FORUM Bundesgeschäftsstelle: Trierer Straße 44 · 54411 Hermeskeil · Tel.: 06503-981 0882 · Fax: 06503-981 0881 E-Mail: [email protected] · www.oekologischer-aerztebund.de ÖÄB vor Ort: Was ist aus der Initiative in Oker-Harlingerode geworden? Konnte das Netzwerk aus AK Oker, PUR, BUND, NABU und ÖÄB helfen? Wir erinnern uns an unseren Besuch in Oker-Harlingerode im Allein – es stinkt noch immer! Und gerade zum letzten Punkt, Landkreis Goslar (UMG 01/2018, Seite 54). Bereits seit den dem Bericht des Gesundheitsamtes, gibt es einen großen Kritik- 1980er-Jahren sind die Belastungen des ehemaligen Bergbau- und Fragenkatalog. So geht der Bericht mit keiner Silbe auf die und Verhüttungsstandorts bekannt. Die Liste der daraus resul- Krankheitsbilder ein, die bei der enormen Feinstaubbelastung tierenden Umwelterkrankungen ist lang: Reizungen der oberen durch akuten Staubniederschlag und Abwehungen von Altlas- Luftwege, Nierenkrankheiten, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Auffäl- ten zu erwarten sind: Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankun- ligkeiten bei Kindern (Duhm-Studie), plötzlicher Kindstod (SIDS), gen, Allergien, psychogene Erkrankungen und Kindermorbidität. Häufigkeiten bösartiger Neubildungen. Seinerzeit engagierte sich Thematisiert werden Krebserkrankungen. Die im Raum Goslar die örtliche Bürgerinitiative mit späterer bundesweiter Unterstüt- um rund 20 % erhöhte Rate krebsbedingter Todesfälle schreibt zung durch die Bürgerinitiative Umweltschutz (BBU) und ÖÄB- der GA-Bericht dem hohen Durchschnittsalter in der Region zu. Vertreter – mit Erfolg. Eine umfangreiche Sanierung begann. Also alles in bester Ordnung? Man darf und sollte hier skeptisch Studiert man allerdings heute (fast 40 Jahre nach Beginn der Sa- sein, ob ein um drei oder vier Jahre erhöhter Altersdurchschnitt nierungsarbeiten) die relevanten Umweltdaten, so fallen erneut für eine 20 % höhere Rate an Krebstoden verantwortlich sein erhebliche Überschreitungen für die alten gesundheitsschäd- kann. lichen Stoffe auf. Neue Industrien (auch im Recyclingbereich) sorgen in ihrer Summe für eine Verletzung der Immissionsgrenz- Das zuständige Gewerbeaufsichtsamt (GAA) hat nun akut mit werte. Wir bereits in den 1980er-Jahren wird die Gesundheit der einer sehr besonderen (um nicht zu sagen: bizarren) Maßnahme Bevölkerung von Oker-Harlingerode erneut geschädigt. reagiert, nachdem seine Bemühungen mit dem PRIBOH-Pro- jekt (Projekt Immissionsbeschwerden Oker-Harlingerode) mit Der ÖÄB wurde aktiv und hakte nach: So gab es einen offenen Projektstart am 28.04.2017 trotz intensiver Mithilfe der örtli- Brief von ÖÄB, BUND, NABU, AK Oker und der Bürgerinitiative chen Bevölkerung nicht wirklich weitergekommen sind. Mittels PUR an den Landkreis. Nach rund zwei Monaten wurde dieser „Erhebungsbögen für Geruchsimmissionen“ werden „mensch- beschwichtigend beantwortet. Immerhin: Wir wurden ernst ge- liche Schnüffler“ gesucht, die ungewöhnliche Geruchsquellen nommen. Landrat, Oberbürgermeister von Goslar und der Bür- objektiv riechen und dokumentieren sollen, wobei Ort, Zeit- germeister von Bad Harzburg schrieben uns, dass … punkt und meteorologische Daten miterfasst werden. Auf der vorletzten Seite macht das Dokument klar: „Erhebungsbögen • in den 1980er-Jahren doch umfangreiche Sanierungen = Erkenntnisquelle. Erhebungsbögen Grundlage für Verwal- erfolgt seien, ≠ tungshandeln.“ • ein permanenter Austausch mit dem Gewerbeaufsichtsamnt (GAA) erfolge, Es bleibt abzuwarten, ob die menschlichen Nasen, die fortan in • das Luftschadstoffkataster bestehe (Luftüberwachung Oker-Harlingerode in den Wind gehalten werden, auch Toxizität Niedersachsen (LÜN)), messen können. Wir sind gespannt und bleiben dran … • Neugenehmigungen von Anlagen gesetzlich geprüft würden, Wolfgang Baur • die Haldensanierung beschleunigt würde, [email protected] • zusätzliche Bergerhoff-Geräte und ein LÜN-Container installiert wurden Weitere Informationen und Anhänge zur Thematik können • sowie der Leiter des Gesundheitsamtes (GA) eine in der Wissenschaftsredaktion des Forum Medizin Verlags ausführliche Stellungnahme zur „normalen Morbidität angefordert werden, E-Mail: [email protected] und Mortalität“ im Landkreis Goslar erarbeitet habe. umwelt · medizin · gesellschaft | 31 | 3/2018 51.
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