OC 1894 Englhuber – Camerloher Booklet V05.Indd

OC 1894 Englhuber – Camerloher Booklet V05.Indd

® PLACIDUS VON CAMERLOHER (1718–1782) SOLO PER LA GALLICHONE [PARTHIA I]1a [01] Andante*. 04:28 [02] Allegro . 02:58 [03] Menuet* . 03:01 DUETTO. / GALICHONE. PRIMO. / GALICHONE 2DO.1a, 2 [04] Tempo giusto* . 03:34 [05] Echo* .................... .................... 02:19 [06] Quique*. 01:50 SOLO PER LA GALLICHONE [PARTHIA II]1A [07] Andante ex B. 04:34 [08] Allegro*. 04:02 [09] Menuet*. 03:23 TRIO EX C / A / GALLICHONA PRIMA / GALLICHONA SECONDA / CON VIOLONZELLO1a, 2, 5 [10] Andante . 02:35 [11] Allegro. 04:14 [12] Menuet. 04:17 [13] Allegro. 04:07 SOLO PER LA GALLICHONE [PARTHIA III]1b [14] Adagio*. 03:20 [15] Allegro*. 02:29 [16] Tempo di Menuet*. 02:04 SOLO PER LA GALLICHONE [PARTHIA IV]1c [17] Menuet*. 01:35 [18] Allegro*. 02:35 [19] Menuet*. 01:26 3 PARTHIA EX F. / À / GALISCHONA / VIOLINO PRIMO / VIOLINO 2DO. / CON / BASSO.1a, 3, 4, 5 [20] Siciliana* . 04:51 [21] Menuet*. 02:44 [22] Paisan*. 03:19 [23] Menuet*. 02:34 [24] Finale Allegro*. 02:00 * Ersteinspielungen / World Premiere Recordings INTERPRETEN: Christoph Eglhuber – Laute Achtchörige Gallichon in d' (H. Hasenfuss 2015 nach Weigert; Finalisierung: J. Kreisel 2016) ............................................1a Zehnchörige Mandora in e' (M. Shepherd 1996 nach Frey) ....................1b Sechschöriger Colachon in a (M. Salerno 2014 nach Schorn) ...................1c Hans Brüderl – Laute Achtchörige Gallichon in d' (G. Söhne 2008 nach Venere) ......................2 Theona Gubba-Chkheidze – Barockvioline Violine: Anonym, deutscher Sprachraum um 1800 .............................3 Angelika Fichter – Barockvioline Violine: Anonym, 18. Jh. nach Klotz ........................................4 Sabina Lehrmann – Barockvioloncello Violoncello: Anonym, Frankreich ca. 1780 ...................................5 Stimmton: a' = 440 Hz, mitteltönige Temperatur (1/6 pK) TOTAL 74:32 4 PLACIDUS VON CAMERLOHER UND DIE LAUTE lacidus Cajetanus Laurentius Camerloher bischof von Lüttich auf Schloss Seraing (1753, Pwurde am 9. August 1718 in Murnau ge- Bayr. Nationalmuseum), zeigt u.a. Fürstbi- boren, der Vater Johann Baptist war Gerichts- schof Johann Theodor (in rot) am Violoncel- schreiber, die Mutter Maria Anna Camerloher lo und Kurfürst Max III. Joseph (in blau) an (geb. Albertshauser) war eine gebürtige Frei- der Gambe sowie Placidus von Camerloher singerin. Einige seiner Brüder waren ebenfalls (in schwarz) dirigierend mit der Notenrolle. als Musiker tätig, der prominenteste davon, Camerloher traf am Freisinger Bischofshof Joseph Anton (1710–1743), wirkte am Münch- auf eine facettenreiche Musikkultur – mit ei- ner Hof. ner Hofkapelle von über 40 Musikern: Neben Seine Ausbildung erhielt Placidus an der der Kirchenmusik für die Kathedrale und den Ettaler Ritterakademie und am jesuitischen Nebenkirchen war Camerloher auch für die Wilhelmsgymnasium in München. Als er höfische Musikszenerie mit Festakten, Emp- 1744 im Freisinger Dom zum Priester geweiht fängen, Bällen und Theateraufführungen zu- wurde, war er auch als Musiker und Kom- ständig sowie in die musikalische Ausbildung ponist bereits in Erscheinung getreten. 1745 der Kapellknaben involviert. Diese Tätigkei- (oder auch schon 1744) wurde er von Johann ten beschränkten sich jedoch nicht nur auf Theodor von Bayern (1703–1763), Kardinal Freising, sondern waren zum Teil auch auf den und Fürstbischof von Freising, Regensburg Reisen des Bischofs in die anderen Residenz- und Lüttich zum Freisinger Hofkapellmeister städte erforderlich. Camerlohers reichhaltiges berufen und schließlich von Kurfürst Max III. musikalisches Oeuvre umfasst daher gleicher- Joseph, dem Neffen Johann Theodors, in den maßen Kirchenmusik, Orchester- und Kam- Adelsstand erhoben. mermusik wie musikalische Schuldramen. Die Musikaffinität im Hause Wittelsbach Nach dem Tode des Fürstbischofs Jo- war hoch: Das berühmte Gemälde von J.P. hann Theodor im Jahre 1763 agierte Placidus Delcloche (1716–1759), Hofkonzert beim Fürst­ von Camerloher unter seinen Nachfolgern 5 Clemens Wenzeslaus von Sachsen (ab 1763) Es mag sein, dass Camerloher in der und Ludwig Joseph Freiherr von Welden (ab Ausbildung an der Ritterakademie Ettal auch 1768) weiterhin als Kapellmeister, wohl bis zu mit den in Adelskreisen sehr gerne gepflegten seinem Tode am 21. Juli 1782 in Freising. Zupfinstrumententypen in Berührung kam, Unter seinen Werken sind auch Kom- die häufig zum aristokratischen Ausbildungs- positionen für Laute dokumentiert: Mehrere kanon gehörten. Daneben gibt es Quellen, Musiklexika seit dem späten 18. Jahrhundert dass auch Fürstbischof Johann Theodor Zupf- berichten von erhaltenen Manuskriptquellen instrumente gespielt hatte: für Zupfinstrumente aus der Feder Placidus Baron Widmann (1712) in einem Brief von Camerlohers: … 3 halbe Dutzend Lau­ über den Tagesablauf der Wittelsbacher Prin- tentrios mit Violine … (Gerber 1790, Lipowsky zen im Grazer Exil (zit. in Heigel 1890 und 1811); … verschiedenes für Laute … (Riehl 1876). Schmidt 1892): … bis 5 Uhr. Nach diesem kommt Spätere Quellen weisen diese Kammer- der Tanzmeister, hernach die Musik, in der Ihro musik der Gitarre zu, wohl auch, da diese späte Durchl. der Prinz Karl, Prinz Ferdinand und Lautenliteratur bereits in gitarrenaffiner Sai- Prinz Clemens die Lauten wohl schlagen, Prinz tenstimmung verfasst ist und zunehmend mit Philipp die Flauten blasen, Prinz Theodor die der Gitarrenliteratur verschmilzt: Guitarre spielen. Dieses dauert bis 7 Uhr; … Als 18 Trio’s für Guitarre, Violine und Violon­ Lehrmeister auff der Lautten und and(er)en cello, 1 Konzert für Guitarre mit Begleitung von musikalischen Instrumenten stand für die Prin- 2 Violinen, Alto und Basso, ein ebensolches mit zen in Graz der Lautenist Wolff Jakob Lauf- 2 Violinen und Basso (Fétis 1837, Bernsdorf/ fensteiner (1676-1754) zur Verfügung. Schladebach 1856). Rottmanner (1877): … erst 1711 ward er zu Bei Bernsdorf/Schladebach (1856) wird seinen vier älteren Brüdern nach Gratz gebracht, außerdem berichtet, Camerloher soll ein vor­ von wo er nach vier Jahren, in denen er stan­ trefflicher Orgel=, Lauten= und Violinspieler ge­ desgemäß unterrichtet und außerdem mit dem wesen sein. Zitherspiel bekannt gemacht worden war, nach Baiern zurückkehren durfte. 6 Ziegler (1911): Die Laute lernte Johann tonias mit dem sächsischen Kurfürsten dort- Theodor selbst in jungen Jahren meistern, … hin gelangten. Man muss also davon ausgehen, Hier werden also drei verschiedene In- dass der Freisinger Fürstbischof Johann Theo- strumente mit Johann Theodor in Verbin- dor – wie auch seine älteren Brüder (darunter dung gebracht, Laute, Gitarre und Zither die Väter seiner hier genannten Neffen bzw. – Rottmanners Zither meint vermutlich das Nichte) – in der Jugend vermutlich mit allen gitarrenartige Instrument Cister oder eben drei Instrumententypen in Berührung kamen: die Gitarre, das heute gebräuchliche Zitherin- mit der Barocklaute, der Barockgitarre und strument war noch nicht erfunden. Die Ter- dem bei Liebhabern immer mehr aufkom- minologien scheinen also zu verschmelzen: menden Modeinstrument Gallichon, der Laute Die Spieltechniken von Laute und Gitarre in Gitarrenstimmung. sind ohnehin nicht weit voneinander entfernt, Der nach den obigen Überlieferungen zudem gab es eben auch diese Lautenart in ansehnliche Korpus an Camerloherscher Lau- Gitarrenstimmung, die Gallichon bzw. Man­ ten- bzw. Gallichon­Musik erklärt sich also dora, die im Hause Wittelsbach sehr populär daher, dass einerseits sein Dienstherr als Spie- war: ler und Liebhaber des Instruments mit Musik Denn auch die beiden Neffen Johann dafür bedient werden musste, andererseits Ca- Theodors, Kurfürst Max III. Joseph von Bay- merloher offensichtlich aber auch selbst Lau- ern (1727–1777) und Clemens Franz de Paula tenist war und daher in der Lage, idiomatische von Bayern (1722–1770) sowie seine Nichte Kompositionen für das Instrument zu verfas- Maria Antonia Walpurgis Symphorosa von sen und in der speziellen Notation der Tabula- Bayern (1724–1780) spielten offensichtlich tur aufzuschreiben. Davon erhalten sind leider diese Lautenart: In der sächsischen Landes- nur wenige Werke, die in der Bibliothek der bibliothek sind Gallichon-Kompositionen der Benediktinerabtei Metten in Niederbayern beiden männlichen Verwandten erhalten, die überliefert sind. zusammen mit etlichen anderen Münchner Gallichon-Noten durch die Heirat Maria An- 7 PLACIDUS VON CAMERLOHER AND THE LUTE lacidus Cajetanus Laurentius Camerloher and Elector Max III Joseph (in blue) at the Pwas born in Murnau on 9 August 1718, his viol with Placidus von Camerloher (in black) father Johann Baptist was a court clerk and conducting with the piano roll. At the bishop’s his mother, Maria Anna Camerloher (b. Al- court in Freising, Camerloher encountered bertshauser), had been born in Freising. Some a multi-faceted musical culture, including of his brothers were also musicians, the most a court orchestra consisting of more than prominent of them, Joseph Anton (1710–1743), 40 musicians. Besides the church music for working at the court in Munich. the cathedral and secondary churches, Camer- Placidus received his education at the Rit­ loher was also in charge of the court musical terakademie in Ettal and at the Jesuit Wilhelm setting with ceremonial acts, receptions, balls Grammar School in Munich. When he was and theatre performances as well as being in- ordained as a priest in Freising Cathedral in volved in the training of the choir boys. How- 1744, he had already appeared as a musician ever, these activities were not merely confined and composer. In 1745 (or already

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