6. Bremsen Als Parasiten Und Vektoren

6. Bremsen Als Parasiten Und Vektoren

DIPLOMARBEIT / DIPLOMA THESIS Titel der Diplomarbeit / Title of the Diploma Thesis „Blutsaugende Bremsen in Österreich und ihre medizini- sche Relevanz“ verfasst von / submitted by Manuel Vogler angestrebter akademischer Grad / in partial fulfilment of the requirements for the degree of Magister der Naturwissenschaften (Mag.rer.nat.) Wien, 2019 / Vienna, 2019 Studienkennzahl lt. Studienblatt / A 190 445 423 degree programme code as it appears on the student record sheet: Studienrichtung lt. Studienblatt / Lehramtsstudium UF Biologie und Umweltkunde degree programme as it appears on UF Chemie the student record sheet: Betreut von / Supervisor: ao. Univ.-Prof. Dr. Andreas Hassl Danksagung Hiermit möchte ich mich sehr herzlich bei Herrn ao. Univ.-Prof. Dr. Andreas Hassl für die Vergabe und Betreuung dieser Diplomarbeit bedanken. Seine Unterstützung und zahlreichen konstruktiven Anmerkungen waren mir eine ausgesprochen große Hilfe. Weiters bedanke ich mich bei meiner Mutter Karin Bock, die sich stets verständnisvoll ge- zeigt und mich mein ganzes Leben lang bei all meinen Vorhaben mit allen ihr zur Verfügung stehenden Kräften und Mitteln unterstützt hat. Ebenso bedanke ich mich bei meiner Freundin Larissa Sornig für ihre engelsgleiche Geduld, die während meiner zahlreichen Bremsenjagden nicht selten auf die Probe gestellt und selbst dann nicht überstrapaziert wurde, als sie sich während eines Ausflugs ins Wenger Moor als ausgezeichneter Bremsenmagnet erwies. Auch meiner restlichen Familie gilt mein Dank für ihre fortwährende Unterstützung. Zu guter Letzt möchte ich noch jenen Personen meinen Dank aussprechen, die mir an den ein- zelnen Standorten meiner Untersuchung mit ihrer lokalen Expertise ausgeholfen haben. Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................................................................... 7 1. Begriffsentwicklung ............................................................................................................ 9 1.1. Altgriechisch und Latein ............................................................................................. 9 1.2. Germanischer Sprachraum ........................................................................................ 10 2. Systematik und Taxonomie der Tabanidae ....................................................................... 12 3. Morphologie, Physiologie und Life History ..................................................................... 14 3.1. Lebenszyklus ............................................................................................................. 14 3.2. Vergleichende und funktionelle Morphologie ........................................................... 17 3.2.1 Allgemeiner Körperbau ...................................................................................... 17 3.2.2 Mundwerkzeuge ................................................................................................. 19 3.2.3 Augen ................................................................................................................. 21 3.3. Physiologie und Verhalten ......................................................................................... 23 3.3.1 Orientierung und Wirtsfindung .......................................................................... 23 3.3.2 Funktion des Speichels ....................................................................................... 26 4. Untersuchung zum Auftreten häufiger Bremsenarten in Österreich ................................. 27 4.1. Zielsetzung ................................................................................................................. 27 4.2. Vorbereitende Arbeiten ............................................................................................. 28 4.3. Sammelmethoden ...................................................................................................... 29 4.4. Durchführung ............................................................................................................. 30 4.5. Bestimmungsmethoden ............................................................................................. 36 4.6. Ergebnisse .................................................................................................................. 38 5. Einheimische Arten ........................................................................................................... 42 6. Bremsen als Parasiten und Vektoren ................................................................................ 72 6.1. Allgemeines ............................................................................................................... 72 6.2. Humanmedizinische Bedeutung ................................................................................ 73 6.3. Veterinärmedizinische Bedeutung ............................................................................. 82 6.4. Überregional bedeutsame, von Bremsen übertragbare Krankheitserreger ................ 90 Literaturverzeichnis .................................................................................................................. 91 Bilderverzeichnis .................................................................................................................... 121 Zusammenfassung .................................................................................................................. 124 Abstract .................................................................................................................................. 125 Einleitung Bremsen sind weltweit verbreitete, meist blutsaugende Insekten aus der Familie der Tabanidae und der Ordnung Diptera. Es sind über 4400 Arten bekannt, wovon die meisten in den Tropen leben. In Österreich konnten bis 2018 65 Arten nachgewiesen werden. Fast allen gemeinsam ist die Notwendigkeit einer Blutmahlzeit, um Nachkommen hervorbringen zu können. Die sonstige Ernährung besteht aus zuckerhältigen Pflanzensäften. Die für Bremsen verwendeten Begriffe haben eine lange Entwicklung hinter sich. Die alten Griechen nannten sie etwa oîstros oder myōps und die Römer tabanus, asilus oder oestrus. Da- bei unterschieden sie aber nicht zwischen Bremsen (Tabanidae), Dasselfliegen (Oestridae) und Raubfliegen (Asilidae). Auch im deutschen Sprachraum wurde lange Zeit keine Unterschei- dung getroffen. Mit dem althochdeutschen bremo, das sich vom Verb breman, was brummen oder summen bedeutet, ableitet, und den Nachfolgebegriffen aus dem Mittelhochdeutschen und Neuhochdeutschen wurden und werden in der Umgangssprache bis heute manchmal sowohl Tabanidae als auch Oestridae als Bremsen bezeichnet. In dieser Arbeit sind mit diesem Begriff stets die Vertreter der Familie Tabanidae gemeint. Eine erste Systematisierung hielt im 18. Jahrhundert mit Carl von Linné und seinem Systema Naturae Einzug. Darin wurde der Begriff Tabanus eindeutig jener Tiergruppe zugeordnet, die wir heute als Tabanidae kennen. Trotz der großen Fortschritte in den folgenden Jahrhunderten, in deren Rahmen beispielsweise die Unterfamilien Pangoniinae, Chrysopsinae und Tabaninae geschaffen wurden, bleibt die Systematik der Bremsen ein unvollständiges Werk, an dem aber beständig gearbeitet wird. Bremsen sind im Allgemeinen robust gebaute Brachyceren, die je nach Art zwischen sechs und dreißig Millimeter lang sind. Gut erkennbar sind beispielsweise die Tabaninae an einem cha- rakteristischen Antennenhöcker, die Chrysopsinae an einem schwarzen Band auf den Flügeln sowie leuchtend grünen, gefleckten Augen und die Pangoniinae an einem oft überlangen Labrum, das die restliche Körperlänge um ein Mehrfaches übersteigen kann. Die Mundwerk- zeuge der Weibchen sind stechend-saugend mit messerartigen Mandibeln und stilettartigen La- cinien. Erstere formen gemeinsam mit dem Labrum ein Nahrungsrohr, während das Speichel- rohr im Inneren des Hypopharynx verläuft. Das Labium dient als Scheide, in welchem sich die restlichen Mundwerkzeuge die meiste Zeit über befinden. Die Wirtssuche erfolgt auf größere Distanz mithilfe des ausgeprägten Sehvermögens. Als be- sonders attraktiv gelten dabei Objekte, die dunkel sind und einen hohen Anteil linear polarisier- ten Lichts reflektieren. Deswegen werden schwarze Tiere viel öfter gestochen als weiße. Über eine Schichtung der Cornea, die bestimmte Wellenlängen reflektiert, ist es außerdem möglich, 7 bestimmte Hintergrundfarben auszublenden, beispielsweise das Grün von Büschen, um den farblichen Kontrast zu potentiellen Wirtstieren zu erhöhen. Makroskopisch äußert sich dies in den gut sichtbaren Augenstreifen und -punkten vieler Bremsenarten. Bremsen orientieren sich zusätzlich über Gerüche und verfügen beispielsweise über Rezeptoren für Kohlendioxid, wel- ches von allen Landwirbeltieren über die Ausatemluft abgegeben wird. Der Stich einer Bremse ist schmerzhaft und blutet nach. Im Gegensatz zu Stechmücken sind sie keine Kapillarsauger (Solenophage), die ein Blutgefäß anstechen, um daraus Blut aufzuneh- men, sondern sogenannte Poolfeeder (Telmophage). Das heißt, sie erzeugen mithilfe ihrer mes- serartigen Mandibeln, die sich wie eine Schere auf und zu bewegen, größere Wunden und sau- gen das austretende Blut auf. Um ein Gerinnen zu verhindern und sich gegen die Immunabwehr des Wirts zu schützen, werden über den Speichel zahlreiche Proteine in die Wunde abgegeben. Die über die Blutmahlzeit gewonnen Proteine werden benötigt, um die Eier zu produzieren, welche die Bremsen meistens in der Nähe von Gewässern ablegen. Nach

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