DISSERTATION Titel der Dissertation: GOTTSCHEE GLOBAL GESCHICHTSNARRATIVE UND IDENTITÄTSMANAGEMENT IM CYBERSPACE Verfasser: Mag. phil. Georg Marschnig Angestrebter akademischer Grad: Doktor der Philosophie (Dr. phil.) Wien, 2009 Studienkennzahl: A 092 312 Dissertationsgebiet: Geschichte Begutachterin: Univ.-Doz. Dr. Heidemarie Uhl INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 1 1 Einleitung 2 1.1 Ausgangspunkte, Zugänge und Forschungsinteresse 2 1.2 Gottschee 12 1.2.1 Ein namenloses Urwaldlehen 12 1.2.2 Nach Amerika! Emigration und Radikalisierung 17 1.2.3 Verlassenes Land 22 1.2.3.1 Vom „Staatsvolk“ zur ethnischen Minderheit 22 1.2.3.2 Entspannung in der Königsdiktatur 27 1.2.3.3 Die Umsiedlung 37 1.2.3.4 Flucht und Vertreibung 46 1.2.4 Diaspora und die Konstruktion des Mythos’ 53 1.3 Theoretische und methodische Grundlagen 60 1.3.1 „Wer braucht Identität?“ 60 1.3.2 Representations 73 1.3.3 Gedächtnis 79 1.3.4 Performativität 86 1.3.5 Diskursanalyse als Methode zu Analyse kollektiver Identitäten 92 1.4 Das Internet als neue Rahmenbedingung für das Management kollektiver Identitäten 97 1.4.1 Kurze Geschichte des Internets 97 1.4.2 Das Supermedium. Medientheoretische Annäherungen an das Internet 102 1.4.2.1 Eine labyrinthisch verzweigte Literatur 102 1.4.2.2 Potenziale. Das Internet im Vergleich mit anderen Medien 107 1.4.3 Kollektive Gedächtnisbildungen und Identitätskonstruktionen im weltweiten Netz 114 2 Gottschee im weltweiten Netz 122 2.1 Zur Auswahl des Untersuchungskorpus 122 2.2 Gottscheer Websites 131 2.2.1 www.gottschee.at 131 2.2.2 www.gottscheerland.at 134 2.2.3 www.gottscheenewyork.org 136 2.2.4 www.gottschee.org 139 2.2.5 www.gottschee.com 140 2.2.6 www.eouv.com 142 2.2.7 www.alpineclub.ca 144 2.2.8 http://hwk.best.vwh.net/ – Kump/Staudacher Gottscheer Site 146 2.2.9 www.gottschee.de 148 2.2.10 www.gottscheer.net 152 2.2.11 Zusammenfassung: Die Funktionen der Websites 154 2.3 Texte als Repräsentationen der Gottscheer Identitäten im weltweiten Netz 157 2.3.1 Überblick über das vorhandene Material 157 2.3.2 Darstellungen der Gottscheer Geschichte 159 2.3.2.1 Der amerikanische Zugang I – nachträglich gerechtfertigte Emigration? 159 2.3.2.2 Der amerikanische Zugang II – Selbsterzählung als Klubgeschichte 164 2.3.2.3 Kurzeinführung: „Gottschee – Unvergessene Heimat“ 169 2.3.2.4 Die Darstellung des Altsiedlervereins 175 2.3.3 Die Websites als „virtuelle Bibliotheken“ 180 2.3.3.1 Digitalisierte Bücher 180 2.3.3.2 Quellentexte 189 2.3.3.3 Zeitungen. Alt und neu 199 2.3.4 Zusammenfassung 209 2.4 Von Trachten, Dörfern und Festen. Bilder einer Idylle? 211 2.4.1 Überblick über das vorhandene Material 211 2.4.2 Bilder auf den amerikanischen Websites. Oder: Vorgestern auf dem Gottscheer Volksfest 212 2.4.3 Bilder aus Gottschee: Repräsentationen des „Mythos Dorf“ 214 2.4.4 Tabubruch online: Hakenkreuze in Gottschee 217 2.4.5 Bewegte Bilder 223 2.4.6 Zusammenfassung 225 2.5 Vuatar inshar. Die Sprachen der Websites 227 2.5.1 Sprachenverwendung auf den Websites 227 2.5.2 Erscheinungsformen des Gottscheerischen im weltweiten Netz 228 2.5.2.1 A distinct German dialect: „go-TSHEAH-bah-rish“ erinnern. 228 2.5.2.2 Auditives Erinnern auf www.gottschee.com 233 2.5.3 Alte Reden in neuem Format: Audiofiles auf den Websites 236 2.5.4 Zusammenfassung 242 2.6 Plurale Identität. Diskussionen in den Gästebüchern. 244 2.6.1 Überblick über das vorhandene Material 244 2.6.2 Plauderzimmer online: Die Kump/Staudacher Gottscheer Site 245 2.6.3 Ein „sauberes“ Gästebuch 253 2.6.4 „Arena der Erinnerung“: Kommunikation auf www.gottschee.de 257 2.6.4.1 Feedback im Gästebuch 257 2.6.4.2 „Sie sollten sich schämen…“ – Diskussionen im Forum 260 2.6.4.3 Destabilisierung des offiziellen Narrativs 263 2.6.4.4 Von einem „Halbgottscheer“ und seinen „lügnerischen Behauptungen“ 268 2.6.5 Zusammenfassung 277 2.7 Umkämpfte Erinnerung – auf http://www.wikipedia.org 279 2.7.1 Exkurs Wikipedia: Geschichtsnarrative im Web 2.0 279 2.7.2 „Gottschee“ und die „Gottscheer“ in der deutschsprachigen Wikipedia 284 2.7.2.1 Auseinandersetzungen um den Eintrag „Gottschee“ 284 2.7.2.2 „Kočevje“ fünf Jahre nach seinem Onlinegehen 291 2.7.2.3 Der Eintrag „Gottscheer“ als Versuch einer Korrektur 294 2.7.3 Das Thema „Gottschee“ in der slowenischen, englischen und deutschsprachigen Wikipedia: Eine synchrone Annäherung 301 2.7.3.1 „Gottschee“ in der englischsprachigen Wikipedia 301 2.7.3.2 Der Eintrag in der slowenischsprachigen Wikipedia 307 2.7.4 Zusammenfassung. Die Wikipedia-Einträge im Vergleich 309 3 Conclusio 312 3.1 Die Ergebnisse im Überblick 312 3.2 Gottscheer Identitätskonstruktionen im Spiegel der Websites 316 3.3 Resümee 319 4 Literatur 324 Anhang 343 Vorwort „Am Anfang war der Wald. Am Ende ist wieder der Wald.“ Mit dieser biblisch anmutenden Epipher endet das „Jahrhundertbuch der Gottscheer“, ein zentrales Werk der Gottscheer Erinnerungskultur. Das Satzpaar spielt auf das vermeintliche Ende der Region Gottschee nach der Umsiedlung ihrer deutschsprachigen Einwohner im Jahr 1941 an. Tatsächlich ist das Thema Gottschee längst aus dem „Wald der Geschichte“, wie Karl- Markus Gauß die Gottschee genannt hat, herausgetreten. Eine vielfältige Erinnerungskultur hat sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt, die schließlich den Weg ins weltweite Netz gefunden hat. Der Analyse dieser internetbasierten Erinnerungskultur, ihrer diskursiven Formationen und performativen Aspekte ist die vorliegende Arbeit verpflichtet. Sie ist das Resultat einer mehrjährigen Beschäftigung mit der Gottschee und ihren Bewohnern. Während dieser intensiven Zeit wurde ich von vielen Menschen begleitet, die mir in verschiedensten Situationen wertvolle Anregungen für einzelne Bereiche der Analyse lieferten, wofür ich mich an dieser Stelle bedanken möchte. Das Initiativkolleg „Kulturen der Differenz. Transformationen im zentraleuropäischen Raum“, dem ich von 2007 bis 2009 angehören durfte, spielte eine bedeutende Rolle im Zuge der Forschungsarbeit. Sowohl der Faculty als auch den KollegiatInnen dieser Einrichtung danke ich für die erfrischenden Einsichten über die disziplinären Grenzen hinweg. Mein besonderer Dank gilt allerdings drei Begleitern meiner Forschungstätigkeit, deren Unterstützung die Arbeit bereicherte und vorantrieb. Herr Ass.-Prof. Dr. Eduard Staudinger war es, der mit seiner behutsamen Art meinen Blick für die vielen Facetten von Identitätsmanagement schärfte. Herr Univ. Prof. Dr. Helmut Konrad vermittelte mir erste forschungspraktische Hinweise am Beginn meiner Analysetätigkeit. Die wichtigsten Impulse verdanke ich aber den kritischen Fragen und konstruktiven Anregungen von Frau Univ. Doz. Dr. Heidemarie Uhl, deren geistige Flexibilität und fachliche Souveränität den Forschungsprozess enorm inspirierten. Darüber hinaus gebührt mein größter Dank meinen Eltern und Johanna. Ihnen ist diese Arbeit gewidmet. Graz, im Dezember 2009 Georg Marschnig 1 Was nicht aufhört, weh zu tun, 1 Einleitung bleibt im Gedächtnis. Friedrich Nietzsche1 1.1 Ausgangspunkte, Zugänge und Forschungsinteresse Wer die Gottschee und seine ehemaligen Bewohner kennt, wird sich fragen, was diese gleichermaßen entlegene wie beeindruckende Region oder die traditionsbewussten Gottscheer mit dem Internet verbinden sollte. Wie passt eine Gemeinschaft, die sich schon über ihren Namen, der sich auf keiner aktuellen Landkarte mehr finden lässt, als etwas stark Vergangenheitsbezogenes definiert, mit dem Modemedium schlechthin zusammen? Welche Bedeutung kann der Cyberspace für die Gottscheer Gemeinschaft haben und wofür kann er ihr dienen? Das dürften nur einige der Fragen sein, die sich dem Gottschee- Kundigen stellen werden, wenn er sich mit der Überschrift „Geschichtsnarrative und Identitätsmanagement im Cyberspace“ konfrontiert sieht oder das weltweite Netz als Ort einer Gottscheer Erinnerungskultur präsentiert bekommt. Tatsächlich besteht zwischen der Gottscheer Gemeinschaft und dem Cyberspace, also dem „weltweit vernetzten Datenraum“2, nicht nur ein mehr oder weniger lebendiges Verhältnis, es lassen sich auch Gemeinsamkeiten in der Struktur der beiden Phänomene selbst erkennen. Das „Leitmedium Internet“3 kann als Verbindung unzähliger Rechner gesehen werden, die – unabhängig von ihrem jeweiligen Standort – zum „Netz“ werden. Von nahezu jedem Ort der Welt wird am Ausbau des Netzes gearbeitet, von überall erhält es neuen Input und wird somit ständig erweitert. Gleichzeitig gewährleistet das Netz über das E-Mail-Service und andere Programme die Möglichkeit, mit Menschen rund um den Globus in Kontakt zu treten beziehungsweise diesen in weiterer Folge auch zu pflegen. Nicht zuletzt dadurch ähnelt das World Wide Web der „Gottscheer Community“, die sich 1 NIETZSCHE, Friedrich: Zur Genealogie der Macht. Eine Streitschrift. Stuttgart: Reclam, 1988. (= Reclams Universal-Bibliothek 7123.) S. 50. 2 KWASTEK, Katja: Interaktive Erinnerungsräume: LambdaMOOs und Lernen im Cave als Erben des Simonides? In: DIES.; KOHLE, Hubertus [Hg.]: Digitale und digitalisierte Kunstgeschichte. Perspektiven einer Geisteswissenschaft im Zeitalter der Virtualität. (= Zeitenblicke 2. Nr. 1, 2003.) Online zugänglich auf http://www.zeitenblicke.de/2003/01/kwastek/index.html (25.05.2009). 3 SCHETSCHE, Michael; LEHMANN, Kai; KRUG, Thomas: Die Google-Gesellschaft. Zehn Prinzipien der neuen Wissensordnung. In: LEHMANN, Kai; SCHETSCHE, Michael [Hg.]: Die Google-Gesellschaft. Vom digitalen Wandel des Wissens. Bielefeld: Transcript, 2007. S. 17-31. (= SCHETSCHE, Michael: Die Google- Gesellschaft.) S. 29. 2 ebenso über den Globus erstreckt und Bereicherungen oder Weiterentwicklungen aus
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