Konzeptstudie

Konzeptstudie

KONZEPTSTUDIE Bausteine für die Integration von Biodiversität in Musterbaureglemente KONZEPTSTUDIE Bausteine für die Integration von Biodiversität in Musterbaureglemente Impressum Dieses Dokument entspricht dem Schlussbericht eines angewandten Forschungsprojektes im Rahmen der Massnahme 4.2.7 Anforderungen der Biodiversität in Musterbaureglementen des Aktionsplans Strategie Biodiversität Schweiz. Auftraggeber BAFU Bundesamt für Umwelt, Abteilung Arten, Ökosysteme, Landschaften Auftragnehmer HSR Hochschule für Technik Rapperswil (ab 1.9.2020: OST Ostschweizer Fachhochschule) ILF Institut für Landschaft und Freiraum Oberseestrasse 10, CH-8640 Rapperswil T +41 55 222 49 11, [email protected], www.ilf.hsr.ch Autor*innen Prof. Dr. Christoph Küffer ([email protected], Projektleitung) Prof. Dr. Jasmin Joshi Monika Wartenweiler Susanne Schellenberger Monika Schirmer-Abegg Dr. Markus Bichsel Beratung Raumplanung & Freiraumplanung (ohne Verantwortung für die Schlussprodukte) Martin Lutz, BHP Raumplan AG Hans-Peter Rüdisüli, Büro für Freiraumplanung Begleitung BAFU Dr. Franziska Humair, Leitung Aktionsplan Strategie Biodiversität Schweiz (Leitung) Dr. Claudia Moll, Sektion Ländlicher Raum Layout Manuela Egeter Lektorat Dr. Ewald Weber, Universität Potsdam Stand 01.12.2020 Zitiervorschlag ILF (2020). Konzeptstudie. Bausteine für die Integration von Biodiversität in Musterbaureglemen- te. Schlussbericht. Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU), Bern. Schriftenreihe des In- stituts für Landschaft und Freiraum. HSR Hochschule für Technik Rapperswil, Nr. 21. Rapperswil. ISSN 1662-5684, ISBN 978-3-9524933-6-6 © Institut für Landschaft und Freiraum HSR 2020 Inhaltsverzeichnis Leitgedanken – die biodiverse Gemeinde 6 Zusammenfassung und Empfehlungen 8 1 Ausgangslage und Problemstellung 19 2 Ziel der Studie und Aufbau des Berichts 22 3 Methodik und Vorgehen 23 4 Fachliche Grundlagen aus Ökologie und Naturschutzpraxis 24 4.1 Biodiversitätswirksame Tätigkeiten 24 4.2 Zielvorstellungen zu Biodiversität und Ökosystemleistungen 27 4.3 Zielarten 34 4.4 Biotoptypen 38 4.5 Quantitative Zielvorgaben zu minimalem Flächenbedarf 40 4.6 Qualitative Zielvorgaben zu ökologischer Qualität 42 5 Planungsinstrumente und Fördermassnahmen 45 5.1 Planungsinstrumente 46 5.2 Fördermassnahmen 50 5.3 Perspektiven und Lücken 52 6 Fazit 56 Literaturverzeichnis 59 Anhang 1: Integration von Biodiversität in Musterbau- reglemente Anhang 2: Massnahmenblätter zu 10 Planungs- instrumenten Anhang 3: Massnahmenblätter zu 16 Förder- massnahmen Abbildungsverzeichnis Titelbild: Campus der HSR. Bildquelle: Jasmin Joshi Abbildung 1: In einer biodiversen Gemeinde hat es auch Platz für verschiedene Gebäudebrüter, hier z.B. ein Turmfalke (Falco tinnunculus). Bildquelle: Denis Magnin / wildenachbarn.ch 6 Abbildung 2: Übersicht wichtiger Elemente einer biodiversen Gemeinde. Illustration: Basil Rüegg 7 Abbildung 3: Übersicht der strategischen Handlungsfelder zur Förderung von Biodiversität durch planerische Massnahmen. Illustration: Basil Rüegg 10 Abbildung 4: Der Alpensegler ist ein potenziell gefährdeter Gebäudebrüter in der Schweiz. Bildquelle: Stefan Wassmer / stadtwildtiere.ch 15 Abbildung 5: Exkursion des Studiengangs Landschaftsarchitektur der HSR. Bildquelle: Jasmin Joshi 17 Abbildung 6: Viele Naturschutzgebiete sind zu klein, um dauerhaft ihre Lebensräume und Artenvielfalt erhalten zu können. Bildquelle: Jasmin Joshi 19 Abbildung 7: Selbst kleine Habitatinseln sind für den Erhalt der Biodiversität in Städten wichtig, weil sie als Trittsteine dienen. Bildquelle: Jonas Brännhage 24 Abbildung 8: Naturnahe Ufer an Gewässern sind für Pflanzen und Tiere der Gewässer un- entbehrlich. Auf der Abbildung die revitalisierte Sihl im Sihltal. Bildquelle: Dominik Siegrist 29 Abbildung 9: Verteilung der Freiräume in der Agglomeration und der Kernstadt (ohne Agglomeration; Bundesamt für Raumentwicklung ARE, 2014) 30 Abbildung 10: Braunbrustigel in der Stadt Bern. Bildquelle: Karl Zbinden / stadtwildtiere.ch 30 Abbildung 11: Temporäre Trittsteine auf einer Baustelle. Bildquelle: Jonas Brännhage 31 Abbildung 12: Links: Eine naturnahe Gartengestaltung. Gestaltung und Bildquelle: Gartenwerke GmbH, Aeschlimann und Yelin Rechts: Ein naturferner Schottergarten. Bildquelle: Jasmin Joshi 33 Abbildung 13: Strasse mit Allee für den Langsamverkehr (links) sowie eine Spielstrasse ohne Bäume. Bildquelle: Mark Krieger 33 Abbildung 14: Links: Beispiel einer Roten Liste Art: Venus-Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris). Bildquelle: Jonas Brännhage Mitte: Beispiel einer Blauen Liste Art: Kleine Orchis (Orchis morio). Bildquelle: Alexander Kocyan Rechts: Beispiel einer Orangen Liste Art: Schwalbenschwanz (Papilio machaon). Bildquelle: Georgina Brandenberger / wildenachbarn.ch 35 Abbildung 15: Erdbeerklee (Trifolium fragiferum). Bildquelle: Jonas Brännhage 37 Abbildung 16: Raumgliederung nach 9 Gemeindetypen. (Quelle: BFS – Raumgliederung der Schweiz, 2017) 46 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Auswahl der 10 Planungsinstrumente, welche vertieft aufbereitet wurden. 47 Tabelle 2: Übersicht der behandelten Planungsinstrumente. 49 Tabelle 3: Auswahl der 16 Fördermassnahmen zur Biodiversität, welche vertieft aufbereitet wurden. 51 ILF – HSR Leitgedanken – die biodiverse Gemeinde Unsere ideale Gemeinde… ... nimmt ihre Verantwortung für die Biodiversität wahr ... hat ein Leitbild ihrer biodiversen und ökologischen Entwicklung in 30 Jahren ... kennt ihre wertvollen Lebensräume, Flora und Fauna, Naturobjekte, natürlich gewachsenen Böden (Inventare) sowie die Potenziale für weitere ökologische Aufwertungen ... sie kennt deren Zustand (Monitoring) ... weiss um die Dienstleistungen der Biodiversität im Bereich Stadtklima, Wasserrückhalt, Wasser- reinigung, Ernährung, Gesundheit, Lebensqualität, Naturerlebnis und Ökonomie ... hat eine Strategie für den Erhalt (Schutz), und die Förderung und Aufwertung der Biodiversität (Strategie, Zielsetzung mit Prioritäten, messbare Ziele) ... hat räumliche Vorstellungen zur Förderung der Biodiversität (Plan mit Absichten, Vernetzung, Förderung) ... arbeitet mit den Nachbargemeinden und raumwirksamen Akteuren (z.B. Landwirte, Forst) für eine ökologisch hochwertige Landschaft zusammen ... hat geschultes Personal und arbeitet mit Fachpersonen zusammen ... hat Beratungsangebote, Fördermittel und Anreizsysteme zur Biodiversitätsförderung ... arbeitet Pflegepläne aus ... kennt die rechtlichen und planerischen Vorgaben auf lokaler, regionaler, kantonaler und nati- onaler Stufe ... setzt einen verbindlichen Rahmen zur Planung/Einforderung von Biodiversität fest (Rahmen- nutzungsplan, Sondernutzungsplan, Ziele bei qualitativen Verfahren wie Wettbewerbe etc.) ... ermöglicht der Bevölkerung ein hohes Naturerlebnis und einen Zugang zu ihrer natürlichen Umwelt (Artenkenntnisse und Beobachtungsgabe durch Aus- und Weiterbildung, Exkursionen und Naturschutzeinsätze, Landschaftsgestaltung und Besucherführung) Abbildung 1: In einer biodiversen Gemeinde hat es auch Platz für verschiedene Gebäudebrüter, hier z.B. ein Turmfalke (Falco tinnunculus). Bildquelle: Denis Magnin / wildenachbarn.ch 6 Konzeptstudie Biodiversität in Musterbaureglementen Bäume und Gehölze Gebäudebegrünung Tiere am Gebäude Wildpflanzen Gehölze im Siedlungsraum sind wichtig als Gebäudefassaden und Flachdächer stellen Fledermäuse, Schwalben, Segler, Schleier- Die Förderung von Wildpflanzen ist die Ba- Lebensraum und als verbindende Grünkor- ein Reservoir an Flächen dar, welche durch eulen, Turmfalken, Wanderfalken, Dohlen, sis für die Förderung von Insekten und an- ridore für Kleinsäuger, Vögel und Insekten. eine Begrünung ökologisch aufgewertet Störche, Siebenschläfer, aber auch viele In- deren Tiergruppen, welche auf bestimmte Bäume und Gehölze strukturieren die werden können. Dadurch entstehen wert- sekten wie Wildbienen oder Schmetterlin- Pflanzenarten angewiesen sind. In Sied- Raumwahrnehmung, sind für die ästheti- volle Lebensräume für die Biodiversität und ge und andere Kleintiere nutzen Unter- lungsräumen finden sich auch viele sche Qualität von Siedlungsräumen essen- Trittsteine für die ökologische Vernetzung. schlüpfe und Nistgelegenheiten an oder in bedrohte Pflanzenarten, welche Schutz tiell und werden von Bewohner*innen als Dachbegrünungen können über 100 Wild- Gebäuden. Neue Gebäude bieten oft we- brauchen. Förderung von Wildpflanzen, in- wichtiger Teil ihrer Alltagslandschaften und pflanzenarten beherbergen und auch selte- nig Lebensraum. Künstliche und ästhetisch klusive bedrohter Arten, ist nicht nur in ver- der lokalen Identität wahrgenommen. Eine nen Tierarten einen Lebensraum bieten ansprechend gestaltete Nisthilfen an Fas- bleibenden wertvollen Lebensräumen und Mischpflanzung mit unterschiedlichen (v.a. Insekten und Vögeln) saden können einen gewissen Ersatz bie- Naturschutzflächen möglich, sondern auch Baumarten und Genotypen pro Baumart ten. Nischen für Tiere sollten bereits bei der im Umgebungsgrün von Gebäuden, Privat- erhöht die Resistenz einer Allee oder eines Planung des Gebäudes mitgedacht wer- gärten oder auf Dachbegrünungen. Diese Stadtparks gegen (Baum)Krankheiten und den; dann können sie beispielsweise in die Restflächen haben einen grossen Wert, klimatischen Stress. Fassade eingebaut werden. Zudem sollten wenn diese nahe beieinanderliegen (nicht Glas und spiegelnde Oberflächen als Vogel- mehr als 50 bis 100 m entfernt voneinander). fallen durch Markierungen vermieden und künstliche Beleuchtung minimiert werden. Bodenschutz und Versiegelung Lichtverschmutzung Regenwassermanagement Wurzelraum Boden ist

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