Md 19-1 VORDRUCK.Indd

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Anthroposophische Gesellschaft in Januar – März Deutschland e.V. / Arbeitszentrum Berlin 2019 mittendrin Anthroposophische Impulse in Berlin Meldungen Termine Orte Moralische Phantasie Ein Gespräch mit Johannes Kiersch Orte und Menschen Am Zirkus KOSTENLOS Sonett-Mellifera_A5.qxp Sonett hilft Bienen ÖKOLOGISCH KONSEQUENT Sonett hilft Bienen in Not und spendet 10 Cent pro Flasche beim Kauf einer Handseife Calendula für die Initiativen von Mellifera e.V. „Eine Welt mit Biene, Mensch und Natur im Einklang“. Wesensgemäße Imkerei Mellifera setzt sich ein für einen achtsamen und wesensgemäßen Umgang mit Bienen, der sich an den natürlichen Bedürfnissen des Bienenvolks orientiert. Das gilt sowohl in der Imkerei, als auch in der Pflege ihrer Lebensräume. www.sonett.eu / www.mellifera.de 10 Cent pro Flasche gehen an Mellifera e.V., Initiativen für Biene, Mensch, Natur www.mellifera.de natural-cosmetics.cc cse-label.org vegansociety.com stop-climate-change.de iF-design-award reddot-design-award Erhältlich im Naturkostfachhandel und bei Alnatura. EDITORIAL 3 Liebe Leserinnen und Leser, Schwerpunkt diesen Heftes ist das Interview mit Johannes Kiersch, dem langjährigen Leiter des Wittener Lehrerseminars und Verfasser einiger grundsätzlicher Werke zu Waldorfpädagogik und Anthroposophie. Wieder einmal tauchte im Gespäch das Thema „Räume“ auf. Und zwar in zweierlei Weise: Einmal die abgeschotteten Räume, in die man sich mit Bekennern der eigenen Welt- anschauung zurückzieht, ängstlich darum bemüht, dass kein Luftzug von außen die Harmonie stört. Deshalb ist die Luft in diesen Räumen auch immer ein bisschen dumpf und stickig. Dann die Räume, die Kiersch als „esoterische Räume“ bezeichnet. Die Qualität dieser Räume entsteht, so würde ich sagen, aus einem wachen und gegenwärtigen Interesse füreinander und für den Moment, einem Interesse, das nach einer tieferen – oder höheren – Schicht tastet, die in der Begegnung aufscheinen kann. Dann kann sich der Raum plötzlich öffnen und eine neue Qualität kann aufscheinen. Diese Räume sind ganz von der Aktivität der Beteiligten abhängig. Während es in den „stickigen Räumen“ darum geht, etwas zu verteidigen, geht es in den Räumen der Präsenz darum, etwas Neues, Unerwarte- tes für möglich zu halten. Dafür gibt es keine Garantie, es bleibt immer ein Risiko. Aber man spürt, wenn es geschieht. Eine gute Winterzeit, Eurythmistinnen Seite 12 Seite 18 Orpheus Eurythmie Seite 11 Seite 17 Grundriss Circus Schumann Karl Ballmer Saal, Kreuzberg Seite 19 INHALT 5 Inhalt Editorial ............................................................................ 3 Thema „Fröhliches Kontrastprogramm“ Ein Gespräch mit Johannes Kiersch ........................... 6 Orte & Menschen „Am Zirkus“ .................................................................... 11 Bilder Martin Kollewijn Mignon. Bilder von René Damen ............................... 13 Wieder gelesen John Bayley Elegie für Iris .................................................................. 14 Neu gelesen Angela Fournes / Anette Bopp Den Tod muss man leben ............................................ 15 Meldungen ....................................................................... 17 Veranstaltungen vom 1. Januar bis 31. März 2019 ............................. 22 Arbeitszentrum Berlin Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland e.V. Rudolf Steiner Haus, Bibliothek, Zweige und Studiengruppen ...................................... 56 Kurskalender Kurse, Seminare und Lesekreise ................................. 61 Künstlerische Kurse ..................................................... 66 Kurse für Kinder ............................................................ 71 Freie Vereinbarungen .................................................. 72 Veranstaltungsorte ......................................................... 73 Impressum ......................................................................... 77 Nachklang ......................................................................... 78 6 mittendrin | THEMA „Fröhliches Kontrastprogramm“ Der Waldorfpädagoge und Forscher Johannes Kiersch über Anthroposophie, Technokratie und die Schöpfung aus dem Nichts ▊ Wenn jemand Sie fragen würde: Wer war nomen Rudolf Steiner und kehrt dann in sei- eigentlich Rudolf Steiner – was würden Sie ne bescheidene Klause zurück, wo man sich dem sagen? wohlfühlt. So wie, in anderer Beziehung, es JK Dann würde ich sagen, er war zweifellos übrigens auch viele Anthroposophen hundert ein Genie, jemand, der erstaunliche Erneu- Jahre lang getan haben. Man ist dann in ei- erungsimpulse auf den verschiedensten Le- nem geschützten Bezirk. Rudolf Steiner nann- bensgebieten hervorgebracht hat. Diese Leis- te diesen geschützten Bezirk 1923, nach dem tung ist ja heute auch in weiten Kreisen Brand des Goetheanums, eine „belagerte Fes- tung“ – ein Ort, wo man behaglich leben kann und sich davor drückt, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Steiner hat in vie- len Sitzungen Sorgenvolles darüber gesagt. ▊ Liegt es denn wirklich an der Genialität Steiners, dass die Leute vor ihm zurück- schrecken? Ist es denn nicht in erster Linie die Aussage, er habe übersinnliche Fähigkei- ten gehabt, die dazu führt, dass man denkt, so etwas kann doch nur ein Spinner von sich selbst behaupten? In unserer Kultur ist die- ses Thema immer noch tabuisiert. JK In einem akademischen Kontext dürfen Sie so etwas tatsächlich nicht sagen, sonst sind Sie Ihre Stelle los. anerkannt. Aber seine Genialität führt dazu, ▊ Nicht nur im Wissenschaftsbetrieb, auch dass die Leute sich überfordert fühlen. Sie im Journalismus ist so etwas nicht erlaubt. haben oft das Gefühl, jemand, der über so- Auch die „Qualitätsmedien“ sprechen nicht viele Gebiete etwas sagt, der muss ein Phan- über Spiritualität, und ab und zu ist das tast und ein Spinner gewesen sein. Niemand Thema „Homöpathie“ dann wieder einmal könne über so viele Bereiche soviel Interes- ein gefundenes Fressen, um diesen ganzen santes sagen, wie Steiner das getan hat, also Bereich ins Lächerliche zu ziehen. Wie hat muss es sich um Phantastik handeln.Das ist Steiner seine eigene Rolle als „Lehrer des natürlich ein konstruiertes Argument, mit dem Übersinnlichen“ gesehen? man sich davor scheut, nachzugucken, was JK Als Rudolf Steiner 1902 Generalsekretär wirklich da ist. Man drückt sich vor dem Phä- der Theosophischen Gesellschaft wurde, wur- THEMA 7 de er auch „warden“ der Esoterischen Schule. Arbeitsgebieten viel geleistet, und in Bezug Die war damals streng hierarchisch geordnet, auf das eigentlich Anthroposophische haben die Schüler hatten Pflichten gegenüber dem sie einen warmen Raum geschaffen, in dem Lehrer, der damals sogar den Namen „Guru“ sie sich wohlfühlen konnten, wo gewisse führte. Aber von dieser Gururolle hat er sich Konventionen und Vorstellungen galten. Ein schon im Sommer 1906 verabschiedet und Prozess des Sich-Einigelns in eine warme be- sich nur noch als Anreger und Berater ver- hagliche Festung. Da war ein großer Enthusi- standen. Vorher gab es, z.B. für die Medita- asmus. Ich habe den Eindruck, in den Anfän- tion, viele äußere Formen, nun macht Steiner gen hat man die Anthroposophie als Religion keine Vorschriften mehr und überlässt alles aufgenommen. den Schülern. ▊ Das war jetzt die Zeit des Anfangs. Wie, ▊ Trotz der Esoterikfeindlichkeit der „Eliten“ würden Sie einem „Neuling“ raten, soll man lässt sich in weiten Bevölkerungskreisen und heute mit der Anthroposophie umgehen? vor allem bei jungen Menschen eine große Zu- JK Ich darf alles bewundern, was Steiner ge- geneigtheit dem Spirituellen gegenüber fin- sagt hat, ich darf mir Gedanken darüber ma- den. Diese Diskrepanz ist doch merkwürdig. chen. Aber ich darf nicht glauben, dass das JK Darauf hat Rudolf Steiner ja auch immer meine Erkenntnis wäre. So lange ich nicht wieder hingewiesen, dass solche Fähigkei- bewusst intuitiv wahrnehmen kann, auf der ten immer stärker werden. Das führt zu einer höchsten Ebene, muss ich in aller Beschei- gewissen Labilität und in Folge davon treten denheit sagen: Ich höre das, ich finde es in- immer wieder psychische Grenzsituationen teressant, ich möchte gerne darüber nachsin- auf. Mathilde Scholl, eine der ersten Schü- nen und möchte vielleicht auch gerne damit lerinnen Rudolf Steiners, hatte zum Beispiel leben, aber ich muss immer den Vorbehalt eine längere schwere Depression. Und Stei- machen, dass das nicht m e i n e Erkenntnis ist. ner schrieb an eine Freundin von ihr in einem Bescheidenheit ist leider nicht sehr verbreitet. „Trostbrief“ sinngemäß: Ja, wenn ein Mensch Man kann sich einfach sehr leicht mit gewis- in solch einem Entwicklungsstand ist, dann sen Vorstellungen identifizieren. treten solche Zustände auf und wir können ihm da nicht wirklich helfen, da muss er durch. ▊ Und was für ein menschliches Klima sollte so entstehen? ▊ Welches Lebensgefühl herrschte unter JK Da scheint mir das Wichtigste, dass man diesen ersten Anthroposophen? mit anders denkenden Menschen offen re- JK Einerseits haben die Anthroposophen auf det. Auch da gibt es immer wieder kritische ihrem Arbeitsgebiet sehr tüchtig gearbei- Äußerungen Rudolf Steiners den Anthropo- tet, die Lehrer haben mit viel Enthusiasmus sophen gegenüber. Er verweist da auch auf und Einsatz unterrichtet in teilweise chaoti- die Tugend der Höflichkeit. Víele Nicht-An- schen Verhältnissen. In der Konferenz vom throposophen empfinden Anthroposophen 28.10.1922 sagte Rudolf Steiner zu den Leh- als unhöfliche Menschen, die ihnen mit einer rern, der Schulrat, der zu Besuch gewesen gewissen Arroganz entgegenkommen.

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