Die Bekennende Kirche und die Gründung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau - EKHN Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie des Fachbereiches Evangelische Theologie der Justus-Liebig-Universität Gießen vorgelegt von Doris Borchmeyer aus Königstein 2010 Dekan: Prof. Dr. Peter von Möllendorff 1. Berichterstatterin: Prof. Dr. Athina Lexutt 2. Berichterstatter: Prof. Dr. Frank Thomas Brinkmann Tag der Disputation: 26. Oktober 2010 Inhaltsverzeichnis EINLEITUNG .................................................................................................................................. 3 1. EXPLIKATION DES THEMAS ................................................................................................................. 3 2. STAND DER FORSCHUNG UND FRAGESTELLUNG ...................................................................................... 9 2.1 Zur Entstehung derEKHN ..................................................................................................... 9 2.2 Zur Struktur der Kirchenleitung und zu Martin Niemöller .................................................. 18 2.3 Fazit ................................................................................................................................... 21 3. METHODE .................................................................................................................................... 23 I. VORBEDINGUNGEN ZUR GRÜNDUNG DER EKHN ..................................................................... 27 1. KIRCHENORDNUNG UND KIRCHENVERFASSUNG.................................................................................... 27 1.1 Evangelische Kirchenordnungen: Strukturen und Aufgaben ............................................. 27 1.2 Kirchenordnungen in Hessen ............................................................................................. 32 1.3 Kirchenordnungen als Vorgänger-Ordnungen von 1922 auf dem Gebiet der heutigen EKHN ........................................................................................................................................ 38 2. KIRCHENKAMPF ............................................................................................................................. 48 2.1 Deutsche Evangelische Kirche, Bekennende Kirche 1933-45 ............................................. 48 2.2 Evangelische Landeskirche Nassau-Hessen (ELKNH) ......................................................... 90 3. MARTIN NIEMÖLLER .................................................................................................................... 109 3.1 Vorstellungen und Erwartungen Niemöllers an die neue Landeskirche ........................... 109 3.2 Niemöller als Theologe .................................................................................................... 115 3.3 Niemöllers Position 1945 ................................................................................................. 120 II. CHRONOLOGIE DER EREIGNISSE AB 1945 .............................................................................. 129 1. NEUANFANG NACH DEM ZUSAMMENBRUCH: BILDUNG DER EVANGELISCHEN KIRCHE IN DEUTSCHLAND (EKD) .................................................................................................................................................... 129 1.1 „Bekennende“ Kirche und die Rolle des Bekenntnisses .................................................... 151 1.2 Kirchenordnungen in Deutschland ab 1945 ..................................................................... 161 2. DIE EVANGELISCHE KIRCHE IN HESSEN UND NASSAU (EKHN) .............................................................. 169 2.1 Besondere Erfahrungen der BK: Konsequenzen für eine neue Landeskirche ................... 169 2.2 Entstehung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau .......................................... 173 2.3 Grundsätze der Verfassung der EKHN .............................................................................. 203 2.4 Arbeit an der Verfassung durch den Verfassungsausschuss ............................................ 216 III. NEUE ORGANISATION .......................................................................................................... 234 1. GRUNDLAGEN DES KIRCHENVERSTÄNDNISSES, KIRCHENORDNUNG UND QUELLEN DER KIRCHENORDNUNG .... 234 2. GRUNDLAGEN DES AMTSVERSTÄNDNISSES ........................................................................................ 248 1 2.1 Das Leitende Amt in der neuen Landeskirche .................................................................. 258 2.2 Das Leitende Geistliche Amt ............................................................................................ 268 2.3 Martin Niemöller als Kirchenpräsident ............................................................................ 274 3. BEKENNTNIS ............................................................................................................................... 282 IV. ERGEBNISSE UND AUSBLICK ................................................................................................. 288 1. ERGEBNISSE ................................................................................................................................ 288 2. AUSBLICK ................................................................................................................................... 298 ABKÜRZUNGEN ......................................................................................................................... 301 LITERATUR ................................................................................................................................ 302 PERSONENREGISTER ................................................................................................................. 324 2 Einleitung Einleitung 1. Explikation des Themas „Ecclesia semper reformanda.“ Dieser protestantischen Grundüberzeugung entsprechend hat sich die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (nachfolgend EKHN) im Frühjahr 2010 eine neue Ordnung gegeben. Auf ihrer Basis haben alle Gemeinden ihr Gemeindeleben zu gestalten. Die aktuelle Überarbeitung der Kirchenordnung ist jetzt abgeschlossen und die neue Kirchenordnung verabschiedet. Es war ein langer Prozess. Die letzten beiden Überarbeitungen liegen erst wenige Jahre zurück: Sie wurden 2002 und 2006 verabschiedet. Dennoch schien wiederum eine Überarbeitung notwendig zu sein, an der mehrere Jahre gearbeitet worden ist. Die 1949 in Kraft getretene Kirchenordnung dagegen war innerhalb von weniger als drei Jahren neu entstanden. Kann das wirklich so gewesen sein? Viele Überlegungen und Positionen haben im Erarbeitungsprozess ihren Platz gefunden. Es war wesentlich schwieriger zu kommunizieren als heute: Es gab in dieser Zeit kein Internet und keinen E-Mail-Verkehr, sondern mitunter schon Probleme bei der Anreise zu den Tagungsorten. Stimmt es, dass es wirklich keine drei Jahre gedauert hat, eine neue Ordnung zu schaffen, wo schon der aktuelle Überarbeitungsprozess in unserer Zeit mit den modernen Kommunikationswegen mehr Zeit in Anspruch nahm? Die Überarbeitung der Kirchenordnung war von lebhaften, oft emotional beeinflussten Diskussionen begleitet. Es wurde sogar verdächtigt, das kollegiale Bischofsamt stehe infrage. Falls es zu seiner Abschaffung kommen und auch das LGA abgeschafft werde, werde „nicht weniger als ein Bruch mit der Geschichte der EKHN vollzogen und ihr Selbstverständnis als Kirche verändert...", erklärte Helmut Kern, der Propst für Rheinhessen. Er sprach von einem „fundamentalen Wendepunkt in der Geschichte dieser Kirche“.1 Neben dieser sachlichen Einschätzung wurden viele sorgenvolle Stimmen laut. Aus ihnen sprach sicherlich auch eine allgemeine Scheu vor Veränderungen. 1 Dienst: Evangelium und Protestantismus, S. 581. 3 Einleitung Insbesondere große Veränderungen erfordern Mut. Kann man nicht oft nur mit Mut die Zukunft bewältigen? Häufig ist es nach sorgfältigem Abwägen sinnvoll, kraftvoll nach vorne zu schauen und nicht zu wehmutsvoll zurück. Aber gilt diese Notwendigkeit auch für die Neufassung der Kirchenordnung der EKHN? Warum wurden überhaupt ihre Grundfesten überdacht? Vor gut sechzig Jahren trat die Kirchenordnung nach einer relativ kurzen Erarbeitungszeit in Kraft. Nach einer umfassenden Überarbeitung wurde nun also eine neue Kirchenordnung verabschiedet. Es handelte sich dabei nicht um eine erste Überarbeitung, aber diesmal geschah sie grundlegender als zuvor. Dabei war auch die letzte Fassung erst vier Jahre alt. Generell ist nicht nur „ecclesia semper reformanda“, sondern auch ihre Ordnung muss hin und wieder überprüft werden, ob sie an die Gegenwart angepasst werden muss. Eine Kirchenordnung ist nach protestantischem Verständnis niemals „norma normans“, sondern eine an Heiliger Schrift und am Bekenntnis orientierte „norma normata“ und hat sich regelmäßig einer kritischen Überprüfung zu stellen. Also überrascht grundsätzlich eine Überarbeitung nicht. Aber die Kirchenordnung der EKHN war doch über vierzig Jahre nach ihrer Verabschiedung noch „modern“, und sie hob sich schon immer aus den Kirchenordnungen Deutschlands heraus. Bei der aktuellen grundsätzlichen Überarbeitung wurde wiederum deutlich, dass sie sich in verschiedenen Aspekten von den Kirchenordnungen anderer evangelischer Landeskirchen in Deutschland unterscheidet: „Unter allen Gliedkirchen der „Evangelischen Kirche in Deutschland‟, die entweder uniert sind oder unierte Gemeinden haben (…), nimmt die „Evangelische
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