Blick licht 5-09KULTURMAGAZIN COTTBUS-LAUSITZ-KOSTENLOS BLICKLICHT Mai2009 Editorial Es ist schon merkwürdig. Kehrt man kurzeitig in das Campusleben zurück, Cover: merkt man wie unsinnig/merkwürdig die Welt da draußen sein kann. Stephan Ilge Wirtschaftskrisen, Konjunkturpakete, Straßenbahnen, demografische Der Gedankensprung und das Meer Veränderung einer Stadt namens ( wie hieß sie noch mal..?) Cottbus(!) sind Öl auf Leinwand, 2004 nichtig, irrelevant, Schatten einer anderen Welt. Ich freue mich schon auf morgen beim Kaffe trinken an der Mensa. Ich muß zugeben die Frauen werden immer hübscher. Robert „Flaggenhissen ist eine nicht sehr sinnvolle und insbesondere nicht nachhaltige Art um sich mit dem Problem von Diversity [Vielfalt, Anmerkung der Redaktion] zu befassen.“ Walther Ch. Zimmerli am 17.04.2009 Wo tolerieren wir heutzutage etwas? Tramstruktur, Unistruktur, sexuelle Uni? Liebe Liebenden, lebt eure Vielfalt, seid Vielfalt, macht Vielfalt- aber nicht an der BTU. Der Studierenden- rat, Senatsmitglieder und studentische Vereine haben sich für die Hissung der Regenbo- genflagge an der BTU ausgesprochen. Im Rahmen des Brandenburgischen CSD sollte dies doch möglich sein. Allerdings fällt die Regenbogenflagge nicht in den Paragraphen des Beflaggungsgesetzes. Was für ein Ass im Ärmel der Hochschulleitung. Doof nur, dass diese „vielfältigen“ Studierenden das mit der Flaggenhissung trotzdem machen. MACHT LIEBE! Eure Euch liebende Hopo-Wiebke Inhalt 4 Lebens-KUNST 5 Kultur 6 Cottbuser Bühnen 9 Kultur 10 Politik 11 Studium 12 StuRa BTU 13 Leben - Die Autorenseite 14 KultUhr 35 Stadtplan, Adressen und Gewinnaktion Impressum Kontakt: Herausgeber: LayoutundEdition: Blattwerk e.V., Karlstr. 24, 03044 Cottbus Blattwerk e.V. Matthias Glaubitz Tel: 0355/4948199 Redaktion: Anzeigen: [email protected], www.kultur-cottbus.de Daniel Häfner, Jens Pittasch, Robert Amat-Kreft Robert Amat-Kreft Spendenan: VerantwortlichimSinnedesPressegesetzes: Tel: 0176/24603810 KtNr: 3111103870, BlZ: 18050000,Sparkasse Spree-Neiße Daniel Häfner Druck: mitUnterstützungvon: Mitarbeiter: Druck & Satz Großräschen Amnesty International Cottbus, StuRa BTU, StuRa FHL, Studen- Erik Schiesko, Anika Goldhahn, Sarah Döring Auflage: 4100 tenwerk Frankfurt (O) -Lebens-KUNST beteiligt, die aktiv für mehr Bürgerrechte eintreten, wie Lebens-KUNSTinCottbus z.B. der Verein „Mehr Demokratie“. Andererseits ist es schon lange mein Bemühen auch im konkreten Geldwesen ThomasBrunner-derindividuelleMenschgehörtindenMittelpunkt neue, kooperative Wege zu gehen, durch die individuelle Initiative gefördert wird, z.B. durch Kreditgemeinschaften ImletztenJahrerhielticheineEinladungzurFreienSommeruniversität.FreieSommeruniversität?InCott- oder Gemeinschaftskonten. Ein aktuelles Projekt ist die bus,bessergesagtinKahren?InteressiertundetwasungläubiglasichimProgramm:„DiefreieSommeru- Freie Bildungsstiftung, mit der in gewisser Weise an den niversitätisteinefreiezivilgesellschaftlicheInitiativezurFörderungeinesstaatsunabhängigenundüber- Impuls des „Neuen Forum“ angeknüpft wird. Wenn man betrieblichenGeisteslebens.-WeitereFragenbeantwortetgerne:ThomasBrunner“ Neues gestalten will, braucht man neue Foren, in denen EinigeFragenbeantwortetedanndieWocheselbst.AnmehrerenNachmittagenundAbendenfuhrichin sich Menschen zusammenfinden und aus ihren Lebensbe- unsereneingemeindetenStadtteil,lerntevieleinteressanteMenschenkennen,dieausganzDeutschland reichen berichten, miteinander sprechen und Ideen entwi- gekommenwaren,hörteMusik,sahPuppenspiel,nahmteilanVorträgen,WorkshopsundDiskussionen. ckeln. Vor zwanzig Jahren haben sich dann Parteien und AndereFragentratenneuaufundwartetenseitheraufweitereAntworten,dieZeitraste,undwirkamen staatliche Institutionen auf die Töpfe dieser lebendigen, nichtdazu,unsmalweiterzuunterhalten.AuchmeinnächsterWeltsicht-Abend,vondemichhierschon mündigen Kreativität gesetzt und durch scheinbar fertige eineWeilerede,fandnochnichtstatt.DieserhätteGelegenheitgeboten,dieThemenanzusprechen,die und bewährte Wege ersetzt. durchdieEntwicklungderWirtschaftundderFinanzmärktenochmalsaktuellergewordenwaren.Nun Jens: Diese mündigen, selbstbestimmten, aktiven Bürger, wollteichnichtmehrlängerwartenundbatdenInitiatorderFreienSommeruniversitätzumLebens-KUNST- von denen wir immer weniger haben, brauchen doch aber Interview:ThomasBrunner. auch - nun ja, wenn schon keinen bestimmenden Staat, so aber doch gemeinsame Werte. Thomas: Ja, deshalb hat Jeremy Rifkin in seinem Buch „Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft“ schon 1995 von der wachsenden sinnstiftenden Aufgabe der Zivilgesellschaft in einer durch Globalisierung und Rationalisierung sich ra- sant verändernden Welt gesprochen. Damit diese Aufgabe erfüllt werden kann muss Bildung und Kultur vom Staat losgelöst und der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wer- den. Friedrich Schiller hatte die Idee vom „ästhetischen Staat“. Er wendete sich gegen die Lehre der reinen Ver- nunft, die das Menschliche ausklammert, ebenso wie ge- gen die rein sinnliche Willkür. Er sprach davon, dass der Mensch nur durch unmittelbare essentielle ästhetische Erfahrungen (Kunst) zur Freiheit, Selbstbestimmung und sozialen Verantwortung kommen kann. Jens: Das kann uns daran erinnern, dass wir bewusst se- hen und selbst und miteinander handeln müssen. Daher spreche ich auch in der Initiative Weltsicht vom Zeigen als Möglichkeit, zu verändern. Man kann das Sehen durch deutliches Zeigen anregen, wer nichts sehen will, wird es auch nicht verstehen. Thomas: Ja, genau das ist ein Aspekt von Schillers ästhe- tischem Staat, wie ich ihn verstehe, doch gilt es nun, dieses freiheitliche Prinzip schrittweise zum Prinzip des gesamt- en Bildungs- und Kulturlebens zu erweitern. Jens: Ist das nicht wieder sehr theoretisch beziehungswei- se idealisiert? Jens Pittasch: Thomas, vor ein paar Wochen hast Du mich ein Milieu menschlichen Vertrauens und je mehr sich ein Thomas: Das ist nur eine Frage der Methode. Deshalb angerufen und für den gleichen Tag zu einem Diskussions- solches Milieu entfalten kann, um so fruchtbarer und auch formulierte Schiller als die Methode der Kunst nicht ir- forum wegen der Finanzkrise eingeladen. Ich habe das lei- nachhaltiger können Menschen ihre Fähigkeiten entwi- gendeine Ideologie, sondern das ganz Praktische: dass der der nicht geschafft, was ist daraus geworden? ckeln. Und die Fähigkeiten sind ja das eigentliche Kapital Künstler aus dem Bunde des Möglichen mit dem Notwen- Thomas Brunner: Der Nachmittag in Kahren war sehr der Gesellschaft. Natürlich ist der Staat notwendig, um z.B. digen immer neu das Ideal erzeugen müsse. interessant und führte dazu, dass wir daraus eine Veran- gewisse rein spekulative Finanzmarktprodukte zu verbie- Jens: Soweit ich weiß, zog er Vergleiche mit früheren Ge- staltungsreihe gemacht haben, die überregional zum Mit- ten, doch führen solche Verbote auch nur weiter, wenn sellschaften, die er näher an diesem Ideal sah, als die heu- denken anregen möchte. zugleich – und das ist die zweite Ursache der Misere –die tige, etwa mit dem antiken Griechenland. Bei der Sommeru- Jens: Ich hatte ja kürzlich im „Blicklicht“ geschrieben, dass weit verbreitete Entkopplung zwischen Geld und sozialem ni habt Ihr diese Verbindung ebenfalls mehrfach erwähnt, ich das Geschehen nicht für eine Finanzkrise halte, son- Leben überwunden wird. die auch Rudolf Steiner aufgreift. Aus meiner Sicht blen- dern eine Systemkrise. Jens: Das klingt sehr idealistisch. det das aber aus, dass keinesfalls die gesamte griechische Thomas: Ich sehe das genau so. Deshalb ist es mein Be- Thomas: Und ist doch notwendig und auch praktisch Gesellschaft sich in diesem Idealzustand befand, sondern mühen eine freie zivilgesellschaftliche Sphäre zu schaffen, möglich. Ganz in der Nähe, in Dänemark, können wir immer nur eine Elite. Überhaupt scheinen mir Ideale der um grundsätzlich mit allen, die sich engagieren möchten, sehen, dass die Menschen selbst zur Verantwortung in Schönheit an der schieren Masse zu scheitern, bei der dann über zukunftsfähige, gesellschaftliche Perspektiven ins der Lage sind. Es gibt dort keine Schul- sondern nur eine nur noch Regeln und Verallgemeinerungen helfen. Gespräch kommen zu können. Dass die Finanzwelt aus den Unterrichtspflicht. Mit Wirkungen von freier, kreativer Thomas: Ob dieser Begriff der „Masse“ weiter führt, das Fugen geraten ist, ist nur ein Symptom eines staatlichen Bildung bis zu flexiblen und an die individuellen Lebensbe- müsste genauer angeschaut werden. Doch ist natürlich und auch persönlichen Denkens und Handelns, dem wich- dingungen angepassten Jobmodellen in der Arbeitswelt. richtig, dass die antiken Gesellschaften nicht als Vorbilder tige, innere Bezüge verloren gegangen sind. Jens: Leider ist es aber so, dass bei uns immer größere Be- heutiger Gesellschaften dienen können. Das war Steiner Jens: Bezüge auf welchen Ebenen? völkerungsgruppen immer schneller, immer unflexibler und auch Schiller allerdings sehr bewusst. Schiller unter- Thomas: Meines Erachtens gibt es zwei Hauptursachen für werden. schied 3 Phasen der Bewusstseinsentwicklung: In der er- die aktuelle Entwicklung. Eine ist die Entmündigung des Thomas: Was ja eben der Grund für die anderen sein muss, sten lebt der Mensch in Einheit mit der Welt, doch diese Bürgers durch den Staat, der immer mehr gesellschaftliche die Dinge in Bewegung zu bringen. Aus persönlicher Sta- Einheit ist noch keine freie. In der zweiten Phase stellt er Bereiche (z.B. den Bildungssektor) unter seine generalisie- gnation wird persönliche Depression und gesellschaftliche sich betrachtend der
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