UNION IN DEUTSCHLAND Informaüonsdiensl der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Deutschland HERAUSGEGEBEN VON BRUNO DÖRPiNGHAUS Deutschland-Union-Dienst (ÜUD) Ausgabe für alle Milarbeiier In der CDU/CSU Verlag und Redaktion Frankfurt a.M., Beiünastraße 64 - Fernruf 77178/77906/75924 Zahlungen an: Arbeüsgemeinschafi der CDU/CSU Deutschlands auf: Postscheckkonto Frankfurt a M. Nr. 399 67 Hessische Bank Frankfurt a. M. Nr. 125739; Mitteldeutsche Kreditbank Frankfurt a M. Nr 36099 Nr. 17 / 4. Jahrgang Frankfurt a. M., 4. März 1950 Seife 1 & HI 1 a CDU/CSU Politik, Partei und Presse Wer aus beruflichen Gründen genötigt ist, täglich 30 bis 40 dem politisdie Kurpfuscher und Querulanten, Neuerungssüchtige Zeitungen zu bearbeiten, der kann sich der erschütternden Fest- und notorische Besserwisser besonders üppig gedeihen. In einer stellung nicht entziehen, daß das Verhältnis der Presse zur Bun- solchen Umgebung gilt aussdiließlidi Schopenhauers Wort aus: desregierung noch nie so schlecht war wie in den letzten Wochen. „Ueber Schriftstellerei und Stil": Wir stehen mitten in einer Vertrauenskrise. In dem organisierten Kesseltreiben der parlamentarischen Opposition hat der größte „Kritiker giebt es, deren Jeder vermeint, bei ihm stünde es, Teil unserer Presse sich vorbehaltlos auf die Seite derer geschla- was gut und sdiledit seyn solle, indem er seine Kindertrompete gen, die sich nicht genug darin tun können, die Regierung mit für die Posaune der Fama hält." Kritik zu überschütten, täglich mit neuen undurchführbaren Vor- schlägen aufzuwarten, unerfüllbare Forderungen zu erheben und In einer soldien Atmosphäre der Verfladiung und der Ver- die Mißstimmung gegen die Regierung als Ganzes oder gegen massung von der deutschen Presse zu erwarten, daß sie sich für einzelne ihrer Mitglieder zu schüren. Je mehr wir uns dem rechten die konkreten diristlidien Ziele der Union, d. h. für diejenige und dem linken Flügel nähern, umso ätzender wird die Kritik. Partei einsetzt, die die Hauptlast der Arbeit und der Verant- Die G re zen es wortung für die Bundespolitik trägt, kann nur erwarten, wer die . £ ^ Sachlichen werden lejchtfertig übersdiritten, die persönliche Diffamierung des politischen Gegners wird zum selbst- Verhältnisse im deutschen Pressewesen nicht kennt. Reine Partei- verständlichen Mittel im polirischen Tageskampf, zeitungen gibt es überhaupt nicht. Der CDU nahestehende und in ihrem Geiste wirkende Zeitungen gibt es günstigstenfalls in der britisdien Zone; im amerikanischen wie im französischen Be- Wir unterstellen, daß die Haltung unserer Presse nidit in jedem satzungsgebiet beherscht die „unabhängige" Lizenzpresse das Falle von böser Absidit diktiert ist. Am seltensten ist es allerdings Feld. Wenn es hier den einzelnen Landesverbänden nicht ge- ernste, ehrlidie Sorge um die politisdie Entwicklung und der lungen wäre, eigene Mitteilungsorgane ins Leben zu rufen, so Wille zu positiver Mitarbeit, der aus dem Chor der Warnungen fehlte jeglicher Kontakt mit den Parteifreunden im Lande. So und Mahnungen spridit. Meist ist es Unkenntnis der sachlichen wichtig aber audi diese Organe sind — ihre Wirkung in die Zusammenhänge, die das Urteil trübt, manchmal der Mangel Tiefe und in die Breite ist absolut unzulänglich. Sie können nicht eines eigenen zuverlässig fundierten Standpunktes, der zu falscher die Masse und die Wudit der Tagespresse ersetzen. Der über- Meinungsbildung führt, nicht selten ist es aber audi von geschäft- wiegende Teil unserer Parteifreunde ist heute gegen ihren Willen lichen Interessen bestimmte Sensations- und Popularitätshasdierei, zum Bezug von Presseorganen gezwungen, in denen alles andere die den Blick für das Wahre und Wesentlidie vernebelt oder das als CDU-Politik aufgetisdit wird. Das ist eine traurige Fest- Fehlen einer persönlidien charaktervollen, in ethischen Prinzipien stellung, die jeden einzelnen zu ernster Besinnung auffordert. verankerten Haltung, die Inhalt, Maß und Grenzen der Kritik Die Folgen liegen auf der Hand;, tagtäglidi wird in die Herzen bestimmt. Geradezu widerlidi wirkt jene farblose Presse, die sich und Hirne unserer Freunde das zersetzende Gift des Zweifels, mit pharisäerhafter Gebärde zum Wächter der demokratischen der Kritik und der Opposition gespritzt. Ihm widerstehen auf die Idee und der parlamentarischen Institutionen aufspielt und die Dauer nur die Besten. Die Masse dagegen gerät ins Schwanken. bei ihrer Gesinnungssdmüffelei Vermutungen und Verdächtigungen Wohin eine soldie Entwicklung in Wahlzeiten zwangsläufig füh- bedenkenlos mit der Beweiskraft von objektiven Tatbeständen ren muß, ist unschwer zu erraten. ausstattet. Eine Abart dieser Presse stellen jene Blätter dar, die durch übertriebene Hervorhebung von Möglichkeiten und Unser Verhältnis zur Presse bedarf einer grundlegenden Re- durch Unterdrückung des Positiven die Denk- und Urteilskraft vision! Die Rüdekehr zur „Heimatpresse" alten Stiles ist nicht zu ihrer Leser in ganz bestimmte Bahnen lenken und schließlidi jene, erwarten; dazu fehlen die technischen Voraussetzungen und die die von einem fast krankhaften Trieb zu Neuerungen, zur Ver- Mittel, um gegenüber der fest eingewurzelten Großstadtpresse allgemeinerung und zur Vereinfadiung diktiert sind. Am Ende sidi zu behaupten. Die Sdiaffung großer Presseorgane von bezirk- einer soldien negativen Kritik stehen dann Vorsdiläge zum Bes- licher oder staatlicher Bedeutung scheitert in der Regel an der sern, die bei näherer Betradilung jede geringste Sadikenntnis Aufbringung der Finanzen. Dennodi muß je nach Lage der ebenso vermissen lassen wie die einfadisten kausalen Zusammen- Dinge jede Möglidikeit der Neugründung, der Teilhaberschaft und hänge und selbstverstnädlidi erst redit den auch dem Gegner der Einflußnahme geprüft werden. Hier erwächst den Landes- sdiuldigen Respekt. vorsitzenden, aber audi den Kreis- und Ortsvorsitzenden eine große Verpflichtung. Eine besonders widitige Aufgabe haben hier Es ist für diese Art der deutsdien Presse, aber audi für ihre audi die Mandatsträger in den Ländern und im Bund. So wichtig Leser, eine sdiledite Empfehlung, wenn ihnen vom Ausland her audi immer die Abhaltung von Spredistunden ist, ungleich wich- — obgleich audi dort, weiß Gott, sidi längst nicht alles als nadi- tiger ist es, in die Masse der Bevölkerung hineinzuwirken, sei ahmenswertes Beispiel empfiehlt — vor Augen geführt werden es durch die Bereitstellung von Artikeln, durch direkte Unter- muß, was zuchtvolles Maßhalten, echte demokratische Gesinnung richtung von Journalisten oder durch die Veranstaltung von Presse- und positive Kritik ihrem Wesen nadi bedeuten. Wir verweisen konferenzen. Wenn schon die Presse die politisdie Arbeit der hier auf den an anderer Stelle wiedergegebenen Auszug aus einem CDU in den Gemeinden, im Kreise, im Lande oder im Bunde Aufsatz des Bonner Korrespondenten der „Neuen Zürdier Zei- unterdrückt, sie entstellt oder herabsetzt, dann ist es Aufgabe der tung", der ohne weiteren Kommentir deutlich madit, auf was es Mandatsträger, an die Presse heranzutreten und so beharrlidi auf uns ankommt. Sicher ist die hier dokumentierte Haltung nur aus sie einzuwirken, bis sie sich aus eigener Ueberzeugung zu einer der geistigen Substanz der sdiweizerisdien dcmokratisdien Tra- objektiven Urteilsbildung und zu einer sadilidien Würdigung der dition zu erklären — aber gerade darum darf dieser Vorgang von uns geleisteten Arbeit enlsdiließt. Die Presse ist — das hier als Vorbild herangezogen werden. Betrachtet man dagegen ist eine Binsenwahrheit — ein unentbehrlidies Hilfsmittel in die Mehrheit der deutschen Zeitungen, dann sdieint es so, als unserer politischen Arbeit. Das erkennen heißt aber, sidi ihrer mit habe die Arbeit von Parlament und Regierung jeden sadilidien Takt und Gesdiicklidikeit zu bedienen. Das ist eine Möglichkeit, Ernst und die Problematik der Gegenwart ihre erdgebundene in unseren Tageszeitungen jene innere Wandlung einzuleiten, die Schwerkraft verloren — als sei unter der leiditen demokratischen der Arbeit unserer Fraktionen und letztlich audi der Arbeit der Luft unserer Tage die Politik zum Tummelplatz geworden, auf Bundesregierung Geiechtigkeit widerfahren läßt. s Nr. 17 / 4. Jahrgang UNION IN DEUTSCHLAND Seite 2 A II e 2 Bundeskanzler Adenauers Politik der „einsamen Entschlüsse'5 unter dieser Uebersdirift veröffentlicht der Bonner Korrespondent der „Neuen Zürcher ?eitung-' (Feinausgabe Nr. 53 vom 22. Februar) einen vielgelesenes Frankfurter Blatt, das trotz seiner offiziellen Un- politischen Situationsbericht aus der Bundeshauptstadt, der sich mit den parteilichkeit allerdings nie ein Hehl aus seiner Opposition gegen Aufgaben und der Stellung des Bundeskanzlers befaßt. Der Journalist die Bonner Regierung gemacht hat, konstatierte darauf entrüstet, geht von der Feststellung aus, „daß es noch kaum jemals einen Regie- daß nun die letzten Zweifel an den totalitären Tendenzen rungschef gegeben hat, der eine so heikle politische Aufgabe mit poli- Adenauers geschwunden seien, und fügte hämisch hinzu, es sei tisch so ungeschuhen Mitarbeitern und kommentiert von einer in den zwar die Aufgabe der Polizei, die öffentliche Ordnung aufrecht- Spielregeln der wirklichen Demokratie so unerfahrenen Presse zn lösen - zuerhalten, keinesfalls dürfe sie jedoch bei Protestaktionen wegen hatte, wie dies heute bei Adenauer der Fall ist. ' Der Verfasser kommt der „durch das Versagen der Regierung gestörten Sozialordnung eu folgendem Schluß: bemüht werden". Wer sich ernsthaft bemüht, die Motive zu verstehen, von denen „Ohne Zweifel ist Konrad Adenauer bestrebt,
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