A01 Die Krise B18 Kinderzeich- Sergei Eisenstein (von allem) nungen und die Max Ernst A02 Bildatlanten- Frage nach dem T. Lux Feininger Projekte der Ursprung Julio González Neolithische1920er Jahre B19 Die S/O- KindheitJohn Heartfield (Propyläen Funktion Florence Henri Kunstgeschichte, B20 Pornophilie Barbara Hepworth Orbis Pictus, B21 Okkultismus Hannah Höch Kulturen derKunst B22 ­Automatismen, in einer Heinrich Hoerle Erde, Das Bild, Traum, Harry O. Hoyt Handbuch der Halluzination, Valentine Hugo Kunstwissenfalschen- Hypnose Gegenwart,Paul Klee schaft) B23 Bildraum der Germaine Krull A03 Kunsthistorische Biologie Fernand Léger Geschichtsbilder ca.B24 Künstlerische 1930 Helen Levitt und Weltkunst- Forschung: Eli Lotar Geschichten Ethnologie, Len Lye A04 Von ethno- Archäologie, André Masson logischen Kunst- Physik Joan Miró geschichten B25 Die Geste – Max von Moos zu den neuen „ein Pfeil in slow Rolf Nesch ethnologischen motion durch Solomon Nikritin Museen Jahrhunderte Richard Oelze A05 Zeitmodelle der Evolution“: Wolfgang Paalen A06 Funktionen des Sergei Jean Painlevé „Primitiven“ Eisensteins Alexandra Povòrina A07 Die Kunst der Methode Jean Renoir „Primitiven“ B26 Die Expedition Gaston-Louis Roux A08 Die präzise als Medium der Franz Wilhelm Bedingtheit der Avantgarde Seiwert Kunst (Dakar-Djibouti Kurt Seligmann A09 Carl Einstein, und folgende) Kalifala Sidibé „Handbuch der B27 Ethnologie de Jindřich Štyrský Kunst“ l’homme blanc? Toyen A10 „Ethnologische B28 Theorien des Raoul Ubac Kunstgeschich- Faschismus in Frits Van den Berghe te”: afrikanische Frankreich Paule Vézelay Skulptur B29 Faschistischer Wols A11 Archäologie als Antiprimitivis- Catherine Yarrow Medienereignis mus: „Entartete A12 Urgeschichte Kunst“, 1937 C33 Exposition im Abgrund der B30 Braque/Einstein: coloniale Zeit Welt- Verdichtung internationale A13 Urgeschichte der B31 Die zwei Leben und der anti- Kunst: Felszeich- des Mythos kolonialis tische nungen und B32 ­Urkommunismus, Impuls Höhlen malereien Verschwendung, C34 Afromodernis- A14 Paläo-/ Proletarisierung mus und „Selbst- Neolithikum: verteidigung“ Kindheit der James L. Allen C35 Kalifala Sidibé: Menschheit? Jean (Hans) Arp kolonialer A15 Grundlagen krise: Willi Baumeister oder globaler Ontologische Jacques-André Künstler? Umwälzung und Boiffard C36 Hafen: Zone des Formalisierung Georges Braque Kontakts und Brassaï Raum der B16 Gegenwart und Victor Brauner Mobilisierung Gegenwarts- Claude Cahun & C37 Konversion kunst Marcel Moore in den Kampf: B17 Neolithische Joseph Cornell Spanischer Kindheit Germaine Dulac Bürgerkrieg MANUAL A Die unmögliche Expansion der Geschichte B Die S/O-Funktion KW (KUNSTWERKE) C Widerstände und Fluchtlinien ANHANG INHALT / RAUMPLAN Neolithische Kindheit Kunst in einer falschen Gegenwart, ca. 1930 Diese Ausstellung handelt von Umbrüchen, Metropolen wie Paris in den Jahren Spaltungen, Öffnungen und Widersprüchen zwischen den Kriegen zu global cities. – von denen viele auf unheimliche Weise Bildende Kunst, die im Surrealismus aktuell wirken: „ca. 1930“ sah sich die und dessen Peripherien entstand, spielt west liche Moderne an die Grenzen ihres eine zentrale Rolle: Die KW (Einsteins eigenen Projekts gedrängt. Immer offen- Kürzel für „Kunstwerke“) formieren eine kundiger wurden die eklatanten Asymme- Ausstellung in der Ausstellung. trien imperialistischer und rassistischer Gleichermaßen präsent und im Herrschaft; die Weltwirtschaftskrise Austausch mit der künstlerischen Avant- machte die struk­­turellen Probleme des garde sind Akteure aus anderen Zonen Kapitalismus unübersehbar und beschleu- der Wissens- und Diskursproduktion: nigte die politische Polarisierung. ethnologische Bücher und Zeitschriften, In dieser Lage, die von vielen als hoff- kunsthistorische Veröffentlichungen, nungslos erlebt und millionenfach nicht politische Pamphlete, kulturkritische und überlebt wurde, waren Fluchtwege wichtig, sozio logische Literatur, psychologische auch wenn sie sich als fantastisch heraus- und biologische Texte. stellen sollten oder politisch in die Irre führten. Die „neolithische Kindheit“, ein von Carl Einstein geprägter Begriff, ist die prägnante Formel für eine solche Flucht: Sie verweist auf Ursprünge, Anfänge und die Freiheit im mimetischen Experiment. Carl Einstein (1885–1940), Kunst his­­ toriker, Kulturkritiker, Dichter und Anti faschist, liefert nicht von ungefähr den Leitfaden, aber auch die ständige kritische Unterbrechung des Parcours der Ausstellung: Zwischen Berlin und Paris entfaltete dieser jüdische Intellektuelle – bis zu seinem Selbstmord auf der Flucht vor den Deutschen – eine radikale, bis heute irritierende Produktivität. Die von seinen Texten ausgehende Unruhe ist symptomatisch für die Vielfalt der Krisen, in deren Zeichen die Welt in den 1920er bis 1940er Jahren stand. Geografisch liegt der Schwerpunkt der Ausstellung in West- und Mittel europa, andererseits wandelten sich koloniale (001) Slideshow: Carl Einstein, Manuskripte · Courtesy Akademie der Künste, Berlin, Carl-Einstein-Archiv A Nr. 245 Schlüsselbegriffe, die Einstein in roter Schrift auf die Vorderseite Die unmögliche gefalteter Papiere schrieb, in denen er seine Notizen sammelte: Tautologie Expansion Primitiv Totalität der Geschichte Proportion Sprache Projektion Ironie Tekton [-ik, -isch] Raum Immanenz Vergessen Form Metamo [-rphose, rphotisch] Analogie Stilisierung Sehen Ein Organ Wiederholung Ritus Sprache Bild Bewusst Diskrepanz UB [Unterbewusstsein, Unbewusstes] Imaginativ Person Ich Gott Hallu [-zination, -zinativ] Kausalität Aufruhr Dichtung Wirklichkeit Krise Abstrakt Gestalt Ding Spaltung Metafer (001) Die Gegenwart um 1930 war weltweit ge- A01 prägt von Grundlagenkrisen. Diese Krisen destabilisierten soziale Ordnungen ebenso Die Krise (von allem) wie überkommene Kategorien des Wis- Schon den Zeitgenossen galten die Zwischenkriegs jahre sens. Auf dem Höhepunkt der imperialen als eine Epoche der nicht enden wollenden Krisen. Die Expansion Europas war die Legitimation politische Weltordnung nach dem Ersten Weltkrieg bot des Kolonialismus radikal infrage gestellt. genügend Anlässe für das, was André Breton 1926 als „besondere Unruhe dieser Zeit“ bezeichnete. Von der Fort- Politische und gesellschaftliche Konflikte setzung der kolonialen Projekte der „Siegermächte“ über nahmen globale Dimensionen an. Der die beginnende Blockbildung im Verhältnis des „ Westens“ zur Sowjetunion bis zur Radikalisierung der politischen Erste Weltkrieg, die politischen Revolutio- Landschaften auf nationaler Ebene war die Lage so span- nen, die Industrialisierung der Produk- nungsgeladen wie verfahren. Die globalen Krisen des tion und die Verwissenschaftlichung der Kapi talismus um 1930 taten ihr Übriges. In einem Brief von 1931 beklagt Carl Einstein die „Krise“ als „Dauerzu- Lebenswelten sowie neue, massenkulturell stand“. Nicht nur für die kulturkritische Diagnostik und verbreitete Erfahrungen des Fremden die politische Propaganda war „Krise“ die zentrale Kate- erschütterten die Gewissheiten eines Den- gorie: Auch in den Wissenschaften beherrschte die „Krisis“ den Diskurs. Dabei fiel es nicht immer leicht, zwischen kens in europäischen Maßstäben. zutreffenden Lagebeschreibungen und rhetorischer Ver- Den Krisen der Wirtschaft und der schärfung zu unterscheiden. Gesellschaft entsprach eine fiebrige episte- mische Nervosität. Der eigene Ort in der A01 (002) Gerhard Meyer, „Krisenpolitik und Planwirtschaft“, Zeitschrift für Sozialforschung 4 (1935), Félix Alcan, Zeit wie der Begriff der Geschichte an sich Paris, S. 398 – 436 (Reprint: Kösel/dtv, München wurden problematisch. Auf der Suche nach 1970/1980) neuen Anfängen artikulierte sich dieses A01 (003) Erich Fromm, „Zum Gefühl der Ohnmacht“, Zeit- Krisenbewusstsein durch den Rückgriff schrift für Sozialforschung 6 (1937), Félix Alcan, Paris, auf Archaik, Tiefenzeit und Vorstellungen S. 95 – 118 (Reprint: Kösel/dtv, München 1970/1980) von einer „Kindheit der Menschheit“. A01 (004) Max Horkheimer, „Bemerkungen über Wissenschaft Ethnologie sowie Vor- und Frühge- und Krise“, Zeitschrift für Sozialforschung 1 (1932), C. L. Hirschfeld, Leipzig, S. 1 – 7 (Reprint: Kösel/dtv, schichte hatten entscheidenden Anteil an München 1970/1980) den anthropologischen Spekulationen um jegliche Art von Ursprüngen. Medialisiert A01 (005) Zell Ingram, „The Flight into Egypt“, Umschlag- illustration für The Crisis. A Record of the Darker durch eine wachsende Kunstpublizistik Races 3 (1933), hrsg. v. W.E.B. Du Bois, The Crisis wurden „Weltkunst“ und das Spektakel der Publishing Company, Baltimore (Reproduktion) · ­ Courtesy The Crisis Publishing Co. Höhlenmalerei zu kulturellen Formeln ei- ner Revision von Geschichte und Moderne. A01 (006) Jean-Jacques Rousseau, Die Krisis der Kultur, Mit Carl Einsteins „Handbuch der die Werke ausgewählt von Paul Sakmann, Alfred Kröner, Leipzig 1931 Kunst“ als operativem Zentrum erschließt Sektion A die Bild- und Texträume der A01 (007) Emil Lederer, Wege aus der Krise. Ein Vortrag, „archa ischen Illusion“ der 1920er bis 1940er J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1931 Jahre. (002– 007) A01 (008) Arthur Mendt, Die Technik in der Krise unserer Zeit, A01 (012) Edmund Husserl, „Die Krisis der europäischen Wissen- Volksverband der Bücherfreunde/Wegweiser-Verlag, schaften und die transzendentale Phänomenologie: Berlin 1933 Eine Einleitung in die phänomenologische Philoso- phie“, Philosophia 1 (1936), Gesellschaft Philosophia, Belgrad 1936, S. 77 – 176 (Reproduktion) A01 (009) Karl Mannheim, Mensch und Gesellschaft im Zeitalter des Umbaus, A. W. Sijthoff’s Uitgeversmaatschappij,
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