Friedrich-Wilhelm von Oppeln-Bronikowski Ein Sympathieträger Heinrich Heines: Alexander von Oppeln-Bronikowski Studia Germanica Gedanensia 23, 307-345 2010 studia germanica gedanensia gdańsk 2010, nr. 23 Friedrich-Wilhelm von Oppeln-Bronikowski Ein Sympathieträger heinrich heines: Alexander von Oppeln-Bronikowski* 0 . Einleitung Was rechtfertigt im Jahr 2010 die Beschäftigung mit einem Schriftsteller, der vor 175 Jahren verstarb und dessen Werke seither in Deutschland nicht mehr aufgelegt worden sind? Es ist kein geringerer als he i n r i c h he i n e , der uns einen hinweis gibt: In seinen „Reisebildern“, Zweyter Teil . Die Nordsee . Dritte Abteilung schreibt er 1826 u .a .: „Von allen großen Schriftstellern ist Byron just derjenige, dessen Lektüre mich am unleidlichsten berührt; wohin- gegen Scott mir, in jedem seiner Werke, das herz erfreut, beruhigt und erkräf- tigt . Mich erfreut sogar die Nachahmung derselben, wie wir sie bey W . Al e x i s , Br o n i k o w s k i und co o P e r finden . “1 Wer war dieser „Bronikowski“? 1 . Geburt und herkunft Al e x A n d e r Au g u s t fe r d i n A n d v o n opp e l n -Br o n i k o w s k i wurde am 28 . Fe- bruar 1784 als Sohn des damaligen hauptmanns bei der Leibgrenadiergarde (Generaladjutant des sächsischen Königs wurde er erst später) Jo h A n n Pe t e r v o n opp e l n -Br o n i k o w s k i und der Generalstochter ch r i s t i n A cA r o l i n e wi l - h e l m i n e , geb. v o n th i l e , Am Neumarkt Nr . 5722 in Dresden geboren und am 2 . März 1784 in der elterlichen Wohnung getauft . Die Taufe ist im Taufre- gister der evangelisch-lutherischen Kreuzkirche Dresden von 1784 auf Seite 25a vermerkt; dieses war zur damaligen Zeit zugleich auch Geburtsurkunde . Mit diesen Feststellungen sind alle abweichenden Angaben über das Datum seiner Geburt widerlegt, die von 1783 bis 1788 reichen, ohne dass es sich an dieser Stelle lohnt, die zahlreichen Quellen der falschen Angaben zu zitieren . * Der vorliegende Beitrag ist eine aktualisierte, korrigierte und erweiterte Fassung meines Artikels „Alexander von Oppeln-Bronikowski: ein Zeitgenosse und Wesenverwandter Walter Scotts“, in: Heine-Jahrbuch , 48. Jg./ 2009, S . 175–193 . 1 heinrich heine, Düsseldorfer Gesamtausgabe Bd . 6, S . 162 . 2 Privathaus; Besitzer 1834: Weißbäckermeister Meurer . 308 Friedrich-Wilhelm von Oppeln-Bronikowski Abb . 1 Ein Sympathieträger heinrich heines… 309 Auch Alexander selbst war sich seines Geburtsdatums nicht sicher; seine ei- genen Angaben schwanken von 1783 bis 1788 . Später wird sich Alexander, dem Glaubensbekenntnis seiner väterlichen Vorfahren entsprechend, zur re- formierten Konfession bekennen .3 Seine Taufpaten waren: herren: • Fürst su l k o w s k i • Oberküchenmeister von Be r l e P s c h • Generalieutenant von ri e d e s e l • Kammerherr von rA c k n i t z und • der polnische Kammerherr von Po t w o r o w s k i Damen: • Frau Minister von ro e d e r • Frau Generalmajor von Pf e i l i t z e r • Frau Kammerherr von un r u h • Frau hauptmann Graf von st o l B e r g und • Frau Graf von Bo l z e n . hiermit stimmt überein, dass auch sein Tod später im Sterberegister der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Dresden registriert wird . Auch sei- ne Eltern sind evangelischer Konfession; seine Mutter bekennt sich zur lu- therischen und sein Vater zur reformierten Konfession . Es ist eine erstaunlich illustre Gesellschaft, die sich zu Ehren des Täuf- lings und seiner Eltern, insbesondere wohl seiner Mutter, der Tochter eines preußischen Offiziers und späteren Generalmajors, versammelt hat . Fürst su l k o w s k i 4, Oberküchenmeister Gottlob Erich von Be r l e P s c h 5, Generalleut- nant von ri e d e s e l 6, Kammerherr von rA c k n i t z 7 (hofmarschall in Dresden) und Johann Graf von Po t w o r o w s k i 8 (polnischer Kammerherr) . Väterlicherseits stammt Alexander in zwölfter Generation von he i n r i c h v o n opp e l n -Br o n i k o w s k i ab, dem Spross eines alten Oberlausitzer Adelsge- schlechts, der 1412 das Gut Bronikowo bei Fraustadt in Posen kaufte und sich danach (Oppeln-) Bronikowski nannte . Alexander gehört einer der auch heute noch blühenden polnischen Linien dieser Familie an . Seine Vorfahren gehörten zu den ersten Dissidenten (Nicht-Katholiken) Polens und haben in der polnischen Dissidentenbewegung z . T . eine bedeutende Rolle gespielt; sein Vater, Jo h A n n v o n opp e l n -Br o n i k o w s k i , war in der Thorner Konföde- ration der polnischen Protestanten von 1775 tätig gewesen . Er war zuletzt 3 Vor dem Stadtgericht Dresden (Sächsisches hauptstaatsarchiv Nr . 12881, S . 6) vernommen am 1 .7 .1825: 38 Jahre alt, ledig, reformierter Religion, hier seit 1823 . 4 Wahrscheinlich ein Sohn von Alexander JOSEPh V . Sulkowski, Kurfürstlich-säch- sischer Geheimer Staatsminister und Oberstallmeister zur Zeit Augusts III . 5 1734–1798 . 6 vo l P e r t ch r i s t i A n v o n ri e d e s e l , Freiherr zu Eisenbach, war sächsischer Generalleutnant (1708–1798), vgl . Allgemeine Deutsche Biographie Bd . 27, S . 533–34 . 7 Jo s e P h fr i e d r i c h fr e i h e r r v o n rA c k n i t z , 1744–1818, vgl . ADB Bd . 27, S . 105/6 . 8 Jo h A n n gr A f v. si e n n o -Po t w o r o w s k i 1761–1829 . 310 Friedrich-Wilhelm von Oppeln-Bronikowski kurfürstlich-sächsischer Oberst und Generaladjutant, geboren 1745 in Krtzi- kowo in der Woiwodschaft Siradien, gestorben am 4 .4 .1805 in Dresden im Al- ter von 60 Jahren . Während der Siebenjährigen Krieges war er als Oberst der sächsischen Garde in preußische Gefangenschaft geraten, konnte jedoch flie- hen und kehrte nach Polen zurück, wo er an führender Stelle an der Thorner Dissidentenkonferenz9 teilnahm . Seit 1802 war er pensioniert und hat eine Pension von 1 .200 Talern jährlich bezogen . Seine Mutter ch r i s t i A n e wi l h e l m i n e fr i e d e r i k e kA r o l i n e v o n th i l e (1756–1827) war eine Tochter des Königlich Preußischen Generalmajors fr i e d r i c h wi l h e l m v o n th i l e (1709–1782)10 . Er war zuletzt Chef des preußi- schen Infanterieregiments Nr . 28 (von Ramin) . Sie lebte nach dem Tode ih- res Mannes weiterhin in Dresden und bezog ein Witwengeld des sächsischen hofes in höhe von 15 Talern monatlich11 . Sie ist am 11 .9 .1827 in Dresden verstorben .12 Große Unsicherheit besteht hinsichtlich der korrekten Schreibweise sei- nes Namens . Alexander selbst hat sich „Oppeln v . Bronikowsky“, „v . Oppeln- Bronikowsky“, „Alex . Bronikowski“, „Alexander von Oppeln-Bronikowski“, „Alexander Bronikowski“ geschrieben, ohne dass damit bereits alle Varia- tionsmöglichkeiten (mit oder ohne Bindestrich, zwei oder nur ein „p“, zwei oder nur ein „l“) erschöpft wären . Die Deutsche Nationalbibliothek führt von ihm dreizehn verschiedene Verweisungsformen auf . Entsprechend un- terschiedlich ist daher auch die Schreibweise in amtlichen Dokumenten . hierfür gibt es mehrere Gründe: Nach heinrich ist der Namensbestandteil „Oppeln“ weitgehend außer Gebrauch gekommen . Im Rahmen der historischen Rückbesinnung im 19 . Jahrhundert haben mehrere Familienmitglieder, die sich inzwischen „von Bronikowski“ nannten, den Namensbestandteil „Oppeln“ wieder entdeckt und beim Preußischen heroldsamt beantragt, sich wieder „Oppeln-Bro- nikowski“ nennen zu dürfen; diesem Antrag wurde stattgegeben . Solche Anträge wurden nicht nur von preußisch-deutschen Familienangehörigen gestellt, sondern auch von polnischen . Die korrekte Schreibweise ist daher heute, in Anlehnung an das „Genealogische handbuch des Adels“, v o n oP- P e l n -Br o n i k o w s k i . Im polnischen Kulturkreis schreibt sich Alexander wegen der von den deutschen abweichenden Buchstaben zumeist „Al e k s A n d e r Br o - n i k o w s k i “; ein Adelsprädikat wie im Deutschen gibt es in Polen nicht . Der Na- mensbestandteil „Oppeln“ leitet sich im Übrigen nicht von der schlesischen 9 Als Dissidenten werden in Polen alle Nichtkatholiken bezeichnet, also insbesondere Prote- stanten aller Konfessionen . 10 Vgl . ku r t v o n Pr i e s d o r f f , Soldatisches Führertum, hamburg ca . 1937, 10 Bände, Bd . 1, S . 496, Nr . 508; kn e s c h k e , Deutsches Adelslexikon Bd . IX, S . 192 . 11 Sächsisches hauptstaatsarchiv Nr . 12881: Anweisung einer Pension von 15 Thalern mo- natlich an Witwe des vormaligen Obristen und Generaladjutanten, Christine Caroline Wilhel- mine von Oppeln Bronikowsky geborene Thile, solange sie sich in Sachsen aufhält, sonst nur die hälfte . (Nr . 72) . 12 Forschung von Oppel Bronikowsky des Instituts für Personengeschichte in Bensheim, un- veröffentlicht . Ein Sympathieträger heinrich heines… 311 Stadt Oppeln an der Oder ab, sondern von dem kleinen Ort „Oppeln“ bei Löbau in der Oberlausitz . Dort wurde im Jahr 1262 erstmals ein we r n e r v o n oppa l urkundlich erwähnt . Außer diesem Stamm B gibt es noch den Stamm A „von opp e l l “; beide zusammen bilden ein und dieselbe Familie und benutzen dasselbe Wappen . Seine Beschreibung lautet wie folgt: „In Blau ein schrägrechts aufwärts lie- gender silberner Schiffshaken; auf dem helm mit beidseitigen Decken drei silberne Straußenfedern“ .
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