
Nds. MBl. Nr. 35/2018 Verordnung über das Naturschutzgebiet „Nemitzer Heide“ in den Gemeinden Trebel und Prezelle, dem gemeindefreien Gebiet Gartow, den Samtgemeinden Lüchow (Wendland) und Gartow, Landkreis Lüchow-Dannenberg vom 25.06.2018 Präambel § 2 Schutzzweck Aufgrund der §§ 20 Abs. 2 Nr. 1, 22 Abs. 1 und 2, 23 und 32 (1) Allgemeiner Schutzzweck für das NSG ist nach Maßgabe Abs. 2 und 3 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom der §§ 23 Abs. 1 und 32 Abs. 3 BNatSchG die Erhaltung, 29.07.2009 (BGBl. I S. 2542), zuletzt geändert durch Gesetz Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensstätten, vom 15.09.2017 (BGBl. I S. 3434), i. V. m. den §§ 14, 15, 16 Biotopen oder Lebensgemeinschaften bestimmter wild le- Abs. 1 und 32 Abs. 1 des Niedersächsischen Ausführungsge- bender, schutzbedürftiger Tier- und Pflanzenarten, und setzes zum Bundesnaturschutzgesetz (NAGBNatSchG) vom der Schutz von Natur und Landschaft aus besonderen na- 19.02.2010 (Nds. GVBl. S. 104) wird verordnet: turgeschichtlichen Gründen sowie wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart, Vielfalt und hervorragenden Schön- heit. § 1 Die Erklärung zum NSG bezweckt insbesondere die Erhal- Naturschutzgebiet tung und Förderung von (1) Das in den Absätzen 2 und 3 näher bezeichnete Gebiet 1. Heiden, Mager- und Borstgrasrasen als mosaikartige wird zum Naturschutzgebiet (NSG) „Nemitzer Heide“ er- Strukturelemente der großflächig offenen Landschaft, klärt. in unterschiedlichen Altersstadien, u. a. als Lebens- raum für gefährdete Vogel-, Reptilien-, Insekten- und (2) Das NSG liegt in der naturräumlichen Einheit „Lüchower Pflanzenarten, Niederung“. Es befindet sich in den Gemeinden Trebel, 2. offenen Sandflächen und unbefestigten Sandwegen, Prezelle und dem gemeindefreien Gebiet Gartow südöst- lich der Ortslage Trebel. Das NSG „Nemitzer Heide“ ist ein 3. naturnahen Laubwaldbeständen, vor allem trockene großflächiges, ehemaliges Waldbrandgebiet mit mehr oder Eichen-Birkenwälder, mit lichten Waldrändern, weniger ausgeprägtem Dünenrelief auf trockenem bis sehr 4. Hecken, Feldgehölzen, Baumreihen und Einzelbäu- trockenem, nährstoffarmem, lockerem Flugsand. Die aus- men, gedehnten strukturreichen, moos- und flechtenreichen 5. extensiv genutzten artenreichen Wiesen an mittleren Sandheiden wechseln kleinräumig mit Magerrasen und of- bis nassen Standorten, fenen Sandbodenstellen und eingelagerten Kiefernforsten. 6. Kleingewässern, auch in ihrer Funktion als Lebens- In den Kernbereichen der Heiden sind nur vereinzelt Bäu- raum für gefährdete Libellen- und Amphibienarten, me oder Gebüsche eingestreut, während zu den Rändern über halboffene Bereiche lichte Wälder mit Offenboden- 7. den im Gebiet lebenden Tieren und Pflanzen sowie stellen zunehmen. Im westlichen sowie südöstlichen Ge- ihren Lebensgemeinschaften, bietsteil finden sich Grünland- und Ackerflächen auf 8. Ruhe und Ungestörtheit des weitgehend unzerschnit- grundwassernahen Sandböden. tenen Gebietes mit großen zusammenhängenden, un- genutzten und ungestörten Bereichen, (3) Die Grenze des NSG ergibt sich aus der maßgeblichen und mitveröffentlichten Karte im Maßstab 1:8.000 (Anlage 1) 9. Mischwäldern aus standortheimischen Gehölzen mit und aus der mitveröffentlichten Übersichtskarte im Maß- einem überwiegenden Anteil an Laubgehölzen und stab 1:50.000 (Anlage 2). Sie verläuft auf der Innenseite mit lichten Waldrändern, des dort dargestellten grauen Rasterbandes. Die Karten 10. sowie die Förderung eines Bestandsumbaus reiner sind Bestandteil dieser Verordnung. Sie können von jeder- Kiefernforsten zu Mischwäldern aus standortheimi- mann während der Dienststunden bei den Gemeinden schen Gehölzen mit einem überwiegenden Anteil an Trebel und Prezelle, dem Gräflich Bernstorff’schen Be- Laubgehölzen oder zu Magerrasen- und Heideflächen. trieb, Hauptstraße 6, 29471 Gartow, den Samtgemeinden (2) Das NSG ist Teil des kohärenten europäischen ökologi- Gartow und Lüchow (Wendland) sowie dem Landkreis schen Netzes „Natura 2000“; die Unterschutzstellung trägt Lüchow-Dannenberg — untere Naturschutzbehörde — dazu bei, den günstigen Erhaltungszustand der im FFH- unentgeltlich eingesehen werden. und EU-Vogelschutzgebiet vorkommenden maßgeblichen (4) Das NSG umfasst das Fauna-Flora-Habitat-(FFH-)Gebiet 42 Lebensraumtypen und wertbestimmenden und weiteren „Nemitzer Heide“ (DE 2934-301) gemäß der Richtlinie 92/ maßgeblichen Vogelarten insgesamt zu erhalten oder wie- 43/EWG (FFH-Richtlinie) des Rates vom 21.05.1992 zur derherzustellen. Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild le- (3) Erhaltungsziele des NSG im FFH-Gebiet sind die Erhal- benden Tiere und Pflanzen (ABl. EG Nr. L 206 S. 7; 1996 tung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungs- Nr. L 59 S. 63), zuletzt geändert durch Richtlinie 2013/17/ zustandes EU des Rates vom 13.05.2013 (ABl. EU Nr. L 158 S. 193), 1. insbesondere des prioritären Lebensraumtyps (Anhang I und das Europäische Vogelschutzgebiet „Nemitzer Heide“ FFH-Richtlinie): (DE 3034-401) gemäß der Richtlinie 2009/147/EG (Vogel- 6230 Artenreiche Borstgrasrasen, mit ihren charakteris- schutzrichtlinie) des Europäischen Parlaments und des tischen Arten, insbesondere Borstgras (Nardus stricta), Rates vom 30.11.2009 über die Erhaltung der wildleben- Grannenloser Schafschwingel (Festuca filiformis), Ha- den Vogelarten (ABl. EU Nr. L 20 S. 7), zuletzt geändert senfuß-Segge (Carex ovalis), Pillen-Segge (Carex piluli- durch Richtlinie 2013/17/EU des Rates vom 13.5.2013 fera), Harzer Labkraut (Galium saxatile) und Wiesen- (ABl. EU Nr. L 158 S. 193), geht aber darüber hinaus. In Segge (Carex nigra), als arten- und strukturreiche, über- der Übersichtskarte ist die Teilfläche des NSG, die im FFH- wiegend gehölzfreie Borstgrasrasen auf nährstoffar- Gebiet und im Europäischen Vogelschutzgebiet liegt und men, trockenen bis feuchten Standorten, die extensiv der Umsetzung der FFH-Richtlinie und der Vogelschutz- beweidet und gemäht werden. Die charakteristischen richtlinie dient, gesondert gekennzeichnet. Tier- und Pflanzenarten von Borstgrasrasen-Gesellschaf- (5) Das NSG hat eine Größe von ca. 1064 Hektar. ten kommen in stabilen Populationen vor, 1060 Nds. MBl. Nr. 35/2018 2. insbesondere der übrigen Lebensraumtypen (Anhang I vegetationsarmer, störungsfreier Flächen, Offenhal- FFH-Richtlinie): tung von Waldrändern und Saumstrukturen, a) 2310 Sandheiden mit Besenheide und Ginster auf b) Heidelerche (Lullula arborea): Erhalt und Herstel- Binnendünen auf holozänen Flugsanddünen mit lung strukturreicher Acker- und Brachflächen mit Offensandflächen sowie lückiger Magerrasen- und freier Zugänglichkeit zum Boden (z. B. Ackerschläge Heide-/Ginstervegetation. Die nährstoffarmen, grund- mit geringer Halmdichte), Schaffung und Erhalt von wasserfernen Flugsande weisen eine geringe Hu- Magerstandorten, Erhaltung naturnaher Trockenle- musschicht auf und sind weitgehend gehölzfrei, sie bensräume und eines strukturreichen Waldrand- stellen den Lebensraum für die charakteristischen Ackerübergangs, Aufrechterhaltung eines Netzes Tierarten wie insbesondere Brachpieper, Blauflüge- von warmen und trockenen Offenlandflächen, lige Ödlandschrecke und Zauneidechse dar, Schneisen, Lichtungen insbesondere im Wald, Be- b) 2330 Offene Grasflächen mit Silbergras und Strauß- reitstellung eines reichhaltigen Nahrungsangebotes gras auf Binnendünen im Bereich der holozänen an Insekten und Sämereien, Erhalt und Förderung Flugsanddünen der Nemitzer Heide, vergesellschaf- extensiver Landbewirtschaftungsformen, Erhalt klei- tet mit offenen Sandflächen und lückiger Calluna- ner Feldstrukturen insbesondere für Hackfrüchte Heide. Die nährstoffarmen, grundwasserfernen Sand- und Winterroggen, böden treten in diesem Lebensraumtyp als erstes c) Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus): Erhalt und Sukzessionsstadium auf, das den charakteristischen Förderung eines Landschaftsmosaiks auf großer Flä- Tierarten wie Brachpieper, Blauflügelige Ödland- che mit offenen Heide- und extensiv genutzten Grün- schrecke und Zauneidechse, als Lebensraum dient, landflächen und störungsfreien Lichtungen in san- c) 3130 Nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Still- digen Waldbereichen, Erhalt bzw. Schaffung von gewässer mit Strandlings- und Zwergbinsenvegeta- offenen Sandstellen, Erhalt bzw. Schaffung von tion in sandigem, nährstoffstoffarmem Substrat mit strukturreichen Waldrändern, lichten Heide- und klarem Wasser. Wasserstandsschwankungen be- Waldkomplexen mit Blößen und Lichtungen, För- günstigen die Ausbildung der typischen Strand- derung und Erhalt eines reichhaltigen Nahrungsan- lings- oder Kleinbinsenvegetation im Bereich der gebotes an (Groß-) Insekten, Förderung der Rege- Wasserwechselzonen. Die Gewässeruferbereiche neration von Großinsektenbeständen, Sicherung weisen keine oder kaum Gehölzbewuchs auf und beruhigter Brutplätze, sind unbeschattet. Es liegen in der Regel Rohboden- d) Raubwürger (Lanius excubitor): Erhalt und Wieder- Pionierstandorte vor, welche die wenig konkur- herstellung naturnaher, reich strukturierter Kultur- renzfähigen Arten der Strandlings- und Zwergbin- landschaften mit Hecken, Baumgruppen und -reihen; senvegetation wie Sumpfquendel (Lythrum portula) dabei Beibehaltung bzw. Nachahmung traditionel- und Pillenfarne (Pilularia) gegenüber höherwüchsi- ler Bewirtschaftungsformen, Erhalt kurzrasiger, ma- gen und konkurrenzkräftigeren Arten begünstigen, gerer und extensiv genutzter Grünlandflächen d) 3160 Dystrophe Stillgewässer als natürliche und sowie von lichten Waldrändern, Erhalt von Heide- naturnahe, nährstoff- und basenarme Stillgewässer flächen und strukturreichen
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