Die Physikalischen Arbeiten Des Jungen B. L. Van Der Waerden

Die Physikalischen Arbeiten Des Jungen B. L. Van Der Waerden

Die physikalischen Arbeiten des jungen B. L. van der Waerden Martina R. Schneider als Dissertation vorgelegt im Fachbereich C Mathematik und Naturwissenschaften der Bergischen Universit¨at Wuppertal zur Erlangung des akademischen Doktorgrades Dr. rer. nat. im Oktober 2009 Die Dissertation kann wie folgt zitiert werden: urn:nbn:de:hbz:468-20100287 [http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn%3Anbn%3Ade%3Ahbz%3A468-20100287] Die Menschen k¨onnen nicht sagen, ” wie sich eine Sache zugetragen, sondern nur wie sie meinen, daß sie sich zugetragen h¨atte.“ (Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbuch C, 375) 1. Gutachter: Prof. Dr. Erhard Scholz (Wuppertal) 2. Gutachter: Prof. Dr. Markus Reineke (Wuppertal) 3. Gutachter: Prof. David E. Rowe PhD (Mainz) Datum der Disputation: 9. Februar 2010 Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 Hintergrund: Die Entwicklung bis ca. 1928 9 1 Zur Geschichte der Darstellungstheorie 11 1.1 Darstellungstheorie endlicher Gruppen . 13 1.1.1 Frobenius . 13 1.1.2 Burnside . 16 1.1.3 Schur . 18 1.2 Darstellungstheorie halbeinfacher Liealgebren und Liegruppen . 21 1.2.1 Zur Vorgeschichte: Killing, Study, Cartan . 22 1.2.2 Weyl . 25 2 Zur Entwicklung der Quantenmechanik 28 2.1 Quanten, Atomstruktur in der alten Quantentheorie . 28 2.1.1 Die Quantenhypothese . 28 2.1.2 Das Bohr-Sommerfeldsche Atommodell . 30 2.1.3 Krisenstimmung . 33 2.2 Das Entstehen der neuen Quantenmechanik . 34 2.2.1 Matrixmechanik, q-Zahlen, Wellenmechanik, Operator-Kalkul¨ 34 2.2.2 Elektronenspin und relativistische Wellengleichung . 37 3 Gruppentheorie und Quantenmechanik bis 1928 41 3.1 Das Auftauchen von Symmetrien bei Heisenberg und Dirac . 42 3.2 Das Einbeziehen der Darstellungstheorie und die Er¨offnung weiterer Anwendungsm¨oglichkeiten . 43 3.2.1 Wigner . 43 3.2.2 Wigner und von Neumann . 45 3.2.3 Heitler und London . 51 3.2.4 Weyl . 52 3.3 Zuruckhaltung,¨ Interesse, Skepsis, Ablehnung – zur Rezeption . 56 4 Van der Waerdens wissenschaftlicher Werdegang bis 1928 65 4.1 Elternhaus und Jugend . 65 4.2 Der Einstieg in die Wissenschaft . 68 4.2.1 Studium in Amsterdam (1919–1924) . 68 4.2.2 Die erste Publikation: zur Relativit¨atstheorie (1921) . 73 iii Inhaltsverzeichnis 4.3 Promotion und Habilitation (1924–1928) . 84 4.3.1 Studium in G¨ottingen 1924/25 – a new world opened up“ . 84 ” 4.3.2 Promotion in Amsterdam . 93 4.3.3 Hamburg 1926/7 – herrlich, mathematisch gesprochen“ . 94 ” 4.3.4 Habilitation in G¨ottingen und Assistenz bei Courant 1927/28 96 Van der Waerdens Einstieg in die Quantenmechanik in Groningen 99 5 Van der Waerden als Professor in Groningen (1928–1931) 101 5.1 Berufung nach Groningen . 101 5.2 Zur Mathematik und Physik in Groningen . 104 6 Der Spinorkalkul¨ als Auftragsarbeit fur¨ Ehrenfest 108 6.1 Ehrenfests physikalisches Netzwerk in den Niederlanden . 108 6.2 Die Leidener Vortragsreihe zur Gruppentheorie in der Quantenmechanik111 7 Spinorkalkul¨ und Wellengleichung 115 7.1 Der Kontext . 115 7.2 Einfuhrung¨ der Spinoren und des Kalkuls¨ . 118 7.2.1 Entwicklung des Spinorkalkuls¨ . 119 7.2.2 Darstellungen der Lorentzgruppe in Spinorr¨aumen . 120 7.2.3 Objekte der Relativit¨atstheorie in Spinornotation . 122 7.3 Diskussion der relativistischen Wellengleichung . 125 7.3.1 Diracs Wellengleichung im Spinorkalkul¨ . 125 7.3.2 Alternative Wellengleichungen . 127 7.4 Die Bedeutung der Weißschen Arbeit . 129 7.5 Erste Reaktionen auf den Spinorkalkul¨ . 132 7.5.1 Laporte und Uhlenbeck . 133 7.5.2 Ehrenfest . 135 Van der Waerden und seine Leipziger Arbeiten zur Quantenmechanik 139 8 Van der Waerden als Professor in Leipzig (1931–1945) 141 8.1 Berufung, Kollegen und Lehre . 141 8.2 Forschungsbeitr¨age zur mathematischen Physik – eine Ubersicht¨ . 144 8.3 Exkurs: Van der Waerden und der Nationalsozialismus . 146 9 Uberblick¨ zu van der Waerdens Monographie zur gruppentheoretischen Methode in der Quantenmechanik 163 9.1 Entstehungskontexte . 163 9.2 Zu Inhalt, Aufbau und Stil . 167 iv Inhaltsverzeichnis 10 Darstellungstheorie vermittels Gruppen mit Operatoren 173 10.1 Zur Geschichte des Konzepts . 173 10.2 Van der Waerdens Einfuhrung¨ in die Darstellungstheorie . 176 10.3 Beispiel: Eindeutigkeitssatz . 180 10.4 Ein moderner, struktureller Zugang? . 184 11 Konstruktion von Darstellungen 188 11.1 Spezielle lineare und unit¨are Gruppe, sowie Drehungsgruppe . 188 11.2 Infinitesimale Drehungen . 195 11.3 Die Lorentzgruppe . 199 11.4 Fazit . 202 12 Anwendungen der Gruppentheorie in der Quantenmechanik 205 12.1 Die Basis der gruppentheoretischen Methode . 206 12.1.1 Weyls Zugang uber¨ den Hilbertraum . 206 12.1.2 Wigners Konzept der Symmetriegruppe . 208 12.1.3 Van der Waerdens allgemeine und strukturelle Darstellung . 210 12.2 Quantenzahlen und Auswahlregeln . 212 12.2.1 Wigners gruppentheoretischer Ansatz zur Deduktion von Auswahlregeln . 213 12.2.2 Die Herleitung von Auswahlregeln bei van der Waerden . 215 12.3 Der Spinorkalkul¨ – revisited . 217 12.3.1 Einige kleinere Abweichungen zum Vorgehen von 1929 . 217 12.3.2 Invarianten und invariante Gleichungssysteme . 219 12.3.3 Spinoren und die Darstellungen DJJ0 .............. 220 12.3.4 Spinraum und innere Quantenzahl j .............. 222 12.3.5 Die relativistische Wellengleichung . 225 12.4 Zur Rezeption der gruppentheoretischen Methode . 227 13 Zum Umgang mit Slaters gruppenfreier Methode 232 13.1 Slaters gruppenfreie Methoden fur¨ Atome mit mehreren Elektronen (1929) ................................... 233 13.2 Behandlung durch Weyl und Wigner (1931) . 238 13.3 Van der Waerdens Optimierung . 241 13.4 Ergebnis . 244 14 Molekulspektren¨ 245 14.1 Von der alten Quantentheorie zur beginnenden Quantenchemie . 245 14.1.1 Molekulmodelle¨ in der alten Quantentheorie . 245 14.1.2 Gruppentheoretische Methoden in der entstehenden Quantenchemie . 247 14.2 Van der Waerdens Zusammenfassung zu zweiatomigen Molekulen¨ . 256 14.2.1 Zur Motivation . 256 14.2.2 Quantitatives und Qualitatives zu Molekulspektren¨ . 258 14.2.3 A convenient survey . .“ – Zur Rezeption . 262 ” 14.3 Jahns Doktorarbeit zum Methanmolekul¨ (1935) . 264 v Inhaltsverzeichnis 15 Allgemein-relativistische Spinoren 269 15.1 Diracsche Wellengleichung und allgemeine Relativit¨atstheorie . 269 15.2 Infelds Zusammenarbeit mit van der Waerden . 272 15.3 Der allgemein-relativistische Spinorkalkul¨ von Infeld und van der Waerden (1933) . 277 15.3.1 Der γ−Formalismus . 278 15.3.2 Der −Formalismus . 286 15.3.3 Verh¨altnis zwischen γ− und −Formalismus . 290 15.3.4 Vergleich mit Infelds Artikel von 1932 . 290 15.4 Zur Rezeption des Kalkuls¨ und der Spinoren im allgemeinen . 291 15.4.1 Zu van der Waerdens wechselnden Einsch¨atzungen . 291 15.4.2 Spinoren in der Mathematik und Physik in den 1930er Jahren 294 16 Ruckwirkung¨ auf die Mathematik: Der Casimiroperator 302 16.1 Die Konstruktion des Casimiroperators (1931) . 302 16.2 Casimir unter Paulis Einfluss (1931–1933) . 306 16.3 Beweis der vollen Reduzibilit¨at halbeinfacher Liealgebren (1935) . 309 16.4 Weitere Entwicklungen: Brauer und Racah . 312 Ausblick: Van der Waerden und die Physik nach 1945 319 17 Wende hin zur angewandten Mathematik (1945–1951) 321 17.1 Widerst¨ande gegen die Berufung van der Waerdens . 321 17.2 Arbeitsstelle in der Industrie . 328 17.3 Wechsel ans Mathematische Centrum in Amsterdam (1946–1950) . 329 17.4 Professur an der Universit¨at von Amsterdam (1948–1951) . 330 18 Van der Waerden als Professor in Zurich¨ (1951–1972) 333 18.1 Berufung und Kollegen . 333 18.2 Mathematik und ihre Anwendungen . 334 18.3 Beitr¨age zur Wissenschaftsgeschichte . 336 18.4 Das symbiotische Verh¨altnis zwischen Mathematik und Physik . 338 Verzeichnis der benutzten Archive 340 Literaturverzeichnis 341 Abkurzungen¨ 376 vi Abbildungsverzeichnis 5.1 B. L. van der Waerden, Groningen . 102 8.1 B. L. van der Waerden, Leipzig . 143 9.1 Titelblatt: Die gruppentheoretische Methode in der Quantenmechanik 166 14.1 F. Hund, Leipzig . 252 15.1 W. Heisenberg, Leipzig . 273 Bildnachweis 5.1: Centraal Bureau voor Genealogie, Den Haag, Photosammlung Veenhuijzen; 8.1, 14.1, 15.1: UAL; 9.1: Universit¨atsbibliothek Leipzig, Mathematisches Institut. vii Einleitung Ein Kennzeichen der Anfang des 20. Jahrhunderts entstandenen modernen“ physi- ” kalischen Theorien, der Relativit¨atstheorie und der Quantenmechanik, ist ihre starke Durchdringung mit abstrakten mathematischen Konzeptionen, die fur¨ das physikali- sche Verst¨andnis grundlegend sind und die durch ihre Unanschaulichkeit‘ zum Teil ’ zu fundamentalen Deutungsschwierigkeiten fuhrten¨ und fuhren.¨ In der Relativit¨ats- theorie sind das im Fall der speziellen der Minkowskiraum (ein semi-euklidischer vierdimensionaler reeller Raum) und im Fall der allgemeinen eine Riemannsche Man- nigfaltigkeit. In der Quantenmechanik kommt einem Hilbertraum von quadratinte- grierbaren Funktionen eine zentrale Stellung zu. Aber auch weitere mathematische Konzeptionen fanden Eingang in diese physikalischen Theorien. Fur¨ die Quanten- mechanik sind hier beispielsweise die Wahrscheinlichkeitstheorie (fur¨ eine – nicht unumstrittene – Interpretation) oder die Gruppen- und Darstellungstheorie (fur¨ das Erfassen von Symmetrien) zu nennen. Physik und Mathematik gehen also in den ge- nannten physikalischen Theorien eine sehr enge Verbindung ein, so dass eine Analyse des Wechselverh¨altnisses der beiden Disziplinen fur¨ diese ¨außerst vielversprechend erscheint. W¨ahrend die Geschichte der Relativit¨atstheorie in den letzten Jahren sowohl phy- sikhistorisch als auch mathematikhistorisch verst¨arkt aufgearbeitet wurde, gilt dies fur¨ die sich anschließende Entwicklung der Quantenmechanik nur

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