Dem Lernen Widmet Sich Der Edle Mensch

Dem Lernen Widmet Sich Der Edle Mensch

Eberhard Schoenfeldt Dem Lernen widmet sich der edle Mensch Bildung und Ausbildung in Korea (Republik) Studien zu einem konfuzianisch geprägten Land Kassel 2000 Das diesser Veröffentlichung zugrundeliegende Vorhaben im Rahmen des Be­ rufsbildungswissenschaftleraustausches (BBWA) von der Carl Duisberg Ge­ sellschaft e. V. mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. (Förderungszeichen: G 9013.008) Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Sofern eine elektronische Version dieses Werkes auf einem Server bereitgestellt wird, sind Vervielfältigungen nur zum persönlichen Gebrauch gestattet. Dem Lernen widmet sich der edle Mensch Bildung und Ausbildung in Korea (Republik) Studien zu einem konfuzianisch geprägten Land Eberhard Schoenfeldt Universität Gesamthochschule Kassel • Institut für Berufsbildung Berufs- und Wirtschaftspädagogik Band 30 Kassel: Universitätsbibliothek, 2000 ISBN: 3-89792-024-7 Bezugsbedingungen: Preis: 20,-- DM zuzüglich Porto- und Versandkosten Bestellungen an: Institut für Berufsbildung der Universität Gesamthochschule Kassel Fachbereich 10, Heinrich-Plett-Str. 40 34109 Kassel, Dr. Raimund Dröge Prof. Jae-Won Lee dem grand old man der technischen Bildung in Korea (Republik) in Verbundenheit zugeeignet Vorwort Seit der Veröffentlichung meines Buches "Der Edle ist kein Instrument - Bildung und Ausbildung in Korea (Republik)" sind einige Jahre vergangen. Mehrere weitere Forschungsaufenthalte in Südkorea und weiteres Literaturstudium brach­ ten verbesserte Kenntnisse und neue Einsichten. Eigene Studien und Auftrags­ forschung für den DAAD ließen Arbeiten entstehen, die teilweise öffentlich nicht zugängig sind. So kam es zur Überlegung, ein weiteres Buch zur Bildung und Ausbildung in Korea vorzulegen. Ganz zufrieden bin ich mit dem Ergebnis nicht. Es ist schwierig, aus verschiede­ nen Texten ein in sich stimmiges Buch zur erarbeiten. Überschneidungen und Wiederholungen sind so gut es ging vermieden worden. Schon vom Umfang her war es notwendig, das 1996 erschienene Buch deutlich zu kürzen. Das geschah dadurch, daß ganze Kapitel oder Passagen in die neue Veröffentlichung nicht wieder aufgenommen wurden. So habe ich das erste Kapitel zur Eigenständigkeit Koreas und die Abhängigkeit von China und Japan im Laufe der Geschichte nicht wieder übernommen. Zu diesem Gebiet habe ich auch keine neuen Einsichten. Zur Darstellung der wirtschaftlichen Entwicklung Koreas gibt es kompetentere Autoren als mich, also ist auch dieses Kapitel entfallen. Ebenso ist das dritte Kapitel, das sehr aspekthaft in die Grundgedanken chinesischer Philosophie einführen wollte, weitgehend gestrichen. Auch zu diesem Thema gibt es sehr gute andere Quellen. Ausgebaut wurde der Text zur Lehr- und Lernkultur in konfuzianisch geprägten Gesellschaften. Neu ist weiter das Kapitel zur Qualifizierung und Beschäftigung von Lehrpersonal. Auch das Kapitel zur Bildungszusammenarbeit mit Korea wurde deutlich erweitert. Alle von meinem ersten Buch übernommenen Teile sind redigiert und bezüglich der statistischen Angaben auf den neuesten Stand ge­ bracht worden. 4 Das Buch "Der Edle ist kein Instrument" ist im Buchhandel nicht mehr erhältlich, aber im Internet unter: http://www.uni-kassel.de/fb10/bwp/publika/schr­ 22/titelbl.html abgelegt. War schon derTitel des ersten Buches ein Ausspruch, der Konfuzius zugeschrie­ ben wird, so verhält es sich beim Titel dieses Buches genauso. Eberhard Schoenfeldt 5 Inhaltsverzeichnis Seite 1 Einleitung. Korea. eine Bildungsmeritokratie 9 2 Das Bildungswesen Koreas. Entwicklung und Einflüsse 17 2.1 Vom 4. Jahrhundert bis zur Öffnung des Choson-Reiches: 18 Der Einfluß Chinas 2.2 Von 1880 bis 1910. Zwischenzeit: 25 Erster westlich-christlicher Einfluß 2.3 Von 1910 bis 1945. Kolonialzeit: 38 Der Einfluß Japans 2.4 Von 1945 bis 1953. Besatzungs- und Kriegszeit: 53 Der Einfluß der USA 3 Bildung in Korea: Zwischen Tradition und Moderne 63 3.1 Bildungswille. Gesellschaft und Bildungsverständnis 63 3.2 Bildungserwerb. Lehren und Lernen 93 3.3 Bildungssystem. Schulen und Curricula 117 3.4 Bildungsplanung. Trägerschaft und Finanzierung 149 4 Berufsbildung In Südkorea: Im Spannungsfeld 169 von formaler und non-formaler Bildung 4.1 Ein Berufsbildungssystem ohne Beruf, Bildung und System 169 4.2 Formale berufliche Bildung 190 4.3 Non-formale berufliche Bildung 224 6 Seite 5 Lehrpersonal. Qualifizierung und Beschäftigung 267 5.1 Historische und soziale Aspekte koreanischer 267 Lehrerbildung 5.2 Lehrer an Technical High Schools und 275 Junior Colleges 5.3 Ausbildung und Beschäftigung von Instruktoren 314 6 Korea und die internationale Bildungszusammenarbeit 323 6.1 Koreas Weg in die internationale Anerkennung 323 6.2 Korea als "Nehmerland" und als "Geberland" 328 6.3 Koreanische Studenten in Deutschland 348 Literaturverzeichnis 387 Verzeichnis der Schriftenreihe Berufs- und Wirtschaftspädagogik 406 7 1 Einleitung. Korea. eine Bildungsmeritokratie Die folgenden Untersuchungen gehören in das Feld vergleichender Berufspäd• agogik. Der Vergleich im strengen Sinne mit unserem, dem dualen Ausbildungs­ system, findet jedoch nur gelegentlich statt. Es kommt mir nämlich nicht darauf an, das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem erneut darzustellen, was bei einem Vergleich eigentlich notwendig wäre. Zum dualen System gibt es im übrigen genügend qualifizierte Veröffentlichungen. Mein Ziel ist gar nicht, etwa koreanische Verhältnisse bei uns einführen zu helfen - was ohnehin kaum ginge, selbst wenn man dies wollte. Die Möglichkeit zur Übertragung beruflicher Qualifizierungssysteme in andere Länder und Kulturen hält sich in sehr engen Grenzen. Dies hat sich z. B. auch bei dem mehrfachen, sich wiederholenden Scheitern der versuchten Einführung des deutschen dualen Systems in Entwicklungsländern bestätigt. Nun mag das auch an den besonders unterschiedlichen Bedingungen in einem führenden Industrieland und Entwick­ lungsländern liegen, so könnte man meinen. Aber auch der Transfer in ein Indu­ strieland würde kaum gelingen. So schreibt Francis Fukuyama in seinem Bestsel­ ler "Konfuzius und Marktwirtschaft, der Konflikt der Kulturen": "Die Mannschaft um Bill Clinton machte die deutsche Berufsausbildung bei den Präsidentschafts• wahlen 1992 zu einem Wahlkampfthema. Doch die Lehrlingsausbildung in Deutschland ist in ein komplexes System der beruflichen Bildung eingebunden, das sich nicht einfach in Einzelteile zerlegen und exportieren läßt. Letztlich ist es an den Fortbestand bestimmter gesellschaftlicher und kultureller Traditionen geknüpft, die in Mitteleuropa einzigartig sind" (Fukuyama 1995, S. 281). Es gibt nun wohl keine Bildungssysteme, die unserem so diametral entgegenge­ setzt sind, wie die in konfuzianisch geprägten Ländern Ostasiens. Dazu gehören Korea, Japan, Taiwan und im Prinzip auch die VR China. 9 Wenn das Ziel der folgenden Studien also nicht darin besteht, mit "ostasiatischen Argumenten" in Deutschland Reformen anzumahnen. Was dann? Das Kontrastbild, das durch die folgenden Erörterungen entstehen soll, kann dazu dienen, die Reflexionen über unser System präziser werden zu lassen. Das könnte und sollte dazu führen, daß wir aus zahlreichen historisch-kulturellen Gründen an unserem System durchaus festhalten und es aus sich heraus ständig weiter modernisieren. Das in vielen gesellschaftlichen Bereichen üblich gewordene ängstliche Schielen nach Ostasien ist selten wirklich hilfreich. Wenn man es aber doch tut, dann sollte man als erstes lernen, wie bewußt und behutsam Ostasiaten mit ihren Traditionen und ihrem kulturellen Erbe umgehen. Es führt leider viel zu weit, an dieser Stelle die gegenläufigen Entwicklungen von einer technisch-ökonomischen Globalisierung und den vielfach zu beobachten­ den kulturellen Rückbesinnungen, wie sie sich z. B. in der Re-Islamisierung und der "Re-Asianisierung" (Sommer 1995, S. 5) darstellen, zu analysieren und zu diskutieren. Im Streit zwischen Universalismus und (kulturellem) Partikularismus­ das sei hier nur angedeutet - neige ich bezüglich Bildung und Ausbildung der zweiten Position zu. Das heißt, ich nehme eine weitgehende kulturelle Gebun­ denheit von Bildung und Ausbildung an. Ich tue das auch eingedenk der von A. Finkielkraut so eindrucksvoll beschworenen prinzipiellen Gefahr einer "Niederlage des Denkens". Er befürchtet die Preisgabe der Ergebnisse der europäischen Aufklärung als für alle Menschen weltweit gültige Werte durch die Behauptung, daß mehr oder minder alles kulturgebunden sei und allen Kulturen mit entspre­ chender Toleranz begegnet werden müsse (Finkielkraut 1989). Mir scheint es trotzdem vernünftig zu sein, unser Bildungs- und Ausbildungs­ system im Rahmen unserer Kultur weiterzuentwickeln. Das bedeutet nicht einen Beitrag für ein Museum des dualen Systems beisteuern oder etwa den Dialog 10 zwischen den Kulturen einschränken zu wollen. Am BeispielOstasiens lassen sich die einschneidenden Folgen aufzeigen, wenn sich Länder (China, Japan und Korea) zu einer jahrhundertelangen freiwillig durchgeführten kulturellen Isolie­ rung, ja Abschottung vom Rest der Welt entschließen. Es gab für diese Länder große Schwierigkeiten nach ihrer Öffnung im 19. Jh., den technischen und kultu­ rellen Anschluß an die westliche Welt zu finden. Der Dialog zwischen den Kultu­ ren, wenn er nicht asymmetrisch geführt wird, ist für die weitere Entwicklung unentbehrlich. Bisherwarvon IIBildungssystemen" die Rede. Eine Darstellung des koreanischen Bildungssystems alleine brächte aber nur sehr eingeschränkte Einsichten. Erst die Aufhellung der Hintergründe, also z. B. wie sich die Gesellschaft

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