Universität Konstanz Geisteswissenschaftliche Sektion Fachbereich Soziologie und Geschichte Magisterarbeit im Fach Soziologie Berufsboxen im Spiegel seiner medialen Konstruktion am Beispiel des WM-Kampfes Lennox Lewis vs. Vitali Klitschko vorgelegt von Steffen Moser Dezember 2003 Erstgutachter: Prof. Dr. Hans-Georg Soeffner Zweitgutachter: Prof. Dr. Werner Georg Matrikelnummer 01/403683 Raitenaugasse 7 78462 Konstanz 0170 6794075 [email protected] Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung............................................................................................................................. 3 2. Boxen: Ein kulturhistorischer Abriss ................................................................................... 8 3. Methode ............................................................................................................................. 14 3.1. Methodologische Leitlinien ........................................................................................ 14 3.2. Daten, Datenaufbereitung und -Analyse..................................................................... 15 3.2.1. Die Aufzeichnung der Langen Boxnacht im ZDF............................................... 16 3.2.2. Der Anfangsclip der Langen Boxnacht im ZDF ................................................. 16 3.2.3. Interview mit einem Boxexperten des ZDF ........................................................ 18 3.2.4. Beobachtungen bei einer Live-Boxübertragung des ZDF................................... 19 4. Systematische Beschreibung der Sendung nach ihren Grundbestandteilen....................... 21 4.1. Grundbestandteil Live-Schaltungen ........................................................................... 22 4.2. Grundbestandteil Filmbearbeitungen.......................................................................... 24 4.3. Grundbestandteil Studiosendung ................................................................................ 25 5. Die Lange Boxnacht im ZDF im Vergleich....................................................................... 28 5.1. Merkmale zeitgenössischer Sportberichterstattung im deutschen TV........................ 28 5.2. Stilelemente des Aktuellen Sportstudio...................................................................... 32 6. Zusammenfassung der Interpretation des Videocliptranskripts ......................................... 35 6.1. Allgemeine Bemerkungen zum Clip und zum Transkript .......................................... 35 6.2. Die Filmsequenzen 1-11: Erhöhung, Parteinahme und visueller Selbstbezug ........... 37 6.2.1. Abschnitt 1-3 ....................................................................................................... 37 6.2.2. Abschnitt 4-7 ....................................................................................................... 39 6.2.3. Abschnitt 8-9 ....................................................................................................... 41 6.2.4. Abschnitt 10-11 ................................................................................................... 42 6.2.5. Zwischenresümee der Filmsequenzen 1-11......................................................... 43 6.3. Die Filmsequenzen 12-16: Information...................................................................... 45 6.3.1. Zwischenresümee der Filmsequenzen 12-16....................................................... 47 6.4. Die Filmsequenzen 17-23: Unterhaltung.................................................................... 48 6.4.1. Zwischenresümee der Filmsequenzen 17-23....................................................... 51 - 1 - 6.5. Die Filmsequenzen 24-30: Ortsbestimmung .............................................................. 51 6.5.1. Abschnitt 24-26 ................................................................................................... 51 6.5.2. Abschnitt 27-30 ................................................................................................... 52 6.5.3. Zwischenresümee der Filmsequenzen 24-30....................................................... 54 7. Wiederaufnahme der Strukturmerkmale des Videoclips und Diskussion.......................... 56 7.1. Das Problem der Erhöhung des Ereignisses ............................................................... 56 7.2. Das Problem der Parteinahme..................................................................................... 61 7.3. Zur visuellen Komponente des audiovisuellen Mediums bei Boxübertragungen ...... 65 7.4. Das Problem des Informierens und Unterhaltens ....................................................... 69 7.5. Das Problem der Ortsbestimmung.............................................................................. 74 8. Schluss ............................................................................................................................... 78 9. Literaturverzeichnis ........................................................................................................... 83 Anhang 1: Feintranskript zum Videoclip.............................................................................. 1-9 Anhang 2: Skizze des Sendeablaufs der Langen Boxnacht im ZDF...................................1-18 - 2 - Einleitung 1. Einleitung Anlässlich des Boxkampfes um die Weltmeisterschaft nach Version des World Bo- xing Council zwischen Titelinhaber Lennox Lewis (England) und Vitali Klitschko (Ukraine) in Los Angeles, wurde am Abend des 21. Juni 2003 eine Lange Boxnacht im ZDF gesendet. In dem öffentlich-rechtlichen Sender hatte es bis dahin schon meh- rere Lange Boxnächte gegeben, die vorliegende kann jedoch aus verschiedenen Gründen als Die Lange Boxnacht im ZDF bezeichnet werden: Sie hat eine außeror- dentliche Länge von sieben Stunden; sie wurde im Vorhinein in vielen anderen Sen- dungen, u.a. den heute Nachrichten, gefeaturet; weiterhin zog sie am darauffolgen- den Sonntag einen 90-minütigen Nachschlag, sowie ein ZDF Spezial mit dem Titel „Klitschko K. O. - Das Boxdrama von L. A.“ nach sich. Großer Aufwand bei der Promotion des Ereignisses wurde schließlich im ZDF Videotext und besonders im Rahmen der Internet-Präsenz des Senders betrieben. Ein solches Mammutunternehmen rechtfertigte vor allem der sportliche Stellenwert des Kampfes, den die Bild-Zeitung - um das vielleicht unterhaltsamste und gleichzei- tig pointierteste Beispiel aus der öffentlichen Medienwahrnehmung anzuführen – mit den Worten ankündigte: „Der Kampf des Jahres. Aufstehen! Klitschko schlägt um 4 Uhr zu“.1 Allgemeiner gesehen, scheint die derzeitig relativ hohe Popularität der Sportart ein derartiges Projekt zu fördern, sowie der Anspruch des seit 2002 mit dem Universum Boxstall kooperierenden ZDF, welches sich diese Popularität zunutze macht. Eine ebenfalls relativ aufwändige Show veranstaltete die ARD am 16. August dieses Jahres zusammen mit dem Sauerland Boxstall am Nürburgring. Dabei wurde unter dem Motto „Boxen neben der Boxengasse, im Ring und am Ring“ ein Box- abend in Verbindung mit der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft präsentiert. Dies sei nur am Rande bemerkt, um den vorbildhaften Charakter zu illustrieren, wel- chen das Ereignis Lange Boxnacht im ZDF möglicherweise hatte. Letztere bildet den Ausgangspunkt der vorliegenden qualitativen Untersuchung zum Thema „Boxen und Fernsehen“.2 Die Sendung mit zahlreichen Gästen wurde 1 So lautete die Schlagzeile auf der Titelseite der Ausgabe vom 21.06.2003. 2 Ich möchte an dieser Stelle, so früh wie möglich, eine kurze Bemerkung zum Titel der Arbeit („Be- rufsboxen im Spiegel seiner medialen Konstruktion am Beispiel des WM-Kampfes Lennox Lewis vs. Vitali Klitschko“) machen: Er wurde als Arbeitstitel zur Anmeldung dieser Magisterarbeit gewählt, bevor die entscheidenden Forschungsschritte im Rahmen des Projekts und seine schriftliche Ausfor- mulierung durchgeführt werden konnten. Der Titel wird beibehalten, obwohl der „Konstruktions“- - 3 - Einleitung aus einer Bar in einem großen Frankfurter Hotel übertragen, moderiert von Jana Thiel und Wolf-Dieter Poschmann. Von dort aus fanden regelmäßig Schaltungen zum dritten Moderator Marco Schreyl nach Los Angeles in den Staples Center statt, um einige Vorkämpfe des dortigen Boxabends und schließlich den Hauptkampf zu zeigen. U.a. folgende Aspekte machen m.E. das Ereignis der Untersuchung im Rah- men einer Magisterarbeit wert: Der oben skizzierte Sendeaufwand im Rahmen um die Lange Boxnacht; ihr zeitlicher Umfang und ihre thematische Vielfalt; nicht zu- letzt der sich in Zuschauerzahlen zeigende öffentliche Stellenwert des Ganzen: Der Hauptkampf wurde von etwa 4,6 Mio. Haushalten empfangen, der Schnitt für den Gesamtverlauf der Sendung von 23.15 Uhr am Samstagabend bis 6.15 Uhr am Sonn- tagmorgen wird auf ca. eine Million geschätzt. Die Motivation dieser Arbeit - sozusagen ihre Grundidee - besteht im Versuch, das soziale Phänomen Lange Boxnacht im ZDF als ein Beispiel für den Umgang der Fernsehakteure mit dem Berufsboxsport in Teilen zu verstehen und für diese Teile Erklärungsansätze vorzuschlagen. Dass „sozialwissenschaftliche Auslegung notwen- digerweise exemplarische Arbeit am Fall ist“,3 soll dabei als empirische Richtlinie dienen. „Als kommunikatives Handeln ist Medienhandeln auf andere Menschen gerichte- tes, also soziales Handeln.“4 Die Beschäftigung mit letzterem unter den theoretischen Voraussetzungen und mit den Mitteln der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik steht im Zentrum des vorliegenden Textes. Es wird davon ausgegangen, dass die professionellen Medien-
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages114 Page
-
File Size-