Betrachtungen und Quellenstudien zur frühen völkischen Bewegung in Mannheim bis 1922 von Karen Strobel und Brigitte Zwerger für Sina Aronsfrau MARCHIVUM Archivplatz 1 68169 Mannheim www.marchivum.de [email protected] © alle Rechte vorbehalten, MARCHIVUM Mannheim, September 2020 Betrachtungen und Quellenstudien zur frühen völkischen Bewegung in Mannheim bis 1922 1 2 Mord an Sina Aronsfrau am 22. Mai 1922 4 Antijüdische Traditionen und Antisemitismus in Mannheim – Ein Rückblick (1818-1918) 39 Die Deutsch-Sozialen und die ‚Antisemiten-Partei‘ in Mannheim Völkische Gruppen und Gruppierungen im ausgehenden Kaiserreich und und in der Frühphase der Weimarer Republik in Mannheim 64 Studentenverbindungen/Burschenschaften 64 Jugendbünde 70 Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband (DHV) 72 Der Alldeutsche Verband 75 Deutschvölkischer Turnverein „Friesen“ 83 Deutsche Vaterlandspartei 85 Deutschsozialistische Partei 87 Deutschnationale Volkspartei (DNVP) 88 Volksbund „Rettet die Ehre“ 94 Marine Verein Mannheim 98 Verband nationalgesinnter Soldaten 100 Vereinigte Verbände heimattreuer Oberschlesier 101 Verein Stahlhelm-Bund der Frontsoldaten 103 Deutschvölkischer Schutz -und Trutzbund 105 Orgesch (Organisation Escherich) und Freischar Damm – Paramilitärische Umtriebe in Baden und im Raum Mannheim 106 Die Gründung der NSDAP-Ortsgruppe Mannheim 119 Das Jahr 1922 126 Der Fall Sina Aronsfrau – Der Prozess 160 Fazit: Die weiterführenden Schulen als Ort der Radikalisierung 169 1 Für die kritische Durchsicht des Textes und auch für viele hilfreiche Hinweise bedanken die Autorinnen sich bei Prof. Dr. Ulrich Nieß, MARCHIVUM. Der Dank zur Hilfestellung und Unterstützung gilt auch vielen Archivkollegen und Kolleginnen aus dem MARCHIVUM und anderen Archiven, ganz besonders sind hier zu nennen Dr. Martin Stingl und dem Team des Generallandesarchiv Karlsruhe, Diana Weber, Stadtarchiv Heidelberg und dem gesamten Team des Stadtarchivs Ludwigshafen., des Staatsarchivs Freiburg und des Archivs des TECHNOSEUM, Mannheim. 2 Unser besonderer Dank gilt Prof. Dr. Claudio Lomnitz, Columbia University, New York, für zahlreiche Hinweise und Hilfestellung zur Familie Sina Aronsfrau. Betrachtungen und Quellenstudien zur frühen völkischen Bewegung in Mannheim bis 1922 Karen Strobel und Brigitte Zwerger (2020) Für Akten und Zeitungen, die online verfügbar sind und mehrfach genannt werden, haben wir den Link nicht eingefügt. Daher folgt hier eine Auflistung der wichtigsten Online-Quellen, die verfügbar waren. Die Online-Angebote der jeweiligen Landesbibliotheken und Landesarchive erweitern sich stetig und bieten damit für die Forschung immer neue Möglichkeiten: Zeitungen und Landtagsprotokolle online: Badischer Volksbote: für Deutschtum, Thron und Altar; Organ der Deutsch-Sozialen Reform- Partei in Baden Universitätsbibliothek Heidelberg Urn:nbn:de:bsz:16-diglit-428362 https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/badischer_volksbote Berliner Tageblatt und Börsenzeitung Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz http://zefys.staatsbibliothek-berlin.de/list/title/zdb/27646518/ Deutscher Volksbote: Badischer Volksbote; Wacht am Rhein Universitätsbibliothek Heidelberg Urn:nbn:de:bsz:16-diglit-439844 https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/deutscher_volksbote Karlsruher Tagblatt Badische Landesbibliothek https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/3755218 Karlsruher Zeitung /Landtagsberichte Badische Landesbibliothek https://digital.blb-karlsruhe.de/topic/view/3755222 Leipziger Volkszeitung Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) urn:nbn:de:bsz:14-db-id3944146080 https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/141582/1/ Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus Bayerische Staatsbibliothek https://periodika.digitale-sammlungen.de/abwehr/start.html Protokolle Württembergischer Landtag. Württembergische Landesbibliothek http://digital.wlb- stuttgart.de/sammlungen/sammlungsliste/werksansicht/?no_cache=1&tx_dlf%5Bid%5D=168 &tx_dlf%5Bpage%5D=1 ) Volksfreund. Tageszeitung für das werktätige Volk Badens. Badische Landesbibliothek https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/zeitungen/periodical/titleinfo/3614475 2 Betrachtungen und Quellenstudien zur frühen völkischen Bewegung in Mannheim bis 1922 Karen Strobel und Brigitte Zwerger (2020) weitere Zeitungen als Quellen: General-Anzeiger Ludwigshafen Stadtarchiv Ludwigshafen General-Anzeiger Mannheim MARCHIVUM Hakenkreuzbanner (Ausgabe Mannheim) MARCHIVUM Kurpfälzer Herold Universitätsbibliothek Mannheim Neue Mannheimer Zeitung MARCHIVUM Pfälzer Post Stadtarchiv Ludwigshafen Pfälzische Rundschau. Unabhängige Zeitung für nationale Politik. Stadtarchiv Ludwigshafen Tribüne - Tageszeitung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Bezirk Baden) [nur mit großen Lücken überliefert] MARCHIVUM Digitales Archivgut: Onlineportal der Landesarchive Baden-Württemberg, z.B. Staatsarchiv Freiburg: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/home.php 3 Betrachtungen und Quellenstudien zur frühen völkischen Bewegung in Mannheim bis 1922 Karen Strobel und Brigitte Zwerger (2020) Marktplatz in Mannheim, ca. 1910 (KF001614, Ausschnitt, MARCHIVUM) Der Mord an Sina Aronsfrau Die Sonne senkte sich langsam im Westen, warmes Abendrot breitete sich aus. Ein heißer Frühlingstag mit fast 30 °C ging nahtlos in einen lauen Frühsommerabend über.3 Das geschäftige Treiben am Marktplatz in Mannheim an diesem Montag im Mai war längst abgeebbt. Die zahlreichen Geschäfte hatten nun geschlossen, die Gastwirtschaften füllten sich dafür in größerer Zahl. Mildes Dunkel legte sich allmählich über die Häuser. Die Sonne ging an an diesem Tag kurz nach 8 Uhr unter.4 Doch so friedlich wie die Szenerie schien war es nicht. Der Schuss, der den ostjüdischen 62jährigen Kaufmann Sina Aronsfrau am Abend des 22. Mai 1922 im zweiten Stock des Hauses H 1, 14 in seinen Büroräumen tötete, war offenbar von niemanden im Haus gehört worden. Sina Aronsfrau lag in einer Blutlache am Boden. Eine 9mm-Kugel aus einem Armeerevolver, einer Luger Parabellum, hatte ihn von hinten rechts im Rücken getroffen. Sie durchschlug Herz und Lunge und war vorne links wieder ausgetreten.5 Die Kriminalpolizei und der Spurendienst fanden kein Indiz dafür, dass ein Raubmord vorlag, denn Sina Aronfrau trug noch eine wertvolle goldene Uhr mit der Kette 3 Laut einem Internetportal betrug die Höchsttemperatur am 22.05.1922 in Karlsruhe 32°, in Kaiserslautern 30° und in Stuttgart 29°C. https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/baden- wuerttemberg/tageshoechsttemperatur/19220523-0000z.html (Abfrage vom 06.09.2018) 4 Für den 22.05.1922 wurde der Sonnenuntergang mit 20.13 Uhr angegeben https://kalender-365.de/sonne- mond.php?ort=Mannheim&tag=22&monat=5&jahr=1922 (Abfrage vom 06.09.2018) 5 Der Hinweis, wie die Kugel Sina Aronsfrau getroffen hatte, findet sich handschriftlich in der Ermittlungsakte in Berlin: BA R 1507/2208 Seite 9 (paginiert mit Stempel). Man ging von einer Tatzeit zwischen 6 und 8 Uhr abends aus (Bundesarchiv/BA R 1507/2208, Seite 8 [paginiert mit Stempel]; siehe auch die mit Untersuchungsrichter 2 gekennzeichneten Angaben im General-Anzeiger Mannheim vom 08.06.1922, Seite 6 und die Sterbebeilage Nr. 404 zum Sterberegister Nr. 1221 in MARCHVUM, Zug.10/2012 Nr. 05351 4 Betrachtungen und Quellenstudien zur frühen völkischen Bewegung in Mannheim bis 1922 Karen Strobel und Brigitte Zwerger (2020) und viel Bargeld bei sich. Auch die offene Kasse war unberührt, das Geld noch vorhanden. Nichts schien zu fehlen.6 Warum also war der beliebte Geschäftsmann, Ehemann und Vater ermordet worden? Die örtliche Lokalzeitung General-Anzeiger schrieb am nächsten Tag: „[…] man nimmt daher an, daß den Mörder andere Motive als Raub bewogen haben müssen, den hochbetagten Mann meuchlings zu erschießen“ Das einzige bekannte Bild von Sina Aronsfrau (Privatbesitz) 6 General-Anzeiger Mannheim, Abendausgabe, vom 23.05.1922, Seite 3 („Mord in H 1, 14“) General-Anzeiger Ludwigshafen Nr. 121, zweites Blatt, vom 24.05.1922 (Stadtarchiv Ludwigshafen): „Die goldene Taschenuhr nebst Kette sowie ein größerer Geldbetrag wurde noch bei der Leiche gefunden, ebenso waren die offen stehenden Kassen unberührt.“ „Merkwürdigerweise hat weder auf der Straße, noch im Hause jemand einen Schuß gehört. Der Schuß ging in die rechte Rückenseite. Das Geschoß durchdrang den ganzen Körper und kam an der linken Brustwarze wieder heraus. Der Tod ist jedenfalls auf der Stelle eingetreten. Das Büro, in dem die Tat verübt wurde, liegt nach der Marktplatzseite neben dem Eckzimmer. Der Getötete hatte seine Wohnung in M 2, 17. Die Familie wurde auf das Fehlen ihres Oberhauptes erst in später Nacht aufmerksam, so daß die kriminellen Ermittlungen erst heute früh einsetzten konnten.“ […] „Die Nachforschungen der Kriminalpolizei unter Leitung des Kriminalinspektors Leuthy [Lüthy] dauern seit Montag nacht unausgesetzt fort. Sämtliche Anwohner des Hauses H1, 14 werden einem Verhör unterzogen. Bis gestern abend war noch niemand ermittelt, der den Pistolenschuß auf Aronsfrau gehört hat.“ In dem Zeitungsartikel wurde auch erwähnt, dass das Gebäude nach 20 Uhr geschlossen wurde, so dass der Mord davor erfolgt sein musste. 5 Betrachtungen und Quellenstudien zur frühen völkischen Bewegung in Mannheim bis 1922 Karen Strobel und Brigitte Zwerger (2020) Seine Angestellten zeigten in einer auch für die damalige Zeit ungewöhnlichen Traueranzeige im Generalanzeiger ihre Verbundenheit, indem sie u.a. formulierten: „Gott ergeben und jederzeit dienend, sich seiner Familie mit allen Fasern seines Herzens
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