Der Weg eines Monopols durch die Geschichte Zur Entstehung und Entwicklung der deutschen chemischen Industrie ... von Anilin bis Zwangsarbeit Eine Dokumentation des Arbeitskreises I.G. Farben der Bundesfachtagung der Chemiefachschaften Aachen, Bonn, Braunschweig, Freiburg, Karlsruhe, Würzburg 1994 ... von Anilin bis Zwangsarbeit Der Weg eines Monopols durch die Geschichte Zur Entstehung und Entwicklung der deutschen chemischen Industrie Eine Dokumentation des Arbeitskreises I.G. Farben der Bundesfachtagung der Chemie- fachschaften 1. Auflage September 1994 Herausgeber: AStA TU Berlin Druck: AStA TU Berlin Adresse für Direktbestellungen: Fachbereichsinitiative Chemie TU Berlin Sekretariat TC1 Straße des 17. Juni 135 10623 Berlin Rückfragen und Bestellungen können weiterhin über alle Chemiefachschaften der Hochschulen und Universitäten in der BRD an das Sekretariat der Bundesfachtagung übermittelt werden. Die zu diesem Buch gehörende Ausstellung gleichen Titels kann ebenfalls auf diesem Weg angefordert werden. Vorwort der Verfasser Die Idee zu einer Arbeit über die Wurzeln der deutschen Chemieindustrie und die Geschichte des I.G. Farben-Konzerns entstand auf dem Abschlußplenum der Bundesfachtagung der Chemiefachschaften im November 1990 in Bielefeld. Äußerer Anlaß dafür war die nach der Vereinigung von BRD und DDR aufflammende Diskussion um Besitzansprüche westdeutscher Industrieunternehmen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Besonderes Aufsehen erregten dabei die Forderungen der Liquidationsgesellschaft "I.G. Farben in Auflösung". Da wir der Meinung waren, daß dieses Thema eine eingehendere Beschäftigung verdiene, beschlossen wir, durch Erarbeitung einer Ausstellung und einer begleitenden Broschüre etwas Licht in dieses dunkle Kapitel deutscher Industriegeschichte zu bringen. So entstanden in mehreren Fachschaften eigenständige Gruppen, die einzelne Epochen dieser Geschichte vertieft bearbeiteten. Die so zunächst unabhängig voneinander entstandenen Kapitel wurden in mehreren Arbeitskreistreffen zu der vorliegenden Broschüre zusammengefaßt. Mögliche Uneinheitlichkeiten in der Ausarbeitung ließen sich daher nicht vollständig ver- meiden. Wir hoffen aber, daß wir insgesamt eine umfassende und dennoch übersichtliche Darstellung der Geschichte der I.G. Farbenindustrie AG gegeben haben. Wir bedanken uns bei allen, die uns Informationen und Materialien zur Verfügung gestellt haben, und wir hoffen, daß diese Ausstellung zu einem besseren Verständnis von Geschichte und Gegenwart der Chemie und der chemischen Industrie beitragen kann. Der Arbeitskreis I.G. Farben der Bundesfachtagung der Chemiefachschaften Andreas, Detlef, Jürgen, Marc, Peer, Rudi, Winnie (Fachschaft Chemie Uni Bonn, Fachschaft Chemie TU Braunschweig, Fachschaft Chemie Uni Freiburg, Fachschaft Chemie RWTH Aachen, Fachschaft Chemie Uni Karlsruhe, Fachschaft Chemie Uni Würzburg) Inhaltsverzeichnis Einleitung..............................................................................................................................1 1. Die Vorgeschichte der I.G. Farben bis zur Gründung des Konzerns 1925 ....................3 1.1. Von den Anfängen bis zu weltmarktbeherrschenden Großunternehmen........................3 1.2. Die Denkschrift von Duisberg und erste Zusammenschlüsse.........................................5 1.3. Schießpulver und Giftgase - die Chemie im Ersten Weltkrieg ......................................8 1.4. Vom Krieg über Versailles in die Nachkriegszeit - aus einer Interessengemeinschaft wird ein Weltkonzern..........................................................16 2. Die I.G. Farben in der Weimarer Republik...................................................................21 2.1. Aufbau und Struktur..................................................................................................21 2.2. Die I.G. und ihre Einflußnahme auf die Politik der Weimarer Republik ......................28 2.3. Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf die I.G. ..................................................34 3. 1933-1939: Die I.G. Farben und der NS-Staat ..............................................................39 3.1. Rüstungsforschung und Auslandskontakte - I.G. Farben und Standard Oil Development Company ...........................................................................................40 3.2. Die Beziehungen der I.G. zur NSDAP .......................................................................41 3.3. Die I.G. rüstet für den Krieg - Carl Krauch als Munitionsdiktator .............................47 4. 1939 - 1945: Die I.G. Farben im II. Weltkrieg...............................................................57 4.1. Die "Gleichschaltung" der europäischen Chemie-Industrie .........................................57 4.2. Sklavenarbeit und die Interessengemeinschaft - Auschwitz.........................................64 4.3. Medizinische Experimente "im Dienste der Menschheit"?...........................................77 4.4. Militärische Entwicklung des II. Weltkrieges .............................................................85 5. 1945-1955: Nürnberger Prozesse und Entflechtung der I.G. Farben ...........................87 5.1. Die weltpolitische Lage am Ende des 2. Weltkrieges..................................................87 5.2. Die Besatzungspolitik................................................................................................95 5.3. Der Kriegsverbrecherprozeß gegen die I.G. Farben....................................................98 5.4. Die "Entflechtung"...................................................................................................107 6. 1951-1991: 40 Jahre Kampf um Entschädigung für NS-Zwangsarbeit......................111 6.1. 1951: I.G. Farben auf Entschädigung für Zwangsarbeit verklagt ..............................111 6.2. 1946-48: Kriegsverbrecherprozesse - Nachweis der individuellen Schuld ................112 6.3. 1953: I.G. Farben in erster Instanz schuldig gesprochen...........................................114 6.4. 1954: Der Wollheim-Prozeß geht in die nächste Runde............................................115 6.5. Dezember 1954: Versuch der Einflußnahme auf die Gesetzgebung...........................116 6.6. 1955: Verhandlungsstillstand nach Ende der Besatzungszeit ....................................117 6.7. 1956/57: Der Kompromiß - 30 Millionen DM..........................................................118 6.8. 1957: Die Frage der Einbeziehung der "Nationalverfolgten".....................................120 6.9. 1958-63: Die Verteilung der Gelder aus dem Wollheim-Vergleich............................122 6.10. 1958-63: Die "Nationalverfolgten" gehen vor Gericht ............................................123 6.11. Entschädigungszahlungen nach Abschluß des Wollheim-Vergleiches......................125 6.12. 1992: Über die Chancen weiterer Entschädigungszahlungen...................................128 7. Die I.G. Farben und ihre Nachfolger bis heute............................................................133 7.1. Karrieren von I.G. Farben-Managern in der Nachkriegszeit......................................133 7.2. Neue Namen - alte Praktiken ...................................................................................136 7.3. Die unendliche Geschichte der I.G. Farben-Liquidation............................................142 Nachwort...........................................................................................................................149 Literaturverzeichnis..........................................................................................................151 Empfohlene einführende Literatur...................................................................................151 Gesamtverzeichnis..........................................................................................................152 Einleitung I.G. Farben - wofür steht das eigentlich? Der wenig spektakulär klingende Name "Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG" war über Jahre hinweg ein Synonym für (fast) die gesamte deutsche Chemieindustrie - ein gigantisches Kartell aller großen deutschen Chemieunternehmen. Mit ihrer enormen wirtschaftlichen Macht ermöglichten sie dem Kaiserreich die Fortführung des I. Weltkrieges, waren sie ein bestimmender Faktor der Innen- und Außenpolitik der Weimarer Republik und schließlich auch Mitgestalter und Nutznießer der faschistischen Diktatur und des II. Weltkrieges. Warum, so mögen sich nun manche fragen, graben wir Dinge aus, die Jahrzehnte zurückliegen und so keinen auf den ersten Blick erkennbaren Bezug mehr zur Gegenwart haben? Was heute Gegenwart ist, ist morgen schon Vergangenheit; Gegenwart ist das Resultat von Prozessen, die in der Vergangenheit ihren Anfang nahmen und deren Bestandteil die Gegenwart selbst ist. Vieles von dem, was heute selbstverständlich erscheint, verliert seine scheinbare Zwangsläufigkeit bei einer Betrachtung seiner historischen Entwicklung, so daß sich die Frage nach dem Wie und Warum bestimmter Zustände anschließt. Kurz, die historische Betrachtung liefert einen Schlüssel zu einer kritischen Beleuchtung der Gegenwart. Für uns als Studierende des chemischen Zweiges der Naturwissenschaften bedeutet dies eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der Chemie, die auf das engste verflochten ist mit der Entwicklung der chemischen Großproduktion. Diese wird von den Machenschaften eines Chemieimperiums überschattet, das in der Lage war, auf den Lauf der Welt in nahezu einzigartiger Weise Einfluß zu nehmen - eben
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