2_Binsteiner_D 29.01.2007 14:49 Uhr Seite 43 ALEXANDER BINSTEINER DIE LAGERSTÄTTEN UND DER ABBAU BAYERISCHER JURAHORNSTEINE SOWIE DEREN DISTRIBUTION IM NEOLITHIKUM MITTEL- UND OSTEUROPAS Forschungsgeschichte . 44 Das Ortenburger Revier . 79 Die bayerischen Jurahornsteinlagerstätten aus Der Abbau von Maierhof/Weng . 80 geologischer Sicht . 44 Der Fränkische und der Oberpfälzer Jura . 80 Die archäologische Forschung . 47 Der Abbau von Seulohe . 81 Die Hornsteinvorkommen von Nonnhof und Archäologie und Lagerstättenkunde der Jurahornstein- Fürnried . 82 vorkommen in Bayern . 48 Weitere Hornstein- und Silexvorkommen in der Die Donau-Altmühl-Region . 48 Oberpfalz und in Franken . 82 Die Vorkommen von Haunsheim und Wittislingen Die Hornsteinvorkommen in den Bayerischen Alpen . 83 im Lkr. Dillingen a.d. Donau . 48 Die Liashornsteine von Flintsbach und Ruhpolding . 84 Das Eichstätter Revier . 49 Die Hornsteinvorkommen im Umfeld der Radio- Die Fundstelle Ochsenhart . 49 laritzone in den Nördlichen Kalkalpen . 85 Der Hornsteinabbau von Schernfeld . 49 Die Hornsteinvorkommen im Einzugsbereich der Der Abbau von Ochsenfeld/Tempelhof . 50 Moränengürtel des bayerischen Alpenvorlandes . 86 Die Abbaustelle auf dem Osterberg bei Pfünz/Inching . 51 Die Reviergrößen und die Fördermengen der bayerischen Horn- Das Vorkommen gebänderter Jurahornsteine steinbergwerke im internationalen Vergleich . 88 von Eitensheim-St. Salvator . 52 Die lagerstättenkundlichen und montanarchäo- Weitere Vorkommen von Jurahornsteinen im logischen Daten der bayerischen Hornsteinberg- Eichstätter Revier . 52 werke in der Zusammenschau . 88 Das Paintener Revier . 54 Die lagerstättenkundlichen Daten ausgewählter Silex- Der Abbau von Plattenhornsteinen in Baiers- bergwerke Mittel- und Osteuropas . 90 dorf . 54 Vergleichende Betrachtungen . 92 Weitere Vorkommen von Jurahornsteinen im Paintener Revier . 55 Das Kelheimer Revier . 58 Die archäologische Datierung der Abbaustellen von Der Hornsteinabbau von Lengfeld . 58 Jurahornsteinen in Bayern . 94 Weitere Vorkommen und mögliche Gewin- Zeitliche Abfolge der Abbauaktivitäten in den bayeri- nungsstätten von Jurahornsteinen im Kel- schen Hornsteinbergwerken . 94 heimer Revier . 60 Vergleich mit den Abbauschwerpunkten in ausge- Das Arnhofener Revier . 62 wählten Silexrevieren Mittel- und Osteuropas . 95 Der Abbau von gebänderten Jurahornsteinen in Arnhofen . 62 Die Leittypen der Jurahornsteine Bayerns . 97 Weitere Vorkommen von Jurahornsteinen im Abensberg-Arnhofener Revier . 67 Die hornsteinführenden Juraschichten in der Die Verbreitung bayerischer Jurahornsteine im Neo- Donau-Altmühl-Region . 69 lithikum Mittel- und Osteuropas . 100 Faziesmodell . 69 Ältere Verbreitungsnachweise bayerischer Jura- Lage der gesicherten Hornsteinbergwerke in der hornsteine . 100 Jura-Stratigraphie . 71 Neuere Funde bayerischer Jurahornsteine . 104 Geoelektrische Untersuchungen an der Aktuelle Bestimmungen bayerischer Jurahornsteine Lagerstätte von Baiersdorf im Lkr. Kelheim . 72 nach den Absatzregionen . 110 Geoseismische Untersuchungen an der Niederbayern . 110 Lagerstätte von Arnhofen im Lkr. Kelheim . 73 Oberpfalz . 113 Der Donaurandbruch . 74 Oberbayern . 115 Der Keilberg bei Regensburg . 75 Schwaben und Franken . 117 Das Flintsbacher Revier . 76 Südwestdeutschland . 118 Die Hornsteinvorkommen von Münster . 76 Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen . 121 Der Hornsteinabbau von Flintsbach-Hardt . 76 Thüringen und Sachsen . 122 Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 52 · 2005 43 2_Binsteiner_D 29.01.2007 14:49 Uhr Seite 44 Böhmen und Mähren . 123 Einzelkontakte und Mitnahmeeffekte . 139 Niederösterreich . 125 Slowakei und Ungarn . 126 Die Materialinterferenzen bayerischer Jurahornsteine mit Steiermark . 127 den Silexrohstoffen anderer Abbaureviere . 139 Oberösterreich und Salzburg . 127 Verbreitungsbild bayerischer Jurahornsteine in Mittel- Dank . .140 und Osteuropa . 131 Linienbandkeramik . 131 Literatur . 141 Mittelneolithikum . 134 Jungneolithikum . 134 Anhang . 148 Endneolithikum . 134 Verfügbare Daten zur Lokalisierung der Hornstein- vorkommen Bayerns . 148 Rekonstruktion der Verbreitungswege bayerischer Verfügbare 14C-Daten in den aufgeführten Feuerstein- Jurahornsteine . 136 bergwerken Bayerns sowie Mittel- und Osteuropas . 153 Flächendeckende Vernetzung . 136 Zielgerichtete Verbreitung . 137 Zusammenfassung / Summary / Résumé . 154 Die vorliegende Studie ist eine aktuelle Momentaufnahme der bayerischen Silexforschung. Die Zusammen- stellung der teils über Jahrzehnte erfolgten geologischen Geländearbeiten und die Materialaufnahme in den böhmischen, nieder- und oberösterreichischen Museen sowie die Literaturrecherche in der Bibliothek des Institutes für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Wien wurden in den Jahren 2002 bis 2004 durchgeführt. FORSCHUNGSGESCHICHTE Die bayerischen Jurahornsteinlagerstätten aus geologischer Sicht Nachdem seit der Mitte des 19. Jahrhunderts der Grundstein für die geologische Aufnahme Ostbayerns und der Fränkischen Alb gelegt worden war 1, stand in den ersten Arbeiten über die Verkieselungserschei- nungen der Südlichen Frankenalb naturgemäß eine petrographische und biostratigraphische Untersuchung der Gesteine im Vordergrund. Obwohl die prähistorische Bedeutung der Lagerstätten nicht zur Diskussion stand, wurden bereits Hornsteinvorkommen wie die des Abensberger Raumes ausdrücklich auch mit plat- tigen und gebänderten Formen beschrieben 2. Deecke 3 gibt in seiner richtungsweisenden Arbeit über die mitteleuropäischen Silices eine generelle Defini- tion von Hornsteinen 4. Dabei bezieht er sich vorwiegend auf Hornsteine des Oberen Malm in Schwaben- Franken und im Schweizer Jura. Er notiert weiter: »In Bayern besitzt der Malm nördlich der Donau eine Ver- breitung, die mit dem Bogen des Fränkischen Jura zusammenfällt und vom Ries bis zum Staffelstein am Main reicht. In seinem mittleren Teil haben wir zwei Horizonte mit Hornsteinknollen, nämlich im höheren ›Frankendolomit‹ und im tieferen ›Steinbruch‹- oder ›Deltakalk‹ « 5. Die Detail- und Übersichtskartierungen zum Malm der Altmühl-Alb 6 hatten das Ziel, die stratigraphischen und faziellen Zusammenhänge zu entschlüsseln. Die in der geschichteten Fazies 7 auftretenden Hornstein- lagen bildeten dabei neben den Ammonitenzonen die Leithorizonte des Oberen Malm. Sie konnten über weite Gebiete der Südlichen Frankenalb verfolgt und parallelisiert werden (Tab. 1). 1 v. Gümbel 1868; 1891. Teile, sowie mitunter eine feine, blättrige Schuppung auf der 2 Schnittmann 1925, 206-238. Fläche besitzen« (ebenda 34). 3 Deecke 1933. 5 Ebenda 38-39. 4 »Hornsteine sind konkretionäre Massen von Kieselsäure, wel- 6 Bausch 1963, 3-38; v. Freyberg 1968, 3-37. che einen an Rinderhorn erinnernden matten Glanz und jenem 7 Dazu auch v. Freyberg 1964. ähnliche verschwommene Streifung verschieden gefärbter 44 A. Binsteiner · Abbau und Distribution bayerischer Jurahornsteine im Neolithikum Mittel- und Osteuropas 2_Binsteiner_D 29.01.2007 14:49 Uhr Seite 45 Unter-Tithon Malm zeta 3 Kieselplattenfazies Tab. 1 Leithorizonte der Kieselplatten- Malm zeta 1 Dachhornstein (Kieselplattenfazies) fazies im Oberen Malm (nach v. Freyberg Ober-Kimeridge Malm epsilon 2 Kieselplattenfazies 1968). Im Malm epsilon 2, der Setatuszone, benannt nach dem Leitammoniten Virgatosphinctes setatus (SCHNEID), sind knollige Hornsteine und Kieselplatten von Eichstätt bis Painten flächendeckend verbreitet. Darauf folgt im hangenden Malm zeta 1, den Geisentalschichten, der so genannte Dachhornstein als Trenn- horizont zum Malm zeta 2. Im unteren Teil des Malm zeta 3, den Mörnsheimer Schichten, ist vor allem zwi- schen Solnhofen, Eichstätt und Neuburg a. d. Donau ein Horizont mit Hornsteinplatten eingeschaltet. In diesen stratigraphischen Niveaus finden sich später dann im Wesentlichen die Bereiche, in denen es zu vor- geschichtlichen Abbauaktivitäten auf Hornsteine gekommen ist. Überlegungen zur Entstehung der Jurahornsteine gingen davon aus, dass es sich in allen Fällen um eine frühdiagenetische bzw. syngenetische Verkieselung von Sedimenten handelt 8. Diese stand in engem Zusammenhang mit dem Wechsel von Riff- und Schüsselsedimenten des Oberen Jura der Südlichen Fran- kenalb 9. Als kartographische Grundlagen für eine lagerstättenkundliche Betrachtung der Jurahornsteinvorkommen der Altmühlalb dienten in erster Linie die entsprechenden Blätter der Geologischen Karte von Bayern. Zunächst bearbeitete Oschmann 1958 das Blatt Bad Abbach. Darauf ordnete er die Vorkommen von Plat- tenkalkfazies des Malm zeta 110 bei Lengfeld als Tiefe Ulmensisschichten 11 ein, die in der Karte allerdings nicht vom Dolomit des Malm epsilon bis zeta 1 getrennt werden konnten. Oschmann stellte im Areal des Feuersteinbergwerkes von Lengfeld keine Verkieselungen und Hornsteinbildungen fest. Auf dem westlich anschließenden Blatt Kelheim wies Rutte 12 die hornsteinführenden Plattenkalke bei Alling, Kelheim (Goldberg) und Palmberg als Malm zeta 1a 13 aus. Er setzte sich sehr detailliert mit den ver- schiedenen Kieselbildungen der Plattenkalkfazies und der Kelheimer Kalke auseinander 14 und sprach sich für eine frühdiagenetische bzw. diagenetische Entstehung der auf Blatt Kelheim weit verbreiteten Jurahorn- steine aus. Im Kelheimer Jura erkannte Rutte, dass die Hornsteinbildungen ähnlich wie die erdgeschichtlich jüngeren Dolomite bevorzugt den Rändern der Plattenkalkschüsseln folgen 15. Tertiäre Verkieselungen und Kieseldecken im Ostteil der Südlichen Frankenalb 16 schlossen in-situ-Verkiese- lungen jurassischer Kalke mit ein. Nicht
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