ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Naturkundliche Jahresberichte des Museum Heineanum Jahr/Year: 1968 Band/Volume: 3_1968 Autor(en)/Author(s): Handtke Kuno Artikel/Article: Verbreitung, Häufigkeit und Ortstreue der Fledermäuse in den Winterquartieren des Harzes und seines nördlichen Vorlandes 124-191 Naturkundliche Jahresberichte III 1968 124-191 Museum Heineanum Verbreitung, Häufigkeit und Ortstreue der Fledermäuse in den Winterquartieren des Harzes und seines nördlichen Vorlandes Kuno Handtke, Halberstadt (mit Tabellen, 2 Figuren, 7 Karten im Text und 4 Abbildungen im Anhang) 1. Einleitung 2. Das Untersuchungsgebiet 3. Die Fledermauswinterquartiere im Harz 3.1. Felsstollen und -höhlen 3.1.1. Das Revier Wernigerode-Hasserode 3.1.2. Der Eisenerzbezirk Königshütte-Elbingerode-Hüttenrode 3.1.3. Das T reseburger Revier 3.1.4. Das Revier Neudorf-Harzgerode 3.2. Keller als Winterquartiere im Harz 4. Die Fledermauswinterquartiere im Harzvorland 4.1. Felshöhlen und -Stollen 4.1.1. Fundplätze in den Klus- und Spiegelsbergen bei Halberstadt 4.1.2. Fundplätze in den Thekenbergen südlich Halberstadt 4.1.3. Fundplätze im Neokomsandstein des Quedlinburger Sattels zwischen Langenstein und Quedlinburg 4.1.4. Fundplätze im Heidelberg-Quadersandstein des Regensteinzuges 4.1.5. Fundplätze in der Harzrandaufrichtungszone 4.1.6. Fundplätze im Plänerkalk des Harzvorlandes 4.1.7. Fundplätze im Buntsandstein des Vorlandes 4.2. Keller als Fledermauswinterquartiere im Harzvorland 4.3. Fundplätze in Gebäuden des Harzvorlandes 4.4. Geröllhaufen als Winterquartiere 5. Die Verbreitung der Fledermausarten in den Winterquartieren, ihre Ansprüche, Ortstreue und ihr Verhalten 5.1. Allgemeines 5.2. Zur Verbreitung der gefundenen Arten 5.2.1. K leine H ufeisennase — Rhinolophus hipposideros BECHSTEIN 5.2.2. G raues Langohr — Plecotus austriacus FISCHER 5.2.3. Braunes Langohr — Plecotus auritus L. 5.2.4. M opsfledermaus — Barbastelia barbastellus (SCHREBER) 124 5.2.5. Breitflügelfledermaus — Eptesicus serotinus SCHREBER 5.2.6. Nordische Flederm aus — Eptesicus nilssoni KEYSERLING und BLASIUS 5.2.7. M ausohr — Myotis myotis BORKHAUSEN 5.2.8. Bechsteinfledermaus — Myotis bechsteini (LEISLER) 5.2.9. Fransenfledermaus — Myotis nattereri (KÜHL) 5.2.10. Bartflederm aus — Myotis mystacinus (LEISLER) 5.2.11. W asserfledermaus — Myotis daubentoni (LEISLER) 5.2.12. Teichfledermaus — Myotis dasycneme (BOIE) 6. Die Bedeutung des Harzes und seines nördlichen VORLANDES als Überwinterungsgebiet cavernicoler Fledermausarten 7. Zum Schutz der Winterquartiere 8. Zusammenfassung L iteratur 1. Einleitung Die überwiegend nächtliche und versteckte Lebensweise, die schwierige Haltung und eine oft vorhandene Abneigung haben die Erforschung der Fledermäuse im Gegensatz zu der anderer Säugetiergruppen erschwert. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Naturgeschichte der Chiropteren ausführlich beschrieben (BLASIUS 1857, KOCH 1865), und noch bis zum Erscheinen der Arbeit von EISENTRAUT (1937) mußte auf diese Standardwerke zurückgegriffen werden. Sie zeigten neben um­ fassenden Erkenntnissen auch eine Fülle von Lücken auf, besonders hin­ sichtlich der Verbreitung und der Wanderungen. Die Anwendung der Beringungsmethode in den USA und in Deutschland und danach auch in anderen Ländern (EISENTRAUT 1935 a, b, 1937,1960 a) ermöglichte eine intensivere Erforschung der Fledermäuse. Sie erbrachte ein umfangreiches Material über die Faunistik, Ökologie, Biologie, Popu­ lationsdynamik und Ethologie der Fledermäuse, die Kenntnis über jahres­ zeitliche Quartierwechsel, beachtliche Flugleistungen und Lebenserwarten, wenn auch nicht für alle Arten in gleicher Weise (EISENTRAUT 1960 a, ROER 1960, RICHTER 1966). Die Verbreitung der einzelnen Arten ist noch weitgehend unbekannt geblieben (RICHTER 1959, 1960, ROER 1960, NICHT 1966, KRÜGER 1965). Fledermäuse spielen in der biologischen Schädlingsbekämpfung eine ge­ wisse Rolle, die eine höhere Siedlungsdichte als wünschenswert erscheinen läßt. Das erfordert eine noch gründlichere Erforschung ihrer Lebensweise, den Schutz der Sommer- und Winterquartiere und die Aufklärung der Bevölkerung über die Lebensweise dieser weithin noch unbekannten Tier­ gruppe. Auch in jüngerer Zeit sind Fälle bekannt geworden, daß Fledermäuse absichtlich vernichtet worden sind (KRÜGER 1965 u. a.). Seit BLASIUS (1857), SCHULZE (1890) und LÖNS (1905) sind über die Chiropterenfauna des Harzes kaum neue Fakten bekannt geworden. Lediglich in Teilen des Westharzes (TENIUS 1953/54, RÜHMEKORF und TENIUS 1960), im Rübeländer Karstgebiet durch F. SCHUSTER und 125 W. REICHEL und im Bodetal bei Thale durch W. HARMS wurden in jün­ gerer Zeit Fledermäuse beringt. Über ihre Ergebnisse haben die im Ost­ harz tätigen Beringer noch nichts veröffentlicht. Seit 1957/58 strebte ich eine möglichst genaue K enntnis der W inter­ quartiere und Wochenstuben sowie aller anderen Fledermaus-Fundplätze im Harz und seinem Vorland an. Dabei wurden, einschließlich der lebend im Museum eingelieferten Tiere, 367 überwinternde und 288 Fledermäuse in Sommerquartieren beringt. Sie verteilen sich auf 11 Arten (Tab. 1). Die aufwendige Kontrolltätigkeit wäre ohne die Mithilfe meiner Kolle­ gen im Museum Heineanum, ehrenamtlicher Mitarbeiter und die Hinweise und das Entgegenkommen der Bevölkerung unmöglich gewesen. Ihnen allen bin ich zu tiefem Dank verpflichtet. 2. Das Untersuchungsgebiet Fledermäuse wurden bis auf einige Ausnahmen nur in dem vom Museum Heineanum faunistisch bearbeiteten Gebiet gesucht, in den Verwaltungs­ kreisen Oschersleben, Halberstadt, Wernigerode (Bez. Magdeburg) und Aschersleben und Quedlinburg (Bez. Halle). Nicht berücksichtigt wurde das Rübeländer Karstgebiet, da dort von anderer Seite beringt wird. Dagegen wurden die Burg Falkenstein (Krs. Hettstedt) und das Schloß Meyendorf (Krs. Wanzleben) kontrolliert. In Meyendorf befindet sich eine Wochenstube des Mausohrs (Myotis myotis) mit Tieren, die im Harz und Vorland Winterquartiere aufsuchen. In dem etwa 2700 km2 großen Gebiet wurden nur Teile bisher intensiv bearbeitet. Völlig unberücksichtigt blieben das Brockenmassiv, die Hoch­ fläche um Benneckenstein, der größte Teil des Kreises Aschersleben, Fall­ stein und Hakel, der Grenzbereich des Großen Bruchs und die nördlichen Teile der Kreise Oschersleben und Wernigerode. Das war notwendig, um durch eine zielstrebige Suche nach Winterschlafplätzen und Wochenstuben in der näheren Umgebung der schon bekannten Plätze den Verbleib des größten Teiles der beringten Tiere zu klären versuchen. Das gewählte Gebiet umfaßt einen Teil der Mittelgebirgsschwelle zum norddeutschen Tiefland — die gehölzarme, vorwiegend ackerbaulich ge­ nutzte Bördelandschaft, das wärmebegünstigte Ackerhügelland des nörd­ lichen und nordöstlichen Harzvolandes mit zahlreichen bewaldeten Höhen­ zügen und das überwiegend mit Wald bedeckte Gebirge. Damit bestehen auf engem Raum extreme Anstiege der Höhenstufen von etwa 80 auf 1145 m NN, der mittleren jährlichen Niederschlagssumme von 440 auf 1670 mm (HENDL 1966) und eine Abnahme der Jahresmitteltemperaturen von 8,5° auf 2,6° (MEYNEN und SCHMIDTHÜSEN 1953-1962). An natur­ bedingten Landschaften werden erfaßt (ganz oder teilweise): Der Harz mit Mittelharz (dem Brockenmassiv) und Unterharz, das nörd­ liche Harzvorland mit der Harzrandmulde, dem Breitsattelzug Fallstein— Huy—Hakel, dem Großen Bruch zwischen Hornburg und Oschersleben und dem ostbraunschweigischen Hügelland, das Mitteldeutsche Schwarzerde­ gebiet mit der Börde und dem nordöstlichen Harzvorland um Aschersleben (MEYNEN und SCHMIDTHÜSEN 1953-62). Abgesehen von der submontan-kollinen Lage der Harzhochfläche wären alle Voraussetzungen für eine hohe Siedlungsdichte der Fledermäuse ge­ geben — eine abwechslungsreiche Landschaft, Ortschaften, Wälder, ge- 126 Tab. 1. Übersicht über die seit Winter 1958 59 im Nordharz und seinem Vorland beringten Fledermäuse (ohne Rübeland und Bodetal, d. h. Beringungen durch Schuster, Reichel und Harms) Jah r Sommer Winter P. spec. R. hipposiden P. austriacus B. barbastellu E. serotinus M. nattereri M. daubenton Summe P. auritus E. nilssoni M. bechsteini M. M. myotis M. mystacinu; 1958 59 5 — 3 — — — — — — 1 — 1 10 1959 1959 60 3 — 10 — — — — 4 1 — 1 — 19 1960 1960 61 4 — 3 — — — — 4 — — — 1 12 1961 — — — — — — — 14 — — — — 14 1961 62 1 — 23 — 6 — 1 17 1 — — 30 79 1962 — — — — — — — 66 — — — — 66 1962/63 — — 11 — 4 — — 16 7 — 2 11 51 1963 — — 2 — — 1 — 34 1 — — — 38 1963 64 — — 2 1 — 1 — 14 3 — 1 1 23 1964 — — — — — — — 15 — — — — 15 1964 65 — — — 5 — — — 44 2 — — 13 68 1965 — — — — — — — 71 1 — — — 72 1965 66 — 4 — 3 — — — 14 2 — 1 11 35 1966 — — — 14 — — — 9 — — — — 23 1966 67 — 11 — 5 — 3 — 22 11 — 2 16 70 1967 - - - - - - - 60 - - - - 60 127 1958- -1967 13 15 54 28 14 5 1 404 29 1 7 84 655 schützte Täler und Wasserflächen (NATUSCHKE 1960). Tatsächlich scheinen die Teiche der Straßberger Hochfläche nach Beobachtungen jagender Fledermäuse im Sommer 1967 auf diese Tiere anziehend zu wir­ ken. Im wärmebegünstigten Harzvorland liegen die Verhältnisse weniger günstig, vor allem wegen des Fehlens von Teichlandschaften bzw. natür­ lichen stehenden Gewässern und des wesentlich geringeren Waldanteils. Tatsächlich brachten die Kontrollen von Kirchen und anderen älteren Ge­ bäuden im Vorland nicht die gewünschten Ergebnisse. Um die Siedlungs­ dichte der Fledermäuse im Arbeitsgebiet auch nur annähernd zu schützen, liegen zu wenige Beobachtungen vor. 3. Die Fledermauswinterquartiere
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