Landesbüro anerkannter Naturschutzverbände GbR . Lindenstraße 34 . 14467 Potsdam Enertrag AG 11/2019/Frau Pape z.Hd. Frau Timmler Gut Dauerthal Potsdam, den 20.11.2019 17291 Dauerthal tel.: 0331/20155-53 Stellungnahme der o.g. Naturschutzverbände zum Entwurf vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr.4 „Windfeld Tantow“ der Gemeinde Mescherin Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange gemäß § 4 Abs.1 BauGB Sehr geehrte Frau Timmler, die Verbände bedanken sich für die erneute Beteiligung an o.g. Vorhaben. Die Verbände hatten sich bereits mit Datum vom 03.07.2013 zum Planvorhaben geäußert. Alle dort noch nicht berücksichtigten Hinweise und Bedenken behalten auch weiterhin volle Gültigkeit: „Nachfolgend erhalten Sie die Stellungnahme des NABU-Regionalverband Angermünde, die von den übrigen –im Landesbüro vertretenen- Verbänden mitgetragen wird. die Aufstellung des oben genannten Bebauungsplanes wird abgelehnt. Begründung: Das Windfeld „Windfeld Tantow-Erweiterung“ ist nicht Bestandteil des gültigen beschlossenen Regionalplans, auch nicht des neuen Regionalplan-Entwurfes. Die naturschutzfachlichen Gründe, die zur Nichtaufnahme in den damaligen Regionalplan geführt haben bestehen unverändert fort. Die östliche Uckermark weist durch ihre naturräumliche Gliederung und die Ausstattung mit hochwertigen Lebensräumen eine vergleichsweise hohe Tierartendichte auf. Die Region hat eine bedeutende Funktion als Reproduktionsraum für zahlreiche seltene und gefährdete Tierarten, aber auch als Rast- und Nahrungsgebiet für zahlreiche Arten (besonders Vögel) zu den Zugzeiten. Diese hohe Bedeutung wurde durch die Schaffung entsprechender Schutzgebiete (z. B. Natura-2000-Gebiete) gewürdigt. Aktuelle Ergebnisse der Vogelartenvielfalt, die auf Kartierungen im Rahmen des bundesweiten Projektes ADEBAR (Atlas deutscher Brutvogelarten) beruhen, weisen 5 von 35 (von mehr als 2.000 untersuchten MTB in ganz Deutschland) der artenreichsten Messtischblätter Deutschlands in der Ostuckermark aus. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Vorkommen von gefährdeten Vogelarten. (Vögel in Deutschland-2010, DDA, BfN u.a.). Landesbüro anerkannter Haus der Natur: Innenhof Tel.:+49(0)331-201 55 50 Berliner Volksbank - IBAN: Naturschutzverbände GbR Lindenstr./Ecke Breite Str. Fax.:+49(0)331-201 55 55 DE17 1009 0000 1802 4350 09 für das Land Brandenburg www.l a n de b ue r o .de info@landesbuero .de BIC: BEVODEBB -2- Nach Beschluß des ersten Regionalplanes zur Windnutzung wurde die Errichtung von Windkraftgeneratoren naturschutzfachlich begleitet. Die Erfahrungen aus den letzten Jahren zeigen, dass innerhalb der ausgewiesenen Windeignungsgebiete nach dem Prinzip „Windgeneratoren bauen und Eingriffe ausgleichen“ gehandelt wurde, ein naturschutzfachliches Aber… wurde bisher in allen Fällen durch die Genehmigungsbehörden „weggedrückt“. Das führte in der Region in der Vergangenheit nachweislich zur Aufgabe von z. B. mind. 4 Rotmilanrevieren, 3 Baumfalkenrevieren (beides Arten für die Deutschland eine besondere Verantwortung hat bzw. die auf der Roten Liste 1 stehen), ohne das Umsiedlungen in der Nähe bekannt wurden. Gleichzeitig ist der ehemals bedeutende Rastplatz Unter-Uckersee mit über 20000 rastenden arktischen Gänsen (ABBO 2001), heute mit kaum mehr als 2-3000 rastenden Gänsen (Datensammlung Ornith. Arbeitsgemeinschaft Uckermark), wegen der starken Veränderungen in seinem Umfeld (insbesondere Überbauung von Nahrungsflächen, H. Schonert mdl.) fast bedeutungslos für die Rast arktischer Gänse geworden. Das zeigt, daß die bisher eingesetzten Instrumente zur Erhaltung der Artenvielfalt in der Region nicht ausreichen. Beim Studium der Unterlagen zum Vorentwurf des vorhabensbezogenen Bebauungsplans Nr. 2 „Windfeld Tantow-Erweiterung“ (Planersteller ENERTRAG Aktiengesellschaft) und den Unterlagen für den Untersuchungsrahmen für den Umweltbericht (Planungsbüro Prof. Dr. Michael Koch), Planungsstand 03.09.2012, stellten wir erhebliche Mängel und Defizite fest. Beispielhaft werden hier einige wesentliche Mängel und fehlerhafte Aussagen in den Planungsunterlagen aufgeführt: Planungsbüro Koch: “Die geplanten Baufelder sind mehr als 1,3 km von Schutzgebieten nach Naturschutzrecht entfernt, so dass Auswirkungen des Vorhabens auf diese nicht zu erwarten sind.“ Dieser Aussage kann der NABU-Regionalverband nicht zustimmen. Für geplante Windenergieanlagen, die unmittelbar an Naturschutz, FFH- und SPA-Gebiete angrenzen, ist im Einzelfall anhand der Tierökologischen Abstandskriterien für die Errichtung von Windenergieanlagen im Land Brandenburg (TAK) zu prüfen, ob Auswirkungen von Windenergieanlagen in das Schutzgebiet hineinwirken können. Nachfolgend einige Sach-Argumente zur weiteren Begründung der ablehnenden Stellungnahme: Das geplante Windfeld „Tantow-Erweiterung“ liegt zu den benachbarten bebauten Windfeldern „Tantow“ und „Rosow“ in einer Entfernung unter 2,5 km und entspricht damit nicht den gültigen Abstandskriterien lt. Richtlinie des MLUR., die vorgesehenen Erweiterungen und weitere neue Planungen führen zu einer massiven Verriegelung der Landschaft mit WKA und Abwertung insbesondere des Landschaftsbildes und insofern haben WKA im Sichtbereich eines Nationalparkes überhaupt nichts zu suchen Der Nationalpark Unteres Odertal (SPA – Gebiet, Landes - Nr. 7007; EU – Nr.: DE 2951 - 401) liegt ca. 1,3 km südöstlich des Plangebietes und wird nur im Untersuchungsrahmen für den Umweltbericht erwähnt. Die SPA – Verträglichkeitsprüfung muß zwingend dieses Gebiet mit einbeziehen, da erhebliche Beeinträchtigungen für den Nationalpark zu erwarten sind. So sind die Flächen im Gebiet Tantow – Rosow – Neurochlitz seit der Errichtung von WKA in Groß Pinnow (Errichtung der WKA nach der Ausweisung als SPA - Gebiet Randow - Welse - Bruch!) bevorzugtes Nahrungs- und Rastgebiet für die Gänse und Kraniche, die im Nationalpark ihre Schlafplätze haben. Im Zuge der Erarbeitung des Nationalparkplans wurden dazu im Winterhalbjahr 2008/2009 umfangreiche Zählungen durchgeführt, die dies belegen. Seit Herbst 2008 wird das SPA – Gebiet Randow – Welse – Bruch durch die WKA in der Gemarkung Groß Pinnow auf großen Flächen entwertet. Der Nationalpark ist seit Jahrzehnten einer der größten Kranichrastplätze im mitteleuropäischen Binnenland mit durchschnittlich jährlich mehr als 10.000 gleichzeitig rastenden Tieren. Da die Kraniche ihre Schlafplätze überwiegend auf der polnischen Seite der Oder haben, ist er auch mit Abstand der größte Kranichrastplatz der Republik Polen! -3- Die gültigen Abstandskriterien des MLUR fordern, mindestens 10 km im Umkreis der Schlafplätze keine Windenergieanlagen zu errichten, der Untersuchungsrahmen ist dahingehend anzupassen! Dieser Abstand wird durch die hier vorgestellte Planung deutlich unterschritten. Über die Bedeutung des Kranichrastplatz bei Gartz/O. ist mehrfach, auch in polnischen Zeitschriften, publiziert wurden. Mittlerweile kommen alljährlich mehrere Tausend Besucher wegen der Kraniche nach Gartz/O. Die Verwaltung des Nationalparks organisiert deshalb, gemeinsam mit dem Amt Gartz/O., jedes Jahr sogar eine sogenannte „Kranichwoche“ für die Einwohner und Gäste Zur Aussage im Vorhabenbezogenen Bebauungsplan, das bisherige Untersuchungen zur Avifauna des SPA – Gebietes (gemeint ist das SPA – Gebiet Randow – Welse – Bruch) den Schluß zulassen, dass Beeinträchtigungen von Bestandteilen und Schutzzielen voraussichtlich dennoch ausgeschlossen sind, ist anzuzweifeln. Die alljährlichen Berichte der „Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Uckermark“ und der „Arbeitsgemeinschaft Berlin - Brandenburgischer Ornithologen (publiziert in der Zeitschrift „Otis“) untersetzen die fachlichen Zweifel durch Verlustmeldungen und sinkende Artenzahlen. Die Nutzung des Planungsgebietes zur Nahrungssuche durch Großvögel, die im Nationalpark ihre Schlafplätze haben, ist durch Ringablesungen, z.B. bei Schwänen, Gänsen und Kranichen, belegt. Im Nationalpark Unteres Odertal überwintern z.B. etwa 10% der europäischen Population der Waldsaatgans. Ringablesung von im Nationalpark markierten Waldsaatgänsen im Raum Tantow – Neurochlitz erfolgen regelmäßig. Die schon vorhanden Windparks im Umfeld des Nationalparks (Groß Pinnow, Schönfeld und Nadrensee) haben die Rastflächen für Vögel in den letzten Jahren schon erheblich reduziert. Weitere Planungen für WKA stehen an und werden die Rastflächen nochmals verkleinern. Im Rahmen des Umweltberichtes ist dies zu untersuchen, auch im Hinblick auf kumulative Wirkungen. Der Abstand zu geschlossenen Wohngebieten wird im Vorhabenbezogenen Bebauungsplan mit 1000 m angeben und würde damit die Ausschlusskriterien erfüllen. Im Untersuchungsrahmen für den Umweltbericht wird von 900 m Abstand ausgegangen. Welche Entfernung stimmt? Betroffen vom Schall und Schattenwurf wären besonders die Bewohner von Neurochlitz. Schlußfolgernd ist festzustellen, dass der Vorhaben bezogene Bebauungsplan aufgrund seiner fachlichen Unschärfen und fehlender naturschutzfachlicher Untersuchungen zurückzuweisen ist. Wir erwarten eine fachlich belastbare Bewertung des Landschaftsraumes hinsichtlich der zu erwartenden Gefährdungen für die im Gebiet lebenden Arten durch einen sachlich und fachlich hochwertigen Umweltbericht, bevor der Bebauungsplan der regionalen Planungsgemeinschaft Uckermark/Barnim übergeben werden kann.“ Wir bitten um weitere Beteiligung am laufenden Verfahren. Mit freundlichen Grüssen .
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