Projektflyer Zum Download, Doofe Musik PDF / 1729 Kb

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Lieder zum Träumen, Betäuben und Vergessen 8.–11. Mai 2014 DOOFE MUSIK DOOFE MUSIK Lieder zum Träumen, Betäuben und Vergessen Vom kaum sichtbaren Knopf im Ohr bis zum High- End-Ballon, in der U-Bahn, beim Sport oder im Warte- zimmer – Kopfhörer begleiten ihre Besitzer heutzu - tage überallhin. Sie bieten Distinktion, Privatheit, die Möglichkeit zur Flucht aus dem öffentlichen Raum, aus der Kommunikation, aber auch vor den eigenen Gedanken und Gewissheiten. Es ist diese eskapistische Qualität von Musik, die wir meinen, wenn wir doofe musik thematisieren. »Doof« ist nicht als Geschmacksurteil zu verstehen, sondern bezieht sich eher auf die ursprüngliche, aus dem Niederländischen entlehnte Bedeutung des Wortes: taub. Wir suchen nach dem betäubenden Effekt von Musik. Dieser wird gemeinhin vor allem als banal, stumpf und anspruchslos geltenden Musik- genres zugeschrieben wie Polka, Bolero, Schlager oder Arabesk. Aber steckt wirklich nicht mehr in diesen Stilen? Wir bieten mächtige Fürsprecher auf, die ihre Ehrenrettung betreiben. Auf der anderen Seite zeigen wir die Fluchtmöglichkeiten in scheinbar komplexeren, höher angesehenen Genres wie dem Jazz und der klassischen Musik. Was aber hat es auf sich mit dem Eskapismus? Wie kann man die Neigung zum Nicht-wissen-Wollen bewerten? Welche Bedeutung hat sie für die Wissens- gesellschaft? All dies sind Bezüge des dritten Musik- programms im Rahmen des anthropozän-projekts. Nach den Fragen nach dem Menschen an sich (un- menschliche musik) und seinen Intentionen (böse musik) möchte doofe musik so die Lernfähigkeit des Hauptakteurs im Anthropozän untersuchen und an seinem Selbstbild womöglich die eine oder andere Korrektur vornehmen. Detlef Diederichsen, Holger Schulze Kuratoren doofe musik STUPID MUSIC Songs for Dreaming, Sedation and Forgetting As barely visible earbuds or high-end balloons clamped to the head, on the underground, at the gym, or in the waiting room, earphones accompany their owners everywhere today. They offer distinction, privacy, and a mobile retreat from public space and communication —as well as from one’s own thoughts and certainties. It’s this escapist quality that we mean when we speak of stupid music. Not to be understood as a judgment of taste, “stupid” refers here to the dulled sensory state denoted by the word in its ancestral forms. In short, we’re looking for the numbing effect music can have. This is most commonly ascribed to musical genres considered banal and unchallenging, such as the polka, bolero, arabesque, or German Schlager. But is there really nothing more to these styles? We mobilize powerful proponents in defense of their honor. At the same time, we shed light on the escapist possibilities lurking in seemingly more complex, more highly esteemed forms like jazz and classical music. But what’s escapism all about? How does one judge the inclination to not want to know? What does this tendency mean for the knowledge society? These are all questions taken up in the third music program in the framework of the anthropocene project. AUDITORIUM Following an exploration of human nature (unhuman music) and human intentions (evil music), stupid music sets out to investigate the Anthropocene protagonist’s learning capacity—and, if possible, to make a correction or two to his self-image. Detlef Diederichsen, Holger Schulze Curators stupid music FOYER Donnerstag 8.5. CAFÉ GLOBAL Guido Möbius, Foto: Martin Kurtenbach Guido Möbius, 20h · Eröffnungskonzert POCKET SYMPHONIES Mit Eliav Brand, Patric Catani, John Kameel Farah, Adi Gelbart, Juliana Hodkinson, Kammerensemble Neue Musik, Ari Benjamin Meyers, Guido AUDITORIUM Möbius, Alex Paulick, Ana Maria Rodriguez, Zeitblom, Moderation: Khan Mit dem Klingelton und der Audio-CI ist die Idee der »Komposition« auf die wohl kleinste mögliche Einheit zusammengeschrumpft. Die Haus- aufgabe an die Musiker dieses Abends bestand darin, den aus der Fern sehwerbung bekannten und gefürchteten Kennton eines namhaften Telekommunikationsunternehmes (Düdeldü-di-dü!) mit individuellen kompositorischen Mitteln, vom Laptop bis zum Streichquartett, zur drei- bis fünfminütigen Komposition aufzublasen. 21h · Performance DER HOKEY POKEY FOYER Der kleinste gemeinsame Nenner des Gesellschaftstanzes: der Hokey Pokey. Jeder kennt ihn, jeder kann ihn und damit ist er auch Keimzelle von Vergnügungen wie der Polonaise oder dem Ententanz. – Eine cho- reografische Reflexion von Rica Blunck, musikalisch unterstützt vom Chor der Kulturen der Welt unter der Leitung von Barbara Morgenstern 22h · Doofe Lounge I WOLFGANG VOIGT SPIELT POLKA TRAX Durch den Erfolg von »Balkan-Techno«-Hybriden hat auch – mehr als 150 Jahre nach seinem ersten globalen Siegeszug – der Polkarhythmus CAFÉ GLOBAL wieder klammheimlich Einzug in die mitteleuropäische Feierkultur gehalten. Wolfgang Voigt, der Techno schon öfter als Ausgangspunkt für Reisen in spezifisch deutsche Befindlichkeits- und Klanglandschaften benutzt hat (vgl. die Gas-Alben »Zauberberg« und »Königsforst«), hat diese Entwicklung bereits 1996 mit seiner EP »Polka Trax« (Warp Records) vorweggenommen. FOYERS UND GÄNGE AUFZUG FOYER Wolfgang Voigt Pocket Symphonies: Artists using compositional means ranging from a laptop to a string quartet blow up a famous telecommuni- cations company’s dreaded advertising jingle into a series of several-minute-long compositions. The Hokey Pokey: Rica Blunck’s choreographic reflection on ballroom dancing’s lowest common denominator and the germ cell of such amusements as the polonaise and the chicken dance. Wolfgang Voigt Plays Polka Trax: With the success of “Balkan techno” hybrids, the polka rhythm is making a clandestine comeback in Central European party culture. Voigt anticipated this development as early as 1996 with his EP “Polka Trax.” HAUPTEINGANG Installationen Do & Fr 18–0h, Sa 16–0h, So 16–23h, Eintritt frei WOLFGANG VOIGT: Rückverzauberung 9 – Musik für Kulturinstitutionen Als Produzent von mehr als 160 Tonträgern unter ca. 30 Pseudonymen, Kompakt-Mitbegründer und Pate des minimalistischen »Sound of Cologne« hat Wolfgang Voigt zahlreiche Akzente in der internationalen Techno-Landschaft gesetzt. Als Mixed-Media-Künstler machte er mit der Installation »Zukunft ohne Menschen« bei der Art Cologne auf sich FOYERS UND GÄNGE aufmerksam. Es folgten die Videoinstallation »Du musst nichts sagen« und eine Serie von Platten-Artworks. Ab Donnerstag beschallt seine neueste Arbeit, eine Nonstop-Klanginstallation aus abstrakt-ambienter Blasmusik, das HKW. Als CD vor Ort erhältlich TRACKING BACK THE BACKING TRACK 14 Musiker und Komponisten aus dem Umfeld des Berliner Avantgarde- AUFZUG Clubs »Ausland« nehmen den Begriff der »Fahrstuhlmusik« beim Wort und stellen eigene Kompositionen zur Verfügung, die als Dauer- schleife im Lift des HKW auf und ab gespielt werden: traumhafte, flüchtige, angenehme oder verstörende Momente von Margareth Kammerer, Anja Jacobsen, Maria Bertel, Tisha Mukarji, Louis Rastig, JD Zazie, Ian Douglas-Moore, Nathalie Ponneau, Axel Dörner, The Understated Brown, Sabine Ercklentz, Andrea Neumann, Liz Allbee und Johnny Chang. THEATERSAAL SCHNEIDER TM: Der Nippel Mobilee FOYER Zu den erfolgreichsten Beiträgen zur Blödelwelle in der bundesrepu- blikanischen Schlagerwelt der 70er-Jahre zählt Mike Krügers »Der Nippel«: des Kleinbürgers Abrechnung mit Gebrauchsanweisungen und den Herausforderungen des modernen Lebens. Schneider TM, einst Musiker bei The Locust Fudge und Hip Young Things, später Brücken- bauer zwischen Indie-Rock, Electronica und Improvisation, nimmt den Song beim Wort und baut ihn zum klingenden Mobile um: von Nippel, Lasche, Kurbel und Pfeil bis zur vermaledeiten Senftube und dem finalen Himmelstor. Zum Erinnern, Lauschen, Lachen und Verzweifeln. CRISTIAN VOGEL: Chemical For Music Toilet THEATERSAAL THEATERSAAL In den mehr als 20 Jahren seiner Karriere hat Cristian Vogel kniffelige Tech- notracks (u. a. Tresor Records und Novamute) veröffentlicht, reine Maschi- nenmusik unter dem Pseudonym Trurl & Klapaucius und, gemeinsam mit Jamie Lidell, futuristische Vokalismen unter dem Namen Super Collider. HAUPTEINGANG Der doofen musik, einem der wenigen Festivals mit ausreichend Toiletten, stellt er ein Chemie-Klosett zur Verfügung, das mit einem aus Originalkom- positionen und Field Recordings gefertigten Soundtrack beschallt wird. Freitag 9.5. CAFÉ GLOBAL Axel Dörner 18h · Vortrag EBBA DURSTEWITZ: KLASSISCHER FALL VON SOPHISTICATED ESCAPISM: WAS BEETHOVENS 3. SINFONIE SO DOOF MACHT THEATERSAAL In ihrer Lecture Performance nimmt die Musikerin (JaKönigJa) und Literaturwissenschaftlerin Ebba Durstewitz uns mit in die nur vermeint- lich vom Aussterben bedrohte Welt des braven, Beethoven verehrenden Bildungsbürgers. Wie die 3. Sinfonie »Eroica« zum Fetisch einer auf Abgrenzung und Selbstüberhöhung bedachten Weltflucht wurde, die Musik lieber als Kultur denn als Kunst kanonisiert, zeigt die Musik- gelehrte in einer so amüsanten wie provokanten Beweisführung. 19h · Gespräch ARTIST TALK MIT WOLFGANG VOIGT Wolfgang Voigt hat unter Verwendung zahlreicher Pseudonyme (Gas, Mike Ink, Wassermann) die Feierwut des Techno mit provokanten Beiträgen THEATERSAAL THEATERSAAL zur Identitätspolitik und Kulturgeschichte aufgemischt. Er ist Mitbegrün- der des aus dem gleichnamigen Plattenladen hervorgegangenen Labels und Vertriebs Kompakt Records, das bereits früh den Übergang zum digitalen Vertrieb vollzog und bis heute zu den erfolgreichsten deutschen Independent-Labels zählt. Im Artist Talk spricht er mit Detlef Diederich- sen und Holger Schulze, den Kuratoren der doofen musik,

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