Leben mit der Grenze : die römische Zeit im Thurgau Autor(en): Brem, Hansjörg Objekttyp: Article Zeitschrift: Archäologie der Schweiz = Archéologie suisse = Archeologia svizzera Band (Jahr): 20 (1997) Heft 2: Kanton Thurgau PDF erstellt am: 03.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-16693 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Leben mit der Grenze: die römische Zeit im Thurgau Hansjörg Brem ¦ Abb. 7 Wichtige römische Fundstellen im Kanton; • Vicus; i Spätrömische Befestigungsanlage; V Villa; Höhensiedlungen; 3**4 + Grabfunde; ][ Brücke; - Strassenzug. #'S' 20 ^nö 1 Basadingen, Schaarenwiese; 2 -¦¦:,;j Basadingen, Schelmenbüel; T*9 3 Diessenhofen, Langriet; ¦;¦•"¦ > - 21 4 Diessenhofen, Unterhof; *****" 5 Neunforn; 6 Oberwinterthur 16 rv (ZH); 7 Eschenz/Stein am Rhein (SH); 8 Eschenz, Grünegg; r?r? 17 zs 9 Hüttwilen, Stutheien; 13 «23 10 11 12 IV Hüttwilen, Betbur; Herdern; .' 12 Frauenfeld, Talbach; 18 m 13 Frauenfeld, Oberkirch; ß sä 14 Aadorf; 15 Wängi; 16 Pfyn; 14 17 Feiben; 18 Lommis; 19 Salen- Reutenen; 20 Triboltingen; 21 Märstetten; 22 Weinfelden, r sü Thurberg; 23 Weinfelden, Ganggelisteg; 24 Konstanz (D); 25 Berg, Mauren; 26 Toos-Waldi; 27 Sitterdorf; 28 Arbon. Les principaux sites romains du canton. SSSItf'M LUTi Importanti siti romani nel cantone. Eine Kultur hinterlässt Spuren - wie schon in der Eisenzeit - die nach neren Untersuchungen ausgegrabene Osten abnehmende Siedlungsdichte und Fundmaterial ist beträchtlich, darüber hinaus Die kurzen 400 Jahre, während denen der die in späteren Quellen genannte Unwirtlichkeit sind Reste von Holzbauten infolge des Thurgau Teil des Imperium Romanum war, des »Arboner Forstes« eine Rolle. feuchten Geländes hervorragend erhalten haben deutliche Spuren hinterlassen. Das Der Thurgau lag zu Anfang und zum (Abb. 2). Einige Töpferöfen belegen die Amt für Archäologie befasst sich oft mit Schluss der römischen Herrschaft an der Herstellung von Keramik. Die römische ihnen, liegen doch grössere römische Reichsgrenze. Während vom früheren, Siedlung in Eschenz verdankte ihre Siedlungen im heutigen Siedlungs- und kürzeren Zeitabschnitt von etwa 15 v. Chr. Bedeutung der Brücke über den Rhein und Baugebiet (Abb. 1). Diese andauernde bis etwa 40 n. Chr. kaum archäologische der günstigen Verkehrslage. Bis heute Auseinandersetzung mit der römischen Zeitepoche Reste bekannt sind, ist dies für die stammen auch die ältesten römischen hat aber für viele Fragen noch keine spätrömische Zeit anders. Zahlreiche Funde aus dem Thurgau von der Insel Antworten geliefert. Ein Beispiel dafür ist Befestigungsanlagen zeugen davon, dass der Werd bei Eschenz. Hier ist aufgrund von der Verlauf der römischen Strassen im Sicherung des Alpenvorlandes und damit Waffenfunden die Anwesenheit von Militär Thurgau: Einigermassen sicher nachgewiesen des Zugangs zu den Pässen nach Italien im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. ist ein Streckenabschnitt zwischen besondere Bedeutung zukam. wahrscheinlich. Aus dem Vicus selbst, der sich Oberwinterthur und Felben-Wellhausen, am südlichen Brückenkopf entwickelt hat, östlich von Pfyn fehlen dagegen - mit kam bis heute vorwiegend Fundmaterial Ausnahme der Brückenreste aus der Mitte des Schwerpunkte: Vici und Kastelle aus dem 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. zum 2. Jh. n. Chr. bei Weinfelden - Belege für Vorschein. Wichtig ist der Umstand, dass römische Strassen, obwohl aufgrund der der Vicus Tasgetium im Kastell Stein am Streuung der Funde und Angaben in der Eschenz Rhein seine Fortsetzung findet. All diese Tabula Peutingeriana eine Wegverbindung Aspekte und eine stetige Bautätigkeit zwischen Pfyn und Arbon angenommen Der Name »Tasgetium« ist seit dem letzten machen die römische Siedlung Tasgetium zu werden muss1. Jahrhundert dank zweier Inschriftenfunde einem Schwerpunkt der Archäologie im Auch die Frage der Auswirkungen der von mit der im Bereich von Untereschenz Thurgau. Bitter ist allerdings, dass trotz Nord nach Süd durch den Thurgau verlaufenden liegenden, grossen Zivilsiedlung verbunden2. hervorragender Erhaltungsbedingungen, Provinzgrenze zwischen Germanien Auch die Art der Siedlung-ein Vicus- die knappen Mittel - in anderen Kantonen und Rätien auf die Sachkultur steht ist aufgrund der Inschriften bekannt. Das entsprechen sie einem Bruchteil der für eine immer wieder zur Diskussion. Hier spielen aufgesammelte, aber auch in vielen, klei¬ einzige archäologische Untersuchung bereitgestellten Summe - gerade für eine Abb.2 knappe Bestandsaufnahme ausreichen. Eschenz, Parzelle 1465, 1994. Holzkonstruktion in situ. Foto AATG, D. Steiner. vv-/ / Eschenz, parcelle 1465. Une Arbon, Pfyn und die Wacht am Rhein construction en bois in-situ decouverte en 1994. Eschenz, parcella 1465, 1994. Im dritten Jahrhundert gab das römische Costruzione di legno in situ. Weltreich grosse Teile seines Territoriums .-. m im heutigen Süddeutschland auf und zog sich bis um 300 auf die Rhein-Iller-Donau- Linie zurück. Bis heute bestehen über den genauen Ablauf dieses Rückzuges und : den Beginn der sog. Völkerwanderungen unterschiedliche Vorstellungen. Abschied genommen werden muss jedenfalls von ¦ Abb.3 der Vorstellung, dass zu einem bestimmten II— Arbon, Fischmarkt, 1990. Zeitpunkt die Baugrubenwand mit Profil des ganze Reichsgrenze spätrömischen Kastellgrabens. vollständig durchbrochen worden ist und alle Foto AATG, R. Kesselring. archäologisch festgestellten Zerstörungen Arbon, Fischmarkt, 1990. La fosse du castellum tardo-antique vu en in Siedlungen auf diesen Zeitpunkt fallen coupe. müssen3. Arbon, Fischmarkt, 1990. Profilo Die Orte Arbon (Arbor Felix) und Pfyn (ad della trincea tardoromana. Fines) tauchen in spätrömischen Kartenwerken auf, und es gibt keinen Zweifel an - ihrer Lokalisierung. Während das Kastell :.* aufdemStädtlihügel in Pfyn schon seit langer 4 Zeit bekannt ist4, gab es in Arbon bis 1958 Unsicherheiten über den Standort des Castrums von Arbor Felix6. Es brauchte dann den vollständigen Abbruch der Reste eines spätrömischen Kastellturms, bis Klarheit bestand, dass das spätantike einzelnen Anlagen nicht feststehen, nehmen Die römischen Villen Kastell unter der mittelalterlichen Wehranlage wir vorläufig an, dass diese Struktur lag. Besonders interessant ist in jüngster bereits Chr. in um 300 n. der Zeit Diocleti- Bis heute sind von den rund 20-30 Zeit die Entdeckung des Kastellgrabens worden ist. ans aufgebaut Ergänzt wurde aufgrund von Funden vermuteten im Jahre 1990, der der Wachttürme unter heutigen sie entlang des Rheines durch Landwirtschaftsbetrieben etwa zehn sicher Altstadt verläuft (Abb. 3). Sowohl in Arbon 4), wie sie in der (Abb. Schaarenwiese, nachgewiesen (Abb. 1). Am besten bekannt ist wie auch in Pfyn wissen wir sehr wenig Unterschlatt, bei Ratihardt, Diessenhofen die 1928 zum grossen Teil ausgegrabene über die den Kastellen und im in vorangehenden Unterhof Diessenhofen bekannt und heute als Ruine konservierte Villa von römischen des 1.-3. sind6. Eine 1996 Zivilsiedlungen geworden auf dem Stutheien bei Hüttwilen7 (Abb. 5). Ein Ge- Jahrhunderts. In Arbon lässt sich der »Burstel« bei aufgrund Rheinklingen durchgeführte bäudegrundriss ist auch noch aus Sitterdorf Funde sowie älterer Meldungen bekannten zahlreicher, Nachgrabung eines schon lange bei Bischofszell8 bekannt, während annehmen, dass eine Siedlung grössere Turmgrundrisses hat grosse Zweifel an von anderen Stellen, etwa Neunforn oder im Bergli-Quartier lag. Anders ist die dessen in Datierung die spätrömische Zeit Pfyn (Heerenziegler) vor allem Funde zum Lage in Pfyn, wo keinerlei Spuren vorhanden aufkommen lassen. Bis heute »fehlen« Vorschein gekommen sind. Die Vermutung, sind, die auf einen Vicus hinweisen. entlang der Rheinlinie zwischen Feuerthalen dass im Thurgau in römischer Zeit Zwar sind einige Brandgräber bekannt, ZH und Stein am Rhein SH einige Türme, eher kleine, bescheidenere Bauernhöfe und Spolien aus dem spätantiken Kastell wie sie für eine lückenlose Überwachung lagen, konnte bis heute weder bestätigt noch weisen auf einen Steinbau Ende grossen hin, des Flusses nötig gewesen wären. Das widerlegt werden. doch fehlen weitere Belege. Dagegen der römischen Herrschaft im Thurgau befand sich in der Flur Heerenziegler - etwa lässt sich nur sehr allgemein bestimmen. ein Kilometer vom Kastell entfernt - eine Die jüngsten Münzen, die noch hierher Besonderheiten Villa, zu der auch ein
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