QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR HANSISCHEN GESCHICHTE HERAUSGEGEBEN VOM HANSISCHEN GESCHICHTSVEREIN NEUE FOLGE / BAND LX 2009 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN DER HANSISCHE BERGENHANDEL IM SPÄTMITTELALTER Handel – Kaufleute – Netzwerke von MIKE BURKHARDT 2009 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN Gedruckt mit freundlicher Unterstützung durch Det Frie Forskningsråd, Forskningsrådet for Kultur og Kommunikation (FKK), København Denne afhandling er af Det Humanistiske Fakultet ved Københavns Universitet antaget til offentligt at forsvares for den filosofiske doktorgrad. København, den 7. august 2007. Kirsten Refsing, Dekan Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Bergen (Norwegen). Ansicht von Stadt und Hafen. Kupferstich, koloriert, aus: Georg Braun und Franz Hogenberg, Civitates orbis terrarum, Köln 1593. © Sotheby’s / akg-images © 2009 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Druck und Bindung: Strauss GmbH, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-20352-8 Inhalt 1. EINLEITUNG 11 1.1 Quellenlage 12 1.2 Forschungsstand 14 1.2.1 Ältere Forschung bis 1942 15 1.2.2 Neuere Forschung von 1942 bis 2002 18 1.2.3 Neueste Forschung seit 2002 22 1.3 Untersuchungsgruppe und Periodisierung 23 1.4 Fragestellung 26 1.5 Technische Voraussetzungen 28 2. THEORIE 31 2.1 Personengeschichtlicher Ansatz zur Erkenntnisgewinnung in der Geschichtsforschung 31 2.1.1 Personengeschichte und Prosopographie 31 2.1.2 Forschung zur Bergenfahrt mit Hilfe von Personengeschichte? 34 2.1.3 Spezifische Probleme bei der personengeschichtlichen Erfassung der Bergenfahrer 37 2.2 Netzwerktheorie 39 2.2.1 Netzwerktheorie in der Geschichtswissenschaft 39 2.2.2 Entwicklung der Sozialen Netzwerkanalyse 40 2.2.3 Beziehungen und soziale Netzwerke – Herleitung einer Netzwerkdefinition 43 2.2.4 Blickwinkel auf soziale Netzwerke und deren Abgrenzung nach außen 49 2.2.5 Cliquen und Cluster – Begriffsapparat der sozialen Netzwerktheorie 52 2.2.6 Matrizen und Graphen – Darstellung von Netzwerken in der Praxis 55 2.2.7 Netzwerkanalyse in der Mediävistik 56 2.2.8 Netzwerkanalyse und mittelalterliche Kaufleute – Anwendung der Netzwerktheorie in der vorliegenden Arbeit 59 6 INHALT 3. BERGENFAHRER UND BERGENFAHRT 63 3.1 Die Stellung der Bergenfahrt in den Hansestädten und deren Bedeutung am Kontor in Bergen 64 3.1.1 Lübeck 64 a) Stellung der Bergenfahrer in der Stadt 64 b) Bedeutung der Stadt am Kontor in Bergen 71 c) Die Herkunft der Lübecker Bergenfahrer 76 3.1.2 Wendische Städte ohne Lübeck 79 a) Stellung der Bergenfahrer in den Städten 79 b) Bedeutung der Städte am Kontor in Bergen 81 3.1.3 Pommersche Städte 85 a) Stellung der Bergenfahrer in den Städten 85 b) Bedeutung der Städte am Kontor in Bergen 86 3.1.4 Preußische Städte und Deutscher Orden 86 a) Stellung der Bergenfahrer in den Städten 86 b) Bedeutung der Städte am Kontor in Bergen 88 3.1.5 Livländische Städte 92 a) Stellung der Bergenfahrer in den Städten 92 b) Bedeutung der Städte am Kontor in Bergen 93 3.1.6 Hamburg und Bremen 93 a) Stellung der Bergenfahrer in den Städten 93 b) Bedeutung der Städte am Kontor in Bergen 94 3.1.7 Süderseeische Städte 96 a) Stellung der Bergenfahrer in den Städten 96 b) Bedeutung der Städte am Kontor in Bergen 97 3.1.8 Kaufleute aus dem Binnenland 106 3.1.9 Kaufleute anderer Herkunft 113 3.1.10 Zusammenfassung 113 3.2 Prinzipale und Handelsverwalter 114 3.3 Handel außerhalb der Privilegien 116 3.4 Konkurrenten der Hansekaufleute 120 3.4.1 Innere Konkurrenz 120 3.4.2 Nichthansische Konkurrenten 125 a) Engländer 125 b) Schotten 129 c) Holländer 131 d) Norweger 136 e) Andere Konkurrenten 138 INHALT 7 3.5 Die Handelswaren 139 3.5.1 Einfuhrgüter nach Bergen 139 3.5.2 Ausfuhrgüter aus Bergen 141 a) Stockfisch 141 b) Andere Fische und Fischprodukte 144 c) Andere von Wildtieren und -pflanzen gewonnene Produkte 144 d) Landwirtschaftliche Produkte 145 e) Sonstige Produkte 145 f) Das Warensortiment der Kaufleute 146 3.6 Die Handelswege 148 3.6.1 Der Weg des Stockfischs von Nordnorwegen nach Bergen 148 3.6.2 Die Fahrt von Süden nach Bergen 148 a) Fahrt aus den Ostseestädten 148 b) Fahrt aus den Nordseestädten 150 3.6.3 Konvoifahrten und saisonale Schwerpunkte der Bergenfahrt 150 3.6.4 Die Fahrt von Bergen aus in die Abnehmergebiete 153 a) Der Weg des Stockfischs ins Binnenland 153 b) Die Weiterfahrt der Bergenfahrer nach dem Verkauf des Stockfischs 156 3.7 Der Handelsumfang 157 3.7.1 Auswertung der Pfundzolllisten 157 a) Die Pfundzolllisten von 1368 158 b) Die Lübecker Pfundzolllisten von 1378/79 159 c) Die Lübecker Pfundzollbücher von 1492 bis 1496 163 3.7.2 Andere Zolllisten und Quellen 169 3.8 Der Bostonhandel und der Lübecker Bergenhandel 170 3.9 Bergenfahrer „auf Abwegen“ – Der Handel der Bergenfahrer außerhalb Bergens 179 8 INHALT 4. DIE BEZIEHUNGSGEFLECHTE DER KAUFLEUTE IM BERGENHANDEL 183 4.1 Wirtschaftliche Beziehungen 183 4.1.1 Gesellschaftshandel 185 4.1.2 Andere wirtschaftliche Aktivitäten 197 4.1.3 Darlehen 205 4.1.4 Gemeinsame Verzollung und Befrachtung 216 4.1.5 Zusammenfassung: Das wirtschaftliche Beziehungsgeflecht der Bergenfahrer im Spätmittelalter 218 4.2 Soziale Beziehungen 220 4.2.1 Verwandtschaft 220 a) Theorie: Biologische Verwandtschaft 222 b) Theorie: Schwägerschaft 223 c) Theorie: „Künstliche“ Verwandtschaft – Freundschaft 224 d) Theorie: „Verwandtschaft“ durch Herkunft 227 e) Praktische Anwendung: Bedeutung der Verwandtschaft für die Beziehungsgeflechte der Bergenfahrer 228 4.2.2 Rechtliche Beziehungen 232 a) Testamente 232 b) Bürgschaften und Zeugenschaft 251 4.2.3 Mitgliedschaften in Korporationen, Bruderschaften und Geschlechtergesellschaften 253 a) Fahrtrichtungskompanien 253 b) Religiöse Bruderschaften 258 c) Geschlechtergesellschaften 258 d) Netzwerke und Mitgliedschaften in Korporationen, Bruderschaften und Geschlechtergesellschaften 267 4.2.4 Politische Aktivitäten am Kontor und in Lübeck 267 4.2.5 Räumliche Nähe 273 a) räumliche Nähe als Voraussetzung für soziale Kontakte 273 b) räumliche Nähe in Bergen und auf Handelsreisen 274 c) Die Bergenfahrer auf dem Lübecker Immobilienmarkt 280 4.2.6 Zusammenfassung: Das soziale Beziehungsgeflecht der Bergenfahrer im Spätmittelalter 311 INHALT 9 4.3 Beziehungen von Bergenfahrern zu nichthansischen Kaufleuten 312 4.4 Weitere Möglichkeiten der Netzwerkanalyse: Makro-Meso-Mikro-Analyse, Zentralität und kritische nodes 316 5. ZUSAMMENFASSUNG 347 5.1 Einleitung 347 5.2 Theorie 350 5.2.1 Personengeschichte 350 5.2.2 Netzwerkanalyse 352 5.3 Bergenhandel 355 5.3.1 Bergen- und Bostonfahrt 355 5.3.2 Bergenhandel und die Hansestädte 356 5.3.3 Konkurrenten im Bergenhandel 360 5.3.4 Waren und Handelsrouten 361 5.4 Netzwerke der Kaufleute im spätmittelalterlichen Bergenhandel 362 5.4.1 Wirtschaftliche Netzwerke 363 5.4.2 Soziale Netzwerke 368 5.4.3 Makro-Meso-Mikro-Analyse 371 5.5 Ausblick 372 6. ENGLISH SUMMARY 375 6.1 Introduction 375 6.2 Theory 377 6.2.1 History of persons 377 6.2.2 Network Analysis 378 6.3 Bergen trade 381 6.3.1 Bergen and Boston trade 381 6.3.2 Bergen trade and the Hanse towns 382 6.3.3 Competitors in the Bergen trade 385 6.3.4 Goods and Routes 386 6.4 Networks of the merchants in the Late Medieval Bergen market 387 6.4.1 Economical networks 387 6.4.2 Social networks 391 6.4.3 Macro-Meso-Micro-Analysis 393 6.5 Outlook 395 10 INHALT 7. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 397 8. QUELLEN UND LITERATUR 401 8.1 Quellen 401 a) nicht edierte 401 b) edierte 401 8.2 Literatur 404 9. REGISTER 427 10. ANHANG beiliegende CD Teil 1: Tabellen und Abbildungen Teil 2: Prosopographischer Katalog 1. Einleitung Kaufleute und ihre Netzwerke bildeten einen Grundpfeiler der Hanse und stellen demnach auch einen zentralen Bereich ihrer Erforschung dar. Stan- den die Kaufleute und ihr Handel seit Anfang der Forschung über die Han- se im Zentrum der Betrachtung, so haben die Netzwerkstrukturen zwischen ihnen erst in jüngerer Zeit eine ähnliche Aufmerksamkeit der Historikerwelt auf sich lenken können. Durch neue Fragestellungen und Forschungsansät- ze stellt sich mehr und mehr heraus, dass sich hinter der offiziellen politi- schen Ebene, auf der die Hanse gern in erster Linie betrachtet wurde, mehr verbirgt. Das Bild des vorwiegend Politischen tritt zurück zugunsten einer Hanse, deren Basis eine Vielzahl von geschäftlichen interpersonalen Ver- bindungen auf regionaler Ebene und überregionalen Handelsnetzwerken bildete. Hinzu treten umfangreiche soziale Beziehungsgeflechte vor allem im Rahmen der genossenschaftlich geprägten Struktur des spätmittelalterlichen Stadtlebens, die wiederum Grundlage der geschäftlichen Netzwerke waren und von diesen im Prinzip nicht zu trennen sind.1 Und nicht nur für den Hanseraum sind solche Forschungstendenzen zu beobachten. Auch für andere geographische Regionen wie Italien,2 Spanien,3 oder Südostasien4 stehen Netzwerkstrukturen im mittelalterlichen Handel zunehmend im Fokus. 1 Vgl. beispielhaft: Jahnke, Carsten, Netzwerke in Handel und Kommunikation an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert am Beispiel zweier Revaler Kaufleute, (Habil.) Kiel 2003; Selzer, Stephan/Ewert, Ulf Christian;Verhandeln und Verkaufen, Vernetzen und Vertrauen. Über die Netzwerkstruktur des hansischen Handels, in: HGBll. 119 (2001), S. 135-162; Jörn, Nils/Kattinger, Detlef/Wernicke Horst (Hg.), Genossenschaftliche Strukturen in der Hanse (=Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte, N.F., Band XLVIII), Köln/Weimar/Wien 1999; Paravicini, Werner (Hg.), Hansekaufleute in Brügge (= Kieler Werkstücke, Reihe D, Bände 2, 9, 11, 13, 15), 5 Bände, Frankfurt/M. 1992-2002. 2 Dahl, Gunnar, Trade, Trust and Networks. Commercial Culture in Late Medieval Italy, Lund 1998. 3 Constable, Olivia Remie, Trade and Traders in Muslim Spain. The commercial realignment of the Iberian peninsula, 900-1500, Cambridge 1995.
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