Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V Wilde Kaiser-Tour X-mal sind wir schon am Wilden Kaiser vorbei gefahren und haben nicht angehalten. Nun soll der relativ kleine aber kompakte Gebirgsstock 2010 als „Trainingsrevier“ für die diesjährige Weiterführung der Via Alpina dienen. Freitag, den 25. Juni 2010 gleich nach der Arbeit starten wir Richtung Süden. In Bayrischzell am Ursprungpass übernachten wir und beginnen am Samstag im nahe gelegenen Kufstein am Parkplatz der Kneippanlage unsere Wochentour durchs Kaisergebirge. Da wir heute nur die Kaindlhütte erreichen wollen, nehmen wir jeden „Umweg“ mit. Über´s Gasthaus Aschenbrenner und Weinberghaus steigen wir gemütlich auf. Vom Brentenjoch aus sehen wir schon unser Ziel. Wir gehen den schöneren Weg über den Gamskogel und genießen erste Ausblicke auf den Zahmen und Wilden Kaiser bei herrlichem Wetter. Die schön gelegene Kaindlhütte erreichen wir gegen 16 Uhr. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben. Der Sommerabend verspricht noch ein kleines Event. Bergsteiger sind hinauf auf die Gipfel und haben sie mit Fackeln zum Leuchten gebracht – eine verspätete Sonnenwendfeier am 26. Juni – das Wetter passte Tage zuvor nicht. Abbildung 1: Scheffauer, Zettenkaiser und zwei Maß Sonntag steht der Zettenkaiser auf dem Programm. Er ist der westliche Eckpfeiler des Kaisermassivs und steh vis-a-vis zum Scheffauer. Erst geht´s in Serpentinen durch den Wald, dann steil den Riegensteig hinauf. Eine schöne, aber ausgesetzte Gratkletterei (I) führt zum Gipfel. Oben am Kreuz sind zeitgleich ein paar Kletterer von der anderen Seite eingetroffen. Gemeinsam wird die Aussicht bestaunt. Auf gleichem Weg zurück steigen wir vorsichtig ab. An der Wegkreuzung „Großer Friedhof“ beschließen wir, den Weg für den nächsten Tag auszukundschaften. Es soll mit vollem Tourengepäck über den Widauer Klettersteig und den Scheffauer auf die Südseite des Kaisergebirges gehen. Am Einstieg setzen wir erneut die Helme auf und steigen ein Stück an den Seilversicherungen hinauf. Irgendwann verlassen mich (Heidi) die Kräfte. Thomas geht allein weiter und steht eine Stunde später auf dem Gipfel. Nach seiner Rückkehr entscheiden wir, dass es morgen auch mit Last machbar sein wird. Gesagt, getan. Montag 8 Uhr verlassen wir frisch gestärkt die Kaindlhütte, legen die Klettersteigsets an und steigen den Widauer Steig hinauf zum Scheffauer. Herrlicher Sonnenschein begleitet uns wie am Tag zuvor. Auch abwärts ist Vorsicht angesagt. Der Weg ist steil und steinig. Der schwere Rucksack staucht die Knie. Am Wilden-Kaiser-Steig angekommen gehen wir den weiten Hatscher vorbei an der Kaiserhochalm (einzige Wasserstelle am Weg) um das Treffauer-Massiv herum zur Gruttenhütte. Auch hier sind zwei Nächte eingeplant. Dienstag wollen wir eine Tagestour zur Ellmauer Halt, dem höchsten Gipfel des Kaisers wagen. Der Gamsnager-Klettersteig ist zünftig, aber gut gesichert. Oben gönnen wir uns eine ganze Stunde Gipfelrast. Wieder gut an der Hütte gelandet, stärken wir uns mit überaus üppigen und leckeren Fitness-Salattellern. Der Mittwoch sieht die Rückkehr auf die Nordseite des Wilden Kaisers vor. Über den eigentlich wegen Steinschlag gesperrten Jubiläumssteig durch die Dolomitgräben des Wilden Gschloss soll es zum Ellmauer Tor gehen. Der Hüttenwirt hat uns jedoch Hinweise für die schnelle Querung der Gefahrenstelle gegeben. Oben am Ellmauer Tor parken wir die Tourenrucksäcke und steigen zur nahen Hinteren Goinger Halt hinauf. Wir bleiben nur kurz, da der Abstieg durch die Steinerne Rinne zum Stripsenjoch noch einige Zeit beanspruchen wird. Restschneefelder bedecken die oberen Serpentinen und machen die Sache leichter. Dann wird´s steinig zwischen den gewaltigen Flanken von Predigtstuhl und Fleischbank. Wir treffen keine Menschenseele, hören nur ab und zu Stimmen der Kletterer, die in den berühmten klassischen Routen unterwegs sind. Nach kurzem Gegenanstieg auf dem Eggersteig erreichen wir das Stripsenjochhaus, unser nächstes Quartier. Die „Strips“ trennt den Zahmen vom Wilden Kaiser. Hierher führt auch ein bequemer Weg vom Parkplatz der Grieseneralm. Dem entsprechend ist auch die Frequenz. Wir verschwinden lieber aus dem Trubel und gehen auf den Hausberg, den Stripsenkopf mit seinem Aussichtspavillon. Fast alle Gipfel des Kaisergebirges kann man von hier bewundern. Das Abendbrot auf der Hütte fällt dagegen nicht ganz so Üppig aus. Man kann sagen, vom viel versprechenden Bergsteigeressen, heute Tiroler Gröstl, wird man nicht satt. Erstmals! Donnerstag geht es abwärts entweder zum Naturfreundehaus „Hans Berger“ oder zum Anton-Karg-Haus (Hinterbärenbad). Beide liegen im Kaisertal 15 min voneinander entfernt. Wir entscheiden uns spontan für das zweite und quartieren uns ein. Den noch frühen Tag füllen wir mit einer Runde über die Vorderkaiserfeldenhütte im Zahmen Kaiser und den Höhenweg über die Kaiserquelle sowie steilen Abstieg zum Hinterbärenbad aus. Erst am Abend entdecken wir die liebevollen Details der Hütte, sei es der Salatkopf als Tischschmuck oder der Bienenschaukasten für die Gäste, der Kerzenschein im Waschraum oder der abendliche Blick vom rot kariert bezogenen Bett aus auf die Wände des Totenkirchl. Die lustige hütteneigene Eselfamilie macht die Sache rund. Hier stimmt einfach alles. Bei anhaltendem Kaiserwetter entscheiden wir uns am Freitag nicht für den direkten Weg nach Kufstein. Alternativ gehen wir den Bettlersteig hinauf zur Kaindlhütte. Hier wird der Kreis geschlossen. Wir grüßen erneut den Hüttenwirt und steigen nun endgültig gemütlich über die Duxer Alm ohne Lift hinab zum Auto. Am Ursprungpass, Grenze zu Deutschland, schlafen wir noch einmal in der Bäckeralm. Zum Abschluss wandern wir am Samstag von Bayrischzell auf dem König-Maximilian-Weg die 1000 hm auf den viel besuchten Wendelstein und selbstverständlich wieder hinab, ehe wir auf leerer Autobahn das WM-Fußballspiel Deutschland:Argentinien im Radio verfolgen und guter Dinge wieder in Merseburg eintreffen. Thomas und Heidi Bahr, Juni 2010 © Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins e.V. Seite 1 von 1.
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