Umweltschutzbericht 1999 Landkreis Ludwigshafen a. Rh. Umweltbericht des Landkreises Ludwigshafen 1999 Herausgeber: Kreisverwaltung Ludwigshafen a. Rh. Gesamtbearbeitung: Dipl. Biologe Siegfried Filus (Für den Inhalt der einzelnen Kapitel sind die Sachbearbeiter verantwortlich) VORWORT Umweltschutz hat für den Landkreis Ludwigshafen als Teil des Ballungsrau- mes Rhein-Neckar und unmittelbarem Nachbarn bedeutender Industriestäd- te eine besondere Bedeutung. Schon Anfang der siebziger Jahre, kurz nach der Gebietsreform, hat der damalige Ministerpräsident und spätere Bundes- kanzler Dr. Helmut Kohl daher festgestellt: "Es ergibt sich für den Landkreis Ludwigshafen ... die Chance, beispielhaft auf dem Gebiet des Schutzes der Umwelt zu wirken. Gerade in den dicht besiedelten Gebieten unseres Lan- des fehlt es bis heute noch an Modellen für diese wichtige Aufgabe." Drei Jahrzehnte, nachdem der Kreis seine heutigen Grenzen bekommen hat, kann man sicher ohne Übertreibung sagen, daß er diese wichtige Aufgabe zufriedenstellend und teilweise auch modellhaft gelöst hat. Erwähnt seien in diesem Zusammenhang nur die wegweisenden Maßnahmen zur Verringe- rung des Abfallaufkommens. Um den Anforderungen gerecht zu werden, mußte in den letzten 30 Jahren eine Vielzahl gegensätzlicher Nutzungsansprüche in Einklang gebracht wer- den. Industrieller Ballungsraum, bevorzugtes Siedlungsgebiet, intensive landwirtschaftliche Nutzung mit anspruchsvollen Sonderkulturen, dichtes Straßennetz mit durchfließendem Kraftfahrzeugverkehr, Kies- und Sandaus- beute sowie Anforderungen an die Landschaft für Freizeitgestaltung und Naherholung einerseits und Schutz der empfindlichen Landschaftsteile z.B. in den Rheinauen, Reinhaltung der Oberflächenwässer und Sicherung des Grundwasserhaushalts andererseits sind nur einige Punkte, die darauf hin- weisen, wie durch starke Industrie- und Bevölkerungsansiedlung ein ständi- ger Druck nach zivilisatorischer Gestaltung weiterer Natur- und Landschafts- teile besteht, obwohl hier in dem Raum Eingriffe in die Natur besonders schwerwiegende Folgen haben. Die Tatsache, daß fast die gesamte Rhein- niederung Landschaftsschutzgebiet ist, ist ein Anzeichen für die besondere Schutzbedürftigkeit. Die Natur und die Landschaft müssen geschützt wer- den. Allerdings muß auch der Anspruch der hier lebenden Menschen auf weitere Gestaltung ihres Lebensraums berücksichtigt werden. Der Ausgleich dieser Interessen ist oft schwierig. Indessen muß bei allem kommunalen Planen, Gestalten und Verwalten im- mer wieder gefragt werden, inwieweit in natürliche Zusammenhänge einge- griffen wird und natürliche Gegebenheiten verändert werden. Auf Perfektio- nismus muß verzichtet werden. Natürliche und naturnah belassene Bäche, Wege und Landschaftsflächen sind ökologisch notwendig, auch wenn sie „unordentlich“ wirken. Wenn kommunales Handeln durch langfristige Ziele bestimmt wird, so treten verhältnismäßig selten Gegensätze zwischen den Erfordernissen der Wirt- schaft und denen des Umweltschutzes auf. Umweltschutz muß sich nicht gegen Technik und Zivilisation richten; viel- mehr kann die Technik einem wirksamen Umweltschutz dienen. Umwelt- schutz zum Nulltarif kann es nicht geben. Die Bürger müssen bereit sein, für einen wirksamen Umweltschutz ihren Preis zu zahlen, wobei der Abfallbe- reich zeigt, daß dies mitunter nur vorübergehend notwendig ist, solange nämlich, bis ein allgemeines Umdenken die zuvor problematische Situation nachhaltig verbessert hat. Umweltschutz liegt im Interesse der nachfolgen- den Generationen. Er ist aber nur möglich, wenn der Bürger ihn bei sich selbst betreibt und nicht „Sankt Florian“ bemüht. Im Bereich des Umwelt- schutzes muß die Vermeidung von Schäden Vorrang vor der Heilung haben (z.B. Verringerung von Abfallmengen ist wichtiger als die Verwertung von Ab- fällen). Die Umweltprobleme im Landkreis Ludwigshafen sind weitgehend erkannt und werden seit Jahren tatkräftig angepackt. Im Rahmen der grenzüber- schreitenden Gesamtplanung durch den Raumordnungsverband Rhein- Neckar, der Regionalplanung der Planungsgemeinschaft Rheinpfalz, beson- ders aber durch gezielte Maßnahmen des Kreises, wird angestrebt, eine Entwicklung zu erreichen, die einen Ausgleich herbeiführt zwischen den Be- dürfnissen des Menschen, seine Existenz wirtschaftlich ab zusichern sowie seinen Lebensraum, Natur und Landschaft zu erhalten und nutzen zu kön- nen. Den Besonderheiten des dicht besiedelten Gebietes Rechnung tragend sind vom Landkreis zur Verbesserung der Umweltbedingungen über die Planung hinaus unter beträchtlichen Aufwendungen viele Maßnahmen verwirklicht worden, die zur Lösung von Problemen beigetragen haben. Für die erho- lungssuchende Bevölkerung waren besonders wichtig die Einrichtung und Ausstattung von Erholungsgebieten durch den Verein „Erholungsgebiete in den Rheinauen“ sowie die organisierte und wissenschaftlich kontrollierte Schnakenbekämpfung im Rheingraben durch den Aufbau einer „Aktions- gemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage“ zusammen mit dem Zoo- logischen Institut der Universität Heidelberg. Die Gründung und der Aufbau des Wasser- und Bodenverbandes Vorderpfalz hat die großräumige land- wirtschaftliche Feldberegnung ermöglicht und eine weitere Grundwassersen- kung verhindert. Die Ausweisung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten diente dem Schutz vor weiterer Verbauung. Im Interesse des Schutzes der Gewässer wurde der Bau von Abwasserreinigungsanlagen gefördert. Auf dem Sektor des Verkehrswesens wurden die baulichen Maßnahmen darauf ausgerichtet, Verkehrsüberlastungen abzubauen, Unfallschwerpunkte zu be- seitigen und vor allem das Radwegenetz auszubauen. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar, dessen Aufbau vom Kreis Ludwigshafen stets engagiert un- terstützt wurde, hat die Anziehungskraft der öffentlichen Verkehrsmittel in der Region wieder deutlich erhöht. Für ihre Bemühungen, durch eine Förde- rung des innerörtlichen Bauens die Ausuferung der Gemeinden und damit den Flächenverbrauch zu bremsen, wurde die Kreisverwaltung sogar mit ei- nem bundesweit ausgeschriebenen Preis der Deutschen Bank ausgezeich- net. Trotz der zahlreichen Umweltschutzmaßnahmen in der Vergangenheit gilt es allerdings, auf diesem Gebiet weiter "am Ball" zu bleiben. Dabei ist zu be- achten, daß der Landkreis nur einen Teil der notwendigen Schritte im Allein- gang zurücklegen kann. In vielen Bereichen sind Weichenstellungen auf Landes-, Bundes- oder gar europäischer Ebene erforderlich, zumindest aber Gespräche und Übereinkünfte mit den benachbarten Gebietskörperschaften. Ein Beispiel für teilweise völlig gegensätzlichen Interessenslagen ist die Fra- ge, ob das Fernstraßennetz der Region bei Altrip noch eine weitere Verknüp- fung bekommen soll. Während diese zusätzliche Rheinquerung von baden- württembergischer Seite immer wieder gefordert wird, steht ihr der Landkreis Ludwigshafen ebenso wie die Gemeinde Altrip eher ablehnend gegenüber, weil er einerseits eine Beeinträchtigung der geschützten Rheinauenland- schaft und andererseits auch Konkurrenz für die künftige S-Bahn- Verbindung zwischen der Pfalz und Baden befürchtet. Der erste Umweltschutzbericht des Landkreises wurde vor genau 15 Jahren veröffentlicht. Nach mehreren Zwischenberichten stellt der jetzige wieder ei- ne umfassende Bestandsaufnahme dar. Neben einer Bilanz über das Er- reichte enthält er vor allem auch Fingerzeige auf die Richtung, die vor dem Hintergrund der sogenannten "Agenda 21" im neuen Jahrtausend einge- schlagen werden sollte. Im Interesse der nachfolgenden Generationen hoffe ich, daß sich noch mehr Menschen bewußt werden, wie sorgsam jeder Ein- zelne mit seiner Umwelt umgehen muß, damit die Menschheit ihre Lebens- grundlagen auf der Erde noch viele Jahrtausende lang bewahren kann. Mein Dank gilt den Autoren dieses Berichtes, insbesondere Herrn Filus. Landkreis Ludwigshafen, im Frühjahr 1999 Dr. Ernst Bartholomé Landrat Inhaltsverzeichnis I. DIE AUSGANGSSITUATION IM LANDKREIS LUDWIGSHAFEN....................................................... 1 1. Die naturräumlichen Verhältnisse................................................................................................... 1 2. Raum- und Bodennutzung.............................................................................................................. 1 3. Raumordnung und Landesplanung ................................................................................................ 3 II. LOKALE AGENDA 21 .......................................................................................................................... 5 1. Was bedeutet „Agenda 21“? .......................................................................................................... 5 2. Was ist eine Lokale Agenda 21?.................................................................................................... 5 3. Wozu Lokale Agenden 21? ............................................................................................................ 6 4. Was bedeutet Nachhaltigkeit?........................................................................................................ 7 5. Der Agendaprozeß im Kreis Ludwigshafen .................................................................................... 7 III. LANDESPFLEGE / NATURSCHUTZ.................................................................................................. 8 1. Allgemeine Entwicklung.................................................................................................................. 8 2. Wesentliche Rechtsänderungen und deren Konsequenzen .........................................................
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