Presseartikel Vom Laufseminar Giessen 2011

Presseartikel Vom Laufseminar Giessen 2011

MZ SZS IZ AZ NBS NBN NBF HZ PAZ DZ MST MSM PZ TZ SONNABEND/SONNTAG, 23./24. JULI 2011 SEITE III ..............................................................................................................................................................................................................................................................HEUTZUTAGE.............................................................................................................................................................................................................. WUNDERSAMES LEBEN Zur Audienz beim Laufpapst Gespenstisch ERLEBNIS Herbert Steff- gestörter ny gehört zu den bekann- Genuss testen Menschen in der „Die fabelhafte Welt der Amé- Szene. Der einstige lie“ ist so fabelhaft, dass wir uns vorgenommen hatten, den Weltklasseläufer ist Film noch einmal anzuschau- heute Buchautor und en. Diesmal nicht allein. Wir wollten Freunde mit unserem gibt Marathonseminare. Besuch und der DVD überra- schen, wussten jedoch nicht, VON THOMAS KRAUSE dass sie gerade ihren vierjähri- gen Enkelsohn bei sich hatten. GIEßEN. Das ist also der Mann, der Gerade als Amélies große Au- tausende Hobbyläufer glücklich ge- gen uns das erste Mal anschau- macht hat, sie zu neuen Bestzeiten ten, kam Lucas mit der Nach- führte und vielen sogar ein „neu- richt ins Zimmer, dass er ausge- es“ Leben geschenkt hat. Herbert schlafen habe. Mit rudernden Steffny sitzt an der Bar im Sport- Armen erklärte ihm unsere Point, einem Fitnesscenter in Freundin, wie oft der große Zei- Gießen, und frühstückt. Er ist gar ger noch kreisen müsse, damit nicht so groß, wie er im Fernsehen zuträfe, was er uns verkündet wirkt, aber immer noch schlank hatte. „Und nun ab ins Bett“, und rank. Sportler eben. sagte sie. Da blieb Lucas tatsäch- In Gießen ist Herbert Steffny lich so lange, bis Amélie hinter nicht zum ersten Mal. Dort, in der einer losen Badezimmerfliese gut 75 000 Einwohner zählenden ein wundersames Kästchen Stadt in Hessen, gibt der einstige fand. Diesmal erschien Lucas Spitzenläufer seit vielen Jahren mit der Nachricht, dass er Seminare. 52 Frauen und Männer Bauchschmerzen habe. Und sind bei dieser zweitägigen Veran- während Amélie ihrem Vater staltung, bei der es speziell um den den Gartenzwerg klaute, war Marathon geht, dabei. Sie kommen unsere Freundin in der Küche, aus allen Ecken Deutschlands, aus brühte Tee auf und brachte ihn Erfurt, Berlin, Verden, Marburg. zu Lucas. Ingo Bauer ist einer von ihnen. Der Einige Fotos, die den Garten- 45-jährige Berliner hat 2009 in sei- zwerg in verschiedenen Teilen ner Heimatstadt seinen ersten Ma- der Welt zeigen, hatten wir be- rathon gemeistert. Nach 4:35:34 reits gemeinsam gesehen, als Stunden kam er damals ins Ziel am Lucas plötzlich schreiend in der Brandenburger Tor und war über- Tür stand. Er schrie so, wie Amé- glücklich. Seine Frau ist ebenfalls lie es zu Beginn des Films als dem Laufsport verfallen, sie rannte Kind getan hatte, als ihr an De- in diesem Jahr die 42,195 Kilome- pressionen leidender Fisch mit ter in Hamburg. In Bauers Woh- einem Sprung aus dem Wasser- nung in Karlshorst stapeln sich glas seinem Leben ein Ende set- mittlerweile die Laufbücher. „Mei- zen wollte. Schluchzend erzähl- ne Frau hat wohl alles gekauft, was te Lucas, dass ein Gespenst es gibt“, erzählt er mit einem unter seinem Bett liegt. Das Schmunzeln. Natürlich steht auch muss wohl vorher im Kopf „Das große Laufbuch“ von Herbert Herbert Steffny zeigt in einer Turnhalle, wie man sich nach dem Lauftraining richtig dehnt. 52 Frauen und Männer aus ganz Deutschland waren beim Semi- unseres Freundes rumgewirbelt Steffny im Regal. In der Szene ist nar in Gießen dabei. FOTO: THOMAS KRAUSE sein. Wie soll man es sich sonst der Wälzer ein Bestseller, gilt als Bi- erklären, dass ein guter bel im Laufsport, bei Profis und bei sport: „Für den Marathon war ich der lange Lauf in der Marathonvor- ren. Da war sogar ich überrascht, sich das aber alles. Viele Hobbyläu- Deutschlehrer plötzlich zu sei- Hobbyathleten. Ingo Bauer sagt, noch nicht zu alt, und jetzt hatte bereitung sein? Darf man Alkohol wie oft sie im Training wirklich fer gehören heute keinem Verein nem Enkel sagt: „Mit dir rupf’ dass es wirklich ein gutes Buch sei, ich Arbeitsmoral.“ Will heißen: trinken nach dem Training? Wel- langsam laufen. Das langsame Lau- mehr an, wollen aber trotzdem Ma- ich gleich mal ein ernstes Hühn- das ihm gerade am Anfang sehr ge- Der Sportler besaß nun den Biss, che Klamotten trägt man am bes- fen ist die Basis.“ rathon laufen und suchen deshalb chen“? Mein Mann legte einen holfen habe. um auf der großen Bühne auch ten bei so einem Lauf? Wann dehnt Eines seiner Lieblingsthemen nach Möglichkeiten, sich optimal Stopp ein. Es würde bestimmt In Gießen haben viele Seminar- Edelmetall holen zu können. Drei man seine Muskeln am besten? bei Seminaren ist die Ernährung. vorbereiten zu können. Wir wollen eine Weile dauern, bis unsere teilnehmer dieses Buch im Gepäck, Jahre später feierte Herbert Steffny Herbert Steffny garniert seine „In keinem anderen Bereich wird ihnen dabei helfen.“ Die Veranstal- Freundin Lucas erklärt hatte, lassen es sich von Herbert Steffny si- schließlich seinen größten sportli- Antworten immer wieder mit Er- so viel Unsinn publiziert wie bei tung in Gießen sei früh ausge- dass es keine Gespenster gibt. gnieren – er macht es mit Freude. chen Erfolg. Bei der Europameister- lebnissen von Kenia-Reisen und der Ernährung. Das ist ein Fass oh- bucht gewesen, es habe eine Nach- Was ich jedoch für falsch hielt. Diese 367 Seiten, millionenfach ver- schaft 1986 in Stuttgart gewann er Laufveranstaltungen auf der gan- ne Boden“, sagt Steffny. Dabei sei rückerliste gegeben. Endlich konnte ich anbringen, kauft, haben Steffny, der als Lauf- in 2:11:30 Stunden Bronze im Mara- zen Welt. Und die sind oft lustig. In es im Prinzip ja ganz einfach: Die Reisebranche hat sich diese was ich bei Colin Bowles gele- papst gilt, bekannt ge- thon. New York sei mal ein Teilnehmer „Wenn du nicht dick Lust aufs Laufen sen hatte. Da hockt ein großes macht, sie sind sozusa- „Aus finanziel- Medaillen bei gro- zwei Tage vor dem Marathonstart werden möchtest, „Ich galt als längst zunutze ge- lila Krokodil unter dem Bett gen sein Markenzei- ßen nationalen und zum ihm gekommen und habe ge- kannst du am Tag nur macht. „Früher gab es eines Kindes. Bowles rät, die chen. „Aus finanziel- len Gründen internationalen Meis- fragt, ob er noch ein paar Tipps ha- so viel essen, wie Riesentalent, vielleicht fünf Laufrei- Existenz solcher Wesen nicht len Gründen müsste muss ich keine terschaften werden be. „Wir haben uns unterhalten dein Körper auch ver- hatte aber seanbieter, heute sind zu leugnen, sondern das Kroko- ich solche Laufsemina- Seminare mehr die Frauen und Män- und dabei kam heraus, dass der braucht. Treibst du keine Arbeits- es 15 in Deutschland“, dil mit einem Fleischklopfer zu re nicht machen. Aber ner, die jetzt beim Ma- Mann während seiner Vorberei- ausreichend Sport, sagt Achim Wricke. erschlagen, in einen Teppich zu ich tue es, weil es mir geben.“ rathonseminar in Gie- tung nicht einen langen Lauf absol- kannst du dir abends moral.“ Mit den neuen Mög- wickeln und aus dem Zimmer einfach Spaß macht“ ßen sitzen, vermutlich viert hatte, das längste waren 15 Ki- dann auch mal eine Ta- lichkeiten, einen Mara- zu tragen. Unserer Freundin er- sagt er. Der Diplom- nicht holen. Aber das lometer. Ich habe ihm gesagt, dass fel Schokolade gön- thon in Dublin, Rio de schien das logisch. Töten wollte Biologe und einstige Weltklasseläu- ist auch nicht ihr Anspruch, die die lange Läufe aber das A und O nen, ohne gleich ein schlechtes Ge- Janeiro, New York oder auf Honolu- sie das Gespenst allerdings fer möchte sein Wissen weiterge- meisten wollen ihren Marathon ge- sind“, erzählt Steffny. Am Abend wissen zu haben.“ Die Frauen und lu laufen zu können, hat sich auch nicht, aber sie marschierte los, ben an die vielen Millionen Hobby- nießen. Herbert Steffny soll ihnen sei der Mann schließlich 30 Kilome- Männer im Seminarraum lauschen die Laufszene in den vergangenen um es in ein Handtuch zu wi- athleten. Und das macht er seit dabei helfen. ter durch den Centralpark gerannt, gebannt, viele schreiben eifrig mit. Jahren sehr geändert. ckeln. Wir haben den Rest des 1989 mit Leidenschaft und Witz. Der Marathon ist das Matter- beim Marathon war er dann nach Einer, der sich über das Interes- „Früher ging es wirklich nur um Films nicht mehr gesehen, weil Und vielleicht möchte der horn des kleinen Mannes, sagt gut der Hälfte platt. „Das musste se der Hobbysportler besonders Ergebnisse. Da wurde bei Mara- es spät geworden war. Ich war 57-Jährige seinen Seminarbesu- Steffny gern. „Ihn“ zu bezwingen, passieren. Aber der wollte alles freut, ist Achim Wricke. Er ist Ge- thons regelrecht um neue Bestzei- verwundert, dass unsere Freun- chern auch verdeutlichen, dass sie bedarf es aber einer vernünftigen nachholen, was er bis dahin ver- schäftsführer des Laufreise-Anbie- ten geschrubbt“, erinnert sich Her- din zum Abschied mit einem diese Leidenschaft fürs Laufen nie Vorbereitung, eines auf die 42,195 säumt hatte. Ins Ziel ist der Mann ters InterAir und arbeitet schon bert Steffny. Heute würden viele Handtuch vom Balkon winkte. verlieren sollten; Herbert Steffny Kilometer abgestimmten Trai- aber irgendwie gekommen“, erin- lange mit Herbert Steffny zusam- eine Marathonreise auch nutzen, Aber dann sagte mein Mann: war sie damals für eine Weile ab- nings. Natürlich empfiehlt er sein nert sich der Seminarleiter. men. Das

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