm), dem Mittel-Kim- sind hier dessen Profile Markendorf 111 und V. meridge, mit einer Gesamtmächtigkeit von Die grundlegende Gliederung der Malm- 302 m. Zum ersten Mal konnte in Nordwest- Sedimente erstellte Imeyer (1926); sie wur- deutschland ein durchgehendes lithologi- den insbesondere von Klassen (1968, 1984, sches Profil von den Parkinsonien-Schich- 1991) überarbeitet und verfeinert. ten (oberes Bajocium) über die Dogger- Malm-Grenze hinaus bis zum tieferen Mittel-Kimmeridge aufgenommen werden 3 Mittlerer Jura (Dogger) (Abb. 3). Der hangende Teil des Malm war zum Zeitpunkt der Profilaufnahme schon 3. 1 Bajocium nicht mehr zugänglich. Im Aufschluß Oberbauerschaft war nur das obere Bajocium aufgeschlossen. Es be- ) 2 Geologischer Überblick stand aus einer 43,86 m mächtigen monoto- nen Tonsteinfolge mit Toneisensteingeoden. Die Doggergesteine des Weser- und Wie- Biostratigraphisch gehören diese Gestei- hengebirges waren schon frühzeitig Gegen- ne zur Parkinsonia parkinsoni-Zone. Diese stand geologischer Forschung. Eine erste Zone ist in Nordwestdeutschland bereits Übersicht gab Hausmann 1824 (vgl. Bininda durch Wetzel (1911) eingehend bearbeitet 1986:8) mit der Beschreibung des Portapro- worden. Vergleichende Beobachtungen mit fils. Im Jahr 1836 veröffentlichte FA Roemer süddeutschen Profilen führten Schmidtill & die "Versteinerungen des nordwestdeut- Krumbeck (1931) durch. Eine neue Zonen- schen Oolithgebirges" . Weitere wichtige Pu- gliederung wird bei Dietl & Galacz in Callo- blikationen erschienen von F. Roemer mon et.al.(1987:16) ausführlich diskutiert. (1857), Wiese (1903), Schlunk (1904), Loh- Sie unterscheiden folgende Subzonen (vgl. mann (1909-10), v. See (1910), Löwe (1913), Tab.1): Schott (1930) ), Brand & Hoffmann (1963) 1. Subzone der Parkinsonia acris Wetzel sowie Weitschat (1984). 2. Subzone der Parkinsonia parkinsoni (So- Eine detaillierte lithologische Bearbeitung werby) v des Wiehen- u. Wesergebirges vom Gehn 3. Subzone der Parkinsonia bomfordi Arkell bei Ueffeln im Westen bis hin zum Süntel im Osten lieferte Klüpfel (1931). Er beschreibt Parkinsonien-Schichten und analysiert insgesamt 150 Profile, vom Die stratigraphisch ältesten Gesteine im Ober-Bajociurn (Dogger) bis hin zum Kim- Aufschluß bildeten die Tonsteine der Parkin- meridge (Malm). Die nachfolgenden Arbei- sonien-Schichten. Sie hatten eine dunkel- ten erreichten entweder nicht mehr die Ge- graue Farbe und brachen kleinstückig. Ver- nauigkeit dieser Veröffentlichung bzw. be- einzelt traten Toneisensteingeoden mit ei- faßten sich nur mit stratigraphischen und nem Durchmesser bis zu 5 cm auf. Die paläontologischen Detailfragen (Bininda einzige durchgehende Geodenlage wurde 1986; Lange 1973; Mönnig 1989, 1993; 9,18 m über der Aufschlußbasis angetroffen. Westermann 1958). Aus diesem Grund bil- Die Parkinsonien-Schichten tauchen am det die Veröffentlichung von Klüpfel für die Fuß des Süd hanges des Wiehengebirges Schichtenfolge des Dogger die Basis des aus der quartären Überdeckung auf (Abb. 2, vorliegenden Aufsatzes. Hervorzuheben Tab. 2). Diese Stelle ist durch einen schwa- 182 Jura-Profil (Ober-Bajoicum bis Mittel-Kimmeridge) Tab. 1: Zonen und Subzonengliederung vom obersten Ober-Bajocium bis Ober-Callovium Unter-Stufe Zone Subzone Ober-Callovium Quenstedtoceras lamberti* Quenstedtoceras lamberti* Quenstedtoceras henrici* Peltoceras athleta" Kosmoceras spinosum' Kosmoceras proniae* Kosmoceras phaeinum* Mittel-Callovium Erymnoceras coronatum * Kosmoceras grossouvrei * Kosmoceras obductum * Kosmoceras jason * Kosmoceras jason * Kosmoceras medea * Unter-Callovium Siga/oceras calloviense * Siga/oceras enodeium * Siga/oceras calloviense * Proplanulites koenigi * Kepplerites galilaeii * Kepplerites curtilobus * Kepplerites gowerianus * Macrocephalites herveyi * Macrocephalites kamptus * Macrocephalites terebratus * Macrocephalites keppleri * Ober-Bathonium Clydoniceras discus ** Oxycerites aspidoides ** Oxycerites aspidoides** Paroecotraustes paradoxus ** Paroecotraustes densecostatus ** ["Prohecticoceras retrocostatum"] HAHNMscr. ** Mittel-Bathonium "Schichtlücke im Wiehengebirge" Unter-Bathonium Asphinctites tenuiplicatus ** ? ** Parkinsonia wuerttembergica ** Parkinsonia va/adi ** Ober-Bajocium Parkinsonia parkinsoni *** Parkinsonia bomfordi *** Parkinsonia parkinsoni *** Parkinsonia acris *** aus Mönning (1993: 132) aus Hahn, Westermann & Jordan (1990: 29) aus Metz (1990: 15) nach Dietl & Galaiz in Callomon et al. (1987) 183 Norbert Schult, Matthias Metz & Horst Klassen Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 20/21 1995 chen Geländeknick gekennzeichnet, der den Übergang vom flacheren Vorland zum steileren Süd hang des Wiehengebirges mar- kiert; ab hier wird der Boden forstwirtschaft- Iich genutzt. Die lithologische Einheit der Parkinso- nien-Schichten entspricht biostratigra- phisch der Zone der Parkinsonia parkinsoni (Sowerby). In Oberbauerschaft konnte diese Zone wegen der Armut an Leitfossilien nicht in Subzonen gegliedert werden. 3.2 Bathonium Das Bathonium besteht in Oberbauerschaft aus Tonsteinen, in die Kalk- und Sandsteine eingeschaltet sind. Das Unter-Bathonium war im Aufschluß lithologisch in die Würt- tembergica-Schichten, den Unteren Würt- tembergica-Sandstein und den Oberen Geodenmergel gliederbar. Die Schichten des Mittel-Bathonium sind in Nordwest- deutschland nur selten ausgebildet (Wester- mann 1958: 26) und konnten auch im Auf- schluß Oberbauerschaft nicht nachgewie- sen werden. Das Ober-Bathonium setzt im Aufschluß mit dem Oberen Württembergica- Sandstein ein; darüber folgen der Geoden- mergel, der Aspidoides-Sandstein und der Aspidoides-Ton. Das Bathonium hat in Oberbauerschaft eine Gesamtmächtigkeit von 138,46 m. Die für das Unter-Bathonium in Europa leitenden Ammoniten der Gattungen Mor- phoceras und Zigzagiceras fehlen nahezu in Nordwestdeutschland. Hier wird das Unter- Bathonium vom Liegenden zum Hangenden in die Parkinsonia valadi-, Parkinsonia wuert- tembergica- und in die Asphinctites tenuipli- catus-Zone (Tab. 1) unterteilt (Hahn et. al. 1990:29). Die beiden unteren Zonen ent- sprechen nach Westermann (1958:26; Abb. 2 Profil durch das Arbeitsgebiet 1967:4, 14) lithostratigraphisch den Würt- 184 Jura-Profil (Ober-Bajoicum bis Mittel-Kimmeridge) Mo.ll"! KIMMerldge BQthonJu,., Aufschtußtücke Oxforci ....... -, Ba.jOCiUM r>:> Dogger Aufschtujltücke Co.1I0vöUM ~ Aufschtuptücke Schutt 1995 Abb. 3 Stratigraphische Übersicht 185 Norbert Schult, Matthias Metz & Horst Klassen Osnabrücker Naturwiss. Mitt. 20/21 1995 Tab. 2 Profil Oberbauerschaft Schicht- Profil- Mächtig- Lithologie Fossilinhalt: Probennr.: nr.: meter m keit Malm, Mittlerer Kimmeridge 147 0,50 0,50 Feinsandstein, kieselig, Schrägschichtung, auskeilende Bänke 146 1,25 0,75 Tonstein, stark siltig, plattig, fest 145 1,50 0,25 Feinsandstein, grünbraun, Kreuzschichtung 144 3,70 2,20 Tonstein, plattig, fest, im oberen Teil siltig 143 3,90 0,20 Kalkstein, graubraun, siltig 142 5,20 1,30 Tonstein, grünbraun, kalkig, plattig 141 8,70 3,50 Kalkstein, gebankt, im basalen Teil Lamellibranchiata siltig bis feinsandig, übergehend in Kalkmergelstein, schwarzblau, bankig, im oberen Teil einige kalkige Tonstein- bis kleinknauerige Tonmergelsteinlagen Malm, Unterer Kimmeridge 140 9,70 1,00 Feinsandstein, siltig, Kreuzschichtung, auskeilend 139 12,70 3,00 Tonstein, plattig, im basalen Teil kalkig, zum Hangenden hin sandiger werdend mit einzelnen dünnbankigen Silt- und Feinsandsteinlagen 138 13,35 0,65 Feinsandstein, braungrau bis im basalen Teil graubraun, gebankt Lamellibranchiata 137 15,50 2,15 Tonstein, grünschwarz, blättrig 136 15,67 0,17 Toneisensteinlage 135 15,97 0,30 Tonmergelstein, kleinknaurig bis flaserig

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