NEUJAHRS KONZERT 2021 NEW YEAR’S CONCERT Wiener Philharmoniker Riccardo Muti NEUJAHRSKONZERT JOHANN STRAUSS II 2021 Frühlingsstimmen op. 410 NEW YEAR’S CONCERT Voices of Spring · Voix du printemps Walzer WIENER PHILHARMONIKER Im Krapfenwald’l op. 336 RICCARDO MUTI In Krapf’s Woods · Dans la forêt de Krapf Polka française Neue Melodien-Quadrille op. 254 New Melodies Quadrille · Quadrille des nouvelles mélodies Kaiserwalzer op. 437 Emperor Waltz · Valse de l’empereur Stürmisch in Lieb’ und Tanz op. 393 Tempestuous in Love and Dance Fougueux en amour et dans la danse FRANZ VON SUPPÈ 1819–1895 CARL MILLÖCKER 1842–1899 On motives from the operetta Das Spitzentuch der Königin Fatinitza-Marsch* In Saus und Braus* Polka schnell from the Operetta Fatinitza Living It Up · En menant grand train On motives from the operetta Der Probekuss Zugaben · Encores · Bis JOHANN STRAUSS II 1825–1899 Galopp Schallwellen op. 148* Furioso-Polka op. 260 FRANZ VON SUPPÈ Sound Waves · Ondes sonores quasi Galopp Walzer Dichter und Bauer: Ouvertüre Poet and Peasant: Overture Neujahrsgruß Niko-Polka op. 228 Ouverture de Poète et Paysan New Year’s Address · Allocution du Nouvel An Polka schnell KARL KOMZÁK II 1850–1905 An der schönen blauen Donau op. 314 JOSEF STRAUSS 1827–1870 Bad’ner Mad’ln op. 257* The Blue Danube · Le Beau Danube bleu Ohne Sorgen op. 271 Girls of Baden · Les Filles de Baden Walzer Without a Care · Sans souci Walzer Polka schnell JOHANN STRAUSS I JOSEF STRAUSS Radetzky-Marsch op. 228 CARL ZELLER 1842–1898 Margherita-Polka op. 244* Arrangement: Wiener Philharmoniker Grubenlichter* Polka française Davy Lamps · Lampes de mineur * Premiere bei einem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker On motives from the operetta Der Obersteiger JOHANN STRAUSS I 1804–1849 First performance at a New Year’s Concert of the Vienna Philharmonic Walzer Venetianer-Galopp op. 74* Donné pour la première fois à un Concert du Nouvel An viennois ereits zum sechsten Mal leitete der in Neapel geborene Riccardo Muti das Neben der Gesundheit bereitete ihm auch die ungewisse Zukunft der Pawlow- BNeujahrskonzert. Seit nunmehr fünfzig Jahren verbindet ihn eine enge Zu- sker Gastspiele Sorgen, von denen in der demonstrativ opti mistischen, im sammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern, die er bislang rund 550 Mal September 1869 uraufgeführten Schnellpolka Ohne Sorgen samt Vokaleinlage dirigiert hat. So lag es nahe, nicht zuletzt durch Reminiszenzen an Italien auch des Orchesters jedoch nichts zu hören ist. Nach Paw lowsk kehrte keiner der den bevorstehenden 80. Geburtstag des Dirigenten und Ehrenmitglieds des Brüder je zurück. Orchesters zu würdigen. Die beiden folgenden Komponisten sind posthume philharmonische De- Das Neujahrskonzert 2021 begann mit einer Erstaufführung der Wiener bütanten: Carl Zeller und Carl Millöcker haben bis heute vor allem einen Philhar mo niker, dem Fatinitza-Marsch Franz von Suppès. Der Marsch stammt Namen als Ope rettenkomponisten. Zeller begegnete den Musikern der in sei- aus dem dritten Akt der 1876 im Wiener Carltheater uraufgeführten gleichna- nem Geburtsjahr 1842 gegründeten Wiener Philharmoniker bereits in seiner migen Operette, die um eine Liebes- und Verwechslungsaffäre im Rahmen der Kindheit. Als Sängerknabe wirkte er an ihrer Seite bei Messen in der Hofkapelle russischen Belagerung einer osmanischen Festung Isaktscha während des mit. Hauptberuflich Beamter, studierte er nebenbei Musik und komponierte Krimkrieges (1853–1856) kreist: »Es ist der bekannte Wiener Erdäpfelsalat, getreu einem Couplet aus seiner Operette Der Obersteiger: »Der Bürokrat tut garnirt mit italienischen Orangen spalten; Wiener Lieder und Tänze und ge- seine Pflicht von neun bis eins – mehr tut er nicht.« Nach Motiven dieses 1894 schwind eine Art italienischer Preghiera darauf!«, schrieb die Wiener Abend- im Theater an der Wien uraufgeführten Werks entstand auch der Konzertwal- post über die Uraufführung. Diese Geschmacks kom bination zündete beim zer Grubenlichter. Die tragbaren Bergmannslampen stehen für den Schau- Publikum: Musste der Marsch schon bei der Premiere wiederholt werden, ver- platz in einem süddeutschen Bergwerk, in dem zu Beginn der Operette sogar kaufte er sich anschließend im Musikalienhandel binnen Monaten 350.000 zum Streik aufgerufen wird. Mal. Auch der gleichfalls 1842 geborene Carl Millöcker kannte die Wiener Auch der 1854 für den Technikerball im Sophienbad-Saal komponierte Wal- Philhar moniker seit frühester Jugend, studierte er doch Flöte beim philhar- zer Schallwellen war eine Erstaufführung bei den Wiener Philharmo nikern. Er monischen Gründungsmitglied Franz Zierer. Der Galopp In Saus und Braus erinnert zum einen (etwa in den Glockenschlägen des fünften Walzerteils) an stammt aus der im selben Jahr wie Zellers Der Obersteiger ebenfalls im Thea- physikalische Schallwellen, es hallen aber auch Anklänge an Komponisten- ter an der Wien uraufgeführten Operette Der Probekuss. kollegen wie Giuseppe Verdi und Richard Wagner wider. Schließlich war es Jo- Als 16-Jähriger war Millöcker von Franz von Suppè als Flötist ans Thea ter hann Strauß Sohn, der Wagners Werke zu dieser Zeit erstmals in Wien in der Josefstadt engagiert worden, später empfahl ihn Suppè als Theater- aufführte, so 1853 das Vorspiel zum dritten Aufzug aus Lohengrin und den kapellmeister nach Graz. Auch das Neujahrskonzert führte mit der Ouvertüre Pilgerchor aus Tannhäuser – und 1854 eben im Sophienbad-Saal das Vorspiel zum Lustspiel Dichter und Bauer von Millöcker zu Suppè. Dabei hatte Suppè zu Tannhäuser. diese beliebte Ouvertüre mit ihrem großen Cello- und Harfen-Solo ursprüng- Im Sommer 1859 hielt sich Strauß in der russischen Sommerfrische Paw- lich nicht für die 1846 uraufgeführte Komödie von Carl Elmar komponiert, son- lowsk auf. Für Nikolai Dawidowitsch Dadjani, Fürst von Mingrelien, komponierte dern hatte sie schon zwei Mal zuvor verwendet. Erst in dieser überarbeiteten er die von russischen Motiven inspirierte Niko-Polka mit einer bemer kenswerten Fassung jedoch wurde sie mit ihren italienischen Belcanto-Anklängen zum Instrumentation und charakteristischen Mollfärbungen. Strauß war mit dem Erfolg und hielt auch ins Repertoire der Strauß-Kapelle Einzug. aus dem Kaukasus stammenden Fürsten, der in St. Peters burg residierte und Der in Prag geborene Karl Komzák war Sohn eines Militärkapellmeisters nach Paw lowsk auf Besuch kam, und seiner Familie gut bekannt. und schlug selbst ebenfalls diese Laufbahn ein. Auch sein bekanntester Nach Pawlowsk führt auch Ohne Sorgen, wo der bereits kränkliche Josef Walzer Bad’ner Mad’ln verleugnet mit Marschrhythmen und Signalmotiven Strauß zusammen mit seinem Bruder seinen letzten Sommer verbrachte. seine Herkunft in der Militärmusik nicht. Entstanden ist er 1898 im Kurort Baden, 30 Kilometer südlich von Wien, wo Komzák ab 1893 der Kurkapelle Reverenz. In ihr verarbeitete er in teils etwas abenteuerlichen rhythmischen zu neuer Blüte verhalf und wo sowohl Zeller als auch Millöcker ihre letzten Adaptionen Melodien aus den Verdi-Opern Ernani, Rigoletto, Il Trovatore und Lebensmonate verbrachten. Im Kurpark erklangen die Bad’ner Mad’ln erstmals La Traviata, die er und sein Publi kum aus der Hofoper kannten. zusammen mit Werken Liszts und Tschaikowskys. Lädt die Quadrille zum italienischen Melodien-Raten ein, so ist beim Kai- Einen markanten Kontrast zu Komzáks auftrumpfenden Mad’ln serwalzer der Titel keineswegs so eindeutig, wie er auf den ersten Blick bietet Josef Strauß’ elegante Margherita-Polka, die wieder eine Brücke nach scheint. Wie der ur sprüngliche Titel Hand in Hand andeutet, unter dem die Italien schlägt. Sie entstand 1868 anlässlich der Hochzeit der gleichnamigen Uraufführung 1889 in Berlin angekündigt wurde, handelt es sich eigentlich um genuesischen Prinzessin mit ihrem Cousin, dem italienischen Kron prinzen einen »Zwei-Kaiser-Walzer« anlässlich des Staatsbesuchs des Habsbur ­­gers Umberto – allerdings nicht für die Hochzeitsfeierlichkeiten selbst, wie die Franz Joseph bei seinem Hohen zollern-Bündnispartner Wilhelm II. Klingt der Druckausgabe verkaufsfördernd suggerierte. Entsprechend bekam auch nicht politische Hintergrund des habsburgisch-deutschen Zweibunds noch im das königliche Paar die Polka zu Gehör, sondern das Publikum eines Promena- marschmäßigen Beginn an, zeigt sich der Kaiserwalzer anschließend als ein denkonzerts der Wiener Gartenbaugesellschaft. reich schattierter Höhepunkt in Strauß’ musikalischem Schaffen. Johann Strauß Vaters Venetianer-Galopp ist das älteste Werk auf dem Beim offiziellen Schlussstück des diesjährigen Neujahrskonzerts kann es diesjährigen Programm. Er war Teil eines Ballfests, das 1834 im Wiener Augar- sich unter dem Titel Stürmisch in Lieb’ und Tanz nur um eine wahrhaft ra- ten in einem vom Markusplatz inspirierten Dekor stattfand. Wenn auch die sante Schnellpolka handeln. Johann Strauß schrieb sie 1881 auf Basis von klappernden Kastagnet ten weniger an Lagunenflair erinnern, so mögen sie für Motiven seiner Operette Das Spitzentuch der Königin für den Ball der Journa- die klingenden Münzen stehen, die die Ballnacht dem Kom ponisten einbrachte. listen- und Schriftstellervereinigung Concordia, wo sie sein Bruder Eduard Die von der Presse kolportierten 2.000 Gulden hätten ein respektables Jahres- dirigierte. Letzterer hatte einen Schriftsteller engagiert, den in rascher Folge gehalt für manchen kaiserlichen Hof- und Kammer musiker abgegeben. produzierten Tanzwerken der Strauß-Familie einen Titel zu geben, der hier be- Johann Strauß’ populärer Walzer Frühlingsstimmen entstand zunächst als
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