Henriette Sontag Wirkte Bis Zu Ihrem 24

Henriette Sontag Wirkte Bis Zu Ihrem 24

Sontag, Henriette (Friedrich Zelter, in: Heinrich Stümcke. Henriette Son- tag. Ein Lebens- und Zeitbild, Berlin, Selbstverlag der Ge- sellschaft für Theatergeschichte, 1913, S. 84 f.) Profil Henriette Sontag wirkte bis zu ihrem 24. Lebensjahr an den großen Opernhäusern Europas. Ihr Bühnendebüt gab sie am Prager Nationaltheater, dem sich weitere En- gagements in Wien, Berlin, Paris und London anschlos- sen. Die Sängerin war besonders berühmt als Darstelle- rin der Susanna aus Mozarts „Le Nozze di Figaro“ und sang vor allem Rollen des leichten, brillanten Fachs wie die Titelpartie aus Rossinis „Semiramide“ oder die Ami- na aus Bellinis „La Sonnambula“; sie gilt als bedeutends- te Koloratursopranistin ihrer Epoche. Nach ihrer Heirat mit dem Diplomaten Graf Carlo Rossi, nahm sie Ab- schied von der Bühne und widmete sich nur mehr ihrem Mann und ihren Kindern. Erst in den Revolutionsjahren 1848/49, als sich die finanzielle Situation der Familie ver- schlechtert hatte, kehrte Henriette Sontag auf die Bühne zurück. Obwohl sie schon 43 Jahre alt war, konnte sie Henriette Sontag, Lithographie von Emma Mathieu, o. D. mühelos an ihre Karriere anknüpfen und feierte auch in Amerika große Erfolge. Henriette Sontag Ehename: Henriette Gertrude Rossi Orte und Länder Varianten: Henriette Rossi, Henriette Sontag-Rossi, Henriette Sontag wirkte bis 1830 an allen großen Büh- Henriette Gertrude Walpurga Sontag, Henriette nen Zentraleuropas. Ihre Karriere begann in Prag und Gertrude Walpurga Rossi, Henriette Gertrude Walpurga setzte sich in Wien, Berlin, Paris und London fort. Nach Sontag-Rossi ihrer Heirat mit dem Diplomaten Graf Carlo Rossi gab sie nur noch vereinzelt und in privatem Rahmen Konzer- * 3. Januar 1806 in Koblenz, Deutschland te. Die Familie Rossi lebte zunächst in Den Haag und Fr- † 17. Juni 1854 in Mexiko Stadt, Nordamerika anfurt/Main. Aus beruflichen Gründen folgte der Umzug nach St. Petersburg und schließlich nach Berlin. Im Jahr Opernsängerin, Sopranistin 1849 nahm Henriette Sontag ihre Karriere wieder auf, sang in England und Schottland (Manchester, Birming- ham, Southampton, Wright, Brighton, Liverpool, Edin- „Wenn ich keine einzelne besondere Eigenschaft an ihr burgh, Glasgow, York, Bristol, Exeter), trat in London herauszuheben wüsste, so ist ihr ganzes Wesen eine er- und Paris auf und schloss eine Tournee durch die wich- freuliche Erscheinung auf den Brettern. Sie weiß ihre tigsten Städte Deutschlands an. Im August 1852 reiste niedliche Person als dritte, vierte und fünfte usw. unter sie nach Amerika. Dort sang sie in New York und gab so vielem Ungewohnten auf einem größern Theater im- Gastspiele in Philadelphia, Boston, Baltimore, Louisville, mer glücklich aufzustellen, und da sie vollkommen voka- New Orleans, Cincinnati und Buffalo. Zuletzt lebte sie in lisiert und artikuliert, leuchtet ihr Stimme auch unter Mexiko Stadt. den viel stärkern wie ein klares Gestirn herab. Ihr Ge- sicht geht gleichsam parallel mit der Melodie und so Biografie auch Arme und Hände, und das alles wiederholt sich Henriette Sontag war die Tochter des Schauspielerehe- nicht, es bleibt das Nämliche und ist doch neu.“ paares Franziska und Franz Sontag. Noch vor ihrer Ges- – 1 – Sontag, Henriette angsausbildung am Prager Konservatorium von 1817 bis rin der Altistin Anna Czegka-Aurhammer. Einen ersten 1821 wirkte sie schon im Alter von fünf Jahren bei Thea- großen Erfolge erzielte Henriette Sontag, als sie im Jahr teraufführungen mit. 1819 am Nationaltheater in Prag als Prinzessin von Na- Ihr Debüt als Opernsängerin erfolgte 1819 am Prager varra in François Adrien Boieldieus Oper „Jean de Paris“ Ständetheater als Prinzessin von Navarra in François Ad- für eine erkrankte Sängerin einsprang. Bald wurden ihr rien Boieldieus „Jean de Paris“. Ab 1822 folgten Gastspie- am Prager Nationaltheater größere Rollen übertragen: le in Wien, zuerst im Theater an der Wien und dann im Clorinde in Nicolas Isouards „Cendrillon“, Myrrha in Pe- Hoftheater am Kärntnertor, wo Carl Maria von Weber ter von Winters „Das unterbrochene Opferfest“, Margue- auf sie aufmerksam wurde und ihr die Titelrolle seiner rite in André-Ernest-Modeste Grétrys „Richard Coeur de neuen Oper „Euryanthe“ zur Uraufführung anbot. 1825 Lion“, Sophie in Ferdinando Paers „Sargino“, Amenaide verabschiedete sie sich, als mittlerweile arrivierte Ges- in Rossinis „Tancredi“, Rosina in Rossinis „Il barbiere di angskünstlerin, von Wien und reiste über Leipzig nach Siviglia“, Giulietta in Niccolò Antonio Zingarellis „Ro- Berlin, wo sie zunächst am Königstädter Theater und meo e Giulietta“, Zerlina in Wolfgang Amadeus Mozarts dann an der Hofoper für Furore sorgte und von den Berli- „Don Giovanni“, Agathe in Webers „Der Freischütz“). nern vergöttert wurde („Sontag-Fieber“). 1826 holte Nun wurde man auch in Wien auf sie aufmerksam, und Gioacchino Rossini sie nach Paris, wo er seit 1824 Direk- am 22. Juli 1822 gab sie ihr Debüt im Theater an der Wi- tor am Théâtre Italien war. 1828 stellte sie sich dem Lon- en als Prinzessin von Navarra. Auch als Agathe und im doner Publikum vor. Nach ihrer Vermählung mit dem Hoftheater am Kärntnertor als Rosina begeisterte die sardischen Diplomaten Carlo Graf Rossi im Jahr 1827 Sechzehnjährige das Wiener Publikum. Eine großzügige gab sie ihre Karriere im Alter von 24 Jahren auf dem Hö- Gage und das Mitengagement ihrer Mutter sollte den hepunkt ihres Erfolges zu Gunsten ihrer Ehe auf, die für neuen Liebling der Wiener in der Stadt halten, und so ihren Mann, den Grafen Rossi, als nicht standesgemäß trat sie am 4. April 1823 ihr Engagement mit der Rolle betrachtet wurde. Henriette Sontag trat sang auch weiter- der Donna Anna aus Mozarts „Don Giovanni“ an. Da in hin, jedoch vor allem in privaten Kreisen. Wien zu jener Zeit der so genannte „Opernkrieg“ zwi- Nach dem finanziellen Ruin ihres Mannes während der schen den Anhängern der deutschen und der italieni- Märzrevolution 1848, nahm sie ihre Opernlaufbahn im schen Musik herrschte, galt es nicht nur die deutschen Alter von 43 Jahren wieder auf. Sie konnte an ihre einsti- Anhänger mit ihrer Donna Anna zu überzeugen, sondern gen Erfolge anknüpfen und sie sogar noch ausbauen, wo- auch sich im italienischen Fach zu beweisen. Der Trium- bei sie nun auch dramatische Partien wie Bellinis „Nor- ph erfolgte im August 1823 in der Rolle der Elena aus ma“ in ihr Repertoire aufnahm. Um die Familie finanzi- Rossinis „La donna del Lago“, womit sie die italienische ell abzusichern, begab sie sich 1852 auf eine Tournee Partei auf ihre Seite zog und auch Carl Maria von Weber durch Amerika, die sie schließlich auch nach Mexiko begeisterte, der sie gleich aufsuchte, um ihr persönlich führte. Dort starb Henriette Sontag 1854 an der Cholera. seine neue Oper „Euryanthe“ vorzustellen und ihr die Hauptrolle anzubieten. „Euryanthe“ wurde dank Henri- Mehr zu Biografie ette Sontags Mitwirkung nach der Premiere noch 20 Mal Henriette Sontag kam am 3. Januar 1806 in Koblenz zur gespielt, bevor sie vom Spielplan verschwand. Die gro- Welt. Ihre Eltern waren die Schauspielerin Franziska ßen Erfolge der jungen Sopranistin waren auch Ludwig Sontag, geborene Marckloff, und der Schauspieler und van Beethoven bekannt geworden, der sie für den Sopran- Sänger Franz Anton Sontag. part der Uraufführung seiner „Missa Solemnis“ und der Erste Erwähnung fand Henriettes Name auf einem Darm- Symphonie Nr. 9 am 7. Mai 1824 verpflichtete. städter Theaterzettel, wo sie schon als Fünfjährige in Au- Mit zunehmender Verschlechterung der finanziellen La- gust von Kotzebues Einakter „Die Beichte“ mitspielte. ge der Wiener Oper, begann sich Franziska Sontag nach Bald wurden dem Mädchen größere Rollen anvertraut. besseren Engagements für ihre Tochter Henriette umzu- Nach der Trennung von ihrem Mann nahm Franziska sehen, immer unter der Bedingung, deren dreizehnjähri- Sontag ein Engagement in Prag an und zog mit ihren bei- ge Schwester Nina und sich selbst mitzuengagieren. In den Kindern Henriette und der jüngeren Anna, genannt Leipzig, wo die Sontags zur Erstaufführung von Webers Nina, in die böhmische Hauptstadt. Hier begann Henriet- „Euryanthe“ gastierten, wurden sie mit Angeboten von te Sontags musikalische Ausbildung: Am 1. Juli 1817 trat Berliner Theatern überschüttet. Nach langen Verhand- sie in das Musikkonservatorium in Prag ein, als Schüle- lungen mit der Mutter Sontag wurde ein Vertrag für die – 2 – Sontag, Henriette drei Sontags mit dem Berliner Königstädter Theater un- vataudienz bei Königin Victoria erhielt. Die Rivalitäten terzeichnet. Um Abwechslung zu den bisher herausge- zwischen den Primadonnen Maria Malibran und Henriet- brachten Lokalpossen, Vaudevilles und älteren Wiener te Sontag konnten während eines kleinen Konzertes in Komödien zu schaffen, wollte man am neueröffneten Kö- privatem Rahmen beendet werden, so dass die beiden nigstädter Theater mit der italienischen komischen Oper Sängerinnen später sogar voll Verehrung füreinander ge- neues Publikum anlocken. Henriette Sontags erster Auft- meinsam auftraten. ritt in Berlin fand am 3. August 1825, dem Geburtstag 1830 wurde ihre bereits zwei Jahre zuvor heimlich gesch- des Königs Friedrich Wilhelm III., in der Rolle der Isabel- lossene Ehe mit dem Grafen Carlo Rossi, einem sardi- la in Rossinis „L' Italiana in Algeri“ statt. Dieser Abend schen Diplomaten, bekannt. Die Verbindung war geheim löste in und um Berlin das „Sontag-Fieber“ aus und legte geblieben, um Rossis Stellung am sardischen Hof nicht den Grundstein zu ihrem internationalen Erfolg. Im Mai zu gefährden, wo eine Ehe mit einer Theaterdame nicht 1826 folgte

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