
Dieses PDF wird von der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Entomologen e.V.für den privaten bzw. wissenschaftlichen Gebrauch zur Verfügung gestellt. Die kommerzielle Nutzung oder die Bereitstellung in einer öffentlichen Bibliothek oder auf einer website ist nicht gestattet. Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 6:217235, Bamberg (2004), ISSN 1430-015X Die Wanzen der Neophyten Douglasie (Pseudotsuga menziesii) und Amerikani- scher Roteiche (Quercus rubra) im Vergleich zur Fichte und Tanne bzw. Stieleiche und Buche in südbayerischen Wäldern Schwerpunkt arborikole Zönosen (Insecta: Heteroptera) von Martin Goßner & Markus Bräu Abstract: Heteroptera were collected from Douglas fir, spruce, fir, pedunculate oak, Red oak and beech at different managed forest sites in southern Bavaria (19992001), using various trap types. Different tree strata were studied. The main focus was set on the canopy layer. Altogether 9,696 specimens were sampled, belonging to 96 species. There were 19 species of the Red List of Bavaria/Germany among them. With Actinonotus pulcher one species of the highest category was detected. There was a conspic- uous difference in species assemblages between studied tree strata and between tree species. Pedunculate oak was by far the most diverse tree species, followed by Red oak and beech. On Red oak a generalistic part of true bug oak-coenoses was found. Only slightly less species were caught on Douglas fir compared to spruce. Douglas fir woolly aphid seems to influence the community on Douglas fir to a great extent. Key words: Heteroptera, Actinonotus pulcher, Douglas fir, spruce, fir, pedunculate oak, Red oak, beech, canopy, neophytes. 1. Einleitung In der Forstwirtschaft wird immer wieder die Ausweitung des Anbaus neophytischer Baumarten gefordert. In Bayern spielt vor allem die Douglasie (Pseudotsuga menziesii (Mirb.) Franco) mit einem derzeitigen Flächenanteil von 0,58 % der Staatswaldfläche (4.277,8 ha) eine wichtige Rolle (Biermayer, 1999). Aber auch der Anbau der Amerikanischen Roteiche (Quercus rubra L.) ist in jüngster Zeit in Forstkreisen wieder häufiger Gegenstand von Diskussionen. Der forstliche Standpunkt ist hierzu recht eindeutig. Beide Bau- marten können durch ihre hohe Einzelbaumwuchsleistung auf vielen Standorten zur Steigerung der Holz- produktion beitragen (Röhrig & Bartsch, 1992; Kölbel, 2001; Pretzsch, 2003; Seidel & Kenk, 2003). Dabei erreicht vor allem die Douglasie durch ihre guten Holzeigenschaften auch einen hohen Marktwert (z. B.: Knoerzer & Reif, 2002). Das Wissen um die Auswirkungen des Anbaus dieser Baumarten auf die Arthropodenzönosen in Waldökosystemen ist jedoch immer noch sehr bescheiden. Zu den Heteroptera auf Douglasie und Amerikanischer Roteiche liegen praktisch keine Daten vor. Auch insgesamt ist der Kennt- nisstand zu Baumkronenwanzen sehr gering. Trotz einer steigenden Anzahl von Studien zur Arthropoden- fauna in Baumkronen temperater mitteleuropäischer Wälder in jüngster Zeit (z. B.: Simon, 1995; Floren & Schmidl, 1999; Wagner, 2000, 2001; Floren & Gogala, 2002), wurden die Heteroptera bei intensiven Studien meist nicht auf Artniveau analysiert. Ausnahmen bilden die Arbeiten von Maier (1997), Schubert (1998), Ammer & Schubert (1999), Flückiger (1999) und Floren & Gogala (2002). Die vorliegende Arbeit soll daher einen Beitrag zur Erweiterung des Kenntnisstandes über die Wanzengemeinschaften ver- schiedener Baumarten in Wirtschaftswäldern allgemein und von Douglasie und Amerikanischer Roteiche im Speziellen liefern. Neben dem Vergleich der Zönosen verschiedener Strata und Baumarten stehen Daten zu gefährdeten und faunistisch bedeutsamen Arten im Mittelpunkt dieser Arbeit. 2. Untersuchungsgebiet und Methodik Die Untersuchungen wurden in geschlossenen, hiebsreifen Beständen (durchschnittliches Baumalter >100 Jahre) im Bereich von vier Forstämtern Südbayerns durchgeführt; Ottobeuren (620645 m ü. NN; 48°6'N, 10°20'E), Privatwald Fürst Esterhazysche Domänenverwaltung in Edelstetten (550 m ü. NN; 48°17'N, 10°25'E), Krumbach (520535 m ü. NN; 48°22'N, 10°24'E) und Freising (480 m ü. NN; 48°24'N, 11°42'E). Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 6 (2004) 217 Unter den untersuchten Beständen in Ottobeuren befand sich das Naturwaldreservat Krebswiese-Langerjer- gen. Die geographische Lage der untersuchten Forstämter können der Karte in Gruppe et al. (2004) ent- nommen werden. Die Niederschläge nehmen von 750 bis 800 mm (Freising, Krumbach, Edelstetten) auf 850 bis 1000 mm im Gebiet Ottobeuren zu. Die Jahresmitteltemperaturen schwanken zwischen 7 und 8 °C. Die drei zuletzt genannten Gebiete liegen im Wuchsgebiet 12.7 Mittelschwäbisches Schotterriedel- und Hügelland, dem westlichen Teil des bayerischen Tertiärhügellandes (Gulder, 2001). Sie werden dem Naturraum 046 Il- ler-Lech-Schotterplatten zugerechnet. Das Untersuchungsgebiet im Forstamt Freising befindet sich inner- halb des Wuchsgebiets 12.8 Oberbayerisches Tertiärhügelland, dem südlichen Teil des bayerischen Terti- ärhügellandes (Gulder, 2001). Der zugehörige Naturraum ist 062 Donau-Isar-Hügelland. Als natürliche Bestockung weist die Karte der potentiell natürlichen Waldzusammensetzung Bayerns für das Untersuchungsgebiet kolline bis hochmontane Buchenwälder aus (Walentowski et al., 2001). Als weitere natürliche Hauptbaumarten kommen die Tanne und die Eiche vor. Als Folge menschlicher Aktivitä- ten zeichnet sich die Region heute durch eine starke Verinselung von oftmals sehr kleinen Waldgebieten aus, die von Fichte dominiert sind. Tab. 1: Anzahl der verwendeten Fallentypen in den Bestandstypen Reinbestand, Mischbestand, Dougla- sien-dominiert (Do-dom.), Fichten-dominiert (Fi-dom) und Buchen-dominiert (Bu-dom.). AF = Astfalle Krone, FFK = Lufteklektor Krone, SE = Stammeklektor; Lh = Laubholz. Forstamt Freising Krumbach Edelstetten Ottobeuren Bestand Reinbestände Lh-Mischbestand Do-dom Fi-dom Bu-dom Stieleiche 6 FFK 6 FFK / 2 SE / 12 AF Roteiche 6 FFK 6 FFK / 2 SE / 12 AF Buche 6 FFK / 2 SE / 12 AF Fichte 6 FFK / 4 SE 6 FFK / 4 SE 6 FFK / 4 SE Douglasie 6 FFK / 4 SE 6 FFK / 4 SE 6 FFK / 4 SE Tanne 3 FFK / 2 SE Der Laubbaumvergleich wurde in den Jahren 2000 und 2001 in den beiden Forstämtern Krumbach und Freising durchgeführt. Hierzu wurden 12 Stieleichen, 12 Roteichen und 6 Buchen zur Beprobung ausge- wählt (Baumhöhe: 2735 m; Brusthöhendurchmesser (BHD): 47102 cm). Davon befanden sich jeweils sechs Bäume der beiden Eichenarten in je einem Reinbestand in Freising und jeweils sechs Bäume aller drei Laubbaumarten in einem Laubholz-Mischbestand in Krumbach. Auf jedem Probenbaum wurde ein Luft- eklektor im Zentrum der Baumkrone installiert. Ergänzt wurde das Fallenprogramm in Krumbach durch je zwei Astfallen pro Baumkrone und 2 Stammeklektoren pro Baumart. Eine Zusammenstellung des Fallen- sets findet sich in Tabelle 1. Der Koniferenvergleich fand in den beiden Forstämtern Esterhazy und Ottobeuren statt. Dabei wurde die Wanzenfauna der Douglasie (18 Bäume) vergleichend mit Fichte (18 Bäume) und Tanne (3 Bäume) in den Jahren 19992001 mit Hilfe von Fallensystemen untersucht. Von Douglasie und Fichte wurden je 6 Bäume im Privatwald Esterhazy (Douglasien-Reinbestand in Fichtenumgebung) und 12 Bäume in Ottobeuren (je sechs in Fichten- und Buchen-dominierten Beständen) befangen (Baumhöhe: 3350 m; BHD: 42110 cm). Ein Fichten-Reinbestand und ein Fichten-Buchen(70:30)-Mischbestand bildeten den Fichten-dominierten Bestandstyp. In beiden Beständen wurden je drei Bäume pro Baumart beprobt. Die drei Tannen wurden im Fichten-Reinbestand befangen. Die geringere Stichprobengröße und der kürzere Beprobungszeitraum (20002001) bei der Tanne beruhten auf der geringen Abundanz von Altbäumen dieser Baumart im Untersuchungsgebiet. Beim Buchen-dominierten Bestandstyp wurden je drei Bäume pro Baumart im Naturwaldreservat Krebswiese-Langerjergen und einem Buchen-dominierten Wirtschafts- waldbestand beprobt. Zur Beprobung wurde, wie beim Laubbaumvergleich, ein Lufteklektor pro Untersuchungsbaum ein- gesetzt. Ergänzt wurde die Beprobung durch insgesamt 26 Stammeklektoren (Douglasie: 12; Fichte: 12; 218 Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 6 (2004) Tanne: 2) und den Einsatz der Klopfmethode im oberen Kronendrittel von drei Fichten und drei Douglasien im Douglasienbestand des Privatwaldes Esterhazy. Tabelle 1 zeigt eine Übersicht über das Fallenset. Eine Beschreibung der verwendeten Fallentypen findet sich in Funke (1971), Koponen et al. (1997) und Winter et al. (1999). Als Fangflüssigkeit diente 1,5%ige Kupfersulfatlösung. Die Fallen wurden mo- natlich geleert und die Tiere zur Konservierung in 70%iges Ethanol überführt. Die Heteroptera wurden vom Erstautor determiniert. 3. Artenspektren und Abundanz der Wanzenzönosen Während der dreijährigen Untersuchung konnten insgesamt 9.695 bis auf Artniveau determinierbare Wan- zenindividuen aus 94 Arten erfaßt werden. Diese waren 15 Familien zuzuordnen. In Tabelle 2 sind alle nachgewiesenen Arten nach ihrer systematischen Einteilung geordnet aufgelistet. Die Tabelle zeigt die Abundanz der einzelnen Arten nach Gebiet, Fallentyp und Baumart getrennt, sowie die Gesamtabundanz. Die Nomenklatur folgt dem Verzeichnis der Wanzen Mitteleuropas nach Günther & Schuster (2000). Mit Elatophilus nigricornis wurde im Erweiterungsprogramm des Projektes eine weitere Art nachgewiesen, die nicht in Tabelle 2 aufgeführt ist. Sie findet bei der Beschreibung der gefährdeten Arten Erwähnung. Tab. 2: Nachgewiesene Arten der Heteroptera, getrennt nach Fallentyp, Gebiet und Baumart. FFK = Luft- eklektor Krone, AF = Astfalle Krone, SE = Stammeklektor,
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