03/2015 Latex-Editoren Software Setzmaschinen Bitparade 42 Latex erfreut sich nicht nur an Hochschulen großer Beliebtheit. Auch umfangreiche Buchprojekte, Handbücher und Produktkataloge entstehen mit dem professionellen Textsatzsystem. Die vorgestellten Entwicklungsumge- bungen für den Linux-Desktop gehen Anwendern zur Hand. Heike Jurzik www.linux-magazin.de Von den in dieser Bit- In den Programmeinstellungen konfi- parade vorgestellten La- gurieren Benutzer eine andere Schrift- tex-Editoren profitieren art und ‑größe für den Editor. Im Dialog Poweruser, Einsteiger darunter wählen sie aus einer Liste ein und Gelegenheitsnutzer alternatives Farbschema für das Syntax gleichermaßen. Als Kan- Highlighting aus. Gummi hat insgesamt didaten treten Gummi fünf Auszeichnungsvorlagen im Angebot [4], Kile [5], Latexila (Abbildung 1). Eine Autovervollständi- [6] und Texmaker [7] gung von Kommandos und Klammern an. Als Testumgebung fehlt. Letztere hebt das Programm im- diente ein Ubuntu-14.10- merhin paarweise hervor, wenn sich der System (64 Bit) mit Cursor über ihnen befindet. Unity-Oberfläche. In der Symbolleiste formatieren drei Icons Text als fett, kursiv oder unterstri- E Gummi chen; daneben sind weitere drei Symbole, um Text rechts- oder linksbündig bezie- Der erste Kandidat steht hungsweise zentriert auszurichten. Un- unter der MIT-Lizenz ter dem Quelltext finden Anwender vier und ist in C und GTK+ Schaltflächen, die Bilder, Tabellen, Matri- implementiert. Die Pro- zes und Bibliografien hinzufügen. In den jektwebseite [4] war Einstellungen definieren sie im Abschnitt zum Zeitpunkt des Tests »Vorgabetext« ein Template, das Gummi © Judywie, photocase.com © Judywie, nicht erreichbar; die ak- beim Programmstart öffnet. Vorlagen für tuelle Version 0.6.5 be- andere Dokumenttypen erstellen sie zu- Ihre Latex-Dokumente schreiben viele findet sich aber in den Paketquellen der nächst als Grundgerüst im Editor und Benutzer im Texteditor. Der unterstützt Distributionen. Eine an GTK 3 angepasste speichern diese dann über »Datei | Neu sie dabei mit Syntax Highlighting, Ma- Version steht darüber hinaus im Github- aus Vorlage« als Template ab. kros oder Tastenkürzeln, um wieder- Repository des Entwicklers Wei-Ning Hu- kehrende Aufgaben abzukürzen. Wer es ang [8] bereit. Beweglich nicht ganz so puristisch mag, installiert Das Programmfenster ist zweigeteilt: für den Lieblingseditor ein Plugin wie Links ordnet der Editor alle geöffneten Der so genannte Schnipsel Manager, etwa Vim-Latex [1], Auctex [2] oder das Latex-Quelltexte auf mehreren Tabs an, den Anwender über die Einstellungen Gedit-Latex-Plugin [3]. rechts sehen Anwender eine Vorschau, im Bereich »Editor« einrichten, definiert Mehr Komfort versprechen Entwicklungs- die das Programm in der Voreinstellung eigene Textbausteine. Das im Feld »Tab umgebungen. Sie machen Latex-Kom- jede Sekunde aktualisiert. Über weitere Auslöser« eingetragene Kommando, ge- mandos, Sonderzeichen und Symbole Reiter auf der rechten Seite erreichen folgt von [Tabulator], fügt sie im Editor über eine grafische Benutzeroberfläche Nutzer Compilermeldungen (»Build ein. Optional bestimmen Benutzer eigene zugänglich, helfen beim Erzeugen von Ta- Log«), eine minimale Projektverwaltung Tastenkombinationen für die Schnipsel bellen, Auflistungen und mathematischen und die Bibliografie. Der Quelltext auf der (siehe Abbildung 2). Gummi enthält Formeln, verwalten größere Projekte mit linken Seite färbt Latex-Ausdrücke und bereits zahlreiche Vorlagen und nimmt mehreren Dateien und integrieren Funk- -Befehle ein. Die aktuelle Zeile ist her- auch eigene Schnipsel auf. Über »Doku- tionen zum Erstellen und Anzeigen von vorgehoben und Zeilennummern sorgen ment | Schnipsel einschalten« aktivieren Postscript- und PDF-Dokumenten. für Übersicht. Anwender den Helfer. 03/2015 Software tenleiste blenden Nutzer die Dokumen- tenstruktur, ihre Dateien und Projekte, Symbole oder Latex-Befehle ein. Unter dem Editorbereich befinden sich das Pro- tokoll, die Ausgabe des Compilers und Bitparade ein Terminalfenster. Einen integrierten Viewer bietet Kile nicht. Stattdessen setzt der Editor auf externe Betrachter. Eine 43 Schnellvorschau in der Fußleiste für ei- nen markierten Bereich oder andere Teile des Dokuments konfigurieren Anwender über die Einstellungen und dort »Werk- www.linux-magazin.de zeuge | Vorschau«. Alle Einstellungen zum Syntax Highligh - ting und zu den verwendeten Farben und Schriften erfolgen im »Einrichten«-Dialog Abbildung 1: In den Programmeinstellungen richten Gummi-Benutzer auf Wunsch eine andere Schrift für den unter »Editor«. Wer bereits mit Kate ver- Editor ein. Für das Syntax Highlighting stehen fünf Farbschemata zur Wahl. traut ist, findet sich hier schnell zurecht und entdeckt liebgewonnene Funktionen Eine rudimentäre Suchen-und-Ersetzen- oder auch DVI- oder Postscript-Dateien wie etwa den Vi-Eingabemodus, automa- Funktion fahndet vorwärts und rück- erzeugt. Fehler und Warnungen erschei- tische Zeilenumbrüche und die Autover- wärts nach ganzen Wörtern und unter- nen auf der rechten Seite im Bereich vollständigung wieder. scheidet Groß- und Kleinschreibung. »Build Log«. Es handelt sich dabei um Zu den Plugins gehört auch eine Funk- Reguläre Ausdrücke versteht Gummi die Ausgabe der Shellkommandos. Un- tion zum automatischen Einfügen von nicht. Dafür prüft das Programm auf terstützung beim Deuten der teilweise schließenden Klammern und Anfüh- Wunsch die Rechtschreibung während kryptischen Fehler- und Warnmeldungen rungszeichen. Die Rechtschreibprüfung, der Eingabe. Benutzer wählen dazu in oder das direkte Navigieren zur Zeile mit die Anwender ebenfalls in den Editorein- der Konfiguration unter »Verschiedenes« dem Problem bietet Gummi nicht. stellungen aktivieren und einstellen, ist ein Wörterbuch aus und aktivieren die schlauer als die von Gummi und erkennt Kontrolle anschließend über »Dokument E Kile Latex-Kommandos. | Enable Spell Checking«. Gummi unter- Äußerst gelungen sind die Assistenten, schlängelt falsch Geschriebenes mit ei- Der zweite Kandidat steht unter der die sich im gleichnamigen Menü versam- ner roten Linie – bezieht dabei allerdings GPLv2. Kile [5] gehört zur KDE Soft- meln. Sie unterstützen Benutzer nicht auch die Latex-Befehle selbst mit ein. ware Compilation 4. Die Tester schauten nur beim Einfügen von Tabellen, Grafi- Diese alle per Rechtsklick ins persönliche sich die aktuelle Version 2.1.3 an. Den ken und mathematischen Umgebungen, Wörterbuch aufzunehmen, artet in eine Latex-Quelltext stellt das Programm auf sondern auch beim Anlegen neuer Do- Klickorgie aus. der rechten Seite dar und nutzt dazu kumente. Im Dialog »Schnellstart« wäh- Gummi enthält keinen grafischen Formel- den KDE-Editor Kate. In der linken Sei- len sie bequem die Dokumentklasse, editor oder andere Hilfen für den Mathe- matik-Modus. Etwas besser sieht es mit der Bibtex-Integration aus. Gummi liest ».bib«-Dateien ein, kompiliert sie und listet die Einträge der Bibliografie auf der rechten Seite im gleichnamigen Reiter. Unterstützung beim Anlegen eigener Bi- bliografien erhalten Anwender von dem Programm nicht, sie greifen am besten zu einem externen Tool [9]. Über das Menü »Dokument« oder die Taste [F9] kompilieren Benutzer ihr Do- kument. Auf welche Werkzeuge Gummi setzt, bestimmen die Einstellungen. Das GTK-Programm arbeitet mit Pdftex, Xe- tex, Rubber oder Latexmk zusammen. In den »Compilation Steps« entscheiden Anwender, welche Ausgabeformate dabei Abbildung 2: Der Schnipsel Manager von Gummi enthält zahlreiche vordefinierte Textbausteine, die mit entstehen und ob Gummi nur ein PDF einem Kürzel, gefolgt von [Tabulator], ins Dokument wandern. 03/2015 Software lungen in der linken Seitenleiste ein. In einer Art Baumstruktur ordnet Kile alle Komponenten an und sortiert sie nach Dateityp. Der Editor legt entweder selbst Bitparade ein Masterdokument an oder übernimmt die Vorgabe des Benutzers. Praktisch: Über »Projekt | Archivieren« oder einen 44 Rechtsklick auf den Projektnamen in der Seitenleiste fasst das Programm alle Be- standteile als Tar-Gz-Archiv zusammen. www.linux-magazin.de Flexibel Die Bibtex-Unterstützung ist gut gelun- gen. Kile versammelt im Menü »LaTeX | Literaturverzeichnis« 13 Typen von Abbildung 3: Kile enthält mehrere Assistenten, darunter einen zum Erstellen neuer Dokumente. Per Maus- Bibtex-Einträgen. Per Mausklick gelangt klick wählen Benutzer die Eigenschaften des neuen Schriftstücks aus. eine Referenzart ins Dokument, der Be- nutzer gibt nur noch die Daten ein. Auch Schriftgröße, Papierformat, Kodierung ein und fügen Symbole für oft benötigte beim Vervollständigen der Zitate geht und Latex-Zusatzpakete per Mausklick Funktionen hinzu. Die Leisten selbst zie- das KDE-Programm zur Hand. Benutzer aus (siehe Abbildung 3). Wer über »Datei hen sie mit gedrückt gehaltener linker müssen sich nicht alle Schlüssel aus der | Neu« ein Latex- oder Bibtex-Dokument Maustaste an den gewünschten Ort im Bibliografie merken. Stattdessen wählen anlegt, hat ebenfalls die Möglichkeit, di- Programmfenster. sie zum Einfügen »LaTeX | Referenzen rekt den Schnellstart-Assistenten aufzu- »Bearbeiten | Suchen« blendet zwischen | cite«. Im folgenden Dialog bietet Kile rufen, sofern er das »Leere Dokument« Quelltext und Fußleiste eine Suchmaske die Einträge des Literaturverzeichnisses als Vorlage aussucht. ein. Per Klick auf den grünen Pfeil am an. Sofern die Quelltextvervollständigung rechten Rand fährt diese aus. Im erwei- eingeschaltet ist, reicht es aus, »\cite« Gut vorgelegt terten Dialog suchen Anwender nach ein- zu tippen. Kile schlägt
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