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MAGISTERARBEIT Titel der Magisterarbeit Absolute Außenseiter? Eine inhaltsanalytische Untersuchung der Texte von Sportjournalistinnen und Sportjournalisten verfasst von Sabine Glinker, B.A. angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag. phil.) Wien, 2015 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 066 841 Studienrichtung lt. Studienblatt: Magisterstudium Publizistik und Kommunikationswissenschaft Betreuer: Ass.-Prof. Ing. Mag. rer. soc. oec. Dr. phil. Klaus Lojka Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Wien, September 2015 Sabine Glinker 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 6 2 Forschungsinteresse 9 3 Theorien der Journalistik und der Gender Studies 10 3.1 Journalismusforschung 10 3.1.1 Systemtheorie 11 3.1.1.1 Probleme 11 3.1.1.2 Grundzüge der Systemtheorie 13 3.1.2 Handlungstheorien 14 3.1.3 Cultural Studies 16 3.2 Abhängigkeiten und Strukturen im Journalismus 17 3.2.1 Weischenbergs „Zwiebelmodell“ 18 3.2.2 Einflusssphären nach Donsbach 19 3.2.3 Akteurtheoretische Perspektive 19 3.2.4 Einfluss durch Kollegen 20 3.3 Gender Studies 21 3.3.1 Gleichheitsansatz 21 3.3.2 Differenzansatz 22 3.3.3 Konstruktivismus 23 3.3.4 Dekonstruktivismus 24 3.3.5 Geschlechter, Rollen und Institutionen 24 4 Einordnung: Rolle der (Sport-)Journalistinnen 27 4.1 Männerthemen, Frauenthemen 27 4.2 Frauen in Redaktionen 28 4.3 Frauen im Sportjournalismus 31 4.4 Sonderrolle: Fernsehjournalistinnen 36 5 Schreiben Frauen anders? 39 5.1 Frauensprache 40 5.2 Einfluss der Männersprache 42 6 Sportberichterstattung 45 6.1 Geschichte 46 6.2 Merkmale 47 6.3 Inhalt 49 6.4 Formate 50 6.4.1 Nachricht/Meldung 51 6.4.2 Bericht 52 6.4.2.1 Vorbericht 52 6.4.2.2 Nachbericht 53 6.4.3 Live-Report 53 4 6.4.4 Weitere Formate 55 6.5 Sprache der Sportberichterstattung 57 6.5.1 Fußballsprache 58 6.5.2 Stilmittel 59 6.5.2.1 Metapher 59 6.5.2.2 Metonymie 60 6.5.2.3 Antonomasie 61 6.6 Kritik 62 6.6.1 Kritik an der Sprache 62 6.6.2 Kritik an der Berufsauffassung 62 6.7 Negative Selbsteinschätzung 65 7 Qualität im Journalismus 67 8 Journalismus und Unterhaltung 69 8.1 Entweder Journalismus oder Unterhaltung? 69 8.2 Verschmelzung von Information und Unterhaltung 70 9 Forschungsfragen 72 10 Methodische Vorgehensweise 75 10.1 Inhaltsanalyse 75 10.1.1 Prinzipien der Inhaltsanalyse 77 10.1.2 Stilanalyse 78 10.2 Hauptziele und Nebenziele 79 10.3 Auswahl geeigneter Texte 80 10.4 Operationalisierung und Durchführung 83 11 Auswertung und Interpretation 85 11.1 Zwischenfazit 98 11.2 Quantitative Ergebnisse 100 11.3 Beantwortung der Forschungsfragen 102 12 Resümee 106 13 Codebuch 108 14 Quellenverzeichnis 111 15 Abbildungsverzeichnis 126 Lebenslauf 128 Anhang: Klassifizierung Metaphern Anhang: Artikel InhaltsanalYse Anhang: Abstract 5 1 Einleitung Frauen im Umfeld von Sport und Macht sind ein kontroverses und vielschichtiges Thema. Das illustriert schon eine einzige Episode aus dem Sommer 2014: Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft betritt die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, die Umkleidekabine der deutschen Fußballmannschaft. Sie will zum Titelgewinn gratulieren – und als Politikerin auch die Nähe zu den be- liebten Sportlern demonstrieren. Dass sie dabei von Bundespräsident Joachim Gauck begleitet wird, ist nebensächlich. Stattdessen gehen Gruppenfotos und Selfies mit Merkel in Form von Social-Media- Posts und Medienberichten um die Welt. Dabei wird auch kritisch angemerkt: Was hat die Bundeskanzlerin in diesem privaten, für Unbeteiligte unzugänglichen Bereich zu suchen? Noch dazu, wo Frauen üblicherweise überhaupt keinen Eintritt in Her- renumkleiden erhalten. Diese Anekdote zeigt, über wie viel (macht-)politischen Einfluss der (Männer-)Sport - und in Europa vor allem der Fußball - verfügt. Politiker und Sportler pflegen Bezie- hungen untereinander und sichern sich so ihren Status in der Gesellschaft. Dass dabei auch Regeln der Privatsphäre verletzt werden dürfen, wird zur reinen Randnotiz. Die Nähe zur politischen Elite hat direkte Auswirkungen auf die Sportkultur: „Je wich- tiger eine Sportart innerhalb einer Kultur oder Nation ist, umso mehr muss die als männlich auftreten, und umso mehr geht ihre Bedeutung über den bloßen Sport hin- aus, ist Teil von Politik, Ökonomie und Unterhaltungsindustrie.“ (Sülzle, 2008, S. 123) Über ein solches Einflusspotential verfügt demnach nur der Männersport und Sport- arten, die männlich konnotiert sind. Der Frauensport und weiblich konnotierte Sportarten wie zum Beispiel das Cheerleading (ebd., S. 121f.) besetzen lediglich eine Nische der Sportwelt und finden ungleich weniger Anerkennung. Der Profisport ist ein geschlossenes, männerdominiertes System. Frauen haben darin kaum Platz und kaum eine Stimme. Die Berichterstattung über die beherrschenden Männersportar- ten wird ihnen nicht zugetraut, also müssen sie sich mit Aufgaben in marginalisierten Sportarten und eben dem Frauensport zufrieden geben. „Sports news is home to one of the most intense and most historically enduring gen- der divisions in journalism, in terms of who is permitted to cover which sports as journalists, how athletes are covered as well as in terms of which genders are served 6 as audiences.“ Nur wenige bewähren sich und können sich in der Welt des Sportjour- nalismus behaupten. Selbst dann sehen sie sich aber noch mit Oberflächlichkeiten und Klischees konfrontiert (vgl. Hardin/Shain, 2005). Augenscheinlich wird Frauen in anderen, typischerweise von Männern beherrschten Fachgebieten wie der Politik mehr Kompetenz und Professionalität zugestanden. Dort schaffen es Frauen in zunehmendem Maße, vorurteilsfrei wahrgenommen zu werden. Sportjournalistinnen hingegen wird noch immer oft der Einsatz ihrer Weiblichkeit vorgeworfen, sollten sie es überhaupt schaffen, öffentliche Aufmerksamkeit zu erlan- gen. Die Trennung nach Geschlecht wird legitimiert durch die Körperlichkeit des Sports. So finden getrennte Wettbewerbe unter Frauen und Männern statt – unter unter- schiedlichen Voraussetzungen wie im Profitennis, wo Männer drei Gewinnsätze spie- len, Frauen aber nur zwei. Dass die Ungleichbehandlung sich jedoch auch im Sport- journalismus fortsetzt, stellt für Frauen ein Problem dar. Dabei haben die Medien eine Vorbildfunktion, auch was ihre Repräsentativität be- trifft. Denn die konstruierte mediale Wirklichkeit, welche die Themen unterschiedlich gewichtet und verzerrt, hat auch auf die Wahrnehmung der Geschlechterverhältnisse entscheidenden Einfluss. Vor rund zwanzig Jahren noch beschrieb Neverla (1994, S. 261) die Verhältnisse folgendermaßen: „Die Medieninhalte sind strukturiert wie die Lebenswelten, über die sie berichten: entlang einer Trennung zwischen weiblichen und männlichen Lebenszusammenhängen.“ Daraus leitet sich auch die allgemeine Vorstellung ab, dass Frauen über Frauen und für Frauen schreiben sollen. Durch diese Logik setzt sich das Ungleichgewicht in der Wahrnehmung von männlichen Sportlern in den Redaktionen fort. Auch im englischen Sprachraum ist man auf die spezielle Rolle von Frauen im Sport- journalismus aufmerksam geworden: „Finally, one cannot ignore the simple fact that there are many women that display great enthusiasm for sports which, in their pro- fessional guises, are played only by men, and who derive pleasure from talking about them.[...] Only future research will show whether these women are willing or unwil- ling accomplices in men’s identity work, or whether something more subversive is at play.“ (Johnson/Finlay, 1997, S: 142f.) Ob Journalistinnen das männerdominierte Sportsystem unterstützen oder unterlau- fen, zeigt sich an ihrer Anpassungsleistung im Job. Formulieren sie wie die männli- 7 chen Kollegen, die seit jeher den Standard für Sportberichterstattung vorgeben? Oder schaffen sie sich eine eigene Sprache, die ihrer Erfahrungswelt entstammt? Bislang wurden Erkenntnisse durch Experteninterviews gesammelt und das redakti- onelle Umfeld studiert. Textlinguistische Studien im Sportjournalismus, die sich auf die Gender Studies beziehen, liegen nicht vor - obwohl es naheliegend scheint, Frauen in diesem von Männern bestimmten Berufs- und Handlungsfeld zu untersuchen. Bezug nehmend auf Weischenbergs Beschreibung der Sportjournalisten als „Außen- seiter der Redaktion“ (1976) stellt diese Arbeit die Frage, ob Sportjournalistinnen innerhalb des Redaktionssystems die „absoluten Außenseiter“ sind. Sie bewegen sich in einem überwiegend männlichen Kollegenkreis und ihr Anspruch besteht darin, wahrgenommen zu werden. In einem so von Körper und Leistung geprägten Gebiet ist das keine leichte Aufgabe, die zusätzlich erschwert wird durch die Tatsache, dass allein der Männersport zu Aufmerksamkeit und Akzeptanz führt. Nachdem im ersten Teil die relevanten Theorien und Ansätze aus Journalismus- und Kommunikatorforschung sowie der Gender Studies gegenüber gestellt wurden, sollen im methodischen Teil die scheinbaren Konsequenzen der Redaktions-Situation unter die Lupe genommen werden. Es geht also darum, ob Sportjournalistinnen aus ihrer Erfahrung als Frauen in diesem sehr speziellen Berufsfeld Texte produzieren, die sich vom Standard unterscheiden. Dieser Gedanke ist seit einigen Jahrzehnten bekannt, wurde aber noch nie auf den Sportjournalismus angewandt.
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